Klagelieder 3
Lutherbibel 2017
von Deutsche BibelgesellschaftKlage und Trost eines Leidenden
1 Ich bin der Mann, der Elend sehen muss durch die Rute seines Grimmes. 2 Er hat mich geführt und gehen lassen in die Finsternis und nicht ins Licht. 3 Er hat seine Hand gewendet gegen mich und erhebt sie gegen mich Tag für Tag. 4 Er hat mir Fleisch und Haut alt gemacht und mein Gebein zerschlagen. 5 Er hat mich ringsum eingeschlossen und mich mit Bitternis und Mühsal umgeben. 6 Er hat mich in Finsternis versetzt wie die, die längst tot sind. 7 Er hat mich ummauert, dass ich nicht herauskann, und mich in harte Fesseln gelegt. 8 Und wenn ich auch schreie und rufe, so stopft er sich die Ohren zu vor meinem Gebet. (Ps 22,3; Ps 69,4) 9 Er hat meinen Weg vermauert mit Quadern und meinen Pfad zum Irrweg gemacht. 10 Er hat auf mich gelauert wie ein Bär, wie ein Löwe im Verborgenen. 11 Er lässt mich den Weg verfehlen, er hat mich zerfleischt und zunichtegemacht. 12 Er hat seinen Bogen gespannt und mich dem Pfeil zum Ziel gegeben. 13 Er hat mir seine Pfeile in die Nieren geschossen. 14 Ich bin ein Hohn für mein ganzes Volk und täglich ihr Spottlied. (Hi 30,9) 15 Er hat mich mit Bitterkeit gesättigt und mit Wermut getränkt. 16 Er hat mich auf Kiesel beißen lassen, er drückte mich nieder in die Asche. 17 Meine Seele ist aus dem Frieden vertrieben; ich habe das Gute vergessen. 18 Ich sprach: Mein Ruhm und meine Hoffnung auf den HERRN sind dahin. 19 Gedenke doch, wie ich so elend und verlassen, mit Wermut und Bitterkeit getränkt bin! 20 Du wirst ja daran gedenken, denn meine Seele sagt mir’s. 21 Dies nehme ich zu Herzen, darum hoffe ich noch: 22 Die Güte des HERRN ist’s, dass wir nicht gar aus sind, seine Barmherzigkeit hat noch kein Ende, (Neh 9,31) 23 sondern sie ist alle Morgen neu, und deine Treue ist groß. 24 Der HERR ist mein Teil, spricht meine Seele; darum will ich auf ihn hoffen. (Ps 16,5; Ps 73,26) 25 Denn der HERR ist freundlich dem, der auf ihn harrt, und dem Menschen, der nach ihm fragt. 26 Es ist ein köstlich Ding, geduldig sein und auf die Hilfe des HERRN hoffen. (Röm 8,25) 27 Es ist ein köstlich Ding für einen Mann, dass er das Joch in seiner Jugend trage. 28 Er sitze einsam und schweige, wenn Gott es ihm auferlegt, 29 und stecke seinen Mund in den Staub; vielleicht ist noch Hoffnung. 30 Er biete die Backe dar dem, der ihn schlägt, und lasse sich viel Schmach antun. (Mt 5,39) 31 Denn der Herr verstößt nicht ewig; (Jes 54,8) 32 sondern er betrübt wohl und erbarmt sich wieder nach seiner großen Güte. 33 Denn nicht von Herzen plagt und betrübt er die Menschen. 34 Wenn man alle Gefangenen auf Erden unter die Füße tritt 35 und eines Mannes Recht vor dem Allerhöchsten beugt 36 und eines Menschen Sache verdreht, – sollte das der Herr nicht sehen? 37 Wer darf denn sagen, dass solches geschieht ohne des Herrn Befehl (Jes 45,7; Am 3,6) 38 und dass nicht Böses und Gutes kommt aus dem Munde des Allerhöchsten? 39 Was murren denn die Leute im Leben, ein jeder über die Folgen seiner Sünde? 40 Lasst uns erforschen und prüfen unsern Wandel und uns zum HERRN bekehren! 41 Lasst uns unser Herz samt den Händen aufheben zu Gott im Himmel! 42 Wir, wir haben gesündigt und sind ungehorsam gewesen, darum hast du nicht vergeben. (Ps 106,6) 43 Du hast dich in Zorn gehüllt und uns verfolgt und ohne Erbarmen getötet. 44 Du hast dich mit einer Wolke verdeckt, dass kein Gebet hindurchkonnte. 45 Du hast uns zu Kehricht und Unrat gemacht unter den Völkern. 46 Alle unsere Feinde reißen ihr Maul auf über uns. 47 Wir werden gedrückt und geplagt mit Schrecken und Angst. 48 Wasserbäche rinnen aus meinen Augen über den Jammer der Tochter meines Volks. 49 Meine Augen fließen und können’s nicht lassen, und es ist kein Aufhören da, 50 bis der HERR vom Himmel herabschaut und darein sieht. (Ps 102,20) 51 Mein Auge macht mir Schmerzen wegen all der Töchter meiner Stadt. 52 Meine Feinde haben mich ohne Grund gejagt wie einen Vogel. 53 Sie haben mein Leben in der Grube zunichtegemacht und Steine auf mich geworfen. 54 Wasser hat mein Haupt überschwemmt; da sprach ich: Nun bin ich verloren. 55 Ich rief aber deinen Namen an, HERR, unten aus der Grube, 56 und du erhörtest meine Stimme: »Verbirg deine Ohren nicht vor meinem Seufzen und Schreien!« 57 Du nahtest dich zu mir, als ich dich anrief, und sprachst: Fürchte dich nicht! 58 Du führst, Herr, meine Sache und erlöst mein Leben. 59 Du siehst, HERR, wie mir Unrecht geschieht; hilf mir zu meinem Recht! 60 Du siehst, wie sie Rache üben wollen, und kennst alle ihre Gedanken gegen mich. 61 HERR, du hörst ihr Schmähen und alle ihre Anschläge gegen mich, 62 die Reden meiner Widersacher und ihr Geschwätz über mich den ganzen Tag. 63 Sieh doch: Ob sie sitzen oder aufstehen, singen sie über mich Spottlieder. 64 Vergilt ihnen, HERR, wie sie verdient haben! (Ps 137,8; Kla 1,21; 1Petr 2,23; 1Petr 3,9) 65 Lass ihnen das Herz verstockt werden, lass sie deinen Fluch fühlen! 66 Verfolge sie mit Grimm und vertilge sie unter dem Himmel des HERRN.Klagelieder 3
Das Buch
von SCM VerlagDas Kapitel ist in dieser Übersetzung nicht verfügbar.
Klagelieder 3
Elberfelder Bibel
von SCM VerlagKlage des Propheten über sein und des Volkes Elend – Anerkenntnis der Treue Gottes – Aufruf zum Sündenbekenntnis – Bitte um Rettung und Vergeltung an den Feinden
1 [1] Ich bin der Mann, der Elend sah durch die Rute seines Grimmes. (Ps 102,11; Jer 8,21; Jer 20,18) 2 Mich trieb er weg und ließ mich gehen in Finsternis und ohne Licht. (Jes 59,9) 3 Nur[2] gegen mich wendet er immer wieder seine Hand, jeden Tag. (Hi 6,4) 4 Verfallen ließ er mein Fleisch und meine Haut, zerbrach meine Knochen, (Hi 30,30; Jes 38,13) 5 umbaute und umgab mich mit Gift und Mühsal. (Hi 19,8) 6 Er ließ mich wohnen in Finsternissen, wie die Toten der Urzeit[3]. (Ps 143,3; Jes 59,10) 7 Er ummauerte mich, dass ich nicht herauskann; er legte mich in schwere, bronzene Ketten[4]. (Hi 19,8) 8 Auch wenn ich schrie und um Hilfe rief, verschloss er ⟨sein Ohr vor⟩ meinem Gebet. (Hi 19,7; Kla 3,44) 9 Er vermauerte meine Wege mit Quadersteinen, kehrte meine Pfade um[5]. (Hi 19,8) 10 Ein lauernder Bär war er mir, ein Löwe im Versteck. (Hi 10,16) 11 Er ließ mich vom Weg abirren[6], zerfleischte mich[7] und machte mich menschenleer[8]. (Kla 1,13) 12 Er spannte seinen Bogen[9] und stellte mich hin als Ziel für den Pfeil. (Hi 6,4) 13 Er ließ in meine Nieren dringen die Söhne seines Köchers. (Hi 6,4) 14 Ich wurde meinem ganzen Volk[10] zum Gelächter, ihr Spottlied ⟨bin ich⟩ jeden Tag. (Hi 30,9; Kla 3,63) 15 Er sättigte mich mit bitteren Kräutern und tränkte mich mit Wermut. (Jes 51,21; Jer 4,18; Jer 9,14) 16 Und er ließ auf Kies meine Zähne beißen[11], er trat mich nieder in den Staub. (Spr 20,17) 17 Du verstießest[12] meine Seele aus dem Frieden[13], ich habe vergessen, was Glück[14] ist. (Jer 16,5) 18 Und ich sagte: Verloren ist mein Glanz[15] und meine Hoffnung auf den HERRN[16]. (Hes 37,11) 19 An mein Elend und meine Heimatlosigkeit zu denken, ⟨bedeutet⟩ Wermut und Gift! 20 ⟨Und doch⟩ denkt und denkt meine Seele daran und ist niedergedrückt in mir. (Hi 21,6) 21 ⟨Doch⟩ dies will ich mir in den Sinn zurückrufen, darauf[17] will ich hoffen: 22 Ja, die Gnadenerweise des HERRN sind nicht zu Ende[18], ja, sein Erbarmen hört nicht auf, (2Sam 24,14; Neh 9,31; Ps 69,17) 23 es ist jeden Morgen neu. Groß ist deine Treue. (Ps 36,6) 24 Mein Anteil[19] ist der HERR, sagt meine Seele, darum will ich auf ihn hoffen. (Hi 22,25; Ps 16,5; Ps 73,26; Ps 94,19) 25 Gut ist der HERR zu denen, die auf ihn harren, zu der Seele, die nach ihm fragt. (Esr 8,22; Ps 37,7; Ps 71,14; Ps 105,3; Jes 30,18) 26 Es ist gut, dass man schweigend hofft[20] auf die Rettung des HERRN. (2Mo 14,14; Ps 62,2; Ps 119,166; Hab 2,3) 27 Gut ist es für den Mann, wenn er ein Joch in seiner Jugend trägt. 28 Er sitze einsam und schweige, wenn er es ihm auferlegt. (Hi 23,2; Ps 39,10) 29 Er lege seinen Mund in den Staub[21], vielleicht gibt es Hoffnung. 30 Er biete dem, der ihn schlägt, die Wange, sättige sich an Schmach. (Hi 30,10; Ps 123,3; Jes 50,6) 31 Denn nicht für ewig verstößt der Herr, (2Sam 14,14) 32 sondern wenn er betrübt hat, erbarmt er sich nach der Fülle seiner Gnadenerweise. (Jes 27,8; Jes 54,7; Jer 31,20; Jak 5,11) 33 Denn nicht von Herzen demütigt[22] und betrübt er die Menschenkinder. (Hes 33,11) 34 Dass man alle Gefangenen des Landes unter seinen Füßen zertritt, 35 dass man das Recht eines Mannes beugt vor dem Angesicht des Höchsten, 36 dass man einen Menschen irreführt in seinem Rechtsstreit – sollte der Herr es nicht sehen? (5Mo 25,1; Ps 94,5; Spr 24,12; Kla 3,59) 37 Wer ist es, der da sprach, und es geschah – ⟨und⟩ der Herr hat es nicht geboten? (1Kön 22,34; Ps 33,9) 38 Kommt nicht aus dem Mund des Höchsten das Böse und das Gute hervor? (2Sam 16,10; Hi 2,10; Jes 45,7) 39 Was beklagt sich der Mensch, der ⟨noch⟩ am Leben ist[23], ⟨was beklagt sich⟩ der Mann über seine Sündenstrafe?[24] (2Kön 6,33; Spr 19,3; Jer 10,19; Jer 30,15) 40 Prüfen wollen wir unsere Wege und erforschen und umkehren zu dem HERRN! (5Mo 4,30; Jes 55,7; Hos 5,15; Hos 6,1; Hag 1,5) 41 Lasst uns unser Herz samt den Händen erheben[25] zu Gott im Himmel! (Hi 11,13; Ps 134,2; Mt 6,9) 42 Wir, wir haben die Treue gebrochen und sind widerspenstig gewesen; du ⟨aber⟩, du hast nicht vergeben. (Esr 9,6; Dan 9,5; Sach 1,6) 43 Du hast dich in Zorn gehüllt und hast uns verfolgt; du hast uns umgebracht ohne Mitleid. (Ps 80,5; Kla 2,1; Kla 2,21; Kla 3,8) 44 Du hast dich in eine Wolke gehüllt, sodass kein Gebet hindurchdrang. (Ps 80,5; Kla 2,1; Kla 3,8) 45 Du hast uns zum Kehricht und zum Ekel gemacht mitten unter den Völkern. (5Mo 28,37; 1Kor 4,13) 46 Alle unsere Feinde reißen ihren Mund über uns auf. (Ps 22,14; Kla 2,16) 47 Grauen und Grube sind uns zuteilgeworden, Untergang und Zusammenbruch. (Jes 24,18; Jes 51,19) 48 Wasserbäche lässt mein Auge fließen[26] wegen des Zusammenbruchs der Tochter meines Volkes. (Ps 137,1; Jer 13,17) 49 Mein Auge ergießt sich und kommt nicht zur Ruhe, ⟨tränt⟩ unaufhörlich, (Kla 1,16; Lk 19,41) 50 bis der HERR vom Himmel herunterschaut und hinsieht. (Ps 80,15) 51 Mein Auge schmerzt mich[27] wegen all der Töchter meiner Stadt. 52 Wie einen Vogel jagten und jagten mich ⟨jene⟩, die grundlos meine Feinde sind. (Ps 35,19) 53 Sie stürzten mein Leben in die Grube[28] und warfen Steine auf mich. (Jer 38,6; Dan 6,17) 54 Wasser strömte über mein Haupt. Ich sagte ⟨mir⟩: Ich bin ⟨vom Leben⟩ abgeschnitten! (Hi 22,11; Jes 53,8; Jon 2,4) 55 Da rief ich deinen Namen an, HERR, aus der Grube tief unten. (Ps 130,1; Jon 2,3) 56 Du hast meine Stimme gehört. Verbirg dein Ohr nicht vor meinem Seufzen, meinem Schreien[29]! (Ps 5,2; Ps 6,9; Ps 55,2; Ps 66,19; Dan 9,17) 57 Du nahtest an dem Tag, als ich dich anrief; du sprachst: Fürchte dich nicht! (2Kön 19,6; Ps 138,3) 58 Du hast, Herr, meinen Rechtsstreit geführt[30], hast mein Leben erlöst. (1Sam 25,39; Jer 31,11; Jer 38,13; Jer 50,34) 59 Du, HERR, hast meine Entrechtung[31] gesehen. Verhilf mir zu meinem Recht[32]! (Ps 10,14; Ps 35,23; Jer 11,20; Kla 3,36) 60 Du hast gesehen all ihre Rachgier, alle ihre Pläne gegen mich. (Jer 18,23) 61 Gehört hast du ihr Schmähen, HERR, alle ihre Pläne[33] gegen mich, (Jer 18,23) 62 das Gerede derer, die gegen mich aufgetreten sind, und ihren Spott über mich den ganzen[34] Tag. 63 Ihr Sitzen und ihr Aufstehen schau dir an! Ich bin ihr Spottlied. (Kla 3,14) 64 Übe an ihnen Vergeltung, HERR, nach dem Werk ihrer Hände! (Ps 28,4; Jer 51,56) 65 Gib ihnen Verblendung des Herzens[35]! Dein Fluch komme über sie! (Ps 109,17) 66 Jage ihnen nach im Zorn und rotte sie aus unter dem Himmel des HERRN! (Ps 35,5; Jer 15,15)Klagelieder 3
Gute Nachricht Bibel 2018
von Deutsche BibelgesellschaftHoffnung trotz tiefster Not
1 Ich bin der Mann, der viel gelitten hat unter den zornigen Schlägen des HERRN. 2 Ich bin es, den er vor sich hertrieb, immer tiefer in die dunkelste Nacht. 3 Immer nur mich traf seine Faust, Tag für Tag, ohne einzuhalten. 4 Er lässt meine Haut und mein Fleisch zerfallen und zerbricht mir alle meine Knochen. 5 Von allen Seiten schließt er mich ein, er umstellt mich mit Bitterkeit und Qual. 6 In Finsternis lässt er mich wohnen wie die, die schon seit Langem tot sind. (Ps 88,12) 7 Er hat mich ummauert und in Ketten gelegt, aus diesem Gefängnis gibt es keinen Ausweg. (Hi 19,8) 8 Ich kann um Hilfe schreien, soviel ich will – mein Rufen dringt nicht durch bis an sein Ohr. (Ps 22,3) 9 Er hat mir den Weg mit Steinen versperrt, sodass ich ständig in die Irre gehe. 10 Wie ein Bär hat er mir aufgelauert, wie ein Löwe in seinem Hinterhalt. (Hos 13,7) 11 Er hat mich vom Weg heruntergezerrt,[1] dann hat er mich zusammengeschlagen. 12 Er hat den Bogen auf mich angelegt und mich als Ziel für seine Pfeile benutzt. (Hi 6,4) 13 Pfeil auf Pfeil hat er abgeschossen und mir den Rücken damit durchbohrt. 14 Die Leute meines Volkes lachen mich aus, täglich singen sie ihr Spottlied über mich. (Hi 30,9; Jer 20,7) 15 Er gab mir die bitterste Kost zu essen und ließ mich bitteren Wermut trinken. (Jer 8,14) 16 Er hat mich in den Staub gedrückt und mich gezwungen, Kies zu kauen. 17 Das ruhige Leben hat er mir genommen; ich weiß nicht mehr, was Glück bedeutet. 18 Ich habe keine Zukunft mehr, vom HERRN ist nichts mehr zu erhoffen! 19 An all dieses rastlose Elend zu denken ist Gift für mich und macht mich bitter. 20 Doch immer wieder muss ich daran denken und bin erfüllt von Verzweiflung und Schwermut. 21 Ich will mich an etwas anderes erinnern, damit meine Hoffnung wiederkommt: 22 Von Gottes Güte kommt es, dass wir noch leben. Sein Erbarmen ist noch nicht zu Ende, (Neh 9,31) 23 seine Liebe ist jeden Morgen neu und seine Treue unfassbar groß. 24 Ich sage: Der HERR ist mein Ein und Alles; darum setze ich meine Hoffnung auf ihn. 25 Der HERR ist gut zu denen, die nach ihm fragen, zu allen, die seine Nähe suchen. 26 Darum ist es das Beste, zu schweigen und auf die Hilfe des HERRN zu warten. (Ps 62,2) 27 Für jeden Menschen ist es gut, wenn er schon früh gelernt hat, Last zu tragen. 28 Wenn der HERR ihm etwas auferlegt, soll er für sich allein bleiben und schweigen. 29 Er soll seinen Mund auf den Boden pressen – vielleicht ist doch noch Hoffnung auf Hilfe! 30 Dem, der ihn schlägt, soll er die Backe hinhalten und alle Schmach und Schande auf sich nehmen. (Jes 50,6; Mt 5,39) 31 Der Herr verstößt uns nicht für immer. (Jer 3,12) 32 Auch wenn er uns Leiden schickt, erbarmt er sich doch wieder über uns, weil seine Liebe so reich und groß ist. 33 Es macht ihm selbst keine Freude, seinen Kindern Schmerz und Kummer zu bereiten. 34 Alle Gefangenen in unserem Land wurden getreten und misshandelt; 35 unter den Augen des höchsten Gottes wurden sie um ihr Recht gebracht; 36 Unschuldige wurden verurteilt – und das soll der Herr nicht gesehen haben? 37 Wer sonst spricht ein Wort und es geschieht? Geschieht nicht alles auf seinen Befehl? (Ps 33,9) 38 Wenn Glück oder Unglück über uns kommt, hat nicht der Höchste es angeordnet? (Am 3,6) 39 Mit welchem Recht beklagt sich der Mensch bei Gott? Gegen seine Sünde soll er Klage erheben! 40 Lasst uns unser Leben überprüfen und wieder umkehren zu dem HERRN! 41 Lasst uns die Hände zum Himmel strecken und Herz und Sinn zum HERRN hinwenden! 42 Wir haben gesündigt und dir, HERR, getrotzt und du hast uns die Schuld noch nicht vergeben. (Kla 1,18) 43 Du hast dich ganz in deinen Zorn gehüllt, uns schonungslos gejagt und getötet. 44 In einer Wolke hast du dich versteckt, damit kein Gebet dich erreichen konnte. 45 Wie Dreck hast du uns zusammengekehrt, wie Abfall mitten unter den Völkern. 46 Alle unsere Feinde spotten über uns, höhnisch reißen sie ihre Mäuler auf. (Kla 1,7) 47 Schrecken und Entsetzen wurden unser Los, Zusammenbruch und Untergang. 48 Meine Augen zerfließen in Tränen, weil mein Volk zugrunde gegangen ist. (Jer 8,23) 49 Wie ein Bach, der nie zur Ruhe kommt, strömen meine Tränen, ohne zu versiegen, 50 bis der HERR sich vom Himmel herabneigt und seinen Blick wieder auf uns richtet. (Ps 102,20) 51 Es tut mir weh, wenn ich sehen muss, wie es den Frauen in der Stadt ergeht. 52 Sie haben mir nachgestellt wie einem Vogel, obwohl ich niemandem Anlass gab, mein Feind zu sein. (Jer 17,18) 53 Sie haben mich lebend in die Grube gestürzt und einen Stein auf die Öffnung gewälzt. (Jer 38,6) 54 Das Wasser stieg mir bis an die Kehle, ich dachte schon, es sei aus mit mir. (Ps 69,2; Jon 2,6) 55 Da rief ich zu dir, HERR, um Hilfe; aus der Tiefe der Grube schrie ich zu dir: 56 »Verschließ dein Ohr nicht! Hör mein Flehen!« Und du hast meinen Hilferuf gehört! 57 Als ich zu dir schrie, bist du gekommen und hast zu mir gesagt: »Hab keine Angst!« 58 Du hast mich verteidigt und mir Recht verschafft; das Leben hast du mir gerettet. 59 Du weißt, was sie mir angetan haben. Stell mein Recht doch völlig wieder her! 60 Du hast ihren ganzen Hass gesehen und ihre finsteren Pläne gegen mich. 61 Du hast gehört, wie sie mich schmähten und ihre Pläne gegen mich berieten. 62 Alles, was sie reden und denken, ist gegen mich gerichtet, Tag für Tag. 63 Behalte ihr Tun und Lassen fest im Auge! Noch immer singen sie ihr Spottlied auf mich. 64 Alles, was sie mir angetan haben, HERR, zahl es ihnen heim, vergilt es ihnen! (Ps 137,8; Kla 1,21; 1Petr 2,23) 65 Verblende sie, verwirre ihren Sinn, schleudere deinen Fluch gegen sie! 66 Verfolge sie mit deinem ganzen Zorn und fege sie von der Erde weg!Klagelieder 3
Hoffnung für alle
von BiblicaHoffnung in der größten Not
1 Seht mich an – wie viel Elend muss ich ertragen! Ich bin der Mann, den Gott mit seiner Rute schlägt. 2 Voller Zorn hat er mich fortgejagt und immer tiefer in die Finsternis getrieben. 3 Gegen mich sind seine Hiebe gerichtet, den ganzen Tag trifft mich seine strafende Hand. 4 Davon bin ich abgemagert und krank geworden; all meine Knochen hat er mir zerschlagen. 5 Bitteres Leid und Trauer haben mich überwältigt, Gott selbst hat mich darin eingeschlossen. 6 In völliger Dunkelheit lässt er mich zurück, als wäre ich schon lange tot. 7 Mit schweren Ketten hat er mich gefesselt und mein Gefängnis mit hohen Mauern umgeben. 8 Wenn ich schreie und um Hilfe rufe, so verschließt er sich meinem Gebet. 9 Wohin ich mich wende, jeder Weg ist versperrt – Gott lässt mich nicht entkommen! 10 Er hat mir aufgelauert wie ein Bär, wie ein Löwe in seinem Versteck. 11 Er hat mich vom Weg abgedrängt, mich zerfleischt und hilflos liegen lassen. 12 Er spannte seinen Bogen und zielte mit seinen Pfeilen auf mich. 13 Immer wieder griff er in seinen Köcher und schoss mir mitten durchs Herz. 14 Mein Volk verlacht mich Tag für Tag, sie singen Spottlieder auf mich. 15 Gott reicht mir bittere Kräuter zu essen und füllt mir den Becher mit Wermut. 16 Er gibt mir Steine statt Brot, er tritt mich tief in den Staub. 17 Was Frieden und Glück ist, weiß ich nicht mehr. Du, Herr, hast mir alles genommen. 18 Darum sagte ich: »Meine Kraft ist geschwunden, und meine Hoffnung auf den HERRN ist dahin. 19 Meine Not ist groß, ich habe keine Heimat mehr. Schon der Gedanke daran macht mich bitter und krank. 20 Und doch muss ich ständig daran denken und bin vor lauter Grübeln am Boden zerstört.« 21 Aber eine Hoffnung bleibt mir noch, an ihr halte ich trotz allem fest: 22 Die Güte des HERRN hat kein Ende,[1] sein Erbarmen hört niemals auf, 23 es ist jeden Morgen neu! Groß ist deine Treue, o Herr! 24 Darum setze ich meine Hoffnung auf ihn, der HERR ist alles, was ich brauche[2]. 25 Denn der HERR ist gut zu dem, der ihm vertraut und ihn von ganzem Herzen sucht. 26 Darum ist es das Beste, geduldig zu sein und auf die Hilfe des HERRN zu warten. 27 Und es ist gut für einen Menschen, wenn er schon früh lernt, Schweres zu tragen. 28 Wenn Gott ihm die Last auferlegt, soll er es annehmen und nicht aufbegehren. 29 Demütig beuge er sich tief in den Staub, vielleicht gibt es ja noch Hoffnung für ihn. 30 Wenn man ihn schlägt, soll er die Wange hinhalten und die Demütigung still ertragen. 31 Denn wenn der Herr einen Menschen verstößt, dann tut er es nicht für immer und ewig. 32 Er lässt ihn zwar leiden, aber erbarmt sich auch wieder, denn seine Gnade und Liebe ist groß. 33 Wenn er strafen muss, hat er keine Freude daran, sondern das Leid seiner Kinder schmerzt ihn auch selbst. 34 Es gibt so viel Unrecht in diesem Land: Die Gefangenen werden mit Füßen getreten, 35 vor den Augen des höchsten Gottes bringt man Unschuldige um ihr Recht. 36 Vor Gericht wird gelogen und betrogen – meint ihr etwa, der Herr sieht das nicht? 37 Wer kann etwas geschehen lassen, wenn der Herr es nicht befiehlt? 38 Alles Glück haben wir ihm zu verdanken, und genauso kommt das Unglück aus seiner Hand. 39 Solange wir leben, brauchen wir uns nicht zu beklagen. Sind es nicht unsere Sünden, für die Gott uns bestraft? 40 Kommt, wir wollen unser Leben sorgfältig prüfen und wieder zurückkehren zum HERRN! 41 Ihm wollen wir unsere Herzen öffnen, zu unserem Gott im Himmel die Hände erheben: 42 »Herr, wir haben gesündigt und dir die Treue gebrochen – und das hast du uns nicht vergeben! 43 Stattdessen hast du dich in Zorn gehüllt, du hast uns verfolgt und erbarmungslos getötet! 44 In einer dichten Wolke hast du dich verborgen, kein Gebet konnte mehr zu dir durchdringen. 45 Du hast dafür gesorgt, dass die Völker uns wie Dreck behandeln, zum Abschaum der Menschheit sind wir geworden. 46 Unsere Feinde stecken die Köpfe zusammen und zerreißen sich das Maul über uns. 47 Angst und Schrecken haben uns gepackt, überall erlebten wir Zerstörung und Tod.« 48 Mein geliebtes Volk ist dem Untergang nahe, darum muss ich hemmungslos weinen. 49 Unaufhörlich fließen meine Tränen. Ich werde so lange keine Ruhe finden, 50 bis der HERR vom Himmel herabschaut und unser Schicksal endlich beachtet. 51 Mir bricht das Herz, wenn ich sehe, wie es den Frauen in der Stadt ergeht. 52 Ich habe meinen Feinden nichts getan, doch sie haben mich gefangen wie einen Vogel. 53 Sie stürzten mich lebend in einen Brunnen und warfen Steine auf mich herab. 54 Das Wasser schlug über mir zusammen, und ich dachte schon: »Das ist das Ende!« 55 Da schrie ich zu dir um Hilfe, o HERR, tief unten aus der Grube flehte ich dich an, 56 deine Ohren nicht vor mir zu verschließen. Und wirklich: Du hast mich erhört! 57 Als ich rief, kamst du mir ganz nahe und sprachst: »Fürchte dich nicht!« 58 Herr, du bist für mich eingetreten und hast mein Leben gerettet. 59 Du weißt, wie viel Unrecht ich erleiden musste. HERR, schaffe du mir nun Recht! 60 Du kennst die Rachsucht meiner Feinde und die Pläne, die sie gegen mich schmieden. 61 HERR, du hast gehört, wie sie mich schmähen, ihre finsteren Intrigen sind dir nicht verborgen. 62 Tagein, tagaus verhöhnen sie mich, immer ziehen sie über mich her. 63 Sieh sie dir an und hör doch die Spottlieder, die sie von früh bis spät über mich singen! 64 Ich bitte dich: Vergelte es ihnen, o HERR! Gib ihnen den gerechten Lohn für ihre Taten! 65 Lass ihre Herzen hart und verblendet sein, ja, möge dein Fluch über sie kommen! 66 Verfolge sie, bis dein Zorn sie trifft, und lass sie von deiner Erde verschwinden!Klagelieder 3
Menge Bibel
Klagelieder 3
Neue evangelistische Übersetzung
von Karl-Heinz VanheidenLeiden und Trost
1 Ich bin der Mann, der gelitten hat / durch die Rute seines Zorns.[1] 2 Mich trieb er weg und ließ mich gehen / im Dunkeln, ohne Licht. 3 Nur mich trifft seine Hand, / immer wieder, jeden Tag. 4 Er ließ meine Haut verfallen / und mein Fleisch; / er zerbrach mir die Knochen. 5 Mit Bitterkeit und Qual / umbaute und umschloss er mich. 6 In Finsternis ließ er mich wohnen / wie die Toten aus uralter Zeit. 7 Er hat mich ummauert, ich komme nicht weg, / er hat mich in schwere Ketten gelegt. 8 Auch wenn ich schrie und flehte, / er verschloss sich vor meinem Gebet. 9 Mit Quadersteinen versperrt er meinen Weg. / Ich komme nicht mehr weiter. 10 Wie ein Bär hat er mir aufgelauert, / wie ein Löwe im Versteck. 11 Er hat mich vom Weg heruntergezerrt, / mich zerrissen und zerfleischt. 12 Er spannte den Bogen und stellte mich hin, / benutzte mich als Ziel für den Pfeil. 13 Die Geschosse aus seinem Köcher / trafen meine Nieren schwer. 14 Die Leute meines Volkes lachten mich aus, / ihre Spottlieder hörte ich jeden Tag. 15 Er machte mich mit Bitternissen satt / und ließ mich bitteren Wermut[2] trinken. 16 Er ließ meine Zähne auf Kiesel beißen / und trat mich in den Staub. 17 Du hast mich aus dem Frieden verstoßen. / Ich habe vergessen, was Glück bedeutet. 18 Ich sagte: „Meine Zukunft ist verloren, / auch meine Hoffnung auf Jahwe.“ 19 Denke ich an mein rastloses Elend, / ist das wie Wermut und Gift. 20 Doch immer wieder muss ich es tun / und bin schwermütig geworden. 21 Doch das will ich mir zu Herzen nehmen, / darauf darf ich hoffen: 22 Die Güte Jahwes ist nicht zu Ende, / sein Erbarmen hört nicht auf. 23 An jedem Morgen ist es neu. / Deine Treue ist groß! 24 Ich sage: „Alles, was ich habe, ist Jahwe!“ / Darum hoffe ich nur auf ihn. 25 Gut ist Jahwe zu denen, die auf ihn hoffen, / und zu dem, der seine Nähe sucht. 26 Gut ist es, schweigend zu hoffen / auf die Hilfe Jahwes. 27 Gut ist es, wenn einer / das Joch schon in der Jugend trägt. 28 Er sitze einsam und still, / wenn man es ihm auferlegt. 29 Er presse den Mund auf den Boden, / weil es vielleicht noch Hoffnung gibt. 30 Er halte dem die Wange hin, der ihn schlägt, / und ertrage alle Demütigung. 31 Denn nicht für immer / verwirft uns der Herr. 32 Denn wenn er betrübt, erbarmt er sich wieder. / Seine Güte ist unfassbar groß. 33 Denn nicht aus Herzensfreude demütigt er, / fügt Menschenkindern Schmerz und Kummer zu. 34 Dass man mit Füßen tritt / die Gefangenen im Land, 35 dass man das Recht des Menschen / vor den Augen des Höchsten beugt, 36 dass man irreführt vor Gericht, / sollte der Herr das nicht sehen? 37 Wer sonst spricht ein Wort, dass es geschieht? / War das nicht ein Befehl des Herrn? 38 Kommt nicht aus dem Mund des Höchsten / das böse und das gute Geschick? 39 Was beklagt sich der, der noch am Leben ist? / Seine Sünde sollte er beklagen! 40 Wir wollen unseren Wandel erforschen! / Und kehren wir um zu Jahwe! 41 Lasst uns Herz und Hände / zu Gott im Himmel erheben! 42 Wir haben gesündigt und dir getrotzt, / und du, du hast nicht vergeben. 43 In Zorn gehüllt hast du uns verfolgt, / uns ohne Mitleid getötet. 44 Du hast dich mit einer Wolke umhüllt, / kein Gebet kam mehr hindurch. 45 Du hast uns zu Abfall gemacht / und zum Ekel für die Völker. 46 Unsere Feinde reißen ihr Maul gegen uns auf. 47 Uns wurden Grauen und Grube zuteil, / Zusammenbruch und Untergang. 48 Meine Tränen strömen wie Bäche, / weil mein Volk zugrunde ging. 49 Mein Auge zerfließt in Tränen, / kommt nicht zur Ruhe, hört nicht auf, 50 bis Jahwe vom Himmel herunterschaut und es sieht. 51 Was ich sehen muss, tut meiner Seele weh, / das, was den Töchtern meiner Stadt geschieht. 52 Die, die grundlos meine Feinde sind, / jagten mich wie einen Vogel. 53 In der Grube wollten sie mich töten / und warfen Steine auf mich. 54 Das Wasser ging mir über den Kopf. / Ich sagte: „Jetzt bin ich verloren!“[3] 55 Da rief ich deinen Namen, Jahwe, / aus der Grube schrie ich zu dir. 56 Du hörtest meinen Ruf: / „Verschließ dein Ohr nicht meinem Seufzen, / und meinem Geschrei!“ 57 Als ich rief, kamst du in meine Nähe / und sagtest: „Fürchte dich nicht!“ 58 Du kämpftest im Rechtsstreit für mich, Herr, / du hast mein Leben erlöst. 59 Du sahst meine Entrechtung, Jahwe. / Verhilf mir doch zu meinem Recht! 60 Du hast ihre Rachgier gesehen, / alle ihre Pläne gegen mich. 61 Du hast ihr Schmähen gehört, Jahwe, / alle ihre Pläne gegen mich, 62 ihr Gerede gegen mich / und Tag für Tag all ihren Spott. 63 Schau doch ihr Tun und Lassen an! / Ich bin ein Spottlied für sie. 64 Vergelte es ihnen, Jahwe, / sie haben es nicht anders verdient! 65 Verblende sie, verwirre ihren Sinn! / Dein Fluch soll über sie kommen! 66 Verfolge sie in deinem Zorn, Jahwe, / und rotte sie unter deinem Himmel aus.Klagelieder 3
Neue Genfer Übersetzung
von Genfer BibelgesellschaftDas Kapitel ist in dieser Übersetzung nicht verfügbar.