1Als Jesus diese Rede beendet hatte, sagte er zu seinen Jüngern: (Mk 14,1; Lk 22,1; Joh 11,47)2»Ihr wisst, dass übermorgen das Passahfest beginnt. Dann wird der Menschensohn an die Menschen ausgeliefert und ans Kreuz genagelt werden.«3Zu derselben Zeit versammelten sich die obersten Priester und die führenden Männer des Volkes im Palast des Hohenpriesters Kaiphas.4Sie berieten darüber, wie sie Jesus heimlich festnehmen und umbringen lassen könnten.5Sie waren sich aber einig: »Es darf auf keinen Fall während der Festtage geschehen, damit es nicht zu einem Aufruhr im Volk kommt.«
Ein Vermögen für Jesus
6Jesus war in Betanien zu Gast bei Simon, der früher einmal aussätzig gewesen war. (Mk 14,3; Joh 12,1)7Während der Mahlzeit kam eine Frau herein. In ihren Händen hielt sie ein Fläschchen kostbares Öl, mit dem sie den Kopf von Jesus salbte.8Als die Jünger das sahen, regten sie sich auf: »Das ist ja die reinste Verschwendung!9Dieses Öl ist ein Vermögen wert! Man hätte es verkaufen und das Geld den Armen geben sollen.«10Als Jesus ihren Ärger bemerkte, sagte er: »Warum macht ihr der Frau Schwierigkeiten? Sie hat etwas Gutes für mich getan.11Arme, die eure Hilfe nötig haben, wird es immer geben, ich dagegen bin nicht mehr lange bei euch.12Indem sie das Öl auf mich goss, hat sie meinen Körper für mein Begräbnis vorbereitet.13Ich versichere euch: Überall in der Welt, wo Gottes rettende Botschaft verkündet wird, wird man auch von dieser Frau sprechen und von dem, was sie getan hat.«
Der Verrat
14Anschließend ging einer der zwölf Jünger, Judas Iskariot, zu den obersten Priestern (Mk 14,10; Lk 22,3)15und fragte: »Was zahlt ihr mir, wenn ich Jesus an euch ausliefere?« Sie gaben ihm 30 Silbermünzen.16Von da an suchte Judas eine günstige Gelegenheit, um Jesus zu verraten.
Jesus feiert mit seinen Jüngern das Passahmahl
17Am ersten Tag des Festes der ungesäuerten Brote kamen die Jünger zu Jesus und fragten: »Wo sollen wir für dich das Passahmahl vorbereiten?« (Mk 14,12; Lk 22,7; Lk 22,21; Joh 13,21)18Jesus schickte sie zu einem bestimmten Mann in die Stadt und gab ihnen den Auftrag: »Geht zu ihm hin und teilt ihm mit, dass die Zeit für euren Lehrer gekommen ist. Sagt ihm, dass ich in seinem Haus mit meinen Jüngern das Passahmahl feiern will.«19Die Jünger taten, was Jesus ihnen befohlen hatte, und bereiteten alles vor.20Am Abend dieses Tages nahm Jesus mit den zwölf Jüngern am Tisch Platz.21Beim Essen erklärte er ihnen: »Ich versichere euch: Einer von euch wird mich verraten!«22Bestürzt fragte einer nach dem andern: »Du meinst doch nicht etwa mich, Herr?«23Jesus antwortete: »Einer von euch, der mit mir zusammen sein Brot in die Schüssel getaucht hat, ist es.24Der Menschensohn muss zwar sein Leben lassen, wie es in der Heiligen Schrift vorausgesagt ist; aber wehe dem, der ihn verrät! Dieser Mensch wäre besser nie geboren worden.«25Judas, der ihn später verraten würde, fragte wie die anderen auch: »Rabbi, ich bin es doch nicht etwa?« Da antwortete ihm Jesus: »Doch, du bist es!«;; (Mk 14,22; Lk 22,17; 1Kor 11,23)26Während sie aßen, nahm Jesus ein Brot, sprach das Dankgebet, brach das Brot in Stücke und gab es seinen Jüngern mit den Worten: »Nehmt und esst! Das ist mein Leib.«27Anschließend nahm er einen Becher Wein, dankte Gott und reichte ihn seinen Jüngern: »Trinkt alle daraus!28Das ist mein Blut, mit dem der neue Bund zwischen Gott und den Menschen besiegelt wird. Es wird zur Vergebung ihrer Sünden vergossen.29Ich sage euch: Von jetzt an werde ich keinen Wein mehr trinken, bis ich ihn wieder im Reich meines Vaters mit euch trinken werde.«30Nachdem sie das Danklied[1] gesungen hatten, gingen sie hinaus an den Ölberg.
Jesus kündigt seine Verleugnung durch Petrus an
31Unterwegs sagte Jesus zu seinen Jüngern: »In dieser Nacht werdet ihr euch alle von mir abwenden. Denn in der Heiligen Schrift steht: ›Ich werde den Hirten erschlagen, und die Schafe werden auseinanderlaufen.‹ (Sach 13,7; Mk 14,27; Lk 22,31; Joh 13,36)32Aber nach meiner Auferstehung werde ich nach Galiläa gehen, und dort werdet ihr mich wiedersehen.«33Da beteuerte Petrus: »Wenn sich auch alle anderen von dir abwenden – ich halte auf jeden Fall zu dir!«34Doch Jesus erwiderte ihm: »Ich versichere dir: In dieser Nacht, noch ehe der Hahn kräht, wirst du dreimal geleugnet haben, mich zu kennen.«35»Auch wenn es bedeutet, dass ich mit dir sterben muss, werde ich das niemals tun!«, rief Petrus. Alle anderen Jünger beteuerten dies ebenfalls.
Im Garten Gethsemane
36Dann ging Jesus mit seinen Jüngern in einen Garten am Ölberg, der Gethsemane heißt. Dort bat er sie: »Setzt euch hier hin und wartet auf mich! Ich will ein Stück weiter gehen und beten.« (Mk 14,32; Lk 22,39; Joh 18,1)37Petrus und die beiden Söhne von Zebedäus – Jakobus und Johannes – nahm er mit. Angst und tiefe Traurigkeit überfielen Jesus,38und er sagte zu ihnen: »Ich zerbreche beinahe unter der Last, die ich zu tragen habe.[2] Bleibt hier und wacht mit mir!«39Jesus ging ein paar Schritte weiter, warf sich nieder und betete: »Mein Vater, wenn es möglich ist, dann lass den Kelch an mir vorübergehen und erspare mir dieses Leiden! Aber nicht was ich will, sondern was du willst, soll geschehen.«40Dann kam er zu den drei Jüngern zurück und sah, dass sie eingeschlafen waren. Er weckte Petrus und rief: »Konntet ihr denn nicht eine einzige Stunde mit mir wachen?41Bleibt wach und betet, damit ihr der Versuchung widerstehen könnt. Ich weiß, ihr wollt das Beste, aber aus eigener Kraft könnt ihr es nicht erreichen.[3]«42Noch einmal ging er ein Stück weg, um zu beten: »Mein Vater, wenn mir dieser bittere Kelch nicht erspart bleiben kann, bin ich bereit, deinen Willen zu erfüllen!«43Als er zurückkam, schliefen die Jünger schon wieder; die Augen waren ihnen zugefallen.44Er ließ sie schlafen, kehrte wieder um und betete zum dritten Mal mit den gleichen Worten.45Dann kam er zu seinen Jüngern zurück und sagte: »Ihr schlaft immer noch und ruht euch aus? Jetzt ist es so weit, die Stunde ist gekommen: Der Menschensohn wird den gottlosen Menschen ausgeliefert.46Steht auf, lasst uns gehen! Der Verräter ist schon da.«
Verrat und Verhaftung
47Noch während Jesus sprach, kam Judas, einer der zwölf Jünger, zusammen mit einer großen Gruppe von Männern, die mit Schwertern und Knüppeln bewaffnet waren. Die obersten Priester und die führenden Männer des Volkes hatten sie geschickt. (Mk 14,43; Lk 22,47; Joh 18,3)48Judas, der Verräter, hatte mit den Bewaffneten ein Zeichen vereinbart: »Der Mann, den ich zur Begrüßung küssen werde[4], der ist es. Den müsst ihr festnehmen!«49Er ging direkt auf Jesus zu. »Sei gegrüßt, Rabbi!«, sagte er und küsste ihn.50Jesus sah ihn an: »Mein Freund! Tu, was du dir vorgenommen hast!« Sofort traten die Männer heran, packten Jesus und nahmen ihn fest.51Aber einer der Jünger, die bei Jesus waren, wollte das verhindern. Er zog sein Schwert, schlug auf den Diener des Hohenpriesters ein und hieb ihm ein Ohr ab.52Doch Jesus befahl ihm: »Steck dein Schwert weg! Wer Gewalt anwendet, wird durch Gewalt umkommen.53Ist dir denn nicht klar, dass ich meinen Vater um ein ganzes Heer von Engeln[5] bitten könnte? Er würde sie mir sofort schicken.54Wie sollte sich aber dann erfüllen, was in der Heiligen Schrift vorausgesagt ist? Es muss alles so geschehen!«55Danach wandte sich Jesus an die Männer, die ihn festgenommen hatten: »Bin ich denn ein Verbrecher, dass ihr euch mit Schwertern und Knüppeln bewaffnet habt, um mich zu verhaften? Jeden Tag habe ich öffentlich im Tempel gelehrt. Warum habt ihr mich nicht dort festgenommen?56Aber auch dies geschieht, damit sich die Vorhersagen der Propheten erfüllen.« Da ließen ihn alle seine Jünger im Stich und ergriffen die Flucht.
Jesus vor Gericht
57Die Männer, die Jesus festgenommen hatten, brachten ihn zu Kaiphas, dem Hohenpriester und Vorsitzenden des Hohen Rates. Bei ihm hatten sich die Schriftgelehrten und die führenden Männer des Volkes versammelt. (Mk 14,53; Lk 22,54; Lk 22,63; Joh 18,12; Joh 18,19)58In sicherem Abstand folgte ihnen Petrus bis in den Innenhof des hohepriesterlichen Palastes. Dort setzte er sich zu den Dienern, um zu beobachten, was mit Jesus geschehen würde.59Die obersten Priester und der ganze Hohe Rat suchten Zeugen, die durch ihre falschen Aussagen Jesus so belasten sollten, dass man ihn zum Tode verurteilen konnte.60Aber es gelang ihnen nicht, obwohl viele Zeugen falsche Anschuldigungen vorbrachten. Schließlich traten zwei Männer vor und erklärten:61»Dieser Mensch hat behauptet: ›Ich kann den Tempel Gottes abreißen und in drei Tagen wieder aufbauen.‹«62Da stand der Hohepriester auf und fragte Jesus: »Warum antwortest du nicht? Hast du nichts gegen diese Anschuldigungen zu sagen?«63Aber Jesus schwieg weiter. Darauf sagte der Hohepriester: »Ich nehme dich vor dem lebendigen Gott unter Eid: Sag uns, bist du der Christus, der von Gott erwählte Retter? Bist du der Sohn Gottes?«64»Ja, du sagst es«, antwortete Jesus, »und ich versichere euch: Von jetzt an werdet ihr den Menschensohn an der rechten Seite des allmächtigen Gottes sitzen und auf den Wolken des Himmels kommen sehen.«65Empört zerriss der Hohepriester sein Gewand und rief: »Das ist Gotteslästerung! Wozu brauchen wir noch weitere Zeugen? Ihr habt es ja selbst gehört, wie er Gott gelästert hat!66Wie lautet euer Urteil?« Sie riefen: »Er ist schuldig! Er muss sterben!«67Dann spuckten sie Jesus ins Gesicht und schlugen mit den Fäusten auf ihn ein. Andere gaben ihm Ohrfeigen68und spotteten: »Na, du Christus! Du bist doch ein Prophet! Sag uns, wer hat dich vorhin gerade geschlagen?«
Petrus behauptet, Jesus nicht zu kennen
69Petrus saß immer noch draußen im Hof. Da trat eine Dienerin auf ihn zu und sagte: »Du gehörst doch auch zu Jesus, diesem Galiläer!« (Mk 14,66; Lk 22,56; Joh 18,15; Joh 18,25)70Aber Petrus bestritt das laut: »Ich weiß nicht, wovon du redest.«71Als er danach in den Vorhof hinausging, bemerkte ihn eine andere Dienerin und sagte vor allen Leuten: »Der da gehört auch zu diesem Jesus aus Nazareth!«72Doch Petrus behauptete wieder, und diesmal schwor er sogar: »Ich kenne den Mann gar nicht!«73Kurze Zeit später kamen noch einige andere Leute, die in der Nähe gestanden hatten, und sagten zu Petrus: »Natürlich gehörst du zu seinen Freunden! Dein Dialekt verrät dich.«74Da rief Petrus: »Ich schwöre euch: Ich kenne diesen Menschen nicht! Gott soll mich verfluchen, wenn ich lüge!« In diesem Augenblick krähte ein Hahn,75und Petrus fielen die Worte ein, die Jesus gesagt hatte: »Ehe der Hahn kräht, wirst du dreimal geleugnet haben, mich zu kennen.« Da ging Petrus hinaus und weinte voller Verzweiflung.
1Damit beschloss Jesus diese grundlegenden Lehrunterweisungen. Dann sagte er zu seinen Schülern:2»Ihr wisst ja, dass das Passafest in zwei Tagen beginnt. Dann wird der Menschensohn ausgeliefert, weil er ans Kreuz geschlagen werden soll.«3Zu dieser Zeit versammelten sich die Mitglieder der Sippe der obersten Priester und die Anführer des jüdischen Volkes im Innenhof im Haus von Kaiphas, der das Amt des obersten Priesters innehatte.4Dort kamen sie in ihrer Beratung zu dem Beschluss, Jesus durch eine List in ihre Hände zu bekommen und ihn dann zu töten.5Sie beschlossen jedoch, das nicht während der Festtage zu tun, aus Angst vor einem Volksaufstand.
Salbung in Betanien
6Jesus hielt sich zu dieser Zeit im Dorf Betanien auf, im Haus von Simon mit dem Beinamen »der Aussatzkranke«.7Da kam eine Frau auf ihn zu. Sie trug eine Alabasterflasche mit sehr kostbarem Salböl. Das goss sie Jesus über den Kopf, als der dort am Tisch Platz genommen hatte.8Als seine Schüler das sahen, wurden sie ärgerlich und sagten: »Was soll diese Verschwendung?9Das hätten wir auch für viel Geld verkaufen und den Erlös an die Armen verteilen können!«10Als Jesus das mitbekam, sagte er: »Warum belästigt ihr die Frau? Sie hat etwas Gutes für mich getan.11Ihr werdet immer bedürftige Menschen um euch herum haben. Aber mich werdet ihr nicht mehr lange bei euch haben.12Sie hat das Salböl auf meinen Körper gegossen als Vorbereitung auf mein Begräbnis.13Ich versichere euch: Wo auch immer in der ganzen Welt diese Botschaft von mir weitergegeben wird, da wird man auch berichten von dem, was diese Frau getan hat. So wird man sich überall an sie erinnern.«14Darauf ging Judas, einer von den zwölf engsten Schülern von Jesus, zu den obersten Priestern15und stellte ihnen die Frage: »Was wollt ihr mir geben, wenn ich euch Jesus ausliefere?« Sie boten ihm dreißig Silbermünzen an.16Von diesem Augenblick an hielt er Ausschau nach einer Gelegenheit, Jesus in ihre Hände auszuliefern.
Das letzte Abendmahl
17Dann brach das Fest der ungesäuerten Brote an. Am ersten Tag kamen seine Schüler zu Jesus und fragen ihn: »Wo willst du das Festmahl am Passafest einnehmen? Wo sollen wir es vorbereiten?«18Jesus sagte: »Geht hinein in die Stadt zu einem bestimmten Mann und sagt zu ihm: ›Der Lehrer lässt dir ausrichten: ›Mein besonderer Tag ist ganz nahe. Bei dir will ich das Passafest feiern, zusammen mit meinen Gefährten!‹«19Die Schüler von Jesus führten seinen Auftrag genau aus und bereiteten das Passamahl vor.20Als dann der Abend gekommen war, nahm Jesus dort am Tisch Platz, zusammen mit seinen zwölf engsten Gefährten.21Während sie noch aßen, sagte er: »Das will ich euch ganz deutlich sagen: Einer von euch wird mich ausliefern!«22Da wurden sie betrübt und fingen an zu fragen, einer nach dem anderen: »Herr, bin ich etwa derjenige?«23Jesus gab ihnen diese Antwort: »Der, der gleichzeitig mit mir in die Essensschüssel greift, der ist es, der mich ausliefert!24Zwar ist es so, dass der Menschensohn fortgenommen wird, wie es in Gottes Buch längst schon geschrieben steht. Aber dennoch sage ich: Wehe dem Menschen, der das in die Wege leitet! Ja, der, der den Menschensohn ausliefert, für den wäre es besser, wenn er gar nicht erst das Licht der Welt erblickt hätte!«25Da ergriff Judas, der ihn dann auch auslieferte, das Wort und sagte: »Du meinst doch wohl nicht, dass ich es bin, Lehrer?« Jesus antwortete: »Du hast es selbst gesagt!«26Während sie weiteraßen, nahm Jesus das Brot und pries Gott. Dann brach er es, gab es seinen Schülern und sagte: »Nehmt es, esst es! Das ist mein Körper!«27Danach nahm er den Becher und dankte Gott. Daraufhin gab er ihn an sie weiter und sagte: »Trinkt alle daraus!28Denn das ist mein Blut, das Blut des Bundesschlusses, das für unzählige Menschen vergossen wird, damit ihre Sünden vergeben werden.29Ich versichere euch: Ich werde von nun an nicht mehr von dieser Frucht des Weinstocks trinken bis zu dem Tag, an dem ich es aufs Neue mit euch trinken werde in der neuen Wirklichkeit, in der mein Vater seine Herrschaft über alles aufrichten wird!«30Danach sangen sie die Psalmgesänge und verließen die Stadt in Richtung Ölberg.31Dann sagte Jesus zu ihnen: »Ihr alle werdet euch in dieser Nacht über mich ärgern und enttäuscht sein. Denn in Gottes Buch steht geschrieben: ›Ich werde den Hirten niederschlagen, und die Schafe, die zum Hirten gehören, werden in alle Richtungen verstreut!‹32Wenn ich aber wieder zum Leben auferweckt bin, werde ich vor euch hergehen nach Galiläa.«33Da sagte Petrus zu ihm: »Selbst wenn sich alle über dich ärgern und dich im Stich lassen, ich werde das niemals tun!«34Da sagte Jesus zu ihm: »Ich sage dir ganz deutlich: Heute Nacht, bevor der Hahn kräht, wirst du schon drei Mal bestritten haben, dass du zu mir gehörst!«35Aber Petrus sagte: »Und selbst wenn ich zusammen mit dir sterben müsste, werde ich dich niemals verleugnen!« Dasselbe sagten alle seine Schüler.
Jesus in Gethsemane
36Dann ging Jesus mit ihnen weiter zu einem Gartengelände, das den Namen Gethsemane trug. Er sagte zu seinen Schülern: »Bleibt hier sitzen, bis ich dort drüben gebetet habe!«37Dann nahm er Petrus und die beiden Söhne von Zebedäus mit sich und wurde von Trauer und Angst überwältigt.38Er sagte zu ihnen: »Meine Seele ist bis zum Tod betrübt! Bleibt hier und wacht mit mir!«39Dann ging er ein kleines Stück weiter und fiel nieder auf sein Angesicht. Er betete: »Mein Vater, wenn es möglich ist, dann soll dieser Becher an mir vorübergehen! Jedoch nicht was ich will, sondern so wie du es willst, soll es geschehen!«40Dann kam er zurück zu seinen Schülern und fand sie schlafend vor. Er sagte zu Petrus: »Seid ihr nicht in der Lage, eine Stunde mit mir wach zu bleiben?41Bleibt wach und betet, damit ihr nicht in die Versuchung hineingeratet! Ja, der Geist ist Gott zugewandt, aber die menschliche Natur ist schwach!«42Noch ein zweites Mal ging er fort und betete: »Mein Vater, wenn es nicht möglich ist, dass dieser Becher an mir vorbeigeht, ohne dass ich ihn austrinke, dann soll dein Wille geschehen!«43Da kam er zum zweiten Mal zurück und fand sie schlafend, denn sie konnten ihre Augen nicht mehr offen halten.44Dann ließ er sie zurück und ging noch einmal weg und betete zum dritten Mal und sagte genau dasselbe.45Danach kam er wieder zu seinen Gefährten und sagte: »Schlaft jetzt ruhig weiter und ruht euch aus! Ja, ganz nahe ist die Stunde gekommen, in der der Menschensohn in die Hände der Gottlosen ausgeliefert wird.46Steht auf! Lasst uns gehen! Denn der, der mich ausliefert, ist schon ganz nahe!«
Die Gefangennahme
47Als er noch redete, kam plötzlich Judas, einer von den zwölf Schülern von Jesus, heran. Zusammen mit ihm war da eine große Schar von Menschen mit Schwertern und Holzstöcken. Sie waren von den obersten Priestern und den leitenden Männern des Volkes geschickt worden.48Der, der Jesus ausliefern wollte, hatte mit ihnen ein Zeichen ausgemacht: »Der, dem ich einen Begrüßungskuss gebe, der ist es! Den müsst ihr festnehmen!«49Er kam direkt auf Jesus zu und sagte: »Grüß dich, Rabbi!« und begrüßte ihn mit einem Kuss.50Jesus sagte zu ihm: »Mein Freund, dazu bist du also gekommen!« Da kamen sie heran, packten Jesus und brachten ihn so in ihre Gewalt.51Doch einer von denen, die bei Jesus waren, streckte seine Hand aus, ergriff sein Schwert und schlug auf den Diener des obersten Priesters ein. Dabei trennte er ihm das Ohr ab.52Da sagte Jesus zu ihm: »Steck dein Schwert wieder dahin, wohin es gehört! Denn alle, die zum Schwert greifen, werden auch durch das Schwert umkommen!53Meinst du nicht, dass ich meinen Vater darum bitten könnte, dass er mir jetzt sofort mehr als zwölf Legionen Engel als Beistand schicken würde?54Aber wenn ich das täte, wie würde sich dann die Voraussage in Gottes Buch erfüllen, dass es genau so geschehen muss?«55Zum gleichen Zeitpunkt sagte Jesus zu der Volksmenge: »Ihr seid hierher gekommen, als wäre ich ein Verbrecher, mit Schwertern und Holzknüppeln, um mich zu fangen. Dabei habe ich jeden Tag im Tempelhof gesessen und dort die Menschen gelehrt. Da habt ihr mich nicht gefangen genommen!56Doch das ist alles so geschehen, damit das erfüllt wird, was die Propheten aufgeschrieben haben!« Da verließen ihn alle seine Schüler und ergriffen die Flucht.
Jesus vor dem Hohen Rat
57Doch die, die Jesus gefangen genommen hatten, führten ihn zum obersten Priester Kaiphas. Dort hatten sich die Theologen und Religionsführer schon versammelt.58Aber Petrus folgte ihm von fern und kam so zum Haus des obersten Priesters. Dort ging er in den Innenhof und setzte sich zu den Dienern, um zu sehen, wohin das alles führen sollte.59Die obersten Priester und die Mitglieder der Religionsbehörde suchten nach Leuten, die mit Falschaussagen gegen Jesus Gründe dafür liefern sollten, dass sie ihn umbringen konnten.60Aber sie fanden nichts, obwohl viele mit ihren Falschaussagen auftraten. Ganz zuletzt traten zwei Männer auf61und sagten: »Dieser Mann hat gesagt, dass er den Tempel Gottes zerstören und in drei Tagen wieder aufbauen kann.«62Da stand der oberste Priester auf und sagte zu Jesus: »Antwortest du nichts auf all das, was sie gegen dich aussagen?«63Aber Jesus gab keine Antwort. Da sagte der oberste Priester zu ihm: »Ich beschwöre dich feierlich bei dem lebendigen Gott, dass du uns sagst, ob du der Messias bist, der Sohn Gottes!«64Da antwortete Jesus: »Du selbst hast es gesagt! Und darüber hinaus sage ich euch: Von diesem Augenblick an wird es so sein: Ihr werdet den Menschensohn sehen! Er hat Platz genommen an der rechten Seite des Allmächtigen und wird auf den Wolken des Himmels wieder auf die Erde kommen.«65Da zerriss der oberste Priester empört sein Obergewand und rief: »Er hat gegen Gott gelästert! Was brauchen wir jetzt noch weitere Zeugen? Ihr habt jetzt selbst seine Lästerung gehört!66Was sagt ihr dazu?« Sie antworteten: »Er hat den Tod verdient!«67Dann spuckten sie Jesus ins Gesicht und schlugen mit ihren Fäusten auf ihn ein. Andere schlugen ihm ins Gesicht68und sagten: »Du Messias, sage uns durch deine prophetische Kraft, wer dich geschlagen hat!«
Petrus verleugnet Jesus
69Petrus saß währenddessen draußen im Hof. Da kam eine der Dienerinnen zu ihm und sagte: »Du warst doch auch zusammen unterwegs mit Jesus, dem Galiläer!«70Aber Petrus widersprach und leugnete es vor allen ab: »Ich weiß nicht, wovon du redest!«71Als Petrus zum Tor gegangen war, begegnete ihm dort eine andere Dienerin. Sie sagte zu denen, die dort waren: »Dieser Mann war auch mit Jesus, dem Nazarener, unterwegs!«72Und noch einmal widersprach Petrus heftig: »Ich schwöre, ich kenne den Menschen überhaupt nicht!«73Nach einer kurzen Zeit kamen die herbei, die dort herumstanden, und sagten zu Petrus: »Wirklich, du bist auch einer von denen! Denn dein Dialekt verrät dich!«74Da fing er an, sich selbst zu verwünschen und zu schwören: »Ich kenne diesen Menschen überhaupt nicht!« Gleich danach krähte ein Hahn.75Da erinnerte sich Petrus an das, was Jesus gesagt hatte: »Bevor der Hahn seine Stimme hören lässt, wirst du schon dreimal bestritten haben, dass du mich kennst!« Und Petrus ging hinaus und weinte sehr.
3Da versammelten sich die Hohenpriester und die Ältesten des Volkes im Palast des Hohenpriesters, der hieß Kaiphas, (Lk 3,2)4und hielten Rat, Jesus mit List zu ergreifen und zu töten.5Sie sprachen aber: Ja nicht bei dem Fest, damit es nicht einen Aufruhr gebe im Volk.
Die Salbung in Betanien
6Als nun Jesus in Betanien war im Hause Simons des Aussätzigen, (Lk 7,36; Joh 12,1)7trat zu ihm eine Frau, die hatte ein Alabastergefäß mit kostbarem Salböl und goss es auf sein Haupt, als er zu Tisch saß.8Da das die Jünger sahen, wurden sie unwillig und sprachen: Wozu diese Vergeudung?9Es hätte teuer verkauft und das Geld den Armen gegeben werden können.10Als Jesus das merkte, sprach er zu ihnen: Was bekümmert ihr die Frau? Sie hat ein gutes Werk an mir getan.11Denn ihr habt allezeit Arme bei euch, mich aber habt ihr nicht allezeit. (5Mo 15,11)12Dass sie dies Öl auf meinen Leib gegossen hat, hat sie getan, dass sie mich für das Begräbnis bereite.13Wahrlich, ich sage euch: Wo dies Evangelium gepredigt wird in der ganzen Welt, da wird man auch sagen zu ihrem Gedächtnis, was sie getan hat.
Der Verrat des Judas
14Da ging einer von den Zwölfen, mit Namen Judas Iskariot, zu den Hohenpriestern15und sprach: Was wollt ihr mir geben? Ich will ihn euch verraten. Und sie boten ihm dreißig Silberlinge. (Sach 11,12; Joh 11,57)16Und von da an suchte er eine Gelegenheit, dass er ihn ausliefere.
Das Abendmahl
17Aber am ersten Tag der Ungesäuerten Brote traten die Jünger zu Jesus und sprachen: Wo willst du, dass wir dir das Passalamm zum Essen bereiten? (2Mo 12,18)18Er sprach: Geht hin in die Stadt zu einem und sprecht zu ihm: Der Meister lässt dir sagen: Meine Zeit ist nahe; ich will bei dir das Passamahl halten mit meinen Jüngern. (Mt 21,3)19Und die Jünger taten, wie ihnen Jesus befohlen hatte, und bereiteten das Passalamm.20Und am Abend setzte er sich zu Tisch mit den Zwölfen.21Und als sie aßen, sprach er: Wahrlich, ich sage euch: Einer unter euch wird mich verraten.22Und sie wurden sehr betrübt und fingen an, jeder einzeln zu ihm zu sagen: Herr, bin ich’s?23Er antwortete und sprach: Der die Hand mit mir in die Schüssel taucht, der wird mich verraten.24Der Menschensohn geht zwar dahin, wie von ihm geschrieben steht; doch weh dem Menschen, durch den der Menschensohn verraten wird! Es wäre für diesen Menschen besser, wenn er nie geboren wäre. (Lk 17,1)25Da antwortete Judas, der ihn verriet, und sprach: Bin ich’s, Rabbi? Er sprach zu ihm: Du sagst es.26Als sie aber aßen, nahm Jesus das Brot, dankte und brach’s und gab’s den Jüngern und sprach: Nehmet, esset; das ist mein Leib. (1Kor 10,16; 1Kor 11,23)27Und er nahm den Kelch und dankte, gab ihnen den und sprach: Trinket alle daraus;28das ist mein Blut des Bundes[1], das vergossen wird für viele zur Vergebung der Sünden. (2Mo 24,8; Jer 31,31; Sach 9,11; Hebr 9,15)29Ich sage euch: Ich werde von nun an nicht mehr von diesem Gewächs des Weinstocks trinken bis an den Tag, an dem ich aufs Neue davon trinken werde mit euch in meines Vaters Reich.30Und als sie den Lobgesang gesungen hatten, gingen sie hinaus an den Ölberg. (Ps 113,1)
Die Ankündigung der Verleugnung des Petrus
31Da sprach Jesus zu ihnen: In dieser Nacht werdet ihr euch alle ärgern an mir; denn es steht geschrieben: »Ich werde den Hirten schlagen, und die Schafe der Herde werden sich zerstreuen.« (Joh 16,32)32Wenn ich aber auferstanden bin, will ich vor euch hingehen nach Galiläa. (Mt 28,7)33Petrus aber antwortete und sprach zu ihm: Wenn sich auch alle an dir ärgern, so will ich doch mich niemals ärgern.34Jesus sprach zu ihm: Wahrlich, ich sage dir: In dieser Nacht, ehe der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen.35Petrus sprach zu ihm: Und wenn ich mit dir sterben müsste, werde ich dich nicht verleugnen. Das Gleiche sagten auch alle Jünger.
Jesus in Gethsemane
36Da kam Jesus mit ihnen zu einem Garten, der hieß Gethsemane, und sprach zu den Jüngern: Setzt euch hierher, solange ich dorthin gehe und bete.37Und er nahm mit sich Petrus und die zwei Söhne des Zebedäus und fing an zu trauern und zu zagen. (Mt 17,1; Hebr 5,7)38Da sprach Jesus zu ihnen: Meine Seele ist betrübt bis an den Tod; bleibt hier und wachet mit mir! (Joh 12,27)39Und er ging ein wenig weiter, fiel nieder auf sein Angesicht und betete und sprach: Mein Vater, ist’s möglich, so gehe dieser Kelch an mir vorüber; doch nicht, wie ich will, sondern wie du willst! (Joh 6,38; Joh 18,11; Hebr 5,8)40Und er kam zu seinen Jüngern und fand sie schlafend und sprach zu Petrus: Konntet ihr denn nicht eine Stunde mit mir wachen?41Wachet und betet, dass ihr nicht in Anfechtung fallt! Der Geist ist willig; aber das Fleisch ist schwach. (Eph 6,18; Hebr 2,18)42Zum zweiten Mal ging er wieder hin, betete und sprach: Mein Vater, ist’s nicht möglich, dass dieser Kelch vorübergehe[2], ohne dass ich ihn trinke, so geschehe dein Wille!43Und er kam und fand sie abermals schlafend, und ihre Augen waren voller Schlaf.44Und er ließ sie und ging wieder hin und betete zum dritten Mal und redete abermals dieselben Worte. (2Kor 12,8)45Dann kam er zu den Jüngern und sprach zu ihnen: Ach, wollt ihr weiter schlafen und ruhen? Siehe, die Stunde ist da, dass der Menschensohn in die Hände der Sünder überantwortet wird.46Steht auf, lasst uns gehen! Siehe, er ist da, der mich verrät.
Jesu Gefangennahme
47Und als er noch redete, siehe, da kam Judas, einer von den Zwölfen, und mit ihm eine große Schar mit Schwertern und mit Stangen, von den Hohenpriestern und Ältesten des Volkes.48Und der Verräter hatte ihnen ein Zeichen genannt und gesagt: Welchen ich küssen werde, der ist’s; den ergreift.49Und alsbald trat er zu Jesus und sprach: Sei gegrüßt, Rabbi!, und küsste ihn.50Jesus aber sprach zu ihm: Mein Freund, dazu bist du gekommen? Da traten sie heran und legten Hand an Jesus und ergriffen ihn.51Und siehe, einer von denen, die bei Jesus waren, streckte die Hand aus und zog sein Schwert und schlug nach dem Knecht des Hohenpriesters und hieb ihm ein Ohr ab.52Da sprach Jesus zu ihm: Stecke dein Schwert an seinen Ort! Denn wer das Schwert nimmt, der wird durchs Schwert umkommen. (1Mo 9,6)53Oder meinst du, ich könnte meinen Vater nicht bitten, und er würde mir sogleich mehr als zwölf Legionen Engel schicken? (Ps 91,11; Mt 4,11)54Wie würde dann aber die Schrift erfüllt, dass es so geschehen muss?55Zu der Stunde sprach Jesus zu der Schar: Ihr seid ausgezogen wie gegen einen Räuber mit Schwertern und mit Stangen, mich gefangen zu nehmen? Habe ich doch täglich im Tempel gesessen und gelehrt, und ihr habt mich nicht ergriffen. (Lk 19,47)56Aber das ist alles geschehen, auf dass erfüllt würden die Schriften der Propheten. Da verließen ihn alle Jünger und flohen.
Jesus vor dem Hohen Rat
57Die aber Jesus ergriffen hatten, führten ihn zu dem Hohenpriester Kaiphas, wo die Schriftgelehrten und die Ältesten sich versammelt hatten.58Petrus aber folgte ihm nach von ferne bis zum Palast des Hohenpriesters und ging hinein und setzte sich zu den Knechten, um zu sehen, worauf es hinauswollte.59Die Hohenpriester aber und der ganze Hohe Rat suchten falsches Zeugnis gegen Jesus, dass sie ihn töteten,60und fanden keins, obwohl viele falsche Zeugen herzutraten. Zuletzt aber traten zwei herzu61und sprachen: Er hat gesagt: Ich kann den Tempel Gottes abbrechen und in drei Tagen aufbauen. (Joh 2,19; Apg 6,14)62Und der Hohepriester stand auf und sprach zu ihm: Antwortest du nichts auf das, was diese gegen dich bezeugen?63Aber Jesus schwieg still. Und der Hohepriester sprach zu ihm: Ich beschwöre dich bei dem lebendigen Gott, dass du uns sagst, ob du der Christus bist, der Sohn Gottes. (Jes 53,7; Mt 27,12; Joh 10,24)64Jesus sprach zu ihm: Du sagst es. Doch sage ich euch: Von nun an werdet ihr sehen den Menschensohn sitzen zur Rechten der Kraft und kommen auf den Wolken des Himmels. (Ps 110,1; Dan 7,13; Mt 16,27; Mt 24,30)65Da zerriss der Hohepriester seine Kleider und sprach: Er hat Gott gelästert! Was bedürfen wir weiterer Zeugen? Siehe, jetzt habt ihr die Gotteslästerung gehört. (3Mo 24,16; Joh 10,33; Joh 19,7)66Was meint ihr? Sie antworteten und sprachen: Er ist des Todes schuldig.67Da spien sie ihm ins Angesicht und schlugen ihn mit Fäusten. Einige aber schlugen ihn ins Angesicht (Jes 50,6)68und sprachen: Weissage uns, Christus, wer ist’s, der dich schlug?
Die Verleugnung des Petrus
69Petrus aber saß draußen im Hof. Und es trat eine Magd zu ihm und sprach: Und du warst auch mit dem Jesus aus Galiläa.70Er leugnete aber vor ihnen allen und sprach: Ich weiß nicht, was du sagst.71Als er aber hinausging in die Torhalle, sah ihn eine andere und sprach zu denen, die da waren: Dieser war auch mit dem Jesus von Nazareth[3]. (Mt 2,23)72Und er leugnete abermals und schwor dazu: Ich kenne den Menschen nicht.73Und nach einer kleinen Weile traten hinzu, die da standen, und sprachen zu Petrus: Wahrhaftig, du bist auch einer von denen, denn deine Sprache verrät dich.74Da fing er an, sich zu verfluchen und zu schwören: Ich kenne den Menschen nicht. Und alsbald krähte der Hahn.75Da dachte Petrus an das Wort, das Jesus gesagt hatte: Ehe der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen. Und er ging hinaus und weinte bitterlich.
1Als Jesus zu Ende gesprochen hatte, sagte er zu seinen Jüngern:2»Wie ihr wisst, beginnen in zwei Tagen die Feierlichkeiten zum Passahfest. Dann wird der Menschensohn verraten und gekreuzigt werden.« (2Mo 12,1)3Zur selben Zeit trafen sich die obersten Priester und die Ältesten des jüdischen Volkes im Haus von Kaiphas, dem Hohen Priester, (Ps 2,2; Joh 11,47; Apg 4,6)4um zu beraten, wie sie Jesus heimlich verhaften und töten könnten.5»Aber es darf nicht während des Passahfestes geschehen«, hatten sie beschlossen, »sonst gibt es einen Aufruhr.«
Jesus wird in Betanien gesalbt
6In der Zwischenzeit war Jesus zu Gast im Haus von Simon, einem Mann, der früher einmal Aussatz gehabt hatte.7Während des Abendessens kam eine Frau mit einem wunderschönen Gefäß[1] mit teurem Parfümöl herein, das sie ihm über den Kopf goss.8Die Jünger waren sehr aufgebracht, als sie das sahen. »Was für eine Geldverschwendung«, ärgerten sie sich.9»Sie hätte es lieber für viel Geld verkaufen und den Erlös den Armen geben sollen.«10Doch Jesus erwiderte: »Warum fallt ihr über sie her? Sie tut mir etwas Gutes.11Die Armen werdet ihr immer bei euch haben, aber ich werde nicht mehr lange bei euch sein. (5Mo 15,11)12Sie hat dieses Parfümöl über mir ausgegossen, um meinen Körper zum Begräbnis vorzubereiten.13Ich versichere euch: Überall auf der Welt, wo man die gute Botschaft verbreiten wird, wird man auch davon sprechen, was diese Frau getan hat.«
Der Verrat
14Dann ging Judas Iskariot, einer der zwölf Jünger, zu den obersten Priestern (Joh 11,57)15und fragte sie: »Wie viel bezahlt ihr mir, wenn ich Jesus an euch verrate?« Und sie gaben ihm dreißig Silberstücke. (2Mo 21,32; Sach 11,12)16Von da an hielt Judas Ausschau nach dem geeigneten Ort und dem richtigen Zeitpunkt, Jesus zu verraten.
Das letzte Abendmahl
17Am ersten Tag des Festes der ungesäuerten Brote kamen die Jünger zu Jesus und fragten ihn: »Wo sollen wir das Passahmahl vorbereiten?« (2Mo 12,18; 5Mo 16,5)18Er antwortete ihnen: »Wenn ihr in die Stadt geht, werdet ihr dort einen Mann sehen. Sagt ihm: ›Der Meister lässt dir sagen: Meine Zeit ist gekommen. Ich möchte das Passahmahl mit meinen Jüngern in deinem Haus feiern.‹«19Die Jünger taten, was Jesus ihnen gesagt hatte, und bereiteten dort das Passahmahl vor.20Als es Abend war, setzte sich Jesus mit den zwölf Jüngern an den Tisch.21Während sie aßen, sagte er: »Ich sage euch: Einer von euch wird mich verraten.«22Zutiefst erschrocken begannen sie, ihn nacheinander zu fragen: »Doch nicht ich, Herr, oder?«23Er antwortete: »Einer von euch, der jetzt mit mir isst[2], wird mich verraten. (Ps 41,10)24Der Menschensohn muss sterben, wie es die Schrift vor langer Zeit vorausgesagt hat. Doch wie schrecklich wird es erst seinem Verräter ergehen! Es wäre besser für ihn, er wäre nie geboren worden!« (Ps 22,8; Jes 53,8; Lk 24,25; 1Petr 1,10)25Auch Judas, der ihn verraten sollte, fragte: »Rabbi, ich bin es doch nicht etwa, oder?« Und Jesus entgegnete ihm: »Du hast es selbst gesagt.«26Während sie aßen, nahm Jesus einen Laib Brot, dankte und bat Gott um seinen Segen. Dann brach er ihn in Stücke und gab sie den Jüngern mit den Worten: »Nehmt und esst, denn das ist mein Leib.«27Und dann nahm er einen Becher mit Wein und dankte Gott dafür. Er gab ihn seinen Jüngern und sagte: »Jeder von euch soll davon trinken,28denn das ist mein Blut, das den Bund[3] zwischen Gott und den Menschen besiegelt. Es wird vergossen, um die Sünden vieler Menschen zu vergeben. (2Mo 24,8; Jer 31,31; Sach 9,11; Hebr 9,20)29Merkt euch meine Worte – ich werde keinen Wein mehr trinken bis zu dem Tag, an dem ich ihn wieder mit euch im Reich meines Vaters trinken werde.« (Apg 10,41)30Dann sangen sie ein Loblied und gingen hinaus auf den Ölberg. (Ps 113,1)
Jesus sagt voraus, dass Petrus ihn verleugnen wird
31»Heute Nacht werdet ihr mich alle verlassen«, sagte Jesus zu ihnen. »Denn in der Schrift steht: ›Gott wird[4] den Hirten schlagen, und die Schafe der Herde werden zerstreut werden.‹[5] (Sach 13,7; Joh 16,32)32Doch wenn ich von den Toten auferstanden bin, werde ich euch nach Galiläa vorausgehen und euch dort treffen.« (Mt 28,7)33Petrus behauptete: »Selbst wenn dich alle verlassen, ich werde bei dir bleiben.«34»Petrus«, erwiderte Jesus, »ich versichere dir, noch in dieser Nacht wirst du mich drei Mal verleugnen, ehe der Hahn kräht.« (Mt 26,69; Mk 14,66; Lk 22,56; Joh 18,25)35»Nein!«, beharrte Petrus. »Nicht einmal, wenn ich mit dir sterben müsste! Ich werde dich niemals verleugnen!« Und alle anderen Jünger beteuerten dasselbe. (Joh 13,37)
Jesus betet in Gethsemane
36Dann nahm Jesus sie mit in einen Olivenhain mit dem Namen Gethsemane. Dort sagte er zu ihnen: »Bleibt hier sitzen, während ich ein Stück weitergehe, um zu beten.« (Joh 18,1)37Petrus und die beiden Söhne des Zebedäus, Jakobus und Johannes, nahm er mit. Er war sehr traurig, und schreckliche Angst quälte ihn.38Er sagte zu ihnen: »Meine Seele ist zu Tode betrübt. Bleibt hier und wacht mit mir.« (Ps 42,1; Ps 42,7; Joh 12,27)39Er ging noch ein bisschen weiter, sank zu Boden und betete: »Mein Vater! Wenn es möglich ist, lass den Kelch des Leides an mir vorübergehen. Doch ich will deinen Willen tun, nicht meinen.« (Mt 20,22; Joh 5,30; Joh 6,38; Hebr 5,7)40Dann kehrte er zu den Jüngern zurück und sah, dass sie eingeschlafen waren. Er sagte zu Petrus: »Konntet ihr nicht wenigstens eine Stunde mit mir wach bleiben?41Bleibt wach und betet. Sonst wird euch die Versuchung überwältigen. Denn der Geist ist zwar willig, aber der Körper ist schwach!« (Mt 6,13)42Und wieder ließ er sie zurück und betete: »Mein Vater! Wenn dieser Kelch nicht an mir vorübergehen kann, dann geschehe dein Wille.«43Wieder ging er zu den Jüngern zurück und sah, dass sie schliefen, denn sie konnten ihre Augen nicht offen halten.44Da ging er ein drittes Mal fort, um zu beten, und sprach die gleichen Worte.45Dann kehrte er zu den Jüngern zurück und sagte: »Schlaft ihr immer noch? Ruht ihr euch immer noch aus?[6] Nun ist es so weit. Der Menschensohn wird in die Hände der Verbrecher ausgeliefert. (Joh 12,23; Joh 13,1; Joh 17,1)46Kommt, lasst uns gehen. Seht, mein Verräter ist schon da!«
Jesus wird verhaftet
47Noch während er das sagte, kam Judas, einer der zwölf Jünger, inmitten einer mit Schwertern und Knüppeln bewaffneten Menge auf ihn zu. Sie waren von den obersten Priestern und den Ältesten des Volkes geschickt worden.48Judas hatte vorher mit ihnen ein Zeichen vereinbart: »Ihr sollt den festnehmen, den ich zur Begrüßung küsse.«49Also ging Judas direkt auf Jesus zu. »Ich grüße dich, Rabbi!«, rief er und gab ihm einen Kuss.50Jesus sagte: »Mein Freund, tu, wozu du gekommen bist.« Da packten die anderen Männer Jesus und nahmen ihn fest.51Einer der Männer um Jesus zog ein Schwert und schlug einem Diener des Hohen Priesters ein Ohr ab.52»Steck dein Schwert weg«, befahl ihm Jesus. »Wer das Schwert benutzt, wird durchs Schwert umkommen. (1Mo 9,6; Offb 13,10)53Wisst ihr denn nicht, dass ich meinen Vater um Tausende[7] von Engeln bitten könnte, um uns zu beschützen, und er würde sie sofort schicken? (2Kön 6,16; Ps 91,11; Dan 7,10)54Doch wenn ich das täte, wie sollte sich dann erfüllen, was in der Schrift vorausgesagt wird und nun eintreten muss?« (Ps 22,8; Jes 53,8; Lk 24,25; 1Petr 1,10)55Dann sagte Jesus zu den Männern: »Bin ich ein gefährlicher Verbrecher, dass ihr mit Schwertern und Knüppeln bewaffnet ausgerückt seid, um mich festzunehmen? Warum habt ihr mich nicht im Tempel verhaftet? Ich habe doch jeden Tag dort gepredigt.56Doch all das geschieht, um die Worte der Propheten zu erfüllen, wie sie in der Schrift aufgeschrieben sind.« Da verließen ihn alle Jünger und flohen. (Jes 53,7; Sach 13,7; Mt 26,31)
Jesus vor dem Hohen Rat
57Dann brachten die Leute, die Jesus verhaftet hatten, ihn in das Haus von Kaiphas, dem Hohen Priester. Dort hatten sich die Schriftgelehrten und die Ältesten bereits versammelt.58Petrus folgte ihnen in einiger Entfernung bis in den Innenhof des hohepriesterlichen Hauses. Er ging hinein und setzte sich so zu den Wachen, dass er sehen konnte, was mit Jesus geschehen würde. (Mk 14,66; Lk 22,55; Joh 18,15)59Im Haus suchten die obersten Priester und der gesamte Hohe Rat[8] nach Zeugen, die zu einer Falschaussage gegen Jesus bereit wären, sodass sie ihn zum Tode verurteilen konnten.60Aber obwohl sie viele fanden, die sich zu falschen Aussagen bereit erklärten, war keine Aussage darunter, die sie gegen ihn verwenden konnten. Schließlich fanden sie zwei Männer, (5Mo 19,15; Ps 27,12)61die behaupteten: »Dieser Mann hat gesagt: ›Ich kann den Tempel Gottes zerstören und ihn in drei Tagen wieder aufbauen.‹« (Mt 27,40; Joh 2,19; Apg 6,14)62Da stand der Hohe Priester auf und fragte Jesus: »Hast du zu diesen Anschuldigungen nichts zu sagen? Was hast du zu deiner Verteidigung vorzubringen?«63Doch Jesus schwieg. Da sagte der Hohe Priester zu ihm: »Im Namen des lebendigen Gottes, sage uns, ob du der Christus bist, der Sohn Gottes.« (Mt 16,16)64Jesus erwiderte: »Es ist, wie du sagst. Von nun an werdet ihr den Menschensohn zur Rechten Gottes sehen, auf dem Platz der Macht, und ihr werdet sehen, wie er auf den Wolken des Himmels wiederkommen wird.«[9] (Ps 110,1; Dan 7,13; Mt 24,30; Offb 1,7)65Da zerriss der Hohe Priester zum Zeichen seines Abscheus sein Gewand und rief aus: »Gotteslästerung! Wozu brauchen wir noch weitere Zeugen? Ihr alle habt seine Gotteslästerung gehört! (3Mo 24,16; Joh 19,7)66Was ist euer Urteil?« Sie riefen: »Schuldig! Er muss sterben!«67Dann spuckten sie Jesus ins Gesicht und schlugen ihn mit den Fäusten. Und einige prügelten auf ihn ein (Jes 50,6; Jes 53,5)68mit den Worten: »Prophezeie uns, du Christus! Wer hat dich gerade geschlagen?«
Petrus verleugnet Jesus
69Während Petrus draußen im Hof saß, ging eine junge Dienerin vorüber und sagte zu ihm: »Du bist doch auch einer von denen, die zu Jesus, dem Galiläer, gehören.«70Doch Petrus leugnete laut, sodass es alle hören konnten. »Ich weiß nicht, wovon du sprichst«, sagte er.71Später, als er draußen am Tor war, bemerkte ihn eine andere Dienerin, und auch sie sagte zu den Umstehenden: »Dieser Mann war bei Jesus von Nazareth.«72Und wieder leugnete Petrus, diesmal schwor er sogar: »Ich kenne den Mann noch nicht einmal.«73Ein wenig später kamen andere Umstehende und sagten zu ihm: »Du musst einer von ihnen sein; wir erkennen dich an deinem galiläischen Akzent.«74Wieder sagte Petrus: »Ich schwöre bei Gott, ich kenne diesen Mann nicht.« Und in diesem Augenblick krähte der Hahn.75Plötzlich fielen Petrus die Worte von Jesus wieder ein: »Ehe der Hahn kräht, wirst du mich drei Mal verleugnen.« Und er ging fort und weinte bitterlich. (Mt 26,34; Mk 14,30; Lk 22,34; Joh 13,38)