Hiobs Schlussrede: Beteuerung seiner Unschuld – Vergängliches Glück der Gottlosen
1Und Hiob fuhr fort, seinen Spruch zu erheben, und sagte: (Hi 29,1)2So wahr Gott lebt, der mir mein Recht entzogen, und der Allmächtige, der meine Seele bitter gemacht hat – (Hi 9,17; Hi 34,5)3ja, solange noch irgendetwas von meinem Atem in mir ist[1] und Gottes Hauch in meiner Nase –:4Wenn meine Lippen Unrecht reden und wenn meine Zunge Trug ausspricht![2] (Hi 6,28; Hi 24,25)5Fern sei es von mir, euch recht zu geben.[3] Bis ich verscheide, lasse ich meine Rechtschaffenheit[4] nicht von mir weichen. (Hi 17,9; Hi 31,7)6An meiner Gerechtigkeit halte ich fest und werde sie nicht fahren lassen; mein Herz schmäht nicht einen von meinen Tagen. (Hi 17,9; Hi 31,7; 1Kor 4,4)7Meinem Feind ergehe es wie dem Gottlosen und ⟨dem⟩, der gegen mich auftritt, wie dem Übeltäter.8Denn was ist des Ruchlosen Hoffnung, wenn sein Leben ein Ende findet[5], wenn Gott seine Seele nimmt[6]? (Hi 8,13)9Wird Gott sein Hilfegeschrei[7] hören, wenn die Not über ihn kommt? (Ps 18,42; Mi 3,4; Joh 9,31)10Oder wird er an dem Allmächtigen seine Lust haben, Gott anrufen zu jeder Zeit? (Hi 22,26; Ps 14,4)11Ich will euch belehren über Gottes Tun[8], was der Allmächtige im Sinn hat[9], nicht verhehlen. (Hi 11,7)12Siehe, ihr selbst habt es alle geschaut, warum denn schwatzt ihr so nichtiges Zeug? (Hi 16,3)13Dies ist das Los des gottlosen Menschen bei Gott und das Erbe der Gewalttätigen, das sie vom Allmächtigen empfangen: (Hi 20,29; Hi 31,2)14Wenn seine Söhne zahlreich werden, dann für das Schwert, und seine Sprösslinge können sich nicht satt essen an Brot. (Est 9,6; Ps 109,10; Hos 9,13)15Seine Übriggebliebenen werden vom Tod begraben[10], und seine Witwen weinen nicht[11]. (Ps 78,64)16Wenn er ⟨auch⟩ Silber aufschüttet wie Staub und Kleider aufstapelt wie Lehm –17er stapelt sie ⟨zwar⟩ auf, aber der Gerechte bekleidet sich ⟨damit⟩, und das Silber teilt der Schuldlose auf. (Est 8,1; Spr 13,22; Pred 2,26)18Er hat sein Haus gebaut wie die Motte[12] und der Laubhütte gleich, die ein Wächter ⟨sich⟩ macht.19Reich legt er sich hin, und nichts ist ihm genommen[13]. Er schlägt die Augen auf, da ist es nicht mehr. (Hi 20,5; Spr 23,4)20Wie Wasser erreichen ihn jähe Schrecken, des Nachts entführt ihn ein Sturmwind. (Hi 18,11; Ps 83,16)21Der Ostwind hebt ihn empor, dass er dahinfährt, und reißt ihn weg von seiner Stätte. (Hi 21,18)22Er stürzt sich auf ihn[14] ohne Schonung; vor seiner Gewalt will er flüchtend entfliehen. (1Sam 25,29; Ps 11,6)23Man klatscht über ihn in die Hände[15] und pfeift seinetwegen von seiner Stätte aus. (Nah 3,19)
1Ijob setzte seine Rede fort, er sagte:2»Beim Leben Gottes, des Gewaltigen, der mir mein Recht noch immer vorenthält und mir das Leben bitter macht! Ich schwöre:3Solange ich noch Atem in mir habe und Gottes Hauch in meiner Nase ist, (1Mo 2,7; Hi 33,4)4kommt niemals Unrecht über meine Lippen und keine Lüge über meine Zunge!5Ich denke nicht daran, euch recht zu geben; bei meiner Unschuld bleib ich, bis ich sterbe!6Dass ich im Recht bin, geb ich niemals auf; denn mein Gewissen weiß von keiner Schuld! (Hi 11,4; Hi 13,18; Hi 17,9; Apg 24,16)
So straft Gott alle, die ihn verlassen
7Wer mich bekämpft und mir mit Hass begegnet, den soll die Strafe des Verbrechers treffen!8Sein Leben ist dahin, wenn Gott es fordert und sich entschließt, den Faden abzuschneiden. (Hi 6,9)9Wenn er in Not gerät und beten will, wird Gott auf seinen Hilfeschrei nicht achten.10Er hätte immer bei Gott[1] Freude suchen und zu ihm beten sollen, nicht erst jetzt!11Ich will euch nun von Gottes Macht berichten und nicht verschweigen, was er wirklich plant.12Ihr habt doch selber alles miterlebt! Was tragt ihr dann noch solchen Unsinn vor?13Seht, welche Strafe Gott[2] dem Menschen sendet, der ihn verlässt und andere unterdrückt: (Hi 20,29; Pred 2,26)14Ein solcher Mensch mag viele Söhne haben, doch alle werden sie im Krieg getötet; die Enkel kriegen nie genug zu essen. (Hi 21,19)15Was überlebt, das rafft die Pest hinweg; die Witwen halten keine Totenklage.16Er mag auch haufenweise Silber haben, mehr Kleider, als er jemals brauchen kann.17Was soll’s? Ein Frommer wird die Kleider tragen, ein guter Mensch das ganze Silber erben.18Sein Haus hat er gebaut wie eine Motte, so wie das Laubgeflecht des Weinbergwächters:19Reich legt er sich in seinem Haus zu Bett; doch wenn er aufwacht, ist es nicht mehr da.20Wie eine Flut holt ihn der Schrecken ein. Ein Wirbelsturm kommt nachts und trägt ihn fort.21Der Ostwind hebt ihn hoch und reißt ihn mit, er fegt ihn mit Gewalt von seinem Wohnplatz.22Der Sturm stürzt mitleidslos auf ihn herab, er müht sich, was er kann, um zu entfliehen.23In seinem Rücken heult und pfeift der Sturm und macht ihm Angst mit seinen harten Schlägen.[3]
1Hiob setzte seine Rede fort und sagte:2„So wahr Gott lebt, der mir mein Recht entzog, / der Allmächtige, der mir das Leben bitter macht:3Solange noch mein Atem in mir ist, / in meiner Nase Gottes Hauch,4kommt kein Unrecht über meine Lippen, / werde ich niemals die Unwahrheit sagen.5Ich denke nicht daran, euch recht zu geben. / Bis zum Tod werde ich auf meiner Unschuld bestehen.6An meiner Gerechtigkeit halte ich fest und lasse sie nicht; / keinen meiner Tage hält mein Gewissen mir vor.“
Mein Feind sei wie der Gottlose!
7„Meinem Feind soll es wie dem Gottlosen gehen, / dem, der gegen mich steht, wie einem Verbrecher.8Denn was ist die Hoffnung des Gewissenlosen, / wenn es mit ihm zu Ende geht und Gott ihm das Leben nimmt?9Wird Gott sein Schreien hören, / wenn die Not ihn überfällt?10Wird er sich am Allmächtigen freuen, / kann er ihn jederzeit rufen?“
Gottlose werden untergehen!
11„Ich will euch belehren über Gottes Tun, / nicht verhehlen, was der Allmächtige plant.12Ihr alle habt es selbst geschaut, / warum schwatzt ihr so nichtiges Zeug?13Das ist das Los des gottlosen Menschen bei Gott, / das Erbe des Tyrannen, das er vom Allmächtigen bekommt:14Wenn seine Kinder sich mehren, dann für das Schwert; / und seine Sprösslinge haben nicht genug Brot.15Die ihm bleiben, begräbt die Pest; / und seine Witwen weinen nicht.16Wenn er auch Silber wie Staub anhäuft / und Kleidung stapelt in Haufen,17dann häuft er sie zwar auf, doch der Gerechte zieht sie an / und das Silber nimmt ein Schuldloser mit.18Wie eine Motte baut er sein Haus, / wie eine Hütte, die der Wächter aufstellt.19Reich legt er sich hin / und tut es nicht wieder, / er schlägt die Augen auf / und ist nicht mehr.20Wie eine Flut holt ihn der Schrecken ein, / nachts entführt ihn ein Sturm.21Der Ostwind hebt ihn hoch und reißt ihn mit, / er fegt ihn von seiner Wohnstätte weg.22Schonungslos wirft er sich auf ihn. / Da will er flüchten, fliehen vor seiner Gewalt.23Man klatscht über ihn in die Hände / und zischt ihm nur noch hinterher.“