Johannes 7

Das Buch

von SCM Verlag
1 Danach zog Jesus in Galiläa umher. Denn er wollte nicht in der Provinz Judäa umherziehen, weil die Leute dort die Absicht hatten, ihn umzubringen.2 Aber jetzt stand das jüdische Laubhüttenfest kurz bevor.3 Da sagten seine Brüder zu ihm: »Geh weg von hier und wandere hinüber nach Judäa! Dann können deine Schüler dort auch die großartigen Wunderwerke zu sehen bekommen, die du vollbringst.4 Denn kein Mensch bleibt bewusst in der Verborgenheit, wenn er gleichzeitig versucht, in der Öffentlichkeit zu arbeiten. Wenn du schon solche Taten tust, dann zeige dich doch klar und deutlich der ganzen Welt!«5 Hier zeigte sich: Selbst seine eigenen Brüder glaubten nicht wirklich an Jesus.6 Da sagte er zu ihnen: »Der richtige Zeitpunkt, den Gott für mich bestimmt hat, ist noch nicht gekommen. Aber die für euch günstige Zeit ist immer da.7 Diese gegenwärtige Welt kann euch nicht hassen oder ablehnen. Mir aber steht sie voller Hass entgegen. Denn allein schon meine Gegenwart macht deutlich, dass die Taten der Menschen in dieser Welt von Bosheit bestimmt sind.8 Geht ihr doch hinauf nach Jerusalem zum Fest! Ich aber gehe jetzt nicht mit dorthin, denn der mir von Gott bestimmte Zeitpunkt ist noch nicht da.«9 Mit dieser Begründung blieb Jesus also in Galiläa.10 Als seine Brüder jedoch zum Fest nach Jerusalem aufgebrochen waren, machte er sich auch auf den Weg dorthin, allerdings nicht öffentlich sichtbar, sondern heimlich.11 Die Leute von Judäa suchten Jesus überall während des Festes und fragten sich: »Wo ist er nur?«12 Unter der Volksmenge gab es viele Auseinandersetzungen wegen Jesus. Die einen sagten, dass er gut sei. Die anderen widersprachen: »Nein, sondern er führt die Menschen in die Irre!«13 Aber kein Einziger sagte seine Meinung über Jesus frei heraus, aus Angst vor den judäischen Führern.14 Genau in der Mitte der Festwoche stieg Jesus auf den Tempelberg hinauf und begann, die Menschen zu unterrichten.15 Die Einwohner von Judäa wunderten sich und fragten: »Woher hat dieser Mann solch eine Kenntnis der heiligen Schriften, wo er sie doch nicht studiert hat?«16 Jesus antwortete ihnen: »Das, was ich lehre, stammt nicht von mir selbst, sondern von dem, der mich beauftragt hat.17 Wenn jemand bereit ist, dessen Willen in die Tat umzusetzen, dann wird er zu der Einsicht kommen, ob das, was ich lehre, von Gott stammt oder ob ich aus mir selbst heraus spreche.18 Wer aus sich selbst heraus spricht, der will damit seine eigene Ehre in den Vordergrund stellen. Wer aber die Ehre von dem in den Vordergrund stellt, der mich beauftragt und in die Welt gesandt hat, der ist von der Wahrheit geprägt und in ihm findet sich keine Ungerechtigkeit.19 Hat euch nicht Mose das Gesetzbuch gegeben? Und dennoch setzt kein Einziger von euch dieses Gesetz in die Tat um. Warum wollt ihr mich umbringen?«20 Da kam die Antwort aus der Volksmenge: »Du hast doch einen Dämon in dir! Wer will dich denn umbringen?«21 Doch Jesus antwortete ihnen: »Eine einzige besondere Tat habe ich getan und ihr habt euch alle gewundert.22 Deshalb hat Mose euch die Anweisung zur Beschneidung gegeben, wobei sie doch eigentlich nicht bei Mose ihren Ursprung hat, sondern schon bei den Stammvätern. Und deshalb beschneidet ihr die Jungen und Männer folgerichtig auch am achten Tag nach der Geburt, auch wenn dieser auf einen Sabbat, den Ruhetag, fällt.23 Wenn es also so ist, dass die Menschen das Zeichen der Beschneidung am Ruhetag annehmen und damit sicherstellen, dass das Gesetz von Mose nicht gebrochen wird, warum seid ihr dann darüber zornig, dass ich einen Menschen am Sabbattag ganz und gar gesund gemacht habe?24 Fällt eure Urteile doch nicht aufgrund des äußeren Anscheins! Fällt euer Urteil stattdessen aufgrund der Frage: Was ist wirklich gerecht und gut?!«25 Da fragten einige Bewohner von Jerusalem: »Ist das nicht der Mann, den sie umbringen wollten?26 Und jetzt redet er hier frei in aller Öffentlichkeit und keiner widerspricht ihm! Ist es vielleicht so, dass die führenden Leute ganz genau wissen, dass dieser Mann doch der Messias ist?27 Allerdings, bei ihm wissen wir ganz genau, woher er stammt. Aber bei dem erwarteten Messias wird wohl niemand wissen, woher er kommt.«28 Noch einmal lehrte Jesus im Tempelgelände. Laut rief er: »Ihr meint also, dass ihr mich kennt und auch wisst, woher ich gekommen bin? Aber ich bin nicht aus eigenem Antrieb zu euch gekommen. Der, der mich beauftragt und gesandt hat, ist durch und durch wahrhaftig. Das ist der, den ihr nicht kennt.29 Ich aber kenne ihn. Denn ich existiere nur durch ihn, und er ist es, der mich gesandt und beauftragt hat.«30 Da wollten sie Jesus festnehmen. Und dennoch legte keiner Hand an ihn, denn der von Gott bestimmte Zeitpunkt war noch nicht gekommen.31 Aber viele Menschen aus dem Volk setzten ihr Vertrauen auf ihn und sagten: »Wenn der Messias kommt, dann wird er sicher nicht noch mehr Wunder vollbringen, als dieser Mann vollbracht hat!«32 Die Pharisäer bekamen zu hören, dass die Volksmenge heftig über Jesus stritt. Da schickten die obersten Priester und die Pharisäer ihre Diener los mit dem Auftrag, Jesus gefangen zu nehmen.33 Als diese kamen, sagte Jesus: »Ich bin nur noch eine kurze Zeit hier bei euch, und dann kehre ich zu dem zurück, der mich gesandt hat.34 Ihr werdet mich suchen und nicht finden können. Denn da, wo ich bin, da könnt ihr nicht hinkommen!«35 Da sagten die Anführer der Judäer zueinander: »Wo will Jesus denn hinziehen, wo wir ihn nicht finden können? Will er etwa zu den in alle Welt verstreuten Juden gehen und dort auch die Griechen unterrichten?36 Was will er damit sagen: ›Ihr werdet mich suchen und nicht finden, und wo ich bin, dahin könnt ihr nicht kommen.‹?«37 Am letzten Tag der Festwoche, dem Höhepunkt des Festes, stellte sich Jesus hin und rief: »Wenn jemand Durst hat, dann soll er zu mir kommen und trinken!38 Wer mir vertraut, der wird erleben, dass sich das erfüllt, was Gottes Buch sagt: ›Aus seinem Innersten werden Ströme des lebendigen Wassers fließen!‹«39 Mit diesen Worten sprach Jesus vom Geist Gottes. Das ist der Geist, den die in Empfang nehmen sollten, die ihm ihr Vertrauen schenken würden. Doch zu diesem Zeitpunkt war der Zugang zu der Erfahrung des Geistes noch nicht gegeben, denn Jesus war noch nicht wieder in die von Glanz erfüllte Gegenwart Gottes des Vaters eingegangen.40 Einige Leute in der Volksmenge, die diese Aussage von Jesus hörten, sagten: »Dieser Mann ist wirklich und wahrhaftig der erwartete Prophet!«41 Andere sagten: »Dieser Mann ist der Messias!« Noch andere wiederum stellten die Frage: »Ist das denn denkbar, dass der Messias aus der Provinz Galiläa kommt?42 Steht denn in Gottes Buch nicht geschrieben, dass der Messias aus der Nachkommenschaft von David kommen wird und aus Bethlehem, dem Ort, aus dem David stammte?«43 So entstand im Volk eine Spaltung wegen Jesus.44 Einige von ihnen wollten Jesus gefangen nehmen. Und dennoch legte niemand Hand an ihn.45 Die Diener kamen zurück zu den obersten Priestern und Pharisäern. Die fragten sie: »Warum habt ihr Jesus nicht mitgebracht?«46 Da antworteten ihnen die Diener: »Noch niemals hat irgendein Mensch so gesprochen wie dieser Mensch.«47 Da antworteten die Pharisäer ihnen: »Ihr habt euch doch hoffentlich nicht auch noch von ihm verführen lassen!48 Kein Einziger von den führenden Leuten glaubt an Jesus und auch keiner von den Pharisäern!49 Aber dieser Pöbel, die Leute, die von Gottes Buch überhaupt keine Ahnung haben, die sollen verflucht sein!«50 Nikodemus, das ist der, der damals zu Jesus gekommen war und einer von den führenden Leuten war, sagte zu ihnen:51 »Entspricht es denn unserem Gesetz, einen Menschen zu verurteilen, wenn man ihn vorher nicht angehört hat und aus seinem eigenen Mund erfährt, was er tut?«52 Da erwiderten sie ihm: »Bist du etwa auch schon ein Galiläer geworden? Forsche doch in Gottes Buch! Dann wirst du merken, dass ein Prophet nicht aus Galiläa kommen kann!«53 Danach gingen sie alle fort, jeder in sein eigenes Haus.

Johannes 7

Lutherbibel 2017

von Deutsche Bibelgesellschaft
1 Danach zog Jesus umher in Galiläa; denn er wollte nicht in Judäa umherziehen, weil ihm die Juden nach dem Leben trachteten. (Joh 4,43)2 Es war aber nahe das Laubhüttenfest der Juden. (3Mo 23,34)3 Da sprachen seine Brüder zu ihm: Mach dich auf von hier und geh nach Judäa, auf dass auch deine Jünger die Werke sehen, die du tust. (Mt 12,46; Joh 2,12; Apg 1,14)4 Denn niemand tut etwas im Verborgenen und will doch öffentlich bekannt sein. Willst du das, so offenbare dich vor der Welt.5 Denn auch seine Brüder glaubten nicht an ihn.6 Da spricht Jesus zu ihnen: Meine Zeit ist noch nicht da, eure Zeit aber ist immer da. (Joh 2,4)7 Die Welt kann euch nicht hassen. Mich aber hasst sie, denn ich bezeuge von ihr, dass ihre Werke böse sind. (Joh 15,18)8 Geht ihr hinauf zum Fest! Ich will nicht hinaufgehen zu diesem Fest, denn meine Zeit ist noch nicht erfüllt.9 Das sagte er und blieb in Galiläa.10 Als aber seine Brüder hinaufgegangen waren zum Fest, da ging auch er hinauf, nicht offen, sondern heimlich. (Joh 2,13)11 Da suchten ihn die Juden auf dem Fest und fragten: Wo ist er?12 Und es war ein großes Gemurmel über ihn im Volk. Einige sprachen: Er ist gut; andere aber sprachen: Nein, sondern er verführt das Volk.13 Niemand aber redete offen über ihn aus Furcht vor den Juden. (Joh 9,22; Joh 12,42; Joh 20,19)14 Aber mitten im Fest ging Jesus hinauf in den Tempel und lehrte.15 Und die Juden verwunderten sich und sprachen: Wie kennt dieser die Schrift, wenn er es doch nicht gelernt hat? (Mt 13,56)16 Jesus antwortete ihnen und sprach: Meine Lehre ist nicht von mir, sondern von dem, der mich gesandt hat. (Joh 3,34)17 Wenn jemand dessen Willen tun will, wird er innewerden, ob diese Lehre von Gott ist oder ob ich aus mir selbst rede.18 Wer aus sich selbst redet, der sucht seine eigene Ehre; wer aber die Ehre dessen sucht, der ihn gesandt hat, der ist wahrhaftig, und keine Ungerechtigkeit ist in ihm. (Joh 5,41; Joh 5,44)19 Hat euch nicht Mose das Gesetz gegeben? Und niemand unter euch tut das Gesetz. Warum sucht ihr mich zu töten? (Joh 1,17; Joh 5,16; Joh 5,18; Röm 2,17)20 Das Volk antwortete: Du bist von einem Dämon besessen; wer sucht dich zu töten? (Joh 10,20)21 Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Ein einziges Werk habe ich getan und es wundert euch alle. (Joh 5,16)22 Darum hat Mose euch die Beschneidung gegeben – nicht dass sie von Mose kommt, sondern von den Vätern –, und ihr beschneidet einen Menschen auch am Sabbat. (1Mo 17,10; 3Mo 12,3)23 Wenn ein Mensch am Sabbat die Beschneidung empfängt, damit nicht das Gesetz des Mose gebrochen werde, was zürnt ihr dann mir, weil ich am Sabbat den ganzen Menschen gesund gemacht habe?24 Richtet nicht nach dem, was vor Augen ist, sondern richtet gerecht.25 Da sprachen einige aus Jerusalem: Ist das nicht der, den sie zu töten suchen?26 Und siehe, er redet frei und offen, und sie sagen ihm nichts. Sollten unsere Oberen wahrhaftig erkannt haben, dass er der Christus ist? (Joh 1,41)27 Doch wir wissen, woher dieser ist; wenn aber der Christus kommt, so weiß niemand, woher er ist. (Hebr 7,3)28 Da rief Jesus im Tempel und lehrte: Ja, ihr kennt mich und wisst, woher ich bin. Aber nicht von mir selbst aus bin ich gekommen, sondern von dem, der wahrhaftig ist, der mich gesandt hat, den ihr nicht kennt.29 Ich aber kenne ihn; denn ich bin von ihm, und er hat mich gesandt. (Mt 11,27)30 Da suchten sie ihn zu ergreifen; aber niemand legte Hand an ihn, denn seine Stunde war noch nicht gekommen. (Lk 22,53; Joh 8,20)31 Aber viele aus dem Volk glaubten an ihn und sprachen: Wenn der Christus kommen wird, wird er etwa mehr Zeichen tun, als dieser getan hat?32 Die Pharisäer hörten, dass es im Volk solches Gemurmel über ihn gab. Da sandten die Hohenpriester und die Pharisäer Knechte aus, dass sie ihn ergriffen.33 Da sprach Jesus: Ich bin noch eine kleine Zeit bei euch, und dann gehe ich hin zu dem, der mich gesandt hat. (Joh 13,33; Joh 14,19)34 Ihr werdet mich suchen und nicht finden; und wo ich bin, könnt ihr nicht hinkommen. (Joh 8,21)35 Da sprachen die Juden untereinander: Wo will dieser hingehen, dass wir ihn nicht finden könnten? Will er etwa zu denen gehen, die in der Zerstreuung unter den Griechen wohnen, und die Griechen lehren?36 Was ist das für ein Wort, das er sagte: Ihr werdet mich suchen und nicht finden; und wo ich bin, da könnt ihr nicht hinkommen?37 Aber am letzten, dem höchsten Tag des Festes trat Jesus auf und rief: Wen da dürstet, der komme zu mir und trinke! (3Mo 23,36; Jes 55,1; Joh 4,10; Offb 22,17)38 Wer an mich glaubt, von dessen Leib werden, wie die Schrift sagt, Ströme lebendigen Wassers fließen. (Jes 58,11)39 Das sagte er aber von dem Geist, den die empfangen sollten, die an ihn glaubten; denn der Geist war noch nicht da; denn Jesus war noch nicht verherrlicht. (Joh 16,7)40 Etliche nun aus dem Volk, die diese Worte hörten, sprachen: Dieser ist wahrhaftig der Prophet. (Mal 3,23; Joh 6,14)41 Andere sprachen: Er ist der Christus. Wieder andere sprachen: Soll der Christus etwa aus Galiläa kommen? (Joh 1,46)42 Sagt nicht die Schrift: Aus dem Geschlecht Davids und aus dem Ort Bethlehem, wo David war, kommt der Christus? (Mi 5,1; Mt 2,5; Mt 22,42)43 So entstand seinetwegen Zwietracht im Volk. (Joh 9,16)44 Einige von ihnen wollten ihn ergreifen; aber niemand legte Hand an ihn.45 Da kamen die Knechte zu den Hohenpriestern und Pharisäern; und die fragten sie: Warum habt ihr ihn nicht gebracht?46 Die Knechte antworteten: Noch nie hat ein Mensch so gesprochen. (Mt 7,28)47 Da antworteten ihnen die Pharisäer: Seid ihr auch verführt worden?48 Glaubt denn einer von den Oberen oder von den Pharisäern an ihn?49 Nur das Volk tut’s, das nichts vom Gesetz weiß; verflucht ist es.50 Spricht zu ihnen Nikodemus, der vormals zu ihm gekommen war und der einer von ihnen war: (Joh 3,1)51 Richtet denn unser Gesetz einen Menschen, ehe man ihn angehört und erkannt hat, was er tut? (5Mo 1,16)52 Sie antworteten und sprachen zu ihm: Bist du auch aus Galiläa? Forsche und sieh: Aus Galiläa steht kein Prophet auf.53 [Und sie gingen fort, ein jeder in sein Haus.

Johannes 7

Neues Leben. Die Bibel

von SCM Verlag
1 Jesus blieb noch eine Weile in Galiläa und zog von Dorf zu Dorf. Er mied Judäa, denn dort schmiedeten die führenden Männer des jüdischen Volkes Mordpläne gegen ihn. (Joh 5,18; Joh 7,19; Joh 8,37)2 Doch die Zeit des Laubhüttenfestes rückte näher, (3Mo 23,34; 5Mo 16,16)3 und seine Brüder drängten ihn, zum Fest nach Judäa mitzugehen. »Geh doch nach Judäa, damit deine Jünger deine Wunder sehen können, die du tust!«, spotteten sie. (Mt 12,46)4 »Wenn du dich so versteckst, wirst du nie bekannt werden! Falls du wirklich so wunderbare Dinge tun kannst, dann beweise es vor aller Welt!«5 Denn selbst seine Brüder glaubten nicht an ihn.6 Jesus erwiderte: »Für mich ist der richtige Zeitpunkt noch nicht da; aber ihr könnt jederzeit gehen. (Joh 2,4; Joh 7,30; Joh 8,20)7 Euch kann die Welt nicht hassen. Mich dagegen hasst sie, weil ich sage, dass ihre Taten böse sind. (Joh 15,18)8 Geht ihr nur hinauf zum Fest. Ich bin noch[1] nicht so weit, zu diesem Fest zu gehen, weil meine Zeit noch nicht gekommen ist.«9 Und Jesus blieb in Galiläa.10 Doch nachdem seine Brüder zum Fest aufgebrochen waren, folgte ihnen Jesus, allerdings heimlich und ohne öffentliches Aufsehen zu erregen.11 Die führenden Männer des jüdischen Volkes ließen ihn suchen und fragten überall nach ihm. (Joh 11,56)12 Die Menschen sprachen untereinander heimlich über ihn. Ein paar sagten: »Er ist ein guter Mensch«, andere meinten: »Er ist nichts als ein Betrüger, der die Leute verführt.« (Joh 7,40)13 Aber keiner hatte den Mut, in aller Öffentlichkeit für ihn einzutreten, weil sie den Konflikt mit den führenden Juden scheuten. (Joh 9,22)14 Als das Fest zur Hälfte vorüber war, ging Jesus zum Tempel hinauf und begann zu lehren.15 Die Juden waren zutiefst erstaunt, als sie ihn hörten. »Woher weiß er das alles, ohne dass er die Schrift studiert hat?«, fragten sie. (Mt 13,54; Lk 2,47; Apg 4,13)16 Da sagte Jesus zu ihnen: »Ich lehre nicht meine eigenen Gedanken, sondern die Gedanken Gottes, der mich gesandt hat. (Joh 8,28; Joh 12,49; Joh 14,10)17 Wer den Willen Gottes tun will, wird erkennen, ob meine Lehre von Gott kommt oder ob ich aus mir selbst heraus rede.18 Wer nur seine eigenen Anschauungen vertritt, sucht Anerkennung für sich selbst. Wer aber den ehren will, der ihn gesandt hat, der ist glaubwürdig und ohne falsche Absichten. (Joh 5,41; Joh 8,50)19 Keiner von euch gehorcht dem Gesetz, das Mose euch gab, ja ihr versucht sogar, mich zu töten! Mit welchem Recht?« (Joh 1,17; Joh 7,1; Joh 8,37)20 Die Menge erwiderte: »Du bist ja von einem Dämon besessen! Wer will dich töten?« (Joh 8,48; Joh 10,20)21 Jesus erwiderte: »Eine einzige Tat habe ich am Sabbat getan, an der ihr Anstoß nehmt.[2] (1Mo 17,10; 3Mo 12,3)22 Aber auch ihr arbeitet am Sabbat, wenn ihr einen Menschen an diesem Tag beschneidet, weil Mose euch das Gesetz der Beschneidung gab. Dabei ist der Brauch der Beschneidung älter als das mosaische Gesetz; er geht auf die Stammväter zurück.23 Denn wenn der vorgeschriebene Zeitpunkt für die Beschneidung eurer Söhne auf einen Sabbat fällt, dann vollzieht ihr die Beschneidung, um das mosaische Gesetz nicht zu brechen. Warum also empört ihr euch und verurteilt mich? Weil ich einen Menschen am Sabbat geheilt habe? (Joh 5,8; Apg 7,8)24 Denkt darüber nach und richtet nicht nach dem äußeren Schein, sondern richtet gerecht!« (Jes 11,3; Joh 8,15)25 Einige Leute aus Jerusalem sagten zueinander: »Ist das nicht der Mann, den sie umbringen wollen?26 Da lehrt er hier in aller Öffentlichkeit, und sie schweigen dazu. Haben sie etwa erkannt, dass er wirklich der Christus ist?27 Aber wie könnte das sein? Wir wissen doch, woher dieser Mann stammt. Wenn der Christus kommt, wird er einfach da sein, ohne dass jemand weiß, woher er kommt.« (Joh 9,29)28 Während Jesus im Tempel lehrte, rief er: »Ja, ihr denkt, ihr kennt mich und wisst, woher ich komme. Doch ich komme nicht in meinem eigenen Auftrag, sondern im Namen dessen, der mich gesandt hat. Doch den kennt ihr nicht. (Joh 8,26; Joh 17,25)29 Ich aber kenne ihn, denn ich komme von ihm, und er hat mich gesandt.«30 Da wollten sie ihn verhaften lassen, aber niemand legte Hand an ihn, denn seine Zeit war noch nicht gekommen. (Joh 8,20)31 Viele von den Menschen im Tempel glaubten an ihn. »Denn«, so sagten sie, »würde man von Christus mehr Wunder erwarten, als dieser Mann sie getan hat?« (Joh 2,23; Joh 8,30; Joh 10,42; Joh 11,45; Joh 12,11)32 Als die Pharisäer diese und ähnliche Äußerungen der Leute hörten, schickten sie und die obersten Priester Männer der Tempelwache aus, um Jesus verhaften zu lassen.33 Doch Jesus sagte zu ihnen: »Ich werde nur noch kurze Zeit hier sein. Dann werde ich zu dem zurückkehren, der mich gesandt hat. (Joh 13,33; Joh 16,5)34 Ihr werdet nach mir suchen, doch ihr werdet mich nicht finden. Und ihr werdet nicht dorthin kommen können, wo ich dann bin.« (Joh 8,21; Joh 13,33)35 Diese Aussage irritierte die Juden. »Wo will er hingehen, sodass wir ihn nicht finden können?«, fragten sie. »Will er etwa das Land verlassen und zu den Juden in anderen Ländern gehen, ja vielleicht sogar zu den Heiden?36 Was meint er mit den Worten: ›Ihr werdet nach mir suchen, doch ihr werdet mich nicht finden‹, oder: ›Ihr werdet nicht dorthin kommen können, wo ich dann bin‹?«37 Am letzten Tag, dem Höhepunkt des Festes, stellte Jesus sich hin und rief der Menge zu: »Wenn jemand Durst hat, soll er zu mir kommen und trinken! (Jes 55,1; Joh 4,10; Joh 6,35; Offb 22,17)38 Wer an mich glaubt, aus dessen Innerem werden Ströme lebendigen Wassers fließen, wie es in der Schrift heißt.«[3] (Spr 18,4; Jes 58,11; Hes 47,1; Joe 4,18)39 Mit dem »lebendigen Wasser« meinte er den Geist, der jedem zuteilwerden sollte, der an ihn glaubte. Aber der Geist war noch nicht gekommen, weil Jesus noch nicht verherrlicht worden war. (Joh 14,17; Joh 16,7; Joh 20,22; Röm 8,9; 1Kor 15,45; 2Kor 3,17)40 Als die Menge das hörte, meinten einige: »Bestimmt ist dieser Mann der Prophet.«[4] (5Mo 18,15; Joh 6,14)41 Andere sagten: »Er ist der Christus.« Wieder andere wandten dagegen ein: »Das kann nicht sein! Oder kommt der Christus etwa aus Galiläa? (Joh 1,46)42 In der Schrift steht, dass der Messias aus dem königlichen Geschlecht Davids geboren wird, und zwar in Bethlehem, dem Dorf, in dem David geboren wurde.«[5] (2Sam 7,12; Mi 5,1; Mt 1,1; Mt 2,5; Lk 2,4)43 So war die Menge unterschiedlicher Meinung über ihn.44 Und einige wollten ihn verhaften lassen, aber niemand legte Hand an ihn. (Joh 7,30)45 Die Männer der Tempelwache, die ausgeschickt worden waren, um ihn zu verhaften, kehrten unverrichteter Dinge zu den obersten Priestern und Pharisäern zurück. »Warum habt ihr ihn nicht hergebracht?«, wollten diese wissen.46 »Noch nie haben wir einen Menschen so sprechen hören!«, antworteten die Männer. (Mt 7,28)47 »Habt ihr euch etwa auch von ihm in die Irre führen lassen?«, spotteten die Pharisäer.48 »Glaubt auch nur ein Einziger der oberen Priester oder Pharisäer an ihn? (Joh 12,42)49 Aber nur dieses Volk, diese Menschen, die das Gesetz nicht kennen, diese Menschen, die verflucht sind!«50 Da sagte Nikodemus, der selbst Pharisäer war und Jesus einmal aufgesucht hatte: (Joh 3,1; Joh 19,39)51 »Entspricht es etwa unserem Gesetz, einen Mann zu verurteilen, ehe man ihn angehört und erkannt hat, ob er schuldig ist?« (5Mo 1,16)52 Sie erwiderten: »Stammst du etwa auch aus Galiläa? Forsche doch in der Schrift nach, dann wirst du es selbst sehen: Aus Galiläa kommt kein Prophet!« (Jes 8,23; Mt 4,14; Joh 1,46)53 Da[6] trennten sie sich und jeder ging nach Hause.

Johannes 7

VOLXBIBEL

von SCM Verlag
1 Anschließend zog Jesus weiter in Galiläa herum. In Judäa wollte er nicht rumziehen, weil die Leitungsebene der Juden schon beschlossen hatte, ihn bei der nächsten Gelegenheit zu töten.2 Kurz vor dem jüdischen Laubhüttenfest3 drängelten seine leiblichen Brüder rum, er sollte doch die Feiertage unbedingt woanders verbringen. „Geh doch nach Judäa, Jesus, da kannst du noch eine kleine Wundershow für deine Freunde abziehen!“, meinten sie.4 „Wenn du dich immer versteckst, wirst du nie berühmt werden! Wenn du wirklich so derbe Wunder tun kannst, dann musst du sie auch allen zeigen!“5 Seine Brüder glaubten nämlich nicht an ihn.6 „Also, ich denke, dass es noch nicht an der Zeit für mich ist, da hinzugehen. Was nicht heißen muss, dass ihr auch nicht gehen solltet. Macht es, wie ihr wollt!7 Ihr werdet von den Menschen nie gehasst werden, warum auch. Aber mich hassen sie, weil ich ihnen offen ins Gesicht sage, dass sie in einer Tour nur Sachen machen, die Gott nicht will.8 Ihr könnt ruhig auf die Party gehen, die da stattfindet, aber ich komme nicht mit. Es ist noch nicht die Zeit, wo ich richtig loslegen soll.“9 Jesus blieb dann erst mal in Galiläa.10 Als seine Brüder abgezogen waren, ging Jesus dann doch noch hinterher. Aber inkognito, damit ihn keiner erkannte.11 Die Führungsriege der Juden fragte überall nach ihm.12 In der ganzen Stadt wurde über Jesus getuschelt. Die einen waren der Meinung: „Er ist ein guter Mensch!“ Andere meinten wiederum: „Er verführt die Bevölkerung nur!“13 Aber keiner hatte den Mut, öffentlich über ihn zu reden, weil sie alle Schiss vor der religiösen Führung hatten.14 Als das Fest gerade Halbzeit hatte, ging Jesus noch in den Tempel, um dort Unterricht in Glaubensfragen zu geben.15 Die Juden, die ihm dabei zuhörten, waren voll verblüfft davon, wie gut er war. „Wie kann jemand so genial die alten Schriften erklären, obwohl er gar nicht studiert hat?“, fragten sie sich.16 Jesus beantwortete die Frage: „Was ich euch hier erzähle, hab ich mir nicht selbst ausgedacht. Es kommt alles von Gott, in dessen Auftrag ich unterwegs bin.17 Jeder, der das Ziel hat, nur die Sachen zu tun, die Gott gut findet, versteht schnell, ob das, was ich sage, von Gott kommt oder nur von mir selbst.18 Wenn jemand seine eigenen Ideen verbreitet, will er am Ende auch immer groß rauskommen. Wenn einer aber im Auftrag von jemand anders arbeitet und nur will, dass der Auftraggeber groß rauskommt, dann kann man ihm vertrauen, er ist gut unterwegs.19 Mose hat euch die Gesetze gegeben, aber keiner von euch tut, was da drinsteht. Warum wollt ihr mich überhaupt umbringen?“20 Einer aus der Menge rief zu ihm: „Du bist ja total durchgeknallt! Wer will dich denn bitte töten?“21 Jesus fuhr fort: „Warum regt ihr euch überhaupt so auf? Ich hab doch nur einen Menschen am religiösen Feiertag geheilt, weiter nichts!22 Ihr sagt, das ist nach den Gesetzen verboten, und dabei arbeitet ihr auch an diesem Tag, dem Sabbat, wenn ihr mit einem Menschen zum Beispiel dieses Beschneidungsritual durchzieht. Mose hat dieses Gesetz ja vorgegeben, obwohl der Brauch sogar sehr viel älter ist als das Gesetz vom Mose. Das kommt ja noch von den alten Stammvätern.23 Wenn diese Beschneidung an diesem Tag völlig legal ist, warum wollt ihr mich dann fertigmachen, wenn ich einen Menschen am Sabbat heile?24 Denkt mal nach, Leute, seid nicht so oberflächlich!“25 Ein paar von den Leuten aus Jerusalem fragten sich: „Ist das nicht der Typ, den sie ermorden wollen?26 Jetzt hält der hier in aller Öffentlichkeit große Reden, und sie unternehmen nichts dagegen. Denken die jetzt vielleicht auch, er wäre ‚der Auserwählte‘, dieser Messias?27 Das geht ja gar nicht! Wir wissen ja schließlich genau, wo er herkommt! Wenn dieser Auserwählte kommt, dann kommt er ganz plötzlich, dann weiß man noch nicht mal, wo er früher überhaupt gewohnt hat.“28 Jesus bekam das irgendwie mit und rief laut: „Klar, ihr denkt jetzt, dass ihr mich kennt, weil ihr wisst, wo ich aufgewachsen bin. Aber ich komme nicht, um mich selbst zu vertreten, ich vertrete jemand anders, von dem habt ihr aber keine Ahnung.29 Ich kenne ihn sehr gut, ich hab mal bei ihm gewohnt. In seinem Auftrag bin ich hier.“30 Als sie das hörten, hätten sie ihn am liebsten gleich wegsperren lassen. Ging aber nicht, weil seine Zeit noch nicht abgelaufen war.31 Viele der Leute, die im Tempel saßen und seiner Rede zugehört hatten, fingen an ihm zu vertrauen. Ihre Begründung war schlicht und einfach: „Kann man von dem Auserwählten noch mehr Wunder erwarten, als dieser Mann bereits jetzt schon getan hat?“32 Als die Pharisäer, die religiösen Hardliner, hörten, was für eine hohe Meinung die Leute von Jesus hatten, organisierten sie mit dem Segen vom obersten Priester ein paar Wachmänner vom Tempel, um Jesus verhaften zu lassen.33 Jesus sagte zu den Leuten: „Ich werde nur noch kurz bei euch bleiben, dann werde ich zurückgehen, wo ich hergekommen bin.34 Ihr werdet nach mir suchen, aber ihr könnt mich nicht finden, und wo ich dann bin, da kommt ihr überhaupt nicht hin.“35 Diese Ansage kapierten die Juden nicht wirklich. „Wo will er hin? Will er vielleicht fliehen und das Land verlassen? Vielleicht will er auch ’ne Tour ins Ausland machen?36 Was meint er jetzt mit diesem Spruch: ‚Ihr werdet nach mir suchen und mich nicht finden können‘, und damit: ‚Wo ich bin, da könnt ihr nicht sein‘? Hä?“37 Am letzten Tag, es war immer der Höhepunkt des Festes, stellte sich Jesus vor die Leute hin und rief ihnen zu: „Hat hier jemand Durst? Der soll bei mir vorbeikommen und sich was zu trinken abholen!38 Jeder, der sein Vertrauen auf mich setzt, aus dem wird von innen heraus lebendiges frisches Wasser sprudeln. Da drüber kann man schon was in den alten Schriften nachlesen.“39 Damit meinte er die Kraft, die von Gott kommt, den Heiligen Geist. Alle sollten den bekommen, alle, die an Jesus glauben. (Diesen Geist bekamen sie dann erst später, und zwar nachdem Jesus aus dem Tod wieder zurück ins Leben gekommen war und von Gott die Macht über diese Welt bekommen hatte.)40 Einige von denen, die zugehört hatten, waren jetzt der Ansicht: „Bestimmt ist dieser Mann ein Prophet.“41 Andere glaubten wiederum: „Er ist der Auserwählte Gottes, der Christus.“ Die Nächsten waren da anderer Meinung: „Das geht ja gar nicht. Wie kann der Auserwählte denn ausgerechnet aus Galiläa kommen?42 In den alten Schriften steht doch, dass dieser Messias aus der Präsidentenfamilie stammt, der vom David. Und dass er in Bethlehem geboren werden sollte, in demselben Dorf, wo David auch geboren worden ist!“43 Es war also voll die Diskussion im Gange.44 Ein paar waren dafür, ihn verhaften zu lassen, aber das traute sich irgendwie keiner.45 Die Wachleute vom Tempel kamen mit leeren Händen zu den Oberpriestern und Pharisäern, den religiösen Hardlinern, zurück. „Was ist los, warum haben Sie ihn nicht verhaftet?“, wollten die wissen.46 „Entschuldigung, aber das ging irgendwie nicht. Wir haben einfach noch nie einen Menschen so reden hören wie ihn!“47 „Hat er euch etwa auch verführt?“, meinten die Hardliner zu den Wachleuten.48 „Glaubt auch nur einer aus der religiösen Führung an ihn?49 Nur diese verfluchten Leute, die sowieso nichts taugen, laufen ihm hinterher! Alles Leute, die keinen blassen Schimmer von den alten Büchern haben.“50 Da meinte Nikodemus, der selbst ein Hardliner aus der Pharisäer-Partei war und sich mit Jesus schon mal getroffen hatte:51 „Ist es jetzt seit Neustem etwa gesetzlich vorgesehen, Leute zu verurteilen, bevor sie eine ordentliche Verhandlung bekommen haben?“52 „Kommst du etwa auch aus Galiläa?“, wollten die anderen Pharisäer gleich wissen. „Überprüf doch erst mal in den heiligen Schriften, was dazu steht. Kein Prophet kommt aus Galiläa!“53 Man kam bei diesem Treffen zu keiner Einigung. Irgendwann gingen sie alle nach Hause.