Gott hat uns behandelt, als wären wir seine Feinde
1Gott ist total sauer auf seine Stadt, er hat sie eingenebelt mit seinem Frust. Jerusalem war mal die Nummer eins, sie war der Hauptgewinn in Israel. Aber er hat sie zum Absteiger gemacht, sie fiel auf den letzten Platz. An dem Tag, als die Gerichtsverhandlung kam, war es Gott egal, dass Jerusalem mal so was wie sein Schmuckstück war, es war wie der Schreibtisch vor seinem Chefsessel.2Er hat das ganze Land plattgemacht, ohne Rücksicht auf Verluste. Die großen Städte von Juda wurden vernichtet, weil er sauer war. Das ganze Land und seine Regierung erlitten eine peinliche Niederlage.3Alles, worauf Israel mal stolz war, hat er in einem Wutanfall einfach kaputt gemacht. Er hat den Schutzschirm, den er über seine Leute aufgebaut hatte, weggenommen, als die Feinde kamen. Wie mit einem Flammenwerfer hat er Israel angezündet. So ein Feuer frisst alles auf.4Er hat das Gewehr angelegt und auf Israel gezielt, als wären wir seine Feinde. Er hat alles zerstört, was für uns wertvoll war. Auch im Tempel, im ganz besonderen Bereich, hat er gewütet und alles verbrannt.5Gott ist wie ein Feind für uns geworden. Er hat Israel kaputt gemacht, alle Regierungsgebäude und alle Städte. Er hat dafür gesorgt, das die Leute von Juda voll traurig sind und nun weinen und heulen.6Er hat sein Haus abgerissen, er hat es zusammengeklappt wie einen alten Gartenstuhl. Die ganzen großen Feiern in Zion, die an den religiösen Feiertagen gefeiert wurden, hat man schon wieder vergessen. Keiner denkt mehr daran, weil Gott gezeigt hat, wie sauer er ist. Er hat die Präsidenten und Priester alle rausgeschmissen.7Gott hatte keinen Bock mehr auf seinen Opfertisch, seinen Altar, auf dem die Opfer für ihn verbrannt wurden. Auch auf sein ganz besonderes Haus, den Tempel, hatte er keinen Bock mehr. Er hat die Mauern der Stadt und ihre fetten Häuser den Feinden geschenkt. In seinem Haus konnte man dann den Lärm der Sieger hören, die dort genauso laut gefeiert haben wie wir sonst bei einem Gottesdienst.8Gott hatte sich vorgenommen, die Stadtmauern von Zion zu zerstören. Er hat erst alles ausgemessen. Er hat nicht aufgehört, bis die Mauern komplett am Boden waren. Auch Schutzwall und Schutzmauer sind jetzt kaputt.9Die großen Eingangstore sind gesprengt worden, die Schlösser und Sicherheitsriegel wurden zerstört. Die Bürgermeister und Präsidenten sind in Kriegsgefangenschaft bei den Völkern, die ohne Gott leben. Die Priester sagen nicht mehr, wo es langgeht, und auch die Propheten bekommen keine Ansage mehr von Gott.10Selbst die älteren Menschen, die eigentlich viel Peilung vom Leben haben, sitzen schweigend am Boden. Sie haben ihren schwarzen Anzug an, als Zeichen, dass sie trauern. Auch die jungen Mädchen, die noch keinen Mann abbekommen haben, sind gefrustet und hängen depressiv in der Ecke rum.11Meine Augen sind vom vielen Weinen schon ganz verquollen. Mir zerreißt es das Herz, ich hab Magenschmerzen, ich bin total fertig, weil ich sehe, wie kaputt meine Leute sind. Sogar Kinder und Babys hängen draußen auf der Straße rum und verhungern.12Sie fragen ihre Mütter: „Mama, ich hab Hunger! Wo kriegen wir was zu essen oder zu trinken her?“ Auf den Plätzen in der Stadt sterben sie, wie Soldaten, die im Krieg erschossen wurden. In den Armen ihrer Mütter sterben sie reihenweise.13„Jerusalem, was kann ich dir noch sagen, wie kann ich dich ermutigen?“ Das frage ich mich, wenn ich dich sehe. „Womit kann man dich trösten? Womit kann man deine Situation vergleichen?“ Deine Krise ist heftiger als die schlimmste Wirtschaftskrise, die es je gab. Wer kann dir noch helfen?14Alles, was die Prophetentypen gesagt haben, war nur, weil sie rumschleimen wollten. Sie haben dir die schönsten Sachen vorausgesagt, sie haben gelogen und dich damit in die Irre geführt. Hätten sie klar gesagt, dass du zurzeit nur Mist baust, und hätten sie dich laut gewarnt, hätte es alles verändern können.15Die Menschen, die jetzt an dir vorbeireisen, und die Menschen, die von dir in der Zeitung lesen, reiben sich die Hände und freuen sich. Sie lachen sich kaputt wegen den zerstörten Häusern. „Ha! War das nicht mal die Stadt, welche sämtliche Architekturpreise abgesahnt hat? Hat man diese Stadt nicht mal ‚Das perfekte Kunstwerk‘ genannt, an dem sich jeder freuen konnte?“16Deine Feinde reißen Witze über dich, sie zeigen dir den Mittelfinger. „Die haben wir richtig schön zu Kleinholz verarbeitet! Auf den Tag haben wir schon lange gewartet! Endlich haben wir das erreicht, was wir wollten!“17Gott hat genau das durchgezogen, was er sich vorgenommen hatte. Was er vor Ewigkeiten angedroht hat, ist auch so passiert. Er hatte kein Mitleid mehr, die Feinde durften ganz locker gegen dich gewinnen. Er hat dafür gesorgt, dass die Leute, die dich hassen, dich fertigmachen können.18Die Leute aus Jerusalem sollen mal anfangen zu beten und Gott um Hilfe bitten! Sie sollen ihm die Ohren vollheulen, ihre Tränen sollen laufen wie ein aufgedrehter Wasserhahn, 24 Stunden täglich. Ohne Pause dazwischen soll man weinen, die Augen dürfen nicht mehr trocken werden.19Wenn es dunkel wird, sollst du weiterweinen, schütte dich vor Gott aus. Falte die Hände oder hebe sie hoch zu Gott, bete für deine Kinder, die bald vor Hunger sterben werden, in den Straßen der Stadt.20„Gott, sieh dir das an, mit wem du so umgehst! Willst du wirklich, dass Mütter ihre eigenen Kinder töten und das Fleisch auf den Grill schmeißen, weil sie sonst verhungern? Die Kinder, die sie vorher noch gesund geboren hatten? Und was sagst du dazu, dass sogar im Tempel, im ganz besonderen Bereich, deine Priester und Prophetentypen umgebracht werden?21Überall liegen auf dem Boden verstreut die Leichen von Jungs und Mädchen, Omas und Opas. Jugendliche und Frauen, die noch nie mit einem Mann geschlafen haben, alle wurden im Krieg getötet. Sie wurden alle erschossen, an dem Tag, als du so sauer auf uns warst. Sie wurden brutal abgeschlachtet, ohne Mitleid, gnadenlos.22Meine ganzen Probleme, die plötzlich da waren, hast letztendlich du organisiert. Sie wurden von dir eingeladen wie zu einer Party, und keiner konnte davor fliehen. Die Kinder, welche von mir liebevoll aufgezogen wurden, hat mein Feind alle erschossen.“
1Ach, wie hat der Herr die Tochter Zion mit seinem Zorn überschüttet! Er hat die Herrlichkeit Israels vom Himmel auf die Erde geworfen; er hat nicht gedacht an seinen Fußschemel am Tage seines Zorns. (Ps 132,7)2Der Herr hat alle Wohnungen Jakobs ohne Erbarmen vertilgt, er hat die Burgen der Tochter Juda abgebrochen in seinem Grimm, er hat zu Boden gestreckt und entweiht ihr Königreich und ihre Fürsten.3Er hat alle Macht Israels in seinem grimmigen Zorn zerbrochen, er hat seine rechte Hand zurückgezogen, als der Feind kam, und hat in Jakob gewütet wie ein flammendes Feuer, das alles ringsum verzehrt.4Er hat seinen Bogen gespannt wie ein Feind; seine rechte Hand hat er geführt wie ein Widersacher und hat alles getötet, was lieblich anzusehen war; im Zelt der Tochter Zion hat er seinen Grimm wie Feuer ausgeschüttet.5Der Herr ist wie ein Feind geworden, er hat Israel vertilgt. Er hat zerstört alle Paläste und hat die Burgen vernichtet; er hat der Tochter Juda viel Jammer und Leid gebracht.6Er hat sein eigenes Zelt zerwühlt wie einen Garten und seine Wohnung vernichtet. Der HERR hat in Zion Feiertag und Sabbat vergessen lassen, und in seinem grimmigen Zorn ließ er König und Priester schänden. (Kla 5,12; Hos 2,13)7Der Herr hat seinen Altar verworfen und sein Heiligtum entweiht. Er hat die Mauern ihrer Paläste in des Feindes Hände gegeben, dass sie im Hause des HERRN Geschrei erhoben haben wie an einem Feiertag.8Der HERR gedachte zu vernichten die Mauer der Tochter Zion; er hat die Messschnur über die Mauern gezogen und seine Hand nicht abgewendet, bis er sie vertilgte. Er ließ Mauer und Wall trauern und miteinander fallen. (2Kön 21,13)9Ihre Tore sind tief in die Erde gesunken; er hat ihre Riegel zerbrochen und zunichtegemacht. Ihr König und ihre Fürsten sind unter den Völkern, wo sie das Gesetz nicht üben können, und ihre Propheten haben keine Gesichte vom HERRN.10Die Ältesten der Tochter Zion sitzen auf der Erde und sind still, sie werfen Staub auf ihre Häupter und haben den Sack angezogen. Die Jungfrauen von Jerusalem senken ihre Köpfe zur Erde.11Ich habe mir fast die Augen ausgeweint, mein Leib tut mir weh, mein Herz ist auf die Erde ausgeschüttet über dem Jammer der Tochter meines Volks, weil die Säuglinge und Unmündigen auf den Gassen in der Stadt verschmachten.12Zu ihren Müttern sprechen sie: Wo ist Brot und Wein?, da sie auf den Gassen in der Stadt verschmachten wie die tödlich Verwundeten und in den Armen ihrer Mütter den Geist aufgeben.13Ach, du Tochter Jerusalem, wem soll ich dich vergleichen und wie soll ich dir zureden? Du Jungfrau, Tochter Zion, wem soll ich dich vergleichen, damit ich dich tröste? Denn dein Schaden ist groß wie das Meer. Wer kann dich heilen?14Deine Propheten haben dir trügerische und törichte Gesichte verkündet und dir deine Schuld nicht offenbart, wodurch sie dein Geschick abgewandt hätten, sondern sie haben dich Worte hören lassen, die Trug waren und dich verführten. (Jer 14,14; Jer 23,16)15Alle, die vorübergehen, klatschen in die Hände, pfeifen und schütteln den Kopf über die Tochter Jerusalem: Ist das die Stadt, von der man sagte, sie sei die allerschönste, an der sich alles Land freut? (Ps 48,3; Hes 16,14)16Alle deine Feinde reißen ihr Maul auf über dich, pfeifen und knirschen mit den Zähnen und sprechen: »Ha! Wir haben sie vertilgt! Das ist der Tag, den wir begehrt haben; wir haben’s erlangt, wir haben’s erlebt.«17Der HERR hat getan, was er vorhatte; er hat sein Wort erfüllt, das er längst zuvor geboten hat. Er hat ohne Erbarmen zerstört, er hat den Feind über dich frohlocken lassen und hat die Macht deiner Widersacher erhöht.18Ihr Herz schrie zum Herrn: »Ach, du Mauer der Tochter Zion!« Lass Tag und Nacht Tränen herabfließen wie einen Bach; höre nicht auf, und dein Augapfel lasse nicht ab!19Steh des Nachts auf und schreie zu Beginn jeder Nachtwache, schütte dein Herz aus vor dem Herrn wie Wasser. Hebe deine Hände zu ihm auf um des Lebens deiner jungen Kinder willen, die vor Hunger verschmachten an allen Straßenecken!20HERR, schaue und sieh doch, wen du so verderbt hast! Sollen denn die Frauen ihres Leibes Frucht essen, die Kindlein, die man auf Händen trägt? Sollen denn Propheten und Priester in dem Heiligtum des Herrn erschlagen werden? (5Mo 28,53; Jer 19,9)21Es lagen in den Gassen auf der Erde Knaben und Alte; meine Jungfrauen und Jünglinge sind durchs Schwert gefallen. Du hast getötet am Tage deines Zorns, du hast ohne Erbarmen geschlachtet.22Du hast von allen Seiten her meine Feinde gerufen wie zu einem Feiertag, sodass niemand am Tage des Zorns des HERRN entronnen und übrig geblieben ist. Die ich auf den Händen getragen und großgezogen habe, die hat der Feind umgebracht.