Hiob 6

VOLXBIBEL

von SCM Verlag
1 Hiob antwortete:2 „Wenn man versuchen würde, meinen Frust zu messen und meine Depression und meine Schmerzen auf eine Waage zu packen, würde das Teil sofort kaputtgehen.3 Die wiegen mehr als eine Million Tonnen! Ist doch normal, dass ich da etwas verwirrte Sachen sage, oder?4 Ich bin durch die Kugeln von Gott schwer verwundet worden. So heftig, als hätte er mich mit einem Kopfschuss getroffen, er greift mich wie eine Armee im Krieg an.5 Hunde, die ihr Chappi bekommen, hören sofort auf zu bellen, eine Katze, die ihr Whiskas bekommt, hört auf zu miauen.6 Aber wer mag schon ein Essen ganz ohne Salz? Und wer mag vergammelten Käse aus der Mülltonne?7 Genauso krieg ich das Kotzen, wenn ich nur an meine üble Situation denke.8 Warum sitzt Gott auf seinen Ohren, wenn ich zu ihm bete? Ich hoffe so sehr, dass er das tut, was ich mir von ihm wünsche.9 Er soll sich endlich dazu entschließen, mich aus seiner Datei zu löschen. Er soll aufhören, in meinem Leben rumzufuchteln, und mich einfach töten.10 Damit würde er mir noch ein letztes Mal einen Gefallen tun, ich würde mich noch mal freuen können, obwohl es mir total dreckig geht. Ich wäre sehr happy, weil ich Gottes Worte nicht in den Dreck gezogen habe. Denn ich habe immerhin die ganze Zeit echt alles mit ihm durchgezogen. Ich hab alles getan, was dieser ganz besonders krasse Gott von mir wollte.11 Wo soll ich jetzt noch Kraft hernehmen, um weiterzuleben? Wo soll ich meine Hoffnung herkriegen?12 Wofür der ganze Scheiß überhaupt? Seh ich so aus, als ob ich die Kraft vom Terminator hätte oder so gebaut wäre wie Rambo? Heiß ich Chuck Norris, oder was? Was soll aus meinem Leben noch werden? Warum sollte ich das Ganze noch länger aushalten?13 Es gibt keine Hilfsorganisation, die mir jetzt helfen könnte! Es gibt keinen, der mich aus der Situation noch wirklich gut rausholen könnte.14 Wenn in so einer Sache jemand keine Freunde mehr hat, die nett zu ihm sind, dann ist er echt am Ende. Er wird dann auch den Respekt vor Gott verlieren.15 Aber auch meine Freunde stehen anscheinend nicht wirklich zu mir. Sie sind so wie Bierfässer, die auf der Party plötzlich leer sind.16 Die Feier läuft schon ein paar Stunden, und dann ist plötzlich nur noch Schaum in den -Fässern.17 Der Partykeller war wohl zu warm, die Fässer sind fast ausgetrocknet.18 Einige Gäste verlassen die Party, sie sterben vor Durst.19 Sie suchen ’ne Tanke oder ’nen Kiosk, um noch irgendwo ein Bier aufzutreiben.20 Aber sie haben keinen Erfolg: Obwohl sie die ganze Nacht suchen, stehen sie doch nur frustriert vor verschlossenen Türen.21 Genauso seid ihr gerade für mich! Ihr seht die ganzen bescheuerten Sachen, die mir passiert sind, und bekommt dadurch selber Angst.22 Hab ich euch vielleicht gefragt, ob ihr für mich einen Hilfsfonds gründen und auf Spendensammlung gehen sollt? Oder wollte ich irgendwas von eurer Kohle haben?23 Oder wollte ich vielleicht von euch, dass die GSG 9 hier antanzt, um mich von irgendwelchen Entführern zu befreien?24 Wenn ihr eine gute Antwort auf meine Probleme habt, dann nix wie her damit! Ich werde mein Maul halten und euch zuhören, versprochen! Wenn ich irgendwo danebenliege, dann erklärt mir das bitte!25 Die Wahrheit bringt’s voll, aber euer Gelaber hilft mir echt nicht weiter.26 Habt ihr vor, mich anzuzählen, weil ich so einen Müll geredet hab? Ich bin voll fertig, und ihr glaubt auch noch, ich laber nur rum!27 Wie seid ihr denn bitte drauf? Ihr würdet ja sogar Heimkinder bei eBay versteigern, und wenn der Preis stimmt, würdet ihr auch noch einen Freund an die Bullen verraten.28 Jetzt macht mal eine Ansage: Denkt ihr, dass ich euch nur Schwachsinn erzählt habe, oder was?29 Denkt doch mal in eine andere Richtung! Seid nicht ungerecht, Leute! Ich hab nichts verbrochen, das ist doch ganz eindeutig!30 Ich hab es echt nicht übertrieben! Aus meinem Mund kam immer nur die reine Wahrheit! Ich würde es doch merken, wenn hier etwas falsch läuft!“

Hiob 6

Lutherbibel 2017

von Deutsche Bibelgesellschaft
1 Hiob antwortete und sprach:2 Wenn man doch meinen Kummer wägen und mein Leiden zugleich auf die Waage legen wollte!3 Denn nun ist es schwerer als Sand am Meer; darum sind meine Worte noch unbedacht.4 Denn die Pfeile des Allmächtigen stecken in mir; mein Geist muss ihr Gift trinken, und die Schrecknisse Gottes sind auf mich gerichtet. (Ps 38,3)5 Schreit denn der Wildesel, wenn er Gras hat, oder brüllt der Stier, wenn er sein Futter hat?6 Isst man denn Fades, ohne es zu salzen, oder hat Eiweiß Wohlgeschmack?7 Meine Kehle sträubt sich, es aufzunehmen; es ist, als wäre mein Brot unrein.8 Könnte meine Bitte doch geschehen und Gott mir geben, was ich hoffe!9 Dass mich doch Gott erschlagen wollte und seine Hand ausstreckte und mir den Lebensfaden abschnitte!10 So hätte ich noch diesen Trost und wollte fröhlich springen – ob auch der Schmerz mich quält ohne Erbarmen –, dass ich nicht verleugnet habe die Worte des Heiligen.11 Was ist meine Kraft, dass ich ausharren könnte; und welches Ende wartet auf mich, dass ich geduldig sein sollte?12 Ist doch meine Kraft nicht aus Stein und mein Fleisch nicht aus Erz.13 Hab ich denn keine Hilfe mehr, und gibt es keinen Rat mehr für mich?14 Wer Barmherzigkeit seinem Nächsten verweigert, der gibt die Furcht vor dem Allmächtigen auf.15 Meine Brüder sind trügerisch wie ein Bach, wie das Bett der Bäche, die versickern, (Ps 38,12)16 die erst trübe sind vom Eis, darin der Schnee sich birgt,17 doch zur Zeit, wenn die Hitze kommt, versiegen sie; wenn es heiß wird, vergehen sie von ihrer Stätte:18 Karawanen gehen ihren Weg dahin, sie gehen hin ins Nichts und verschwinden.19 Die Karawanen von Tema blickten aus auf sie, die Karawanen von Saba hofften auf sie; (Hi 1,15)20 aber sie wurden zuschanden über ihrer Hoffnung und waren betrogen, als sie dahin kamen.21 So seid ihr jetzt für mich geworden; weil ihr Schrecknisse seht, fürchtet ihr euch.22 Hab ich denn gesagt: Schenkt mir etwas und bezahlt für mich von eurem Vermögen23 und errettet mich aus der Hand des Feindes und kauft mich los von der Hand der Gewalttätigen?24 Belehrt mich, so will ich schweigen, und worin ich geirrt habe, darin unterweist mich!25 Wie könnten redliche Worte betrüben? Aber euer Tadel, was tadelt er?26 Gedenkt ihr, Worte zu rügen? Aber die Rede eines Verzweifelnden verhallt im Wind.27 Ihr freilich könntet wohl über eine Waise das Los werfen und euren Nächsten verschachern.28 Nun aber hebt doch an und seht auf mich, ob ich euch ins Angesicht lüge.29 Kehrt doch um, damit nicht Unrecht geschehe! Kehrt um! Noch habe ich recht darin!30 Ist denn auf meiner Zunge Unrecht, oder sollte mein Gaumen Böses nicht merken?