1Hiob antwortete:2„Wenn man versuchen würde, meinen Frust zu messen und meine Depression und meine Schmerzen auf eine Waage zu packen, würde das Teil sofort kaputtgehen.3Die wiegen mehr als eine Million Tonnen! Ist doch normal, dass ich da etwas verwirrte Sachen sage, oder?4Ich bin durch die Kugeln von Gott schwer verwundet worden. So heftig, als hätte er mich mit einem Kopfschuss getroffen, er greift mich wie eine Armee im Krieg an.5Hunde, die ihr Chappi bekommen, hören sofort auf zu bellen, eine Katze, die ihr Whiskas bekommt, hört auf zu miauen.6Aber wer mag schon ein Essen ganz ohne Salz? Und wer mag vergammelten Käse aus der Mülltonne?7Genauso krieg ich das Kotzen, wenn ich nur an meine üble Situation denke.8Warum sitzt Gott auf seinen Ohren, wenn ich zu ihm bete? Ich hoffe so sehr, dass er das tut, was ich mir von ihm wünsche.9Er soll sich endlich dazu entschließen, mich aus seiner Datei zu löschen. Er soll aufhören, in meinem Leben rumzufuchteln, und mich einfach töten.10Damit würde er mir noch ein letztes Mal einen Gefallen tun, ich würde mich noch mal freuen können, obwohl es mir total dreckig geht. Ich wäre sehr happy, weil ich Gottes Worte nicht in den Dreck gezogen habe. Denn ich habe immerhin die ganze Zeit echt alles mit ihm durchgezogen. Ich hab alles getan, was dieser ganz besonders krasse Gott von mir wollte.11Wo soll ich jetzt noch Kraft hernehmen, um weiterzuleben? Wo soll ich meine Hoffnung herkriegen?12Wofür der ganze Scheiß überhaupt? Seh ich so aus, als ob ich die Kraft vom Terminator hätte oder so gebaut wäre wie Rambo? Heiß ich Chuck Norris, oder was? Was soll aus meinem Leben noch werden? Warum sollte ich das Ganze noch länger aushalten?13Es gibt keine Hilfsorganisation, die mir jetzt helfen könnte! Es gibt keinen, der mich aus der Situation noch wirklich gut rausholen könnte.14Wenn in so einer Sache jemand keine Freunde mehr hat, die nett zu ihm sind, dann ist er echt am Ende. Er wird dann auch den Respekt vor Gott verlieren.15Aber auch meine Freunde stehen anscheinend nicht wirklich zu mir. Sie sind so wie Bierfässer, die auf der Party plötzlich leer sind.16Die Feier läuft schon ein paar Stunden, und dann ist plötzlich nur noch Schaum in den -Fässern.17Der Partykeller war wohl zu warm, die Fässer sind fast ausgetrocknet.18Einige Gäste verlassen die Party, sie sterben vor Durst.19Sie suchen ’ne Tanke oder ’nen Kiosk, um noch irgendwo ein Bier aufzutreiben.20Aber sie haben keinen Erfolg: Obwohl sie die ganze Nacht suchen, stehen sie doch nur frustriert vor verschlossenen Türen.21Genauso seid ihr gerade für mich! Ihr seht die ganzen bescheuerten Sachen, die mir passiert sind, und bekommt dadurch selber Angst.22Hab ich euch vielleicht gefragt, ob ihr für mich einen Hilfsfonds gründen und auf Spendensammlung gehen sollt? Oder wollte ich irgendwas von eurer Kohle haben?23Oder wollte ich vielleicht von euch, dass die GSG 9 hier antanzt, um mich von irgendwelchen Entführern zu befreien?24Wenn ihr eine gute Antwort auf meine Probleme habt, dann nix wie her damit! Ich werde mein Maul halten und euch zuhören, versprochen! Wenn ich irgendwo danebenliege, dann erklärt mir das bitte!25Die Wahrheit bringt’s voll, aber euer Gelaber hilft mir echt nicht weiter.26Habt ihr vor, mich anzuzählen, weil ich so einen Müll geredet hab? Ich bin voll fertig, und ihr glaubt auch noch, ich laber nur rum!27Wie seid ihr denn bitte drauf? Ihr würdet ja sogar Heimkinder bei eBay versteigern, und wenn der Preis stimmt, würdet ihr auch noch einen Freund an die Bullen verraten.28Jetzt macht mal eine Ansage: Denkt ihr, dass ich euch nur Schwachsinn erzählt habe, oder was?29Denkt doch mal in eine andere Richtung! Seid nicht ungerecht, Leute! Ich hab nichts verbrochen, das ist doch ganz eindeutig!30Ich hab es echt nicht übertrieben! Aus meinem Mund kam immer nur die reine Wahrheit! Ich würde es doch merken, wenn hier etwas falsch läuft!“
1Hiob antwortete und sprach:2Wenn man doch meinen Kummer wägen und mein Leiden zugleich auf die Waage legen wollte!3Denn nun ist es schwerer als Sand am Meer; darum sind meine Worte noch unbedacht.4Denn die Pfeile des Allmächtigen stecken in mir; mein Geist muss ihr Gift trinken, und die Schrecknisse Gottes sind auf mich gerichtet. (Ps 38,3)5Schreit denn der Wildesel, wenn er Gras hat, oder brüllt der Stier, wenn er sein Futter hat?6Isst man denn Fades, ohne es zu salzen, oder hat Eiweiß Wohlgeschmack?7Meine Kehle sträubt sich, es aufzunehmen; es ist, als wäre mein Brot unrein.8Könnte meine Bitte doch geschehen und Gott mir geben, was ich hoffe!9Dass mich doch Gott erschlagen wollte und seine Hand ausstreckte und mir den Lebensfaden abschnitte!10So hätte ich noch diesen Trost und wollte fröhlich springen – ob auch der Schmerz mich quält ohne Erbarmen –, dass ich nicht verleugnet habe die Worte des Heiligen.11Was ist meine Kraft, dass ich ausharren könnte; und welches Ende wartet auf mich, dass ich geduldig sein sollte?12Ist doch meine Kraft nicht aus Stein und mein Fleisch nicht aus Erz.13Hab ich denn keine Hilfe mehr, und gibt es keinen Rat mehr für mich?14Wer Barmherzigkeit seinem Nächsten verweigert, der gibt die Furcht vor dem Allmächtigen auf.15Meine Brüder sind trügerisch wie ein Bach, wie das Bett der Bäche, die versickern, (Ps 38,12)16die erst trübe sind vom Eis, darin der Schnee sich birgt,17doch zur Zeit, wenn die Hitze kommt, versiegen sie; wenn es heiß wird, vergehen sie von ihrer Stätte:18Karawanen gehen ihren Weg dahin, sie gehen hin ins Nichts und verschwinden.19Die Karawanen von Tema blickten aus auf sie, die Karawanen von Saba hofften auf sie; (Hi 1,15)20aber sie wurden zuschanden über ihrer Hoffnung und waren betrogen, als sie dahin kamen.21So seid ihr jetzt für mich geworden; weil ihr Schrecknisse seht, fürchtet ihr euch.22Hab ich denn gesagt: Schenkt mir etwas und bezahlt für mich von eurem Vermögen23und errettet mich aus der Hand des Feindes und kauft mich los von der Hand der Gewalttätigen?24Belehrt mich, so will ich schweigen, und worin ich geirrt habe, darin unterweist mich!25Wie könnten redliche Worte betrüben? Aber euer Tadel, was tadelt er?26Gedenkt ihr, Worte zu rügen? Aber die Rede eines Verzweifelnden verhallt im Wind.27Ihr freilich könntet wohl über eine Waise das Los werfen und euren Nächsten verschachern.28Nun aber hebt doch an und seht auf mich, ob ich euch ins Angesicht lüge.29Kehrt doch um, damit nicht Unrecht geschehe! Kehrt um! Noch habe ich recht darin!30Ist denn auf meiner Zunge Unrecht, oder sollte mein Gaumen Böses nicht merken?