Hiob 7

VOLXBIBEL

von SCM Verlag
1 Hiob war aber noch nicht fertig: „Besteht das ganze Leben nicht nur aus Krampf, Quälerei und Nervkram? Jeden Tag muss ein Mensch wie blöd arbeiten und bekommt dafür gerade mal einen Hungerlohn.2 Im Grunde ist es so wie bei einem Arbeiter, der in der stechenden Mittagssonne auf der Baustelle schuften muss und die ganze Zeit davon träumt, in einen kühlen Pool springen zu dürfen. Oder es ist so wie bei der Frau beim Lidl an der Kasse, die sich schon am Monatsanfang auf die Gehaltsüberweisung freut.3 Mir geht es genauso. Seit Monaten dämmer ich hier sinnlos vor mich hin. Viele Nächte lag ich wach in meinem Bett und hatte Depressionen.4 Morgens zähle ich die Stunden, bis der Tag endlich vorbei ist. Und wenn ich mich pennen gelegt hab, frag ich mich, wann diese schreckliche Nacht endlich zu Ende geht.5 An meinem Körper hab ich überall Pickel, die voll von gelbem Eiter sind; sie stinken, und es tummeln sich sogar weiße Maden drin.6 Jeden Tag schieb ich voll den Depri und hab überhaupt keine Hoffnung, dass es mal besser werden wird. Mein Leben ist so schnell vorbei wie ’ne Fahrt in der Achterbahn.7 Ich werde nie mehr vergessen, dass mein Leben im Grunde nur wie ein Furz ist. Mir wird es nie wieder richtig gut gehen.8 Im Moment lebe ich noch, und ihr könnt euch noch mit mir treffen, wenn ihr wollt. Aber bald bin ich tot, dann bin ich nicht mehr da, ihr werdet mich dann nicht mehr sehen.9 Die Wolken am Himmel kommen und gehen, mal lösen sie sich auf, dann sind sie wieder da. Genauso ist das, wenn einer stirbt. Er ist einfach nicht mehr da. Aus dem Grab kommt man nicht wieder zurück.10 Er wird nie mehr nach Haus kommen, und bald hat man ihn vergessen.11 Darum werde ich mein Maul nicht halten. Ich will alles sagen, was mir gerade so einfällt. Ich lasse meinen Frust einfach raus.12 Hey, Gott, bin ich irgendwie zu gefährlich, oder was? Bin ich irgend so ein Top-Terrorist, dass du mich so krass bewachen musst?13 Wenn ich mich unter der Bettdecke verkriechen will, damit ich mich da wenigstens etwas ausheulen kann,14 dann sorgst du dafür, dass ich irgendwelche Horrorträume hab! Auch mit diesen schlimmen Nächten15 sorgst du dafür, dass ich lieber tot wäre, als weiterzuleben.16 Ich hab die Schnauze gestrichen voll! Ich will nicht ewig so weitermachen. Lass mich in Ruhe! Mein Leben ist sowieso für’n Arsch.17 Warum ist dir der Mensch überhaupt so wichtig, Gott? Warum kümmerst du dich überhaupt so um ihn?18 Jeden Morgen testest du ihn wieder neu aus. Jeden Tag checkst du ihn ab.19 Kannst du mich nicht mal für einen Moment in Ruhe lassen? Darf ich bitte wenigstens einmal atmen, ohne dass du mir dabei zusiehst?20 Was hab ich denn jetzt so Großes verbrochen, verdammt? Hab ich irgendwas getan, was du nicht so toll fandest, du großer Oberschiedsrichter der Menschen? Was hast du plötzlich gegen mich, dass ich zu deiner Zielscheibe geworden bin? Nerv ich dich, oder was?21 Kannst du mir nicht einfach den ganzen Mist vergeben, den ich gemacht habe? Kannst du meine Fehler nicht einfach mal vergessen? Bald bin ich endlich tot, dann wird meine Leiche verbuddelt, und gut ist. Dann kannst du mich lange suchen, ich bin dann mal weg.“

Hiob 7

Lutherbibel 2017

von Deutsche Bibelgesellschaft
1 Muss nicht der Mensch immer im Dienst stehen auf Erden, und sind seine Tage nicht wie die eines Tagelöhners? (Hi 14,6)2 Wie ein Knecht sich sehnt nach dem Schatten und ein Tagelöhner auf seinen Lohn wartet,3 so erbte ich Monde der Enttäuschung, und Nächte voller Mühsal wurden mir zuteil.4 Wenn ich mich niederlegte, sprach ich: Wann werde ich aufstehen? Bin ich aufgestanden, so wird mir’s lang bis zum Abend, und mich quälte die Unruhe bis zur Dämmerung.5 Mein Fleisch ist gekleidet in Maden und staubigen Schorf, meine Haut ist verschrumpft und voller Eiter.6 Meine Tage sind schneller dahingeflogen als ein Weberschiffchen und sind vergangen ohne Hoffnung. (Jes 38,12)7 Bedenke, dass mein Leben ein Hauch ist und meine Augen nicht wieder Gutes sehen werden.8 Und kein lebendiges Auge wird mich mehr schauen; sehen deine Augen nach mir, so bin ich nicht mehr.9 Eine Wolke vergeht und fährt dahin: so kommt nicht wieder herauf, wer zu den Toten hinunterfährt;10 er kommt nicht zurück, und seine Stätte kennt ihn nicht mehr. (Hi 10,21; Hi 14,12; Ps 103,16)11 Darum will auch ich meinem Munde nicht wehren. Ich will reden in der Angst meines Herzens und will klagen in der Betrübnis meiner Seele.12 Bin ich denn das Meer oder ein Ungeheuer, dass du eine Wache gegen mich aufstellst?13 Wenn ich dachte, mein Bett soll mich trösten, mein Lager soll mir meinen Jammer erleichtern,14 so erschrecktest du mich mit Träumen und machtest mir Grauen durch Gesichte,15 dass meine Seele sich wünschte, erwürgt zu sein, und mein Leib wünschte den Tod.16 Ich vergehe! Ich will nicht ewig leben. Lass ab von mir, denn meine Tage sind nur noch ein Hauch. (1Kön 19,4)17 Was ist der Mensch, dass du ihn groß achtest und dich um ihn bekümmerst?18 Jeden Morgen suchst du ihn heim und prüfst ihn alle Stunden.19 Warum blickst du nicht einmal von mir weg und lässt mir keinen Atemzug Ruhe?20 Hab ich gesündigt, was tue ich dir damit an, du Menschenhüter? Warum machst du mich zum Ziel deiner Anläufe, dass ich mir selbst eine Last bin?21 Und warum vergibst du mir meine Sünde nicht oder lässt meine Schuld hingehen? Denn nun werde ich mich in den Staub legen, und wenn du mich suchst, werde ich nicht mehr da sein.