Hiob 29

VOLXBIBEL

von SCM Verlag
1 Hiob textete weiter:2 „O Mann, wäre es doch alles so wie früher! Da hat Gott mich noch vor ätzenden Sachen beschützt.3 Er hat auf mich aufgepasst. Wenn es dunkel wurde, hat er mir mit seinem Licht den Weg ausgeleuchtet.4 Damals, als ich noch jünger war, da war Gott immer auf meiner Seite und hat mir Tipps gegeben.5 Gott war immer bei mir, und meine Kinder lebten alle noch.6 Die Produktion lief super, meine Firma warf immer genug Gewinn ab. Es kamen immer mehr Geschäftspartner dazu, und wir konnten den Betrieb sogar vergrößern und mehr Leute einstellen; alles lief supergut.7 Wenn ich mal in die Stadt musste, um irgendwelche Erledigungen zu machen,8 dann hatten die Jugendlichen, die ich traf, immer Respekt vor mir. In der vollen U-Bahn wurde mir zum Beispiel immer sofort ein Sitzplatz angeboten.9 Selbst in den Chefetagen wurde es ganz leise, wenn ich den Raum betrat.10 Männer, die im Land richtig was zu sagen hatten, hörten auf zu reden, wenn ich reinkam.11 Alle Leute sprachen nur gut über mich, man hatte Respekt vor mir und vor dem, was ich gemacht habe.12 Ich habe Obdachlosen Essen spendiert, Junkies ein Dach über dem Kopf organisiert und Kindern ohne Eltern geholfen.13 Frauen, deren Mann gestorben war, hab ich auch geholfen. Viele Menschen konnte ich voll ermutigen, sodass sie zum Dank für mich gebetet haben.14 Ich war eigentlich Mr Korrekt in Person. Alles an mir, sogar meine Jacke, mein Anzug, mein Hut, war perfekt, ich wollte total korrekt drauf sein.15 Wenn jemand blind war, dann habe ich ihn geführt und ihm vorgelesen. Wenn jemand nicht gehen konnte, hab ich seinen Rollstuhl geschoben.16 Ich wurde zu einem Vater für die Leute, die keine Kohle mehr hatten und auf der Straße leben mussten. Wenn jemand ein Problem mit dem Gericht bekam, hab ich dem einen Anwalt besorgt, auch wenn ich den Typen gar nicht kannte.17 Wenn jemand aber total link drauf war, hab ich ihm so lange auf die Fresse gehauen, bis sein Kiefer Matsche war. Wenn er was von anderen gezockt hatte, hab ich es ihm wieder abgenommen, auch wenn er noch so verbissen daran festhielt.18 Ich hab mir immer gewünscht, über 100 Jahre alt zu werden und irgendwann in einem schönen Haus zu sterben.19 Ich hatte immer die Hoffnung, ich wäre wie ein großer Baum, der seine Wurzeln ganz tief, bis zum Wasser, im Boden hat. Der Regen sollte nachts noch meine Zweige bewässern.20 Ich hatte gehofft, ich würde langsam immer berühmter werden und meine Kraft würde zunehmen.21 Alle Leute hörten mir zu, wenn ich was zu sagen hatte, und jeder hat meine Ratschläge akzeptiert.22 Wenn ich angefangen habe zu sprechen, dann hielten alle die Klappe. Die Leute hörten mir wie gebannt zu, sie hingen sozusagen an meinen Lippen.23 Man hatte so einen Bock dadrauf, dass ich anfange zu reden, dass viele dafür sogar Schlange standen, wie im Sommer an der Eisbude.24 Ich brauchte nur einmal zu lächeln, und alles war wieder gut. Wenn ich die Menschen, die niemandem mehr vertrauen konnten, nur einmal anlachte, konnten sie auch wieder lachen und vor Freude strahlen.25 Dann war ich derjenige, der ihnen gesagt hat, was sie machen sollen. Ich war der Chef, saß auf meinem Chefsessel und konnte von dort aus die Dinge regeln. Und wenn jemand traurig war, dann konnte ich ihn wieder gut draufbringen.“

Hiob 29

Lutherbibel 2017

von Deutsche Bibelgesellschaft
1 Und Hiob hob abermals an mit seinem Spruch und sprach:2 O dass ich wäre wie in den früheren Monden, in den Tagen, da Gott mich behütete,3 da seine Leuchte über meinem Haupt schien und ich in seinem Licht durch die Finsternis ging! (Ps 18,29)4 Wie war ich in der Blüte meines Lebens, als Gottes Freundschaft mein Zelt beschützte, (Ps 25,14)5 als der Allmächtige noch mit mir war und meine Kinder um mich her,6 als ich durch Milch schritt und die Felsen mir Ölbäche ergossen!7 Wenn ich ausging zum Tor der Stadt und meinen Platz auf dem Markt einnahm,8 dann sahen mich die Jungen und verbargen sich scheu, und die Alten standen vor mir auf und blieben stehen,9 die Oberen hörten auf zu reden und legten ihre Hand auf ihren Mund,10 die Fürsten hielten ihre Stimme zurück, und ihre Zunge klebte an ihrem Gaumen.11 Denn wessen Ohr mich hörte, der pries mich glücklich, und wessen Auge mich sah, der rühmte mich.12 Denn ich errettete den Armen, der da schrie, und die Waise, die keinen Helfer hatte. (2Mo 22,21; Hi 31,16)13 Der Segen des Verlassenen kam über mich, und ich erfreute das Herz der Witwe.14 Gerechtigkeit war mein Kleid, und wie Mantel und Turban umhüllte mich das Recht.15 Ich war des Blinden Auge und des Lahmen Fuß.16 Ich war ein Vater der Armen, und der Sache des Unbekannten nahm ich mich an. (Hi 31,18)17 Ich zerbrach die Kinnbacken des Ungerechten und riss ihm den Raub aus den Zähnen.18 Ich dachte: Ich werde in meinem Nest verscheiden und meine Tage so zahlreich machen wie Sand am Meer;19 meine Wurzel reiche zum Wasser hin, und der Tau bleibe auf meinen Zweigen;20 meine Ehre bleibe immer frisch bei mir, und mein Bogen sei immer stark in meiner Hand.21 Sie hörten mir zu und warteten und schwiegen vor meinem Rat.22 Nach meinen Worten redete niemand mehr, und meine Rede troff auf sie nieder.23 Sie warteten auf mich wie auf den Regen und sperrten ihren Mund auf wie nach Spätregen.24 Wenn ich ihnen zulachte, so glaubten sie es kaum, und das Licht meines Angesichts tröstete die Trauernden.25 Ich bestimmte ihren Weg und saß obenan und thronte wie ein König über der Schar, als einer, der die Trauernden tröstet.