Hiob 16

VOLXBIBEL

von SCM Verlag
1 Hiob war fassungslos:2 „Es reicht! Von der Art von Ermutigung hab ich jetzt echt den Hals voll. Ihr seid ja alle echt super Therapeuten, vielen Dank …3 Bist du jetzt fertig mit deinem Rumgeschwalle? Mach endlich den Kopf zu! Was bringt dir das überhaupt, mir zu antworten?4 Wir können gerne die Rollen tauschen! Eure Kommentare könnte ich auch alle locker aus dem Ärmel schütteln! Ich könnte die Therapeutenfresse ziehen, mich im Sessel zurücklehnen, intelligent aus der Wäsche gucken und dabei ein paar ganz schlaue Sprüche vom Stapel lassen.5 Ich würde euch aber aufbauen mit dem, was ich sage. Ganz im Gegensatz zu dem, was ihr macht. Und ich würde euch bemitleiden und mich in eure Situation reinversetzen.6 Wenn ich mich hier auslasse, geht es mir dabei nicht unbedingt besser, aber wenn ich nichts sage, hilft mir das auch nicht.7 Gott hat es geschafft: Ich kann nicht mehr, ich bin müde, völlig durch und am Ende. Und dazu haben mich alle meine Freunde auch noch verlassen.8 Er hat mich gepackt, Gott hat dafür gesorgt, dass ich voll das Faltengesicht bekomme. Und nun sehe ich aus wie ein magersüchtiges Model. Schon klar, das sind alles Fakten, die gegen mich sprechen.9 Gott ist bestimmt megasauer auf mich, er zerfleischt mich mit seinen Zähnen. Wie ein Hund knurrt er mich an, ich bin sein Feind, und er lässt mich nicht aus den Augen.10 Die Leute zerreißen sich das Maul über mich, sie lästern voll ab, und einige hauen mir sogar mit der Faust ins Gesicht.11 Gott liefert mich an miese Typen aus, er hat Menschen die Kontrolle über mich gegeben, die ihn noch nicht mal kennen.12 Ich hatte gerade null damit gerechnet, alles war zu dem Zeitpunkt eigentlich gut. Da kam er plötzlich an und hat mich an den Haaren gepackt, mich auf den Boden geschleudert und mir eine Zielscheibe auf die Stirn gemalt.13 Jetzt fliegen mir seine Kugeln nur so um die Ohren. Er tritt mir volle Kanne in den Magen, dass ich Galle kotzen muss.14 Immer wieder schlägt er zu, haut mich um, wie ein Wrestlingstar oder Sumo-Ringer seinen Gegner plattmacht.15 Ich trag nur noch schwarze Trauerklamotten und liege den ganzen Tag im Dreck.16 Mein Gesicht ist schon ganz rot vom vielen Weinen, und um die Augen hab ich schwarze Ringe.17 Und das, obwohl ich echt nichts Schlimmes verbrochen habe; wenn ich zum Beispiel bete, mach ich das immer voll korrekt.18 Ich will nicht, dass ich jetzt schon sterbe, mein Rumgemecker bei Gott soll weiterlaufen und nicht aufhören.19 Es gibt im Himmel jemand, der mich in einer Gerichtsverhandlung vertreten wird! Dort existiert ein Anwalt, der mir hilft.20 Sogar meine Freunde verarschen mich mittlerweile. Ich kann nur noch auf dich hoffen, Gott, und das sag ich dir mit Tränen in den Augen.21 Du bist mein Freund! Bitte, du bist der Einzige, der mir noch helfen kann. Sorge dafür, dass ich korrekt behandelt werde, auch vor meinen Freunden!22 Bitte, mach hinne! Ich werde bald sterben, meine Zeit ist bald abgelaufen. Ich werde wieder dorthin zurückgehen, wo ich mal hergekommen bin.“

Hiob 16

Lutherbibel 2017

von Deutsche Bibelgesellschaft
1 Hiob antwortete und sprach:2 Ich habe solches oft gehört. Ihr seid allzumal leidige Tröster!3 Wollen die leeren Worte kein Ende haben? Oder was reizt dich, so zu reden?4 Auch ich könnte wohl reden wie ihr, wärt ihr an meiner Stelle. Auch ich könnte Worte gegen euch zusammenbringen und mein Haupt über euch schütteln. (Ps 22,8)5 Ich würde euch stärken mit dem Munde und mit meinen Lippen trösten.6 Aber wenn ich schon redete, so würde mich mein Schmerz nicht verschonen; hörte ich auf zu reden, so bliebe er dennoch bei mir.7 Nun aber hat er mich müde gemacht. Du hast alles verstört, was um mich ist.8 Du hast mich runzlig gemacht, das zeugt wider mich, und mein Siechtum steht wider mich auf und verklagt mich ins Angesicht.9 Sein Grimm hat mich zerrissen, und er war mir feind; er knirschte mit den Zähnen gegen mich; mein Widersacher funkelt mich mit seinen Augen an.10 Sie haben ihren Mund aufgesperrt wider mich und haben mich schmählich auf meine Backen geschlagen. Sie rotten sich zusammen gegen mich.11 Gott hat mich den Übeltätern übergeben und hat mich in die Hände der Frevler kommen lassen.12 Ich war in Frieden, aber er hat mich zunichtegemacht; er hat mich beim Genick genommen und zerschmettert. Er hat mich als seine Zielscheibe aufgerichtet; (Kla 3,12)13 seine Pfeile schwirren um mich her. Er hat meine Nieren durchbohrt und nicht verschont; er hat meine Galle auf die Erde geschüttet.14 Er schlägt in mich eine Bresche nach der andern; er läuft gegen mich an wie ein Kriegsmann.15 Ich habe einen Sack um meinen Leib gelegt und mein Haupt in den Staub gebeugt. (1Mo 37,34)16 Mein Antlitz ist gerötet vom Weinen, auf meinen Wimpern liegt Dunkelheit,17 obwohl kein Frevel in meiner Hand und mein Gebet rein ist.18 Ach, Erde, bedecke mein Blut nicht, und mein Schreien finde keine Ruhestatt! (1Mo 4,10; Hes 24,7)19 Siehe, auch jetzt noch ist mein Zeuge im Himmel, und mein Fürsprecher ist in der Höhe. (Hi 17,3)20 Meine Freunde verspotten mich; unter Tränen blickt mein Auge zu Gott auf, (1Sam 2,25)21 dass er Recht verschaffe dem Mann bei Gott, dem Menschen vor seinem Freund.22 Denn meine Tage sind gezählt und ich gehe den Weg, den ich nicht wiederkommen werde. (Hi 10,21)