Erstes Klagelied Jerusalems Verwüstung und Schmach
1Ach, wie einsam sitzt doch jetzt die Stadt, die einst so stark bevölkert war! Sie ist zur Witwe geworden, sie, die groß war unter den Völkern; die Fürstin der Hauptstädte Muss nun Frondienste leisten! (3Mo 26,31; 5Mo 28,48; 5Mo 28,62; 1Kön 9,20; Esr 4,20; Jes 27,10; Jes 47,8; Jer 25,11; Kla 5,3)2Sie weint unaufhörlich bei Nacht, und ihre Tränen laufen ihr über die Wangen; sie hat keinen Tröster unter allen ihren Liebhabern; alle ihre Freunde sind ihr untreu, sind ihr zu Feinden geworden. (Hi 6,14; Pred 4,1; Jer 9,16; Jer 13,17; Jer 14,17; Jer 30,14; Kla 1,9; Kla 1,16; Kla 2,18)3Juda ist ausgewandert vor lauter Elend und hartem Knechtsdienst; es wohnt unter den Heiden, es findet keine Ruhe! Alle seine Verfolger haben es eingeholt mitten in seinen Nöten. (5Mo 28,67; Ps 137,1; Jes 6,5; Jer 52,28; Kla 5,5)4Die Straßen Zions trauern, weil niemand mehr zu den Festen kommt; alle ihre Tore sind verödet, ihre Priester seufzen; ihre Jungfrauen sind betrübt, und ihr selbst ist bitter weh. (Ps 132,16; Jes 3,16; Jes 3,26; Kla 2,6; Kla 5,14; Hos 2,13)5Ihre Widersacher haben die Oberhand gewonnen, ihren Feinden geht es gut; denn der HERR hat ihr Betrübnis zugefügt um ihrer vielen Übertretungen willen; ihre Kinder sind in die Gefangenschaft gewandert vor dem Feind her. (5Mo 28,43; Jer 30,15; Kla 2,17; Dan 9,7; Dan 9,14)6So ist der Tochter Zion all ihr Schmuck genommen; ihre Fürsten sind Hirschen gleichgeworden, die keine Weide finden; kraftlos ziehen sie hin vor dem Verfolger. (Jer 3,24)7Jerusalem gedenkt in den Tagen ihres Elends und ihrer Plünderung an all ihre Kostbarkeiten, die sie hatte von uralten Zeiten her. Als ihr Volk durch die Gewalt des Feindes fiel, gab es niemand, der ihr zu Hilfe kam; ihre Feinde sahen sie und lachten über ihren Untergang. (Hes 25,3; Hes 25,6; Lk 15,17)8Jerusalem hat schwer gesündigt; darum ist sie zum Abscheu geworden; alle, die sie ehrten, verachten sie jetzt, denn sie haben ihre Blöße gesehen; auch sie selbst stöhnt auf und wendet sich ab. (1Kön 9,6; Ps 89,51; Jes 59,2; Jer 13,26; Kla 1,17; Hes 16,37; Hos 2,12)9Ihre Unreinheit klebt an ihren Säumen; sie hat ihr Ende nicht bedacht. Sie ist schrecklich heruntergekommen; niemand tröstet sie. Ach, HERR, sieh mein Elend an, denn der Feind triumphiert! (5Mo 32,29; Ps 25,18; Jes 47,7; Jer 5,31; Kla 1,2; Kla 1,5; Kla 1,11; Kla 1,16; Kla 1,17; Kla 1,20; Kla 1,21; Kla 3,46; Kla 4,12)10Der Feind hat seine Hand ausgestreckt nach allen ihren Kostbarkeiten; ja, sie hat sehen müssen, wie Heiden in ihr Heiligtum eindrangen, von denen du doch geboten hattest, Dass sie nicht in deine Gemeinde kommen sollten! (2Chr 36,18; Ps 79,1; Jer 51,51; Hes 25,3)11All ihr Volk seufzt auf der Suche nach Brot; sie haben ihre Kostbarkeiten um Nahrung hergegeben, um sich nur am Leben zu erhalten. HERR, schau her und sieh, wie verachtet ich bin! (5Mo 28,51; Jer 52,6; Kla 1,8; Kla 2,12; Kla 4,4)12Bedeutet das euch nichts, ihr alle, die ihr hier vorübergeht? Schaut und seht doch, ob ein Schmerz sei wie mein Schmerz, der mich getroffen hat, mit dem mich der HERR bekümmert hat am Tag seines glühenden Zorns! (Jes 50,11; Jer 4,8; Jer 22,23; Kla 1,18; Kla 2,1; Kla 2,22; Dan 9,12)13Er hat ein Feuer aus der Höhe in meine Gebeine gesandt und lässt es wüten; er spannte meinen Füßen ein Netz und trieb mich zurück; er hat mich zu einer Ruine gemacht; ich bin die ganze Zeit krank! (Kla 2,3; Kla 4,18; Hes 12,13; Hos 7,12)14Das Joch meiner Übertretungen ist durch seine Hand angeschirrt; ineinander verschlungen sind sie mir auf den Nacken gelegt; er hat meine Kraft gebrochen. Der Herr hat mich in die Hände derer gegeben, denen ich nicht widerstehen kann. (5Mo 28,48; 5Mo 32,30; Spr 5,22)15Der Herr hat alle Helden in meiner Mitte weggerafft; er hat eine Festversammlung gegen mich einberufen, um meine auserwählten [Krieger] zu zerschmettern; der Herr hat die Kelter getreten der Jungfrau, der Tochter Juda. (2Chr 36,17; Jes 63,2; Kla 2,21; Offb 19,15)16Darum weine ich, und mein Auge, ja, mein Auge zerfließt in Tränen, weil der Tröster fern von mir ist, der meine Seele erquicken sollte; meine Kinder sind verwüstet, denn der Feind war zu stark. (Ps 106,42; Kla 1,2; Kla 1,5)17Zion streckt flehentlich ihre Hände aus, doch da ist niemand, der sie tröstet. Der HERR hat gegen Jakob aufgeboten seine Feinde ringsumher; Jerusalem ist unter ihnen zum Abscheu geworden. (2Kön 24,2; Jer 4,31; Kla 1,8; Kla 1,9; Kla 1,21)18Der HERR ist gerecht; denn ich bin widerspenstig gewesen gegen sein Reden. Hört doch zu, alle Völker, und schaut an meinen Schmerz! Meine Jungfrauen und meine jungen Männer Mussten in die Gefangenschaft ziehen. (5Mo 28,41; Neh 9,33; Ps 119,137; Ps 145,17; Kla 1,5; Kla 1,12; Dan 9,7; Dan 9,14)19Ich rief nach meinen Liebhabern, aber sie haben mich betrogen; meine Priester und meine Ältesten sind in der Stadt verschmachtet, als sie sich Speise erbettelten, um sich am Leben zu erhalten. (Jer 2,36; Jer 30,14; Kla 1,2; Kla 1,11; Kla 4,9)20Ach, HERR, schau her, denn mir ist angst, mein Inneres kocht; mein Herz kehrt sich um in meiner Brust, denn ich bin sehr widerspenstig gewesen. Draußen hat mich das Schwert der Kinder beraubt, drinnen ist es wie der Tod! (3Mo 26,40; 5Mo 32,25; Jer 4,19; Jer 14,20; Kla 1,9; Kla 1,18; Kla 2,11; Kla 2,20; Kla 4,9; Hes 7,15)21Sie hören mich zwar seufzen, aber ich habe niemand, der mich trösten würde; alle meine Feinde freuten sich, als sie von meinem Unglück hörten, Dass du es getan hast. Wenn du aber den Tag herbeiführst, den du angekündigt hast, so werden auch sie mir gleich sein! (Jes 13,9; Jer 47,1; Kla 1,2; Kla 1,7; Kla 1,9; Kla 1,16; Kla 2,16)22Lass alle ihre Bosheit vor dein Angesicht kommen, und handle du an ihnen, wie du an mir gehandelt hast wegen all meiner Übertretungen! Denn meine Seufzer sind zahlreich, und mein Herz ist krank. (Ps 137,7; Jes 1,5; Jes 13,7; Jer 8,18; Jer 17,9; Jer 51,35; Kla 5,17)
1Weh, wie einsam sitzt da / die einst so volkreiche Stadt!
Einer Witwe wurde gleich / die Große unter den Völkern.
Die Fürstin über die Länder / ist zur Fron erniedrigt. (Jes 50,1)2Sie weint und weint des Nachts, / Tränen auf ihren Wangen.
Niemand ist da, sie zu trösten, / unter all denen, die sie liebten.
Untreu sind all ihre Freunde, / sie sind ihr zu Feinden geworden. (Jes 51,12; Jer 30,14)3In die Verbannung zog Juda aus Elend / und harter Knechtschaft.
Nun weilt sie unter den Völkern / und findet nicht Ruhe.
All ihre Verfolger holten sie ein / mitten in der Bedrängnis. (5Mo 25,17)4Die Wege nach Zion trauern, / niemand pilgert zum Fest, / verödet sind all ihre Tore.
Ihre Priester seufzen, / ihre Jungfrauen sind voll Gram, / sie selbst trägt Weh und Kummer. (Jes 51,11)5Ihre Bedränger sind an der Macht, / ihre Feinde im Glück.
Denn Trübsal hat der HERR ihr gesandt / wegen ihrer vielen Verfehlungen.
Ihre Kinder zogen fort, / gefangen, vor dem Bedränger.6Gewichen ist von der Tochter Zion / all ihre Pracht.
Ihre Fürsten sind wie Hirsche geworden, / die keine Weide finden.
Kraftlos zogen sie dahin / vor ihren Verfolgern.7Jerusalem denkt an die Tage / ihres Elends, ihrer Unrast,
an all ihre Kostbarkeiten, / die sie einst besessen,
als ihr Volk in Feindeshand fiel / und niemand da war, ihr zu helfen.
Die Bedränger sahen sie an, / lachten über ihre Vernichtung.8Schwer gesündigt hatte Jerusalem, / deshalb ist sie zum Abscheu geworden.
All ihre Verehrer verachten sie, / weil sie ihre Blöße gesehen.
Sie selbst seufzt / und wendet sich ab.9Ihre Unreinheit klebt an ihrer Schleppe, / ihr Ende bedachte sie nicht.
Entsetzlich ist sie gesunken, / niemand ist da, sie zu trösten.
Sieh doch mein Elend, o HERR, / denn die Feinde prahlen!10Der Bedränger streckte die Hand aus / nach all ihren Schätzen.
Ja, sie sah, wie Völker / in ihr Heiligtum drangen;
ihnen hattest du doch verboten, / sich dir zu nahen in der Gemeinde. (Hes 44,9)11All ihre Bewohner seufzen, / verlangen nach Brot.
Sie geben ihre Schätze für Nahrung, / nur um am Leben zu bleiben.
HERR, sieh doch und schau, / wie sehr ich verachtet bin.12Ihr alle, die ihr des Weges zieht, / schaut doch und seht,
ob ein Schmerz ist wie mein Schmerz, / den man mir angetan,
mit dem der HERR mich geschlagen hat / am Tag seines glühenden Zornes.13Aus der Höhe sandte er Feuer, / in meine Glieder ließ er es fallen.
Er spannte ein Netz meinen Füßen, / rücklings riss er mich nieder.
Er machte mich einsam / und siech für alle Zeit.[1] (Ps 35,7)14Schwer ist das Joch meiner Verfehlungen, / von seiner Hand aufgelegt.
Sie stiegen mir über den Hals; / da brach meine Kraft.
Preisgegeben hat mich der Herr / in die Hand derer, denen ich nicht standhalten konnte.15Verworfen hat all meine Helden / der Herr in meiner Mitte.
Ein Fest rief er aus gegen mich, / meine jungen Männer zu zerschlagen.
Die Kelter trat der Herr / gegen die Jungfrau, Tochter Juda. (Jes 63,3)16Darüber muss ich weinen, / mein Auge, ja, mein Auge fließt von Tränen.
Fern von mir ist ein Tröster, / mein Leben zurückzubringen.
Einsam sind meine Kinder; / denn der Feind ist stark.17Zion ringt die Hände, / niemand ist da, sie zu trösten.
Aufgeboten hat der HERR gegen Jakob / seine Nachbarn, ihn zu bedrängen.
Jerusalem ist unter ihnen / zum Schandfleck geworden.18Er, der HERR, ist im Recht. / Ich habe seinem Wort getrotzt.
Hört doch, alle ihr Völker, / und seht meinen Schmerz:
Meine Mädchen, meine jungen Männer / zogen in die Gefangenschaft. (Jes 45,21)19Ich rief nach denen, die mich liebten; / doch sie betrogen mich.
Meine Priester, meine Ältesten / sind in der Stadt verschmachtet,
als sie Nahrung suchten, / um am Leben zu bleiben. (Jer 22,22)20HERR, sieh an, wie mir angst ist! / Mein Inneres glüht;
mir dreht sich das Herz im Leibe, / weil ich mich so heftig widersetzt habe.
Draußen raubte die Kinder das Schwert, / was drinnen ist, gleicht dem Tod.21Sie hörten, wie ich stöhne; / ich habe keinen Tröster.
All meine Feinde hörten von meinem Unglück, / freuten sich, dass du es bewirkt hast.
Du brachtest deinen angekündigten Tag. / Ihnen aber wird es ergehen wie mir;22all ihre Bosheit komme vor dich. / Tu dann an ihnen,
wie du an mir getan / wegen all meiner Verfehlungen!
Denn ich stöhne ohne Ende / und mein Herz ist krank. (Kla 3,58; Kla 4,20)
Jerusalems Klage über sein Elend, Bekenntnis der Schuld und Bitte um Hilfe und Vergeltung an den Feinden
1[1] Wehe, wie sitzt so einsam da die ⟨einst⟩ volkreiche Stadt! Sie ist einer Witwe gleich geworden, die Große unter den Nationen! Die Fürstin über die Provinzen ist zur Zwangsarbeit erniedrigt[2]! (3Mo 26,31; Jes 49,21; Jer 44,2; Kla 1,19; Hes 26,2)2Sie weint und weint des Nachts, und ihre Tränen ⟨laufen⟩ über ihre Wangen. Sie hat keinen Tröster[3] unter allen, die sie liebten[4]; alle ihre Freunde haben treulos an ihr gehandelt, sind ihr zu Feinden geworden. (Jer 8,23; Jer 30,14; Kla 1,9; Kla 1,16; Kla 2,18)3Gefangen ist Juda weggezogen aus Elend und aus schwerem[5] Sklavendienst. Es wohnt unter den Nationen, findet keinen Rastplatz. Alle seine Verfolger haben es erreicht – mitten in der Bedrängnis[6]. (5Mo 28,48; Kla 2,9; Kla 4,15; Kla 5,5)4Die Wege nach Zion trauern, weil niemand zum Fest kommt. All ihre Tore sind menschenleer[7], ihre Priester seufzen, ihre Jungfrauen sind betrübt, und ihr selbst ist bitter weh. (3Mo 26,22; Jes 3,26; Kla 2,6; Kla 5,14; Hos 2,13)5Ihre Gegner sind obenauf, ihre Feinde haben Ruhe. Denn der HERR hat sie betrübt wegen der Menge ihrer Verbrechen[8]. Ihre Kinder sind vor dem Gegner her in Gefangenschaft gezogen. (5Mo 28,41; 5Mo 28,43; 2Kön 21,15; Jer 52,28; Kla 1,18; Kla 2,17; Dan 9,14)6So zog aus der Tochter Zion all ihre Pracht aus. Ihre Obersten sind wie Hirsche geworden, die keine Weide finden, und kraftlos zogen sie dahin vor dem Verfolger.7Jerusalem denkt in den Tagen ihres Elends und ihrer Heimatlosigkeit an all ihre Kostbarkeiten, die es ⟨bei ihr⟩ gab seit den Tagen der Vorzeit, ⟨jetzt,⟩ da ihr Volk durch die Hand des Gegners gefallen ist und sie keinen Helfer hat. Die Gegner sehen ihr zu, lachen darüber, dass es mit ihr aus ist[9]. (Hes 25,3)8Schwer gesündigt hat Jerusalem. Darum ist sie zum Gespött[10] geworden; alle ihre Verehrer verachten sie, weil sie ihre Blöße gesehen haben. Sie selbst aber seufzt und wendet sich ab. (1Kön 9,6; Jer 13,26; Kla 1,17; Hes 23,29; Hes 39,23)9Ihre Unreinheit ⟨klebt⟩ an ihrem Saum[11]; ihr Ende hat sie nicht bedacht. So ist sie entsetzlich heruntergekommen, ohne dass einer sie tröstet. Sieh an, HERR, mein Elend, denn der Feind tut sich groß! (Ps 25,18; Ps 69,21; Jes 47,7; Jes 51,19; Jer 5,31; Jer 50,29; Kla 1,2)10Seine Hand hat der Gegner ausgestreckt nach all ihren Kostbarkeiten. Ja, sie musste mit ansehen, wie Nationen in ihr Heiligtum kamen, denen du geboten hattest, sie sollten dir nicht in die Versammlung kommen! (5Mo 23,3; 2Chr 36,18; Ps 79,1; Jes 64,10; Jer 27,19; Jer 51,51)11All ihr Volk seufzt auf der Suche nach Brot; sie geben ihre Kostbarkeiten für Nahrung hin, um sich am Leben zu halten[12]. Siehe, HERR, und schau, wie verachtet ich bin! (Ps 79,4; Jer 52,6; Kla 1,19; Kla 2,12; Kla 4,4; Kla 5,1)12Ist es ⟨noch⟩ nicht zu euch ⟨gedrungen⟩[13], alle, die ihr des Weges zieht? Schaut und seht, ob es einen Schmerz gibt wie meinen Schmerz, der mir angetan worden ist, mit dem ⟨mich⟩ der HERR betrübt hat am Tag seiner Zornglut! (Jer 10,19; Kla 2,1; Dan 9,12)13Aus der Höhe sandte er Feuer in meine Gebeine und zertrat sie. Er spannte ein Netz für meine Füße, zwang mich zur Umkehr. Er machte mich einsam[14] und allezeit krank[15]. (Hi 19,6; Kla 2,3; Kla 3,11; Kla 4,19; Hes 12,13)14Schwer[16] ist das Joch meiner Verbrechen, durch seine Hand zusammengeflochten. Sie kamen auf meinen Hals; ⟨das⟩ brach mir die Kraft[17]. Der Herr lieferte mich solchen in die Hände, denen ich nicht standhalten kann. (5Mo 28,48; Spr 5,22)15Alle meine Starken verwarf der Herr in meiner Mitte; er rief gegen mich ein Treffen[18] aus, um meine jungen Männer[19] zu zerschmettern; der Herr hat der Jungfrau, der Tochter Juda, die Kelter getreten[20]. (Jes 63,3; Kla 2,21; Offb 19,15)16Darüber muss ich weinen, mein Auge, mein Auge zerfließt von Wasser[21]. Denn ein Tröster[22], der meine Seele erquicken könnte[23], ist fern von mir. Meine Söhne sind vereinsamt, denn der Feind hat die Oberhand. (Ps 106,42; Pred 4,1; Jes 54,11; Jer 13,17; Jer 15,5; Kla 1,5; Kla 2,11; Kla 3,49)17Zion breitet ihre Hände aus, ⟨doch⟩ da ist niemand, der sie tröstet[24]. Der HERR entbot gegen Jakob seine Nachbarn als seine Feinde. Jerusalem wurde unter ihnen zum Abscheu[25]. (2Kön 24,2; Pred 4,1; Jes 54,11; Jer 4,31; Jer 15,5)18Gerecht ist er, der HERR, ich aber bin gegen seinen Befehl widerspenstig gewesen. Hört doch, alle ihr Völker, und seht meinen Schmerz! Meine Jungfrauen und meine jungen Männer sind in die Gefangenschaft gezogen. (2Mo 9,27; Neh 9,33; Jer 4,17; Kla 1,5; Sach 1,6)19Ich rief nach denen, die mich geliebt hatten[26], sie aber betrogen mich. Meine Priester und meine Ältesten kamen in der Stadt um, als sie für sich Nahrung suchten, um sich am Leben zu halten[27]. (Kla 1,1; Kla 1,11)20Sieh, HERR, wie mir angst ist! Mein Inneres glüht[28], mein Herz dreht sich mir im Leibe um, weil ich so sehr widerspenstig gewesen bin. Draußen hat mich das Schwert der Kinder beraubt ⟨und⟩ drinnen der Tod[29]. (3Mo 26,40; 5Mo 32,25; Jer 4,19; Jer 14,18; Jer 14,20; Kla 2,11; Kla 5,16; Hes 7,15)21Man hört[30], wie ich seufze, ⟨doch⟩ habe ich keinen Tröster[31]. Alle meine Feinde haben mein Unglück gehört, haben sich gefreut, dass du es getan hast. Führst du[32] den Tag herbei, den du verkündigt hast, dann ergeht es ihnen wie mir. (Kla 1,2; Kla 2,16)22All ihre Bosheit komme vor dich! Handle an ihnen, wie du an mir gehandelt hast wegen all meiner Verbrechen! Denn zahlreich sind meine Seufzer, und mein Herz ist krank. (Ps 79,10; Jer 30,16; Jer 51,35; Kla 5,17)
1א (Alef) Ach[1], wie einsam ist die früher so lebendige Stadt Jerusalem geworden! Nun ist die Weltstadt wie eine trauernde Witwe. Die frühere Königin der Völker ist zur Sklavin geworden. ב (Bet) (Jes 22,2; Jer 40,9)2Sie weint und weint die ganze Nacht, die Tränen laufen ihr übers Gesicht. Keiner von denen, die sie liebten, ist mehr da, um sie zu trösten. Ihre Freunde haben sie verraten; sie sind zu ihren Feinden geworden. ג (Gimel) (Hi 19,13; Ps 6,7; Ps 77,3; Jer 2,25; Jer 22,20; Mi 7,5)3Juda wurde belagert, versklavt und verschleppt. Jetzt wohnt es in der Fremde und hat keinen Ort mehr, an dem es sich ausruhen kann. Seine Feinde haben es verfolgt; ein Entkommen war unmöglich. ד (Dalet) (3Mo 26,39; 5Mo 28,64; 2Kön 25,4)4Die Straßen nach Jerusalem[2] tragen Trauer; die frohe Menge, die einst zu den Tempelfesten pilgerte, ist verschwunden. Die Stadttore stehen still und schweigend, die Priester seufzen, die jungen Mädchen weinen – ganz Jerusalem trauert! ה (He) (Jer 9,10; Jer 10,22; Kla 2,6; Joe 1,8)5Die früheren Feinde der Stadt sind heute ihre Herren, und es geht ihnen gut dabei, denn der HERR hat Jerusalem für seine Sünden bestraft. Jerusalems Kinder wurden gefangen genommen und in ferne Länder verschleppt. ו (Waw) (Ps 90,7; Hes 8,17; Hes 9,9)6Die Schönheit der Tochter Zions ist dahin. Die Fürsten der Stadt sind wie Hirsche, die keine Weide finden: zu schwach, um vor dem Feind zu fliehen. ז (Zajin) (Jer 13,18)7In ihrer Verzweiflung und Verlassenheit träumt die Stadt von ihrer einstigen Größe. Sie denkt daran, wie sie von ihren Feinden bedrängt wurde und ihr niemand zu Hilfe kam. Die Feinde brachten sie zu Fall und lachten schadenfroh, als sie schließlich stürzte. ח (Chet) (Jer 37,7; Kla 4,17)8Jerusalem hat schwer gesündigt, darum schüttelt man vor Abscheu den Kopf über sie. Alle früheren Verehrer der Stadt verachten sie nur noch, denn sie haben sie nackt gesehen. Nun seufzt sie und wendet sich ab. ט (Thet) (Jes 59,2)9Ihre Unreinheit klebt an ihrem Kleid. An ihr Ende dachte sie nicht. Unversehens stürzt sie und niemand tröstet sie. »HERR, sieh mein Elend«, weint sie. »Der Feind hat triumphiert!« י (Jod) (Ps 74,23; Pred 4,1; Jes 3,8; Jer 13,17; Hes 24,13)10Nach allen ihren Schätzen hat der Feind seine Hand ausgestreckt. Sie musste mit ansehen, wie Ausländer in ihren heiligen Tempel eindrangen – Menschen, denen du verboten hast, in die Versammlung zu kommen. כ (Kaf) (Ps 74,4; Jes 64,9; Jer 51,51)11Jerusalems Bewohner seufzen und suchen nach Brot. Sie verkaufen ihre Schätze, damit sie essen und am Leben bleiben können. »O HERR, sieh mich an«, klagt die Stadt, »sieh doch, wie ich verachtet werde!« ל (Lamed) (1Sam 30,12)12»Habt ihr, die ihr vorübergeht, es denn noch nicht gemerkt? Schaut her: Gibt es einen Schmerz wie meinen? Diesen Schmerz, den der HERR am Tag seines Zorns über mich brachte? מ (Mem) (Jes 13,13; Jer 4,8; Jer 18,16; Jer 48,27)13Er hat Feuer vom Himmel geschickt, das meine Knochen frisst. Er legte ein Netz um meine Füße, damit ich stürzte, und ließ mich einsam und krank werden. נ (Nun) (Hi 19,6; Hi 30,30; Ps 22,15; Jer 44,6; Hab 3,16)14Wie ein schweres Joch hat er meine Verbrechen an meinen Hals gebunden: Das nahm mir meine Kraft. Er hat mich in die Hände meiner Feinde gegeben, dagegen kann ich nichts ausrichten. ס (Samek) (Spr 5,22; Jes 47,6; Jer 28,13; Jer 32,3; Hes 25,4)15Der Herr hat alle meine starken Männer zertreten. Er rief ein Heer gegen mich zusammen, das meine jungen Männer getötet hat. Der Herr hat die jungfräuliche Tochter Juda zertreten, wie man Trauben in der Kelter zerstampft. ע (Ajin) (Jes 41,2; Jer 13,24; Jer 37,10)16Darüber muss ich so weinen, dass mein Auge vor Tränen zerfließt. Doch niemand ist da, der mich tröstet; alle, die mir Mut zusprechen könnten, sind weit fort. Meine Kinder sind vom Leben abgeschnitten, denn der Feind war stärker.« פ (Pe) (Ps 69,21; Pred 4,1; Kla 1,2)17Jerusalem[3] streckt flehend die Hände aus, doch es gibt niemanden, der Trost spenden könnte. Der HERR hat Israels[4] Nachbarn zu seinen Feinden gemacht. Voll Abscheu schütteln sie den Kopf über Jerusalem. צ (Sade) (2Kön 24,2; Jes 1,15; Jer 4,31)18»Der HERR ist gerecht, denn ich habe mich gegen ihn aufgelehnt. Hört mir doch zu, ihr Völker! Seht meinen Schmerz, denn meine Söhne und Töchter wurden gefangen genommen und verschleppt. ק (Qof) (5Mo 28,32; 1Sam 12,14; Ps 119,75; Jer 12,1)19Ich rief diejenigen, die mich liebten, aber sie haben mich verlassen. Meine Priester und Ältesten sind verhungert, als sie vergeblich in der ganzen Stadt nach Essen suchten. ר (Resch) (Hi 19,13; Jer 14,15; Kla 1,2; Kla 2,20)20HERR, sieh meine Angst! Meine Eingeweide glühen und mein Herz krampft sich zusammen, denn ich habe mich gegen dich aufgelehnt. Draußen wütet das Schwert und zu Hause wartet der Tod. שׁ (Schin) (Jes 16,11; Jer 4,19)21Sie hörten mein Seufzen, aber niemand tröstete mich. Alle meine Feinde hörten von meinem Unglück, doch freuten sie sich über das, was du mir angetan hast. Oh, lass doch den Tag kommen, den du angekündigt hast, damit es ihnen ergeht wie mir! ת (Taw) (Ps 35,15; Jes 14,5; Jes 47,6; Jer 30,16)
Gottes Zorn über die Sünde
22Ihre Bosheiten sollen alle vor dich kommen. Tu ihnen das an, was du mir für meine ganzen Sünden angetan hast. Mein Seufzen ist groß und mein Herz ist krank.« א (Alef) (Neh 3,36; Ps 137,7)