1Zu der Zeit war kein König in Israel. Da wohnte ein Levit als Fremdling weit hinten im Gebirge Ephraim und hatte sich eine Nebenfrau genommen aus Bethlehem in Juda. (Ri 17,6)2Und als seine Nebenfrau über ihn erzürnt war, lief sie von ihm fort zu ihres Vaters Hause nach Bethlehem in Juda und war dort vier Monate lang.3Da machte sich ihr Mann auf und zog ihr nach, um freundlich mit ihr zu reden und sie zu sich zurückzuholen; und er hatte seinen Knecht und ein Paar Esel bei sich. Und sie führte ihn in ihres Vaters Haus. Als ihn aber der Vater der jungen Frau sah, wurde er froh und ging ihm entgegen.4Und sein Schwiegervater, der Vater der jungen Frau, hielt ihn fest, dass er drei Tage bei ihm blieb. Sie aßen und tranken und blieben dort über Nacht.5Am vierten Tag erhoben sie sich früh am Morgen, und er machte sich auf und wollte fortziehen. Da sprach der Vater der jungen Frau zu seinem Schwiegersohn: Stärke dich zuvor mit einem Bissen Brot, danach könnt ihr ziehen. (1Mo 18,5)6Und sie setzten sich und aßen beide miteinander und tranken. Da sprach der Vater der jungen Frau zu dem Mann: Bleib doch über Nacht und lass dein Herz guter Dinge sein.7Als aber der Mann aufstand und ziehen wollte, nötigte ihn sein Schwiegervater, dass er noch einmal über Nacht dablieb.8Am Morgen des fünften Tages machte er sich früh auf und wollte ziehen. Da sprach der Vater der jungen Frau: Stärke dich doch, wartet, bis sich der Tag neigt. Und so aßen die beiden miteinander.9Da machte sich der Mann auf und wollte mit seiner Nebenfrau und mit seinem Knecht fortziehen. Aber sein Schwiegervater, der Vater der jungen Frau, sprach zu ihm: Siehe, der Tag hat sich geneigt und es will Abend werden; bleibt doch über Nacht! Siehe, der Tag geht zu Ende, bleib über Nacht hier und lass dein Herz guter Dinge sein. Morgen mögt ihr früh aufstehen und eures Weges ziehen zu deinem Zelt. (Lk 24,29)10Aber der Mann wollte nicht mehr über Nacht bleiben, sondern machte sich auf und zog hin und kam bis gegenüber von Jebus – das ist Jerusalem – und hatte ein Paar beladene Esel bei sich und seine Nebenfrau und seinen Knecht. (Ri 1,21; 1Chr 11,4)11Als sie nun nahe bei Jebus waren, war der Tag fast vergangen; da sprach der Knecht zu seinem Herrn: Komm doch und lass uns in diese Stadt der Jebusiter einkehren und über Nacht dort bleiben.12Aber sein Herr sprach zu ihm: Wir wollen nicht in die Stadt der Fremden einkehren, die nicht von den Israeliten sind, sondern wollen hinüber auf Gibea zu.13Und er sprach zu seinem Knecht: Geh weiter, damit wir an einen andern Ort kommen und über Nacht in Gibea oder in Rama bleiben.14Und sie zogen weiter ihres Weges, und die Sonne ging unter, als sie nahe bei Gibea waren, das in Benjamin liegt. (Jos 18,28)15Und sie bogen ab vom Wege, um nach Gibea zu kommen und dort über Nacht zu bleiben. Als er aber hineinkam, blieb er auf dem Platz der Stadt; denn es war niemand, der sie die Nacht im Hause beherbergen wollte.16Und siehe, da kam ein alter Mann von seiner Arbeit vom Felde am Abend; der war auch vom Gebirge Ephraim und ein Fremdling in Gibea, aber die Leute des Orts waren Benjaminiter.17Und als er seine Augen aufhob, sah er den Wanderer auf dem Platz der Stadt und sprach zu ihm: Wo willst du hin? Und wo kommst du her?18Er aber antwortete ihm: Wir reisen von Bethlehem in Juda weit ins Gebirge Ephraim hinein, wo ich her bin. Ich bin nach Bethlehem in Juda gezogen und kehre jetzt nach Hause zurück, doch niemand will mich beherbergen.19Wir haben Stroh und Futter für unsere Esel und Brot und Wein für mich, deinen Knecht, und für deine Magd und den Knecht, der bei mir ist, sodass uns nichts fehlt.20Der alte Mann sprach: Friede sei mit dir! Alles, was dir mangelt, findest du bei mir; bleib nur nicht über Nacht auf dem Platz.21Und er führte ihn in sein Haus und gab den Eseln Futter, und sie wuschen ihre Füße und aßen und tranken.22Und als ihr Herz nun guter Dinge war, siehe, da kamen die Leute der Stadt, ruchlose Männer, und umstellten das Haus und pochten an die Tür und sprachen zu dem alten Mann, dem Hauswirt: Gib den Mann heraus, der in dein Haus gekommen ist, dass wir ihm beiwohnen. (1Mo 19,5)23Aber der Mann, der Hauswirt, ging zu ihnen hinaus und sprach zu ihnen: Nicht, meine Brüder, tut doch nicht solch ein Unrecht! Nachdem dieser Mann in mein Haus gekommen ist, tut nicht solch eine Schandtat!24Siehe, ich habe eine Tochter, noch eine Jungfrau, und dieser hat eine Nebenfrau; die will ich euch herausbringen. Die könnt ihr schänden und mit ihnen tun, was euch gefällt, aber an diesem Mann tut nicht solch eine Schandtat!25Aber die Leute wollten nicht auf ihn hören. Da fasste der Mann seine Nebenfrau und brachte sie zu ihnen hinaus. Die machten sich über sie her und trieben ihren Mutwillen mit ihr die ganze Nacht bis an den Morgen. Erst als die Morgenröte anbrach, ließen sie sie gehen.26Da kam die Frau, als der Morgen anbrach, und fiel hin vor der Tür des Hauses, in dem ihr Herr war, und lag da, bis es licht wurde.27Als nun ihr Herr am Morgen aufstand und die Tür des Hauses auftat und herausging, um seines Weges zu ziehen, siehe, da lag seine Nebenfrau vor der Tür des Hauses, die Hände auf der Schwelle.28Er sprach zu ihr: Steh auf, lass uns ziehen! Aber sie antwortete nicht. Da legte er sie auf den Esel, machte sich auf und zog an seinen Ort.29Als er nun heimkam, nahm er ein Messer, fasste seine Nebenfrau und zerteilte sie Glied für Glied in zwölf Stücke und sandte sie in das ganze Gebiet Israels. (1Sam 11,7)30Wer das sah, der sprach: Solches ist nicht geschehen noch gesehen, seit der Zeit, da die Israeliten aus Ägyptenland gezogen sind, bis auf diesen Tag. Nun denkt darüber nach, beratet und sprecht! (Hos 10,9)
1Zu dieser Zeit, als es in Israel noch keinen König gab, lebte ganz im Norden des Gebirges Efraïm ein Levit, der sich eine Nebenfrau aus Bethlehem in Juda genommen hatte.2Doch diese wurde ihm untreu und ging fremd. Dann lief sie ihm weg und kehrte ins Haus ihres Vaters nach Bethlehem zurück. Vier Monate später3machte ihr Mann sich auf, um mit ihr zu sprechen und sie zurückzugewinnen. Er hatte seinen Diener, einen jungen Mann, mitgenommen und zwei Esel. Die junge Frau brachte ihn zu ihrem Vater ins Haus. Als dieser ihn sah, kam er ihm freudig entgegen.4Sein Schwiegervater wollte ihn gar nicht wieder gehen lassen. So blieben sie drei Tage da, aßen, tranken und übernachteten bei ihm.5Am vierten Tag standen sie früh auf, um sich auf den Weg zu machen. Da sagte der Vater der jungen Frau zu seinem Schwiegersohn: „Iss doch noch eine Kleinigkeit und stärke dich für den Weg! Dann könnt ihr gehen.“6So setzten sich die beiden Männer hin und aßen und tranken. „Tu mir doch den Gefallen“, sagte der Schwiegervater dann, „und bleib noch eine Nacht. Lass es dir bei mir gut gehen!“7Doch der Levit erhob sich, um zu gehen. Sein Schwiegervater aber drängte ihn, dass er doch noch eine Nacht blieb.8Am fünften Tag stand der Levit wieder früh auf, um sich auf den Weg zu machen. Da sagte der Vater der jungen Frau: „Stärke dich doch erst noch und bleibt hier, bis der Tag kühler wird!“ So aßen sie noch einmal miteinander.9Dann erhob sich der Levit, um sich mit seiner Frau und seinem Diener auf den Weg zu machen. Doch der Vater der jungen Frau versuchte es noch einmal: „Schau, es wird schon wieder Abend. Übernachte doch noch einmal. Bleib noch eine Nacht und lass es dir wohl sein. Morgen früh könnt ihr dann aufbrechen und nach Hause zurückkehren.“10Aber der Levit wollte nicht noch einmal übernachten. Er stand auf und machte sich mit seiner Nebenfrau und den beiden gesattelten Eseln auf den Heimweg.
Nachtquartier gesucht
11Als sie nach Jebus[1] kamen, war der Tag schon fast zu Ende gegangen. Da sagte der junge Mann zu seinem Herrn: „Lass uns doch in die Jebusiterstadt hier gehen und dort übernachten!“12Doch sein Herr erwiderte: „Nein, wir kehren nicht bei Fremden ein, die keine Israeliten sind. Lasst uns nach Gibea[2] hinübergehen!13Wenn wir uns beeilen, können wir Gibea oder sogar Rama[3] erreichen und dort übernachten.“14So zogen sie weiter. Als sie in die Nähe von Gibea gekommen waren, das zu Benjamin gehört, ging ihnen die Sonne unter.15Da bogen sie vom Weg ab und betraten die Stadt. Doch es gab niemand, der sie zum Übernachten in sein Haus aufgenommen hätte. So ließen sie sich auf dem Marktplatz nieder.16Es war schon Abend, da kam ein alter Mann von seiner Feldarbeit nach Hause. Er stammte vom Gebirge Efraïm und lebte als Fremder unter den Benjaminiten im Ort.17Als er den Wanderer im Freien rasten sah, sprach er ihn an: „Wohin gehst du und woher kommst du?“18„Wir kommen aus Bethlehem in Juda und wollen an das andere Ende des Gebirges Efraïm. Ich stamme von dort und habe eine Reise nach Bethlehem unternommen und bin jetzt auf dem Rückweg nach Hause. Aber hier in Gibea will uns niemand aufnehmen,19obwohl wir Stroh und Futter für die Esel und Brot und Wein für uns, deine Diener, mitgenommen haben, für mich, die Frau und den jungen Mann hier. Wir sind wirklich mit allem versorgt.“20Da sagte der alte Mann: „Schalom, seid mir willkommen! Lasst mich für euch sorgen und übernachtet nicht hier auf dem Platz!“21Er führte sie in sein Haus und schüttete den Eseln Futter vor. Dann wuschen sie ihre Füße und aßen und tranken miteinander.
Das Verbrechen von Gibea
22Während sie noch fröhlich beisammensaßen, umstellten plötzlich die Männer der Stadt das Haus. Es war ein übles Gesindel. Sie trommelten gegen die Tür und schrien nach dem alten Mann, dem Hausherrn: „Los, bring uns den Mann heraus, der bei dir ist! Wir wollen es mit ihm treiben!“23Da ging der alte Mann, der Besitzer des Hauses, zu ihnen hinaus und sagte: „Nein, meine Brüder, so etwas Schändliches dürft ihr nicht tun! Der Mann ist doch mein Gast!24Eher gebe ich euch meine unberührte Tochter heraus und dazu die Nebenfrau des Fremden, damit ihr sie vergewaltigen könnt. Macht mit ihnen, was ihr wollt! Aber diesem Mann dürft ihr nicht so etwas Schändliches antun!“25Doch die Männer wollten nicht auf ihn hören. Da packte der Mann seine Nebenfrau und brachte sie zu ihnen hinaus. Sie fielen über sie her und vergewaltigten sie die ganze Nacht. Erst als der Tag anbrach, ließen sie von ihr ab.26Die Frau schleppte sich noch bis zum Eingang des Hauses, in dem ihr Mann war, und brach dort zusammen. So lag sie, bis es hell wurde.27Als der Mann am Morgen aus der Tür trat, um weiterzuziehen, sah er die Frau, seine Nebenfrau. Sie lag am Eingang des Hauses, die ausgestreckten Hände auf der Schwelle.28„Steh auf“, sagte er zu ihr, „wir müssen weiter!“ Aber er bekam keine Antwort. Da lud er sie auf den Esel und reiste nach Hause.29Dort angekommen, nahm er ein Messer, zerteilte den Leichnam seiner Frau in zwölf Stücke und schickte diese im ganzen Gebiet Israels herum.30Jeder, der so ein Stück sah, sagte: „Solch ein Verbrechen hat es in Israel noch nie gegeben, seit unsere Vorfahren aus Ägypten hierhergekommen sind. Bedenkt das und überlegt genau, was ihr jetzt tun müsst!“
1Und in jenen Tagen, als kein König in Israel war, lebte ein Mann, ein Levit, als Fremdling im entlegensten Teil des Gebirges Efraim und nahm sich eine Nebenfrau aus Betlehem in Juda. (Ri 17,6)2Seine Nebenfrau aber mochte ihn nicht, und sie ging weg von ihm zum Haus ihres Vaters nach Betlehem in Juda. Und dort blieb sie für einige Zeit, vier Monate.3Und ihr Mann machte sich auf und ging ihr nach, um ihr zu Herzen zu reden und sie zurückzubringen; und sein Bursche war mit ihm und ein Gespann Esel. Und er kam zum Haus ihres Vaters, und als der Vater der jungen Frau ihn sah, kam er ihm freudig entgegen. (1Mo 34,3)4Und sein Schwiegervater, der Vater der jungen Frau, hielt ihn zurück, und er blieb drei Tage bei ihm, und sie assen und tranken und blieben über Nacht dort.5Und am vierten Tag machten sie sich früh am Morgen auf, um zu gehen. Der Vater der jungen Frau aber sagte zu seinem Schwiegersohn: Stärke dich mit einem Bissen Brot, und danach könnt ihr gehen. (1Mo 18,5)6Da blieben sie, und die beiden assen miteinander und tranken. Und der Vater der jungen Frau sagte zu dem Mann: Entschliess dich doch und bleib über Nacht, und es wird deinem Herzen gut gehen. (Rut 3,7; Pred 9,7)7Der Mann aber machte sich auf, um zu gehen, und sein Schwiegervater nötigte ihn, und er blieb wieder über Nacht dort.8Und früh am Morgen des fünften Tages wollte er gehen. Und der Vater der jungen Frau sagte: Stärke dich doch und wartet, bis der Tag sich neigt. Und so assen die beiden.9Dann machte der Mann sich auf, um zu gehen, er mit seiner Nebenfrau und seinem Burschen. Sein Schwiegervater aber, der Vater der jungen Frau, sagte zu ihm: Sieh doch, der Tag ist fast zu Ende gegangen, es wird Abend. Bleibt doch über Nacht. Sieh, der Tag neigt sich. Bleib über Nacht hier, und es wird deinem Herzen gut gehen. Und morgen in der Frühe könnt ihr euch auf den Weg machen, und du kannst zu deinem Zelt gehen. (Lk 24,29)10Der Mann aber wollte nicht über Nacht bleiben und machte sich auf und ging und kam bis vor Jebus, das ist Jerusalem. Und er führte ein Gespann gesattelter Esel mit sich, und seine Nebenfrau war bei ihm.11Sie waren bei Jebus, und der Tag war schon fast zu Ende, da sagte der Bursche zu seinem Herrn: Komm, wir wollen in diese Stadt der Jebusiter abbiegen und darin über Nacht bleiben. (Ri 1,21)12Sein Herr aber sagte zu ihm: Wir werden nicht abbiegen in eine Stadt von Fremden, die nicht zu den Israeliten gehören, sondern wir werden weiterziehen bis Gibea.13Und er sagte zu seinem Burschen: Auf, lass uns bis zu einer der Ortschaften kommen und über Nacht in Gibea oder in Rama bleiben. (Jes 10,29; Hos 5,8)14So zogen sie weiter und gingen, und bei Gibea, das zu Benjamin gehört, ging ihnen die Sonne unter.15Und sie bogen ab, um nach Gibea zu kommen und über Nacht dort zu bleiben. Und er ging hinein und blieb auf dem Platz der Stadt, und niemand nahm sie ins Haus auf über Nacht. (Ri 20,4)16Und sieh, am Abend kam ein alter Mann von seiner Arbeit auf dem Feld. Und der Mann stammte vom Gebirge Efraim, und er lebte als Fremdling in Gibea, die Männer des Ortes aber waren Benjaminiten.17Und als er seine Augen hob und den Reisenden auf dem Platz der Stadt sah, sagte der alte Mann: Wohin gehst du, und woher kommst du? (1Mo 16,8)18Und er sagte zu ihm: Wir ziehen von Betlehem in Juda bis in den entlegensten Teil des Gebirges Efraim. Ich bin von dort, und ich ging nach Betlehem in Juda und bin nun auf dem Weg zu meinem Haus. Aber nun nimmt mich niemand in sein Haus auf.19Und es gibt doch sowohl Stroh und Futter für unsere Esel als auch Brot und Wein für mich und deine Magd und für den Burschen bei deinen Knechten; es fehlt an nichts.20Und der alte Mann sagte: Friede sei mit dir! Was immer dir fehlt, überlass es nur mir. Keinesfalls darfst du auf dem Platz übernachten. (1Mo 19,2)21Und er brachte ihn in sein Haus, und er gab den Eseln Futter, und sie wuschen ihre Füsse und assen und tranken. (1Mo 18,4)22Als sie ihr Herz guter Dinge sein liessen, sieh, da umstellten die Männer der Stadt, nichtsnutzige Männer, das Haus, drängten einander gegen die Tür und sagten zu dem alten Mann, dem Besitzer des Hauses: Gib den Mann heraus, der in dein Haus gekommen ist, wir wollen mit ihm verkehren. (1Mo 19,5)23Da trat der Mann, der Besitzer des Hauses, zu ihnen hinaus und sagte zu ihnen: Nicht, meine Brüder! Tut nichts Böses! Nachdem dieser Mann in mein Haus gekommen ist, dürft ihr eine solche Schandtat nicht begehen! (1Mo 34,7)24Seht, da sind meine Tochter, die Jungfrau ist, und seine Nebenfrau. Die will ich herausgeben, und ihr könnt ihnen Gewalt antun und mit ihnen machen, was gut scheint in euren Augen; diesem Mann aber dürft ihr nichts antun, nicht diese Schandtat. (1Mo 19,8)25Die Männer aber wollten nicht auf ihn hören. Da ergriff der Mann seine Nebenfrau und führte sie zu ihnen hinaus auf die Strasse, und sie verkehrten mit ihr und trieben ihren Mutwillen mit ihr die ganze Nacht hindurch, bis zum Morgen. Und sie liessen erst ab von ihr, als die Morgenröte aufstieg.26Und bei Anbruch des Morgens kam die Frau zurück, an der Haustür des Mannes aber, bei dem ihr Herr war, brach sie zusammen, und dort lag sie, bis es hell wurde.27Und am Morgen machte ihr Herr sich auf, öffnete die Tür des Hauses und trat hinaus, um seines Weges zu gehen. Und sieh, seine Nebenfrau lag am Eingang des Hauses mit den Händen auf der Schwelle.28Und er sagte zu ihr: Steh auf, lass uns gehen. Aber niemand antwortete. Und er hob sie auf den Esel, und der Mann machte sich auf und zog an seinen Ort. (Ri 20,5)29Und als er in sein Haus kam, nahm er das Messer, ergriff seine Nebenfrau und zerstückelte sie in zwölf Einzelteile und sandte sie in das gesamte Gebiet Israels. (1Sam 11,7)30Und jeder, der es sah, sprach: Solches ist nicht geschehen und nicht gesehen worden seit dem Tag, an dem die Israeliten aus dem Land Ägypten heraufgezogen sind, bis auf den heutigen Tag. Denkt darüber nach, beratet und redet. (Ri 20,6; Hos 9,9; Hos 10,9)
1In jener Zeit, als es in Israel noch keinen König gab, lebte im äußersten Norden des Berglandes von Efraïm ein Levit, der dort Aufnahme gefunden hatte. Er hatte eine Nebenfrau, die aus Betlehem in Juda stammte. (Ri 17,6)2Weil sie sich über ihren Mann ärgerte, lief sie ihm weg und kehrte zu ihrem Vater nach Betlehem zurück. Als sie schon vier Monate lang dort war,3machte sich ihr Mann mit seinem Knecht und zwei Eseln auf den Weg. Er wollte ihr gut zureden und sie zur Rückkehr bewegen. Die Frau führte ihn ins Haus ihres Vaters. Als der ihn sah, ging er ihm voll Freude entgegen.4Auf das Drängen des Vaters blieb der Levit mit seinem Knecht drei Tage da. Sie aßen und tranken und übernachteten dort.5Am Morgen des vierten Tages wollten sie aufbrechen, aber der Vater sagte zu seinem Schwiegersohn: »Iss noch eine Kleinigkeit, stärke dich für den Weg! Dann könnt ihr gehen.«6So blieben sie noch und die beiden Männer aßen und tranken miteinander. Dann sagte der Vater: »Tu mir den Gefallen und bleib noch einmal über Nacht; lass es dir wohl sein!«7Der Levit wollte gehen, aber der Mann drängte ihn zu bleiben und so gab er noch die Nacht zu.8Als er am Morgen des fünften Tages aufbrechen wollte, sagte der Vater: »Nimm noch eine kleine Stärkung! Wartet mit dem Aufbruch bis gegen Abend, wenn es kühler wird.« So aßen sie noch einmal miteinander.9Als dann der Levit aufstand, um sich mit seiner Frau und dem Knecht auf den Weg zu machen, sagte der Vater: »Es geht schon auf den Abend zu, gleich wird es dunkel; übernachtet doch noch einmal! Bleib noch eine Nacht und lass es dir hier wohl sein; morgen früh könnt ihr aufbrechen und nach Hause ziehen.«10Aber der Levit wollte nicht länger bleiben und machte sich auf den Weg. Er kam mit seiner Frau und den beiden gesattelten Eseln bis vor die Jebusiterstadt Jerusalem. (Jos 15,63)11Weil der Tag zu Ende ging, sagte der Knecht zu seinem Herrn: »Lass uns in die Stadt gehen und dort übernachten!«12-13Aber sein Herr erwiderte: »Wir kehren nicht bei Fremden ein, die nicht zum Volk Israel gehören. Wir gehen noch bis nach Gibea oder nach Rama, dort übernachten wir.«
Nachtquartier gesucht
14So gingen sie weiter. Als die Sonne unterging, waren sie in der Nähe von Gibea im Gebiet des Stammes Benjamin.15Sie bogen von der Straße ab und gingen in die Stadt. Aber niemand wollte sie aufnehmen und so blieben sie auf dem öffentlichen Platz unter freiem Himmel.16Ein alter Mann kam gerade von der Arbeit auf dem Feld nach Hause. Es war ein Ortsfremder, der vom Bergland Efraïm stammte; die übrigen Bewohner der Stadt gehörten zum Stamm Benjamin.17Als er den Leviten im Freien rasten sah, fragte er ihn: »Wohin gehst du? Woher kommst du?«18Der Levit antwortete: »Wir kommen von Betlehem in Juda und wollen ans äußerste Ende des Berglandes Efraïm. Dort wohne ich und von dort bin ich nach Betlehem gereist. Jetzt bin ich auf dem Heimweg.[1] Niemand hat mich hier für die Nacht in sein Haus aufnehmen wollen.19Dabei haben wir Stroh und Futter für unsere Esel bei uns, auch Brot und Wein für mich, meine Frau und meinen Knecht. Du siehst, wir sind mit allem versorgt.«20Der Mann antwortete: »Seid mir willkommen, lasst mich für euch sorgen! Auf diesem Platz hier könnt ihr nicht übernachten.«21Er führte sie in sein Haus und warf den Eseln Futter vor. Dann wuschen sie die Füße und aßen und tranken miteinander. (1Mo 18,4; 1Mo 19,2; 1Mo 24,32; 1Mo 43,24)
Eine unerhörte Schandtat
22Während sie noch in aller Ruhe beim Mahl saßen, umstellten plötzlich die Männer der Stadt das Haus. Es waren verruchte Leute, sie trommelten gegen die Tür und forderten den Besitzer des Hauses auf: »Bring uns den Mann heraus, der bei dir eingekehrt ist! Wir wollen mit ihm Verkehr haben.« (1Mo 19,4; Hos 9,9; Hos 10,9)23Der alte Mann ging zu ihnen hinaus und sagte: »Nicht doch, Brüder, tut nicht so etwas Gemeines! Dieser Mann ist mein Gast, ihr dürft ihm nicht diese Schande antun.24Ich bringe euch meine Tochter, die noch Jungfrau ist, und dazu die Frau des Fremden; mit denen könnt ihr treiben, was ihr wollt. Aber an diesem Mann dürft ihr euch nicht so schändlich vergreifen.«25Als die Männer keine Ruhe gaben, nahm der Levit seine Nebenfrau und führte sie zu ihnen hinaus. Sie vergewaltigten sie die ganze Nacht über und ließen sie erst in Ruhe, als der Morgen dämmerte.26Die Frau schleppte sich zur Tür des Hauses, in dem ihr Mann übernachtete, und brach davor zusammen. So lag sie, bis es ganz hell wurde.27Als ihr Mann aus der Tür trat, um weiterzureisen, fand er sie dort; die ausgestreckten Hände lagen auf der Türschwelle.28»Steh auf, wir wollen weiter!«, rief er ihr zu, aber sie konnte nicht mehr antworten. Da lud er ihren Leichnam auf den Esel und reiste nach Hause.29Dort angekommen, nahm er ein Messer, zerteilte den Leichnam seiner Frau in zwölf Stücke und schickte jedem Stamm Israels eines davon. (1Sam 11,7)30Alle, die es sahen, sagten: »Solch ein gemeines Verbrechen ist in Israel noch nie begangen worden, seit unsere Vorfahren aus Ägypten hierher gekommen sind! Bedenkt das und haltet Rat, was zu tun ist!«