Klagelieder 3

Lutherbibel 2017

von Deutsche Bibelgesellschaft
1 Ich bin der Mann, der Elend sehen muss durch die Rute seines Grimmes.2 Er hat mich geführt und gehen lassen in die Finsternis und nicht ins Licht.3 Er hat seine Hand gewendet gegen mich und erhebt sie gegen mich Tag für Tag.4 Er hat mir Fleisch und Haut alt gemacht und mein Gebein zerschlagen.5 Er hat mich ringsum eingeschlossen und mich mit Bitternis und Mühsal umgeben.6 Er hat mich in Finsternis versetzt wie die, die längst tot sind.7 Er hat mich ummauert, dass ich nicht herauskann, und mich in harte Fesseln gelegt.8 Und wenn ich auch schreie und rufe, so stopft er sich die Ohren zu vor meinem Gebet. (Ps 22,3; Ps 69,4)9 Er hat meinen Weg vermauert mit Quadern und meinen Pfad zum Irrweg gemacht.10 Er hat auf mich gelauert wie ein Bär, wie ein Löwe im Verborgenen.11 Er lässt mich den Weg verfehlen, er hat mich zerfleischt und zunichtegemacht.12 Er hat seinen Bogen gespannt und mich dem Pfeil zum Ziel gegeben.13 Er hat mir seine Pfeile in die Nieren geschossen.14 Ich bin ein Hohn für mein ganzes Volk und täglich ihr Spottlied. (Hi 30,9)15 Er hat mich mit Bitterkeit gesättigt und mit Wermut getränkt.16 Er hat mich auf Kiesel beißen lassen, er drückte mich nieder in die Asche.17 Meine Seele ist aus dem Frieden vertrieben; ich habe das Gute vergessen.18 Ich sprach: Mein Ruhm und meine Hoffnung auf den HERRN sind dahin.19 Gedenke doch, wie ich so elend und verlassen, mit Wermut und Bitterkeit getränkt bin!20 Du wirst ja daran gedenken, denn meine Seele sagt mir’s.21 Dies nehme ich zu Herzen, darum hoffe ich noch:22 Die Güte des HERRN ist’s, dass wir nicht gar aus sind, seine Barmherzigkeit hat noch kein Ende, (Neh 9,31)23 sondern sie ist alle Morgen neu, und deine Treue ist groß.24 Der HERR ist mein Teil, spricht meine Seele; darum will ich auf ihn hoffen. (Ps 16,5; Ps 73,26)25 Denn der HERR ist freundlich dem, der auf ihn harrt, und dem Menschen, der nach ihm fragt.26 Es ist ein köstlich Ding, geduldig sein und auf die Hilfe des HERRN hoffen. (Röm 8,25)27 Es ist ein köstlich Ding für einen Mann, dass er das Joch in seiner Jugend trage.28 Er sitze einsam und schweige, wenn Gott es ihm auferlegt,29 und stecke seinen Mund in den Staub; vielleicht ist noch Hoffnung.30 Er biete die Backe dar dem, der ihn schlägt, und lasse sich viel Schmach antun. (Mt 5,39)31 Denn der Herr verstößt nicht ewig; (Jes 54,8)32 sondern er betrübt wohl und erbarmt sich wieder nach seiner großen Güte.33 Denn nicht von Herzen plagt und betrübt er die Menschen.34 Wenn man alle Gefangenen auf Erden unter die Füße tritt35 und eines Mannes Recht vor dem Allerhöchsten beugt36 und eines Menschen Sache verdreht, – sollte das der Herr nicht sehen?37 Wer darf denn sagen, dass solches geschieht ohne des Herrn Befehl (Jes 45,7; Am 3,6)38 und dass nicht Böses und Gutes kommt aus dem Munde des Allerhöchsten?39 Was murren denn die Leute im Leben, ein jeder über die Folgen seiner Sünde?40 Lasst uns erforschen und prüfen unsern Wandel und uns zum HERRN bekehren!41 Lasst uns unser Herz samt den Händen aufheben zu Gott im Himmel!42 Wir, wir haben gesündigt und sind ungehorsam gewesen, darum hast du nicht vergeben. (Ps 106,6)43 Du hast dich in Zorn gehüllt und uns verfolgt und ohne Erbarmen getötet.44 Du hast dich mit einer Wolke verdeckt, dass kein Gebet hindurchkonnte.45 Du hast uns zu Kehricht und Unrat gemacht unter den Völkern.46 Alle unsere Feinde reißen ihr Maul auf über uns.47 Wir werden gedrückt und geplagt mit Schrecken und Angst.48 Wasserbäche rinnen aus meinen Augen über den Jammer der Tochter meines Volks.49 Meine Augen fließen und können’s nicht lassen, und es ist kein Aufhören da,50 bis der HERR vom Himmel herabschaut und darein sieht. (Ps 102,20)51 Mein Auge macht mir Schmerzen wegen all der Töchter meiner Stadt.52 Meine Feinde haben mich ohne Grund gejagt wie einen Vogel.53 Sie haben mein Leben in der Grube zunichtegemacht und Steine auf mich geworfen.54 Wasser hat mein Haupt überschwemmt; da sprach ich: Nun bin ich verloren.55 Ich rief aber deinen Namen an, HERR, unten aus der Grube,56 und du erhörtest meine Stimme: »Verbirg deine Ohren nicht vor meinem Seufzen und Schreien!«57 Du nahtest dich zu mir, als ich dich anrief, und sprachst: Fürchte dich nicht!58 Du führst, Herr, meine Sache und erlöst mein Leben.59 Du siehst, HERR, wie mir Unrecht geschieht; hilf mir zu meinem Recht!60 Du siehst, wie sie Rache üben wollen, und kennst alle ihre Gedanken gegen mich.61 HERR, du hörst ihr Schmähen und alle ihre Anschläge gegen mich,62 die Reden meiner Widersacher und ihr Geschwätz über mich den ganzen Tag.63 Sieh doch: Ob sie sitzen oder aufstehen, singen sie über mich Spottlieder.64 Vergilt ihnen, HERR, wie sie verdient haben! (Ps 137,8; Kla 1,21; 1Petr 2,23; 1Petr 3,9)65 Lass ihnen das Herz verstockt werden, lass sie deinen Fluch fühlen!66 Verfolge sie mit Grimm und vertilge sie unter dem Himmel des HERRN.

Klagelieder 3

Elberfelder Bibel

von SCM Verlag
1 [1] Ich bin der Mann, der Elend sah durch die Rute seines Grimmes. (Ps 102,11; Jer 8,21; Jer 20,18)2 Mich trieb er weg und ließ mich gehen in Finsternis und ohne Licht. (Jes 59,9)3 Nur[2] gegen mich wendet er immer wieder seine Hand, jeden Tag. (Hi 6,4)4 Verfallen ließ er mein Fleisch und meine Haut, zerbrach meine Knochen, (Hi 30,30; Jes 38,13)5 umbaute und umgab mich mit Gift und Mühsal. (Hi 19,8)6 Er ließ mich wohnen in Finsternissen, wie die Toten der Urzeit[3]. (Ps 143,3; Jes 59,10)7 Er ummauerte mich, dass ich nicht herauskann; er legte mich in schwere, bronzene Ketten[4]. (Hi 19,8)8 Auch wenn ich schrie und um Hilfe rief, verschloss er ⟨sein Ohr vor⟩ meinem Gebet. (Hi 19,7; Kla 3,44)9 Er vermauerte meine Wege mit Quadersteinen, kehrte meine Pfade um[5]. (Hi 19,8)10 Ein lauernder Bär war er mir, ein Löwe im Versteck. (Hi 10,16)11 Er ließ mich vom Weg abirren[6], zerfleischte mich[7] und machte mich menschenleer[8]. (Kla 1,13)12 Er spannte seinen Bogen[9] und stellte mich hin als Ziel für den Pfeil. (Hi 6,4)13 Er ließ in meine Nieren dringen die Söhne seines Köchers. (Hi 6,4)14 Ich wurde meinem ganzen Volk[10] zum Gelächter, ihr Spottlied ⟨bin ich⟩ jeden Tag. (Hi 30,9; Kla 3,63)15 Er sättigte mich mit bitteren Kräutern und tränkte mich mit Wermut. (Jes 51,21; Jer 4,18; Jer 9,14)16 Und er ließ auf Kies meine Zähne beißen[11], er trat mich nieder in den Staub. (Spr 20,17)17 Du verstießest[12] meine Seele aus dem Frieden[13], ich habe vergessen, was Glück[14] ist. (Jer 16,5)18 Und ich sagte: Verloren ist mein Glanz[15] und meine Hoffnung auf den HERRN[16]. (Hes 37,11)19 An mein Elend und meine Heimatlosigkeit zu denken, ⟨bedeutet⟩ Wermut und Gift!20 ⟨Und doch⟩ denkt und denkt meine Seele daran und ist niedergedrückt in mir. (Hi 21,6)21 ⟨Doch⟩ dies will ich mir in den Sinn zurückrufen, darauf[17] will ich hoffen:22 Ja, die Gnadenerweise des HERRN sind nicht zu Ende[18], ja, sein Erbarmen hört nicht auf, (2Sam 24,14; Neh 9,31; Ps 69,17)23 es ist jeden Morgen neu. Groß ist deine Treue. (Ps 36,6)24 Mein Anteil[19] ist der HERR, sagt meine Seele, darum will ich auf ihn hoffen. (Hi 22,25; Ps 16,5; Ps 73,26; Ps 94,19)25 Gut ist der HERR zu denen, die auf ihn harren, zu der Seele, die nach ihm fragt. (Esr 8,22; Ps 37,7; Ps 71,14; Ps 105,3; Jes 30,18)26 Es ist gut, dass man schweigend hofft[20] auf die Rettung des HERRN. (2Mo 14,14; Ps 62,2; Ps 119,166; Hab 2,3)27 Gut ist es für den Mann, wenn er ein Joch in seiner Jugend trägt.28 Er sitze einsam und schweige, wenn er es ihm auferlegt. (Hi 23,2; Ps 39,10)29 Er lege seinen Mund in den Staub[21], vielleicht gibt es Hoffnung.30 Er biete dem, der ihn schlägt, die Wange, sättige sich an Schmach. (Hi 30,10; Ps 123,3; Jes 50,6)31 Denn nicht für ewig verstößt der Herr, (2Sam 14,14)32 sondern wenn er betrübt hat, erbarmt er sich nach der Fülle seiner Gnadenerweise. (Jes 27,8; Jes 54,7; Jer 31,20; Jak 5,11)33 Denn nicht von Herzen demütigt[22] und betrübt er die Menschenkinder. (Hes 33,11)34 Dass man alle Gefangenen des Landes unter seinen Füßen zertritt,35 dass man das Recht eines Mannes beugt vor dem Angesicht des Höchsten,36 dass man einen Menschen irreführt in seinem Rechtsstreit – sollte der Herr es nicht sehen? (5Mo 25,1; Ps 94,5; Spr 24,12; Kla 3,59)37 Wer ist es, der da sprach, und es geschah – ⟨und⟩ der Herr hat es nicht geboten? (1Kön 22,34; Ps 33,9)38 Kommt nicht aus dem Mund des Höchsten das Böse und das Gute hervor? (2Sam 16,10; Hi 2,10; Jes 45,7)39 Was beklagt sich der Mensch, der ⟨noch⟩ am Leben ist[23], ⟨was beklagt sich⟩ der Mann über seine Sündenstrafe?[24] (2Kön 6,33; Spr 19,3; Jer 10,19; Jer 30,15)40 Prüfen wollen wir unsere Wege und erforschen und umkehren zu dem HERRN! (5Mo 4,30; Jes 55,7; Hos 5,15; Hos 6,1; Hag 1,5)41 Lasst uns unser Herz samt den Händen erheben[25] zu Gott im Himmel! (Hi 11,13; Ps 134,2; Mt 6,9)42 Wir, wir haben die Treue gebrochen und sind widerspenstig gewesen; du ⟨aber⟩, du hast nicht vergeben. (Esr 9,6; Dan 9,5; Sach 1,6)43 Du hast dich in Zorn gehüllt und hast uns verfolgt; du hast uns umgebracht ohne Mitleid. (Ps 80,5; Kla 2,1; Kla 2,21; Kla 3,8)44 Du hast dich in eine Wolke gehüllt, sodass kein Gebet hindurchdrang. (Ps 80,5; Kla 2,1; Kla 3,8)45 Du hast uns zum Kehricht und zum Ekel gemacht mitten unter den Völkern. (5Mo 28,37; 1Kor 4,13)46 Alle unsere Feinde reißen ihren Mund über uns auf. (Ps 22,14; Kla 2,16)47 Grauen und Grube sind uns zuteilgeworden, Untergang und Zusammenbruch. (Jes 24,18; Jes 51,19)48 Wasserbäche lässt mein Auge fließen[26] wegen des Zusammenbruchs der Tochter meines Volkes. (Ps 137,1; Jer 13,17)49 Mein Auge ergießt sich und kommt nicht zur Ruhe, ⟨tränt⟩ unaufhörlich, (Kla 1,16; Lk 19,41)50 bis der HERR vom Himmel herunterschaut und hinsieht. (Ps 80,15)51 Mein Auge schmerzt mich[27] wegen all der Töchter meiner Stadt.52 Wie einen Vogel jagten und jagten mich ⟨jene⟩, die grundlos meine Feinde sind. (Ps 35,19)53 Sie stürzten mein Leben in die Grube[28] und warfen Steine auf mich. (Jer 38,6; Dan 6,17)54 Wasser strömte über mein Haupt. Ich sagte ⟨mir⟩: Ich bin ⟨vom Leben⟩ abgeschnitten! (Hi 22,11; Jes 53,8; Jon 2,4)55 Da rief ich deinen Namen an, HERR, aus der Grube tief unten. (Ps 130,1; Jon 2,3)56 Du hast meine Stimme gehört. Verbirg dein Ohr nicht vor meinem Seufzen, meinem Schreien[29]! (Ps 5,2; Ps 6,9; Ps 55,2; Ps 66,19; Dan 9,17)57 Du nahtest an dem Tag, als ich dich anrief; du sprachst: Fürchte dich nicht! (2Kön 19,6; Ps 138,3)58 Du hast, Herr, meinen Rechtsstreit geführt[30], hast mein Leben erlöst. (1Sam 25,39; Jer 31,11; Jer 38,13; Jer 50,34)59 Du, HERR, hast meine Entrechtung[31] gesehen. Verhilf mir zu meinem Recht[32]! (Ps 10,14; Ps 35,23; Jer 11,20; Kla 3,36)60 Du hast gesehen all ihre Rachgier, alle ihre Pläne gegen mich. (Jer 18,23)61 Gehört hast du ihr Schmähen, HERR, alle ihre Pläne[33] gegen mich, (Jer 18,23)62 das Gerede derer, die gegen mich aufgetreten sind, und ihren Spott über mich den ganzen[34] Tag.63 Ihr Sitzen und ihr Aufstehen schau dir an! Ich bin ihr Spottlied. (Kla 3,14)64 Übe an ihnen Vergeltung, HERR, nach dem Werk ihrer Hände! (Ps 28,4; Jer 51,56)65 Gib ihnen Verblendung des Herzens[35]! Dein Fluch komme über sie! (Ps 109,17)66 Jage ihnen nach im Zorn und rotte sie aus unter dem Himmel des HERRN! (Ps 35,5; Jer 15,15)

Klagelieder 3

Menge Bibel

1 Ich bin der Mann, der Elend erlebt hat durch die Rute seines[1] Zornes;2 mich hat er geführt und getrieben in Finsternis und tiefes Dunkel;3 nur[2] gegen mich kehrt er immer wieder seine Hand Tag für Tag!4 Mein Fleisch und meine Haut hat er hinschwinden lassen, meine Glieder zerschlagen;5 aufgetürmt hat er rings um mich Gift[3] und Mühsal;6 in Finsternis hat er mich versenkt wie die ewig Toten.7 Er hat mich ummauert, daß ich keinen Ausweg habe, mich mit schweren Ketten beladen;8 ob ich auch schreie und rufe: er verschließt sich meinem Flehen.9 Er hat meine Wege mit Quadersteinen vermauert, meine Pfade ungangbar gemacht.10 Ein lauernder Bär ist er mir gewesen, ein Löwe im Versteck.11 Er hat mich auf Irrwegen wandeln lassen und mich zerfleischt, mich verstört[4];12 er hat seinen Bogen gespannt und mich als Zielscheibe hingestellt für seine Pfeile,13 hat die Söhne[5] seines Köchers mir ins Herz dringen lassen.14 Meinem ganzen Volk bin ich zum Hohn geworden, ihr Spottlied den ganzen Tag;15 mit Bitternissen hat er mich gesättigt, mit Wermut mich getränkt.16 Meine Zähne hat er mich an Kieseln zerbeißen lassen, mich in den Staub niedergetreten[6].17 Du hast meiner Seele den Frieden entrissen, so daß ich verlernt habe, glücklich zu sein,18 und ausrufe: »Dahin ist meine Lebenskraft und verloren meine Hoffnung[7] auf den HERRN!«19 Gedenke meines Elends und meiner Irrsale, des Wermuts und des Gifts!20 Ohne Unterlaß denkt meine Seele daran und ist gebeugt in mir.21 Dies will ich mir zu Herzen nehmen und darum der Hoffnung leben:22 Die Gnadenerweisungen des HERRN sind noch nicht erschöpft, sein Erbarmen ist noch nicht zu Ende;23 alle Morgen sind sie neu, groß ist deine Treue.24 »Der HERR ist mein Teil!« bekennt meine Seele; drum will ich auf ihn hoffen.25 Gütig ist der HERR gegen die, welche auf ihn harren, gegen ein Herz, das ihn sucht.26 Gut ist es, geduldig zu sein und schweigend zu warten auf die Hilfe des HERRN.27 Gut ist es für jeden, das Joch schon in seiner Jugend tragen zu lernen;28 er sitze einsam und schweige, wenn[8] der HERR es ihm auferlegt!29 Er neige seinen Mund in den Staub hinab: vielleicht ist noch Hoffnung vorhanden;30 er biete ihm, wenn er ihn schlägt, die Wange dar, lasse sich mit Schmach sättigen!31 Denn nicht auf ewig verstößt der HERR,32 sondern, wenn er Trübsal verhängt hat, erbarmt er sich auch wieder nach seiner großen Güte;33 denn nicht aus Lust plagt und betrübt er die Menschenkinder.34 Wenn man mit Füßen niedertritt alle Gefangenen der Erde[9],35 wenn man das Recht eines Mannes beugt vor den Augen des Höchsten,36 wenn man einen Menschen in seinem Rechtsstreit[10] ins Unrecht setzt: sollte das der Herr nicht beachten?37 Wer kann denn befehlen, daß etwas geschehe, ohne daß der Herr es geboten hat?38 Geht nicht aus dem Munde des Höchsten das Glück wie das Unglück hervor?39 Was klagt (also) der Mensch, solange er lebt? Ein jeder klage über seine Sünden!40 Laßt uns unsern Wandel prüfen und erforschen und zum HERRN umkehren!41 Laßt uns unser Herz mitsamt den Händen erheben zu Gott im Himmel!42 Wir sind es, die abtrünnig und ungehorsam gewesen sind; du aber hast nicht verziehen,43 hast dich in Zorn gehüllt und uns verfolgt, hingerafft ohne Schonung;44 du hast dich in Gewölk gehüllt, so daß kein Gebet hindurchdringen konnte;45 zu Kehricht und zum Abscheu hast du uns gemacht inmitten der Völker.46 Es haben den Mund gegen uns aufgerissen all unsere Feinde;47 Grauen und Grube sind uns zuteil geworden, Verwüstung und Untergang!48 Wasserbäche läßt mein Auge rinnen über die Zertrümmerung der Tochter meines Volkes.49 Mein Auge ergießt sich ruhelos in Tränen ohne Aufhören,50 bis[11] der HERR vom Himmel herniederschaue und dareinsehe.51 Was ich sehen muß, versetzt mich in Trauer um aller Töchter meiner Stadt willen.52 Ach! Wie einen Vogel haben die mich gejagt, die mir ohne Ursache feind sind;53 sie haben mich in die Grube gestoßen, um mein Leben zu vernichten, und haben Steine auf mich geworfen:54 die Wasser schlugen mir über dem Haupt zusammen; ich dachte: »Mit mir ist’s aus!«55 Da rief ich deinen Namen an, HERR, tief unten aus der Grube,56 und du hast mich gehört, als ich zu dir flehte: »Verschließ dein Ohr nicht meinem Hilferuf!«57 Du hast dich mir genaht, als ich dich anrief, hast mir zugerufen: »Fürchte dich nicht!«58 Du, o HERR, hast meine Sache geführt, hast mein Leben gerettet;59 du, o HERR, hast meine Unbill[12] gesehen: verhilf mir zu meinem Recht!60 Du hast all ihre Rachgier gesehen, all ihre Anschläge gegen mich,61 hast, o HERR, ihr Schmähen gehört, all ihre Anschläge gegen mich,62 das Gerede meiner Widersacher und ihre täglichen Ränke gegen mich.63 Gib acht auf ihr Sitzen und ihr Aufstehen[13]: ihr Spottlied bin ich!64 Du wirst ihnen vergelten, HERR, wie ihre Taten es verdienen,65 wirst ihnen Verblendung ins Herz geben: dein Fluch komme über sie!66 Du wirst sie im Zorn verfolgen und sie vertilgen unter Gottes[14] Himmel hinweg!

Klagelieder 3

Einheitsübersetzung 2016

von Katholisches Bibelwerk
1 Ich bin der Mann, der Leid erlebt hat / durch die Rute seines Grimms.2 Er hat mich getrieben und gedrängt / in Finsternis, nicht ins Licht. (Ps 23,4)3 Täglich von Neuem kehrt er die Hand / nur gegen mich.4 Er zehrte aus mein Fleisch und meine Haut, / zerbrach meine Glieder,5 umbaute und umschloss mich / mit Gift und Erschöpfung.6 Im Finstern ließ er mich wohnen / wie längst Verstorbene. (Jes 59,9)7 Er hat mich ummauert, ich kann nicht entrinnen. / Er hat mich in schwere Fesseln gelegt.8 Wenn ich auch schrie und flehte, / er versperrte den Weg meinem Gebet. (Ps 22,3)9 Mit Quadern hat er mir die Wege verriegelt, / meine Pfade irregeleitet. (Hi 19,8)10 Ein lauernder Bär war er mir, / ein Löwe im Versteck.11 Er ließ meine Wege sich verstricken, / machte mich regungslos und einsam.12 Er spannte den Bogen und stellte mich hin / als Ziel für den Pfeil. (Hi 16,12)13 In die Nieren ließ er mir dringen / die Geschosse seines Köchers.14 Ein Gelächter war ich all meinem Volk, / ihr Spottlied den ganzen Tag. (Jer 20,7)15 Er speiste mich mit bitterer Kost / und tränkte mich mit Wermut. (Hi 9,18; Jer 9,14)16 Meine Zähne ließ er auf Kiesel beißen, / er drückte mich in den Staub.17 Du hast mich aus dem Frieden hinausgestoßen; / ich habe vergessen, was Glück ist.18 Ich sprach: Dahin ist mein Glanz / und mein Vertrauen auf den HERRN.19 An meine Not und Unrast denken / ist Wermut und Gift.20 Immer denkt meine Seele daran / und ist betrübt in mir. (Ps 42,6; Ps 43,5)21 Das will ich mir zu Herzen nehmen, / darauf darf ich harren:22 Die Huld des HERRN ist nicht erschöpft, / sein Erbarmen ist nicht zu Ende.23 Neu ist es an jedem Morgen; / groß ist deine Treue.24 Mein Anteil ist der HERR, sagt meine Seele, / darum harre ich auf ihn.25 Gut ist der HERR zu dem, der auf ihn hofft, / zur Seele, die ihn sucht.26 Gut ist es, schweigend zu harren / auf die Hilfe des HERRN. (Hi 1,22; Hi 2,10)27 Gut ist es für den Mann, / ein Joch zu tragen in der Jugend.28 Er sitze einsam und schweige, / denn er hat es ihm auferlegt. (Kla 1,1)29 Er beuge in den Staub seinen Mund; / vielleicht ist noch Hoffnung.30 Er biete die Wange dem, der ihn schlägt, / und lasse sich sättigen mit Schmach.31 Denn nicht für immer / verwirft der Herr. (Ps 77,8; Jes 54,7)32 Hat er betrübt, erbarmt er sich auch wieder / nach seiner großen Huld. (Jes 63,7)33 Denn nicht freudigen Herzens / plagt und betrübt er die Menschenkinder.34 Dass man mit Füßen tritt / alle Gefangenen des Landes,35 dass man das Recht des Mannes beugt / vor dem Antlitz des Höchsten,36 dass man im Rechtsstreit den Menschen bedrückt, / sollte der Herr das nicht sehen?37 Wer hat gesprochen und es geschah? / Hat nicht der Herr es geboten?38 Geht nicht hervor aus des Höchsten Mund / das Gute wie auch das Böse? (Jes 45,7)39 Wie dürfte denn ein Lebender klagen, / ein Mann über seine Sünden?40 Prüfen wir unsre Wege, erforschen wir sie / und kehren wir um zum HERRN! (Kla 3,8)41 Erheben wir unser Herz samt den Händen / zu Gott im Himmel!42 Wir haben gesündigt und uns widersetzt; / du hast nicht vergeben.43 Du hast uns in Zorn gehüllt und verfolgt, / getötet und nicht geschont.44 Du hast dich in Wolken gehüllt, / kein Gebet kann sie durchstoßen. (5Mo 4,29)45 Zu Unrat und Auswurf hast du uns gemacht / inmitten der Völker.46 Ihren Mund rissen gegen uns auf / all unsre Feinde.47 Grauen und Grube wurde uns zuteil, / Verwüstung und Verderben.48 Tränenströme vergießt mein Auge / über den Zusammenbruch der Tochter, meines Volkes. (Jer 8,23; Kla 2,11)49 Mein Auge ergießt sich und ruht nicht; / es hört nicht auf,50 bis der HERR vom Himmel her / sieht und schaut.51 Mein Auge schmerzt mich / wegen all der Töchter meiner Stadt.52 Wie auf einen Vogel machten sie Jagd auf mich, / die ohne Grund meine Feinde sind.53 Sie stürzten in die Grube mein Leben / und warfen Steine auf mich. (Ps 88,7)54 Das Wasser ging mir über den Kopf; / ich sagte: Ich bin verloren. (Ps 69,2)55 Da rief ich deinen Namen, HERR, / tief unten aus der Grube.56 Du hörtest meine Stimme: / Verschließ nicht dein Ohr / vor meinem Seufzen, meinem Schreien!57 Du warst nahe am Tag, da ich dich rief; / du sagtest: Fürchte dich nicht!58 Du, Herr, hast meine Sache geführt, / hast mein Leben erlöst.59 Du, HERR, hast meine Bedrückung gesehen. / Verschaffe mir Recht!60 Du hast gesehen ihre ganze Rachgier, / all ihr Planen gegen mich. (Jer 11,18)61 Du hast ihr Schmähen gehört, o HERR, / all ihr Planen gegen mich.62 Das Denken und Reden meiner Gegner / ist gegen mich den ganzen Tag.63 Blick auf ihr Sitzen und Stehen! / Ein Spottlied bin ich für sie.64 Vergilt ihnen, HERR, / nach dem Tun ihrer Hände! (Kla 1,22; Kla 4,20)65 Gib ihnen ein verhärtetes Herz! / Dein Fluch über sie!66 Verfolge sie im Zorn und vernichte sie / unter dem Himmel des HERRN!