Der Plan der Hohenpriester und der Schriftgelehrten
1Es waren noch zwei Tage bis zum Passafest und den Tagen der Ungesäuerten Brote. Und die Hohenpriester und Schriftgelehrten suchten, wie sie ihn mit List ergreifen und töten könnten. (5Mo 16,1; Mt 26,1; Mk 11,18; Lk 22,1; Joh 11,47; Joh 13,1; Joh 18,1)2Denn sie sprachen: Ja nicht bei dem Fest, damit es nicht einen Aufruhr im Volk gebe.
Die Salbung in Betanien
3Und als er in Betanien war im Hause Simons des Aussätzigen und saß zu Tisch, da kam eine Frau, die hatte ein Alabastergefäß mit unverfälschtem, kostbarem Nardenöl, und sie zerbrach das Gefäß und goss das Öl auf sein Haupt. (Lk 7,36; Joh 12,1)4Da wurden einige unwillig und sprachen untereinander: Was soll diese Vergeudung des Salböls?5Man hätte dieses Öl für mehr als dreihundert Silbergroschen verkaufen können und das Geld den Armen geben. Und sie fuhren sie an. (Mk 10,21)6Jesus aber sprach: Lasst sie! Was bekümmert ihr sie? Sie hat ein gutes Werk an mir getan.7Denn ihr habt allezeit Arme bei euch, und wenn ihr wollt, könnt ihr ihnen Gutes tun; mich aber habt ihr nicht allezeit. (5Mo 15,11)8Sie hat getan, was sie konnte; sie hat meinen Leib im Voraus gesalbt zu meinem Begräbnis. (Mk 16,1)9Wahrlich, ich sage euch: Wo das Evangelium gepredigt wird in der ganzen Welt, da wird man auch das sagen zu ihrem Gedächtnis, was sie getan hat. (Mk 13,10)
Der Verrat des Judas
10Und Judas Iskariot, einer von den Zwölfen, ging hin zu den Hohenpriestern, dass er ihn an sie verriete.11Da sie das hörten, wurden sie froh und versprachen, ihm Geld zu geben. Und er suchte, wie er ihn bei guter Gelegenheit verraten könnte.
Das Abendmahl
12Und am ersten Tage der Ungesäuerten Brote, da man das Passalamm opferte, sprachen seine Jünger zu ihm: Wo willst du, dass wir hingehen und das Passalamm bereiten, damit du es essen kannst?13Und er sandte zwei seiner Jünger und sprach zu ihnen: Geht hin in die Stadt, und es wird euch ein Mensch begegnen, der trägt einen Krug mit Wasser; folgt ihm, (Mk 11,1)14und wo er hineingeht, da sprecht zu dem Hausherrn: Der Meister lässt dir sagen: Wo ist die Herberge für mich, in der ich das Passalamm essen kann mit meinen Jüngern?15Und er wird euch einen großen Saal zeigen, der schön ausgelegt und vorbereitet ist; und dort richtet für uns zu.16Und die Jünger gingen hin und kamen in die Stadt und fanden’s, wie er ihnen gesagt hatte, und bereiteten das Passalamm.17Und am Abend kam er mit den Zwölfen.18Und als sie bei Tisch waren und aßen, sprach Jesus: Wahrlich, ich sage euch: Einer unter euch, der mit mir isst, wird mich verraten.19Da wurden sie traurig und sagten zu ihm, einer nach dem andern: Bin ich’s?20Er aber sprach zu ihnen: Einer von den Zwölfen, der mit mir seinen Bissen in die Schüssel taucht.21Der Menschensohn geht zwar hin, wie von ihm geschrieben steht; weh aber dem Menschen, durch den der Menschensohn verraten wird! Es wäre für diesen Menschen besser, wenn er nie geboren wäre. (Mk 9,12)22Und als sie aßen, nahm er das Brot, dankte und brach’s und gab’s ihnen und sprach: Nehmet; das ist mein Leib. (Mk 6,41; 1Kor 10,16; 1Kor 11,23)23Und er nahm den Kelch, dankte und gab ihnen den; und sie tranken alle daraus.24Und er sprach zu ihnen: Das ist mein Blut des Bundes[1], das für viele vergossen wird. (2Mo 24,8; Mk 10,45; Hebr 9,15)25Wahrlich, ich sage euch, dass ich nicht mehr trinken werde vom Gewächs des Weinstocks bis an den Tag, an dem ich aufs Neue davon trinke im Reich Gottes.26Und als sie den Lobgesang gesungen hatten, gingen sie hinaus an den Ölberg.
Die Ankündigung der Verleugnung des Petrus
27Und Jesus sprach zu ihnen: Ihr werdet alle Ärgernis nehmen; denn es steht geschrieben: »Ich werde den Hirten schlagen, und die Schafe werden sich zerstreuen.« (Joh 16,32)28Wenn ich aber auferstanden bin, will ich vor euch hingehen nach Galiläa. (Mk 16,7)29Petrus aber sagte zu ihm: Wenn auch alle Ärgernis nehmen, so doch ich nicht!30Und Jesus sprach zu ihm: Wahrlich, ich sage dir: Heute, in dieser Nacht, ehe denn der Hahn zweimal kräht, wirst du mich dreimal verleugnen.31Er aber redete noch weiter: Auch wenn ich mit dir sterben müsste, werde ich dich nicht verleugnen! Das Gleiche sagten sie alle. (Joh 11,16)
Jesus in Gethsemane
32Und sie kamen zu einem Garten mit Namen Gethsemane. Und er sprach zu seinen Jüngern: Setzt euch hierher, bis ich gebetet habe.33Und er nahm mit sich Petrus und Jakobus und Johannes und fing an zu zittern und zu zagen (Mt 17,1)34und sprach zu ihnen: Meine Seele ist betrübt bis an den Tod; bleibt hier und wachet! (Ps 42,6; Joh 12,27)35Und er ging ein wenig weiter, fiel nieder auf die Erde und betete, dass, wenn es möglich wäre, die Stunde an ihm vorüberginge,36und sprach: Abba, Vater, alles ist dir möglich; nimm diesen Kelch von mir; doch nicht, was ich will, sondern was du willst! (Mk 10,38; Joh 6,38; Gal 4,6)37Und er kam und fand sie schlafend und sprach zu Petrus: Simon, schläfst du? Vermochtest du nicht eine Stunde zu wachen?38Wachet und betet, dass ihr nicht in Versuchung fallt! Der Geist ist willig; aber das Fleisch ist schwach. (Lk 21,36)39Und er ging wieder hin und betete und sprach dieselben Worte40und kam wieder und fand sie schlafend; denn ihre Augen waren voller Schlaf, und sie wussten nicht, was sie ihm antworten sollten.41Und er kam zum dritten Mal und sprach zu ihnen: Ach, wollt ihr weiter schlafen und ruhen? Es ist genug; die Stunde ist gekommen. Siehe, der Menschensohn wird überantwortet in die Hände der Sünder. (Mk 9,31; Mk 10,33)42Steht auf, lasst uns gehen! Siehe, der mich verrät, ist nahe. (Joh 14,31)
Jesu Gefangennahme
43Und alsbald, während er noch redete, kam herzu Judas, einer von den Zwölfen, und mit ihm eine Schar mit Schwertern und mit Stangen, von den Hohenpriestern und Schriftgelehrten und Ältesten.44Und der Verräter hatte ihnen ein Zeichen genannt und gesagt: Welchen ich küssen werde, der ist’s; den ergreift und führt ihn sicher ab.45Und als er kam, trat er alsbald zu ihm und sprach: Rabbi!, und küsste ihn.46Die aber legten Hand an ihn und ergriffen ihn.47Einer aber von denen, die dabeistanden, zog sein Schwert und schlug nach dem Knecht des Hohenpriesters und hieb ihm ein Ohr ab.48Und Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Seid ihr ausgezogen wie gegen einen Räuber mit Schwertern und mit Stangen, mich gefangen zu nehmen? (Mk 15,27)49Ich bin täglich bei euch im Tempel gewesen und habe gelehrt, und ihr habt mich nicht ergriffen. Aber so muss die Schrift erfüllt werden. (Mk 9,12)50Da verließen ihn alle und flohen.51Und ein junger Mann folgte ihm nach, der war mit einem Leinengewand bekleidet auf der bloßen Haut; und sie griffen nach ihm.52Er aber ließ das Gewand fahren und floh nackt. (Am 2,16)
Jesus vor dem Hohen Rat
53Und sie führten Jesus zu dem Hohenpriester; und es versammelten sich alle Hohenpriester und Ältesten und Schriftgelehrten.54Petrus aber folgte ihm nach von ferne, bis hinein in den Palast des Hohenpriesters, und saß da bei den Knechten und wärmte sich am Feuer.55Aber die Hohenpriester und der ganze Hohe Rat suchten Zeugnis gegen Jesus, auf dass sie ihn zu Tode brächten, und fanden nichts.56Denn viele gaben falsches Zeugnis gegen ihn; aber ihr Zeugnis stimmte nicht überein. (Ps 27,12)57Und einige standen auf und gaben falsches Zeugnis gegen ihn und sprachen:58Wir haben gehört, dass er gesagt hat: Ich will diesen Tempel, der mit Händen gemacht ist, abbrechen und in drei Tagen einen andern bauen, der nicht mit Händen gemacht ist. (Mk 8,31; Mk 12,10; Mk 13,2)59Aber ihr Zeugnis stimmte auch darin nicht überein.60Und der Hohepriester stand auf, trat in die Mitte und fragte Jesus und sprach: Antwortest du nichts auf das, was diese gegen dich bezeugen?61Er aber schwieg still und antwortete nichts. Da fragte ihn der Hohepriester abermals und sprach zu ihm: Bist du der Christus, der Sohn des Hochgelobten? (Jes 53,7; Mk 8,29; Mk 15,5)62Jesus aber sprach: Ich bin’s; und ihr werdet sehen den Menschensohn sitzen zur Rechten der Kraft und kommen mit den Wolken des Himmels. (Ps 110,1; Dan 7,13; Mk 12,36; Mk 13,26)63Da zerriss der Hohepriester seine Kleider und sprach: Was bedürfen wir weiterer Zeugen?64Ihr habt die Gotteslästerung gehört. Was meint ihr? Sie aber verurteilten ihn alle, dass er des Todes schuldig sei.65Da fingen einige an, ihn anzuspeien und sein Angesicht zu verdecken und ihn mit Fäusten zu schlagen und zu ihm zu sagen: Weissage uns! Und die Knechte schlugen ihn ins Angesicht. (Mk 15,19)
Die Verleugnung des Petrus
66Und Petrus war unten im Hof. Da kam eine von den Mägden des Hohenpriesters;67und als sie Petrus sah, wie er sich wärmte, schaute sie ihn an und sprach: Und du warst auch mit dem Jesus von Nazareth.68Er leugnete aber und sprach: Ich weiß nicht und verstehe nicht, was du sagst. Und er ging hinaus in den Vorhof, und der Hahn krähte.69Und die Magd sah ihn und fing abermals an, denen zu sagen, die dabeistanden: Dieser ist einer von denen.70Und er leugnete abermals. Und nach einer kleinen Weile sprachen die, die dabeistanden, abermals zu Petrus: Wahrhaftig, du bist einer von denen; denn du bist auch ein Galiläer.71Er aber fing an, sich zu verfluchen und zu schwören: Ich kenne den Menschen nicht, von dem ihr redet.72Und alsbald krähte der Hahn zum zweiten Mal. Da gedachte Petrus an das Wort, das Jesus zu ihm gesagt hatte: Ehe der Hahn zweimal kräht, wirst du mich dreimal verleugnen. Und er fing an zu weinen.
1Es waren noch zwei Tage bis zum Beginn der Passawoche und des Fests der ungesäuerten Brote. Die obersten Priester und Gesetzesgelehrten suchten deshalb nach einer Möglichkeit, Jesus durch eine List in ihre Gewalt zu bringen, um ihn zu töten.2Doch sie sagten: »Das soll nur nicht während der Festtage geschehen, damit es ja keinen Aufruhr unter dem Volk gibt!«
In Betanien
3Jesus hielt sich in Betanien auf, im Haus von Simon mit dem Beinamen »der Aussatzkranke«. Als er sich zum Essen niedergesetzt hatte, kam eine Frau zu ihm mit einer Alabasterflasche voll Myrrhe und kostbarem Nardenöl. Sie brach die Flasche auf und goss den Inhalt Jesus über den Kopf.4Einige waren dort, die das kritisierten und zueinander sagten: »Was soll diese Verschwendung? Das Salböl ist doch teuer!5Man hätte es für mehr als dreihundert Denare verkaufen und den Armen geben können!« So herrschten sie die Frau an.6Doch Jesus sagte: »Lasst sie in Ruhe! Warum greift ihr sie an? Sie hat doch etwas Schönes für mich getan!7Arme wird es immer in eurer Umgebung geben, und wenn ihr es wirklich wollt, könnt ihr etwas Gutes für sie tun! Mich aber habt ihr nicht immer bei euch!8Was ihr möglich ist, hat sie getan. Sie hat schon im Vorhinein meinen Körper für das Begräbnis einbalsamiert.9Klar und deutlich sage ich euch: Wo auch immer in der ganzen Welt die gute Botschaft Gottes öffentlich weitergegeben wird, wird man auch darüber sprechen, was sie getan hat. So wird man sich an sie erinnern!«
Der Verrat von Judas
10Da ging Judas Iskariot, einer der zwölf besonderen Schüler von Jesus, hin zu den obersten Priestern, um ihn an sie auszuliefern.11Als sie das hörten, freuten sie sich sehr und versprachen ihm, ihm Geld zu geben. Von da an suchte Judas nach einer günstigen Gelegenheit, um Jesus an sie auszuliefern.
Das Abendmahl
12Am ersten Tag der Passawoche, an dem man das Passalamm schlachtete, sagten seine Gefährten zu ihm: »Wenn wir jetzt losgehen, wo sollen wir dann den Ort vorbereiten, an dem du das Passamahl essen willst?«13Da schickte er zwei seiner Schüler los und sagte zu ihnen: »Geht in die Stadt hinein. Dort wird euch ein Mann begegnen, der einen Wasserkrug trägt. Geht hinter ihm her!14In dem Haus, in das er hineingeht, sagt dem Besitzer: »Der Lehrer lässt dir Folgendes sagen: ›Wo ist mein Gastzimmer, in dem ich mit meinen Gefährten das Passamahl feiern kann?‹15Er wird euch dann ein großes Zimmer im Obergeschoss zeigen. Das ist schon fertig eingerichtet. Dort könnt ihr alles für uns vorbereiten!«16Seine Schüler gingen los und kamen in die Stadt. Dort fanden sie alles so vor, wie Jesus es ihnen gesagt hatte, und sie bereiteten alles für das Passamahl vor.17Als es dann Abend geworden war, kam Jesus mit seinen zwölf Schülern dorthin.18Sie ließen sich nieder und begannen zu essen. Da sagte Jesus zu ihnen: »Feierlich versichere ich euch: Einer von euch, der jetzt hier mit mir isst, wird mich ausliefern.«19Alle wurden traurig und fragten einer nach dem anderen: »Das bin doch wohl nicht ich?«20Jesus antwortete ihnen: »Es ist einer von den Zwölfen, der sein Brotstück gemeinsam mit mir in die Schüssel taucht!21Es stimmt: Der Menschensohn muss seinen Weg gehen, wie es in Gottes Buch über ihn geschrieben steht. Doch wie schlimm ist es um den bestellt, durch den dieser Verrat am Menschensohn geschieht! Es wäre besser für ihn, wenn er überhaupt nicht geboren worden wäre!«22Während sie aßen, nahm Jesus das Brot, sprach das Segensgebet, brach es, gab es an sie weiter und sagte: »Nehmt es, das ist mein Körper!«23Dann nahm er auch den Becher, sprach das Dankgebet und gab ihnen den. Alle tranken daraus.24Er sagte: »Das ist mein Blut, das Blut des Bundes, das für alle vergossen wird.25Feierlich sage ich euch: Ich werde nie mehr solch ein Getränk, das vom Weinstock stammt, trinken, bis ich es an dem zukünftigen Tag von Neuem trinken werde in der neuen Wirklichkeit Gottes!«26Dann sangen sie die festlichen Loblieder und gingen hinaus zum Ölberg.
Jesus in Gethsemane
27Jesus sagte ihnen: »Ihr werdet alle an mir Anstoß nehmen. Denn so steht es in Gottes Buch geschrieben: ›Ich werde den Hirten niederschlagen. Dann werden die Schafe in alle Richtungen fortlaufen.‹28Aber nachdem ich wieder von den Toten auferstanden bin, werde ich vor euch her nach Galiläa gehen.«29Da antwortete Petrus ihm: »Selbst wenn alle an dir Anstoß nehmen, ich aber nicht!«30Doch Jesus erwiderte ihm: »Klar und deutlich sage ich dir: Noch heute, in dieser Nacht, bevor der Hahn auch nur zweimal gekräht hat, wirst du schon dreimal abgestritten haben, dass du mich kennst!«31Doch Petrus beteuerte noch stärker: »Selbst, wenn ich zusammen mit dir in den Tod gehen müsste, ich werde dich niemals verleugnen!« Genau dasselbe sagten alle.32So kamen sie zu dem Landstück, das den Namen Gethsemane trägt. Jesus sagte zu seinen Gefährten: »Setzt euch hier hin, solange ich bete.«33Er bat Petrus und Jakobus und Johannes, ihn zu begleiten. Dann wurde Jesus von großer Trauer und furchtbarer Angst ergriffen.34Er sagte zu ihnen: »Meine Seele ist von Trauer überwältigt, ja, bis zum Tod. Bleibt und wacht doch hier!«35Dann ging er ein kleines Stück fort und warf sich auf den Boden. Dort betete er: »Wenn es irgendwie möglich ist, dann soll diese Stunde an mir vorübergehen!«36Jesus sprach weiter: »Abba, du Vater, bei dir ist alles möglich. Nimm diesen Becher fort von mir! Aber nicht das, was ich will, sondern das, was du willst …!«37Dann kam er zurück und fand sie schlafend. Zu Petrus sagte er: »Simon, du schläfst? Kannst du nicht eine einzige Stunde lang mit mir wach bleiben?38Seid wachsam und betet, damit ihr nicht auf die Probe gestellt werdet! Ja, der Geist des Menschen ist bereit, aber sein Ich ist kraftlos.«39Noch einmal ging Jesus fort und sprach im Gebet dieselben Worte.40Dann kam er wieder zurück und fand sie wieder schlafend vor. Ihre Augen waren ganz schwer geworden, aber sonst konnten sie ihm keine Erklärung für ihr Verhalten geben.41Jesus kam dann zum dritten Mal zurück und sagte zu ihnen: »Jetzt schlaft auch noch den Rest der Zeit und ruht euch aus! Doch genug jetzt! Die Zeit ist gekommen, in der der Menschensohn in die Hände der Gottesfeinde ausgeliefert wird.42Steht auf! Lasst uns gehen! Schaut nur, der, der mich ausliefert, ist schon fast da!«
Die Gefangennahme
43Während er noch redete, war plötzlich Judas da, einer von den zwölf besonderen Gefährten von Jesus, zusammen mit einer Menschenmenge mit Schwertern und Knüppeln. Sie waren von den obersten Priestern und Gesetzeslehrern und den Anführern des Volkes geschickt worden.44Der, der Jesus ausliefern wollte, hatte mit ihnen ein Zeichen verabredet: »Der, dem ich den Begrüßungskuss geben werde, der ist es! Den müsst ihr ergreifen und abführen, sodass er nicht entkommen kann!«45So kam er schnurstracks zu Jesus, sagte »Meister!« und grüßte ihn mit einem Kuss.46Da warfen sie sich alle auf Jesus und brachten ihn in ihre Gewalt.47Einer von denen, die dabeistanden, zückte sein Schwert und schlug auf einen Diener des obersten Priesters ein. Dabei trennte er ihm ein Ohr ab.48Da ergriff Jesus das Wort und sagte zu ihnen: »Mit Schwertern und Knüppeln seid ihr aus der Stadt herausgekommen, als wolltet ihr gegen einen Gewaltverbrecher losgehen, um mich zu fangen.49Dabei war ich doch Tag für Tag bei euch im Tempel und habe den Menschen Gottes Botschaft erklärt. Da habt ihr nicht versucht, mich festzunehmen! Doch all das geschieht als Erfüllung der Voraussagen in Gottes Buch!«50Da ergriffen alle die Flucht und ließen ihn im Stich.51Auch ein junger Mann war Jesus dorthin nachgelaufen. Er hatte sich nur ein leichtes Obergewand aus Leinen übergeworfen. Den packten sie auch.52Aber er konnte sich losreißen, ließ das Leinengewand zurück und floh nackt.
Jesus vor dem Hohen Rat
53So führten sie Jesus ab, hin zum obersten Priester. Dort kamen alle Angehörigen der Familie der obersten Priester zusammen und mit ihnen die leitenden Männer des Volkes und die Gesetzeslehrer.54Petrus war ihnen auch gefolgt, aber in großer Entfernung. So war er bis in den Hof des Hauses des obersten Priesters gelangt. Dort setzte er sich zusammen mit den Dienern ans Feuer und wärmte sich.55Die obersten Priester und die ganze Ratsversammlung versuchten, Zeugenaussagen gegen Jesus zu finden, um ihn zu töten. Aber sie konnten nichts finden.56Denn viele Zeugen erhoben falsche Beschuldigungen gegen ihn, aber ihre Aussagen passten nicht zueinander.57Einige stellten sich hin und machten diese Falschaussage gegen Jesus:58»Wir haben gehört, dass er sagt: ›Ich werde diesen Tempel, der ja nur mit Händen gemacht ist, niederreißen und nach drei Tagen einen anderen Tempel errichten, der nicht von menschlichen Händen gemacht ist!‹«59Aber selbst da stimmten ihre Aussagen nicht überein.60Schließlich stellte sich der oberste Priester in die Mitte und stellte Jesus die Frage: »Willst du nichts auf diese Anklagen antworten, die diese Leute vorbringen?«61Doch Jesus schwieg und gab keine Antwort. Da befragte der oberste Priester ihn noch einmal mit den Worten: »Du, bist du der Messias, der Sohn Gottes, des Hochgelobten?«62Jesus sagte: »Ich bin es! Und es ist so: Ihr werdet den Menschensohn sehen, wie er zur Rechten des allmächtigen Gottes sitzt und mit den Himmelswolken kommt.«63Da zerriss der oberste Priester seine Gewänder und sagte: »Wozu brauchen wir jetzt noch Zeugen?64Ihr habt seine gotteslästerlichen Aussagen ja gehört. Zu welchem Schluss kommt ihr?« Da fällten sie alle das Urteil, dass er den Tod verdient habe.65Einige fingen dann an, Jesus anzuspucken. Sie verhüllten seinen Kopf und schlugen ihn mit ihren Fäusten. Dabei sagten sie: »Jetzt kannst du dich als Prophet beweisen!« Auch die Diener schlugen mit Fäusten auf ihn ein.66Petrus stand immer noch unten im Hof. Da kam eine von den Hausangestellten des obersten Priesters herbei.67Als sie Petrus sah, wie er sich am Feuer wärmte, schaute sie ihn genau an und sagte: »Du gehörst doch auch zu diesem Mann aus Nazareth, diesem Jesus!«68Aber Petrus stritt das ab und sagte: »Ich weiß nicht und verstehe auch nicht, was du da sagst!« Dann ging er hinaus in den äußeren Hof. Da krähte der Hahn.69Doch die Angestellte schaute ihn an und sagte noch einmal zu denen, die dort herumstanden: »Der da ist auch einer von denen!«70Petrus stritt es noch einmal ab. Nach kurzer Zeit sagten die Umstehenden zu Petrus: »Wirklich, du gehörst auch zu denen, denn du bist ja auch aus Galiläa!«71Da fing Petrus an, sich selbst zu verfluchen und zu schwören: »Ich kenne diesen Mann, von dem ihr sprecht, überhaupt nicht!«72Sofort danach krähte der Hahn zum zweiten Mal. Da erinnerte Petrus sich an das, was Jesus zu ihm gesagt hatte: »Bevor der Hahn zweimal kräht, wirst du dreimal abstreiten, dass du mich kennst.« Da brach er in Tränen aus.
1Es waren noch zwei Tage bis zum Passafest und dem Fest der Ungesäuerten Brote. Die führenden Priester und die Gesetzeslehrer suchten nach einer Möglichkeit, Jesus heimlich zu verhaften und umzubringen. (Mt 26,1; Mk 11,18; Lk 22,1; Joh 11,45)2»Auf keinen Fall darf es während des Festes geschehen«, sagten sie, »sonst gibt es einen Aufruhr im Volk.«
Eine Frau ehrt Jesus vor seinem Sterben
3Jesus war in Betanien bei Simon, dem Aussätzigen, zu Gast. Während des Essens kam eine Frau herein. Sie hatte ein Fläschchen mit reinem, kostbarem Nardenöl. Das öffnete sie und goss Jesus das Öl über den Kopf. (Mt 26,6; Lk 7,37; Joh 12,1)4Einige der Anwesenden waren empört darüber. »Was soll diese Verschwendung?«, sagten sie zueinander.5»Dieses Öl hätte man für mehr als dreihundert Silberstücke verkaufen und das Geld den Armen geben können!« Sie machten der Frau heftige Vorwürfe.6Aber Jesus sagte: »Lasst sie in Ruhe! Warum bringt ihr sie in Verlegenheit? Sie hat eine gute Tat an mir getan.7Arme wird es immer bei euch geben und ihr könnt ihnen helfen, sooft ihr wollt. Aber mich habt ihr nicht mehr lange bei euch. (5Mo 15,11)8Sie hat getan, was sie jetzt noch tun konnte: Sie hat meinen Körper im Voraus für das Begräbnis gesalbt.9Ich versichere euch: Überall in der Welt, wo in Zukunft die Gute Nachricht verkündet wird, wird auch berichtet werden, was sie getan hat. Ihr Andenken wird immer lebendig bleiben.«
Judas wird zum Verräter
10Darauf ging Judas Iskariot, einer aus dem Kreis der Zwölf, zu den führenden Priestern, um ihnen Jesus in die Hände zu spielen. (Mt 26,14; Mk 3,19; Lk 22,3; Joh 12,4)11Sie freuten sich darüber und versprachen ihm Geld. Von da an suchte Judas eine günstige Gelegenheit, Jesus zu verraten.
Vorbereitungen zum Passamahl
12Es kam der erste Tag der Festwoche, während der ungesäuertes Brot gegessen wird, der Tag, an dem die Passalämmer geschlachtet werden. Da fragten die Jünger Jesus: »Wo sollen wir für dich das Passamahl vorbereiten?« (2Mo 12,1; 2Mo 12,15; Mt 26,17; Lk 22,7)13Jesus schickte zwei von ihnen mit dem Auftrag weg: »Geht in die Stadt! Dort werdet ihr einen Mann treffen, der einen Wasserkrug trägt. Folgt ihm,14bis er in ein Haus hineingeht, und sagt dem Hausherrn dort: ›Unser Lehrer lässt fragen: Welchen Raum kannst du mir zur Verfügung stellen, dass ich dort mit meinen Jüngern das Passamahl feiere?‹15Dann wird er euch ein großes Zimmer im Obergeschoss zeigen, das mit Polstern ausgestattet und schon zur Feier hergerichtet ist. Dort bereitet alles für uns vor.«16Die beiden gingen in die Stadt. Sie fanden alles so, wie Jesus es ihnen gesagt hatte, und bereiteten das Passamahl vor.
Jesus feiert mit den Zwölf das Abschiedsmahl
17Als es Abend geworden war, kam Jesus mit den Zwölf dorthin. (Mt 26,20; Lk 22,14; Joh 13,2; Joh 13,21)18Während der Mahlzeit sagte er: »Ich versichere euch: Einer von euch wird mich verraten – einer, der jetzt mit mir isst.« (Ps 41,10)19Sie waren bestürzt, und einer nach dem andern fragte ihn: »Du meinst doch nicht mich?«20Jesus antwortete: »Einer von euch zwölf wird es tun; einer, der sein Brot mit mir in dieselbe Schüssel taucht.21Der Menschensohn muss zwar sterben, wie es in den Heiligen Schriften angekündigt ist. Aber wehe dem Menschen, der den Menschensohn verrät! Er wäre besser nie geboren worden!«22Während der Mahlzeit nahm Jesus ein Brot, sprach das Segensgebet darüber, brach es in Stücke und gab es ihnen mit den Worten: »Nehmt, das ist mein Leib!«23Dann nahm er den Becher, sprach darüber das Dankgebet, gab ihnen auch den, und alle tranken daraus. (1Kor 10,16; 1Kor 11,23)24Dabei sagte er zu ihnen: »Das ist mein Blut, das für alle Menschen vergossen wird. Mit ihm wird der Bund in Kraft gesetzt, den Gott jetzt mit den Menschen schließt. (2Mo 24,8; Jer 31,31; Hebr 7,22; Hebr 9,15)25Ich sage euch: Ich werde keinen Wein mehr trinken, bis ich ihn neu trinken werde an dem Tag, an dem Gott sein Werk vollendet hat!«[1]26Dann sangen sie die Dankpsalmen[2] und gingen hinaus zum Ölberg. (Lk 22,39)
Jesus sagt das Versagen von Petrus voraus
27Unterwegs sagte Jesus zu ihnen: »Ihr werdet alle an mir irrewerden, denn es heißt: ›Ich werde den Hirten töten und die Schafe werden auseinanderlaufen.‹ (Sach 13,7; Mt 26,31; Mk 14,50; Joh 16,32)28Aber wenn ich vom Tod auferweckt worden bin, werde ich euch vorausgehen nach Galiläa.« (Mk 16,7)29Petrus widersprach ihm: »Selbst wenn alle andern an dir irrewerden – ich nicht!«30Jesus antwortete: »Ich versichere dir: Heute, in dieser Nacht, bevor der Hahn zweimal kräht, wirst du mich dreimal verleugnen und behaupten, dass du mich nicht kennst.« (Lk 22,33; Joh 13,36)31Da sagte Petrus noch bestimmter: »Und wenn ich mit dir sterben müsste, ich werde dich ganz bestimmt nicht verleugnen!« Das Gleiche sagten auch alle andern.
Jesus betet im Garten Getsemani
32Sie kamen zu einem Grundstück, das Getsemani hieß. Jesus sagte zu seinen Jüngern: »Bleibt hier sitzen, während ich beten gehe!« (Mt 26,36; Lk 5,16; Lk 22,39; Hebr 5,7)33Petrus, Jakobus und Johannes nahm er mit. Angst und Schrecken befielen ihn,34und er sagte zu ihnen: »Ich bin so bedrückt, ich bin mit meiner Kraft am Ende. Bleibt hier und wacht!«35Dann ging er noch ein paar Schritte weiter und warf sich auf die Erde. Er betete zu Gott, dass er ihm, wenn es möglich wäre, diese schwere Stunde erspare. (Joh 12,27)36»Abba, Vater«, sagte er, »alles ist dir möglich! Erspare es mir, diesen Kelch trinken zu müssen![3] Aber es soll geschehen, was du willst, nicht was ich will.« (Mt 6,10; Mk 10,38; Röm 8,15; Hebr 10,9)37Dann kehrte er zu den Jüngern zurück und sah, dass sie eingeschlafen waren. Da sagte er zu Petrus: »Simon, du schläfst? Konntest du nicht eine einzige Stunde wach bleiben?«38Dann sagte er zu ihnen allen: »Bleibt wach und betet, damit ihr in der kommenden Prüfung nicht versagt. Der Geist in euch ist willig, aber eure menschliche Natur ist schwach.«[4] (Mt 25,13; Eph 6,18; Hebr 2,18)39Noch einmal ging Jesus weg und betete mit den gleichen Worten wie vorher.40Als er zurückkam, schliefen sie wieder. Die Augen waren ihnen zugefallen, und sie wussten nicht, was sie ihm antworten sollten.41Als Jesus das dritte Mal zurückkam, sagte er zu ihnen: »Schlaft ihr denn immer noch und ruht euch aus? Genug jetzt, die Stunde ist da! Jetzt wird der Menschensohn an die Menschen, die Sünder, ausgeliefert.42Steht auf, wir wollen gehen; er ist schon da, der mich verrät.«
Jesus wird verhaftet
43Noch während Jesus das sagte, kam Judas, einer der Zwölf, mit einem Trupp von Männern, die mit Schwertern und Knüppeln bewaffnet waren. Sie waren von den führenden Priestern, den Gesetzeslehrern und den Ratsältesten geschickt worden. (Mt 26,47; Lk 22,47; Joh 18,3)44Der Verräter hatte mit ihnen ein Erkennungszeichen ausgemacht: »Wem ich einen Begrüßungskuss gebe, der ist es. Den nehmt fest und führt ihn unter Bewachung ab!«45Judas ging sogleich auf Jesus zu, begrüßte ihn mit »Rabbi!« und küsste ihn so, dass alle es sehen konnten.46Da packten sie Jesus und nahmen ihn fest.47Aber einer von denen, die dabeistanden, zog sein Schwert, hieb auf den Bevollmächtigten des Obersten Priesters ein und schlug ihm ein Ohr ab.48Jesus sagte zu den Männern: »Warum rückt ihr hier mit Schwertern und Knüppeln an, um mich gefangen zu nehmen? Bin ich denn ein Verbrecher?49Täglich war ich bei euch im Tempel und lehrte die Menschen, da habt ihr mich nicht festgenommen. Aber was in den Heiligen Schriften angekündigt wurde, muss in Erfüllung gehen.« (Lk 24,46)50Da verließen ihn alle seine Jünger und flohen. (Mk 14,27)51Ein junger Mann folgte Jesus; er war nur mit einem leichten Überwurf bekleidet. Ihn wollten sie auch festnehmen;52aber er riss sich los, ließ sein Kleidungsstück zurück und rannte nackt davon.
Jesus vor dem jüdischen Rat
53Sie brachten Jesus zum Obersten Priester. Dort versammelten sich alle führenden Priester und alle Ratsältesten und Gesetzeslehrer. (Mt 26,57; Lk 22,54; Lk 22,63; Joh 18,12; Joh 18,19)54Petrus folgte Jesus in weitem Abstand und kam bis in den Innenhof des Palastes. Dort saß er bei den Dienern und wärmte sich am Feuer.55Die führenden Priester und der ganze Rat versuchten, Jesus durch Zeugenaussagen zu belasten, damit sie ihn zum Tod verurteilen könnten; aber es gelang ihnen nicht.56Es sagten zwar viele falsche Zeugen gegen Jesus aus, aber ihre Aussagen stimmten nicht überein. (5Mo 19,15; Ps 35,11)57Dann traten einige auf und behaupteten:58»Wir haben ihn sagen hören: ›Ich werde diesen Tempel, der von Menschen erbaut wurde, niederreißen und werde in drei Tagen einen anderen bauen, der nicht von Menschen gemacht ist.‹« (Joh 2,19)59Aber auch ihre Aussagen widersprachen einander.60Da stand der Oberste Priester auf, trat in die Mitte und fragte Jesus: »Hast du nichts zu sagen zu dem, was diese Leute gegen dich vorbringen?«61Aber Jesus schwieg und sagte kein Wort. Darauf fragte der Oberste Priester ihn: »Bist du Christus, der versprochene Retter, der Sohn Gottes?«[5] (Jes 53,7; Mk 15,3; Joh 19,9)62»Ich bin es«, sagte Jesus, »und ihr werdet den Menschensohn sehen, wie er an der rechten Seite des Allmächtigen sitzt und mit den Wolken des Himmels kommt!« (Mk 12,36; Mk 13,26)63Da zerriss der Oberste Priester sein Gewand und sagte: »Was brauchen wir noch Zeugen? (Mt 26,65)64Ihr habt es selbst gehört, wie er Gott beleidigt hat. Wie lautet euer Urteil?« Einstimmig erklärten sie, er habe den Tod verdient.65Einige begannen, Jesus anzuspucken. Sie warfen ihm ein Tuch über den Kopf, sodass er nichts sehen konnte; dann schlugen sie ihn mit Fäusten und sagten: »Wer war es? Du bist doch ein Prophet!« Auch die Gerichtspolizisten gaben ihm Ohrfeigen. (Jes 50,6; Jes 53,5; Lk 7,16)
Petrus verleugnet Jesus
66Petrus war noch immer unten im Hof. Eine Dienerin des Obersten Priesters kam vorbei. (Mt 26,69; Lk 22,56; Joh 18,15; Joh 18,25)67Als sie Petrus am Feuer bemerkte, sah sie ihn genauer an und meinte: »Du warst doch auch mit dem Jesus aus Nazaret zusammen!«68Petrus stritt es ab: »Ich habe keine Ahnung; ich weiß überhaupt nicht, wovon du redest!« Dann ging er hinaus in die Vorhalle. In dem Augenblick krähte ein Hahn.69Die Dienerin entdeckte Petrus dort wieder und sagte zu den Umstehenden: »Der gehört auch zu ihnen!«70Aber er stritt es wieder ab. Kurz darauf fingen die Umstehenden noch einmal an: »Natürlich gehörst du zu denen, du bist doch auch aus Galiläa!«71Aber Petrus schwor: »Gott soll mich strafen, wenn ich lüge! Ich kenne den Mann nicht, von dem ihr redet.«72In diesem Augenblick krähte der Hahn zum zweiten Mal, und Petrus erinnerte sich daran, dass Jesus zu ihm gesagt hatte: »Bevor der Hahn zweimal kräht, wirst du mich dreimal verleugnen und behaupten, dass du mich nicht kennst.« Da fing er an zu weinen. (Mk 14,30)
1Es waren nur noch zwei Tage bis zum Passahfest und zum Fest der ungesäuerten Brote. Die obersten Priester und die Schriftgelehrten suchten nach einer günstigen Gelegenheit, bei der sie Jesus heimlich festnehmen und umbringen lassen könnten. (Mt 26,1; Lk 22,1)2Sie waren sich aber einig: »Es darf auf keinen Fall während der Festtage geschehen, damit es nicht zu einem Aufruhr im Volk kommt!«
Ein Vermögen für Jesus
3Jesus war in Betanien zu Gast bei Simon, der früher einmal aussätzig gewesen war. Während der Mahlzeit kam eine Frau herein. In ihren Händen hielt sie ein Fläschchen mit reinem, kostbarem Nardenöl[1]. Sie öffnete das Gefäß und salbte mit dem Öl den Kopf von Jesus. (Mt 26,6; Joh 12,1)4Darüber regten sich einige Gäste auf: »Das ist ja die reinste Verschwendung!5Dieses Öl ist mindestens 300 Silberstücke wert. Man hätte es lieber verkaufen und das Geld den Armen geben sollen!« So machten sie der Frau heftige Vorwürfe.6Aber Jesus sagte: »Lasst sie in Ruhe! Warum macht ihr der Frau Schwierigkeiten? Sie hat etwas Gutes für mich getan.7Arme, die eure Hilfe nötig haben, wird es immer geben. Ihnen könnt ihr helfen, sooft ihr wollt. Ich dagegen bin nicht mehr lange bei euch.8Diese Frau hat getan, was sie konnte: Mit diesem Salböl hat sie meinen Körper für mein Begräbnis vorbereitet.9Ich versichere euch: Überall in der Welt, wo Gottes rettende Botschaft verkündet wird, wird man auch von dieser Frau sprechen und von dem, was sie getan hat.«
Der Verrat
10Anschließend ging Judas Iskariot, einer von den zwölf Jüngern, zu den obersten Priestern, weil er Jesus an sie ausliefern wollte. (Mt 26,14; Lk 22,3)11Hocherfreut versprachen sie ihm eine Belohnung. Von da an suchte Judas eine günstige Gelegenheit, um Jesus zu verraten.
Vorbereitungen für das Passahfest
12Am ersten Tag des Festes der ungesäuerten Brote, an dem das Passahlamm geschlachtet wurde, fragten die Jünger Jesus: »Wo sollen wir für dich das Passahmahl vorbereiten?« (Mt 26,17; Lk 22,7)13»Geht in die Stadt«, beauftragte Jesus zwei von ihnen. »Dort wird euch ein Mann begegnen, der einen Wasserkrug trägt. Diesem Mann folgt,14bis er in ein Haus geht. Dem Besitzer des Hauses sollt ihr sagen: ›Der Lehrer lässt fragen: Wo ist der Raum, in dem ich mit meinen Jüngern das Passahmahl feiern kann?‹15Er wird euch ein großes Zimmer im Obergeschoss zeigen, das mit Polstern ausgestattet und für das Festmahl hergerichtet ist. Bereitet dort alles Weitere für uns vor.«16Die beiden Jünger gingen in die Stadt und trafen alles so an, wie Jesus es ihnen gesagt hatte. Dann bereiteten sie das Passahmahl vor.
Jesus feiert mit seinen Jüngern das Passahmahl
17Am Abend kam Jesus mit den zwölf Jüngern. (Mt 26,20; Lk 22,14; Joh 13,21)18Beim Essen erklärte er ihnen: »Ich versichere euch: Einer von euch, der jetzt mit mir isst, wird mich verraten!«19Bestürzt fragte einer nach dem andern: »Du meinst doch nicht etwa mich?«20Jesus antwortete: »Es ist einer von euch zwölf, der mit mir das Brot in die Schüssel getaucht hat.21Der Menschensohn muss zwar sein Leben lassen, wie es in der Heiligen Schrift vorausgesagt ist; aber wehe dem, der ihn verrät! Dieser Mensch wäre besser nie geboren worden.«22Während sie aßen, nahm Jesus ein Brot, sprach das Dankgebet, brach das Brot in Stücke und gab es ihnen mit den Worten: »Nehmt und esst! Das ist mein Leib.«23Anschließend nahm er einen Becher Wein, dankte Gott und reichte ihn seinen Jüngern. Sie tranken alle daraus.24Jesus sagte: »Das ist mein Blut, mit dem der neue Bund zwischen Gott und den Menschen besiegelt wird. Es wird zur Vergebung ihrer Sünden vergossen.25Ich versichere euch: Von jetzt an werde ich keinen Wein mehr trinken, bis ich ihn wieder in Gottes Reich trinken werde.«26Nachdem sie das Danklied[2] gesungen hatten, gingen sie hinaus an den Ölberg.
Jesus kündigt seine Verleugnung durch Petrus an
27Unterwegs sagte Jesus zu seinen Jüngern: »Ihr werdet euch alle von mir abwenden. Denn in der Heiligen Schrift steht: ›Ich werde den Hirten erschlagen, und die Schafe werden auseinanderlaufen.‹[3] (Sach 13,7; Mt 26,31; Lk 22,31; Joh 13,36)28Aber nach meiner Auferstehung werde ich nach Galiläa gehen, und dort werdet ihr mich wiedersehen.«29Da beteuerte Petrus: »Wenn sich auch alle anderen von dir abwenden – ich halte zu dir!«30Jesus erwiderte: »Ich versichere dir: Heute Nacht, noch ehe der Hahn zweimal kräht, wirst du dreimal geleugnet haben, mich zu kennen.«31»Ausgeschlossen!«, rief Petrus. »Auch wenn es bedeutet, dass ich mit dir sterben muss, werde ich das niemals tun!« Alle anderen Jünger beteuerten dies ebenfalls.
Im Garten Gethsemane
32Dann ging Jesus mit seinen Jüngern in einen Garten, der am Ölberg liegt und Gethsemane heißt. Dort bat er sie: »Setzt euch hier hin und wartet auf mich, bis ich gebetet habe!« (Mt 26,36; Lk 22,40)33Petrus, Jakobus und Johannes nahm er mit. Angst und Entsetzen überfielen Jesus,34und er sagte zu ihnen: »Ich zerbreche beinahe unter der Last, die ich zu tragen habe.[4] Bleibt hier und wacht mit mir!«35Jesus ging ein paar Schritte weiter, warf sich nieder und betete, dass Gott ihm, wenn es möglich wäre, diese schwere Stunde ersparte:36»Abba[5], Vater, alles ist dir möglich. Lass diesen bitteren Kelch des Leidens an mir vorübergehen. Aber nicht was ich will, sondern was du willst, soll geschehen.«37Dann kam er zu den drei Jüngern zurück und sah, dass sie eingeschlafen waren. Er weckte Petrus. »Simon«, rief er, »du schläfst? Konntest du denn nicht eine einzige Stunde mit mir wachen?38Bleibt wach und betet, damit ihr der Versuchung widerstehen könnt. Ich weiß, ihr wollt das Beste, aber aus eigener Kraft könnt ihr es nicht erreichen.[6]«39Noch einmal ging er ein Stück weg und betete mit den gleichen Worten wie vorher.40Als er zurückkam, schliefen die Jünger schon wieder. Die Augen waren ihnen zugefallen, und sie wussten vor Müdigkeit nicht, was sie Jesus sagen sollten.41Als er zum dritten Mal zu ihnen zurückkehrte, sagte er: »Ihr schlaft immer noch und ruht euch aus? Genug jetzt! Die Stunde ist gekommen: Der Menschensohn wird den gottlosen Menschen ausgeliefert.42Steht auf, lasst uns gehen! Der Verräter ist schon da.«
Verrat und Verhaftung
43Noch während Jesus sprach, kam Judas, einer der zwölf Jünger, zusammen mit vielen Männern, die mit Schwertern und Knüppeln bewaffnet waren. Die obersten Priester, die Schriftgelehrten und die führenden Männer des Volkes hatten sie geschickt. (Mt 26,47; Lk 22,47; Joh 18,2)44Judas, der Verräter, hatte mit den Bewaffneten ein Zeichen vereinbart: »Der Mann, den ich zur Begrüßung küssen werde[7], der ist es. Den müsst ihr festnehmen und gut bewacht abführen!«45Er ging direkt auf Jesus zu: »Rabbi!«, sagte er. Dann küsste er ihn.46Sofort packten die bewaffneten Männer Jesus und nahmen ihn fest.47Aber einer von den Männern, die bei Jesus standen, wollte das verhindern. Er zog sein Schwert, schlug auf den Diener des Hohenpriesters ein und hieb ihm ein Ohr ab.48Jesus fragte die Leute, die ihn festgenommen hatten: »Bin ich denn ein Verbrecher, dass ihr euch mit Schwertern und Knüppeln bewaffnet habt, um mich zu verhaften?49Jeden Tag habe ich öffentlich im Tempel gelehrt. Warum habt ihr mich nicht dort festgenommen? Aber auch dies geschieht, damit sich die Vorhersagen der Heiligen Schrift erfüllen.«50Da ließen ihn alle seine Jünger im Stich und ergriffen die Flucht.51Ein junger Mann allerdings folgte Jesus. Er trug nur ein leichtes Untergewand aus Leinen. Als die Männer versuchten, auch ihn festzunehmen,52riss er sich los. Sie blieben mit dem Gewand in den Händen zurück, und der junge Mann konnte nackt entkommen.
Jesus vor Gericht
53Gleich darauf brachte man Jesus zum Hohenpriester. Bei ihm hatten sich alle obersten Priester, die führenden Männer des Volkes und die Schriftgelehrten versammelt. (Mt 26,57; Lk 22,63; Joh 18,19)54In sicherem Abstand folgte Petrus den Männern bis in den Innenhof des hohepriesterlichen Palastes. Dort setzte er sich zu den Dienern und wärmte sich am Feuer.55Die obersten Priester und der ganze Hohe Rat suchten Zeugen, die durch ihre Aussagen Jesus so belasten sollten, dass man ihn zum Tode verurteilen konnte. Aber es gelang ihnen nicht.56Viele Zeugen brachten zwar falsche Anschuldigungen vor, doch ihre Aussagen widersprachen sich.57Schließlich traten einige Männer vor, die man bestochen hatte, und erklärten:58»Wir haben gehört, wie dieser Jesus behauptete: ›Ich will den von Menschen gebauten Tempel abreißen und dafür in drei Tagen einen anderen aufbauen, der nicht von Menschen errichtet ist.‹«59Doch auch ihre Aussagen stimmten nicht überein.60Jetzt erhob sich der Hohepriester, stellte sich mitten unter die Versammelten und fragte Jesus: »Warum antwortest du nicht? Hast du nichts gegen diese Anschuldigungen zu sagen?«61Aber Jesus schwieg. Weil er keine Antwort gab, stellte ihm der Hohepriester eine weitere Frage: »Bist du der Christus, der von Gott erwählte Retter, der Sohn Gottes[8]?«62»Ja, der bin ich«, antwortete Jesus. »Ihr werdet den Menschensohn an der rechten Seite des allmächtigen Gottes sitzen und auf den Wolken des Himmels kommen sehen.«63Empört zerriss der Hohepriester sein Gewand und rief: »Das genügt! Wozu brauchen wir noch weitere Zeugen?64Ihr habt ja seine Gotteslästerung selbst gehört. Wie lautet euer Urteil?« Einstimmig beschlossen sie: »Er ist schuldig. Er muss sterben.«65Darauf spuckten einige von ihnen Jesus an, verbanden ihm die Augen und schlugen mit den Fäusten auf ihn ein. »Na, du Prophet«, verhöhnten sie ihn, »sag uns, wer hat dich geschlagen?« Auch die Diener des Hohenpriesters, die Jesus abführten, schlugen ihn.
Petrus behauptet, Jesus nicht zu kennen
66Petrus war immer noch unten im Hof. Eine Dienerin des Hohenpriesters kam dazu (Mt 26,69; Lk 22,54; Joh 18,17; Joh 18,25)67und bemerkte, wie er sich am Feuer wärmte. Sie sah Petrus genauer an und sagte: »Du gehörst doch auch zu diesem Jesus aus Nazareth!«68Doch Petrus behauptete: »Ich weiß nicht, wovon du redest!« Schnell ging er hinaus in den Vorhof. Da krähte ein Hahn.69Aber auch hier entdeckte ihn die Dienerin und sagte zu den Umstehenden: »Das ist auch einer von denen, die bei Jesus waren!«70Wieder bestritt Petrus es heftig. Doch nach einer Weile sagten auch die anderen, die dort standen: »Natürlich gehörst du zu seinen Freunden; du kommst doch auch aus Galiläa!«71Da rief Petrus: »Ich schwöre euch: Ich kenne diesen Menschen überhaupt nicht, von dem ihr da redet! Gott soll mich verfluchen, wenn ich lüge!«72In diesem Augenblick krähte der Hahn zum zweiten Mal, und Petrus fielen die Worte ein, die Jesus zu ihm gesagt hatte: »Ehe der Hahn zweimal kräht, wirst du dreimal geleugnet haben, mich zu kennen.« Da fing Petrus an zu weinen.
Markus 14
Menge Bibel
VI. Jesu Leiden und Sterben (Kap. 14-15)
1Es stand aber in zwei Tagen das Passahfest und die (Tage der) ungesäuerten Brote bevor. Da überlegten die Hohenpriester und die Schriftgelehrten, auf welche Weise sie Jesus mit List festnehmen und töten könnten;2denn sie sagten: »Nur nicht während des Festes (selbst), damit keine Unruhen im Volk entstehen!«3Als nun Jesus in Bethanien im Hause Simons des (einstmals) Aussätzigen war, kam, während er bei Tische saß, eine Frau, die ein Alabasterfläschchen mit echtem, kostbarem Nardensalböl hatte; sie zerbrach das Gefäß und goß es ihm über das Haupt.4Darüber wurden einige (der Anwesenden) unwillig und sagten zueinander: »Wozu hat diese Verschwendung des Salböls stattgefunden?5Dieses Salböl hätte man ja für mehr als dreihundert Denare[1] verkaufen und (den Erlös) den Armen geben können«; und sie machten der Frau laute Vorwürfe.6Da sagte Jesus: »Laßt sie in Ruhe! Warum bekümmert ihr sie? Sie hat ein gutes Werk an mir getan!7Denn die Armen habt ihr allezeit bei euch und könnt ihnen Gutes tun, sooft ihr wollt; mich aber habt ihr nicht allezeit.8Sie hat getan, was in ihren Kräften stand: sie hat meinen Leib im voraus zur Bestattung gesalbt.9Wahrlich ich sage euch: Überall, wo die Heilsbotschaft in der ganzen Welt verkündet werden wird, da wird man auch von dem sprechen, was diese Frau getan hat, zu ihrem Gedächtnis.«10Da ging Judas Iskariot, der eine von den Zwölfen, zu den Hohenpriestern, um ihnen Jesus in die Hände zu liefern.11Als sie das hörten, freuten sie sich und versprachen, ihm Geld zu geben. Darauf suchte er nach einer guten Gelegenheit, um ihn zu überantworten[2].12Am ersten Tag der ungesäuerten Brote aber, an dem man das Passahlamm zu schlachten pflegte, fragten ihn seine Jünger: »Wohin sollen wir gehen, um alles vorzubereiten, damit du das Passahlamm essen[3] kannst?«13Da sandte er zwei von seinen Jüngern ab und trug ihnen auf: »Geht in die Stadt: da wird euch ein Mann begegnen, der einen Krug mit Wasser trägt; folgt ihm nach,14und wo er hineingeht, da sagt zu dem Hausherrn: ›Der Meister läßt fragen: Wo ist das Eßzimmer[4] für mich, in dem ich das Passahlamm mit meinen Jüngern essen kann?‹15Dann wird er euch ein geräumiges Obergemach zeigen, das mit Tischpolstern ausgestattet ist und schon bereit steht; dort richtet (alles) für uns zu!«16Da machten sich die Jünger auf den Weg, und als sie in die Stadt gekommen waren, fanden sie es dort so, wie er ihnen gesagt hatte, und richteten das Passahmahl zu.17Als es dann Abend geworden war, fand er sich dort mit den Zwölfen ein;18und während sie bei Tische saßen und das Mahl einnahmen, sagte Jesus: »Wahrlich ich sage euch: Einer von euch wird mich überantworten[5], einer, der hier mit mir ißt.« (Ps 41,10)19Da wurden sie betrübt und fragten ihn, einer nach dem andern: »Ich bin es doch nicht?«20Er antwortete ihnen: »Einer von euch Zwölfen, der mit mir in die Schüssel eintaucht.21Denn der Menschensohn geht zwar dahin, wie über ihn in der Schrift steht; doch wehe dem Menschen, durch den der Menschensohn verraten wird! Für diesen Menschen wäre es besser[6], er wäre nicht geboren!«22Und während des Essens nahm Jesus ein Brot, sprach den Lobpreis (Gottes), brach (das Brot) und gab es ihnen mit den Worten: »Nehmet! Dies ist mein Leib.«23Dann nahm er einen Becher, sprach das Dankgebet und gab ihnen den, und sie tranken alle daraus;24und er sagte zu ihnen: »Dies ist mein Blut, das Bundesblut (2.Mose 24,8; Sach 9,11), das für viele vergossen wird.25Wahrlich ich sage euch: Ich werde vom Erzeugnis des Weinstocks hinfort nicht mehr trinken bis zu jenem Tage, an dem ich es neu trinke im Reiche Gottes.«26Nachdem sie dann den Lobpreis (Ps 115-118) gesungen hatten, gingen sie (aus der Stadt) hinaus an den Ölberg.27Dabei sagte Jesus zu ihnen: »Ihr werdet alle Anstoß nehmen[7]; denn es steht geschrieben (Sach 13,7): ›Ich werde den Hirten niederschlagen, dann werden die Schafe sich zerstreuen.‹28Aber nach meiner Auferweckung werde ich euch nach Galiläa vorausgehen.«29Da antwortete Petrus: »Mögen auch alle Anstoß nehmen[8], so doch ich sicherlich nicht!«30Jesus erwiderte ihm: »Wahrlich ich sage dir: Du wirst mich noch heute in dieser Nacht, ehe der Hahn zweimal kräht, dreimal verleugnen!«31Er beteuerte aber nur um so eifriger: »Wenn ich auch mit dir sterben müßte, werde ich dich doch nicht verleugnen!« Das gleiche versicherten auch (die anderen) alle.32Sie kamen dann an einen Ort mit Namen Gethsemane; dort sagte er zu seinen Jüngern: »Laßt euch hier nieder, bis ich gebetet habe!« (Mt 26,36)33Dann nahm er Petrus, Jakobus und Johannes mit sich und fing an zu zittern und zu zagen34und sagte zu ihnen: »Tiefbetrübt ist meine Seele bis zum Tode; bleibt hier und haltet euch wach!«35Dann ging er noch ein wenig weiter, warf sich auf die Erde nieder und betete, daß, wenn es möglich sei, die Stunde an ihm vorübergehen möchte;36dabei sagte er: »Abba, Vater! Alles ist dir möglich: laß diesen Kelch (10,38) an mir vorübergehen! Doch nicht, was ich will, sondern was du willst!«37Dann ging er zurück und fand sie schlafen und sagte zu Petrus: »Simon, du schläfst? Hattest du nicht die Kraft, eine einzige Stunde wach zu bleiben?38Wachet, und betet, damit ihr nicht in Versuchung geratet! Der Geist ist willig, das Fleisch aber ist schwach.«39Darauf ging er wieder weg und betete mit denselben Worten;40und als er zurückkam, fand er sie wiederum schlafen; denn die Augen fielen ihnen vor Müdigkeit zu, und sie wußten ihm nichts zu antworten.41Und er kam zum drittenmal und sagte zu ihnen: »Schlaft ein andermal und ruht euch aus! Es ist genug so: die Stunde ist gekommen! Sehet, der Menschensohn wird den Sündern in die Hände geliefert!42Steht auf, laßt uns gehen! Seht, der mich überantwortet[9] ist nahe gekommen!«43Und sogleich darauf, während er noch redete, erschien Judas, einer von den Zwölfen, und mit ihm eine Schar mit Schwertern und Knütteln, von den Hohenpriestern, den Schriftgelehrten und Ältesten (abgesandt).44Sein Verräter hatte aber ein Zeichen mit ihnen verabredet, nämlich: »Der, den ich küssen werde, der ist’s; den nehmt fest und führt ihn sicher ab!«45Als er nun ankam, trat er sogleich auf Jesus zu und sagte: »Rabbi[10]!« und küßte ihn;46da legten sie Hand an Jesus und nahmen ihn fest.47Einer jedoch von den Dabeistehenden zog das Schwert, schlug auf den Knecht des Hohenpriesters ein und hieb ihm das Ohr ab.48Jesus aber sagte zu ihnen: »Wie gegen einen Räuber seid ihr mit Schwertern und Knütteln ausgezogen, um mich gefangen zu nehmen.49Täglich bin ich bei euch im Tempel gewesen und habe dort gelehrt, und ihr habt mich nicht festgenommen; doch die Aussprüche der Schrift müssen erfüllt werden.«50Da verließen ihn alle und ergriffen die Flucht.51Aber ein junger Mann folgte ihm nach, der nur einen linnenen Überwurf auf dem bloßen Leibe anhatte; den ergriffen sie;52er aber ließ seinen Überwurf fahren und entfloh unbekleidet.53Sie führten nun Jesus zu dem Hohenpriester ab, und alle Hohenpriester sowie die Ältesten und Schriftgelehrten kamen (dort) zusammen.54Petrus aber war ihm von ferne bis hinein in den Palast[11] des Hohenpriesters gefolgt; dort hatte er sich unter die Diener gesetzt und wärmte sich am Feuer.55Die Hohenpriester aber und der gesamte Hohe Rat suchten nach einer Zeugenaussage gegen Jesus, um ihn zum Tode verurteilen zu können, fanden jedoch keine;56denn viele legten wohl falsches Zeugnis gegen ihn ab, doch ihre Aussagen stimmten nicht überein.57Einige traten auch auf und brachten ein falsches Zeugnis gegen ihn vor, indem sie aussagten:58»Wir haben ihn sagen hören: ›Ich werde diesen Tempel, der von Menschenhänden errichtet ist, abbrechen und in drei Tagen einen anderen bauen, der nicht von Menschenhänden errichtet ist‹«;59doch auch darin war ihr Zeugnis nicht übereinstimmend.60Da stand der Hohepriester auf, trat in die Mitte und fragte Jesus mit den Worten: »Entgegnest du nichts auf die Aussage dieser Zeugen?«61Er aber schwieg und gab keine Antwort. Nochmals befragte ihn der Hohepriester mit den Worten: »Bist du Christus[12], der Sohn des Hochgelobten?«62Jesus antwortete: »Ja, ich bin es, und ihr werdet den Menschensohn sitzen sehen zur Rechten der Macht[13] und kommen mit den Wolken des Himmels!« (Dan 7,13; Ps 110,1)63Da zerriß der Hohepriester seine Kleider und sagte: »Wozu brauchen wir noch weiter Zeugen?64Ihr habt die Gotteslästerung gehört: was urteilt ihr?« Da gaben sie alle das Urteil über ihn ab, er sei des Todes schuldig.65Nun fingen einige an, ihn anzuspeien, ihm das Gesicht zu verhüllen, ihn dann mit der Faust zu schlagen und zu ihm zu sagen: »Weissage uns!« Auch die Gerichtsdiener versetzten ihm bei der Übernahme Schläge ins Gesicht.66Während nun Petrus unten im Hofe (des Palastes) war, kam eine von den Mägden des Hohenpriesters,67und als sie Petrus (am Feuer) sich wärmen sah, blickte sie ihn scharf an und sagte: »Du bist auch mit dem Nazarener, mit Jesus, zusammengewesen!«68Er aber leugnete und sagte: »Ich weiß nicht und verstehe nicht, was du da sagst!« Er ging dann in die Vorhalle des Hofes hinaus,69und als die Magd ihn dort sah, fing sie wieder an und sagte zu den Dabeistehenden: »Dieser ist auch einer von ihnen!«70Er aber leugnete wiederum. Nach einer kleinen Weile sagten die Dabeistehenden wieder zu Petrus: »Wahrhaftig, du gehörst zu ihnen! Du bist ja auch ein Galiläer.«71Er aber fing an, sich zu verfluchen und eidlich zu beteuern: »Ich kenne diesen Menschen nicht, von dem ihr da redet!«72Und alsbald krähte der Hahn zum zweitenmal. Da dachte Petrus an das Wort Jesu, wie er zu ihm gesagt hatte: »Ehe der Hahn zweimal kräht, wirst du mich dreimal verleugnen.« Als er daran dachte, brach er in Tränen aus.