Klagelieder 1

Einheitsübersetzung 2016

von Katholisches Bibelwerk
1 Weh, wie einsam sitzt da / die einst so volkreiche Stadt! Einer Witwe wurde gleich / die Große unter den Völkern. Die Fürstin über die Länder / ist zur Fron erniedrigt. (Jes 50,1)2 Sie weint und weint des Nachts, / Tränen auf ihren Wangen. Niemand ist da, sie zu trösten, / unter all denen, die sie liebten. Untreu sind all ihre Freunde, / sie sind ihr zu Feinden geworden. (Jes 51,12; Jer 30,14)3 In die Verbannung zog Juda aus Elend / und harter Knechtschaft. Nun weilt sie unter den Völkern / und findet nicht Ruhe. All ihre Verfolger holten sie ein / mitten in der Bedrängnis. (5Mo 25,17)4 Die Wege nach Zion trauern, / niemand pilgert zum Fest, / verödet sind all ihre Tore. Ihre Priester seufzen, / ihre Jungfrauen sind voll Gram, / sie selbst trägt Weh und Kummer. (Jes 51,11)5 Ihre Bedränger sind an der Macht, / ihre Feinde im Glück. Denn Trübsal hat der HERR ihr gesandt / wegen ihrer vielen Verfehlungen. Ihre Kinder zogen fort, / gefangen, vor dem Bedränger.6 Gewichen ist von der Tochter Zion / all ihre Pracht. Ihre Fürsten sind wie Hirsche geworden, / die keine Weide finden. Kraftlos zogen sie dahin / vor ihren Verfolgern.7 Jerusalem denkt an die Tage / ihres Elends, ihrer Unrast, an all ihre Kostbarkeiten, / die sie einst besessen, als ihr Volk in Feindeshand fiel / und niemand da war, ihr zu helfen. Die Bedränger sahen sie an, / lachten über ihre Vernichtung.8 Schwer gesündigt hatte Jerusalem, / deshalb ist sie zum Abscheu geworden. All ihre Verehrer verachten sie, / weil sie ihre Blöße gesehen. Sie selbst seufzt / und wendet sich ab.9 Ihre Unreinheit klebt an ihrer Schleppe, / ihr Ende bedachte sie nicht. Entsetzlich ist sie gesunken, / niemand ist da, sie zu trösten. Sieh doch mein Elend, o HERR, / denn die Feinde prahlen!10 Der Bedränger streckte die Hand aus / nach all ihren Schätzen. Ja, sie sah, wie Völker / in ihr Heiligtum drangen; ihnen hattest du doch verboten, / sich dir zu nahen in der Gemeinde. (Hes 44,9)11 All ihre Bewohner seufzen, / verlangen nach Brot. Sie geben ihre Schätze für Nahrung, / nur um am Leben zu bleiben. HERR, sieh doch und schau, / wie sehr ich verachtet bin.12 Ihr alle, die ihr des Weges zieht, / schaut doch und seht, ob ein Schmerz ist wie mein Schmerz, / den man mir angetan, mit dem der HERR mich geschlagen hat / am Tag seines glühenden Zornes.13 Aus der Höhe sandte er Feuer, / in meine Glieder ließ er es fallen. Er spannte ein Netz meinen Füßen, / rücklings riss er mich nieder. Er machte mich einsam / und siech für alle Zeit.[1] (Ps 35,7)14 Schwer ist das Joch meiner Verfehlungen, / von seiner Hand aufgelegt. Sie stiegen mir über den Hals; / da brach meine Kraft. Preisgegeben hat mich der Herr / in die Hand derer, denen ich nicht standhalten konnte.15 Verworfen hat all meine Helden / der Herr in meiner Mitte. Ein Fest rief er aus gegen mich, / meine jungen Männer zu zerschlagen. Die Kelter trat der Herr / gegen die Jungfrau, Tochter Juda. (Jes 63,3)16 Darüber muss ich weinen, / mein Auge, ja, mein Auge fließt von Tränen. Fern von mir ist ein Tröster, / mein Leben zurückzubringen. Einsam sind meine Kinder; / denn der Feind ist stark.17 Zion ringt die Hände, / niemand ist da, sie zu trösten. Aufgeboten hat der HERR gegen Jakob / seine Nachbarn, ihn zu bedrängen. Jerusalem ist unter ihnen / zum Schandfleck geworden.18 Er, der HERR, ist im Recht. / Ich habe seinem Wort getrotzt. Hört doch, alle ihr Völker, / und seht meinen Schmerz: Meine Mädchen, meine jungen Männer / zogen in die Gefangenschaft. (Jes 45,21)19 Ich rief nach denen, die mich liebten; / doch sie betrogen mich. Meine Priester, meine Ältesten / sind in der Stadt verschmachtet, als sie Nahrung suchten, / um am Leben zu bleiben. (Jer 22,22)20 HERR, sieh an, wie mir angst ist! / Mein Inneres glüht; mir dreht sich das Herz im Leibe, / weil ich mich so heftig widersetzt habe. Draußen raubte die Kinder das Schwert, / was drinnen ist, gleicht dem Tod.21 Sie hörten, wie ich stöhne; / ich habe keinen Tröster. All meine Feinde hörten von meinem Unglück, / freuten sich, dass du es bewirkt hast. Du brachtest deinen angekündigten Tag. / Ihnen aber wird es ergehen wie mir;22 all ihre Bosheit komme vor dich. / Tu dann an ihnen, wie du an mir getan / wegen all meiner Verfehlungen! Denn ich stöhne ohne Ende / und mein Herz ist krank. (Kla 3,58; Kla 4,20)

Klagelieder 1

Lutherbibel 2017

von Deutsche Bibelgesellschaft
1 Ach, wie liegt die Stadt so verlassen, die voll Volks war! Sie ist wie eine Witwe, die Fürstin unter den Völkern, und die eine Königin in den Ländern war, muss nun dienen. (Jer 51,5)2 Sie weint des Nachts, dass ihr die Tränen über die Backen laufen. Es ist niemand unter allen ihren Liebhabern, der sie tröstet. Alle ihre Freunde sind ihr untreu und ihre Feinde geworden. (Ps 69,21)3 Juda ist gefangen in Elend und schwerem Dienst, es wohnt unter den Völkern und findet keine Ruhe; alle seine Verfolger kommen heran in Bedrängnissen.4 Die Straßen nach Zion liegen wüst, weil niemand auf ein Fest kommt. All ihre Tore stehen öde, ihre Priester seufzen, ihre Jungfrauen sehen jammervoll drein, und sie ist betrübt.5 Ihre Widersacher sind obenauf, ihren Feinden geht’s gut; denn der HERR hat über sie Jammer gebracht um ihrer großen Sünden willen, und ihre Kinder sind gefangen vor dem Feind dahingezogen.6 Es ist von der Tochter Zion aller Schmuck dahin. Ihre Fürsten sind wie Hirsche, die keine Weide finden und matt vor dem Verfolger herlaufen.7 Jerusalem denkt in dieser Zeit, da sie elend und verlassen ist, wie viel Gutes sie von alters her gehabt hat, wie aber all ihr Volk darniedersank unter des Feindes Hand und ihr niemand half. Ihre Feinde sehen auf sie herab und spotten über ihren Untergang.8 Jerusalem hat sich versündigt; darum muss sie sein wie eine unreine Frau. Alle, die sie ehrten, verschmähen sie jetzt, weil sie ihre Blöße sehen; sie aber seufzt und hat sich abgewendet. (Hes 16,37)9 Ihr Unflat klebt an ihrem Saum. Sie hätte nicht gemeint, dass es ihr zuletzt so gehen würde. Sie ist ja gräulich heruntergestoßen und hat dazu niemand, der sie tröstet. »Ach, HERR, sieh an mein Elend; denn der Feind triumphiert!«10 Der Feind hat seine Hand gelegt an alle ihre Kleinode. Ja, sie musste zusehen, dass die Heiden in ihr Heiligtum gingen, während du geboten hast, sie sollten nicht in deine Gemeinde kommen. (5Mo 23,4; Jer 52,17)11 Alles Volk seufzt und geht nach Brot, es gibt seine Kleinode um Speise, um sein Leben zu erhalten. »Ach, HERR, sieh doch und schau, wie verachtet ich bin!«12 Euch allen, die ihr vorübergeht, sage ich: »Schaut doch und seht, ob irgendein Schmerz ist wie mein Schmerz, der mich getroffen hat; denn der HERR hat Jammer über mich gebracht am Tage seines grimmigen Zorns.13 Er hat ein Feuer aus der Höhe in meine Gebeine gesandt und lässt es wüten. Er hat meinen Füßen ein Netz gestellt und mich rückwärts fallen lassen; er hat mich zur Wüste gemacht, dass ich für immer siech bin.14 Schwer ist das Joch meiner Sünden; durch seine Hand sind sie zusammengeknüpft. Sie sind mir auf den Hals gekommen, sodass mir alle meine Kraft vergangen ist. Der Herr hat mich in die Gewalt derer gegeben, gegen die ich nicht aufkommen kann.15 Der Herr hat zertreten alle meine Starken, die ich hatte; er hat gegen mich ein Fest ausrufen lassen, um meine junge Mannschaft zu verderben. Der Herr hat die Kelter getreten der Jungfrau, der Tochter Juda. (Jes 63,3)16 Darüber weine ich so, und mein Auge fließt von Tränen; denn der Tröster, der meine Seele erquicken sollte, ist ferne von mir. Meine Kinder sind dahin; denn der Feind hat die Oberhand gewonnen.«17 Zion streckt ihre Hände aus, und doch ist niemand da, der sie tröstet; denn der HERR hat gegen Jakob seine Feinde ringsum aufgeboten, sodass Jerusalem zwischen ihnen sein muss wie eine unreine Frau.18 »Der HERR ist gerecht, denn ich bin seinem Worte ungehorsam gewesen. Höret, alle Völker, und schaut meinen Schmerz! Meine Jungfrauen und Jünglinge sind in die Gefangenschaft gegangen. (Kla 3,42; Kla 5,16)19 Ich rief meine Freunde, aber sie ließen mich im Stich. Meine Priester und meine Ältesten sind in der Stadt verschmachtet, sie gehen nach Brot, um ihr Leben zu erhalten.20 Ach, HERR, sieh doch, wie bange ist mir, dass mir’s im Leibe davon wehtut! Mir dreht sich das Herz im Leibe um, weil ich so ungehorsam gewesen bin. Draußen hat mich das Schwert und im Hause hat mich der Tod meiner Kinder beraubt.21 Man hört’s wohl, dass ich seufze, und doch habe ich keinen Tröster; alle meine Feinde hören mein Unglück und freuen sich, dass du es gemacht hast. Du hast den Tag kommen lassen, den du verkündet hast, – aber ihnen soll es gehen wie mir. (Kla 4,21)22 Lass alle ihre Bosheit vor dich kommen und richte sie zu, wie du mich zugerichtet hast um aller meiner Missetat willen; denn meiner Seufzer sind viel, und mein Herz ist betrübt.«

Klagelieder 1

Das Buch

von SCM Verlag

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Klagelieder 1

Elberfelder Bibel

von SCM Verlag
1 [1] Wehe, wie sitzt so einsam da die ⟨einst⟩ volkreiche Stadt! Sie ist einer Witwe gleich geworden, die Große unter den Nationen! Die Fürstin über die Provinzen ist zur Zwangsarbeit erniedrigt[2]! (3Mo 26,31; Jes 49,21; Jer 44,2; Kla 1,19; Hes 26,2)2 Sie weint und weint des Nachts, und ihre Tränen ⟨laufen⟩ über ihre Wangen. Sie hat keinen Tröster[3] unter allen, die sie liebten[4]; alle ihre Freunde haben treulos an ihr gehandelt, sind ihr zu Feinden geworden. (Jer 8,23; Jer 30,14; Kla 1,9; Kla 1,16; Kla 2,18)3 Gefangen ist Juda weggezogen aus Elend und aus schwerem[5] Sklavendienst. Es wohnt unter den Nationen, findet keinen Rastplatz. Alle seine Verfolger haben es erreicht – mitten in der Bedrängnis[6]. (5Mo 28,48; Kla 2,9; Kla 4,15; Kla 5,5)4 Die Wege nach Zion trauern, weil niemand zum Fest kommt. All ihre Tore sind menschenleer[7], ihre Priester seufzen, ihre Jungfrauen sind betrübt, und ihr selbst ist bitter weh. (3Mo 26,22; Jes 3,26; Kla 2,6; Kla 5,14; Hos 2,13)5 Ihre Gegner sind obenauf, ihre Feinde haben Ruhe. Denn der HERR hat sie betrübt wegen der Menge ihrer Verbrechen[8]. Ihre Kinder sind vor dem Gegner her in Gefangenschaft gezogen. (5Mo 28,41; 5Mo 28,43; 2Kön 21,15; Jer 52,28; Kla 1,18; Kla 2,17; Dan 9,14)6 So zog aus der Tochter Zion all ihre Pracht aus. Ihre Obersten sind wie Hirsche geworden, die keine Weide finden, und kraftlos zogen sie dahin vor dem Verfolger.7 Jerusalem denkt in den Tagen ihres Elends und ihrer Heimatlosigkeit an all ihre Kostbarkeiten, die es ⟨bei ihr⟩ gab seit den Tagen der Vorzeit, ⟨jetzt,⟩ da ihr Volk durch die Hand des Gegners gefallen ist und sie keinen Helfer hat. Die Gegner sehen ihr zu, lachen darüber, dass es mit ihr aus ist[9]. (Hes 25,3)8 Schwer gesündigt hat Jerusalem. Darum ist sie zum Gespött[10] geworden; alle ihre Verehrer verachten sie, weil sie ihre Blöße gesehen haben. Sie selbst aber seufzt und wendet sich ab. (1Kön 9,6; Jer 13,26; Kla 1,17; Hes 23,29; Hes 39,23)9 Ihre Unreinheit ⟨klebt⟩ an ihrem Saum[11]; ihr Ende hat sie nicht bedacht. So ist sie entsetzlich heruntergekommen, ohne dass einer sie tröstet. Sieh an, HERR, mein Elend, denn der Feind tut sich groß! (Ps 25,18; Ps 69,21; Jes 47,7; Jes 51,19; Jer 5,31; Jer 50,29; Kla 1,2)10 Seine Hand hat der Gegner ausgestreckt nach all ihren Kostbarkeiten. Ja, sie musste mit ansehen, wie Nationen in ihr Heiligtum kamen, denen du geboten hattest, sie sollten dir nicht in die Versammlung kommen! (5Mo 23,3; 2Chr 36,18; Ps 79,1; Jes 64,10; Jer 27,19; Jer 51,51)11 All ihr Volk seufzt auf der Suche nach Brot; sie geben ihre Kostbarkeiten für Nahrung hin, um sich am Leben zu halten[12]. Siehe, HERR, und schau, wie verachtet ich bin! (Ps 79,4; Jer 52,6; Kla 1,19; Kla 2,12; Kla 4,4; Kla 5,1)12 Ist es ⟨noch⟩ nicht zu euch ⟨gedrungen⟩[13], alle, die ihr des Weges zieht? Schaut und seht, ob es einen Schmerz gibt wie meinen Schmerz, der mir angetan worden ist, mit dem ⟨mich⟩ der HERR betrübt hat am Tag seiner Zornglut! (Jer 10,19; Kla 2,1; Dan 9,12)13 Aus der Höhe sandte er Feuer in meine Gebeine und zertrat sie. Er spannte ein Netz für meine Füße, zwang mich zur Umkehr. Er machte mich einsam[14] und allezeit krank[15]. (Hi 19,6; Kla 2,3; Kla 3,11; Kla 4,19; Hes 12,13)14 Schwer[16] ist das Joch meiner Verbrechen, durch seine Hand zusammengeflochten. Sie kamen auf meinen Hals; ⟨das⟩ brach mir die Kraft[17]. Der Herr lieferte mich solchen in die Hände, denen ich nicht standhalten kann. (5Mo 28,48; Spr 5,22)15 Alle meine Starken verwarf der Herr in meiner Mitte; er rief gegen mich ein Treffen[18] aus, um meine jungen Männer[19] zu zerschmettern; der Herr hat der Jungfrau, der Tochter Juda, die Kelter getreten[20]. (Jes 63,3; Kla 2,21; Offb 19,15)16 Darüber muss ich weinen, mein Auge, mein Auge zerfließt von Wasser[21]. Denn ein Tröster[22], der meine Seele erquicken könnte[23], ist fern von mir. Meine Söhne sind vereinsamt, denn der Feind hat die Oberhand. (Ps 106,42; Pred 4,1; Jes 54,11; Jer 13,17; Jer 15,5; Kla 1,5; Kla 2,11; Kla 3,49)17 Zion breitet ihre Hände aus, ⟨doch⟩ da ist niemand, der sie tröstet[24]. Der HERR entbot gegen Jakob seine Nachbarn als seine Feinde. Jerusalem wurde unter ihnen zum Abscheu[25]. (2Kön 24,2; Pred 4,1; Jes 54,11; Jer 4,31; Jer 15,5)18 Gerecht ist er, der HERR, ich aber bin gegen seinen Befehl widerspenstig gewesen. Hört doch, alle ihr Völker, und seht meinen Schmerz! Meine Jungfrauen und meine jungen Männer sind in die Gefangenschaft gezogen. (2Mo 9,27; Neh 9,33; Jer 4,17; Kla 1,5; Sach 1,6)19 Ich rief nach denen, die mich geliebt hatten[26], sie aber betrogen mich. Meine Priester und meine Ältesten kamen in der Stadt um, als sie für sich Nahrung suchten, um sich am Leben zu halten[27]. (Kla 1,1; Kla 1,11)20 Sieh, HERR, wie mir angst ist! Mein Inneres glüht[28], mein Herz dreht sich mir im Leibe um, weil ich so sehr widerspenstig gewesen bin. Draußen hat mich das Schwert der Kinder beraubt ⟨und⟩ drinnen der Tod[29]. (3Mo 26,40; 5Mo 32,25; Jer 4,19; Jer 14,18; Jer 14,20; Kla 2,11; Kla 5,16; Hes 7,15)21 Man hört[30], wie ich seufze, ⟨doch⟩ habe ich keinen Tröster[31]. Alle meine Feinde haben mein Unglück gehört, haben sich gefreut, dass du es getan hast. Führst du[32] den Tag herbei, den du verkündigt hast, dann ergeht es ihnen wie mir. (Kla 1,2; Kla 2,16)22 All ihre Bosheit komme vor dich! Handle an ihnen, wie du an mir gehandelt hast wegen all meiner Verbrechen! Denn zahlreich sind meine Seufzer, und mein Herz ist krank. (Ps 79,10; Jer 30,16; Jer 51,35; Kla 5,17)

Klagelieder 1

Gute Nachricht Bibel 2018

von Deutsche Bibelgesellschaft
1 Ach, wie einsam ist die Stadt geworden, die früher voller Menschen war! Einst war sie bei allen Völkern geachtet, jetzt gleicht sie einer schutzlosen Witwe. Sie, die Herrin über viele Länder, muss nun als Sklavin Frondienst leisten. (Jes 49,21; Jer 44,2)2 Sie weint und klagt die ganze Nacht, Tränen laufen ihr über die Wangen. Von den Liebhabern, die sie einst begehrten, kommt nicht einer, um sie zu trösten. Alle Freunde sind ihr untreu geworden und haben sich gegen sie gewandt. (Jer 30,14)3 Nach langer Zeit der Not und Bedrängnis wurden die Leute von Juda weggeführt. Die Verfolger trieben sie in die Enge und setzten ihnen grausam zu. Unter fremden Völkern müssen sie wohnen und können nirgendwo Ruhe finden.4 Die Wege zum Zionsberg liegen verlassen; sie trauern, weil niemand zum Fest kommt. Die Tore der Stadt sind trostlose Trümmer, die Priester des Tempels seufzen vor Gram, bedrückt sind die Mädchen, die früher dort sangen, Jerusalem selbst leidet tödliche Qualen.5 Die Feinde sind auf dem Gipfel des Glücks; sie haben endlich erreicht, was sie wollten. Der HERR hat der Stadt dieses Leid geschickt als Strafe für ihre vielen Vergehen. Ihre Kinder hat der Feind geraubt und als Gefangene vor sich hergetrieben.6 Die Zionsstadt hat all ihren Glanz verloren: Ihre Führer sind wie hungernde Hirsche, die nirgendwo ihre Weide finden und kraftlos immer weiter fliehen, weil der Jäger ihnen auf den Fersen bleibt.7 Die Zionsstadt denkt zurück an die Tage, als sie in höchste Bedrängnis geriet. Sie denkt traurig an die verlorenen Schätze, die sie seit uralter Zeit besaß. Als ihr Volk in die Hand des Feindes fiel, gab es weit und breit niemand, der ihr half. Ihre Gegner schauten schadenfroh zu und lachten, als sie unterging. (Kla 2,16; Kla 3,46)8 Sie hat schwere Schuld auf sich geladen und sich selbst zum Gespött gemacht. Wer sie früher verehrte, verachtet sie nun, weil er sie nackt und schutzlos liegen sah. Sie aber seufzt und stöhnt vor Scham und wendet ihr Gesicht von ihnen ab. (Kla 1,18)9 Bei ihrem schlimmen Treiben bedachte sie nicht, dass sie ihre Unreinheit nicht verbergen kann. Entsetzlich tief ist sie gefallen und niemand ist da, der sie trösten will. Nun schreit sie: »Sieh doch mein Elend, HERR! Höre doch, wie die Feinde prahlen!«10 Die Hand des Feindes hat zugegriffen und alle ihre Schätze geraubt. Hilflos musste sie es mit ansehen, wie die Fremden ins Heiligtum eindrangen, Fremde, denen der HERR doch verboten hatte, mit seinem Volk dort vor ihn zu treten. (Jer 51,51; Jer 52,17)11 Alle Bewohner der Zionsstadt stöhnen, verzweifelt suchen sie nach Nahrung. Sie geben ihren Schmuck für ein Stück Brot, damit sie sich am Leben erhalten. Laut klagt die Stadt: »HERR, sieh mich doch an! Sieh doch, wie sehr man mich verachtet!«12 Allen, die vorübergehen, ruft sie zu: »Nichts dergleichen möge euch treffen! Schaut her, wo gibt es solche Qualen, wie ich sie jetzt erleiden muss? Der HERR hat sie mir auferlegt am Tag, an dem sein Zorn mich traf.13 Von oben her schickte er Feuer auf mich, das in mir wütete und mich bezwang. Er spannte sein Netz aus, um mich zu fangen; ich lief hinein und stürzte zu Boden. Er hat mich völlig zugrunde gerichtet und mich für alle Zukunft krank gemacht.14 Alle meine Sünden hat er genommen; ein Joch hat er daraus gemacht, das hat er mir auf den Nacken gelegt und ich bin darunter zusammengebrochen. Er hat mich den Feinden preisgegeben, vor denen ich nicht standhalten konnte.15 Meine Krieger, die ich bei mir hatte, schob er mit einer Handbewegung fort. Er rief die Feinde gegen mich zusammen, um meine jungen Männer zu vernichten. Wie man Trauben in der Kelter zertritt, so ließ er das Volk von Juda von ihnen zertreten.16 Darum fließen meine Tränen unaufhörlich, ich weine mir die Augen aus dem Kopf. Ich habe niemand, um mich zu trösten, niemand, der mir Erleichterung bringt. Meine Kinder haben keine Zukunft mehr, die Übermacht der Feinde war zu groß.«17 Die Zionsstadt streckt die Hände aus, doch niemand ist da, der sie tröstet. Der HERR hat die Nachbarvölker gerufen, um sein Volk in die Enge zu treiben. Jerusalem ist für sie eine Stadt, auf die sie voller Abscheu blicken.18 »Der HERR ist im Recht, wenn er mich straft; denn ich habe mich seinem Wort widersetzt. Ihr Völker alle, hört meine Klage! Seht, welche Qualen ich erdulden muss: Meine Mädchen und meine jungen Männer, sie mussten fort in die Gefangenschaft! (Esr 9,7; Kla 3,42; Kla 5,16; Dan 9,4)19 Ich rief die Liebhaber, die mich einst begehrten, doch sie ließen mich alle im Stich. Meine Priester und die führenden Männer, elend sind sie umgekommen in der Stadt, weil sie nirgends etwas zu essen fanden, um sich am Leben zu erhalten.20 HERR, sieh doch, wie verzweifelt ich bin, wie es brennt in meinen Eingeweiden! Das Herz dreht sich mir im Leibe um! Wie konnte ich so widerspenstig sein? Draußen raubte mir das Schwert die Kinder, drinnen raffte sie die Seuche hin.21 Meine Feinde haben mich stöhnen gehört: ›Niemand ist da, um mich zu trösten!‹ Sie haben von meinem Unglück gehört und sich gefreut, dass du mir das angetan hast. Du hast dein Strafgericht über mich gebracht, das du mir seit Langem angekündigt hattest; aber auch ihnen soll es ergehen wie mir!22 Ihre Verbrechen sollen vor dein Gericht kommen; zieh sie dafür zur Rechenschaft, so wie du es mit mir getan hast wegen meiner vielen Vergehen! Ach, mein Stöhnen nimmt kein Ende, mein Herz ist schon ganz krank davon.« (Jer 11,20)

Klagelieder 1

Hoffnung für alle

von Biblica
1 Ach, wie einsam und verlassen liegt Jerusalem da, die Stadt, in der sich einst die Menschen drängten! Sie war berühmt bei allen Völkern, jetzt gleicht sie einer Witwe ohne Schutz. Sie, die über andere Länder herrschte, wird nun zum Sklavendienst gezwungen.[1]2 Sie weint und weint die ganze Nacht, die Tränen laufen ihr übers Gesicht. Unter all ihren Liebhabern ist niemand, der sie in ihrem Schmerz tröstet. Alle Freunde haben sie betrogen und sind zu ihren Feinden geworden!3 Juda musste viel Elend und Zwangsarbeit erdulden, bis sie gefangen fortgeschleppt wurde. Jetzt wohnt sie unter fremden Völkern und findet auch dort keine Ruhe; ihre Verfolger haben sie überfallen, als sie sich nicht wehren konnte.4 Die Wege, die nach Zion führen, sind verödet, weil niemand mehr zu den Festen hinaufzieht. Alle Tore Jerusalems sind menschenleer. Die Priester hört man nur noch seufzen, die jungen Mädchen weinen und trauern. Die ganze Stadt leidet bitteren Schmerz.5 Die sie hassen, haben die Macht über sie, ihre Feinde können sich in Sicherheit wiegen. Der HERR hat Leid über Jerusalem gebracht, um sie für ihre vielen Sünden zu strafen. Die Feinde nahmen ihre Kinder gefangen und trieben sie vor sich her aus dem Land.6 Zion hat all ihre Pracht verloren. Ihre Führer sind wie Hirsche, die keine Weide mehr finden; ausgehungert, wie sie sind, fehlt ihnen nun die Kraft, den Jägern zu entfliehen.7 Mitten im Elend, weit weg von der Heimat, erinnert sich Jerusalem an ihren alten Glanz. Sehnsüchtig denkt sie zurück an die Schätze, die sie seit grauer Vorzeit besaß. Als sie dem Feind in die Hände fiel, war weit und breit niemand da, der ihr half. Stattdessen sahen ihre Gegner schadenfroh zu und weideten sich an ihrem Unglück.8 Jerusalem hat große Schuld auf sich geladen, nun schüttelt man den Kopf über sie. Die sie früher verehrten, verachten sie jetzt, weil sie nackt und hilflos vor ihnen liegt. Sie aber stöhnt vor lauter Scham und vergräbt ihr Gesicht in den Händen.9 Sie hat ihre Kleider mit Sünde beschmutzt und die Folgen ihres Tuns nicht bedacht. Nun ist sie furchtbar tief gefallen – und keiner ist da, der sie tröstet. »Ach, HERR«, fleht sie, »sieh mein Elend an und hör doch, wie die Feinde prahlen!«10 Doch diese machten sich über sie her und raubten all ihre kostbaren Schätze. Ja, Jerusalem musste sogar mit ansehen, wie Fremde in den heiligen Tempel eindrangen. Dabei hatte Gott ihnen verboten, den Ort zu betreten, wo sich seine Gemeinde versammelt.11 Das Volk läuft seufzend umher auf der Suche nach einem Stück Brot. Sie geben all ihr Hab und Gut, nur um am Leben zu bleiben. Jerusalem fleht: »HERR, sieh mich an! Ich werde von allen verachtet!12 Ihr Fremden, geht nicht einfach an mir vorbei! Bleibt doch stehen und schaut mich an! Lässt euch dieser Anblick etwa kalt? Gibt es denn ein größeres Leid als meines? Ich weiß: Der HERR hat es mir zugefügt, sein glühender Zorn hat mich getroffen.13 Er ließ Feuer vom Himmel auf mich fallen, das in meinem Inneren wütete. Er hat mir eine Falle gestellt und mich zu Boden geworfen. Er hat mich völlig zugrunde gerichtet, endlos sieche ich nun dahin.14 Schwer lasten meine Sünden auf mir wie ein Joch, das der Herr mir aufgebürdet hat. Er legte es auf meinen Nacken, und ich brach darunter zusammen. Dann übergab er mich an die Feinde, gegen die ich nichts ausrichten konnte.15 Vernichtet hat er meine besten Soldaten, die ich bei mir hatte, um mich zu schützen. Er hat die Feinde zu einem Schlachtfest geladen, um unsere jungen Männer niederzumetzeln. Der Herr hat das Volk von Juda zertreten, so wie man Trauben in der Kelter zerstampft.16 Darüber muss ich bitterlich weinen, die Tränen verschleiern mir die Augen. Denn ich habe keinen bei mir, der mich tröstet, niemanden, der mir wieder Mut zuspricht. Meine Kinder sind ihrem Schicksal ausgeliefert, der Feind hat uns alle in seiner Gewalt.«17 Verzweifelt streckt Zion ihre Hände aus, doch keiner ist da, der sie tröstet! Der HERR hat Israels Feinde von allen Seiten herbeigerufen, sie stürmen gegen die Nachkommen von Jakob heran. Voller Abscheu blicken sie auf Jerusalem, die Stadt ist für sie zum Schandfleck geworden.18 »Zu Recht hat der HERR mich bestraft, denn ich habe mich seinen Geboten widersetzt! All ihr anderen Völker, hört her! Seht doch, wie groß mein Schmerz ist! Die Mädchen und die jungen Männer, sie wurden als Gefangene verschleppt.19 Ich rief nach meinen einstigen Liebhabern, aber sie haben mich alle im Stich gelassen. Meine Priester und die führenden Männer sind mitten in der Stadt zusammengebrochen. Mit letzter Kraft suchten sie nach Nahrung, um sich am Leben zu erhalten.20 Ach, HERR, sieh doch, wie verzweifelt ich bin! In mir wühlt der Schmerz; mir bricht das Herz, wenn ich daran denke, wie ich mich gegen dich aufgelehnt habe. Draußen raubte das Schwert mir meine Kinder, und drinnen raffte die Seuche sie dahin.21 Man hört mich seufzen, doch keiner tröstet mich. Stattdessen jubeln meine Feinde, wenn sie erfahren, welches Unglück du über mich gebracht hast. Doch wenn dein Gerichtstag kommt, den du seit langem angekündigt hast, dann wird es ihnen ergehen wie mir.22 Zieh sie zur Rechenschaft für all ihre Bosheit! Vergelte ihnen ihre grausamen Taten, so wie du es auch mit mir getan hast, als du mich für meine Schuld bestraftest! Denn ich seufze ohne Ende, der Kummer macht mich krank.«

Klagelieder 1

Menge Bibel

1 Ach, wie liegt sie doch (jetzt) so einsam da, die (einst) volkreiche Stadt! Wie zu einer Witwe ist sie geworden, sie, die (vordem) groß war unter den Völkern: die Fürstin unter den Städten muß nun Frondienste[1] leisten!2 Bitterlich weint sie nachts, tränenbenetzt sind ihre Wangen; keiner ist da, sie zu trösten, von all ihren (früheren) Liebhabern: all ihre Freunde haben ihr die Treue gebrochen, sind ihr zu Feinden geworden!3 In die Gefangenschaft ist Juda gewandert vor Elend und hartem Knechtsdienst; es weilt unter den Heiden, ohne Ruhe zu finden; alle seine Verfolger haben es in seiner Bedrängnis erhascht!4 Die Straßen nach Zion trauern, weil niemand mehr zu den Festen kommt; alle Tore der Stadt sind verwüstet, ihre Priester seufzen; ihre Jungfraun sind tief betrübt, und sie selbst – ach, ihr ist bitter wehe!5 Ihre Bedränger sind obenauf gekommen, ihre Feinde wohlgemut, denn der HERR hat sie in Trauer versetzt ob ihren vielen Sünden; ihre Kinder haben in die Gefangenschaft[2] wandern müssen vor dem Bedränger her.6 Geschwunden ist aus der Tochter Zion all ihre Herrlichkeit; ihre Fürsten sind den Hirschen[3] gleich geworden, die keine Weide finden: kraftlos sind sie dahingezogen vor dem Treiber her.7 Jerusalem denkt jetzt in den Tagen seines Elends und seiner Vereinsamung an all das Herrliche zurück, das es seit den Tagen der Vorzeit genossen hat: wie jetzt sein Volk in Feindeshand gefallen und niemand ihm zu Hilfe gekommen ist, während die Bedränger dabei zusahen und über seinen Untergang hohnlachten.8 Jerusalem hat schwer gesündigt und ist darum zum Abscheu geworden: alle, welche die Stadt einst ehrten, verachten sie jetzt, weil sie ihre Blöße geschaut haben; auch sie selbst seufzt und wendet sich ab.9 Ihre Schleppe ist schmählich besudelt, sie hatte ihr Ende nicht bedacht; darum ist sie so tief gesunken: sie hat keinen Tröster! »Ach, HERR, sieh mein Elend an, denn der Feind frohlockt!«10 Der Feind hat seine Hand ausgestreckt nach allen ihren Kostbarkeiten: ja, Heiden hat sie in ihr Heiligtum eindringen sehen, denen du doch den Zutritt zu deiner Gemeinde versagt hast!11 Ihre gesamte Bewohnerschaft seufzt auf der Suche nach Brot; ihre Kostbarkeiten geben sie für Lebensmittel hin, um nur den Hunger zu stillen. »Ach, HERR, blicke her und sieh darein, wie verachtet ich bin!«12 Rührt es euch nicht, ihr alle, die ihr des Weges vorüberzieht? Blicket her und seht, ob einen Schmerz es gibt wie den Schmerz, der mich getroffen, mich, die der HERR heimgesucht hat am Tage seines lodernden Zorns!13 Aus der Höhe hat er Feuer geschleudert in meine Gebeine, wo es vernichtend wütet; meinen Füßen hat er ein Netz gestellt und mich zu Fall gebracht, hat mich einsam gemacht, siech immerdar!14 Fest geknüpft durch seine Hand ist das Joch meiner Übertretungen; ineinander verschlungen sind sie mir auf den Nacken gelegt: er hat meine Kraft gebrochen; der Herr hat mich in die Hände derer fallen lassen, gegen die ich nicht aufkommen konnte[4].15 Der Herr hat alle meine tapferen Krieger in meiner Mitte weggerafft; er hat ein Opferfest gegen mich ausgerufen, um meine junge Mannschaft zu zerschmettern: der Herr hat der jungfräulichen Tochter Juda die Kelter getreten.16 Darüber muß ich weinen, mein Auge zerfließt in Tränen; denn fern von mir ist ein Tröster, der mein Herz ermutigen könnte; meine Kinder sind vernichtet, denn der Feind ist übermächtig.17 (Die Tochter) Zion streckt ihre Hände aus, aber niemand ist da, sie zu trösten; der HERR hat gegen Jakob seine Nachbarn ringsum als Widersacher entboten: Jerusalem ist zum Abscheu unter ihnen geworden!18 Der HERR ist gerecht[5], denn seinen Geboten habe ich widerstrebt! Hört es doch, ihr Völker alle, und seht meinen Schmerz: meine Jungfraun und meine Jünglinge sind in die Gefangenschaft gezogen!19 Ich habe meine Liebhaber angerufen, doch sie haben mich betrogen; meine Priester und meine Ältesten sind in der Stadt verschmachtet, als sie sich Nahrung suchten, um ihren Hunger zu stillen.20 Ach, HERR, sieh, wie mir so angst ist! Mein Inneres glüht[6]; das Herz kehrt sich mir in der Brust um, weil ich so ungehorsam gewesen! Draußen beraubt mich das Schwert meiner Kinder, drinnen ist’s wie der Tod!21 Sie haben gehört, wie ich seufzte: »Ich habe keinen Tröster!« Alle meine Feinde haben von meinem Unglück gehört, haben sich gefreut, daß du selbst es getan, daß du den angedrohten Tag herbeigeführt hast – möge es ihnen ebenso ergehen wie mir!22 Laß all ihre Bosheit dir vor Augen treten und tu ihnen, wie du mir getan hast wegen all meiner Verfehlungen! Ach, zahlreich sind meine Seufzer, und mein Herz ist krank!

Klagelieder 1

Neue evangelistische Übersetzung

von Karl-Heinz Vanheiden
1 Wie einsam sitzt sie da / die stark bevölkerte Stadt. / Einer Witwe gleicht nun / die Große unter den Völkern. / Die Fürstin der Provinzen / muss Zwangsarbeit tun.[1]2 Sie weint und weint in der Nacht, / Tränen sind auf ihren Wangen. / Keiner ist da, der sie tröstet, / keiner von ihren Geliebten. / Untreu sind all ihre Freunde, / ja zu Feinden wurden sie.3 Juda zog in die Gefangenschaft, / weg aus Elend und schwerer Schinderei. / Nun wohnt es unter den Völkern / und findet keine Ruhe mehr. / Alle seine Verfolger holten es ein, / von allen Seiten ist es bedrängt.4 Die Wege nach Zion trauern, / denn niemand kommt zum Fest. / Menschenleer sind ihre Tore. / Die Priester seufzen. / Traurig sind die jungen Frauen. / Zion selbst leidet bitteren Schmerz.5 Ihre Gegner sind an der Macht, / ihren Feinden geht es wohl. / Jahwe hat ihr das Leid geschickt / wegen der Menge ihrer Verbrechen. / Ihre Kinder hat der Feind geraubt, / er trieb die Gefangenen vor sich her.6 So schwand der Tochter Zion[2] / alle ihre Pracht. / Ihre Oberen wurden wie Hirsche, / die keine Weide mehr finden. / Kraftlos zogen sie dahin, / die Jäger hinter ihnen her.7 In den Tagen ihres Elends / und ihrer Heimatlosigkeit / denkt Jerusalem an die Schätze, / die es einst besessen hat. / Als ihr Volk in Feindeshand fiel, / gab es keinen, der ihr half. / Ihre Feinde schauten zu / und lachten, als sie unterging.8 Schwer gesündigt hat Jerusalem, / deshalb wurde die Stadt zum Gespött. / Ihre Verehrer verachten sie, / denn sie sahen sie nackt. / Sie selbst aber seufzt / und wendet sich ab.9 Ihr Unflat klebt an ihrem Saum, / ihr Ende hat sie nicht bedacht. / Entsetzlich tief ist sie gefallen / und hat keinen, der sie tröstet. / „Jahwe, sieh mein Elend an, / sieh, wie der Feind triumphiert!“10 Der Feind hat seine Hand / nach ihren Schätzen ausgestreckt. / Hilflos musste sie ansehen, / wie Fremde in ihr Heiligtum drangen. / Fremde, denen du verboten hast, / in ihre Versammlung zu kommen.11 Alle Einwohner seufzen / auf der Suche nach Brot. / Sie geben ihre Kostbarkeiten für Nahrung, / nur um am Leben zu bleiben. / „Sieh doch, Jahwe, / und schau, wie verachtet ich bin!12 Nichts dergleichen möge euch treffen, / die ihr hier vorübergeht! / Schaut her, wo gibt es solche Qualen, / wie ich sie jetzt erleiden muss? / Jahwe hat sie mir auferlegt / am Tag seines lodernden Zorns.13 Von oben schickte er Feuer auf mich; / es wütet in meinen Gebeinen. / Er spannte ein Netz für meine Füße, / rücklings riss er mich nieder. / Er hat mich einsam gemacht, / krank für alle Zeit.14 Schwer ist das Joch meiner Sünden, / das er mir zusammengeflochten hat. / Er packte es mir auf den Hals, / da bin ich zusammengebrochen. / Der Herr lieferte mich Menschen aus, / denen ich nicht standhalten kann.15 Der Herr verwarf alle Helden, / die in meiner Mitte waren. / Er rief Feinde gegen mich zusammen, / um meine Mannschaft zu zerschlagen. / Der Herr hat Juda zertreten, / wie man Trauben in der Kelter zertritt.16 Darüber weine ich mich aus, / mein Auge zerfließt vor Tränen. / Ich habe keinen, der mich tröstet, / keinen, der mir Erleichterung bringt. / Meine Söhne sind ganz verstört, / denn der Feind hat sie in der Hand.“17 Die Zionsstadt ringt ihre Hände, / doch niemand ist da, der sie tröstet. / Die Nachbarn rief Jahwe als Feinde herbei. / Jerusalem ist für sie zum Abscheu geworden.18 „Er, Jahwe, ist im Recht, / denn ich habe mich ihm widersetzt. / Hört es, alle Völker, / und seht auf meinen Schmerz! / Meine Mädchen, meine jungen Männer / zogen alle als Gefangene fort.“19 Ich rief nach meinen Freunden, / doch sie ließen mich im Stich. / Meine Ältesten und meine Priester / verhungerten in der Stadt, / als sie Nahrung suchten, / um leben zu können.20 Jahwe sieh, ich habe Angst! / Es brennt in meinem Inneren! / Das Herz dreht sich mir im Leib herum, / weil ich so schrecklich widerspenstig war. / Draußen raubte das Schwert meine Kinder / und drinnen tat es der Tod.21 Man hört mich seufzen, / doch keiner tröstet mich. / Alle meine Feinde hörten von meinem Unglück / und freuten sich, dass du das getan hast. / Bring den Tag herbei, den du angekündigt hast, / dann ergeht es ihnen wie mir.22 All ihre Bosheit komme vor dich! / Dann vergelte ihnen alles, / was du mir vergaltst / wegen meiner Verbrechen. / Ich seufze ohne Ende, / der Kummer macht mich krank.

Klagelieder 1

Neue Genfer Übersetzung

von Genfer Bibelgesellschaft

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Klagelieder 1

Neues Leben. Die Bibel

von SCM Verlag
1 א (Alef) Ach[1], wie einsam ist die früher so lebendige Stadt Jerusalem geworden! Nun ist die Weltstadt wie eine trauernde Witwe. Die frühere Königin der Völker ist zur Sklavin geworden. ב (Bet) (Jes 22,2; Jer 40,9)2 Sie weint und weint die ganze Nacht, die Tränen laufen ihr übers Gesicht. Keiner von denen, die sie liebten, ist mehr da, um sie zu trösten. Ihre Freunde haben sie verraten; sie sind zu ihren Feinden geworden. ג (Gimel) (Hi 19,13; Ps 6,7; Ps 77,3; Jer 2,25; Jer 22,20; Mi 7,5)3 Juda wurde belagert, versklavt und verschleppt. Jetzt wohnt es in der Fremde und hat keinen Ort mehr, an dem es sich ausruhen kann. Seine Feinde haben es verfolgt; ein Entkommen war unmöglich. ד (Dalet) (3Mo 26,39; 5Mo 28,64; 2Kön 25,4)4 Die Straßen nach Jerusalem[2] tragen Trauer; die frohe Menge, die einst zu den Tempelfesten pilgerte, ist verschwunden. Die Stadttore stehen still und schweigend, die Priester seufzen, die jungen Mädchen weinen – ganz Jerusalem trauert! ה (He) (Jer 9,10; Jer 10,22; Kla 2,6; Joe 1,8)5 Die früheren Feinde der Stadt sind heute ihre Herren, und es geht ihnen gut dabei, denn der HERR hat Jerusalem für seine Sünden bestraft. Jerusalems Kinder wurden gefangen genommen und in ferne Länder verschleppt. ו (Waw) (Ps 90,7; Hes 8,17; Hes 9,9)6 Die Schönheit der Tochter Zions ist dahin. Die Fürsten der Stadt sind wie Hirsche, die keine Weide finden: zu schwach, um vor dem Feind zu fliehen. ז (Zajin) (Jer 13,18)7 In ihrer Verzweiflung und Verlassenheit träumt die Stadt von ihrer einstigen Größe. Sie denkt daran, wie sie von ihren Feinden bedrängt wurde und ihr niemand zu Hilfe kam. Die Feinde brachten sie zu Fall und lachten schadenfroh, als sie schließlich stürzte. ח (Chet) (Jer 37,7; Kla 4,17)8 Jerusalem hat schwer gesündigt, darum schüttelt man vor Abscheu den Kopf über sie. Alle früheren Verehrer der Stadt verachten sie nur noch, denn sie haben sie nackt gesehen. Nun seufzt sie und wendet sich ab. ט (Thet) (Jes 59,2)9 Ihre Unreinheit klebt an ihrem Kleid. An ihr Ende dachte sie nicht. Unversehens stürzt sie und niemand tröstet sie. »HERR, sieh mein Elend«, weint sie. »Der Feind hat triumphiert!« י (Jod) (Ps 74,23; Pred 4,1; Jes 3,8; Jer 13,17; Hes 24,13)10 Nach allen ihren Schätzen hat der Feind seine Hand ausgestreckt. Sie musste mit ansehen, wie Ausländer in ihren heiligen Tempel eindrangen – Menschen, denen du verboten hast, in die Versammlung zu kommen. כ (Kaf) (Ps 74,4; Jes 64,9; Jer 51,51)11 Jerusalems Bewohner seufzen und suchen nach Brot. Sie verkaufen ihre Schätze, damit sie essen und am Leben bleiben können. »O HERR, sieh mich an«, klagt die Stadt, »sieh doch, wie ich verachtet werde!« ל (Lamed) (1Sam 30,12)12 »Habt ihr, die ihr vorübergeht, es denn noch nicht gemerkt? Schaut her: Gibt es einen Schmerz wie meinen? Diesen Schmerz, den der HERR am Tag seines Zorns über mich brachte? מ (Mem) (Jes 13,13; Jer 4,8; Jer 18,16; Jer 48,27)13 Er hat Feuer vom Himmel geschickt, das meine Knochen frisst. Er legte ein Netz um meine Füße, damit ich stürzte, und ließ mich einsam und krank werden. נ (Nun) (Hi 19,6; Hi 30,30; Ps 22,15; Jer 44,6; Hab 3,16)14 Wie ein schweres Joch hat er meine Verbrechen an meinen Hals gebunden: Das nahm mir meine Kraft. Er hat mich in die Hände meiner Feinde gegeben, dagegen kann ich nichts ausrichten. ס (Samek) (Spr 5,22; Jes 47,6; Jer 28,13; Jer 32,3; Hes 25,4)15 Der Herr hat alle meine starken Männer zertreten. Er rief ein Heer gegen mich zusammen, das meine jungen Männer getötet hat. Der Herr hat die jungfräuliche Tochter Juda zertreten, wie man Trauben in der Kelter zerstampft. ע (Ajin) (Jes 41,2; Jer 13,24; Jer 37,10)16 Darüber muss ich so weinen, dass mein Auge vor Tränen zerfließt. Doch niemand ist da, der mich tröstet; alle, die mir Mut zusprechen könnten, sind weit fort. Meine Kinder sind vom Leben abgeschnitten, denn der Feind war stärker.« פ (Pe) (Ps 69,21; Pred 4,1; Kla 1,2)17 Jerusalem[3] streckt flehend die Hände aus, doch es gibt niemanden, der Trost spenden könnte. Der HERR hat Israels[4] Nachbarn zu seinen Feinden gemacht. Voll Abscheu schütteln sie den Kopf über Jerusalem. צ (Sade) (2Kön 24,2; Jes 1,15; Jer 4,31)18 »Der HERR ist gerecht, denn ich habe mich gegen ihn aufgelehnt. Hört mir doch zu, ihr Völker! Seht meinen Schmerz, denn meine Söhne und Töchter wurden gefangen genommen und verschleppt. ק (Qof) (5Mo 28,32; 1Sam 12,14; Ps 119,75; Jer 12,1)19 Ich rief diejenigen, die mich liebten, aber sie haben mich verlassen. Meine Priester und Ältesten sind verhungert, als sie vergeblich in der ganzen Stadt nach Essen suchten. ר (Resch) (Hi 19,13; Jer 14,15; Kla 1,2; Kla 2,20)20 HERR, sieh meine Angst! Meine Eingeweide glühen und mein Herz krampft sich zusammen, denn ich habe mich gegen dich aufgelehnt. Draußen wütet das Schwert und zu Hause wartet der Tod. שׁ (Schin) (Jes 16,11; Jer 4,19)21 Sie hörten mein Seufzen, aber niemand tröstete mich. Alle meine Feinde hörten von meinem Unglück, doch freuten sie sich über das, was du mir angetan hast. Oh, lass doch den Tag kommen, den du angekündigt hast, damit es ihnen ergeht wie mir! ת (Taw) (Ps 35,15; Jes 14,5; Jes 47,6; Jer 30,16)22 Ihre Bosheiten sollen alle vor dich kommen. Tu ihnen das an, was du mir für meine ganzen Sünden angetan hast. Mein Seufzen ist groß und mein Herz ist krank.« א (Alef) (Neh 3,36; Ps 137,7)

Klagelieder 1

Schlachter 2000

von Genfer Bibelgesellschaft
1 Ach, wie einsam sitzt doch jetzt die Stadt, die einst so stark bevölkert war! Sie ist zur Witwe geworden, sie, die groß war unter den Völkern; die Fürstin der Hauptstädte Muss nun Frondienste leisten! (3Mo 26,31; 5Mo 28,48; 5Mo 28,62; 1Kön 9,20; Esr 4,20; Jes 27,10; Jes 47,8; Jer 25,11; Kla 5,3)2 Sie weint unaufhörlich bei Nacht, und ihre Tränen laufen ihr über die Wangen; sie hat keinen Tröster unter allen ihren Liebhabern; alle ihre Freunde sind ihr untreu, sind ihr zu Feinden geworden. (Hi 6,14; Pred 4,1; Jer 9,16; Jer 13,17; Jer 14,17; Jer 30,14; Kla 1,9; Kla 1,16; Kla 2,18)3 Juda ist ausgewandert vor lauter Elend und hartem Knechtsdienst; es wohnt unter den Heiden, es findet keine Ruhe! Alle seine Verfolger haben es eingeholt mitten in seinen Nöten. (5Mo 28,67; Ps 137,1; Jes 6,5; Jer 52,28; Kla 5,5)4 Die Straßen Zions trauern, weil niemand mehr zu den Festen kommt; alle ihre Tore sind verödet, ihre Priester seufzen; ihre Jungfrauen sind betrübt, und ihr selbst ist bitter weh. (Ps 132,16; Jes 3,16; Jes 3,26; Kla 2,6; Kla 5,14; Hos 2,13)5 Ihre Widersacher haben die Oberhand gewonnen, ihren Feinden geht es gut; denn der HERR hat ihr Betrübnis zugefügt um ihrer vielen Übertretungen willen; ihre Kinder sind in die Gefangenschaft gewandert vor dem Feind her. (5Mo 28,43; Jer 30,15; Kla 2,17; Dan 9,7; Dan 9,14)6 So ist der Tochter Zion all ihr Schmuck genommen; ihre Fürsten sind Hirschen gleichgeworden, die keine Weide finden; kraftlos ziehen sie hin vor dem Verfolger. (Jer 3,24)7 Jerusalem gedenkt in den Tagen ihres Elends und ihrer Plünderung an all ihre Kostbarkeiten, die sie hatte von uralten Zeiten her. Als ihr Volk durch die Gewalt des Feindes fiel, gab es niemand, der ihr zu Hilfe kam; ihre Feinde sahen sie und lachten über ihren Untergang. (Hes 25,3; Hes 25,6; Lk 15,17)8 Jerusalem hat schwer gesündigt; darum ist sie zum Abscheu geworden; alle, die sie ehrten, verachten sie jetzt, denn sie haben ihre Blöße gesehen; auch sie selbst stöhnt auf und wendet sich ab. (1Kön 9,6; Ps 89,51; Jes 59,2; Jer 13,26; Kla 1,17; Hes 16,37; Hos 2,12)9 Ihre Unreinheit klebt an ihren Säumen; sie hat ihr Ende nicht bedacht. Sie ist schrecklich heruntergekommen; niemand tröstet sie. Ach, HERR, sieh mein Elend an, denn der Feind triumphiert! (5Mo 32,29; Ps 25,18; Jes 47,7; Jer 5,31; Kla 1,2; Kla 1,5; Kla 1,11; Kla 1,16; Kla 1,17; Kla 1,20; Kla 1,21; Kla 3,46; Kla 4,12)10 Der Feind hat seine Hand ausgestreckt nach allen ihren Kostbarkeiten; ja, sie hat sehen müssen, wie Heiden in ihr Heiligtum eindrangen, von denen du doch geboten hattest, Dass sie nicht in deine Gemeinde kommen sollten! (2Chr 36,18; Ps 79,1; Jer 51,51; Hes 25,3)11 All ihr Volk seufzt auf der Suche nach Brot; sie haben ihre Kostbarkeiten um Nahrung hergegeben, um sich nur am Leben zu erhalten. HERR, schau her und sieh, wie verachtet ich bin! (5Mo 28,51; Jer 52,6; Kla 1,8; Kla 2,12; Kla 4,4)12 Bedeutet das euch nichts, ihr alle, die ihr hier vorübergeht? Schaut und seht doch, ob ein Schmerz sei wie mein Schmerz, der mich getroffen hat, mit dem mich der HERR bekümmert hat am Tag seines glühenden Zorns! (Jes 50,11; Jer 4,8; Jer 22,23; Kla 1,18; Kla 2,1; Kla 2,22; Dan 9,12)13 Er hat ein Feuer aus der Höhe in meine Gebeine gesandt und lässt es wüten; er spannte meinen Füßen ein Netz und trieb mich zurück; er hat mich zu einer Ruine gemacht; ich bin die ganze Zeit krank! (Kla 2,3; Kla 4,18; Hes 12,13; Hos 7,12)14 Das Joch meiner Übertretungen ist durch seine Hand angeschirrt; ineinander verschlungen sind sie mir auf den Nacken gelegt; er hat meine Kraft gebrochen. Der Herr hat mich in die Hände derer gegeben, denen ich nicht widerstehen kann. (5Mo 28,48; 5Mo 32,30; Spr 5,22)15 Der Herr hat alle Helden in meiner Mitte weggerafft; er hat eine Festversammlung gegen mich einberufen, um meine auserwählten [Krieger] zu zerschmettern; der Herr hat die Kelter getreten der Jungfrau, der Tochter Juda. (2Chr 36,17; Jes 63,2; Kla 2,21; Offb 19,15)16 Darum weine ich, und mein Auge, ja, mein Auge zerfließt in Tränen, weil der Tröster fern von mir ist, der meine Seele erquicken sollte; meine Kinder sind verwüstet, denn der Feind war zu stark. (Ps 106,42; Kla 1,2; Kla 1,5)17 Zion streckt flehentlich ihre Hände aus, doch da ist niemand, der sie tröstet. Der HERR hat gegen Jakob aufgeboten seine Feinde ringsumher; Jerusalem ist unter ihnen zum Abscheu geworden. (2Kön 24,2; Jer 4,31; Kla 1,8; Kla 1,9; Kla 1,21)18 Der HERR ist gerecht; denn ich bin widerspenstig gewesen gegen sein Reden. Hört doch zu, alle Völker, und schaut an meinen Schmerz! Meine Jungfrauen und meine jungen Männer Mussten in die Gefangenschaft ziehen. (5Mo 28,41; Neh 9,33; Ps 119,137; Ps 145,17; Kla 1,5; Kla 1,12; Dan 9,7; Dan 9,14)19 Ich rief nach meinen Liebhabern, aber sie haben mich betrogen; meine Priester und meine Ältesten sind in der Stadt verschmachtet, als sie sich Speise erbettelten, um sich am Leben zu erhalten. (Jer 2,36; Jer 30,14; Kla 1,2; Kla 1,11; Kla 4,9)20 Ach, HERR, schau her, denn mir ist angst, mein Inneres kocht; mein Herz kehrt sich um in meiner Brust, denn ich bin sehr widerspenstig gewesen. Draußen hat mich das Schwert der Kinder beraubt, drinnen ist es wie der Tod! (3Mo 26,40; 5Mo 32,25; Jer 4,19; Jer 14,20; Kla 1,9; Kla 1,18; Kla 2,11; Kla 2,20; Kla 4,9; Hes 7,15)21 Sie hören mich zwar seufzen, aber ich habe niemand, der mich trösten würde; alle meine Feinde freuten sich, als sie von meinem Unglück hörten, Dass du es getan hast. Wenn du aber den Tag herbeiführst, den du angekündigt hast, so werden auch sie mir gleich sein! (Jes 13,9; Jer 47,1; Kla 1,2; Kla 1,7; Kla 1,9; Kla 1,16; Kla 2,16)22 Lass alle ihre Bosheit vor dein Angesicht kommen, und handle du an ihnen, wie du an mir gehandelt hast wegen all meiner Übertretungen! Denn meine Seufzer sind zahlreich, und mein Herz ist krank. (Ps 137,7; Jes 1,5; Jes 13,7; Jer 8,18; Jer 17,9; Jer 51,35; Kla 5,17)

Klagelieder 1

Zürcher Bibel

von Theologischer Verlag Zürich
1 Ach, wie liegt sie einsam da, (Alef)[1] die Stadt, einst reich an Volk, nun einer Witwe gleich! Eine Grosse unter den Nationen, eine Fürstin unter den Provinzen, nun in Fronarbeit!2 Bitter weint sie in der Nacht, (Bet) und ihre Tränen sind auf ihren Wangen, keinen hat sie, der tröstet, unter all denen, die sie geliebt haben; all ihre Freunde haben treulos an ihr gehandelt, sind nun ihre Feinde. (Jer 31,15; Kla 2,11; Kla 3,48)3 Juda ist in die Verbannung gegangen (Gimel) seines Elends und der harten Arbeit wegen[2]; unter den Nationen weilt es, es findet keine Ruhe, alle seine Verfolger haben es eingeholt mitten in den Bedrängnissen. (5Mo 28,65; Kla 4,15)4 Die Wege nach Zion trauern, (Dalet) denn da ist keiner, der zum Fest kommt, alle ihre[3] Tore sind verwüstet, ihre Priester seufzen, ihre Jungfrauen sind voller Kummer, und sie selbst ist voll von Bitterkeit. (Kla 2,6; Kla 5,15)5 Ihre Gegner haben die Oberhand gewonnen, (He) ihre Feinde sind zufrieden, denn der HERR hat Jerusalem[4] in Kummer gestürzt, ihrer vielen Vergehen wegen. Gefangen mussten ihre Jüngsten vor dem Gegner hinziehen. (Kla 1,7; Kla 1,8; Kla 2,17)6 Und all ihre Pracht ist aus der Tochter Zion fortgezogen, (Waw) ihre Fürsten sind wie Hirsche geworden, die keine Weide finden, und ohne Kraft sind sie weggelaufen vor ihren Verfolgern. (Kla 4,19; Kla 5,16)7 Jerusalem erinnert sich (Sajin) in den Tagen ihres Elends und ihrer Heimatlosigkeit all ihrer Kostbarkeiten aus den Tagen vor der Zeit, da ihr Volk in die Hand des Gegners fiel und keiner da war, der ihr half. Die Gegner sahen sie, lachten darüber, dass es zu Ende war mit ihr. (Kla 3,19)8 Schwer hat Jerusalem gesündigt, (Chet) darum ist sie zum Gespött geworden. All ihre Verehrer verachten sie, denn sie haben ihre Blösse gesehen. Sie selbst seufzt und hat sich abgewendet. (Jer 24,9; Kla 5,7)9 Ihre Unreinheit klebt an ihren Säumen, (Tet) sie hat nicht bedacht, wie es mit ihr enden könnte, und ist entsetzlich heruntergekommen; da ist keiner, der sie tröstet. Sieh dir, HERR, mein Elend an, der Feind tut sich gross! (Jes 47,7; Kla 4,15)10 Der Gegner hat seine Hand ausgestreckt (Jod) nach all ihren Kostbarkeiten. Sie musste mitansehen, wie Nationen in ihr Heiligtum kamen, denen du geboten hattest, nicht in deine Versammlung zu kommen! (2Kön 24,13; Jer 51,51)11 Ihr ganzes Volk seufzt, sie suchen Brot, (Kaf) ihre Kostbarkeiten haben sie für Nahrung hergegeben, um wieder zu Kräften zu kommen. Sieh, HERR, und schau doch, wie verachtet ich nun bin! (Kla 2,19; Kla 4,4; Kla 5,10)12 Euch bedeutet es nichts, (Lamed) euch allen, die ihr vorüberzieht auf dem Weg. Schaut her und seht, ob es einen Schmerz gibt wie den Schmerz, der mir zugefügt worden ist, mit dem der HERR mich in Kummer gestürzt hat am Tag seines glühenden Zorns. (Kla 4,11)13 Aus der Höhe sandte er Feuer in meine Gebeine, (Mem) und dann zertrat er sie. Meinen Füssen hat er ein Netz gelegt, er hat mich zurückgedrängt, mich entsetzlich zugerichtet, er hat mich krank gemacht für alle Zeit. (Hi 19,6; Kla 2,3)14 Das Joch meiner Vergehen lässt mir keine Ruhe, (Nun) zusammengefügt von seiner Hand. Man hat es auf meinen Nacken gelegt, das hat meine Kraft gebrochen. Der Herr hat mich jenen in die Hände gegeben, denen ich nicht standhalten kann. (Jer 28,14)15 Wertlos machte der Herr alle meine Starken in meiner Mitte, (Samech) eine Festversammlung hat er gegen mich einberufen, um meine jungen Männer zu brechen. Der Herr trat die Kelter: die Jungfrau Tochter Juda! (Jes 63,3; Kla 2,21)16 Darüber weine ich, (Ajin) mein Auge, mein Auge zerfliesst von Wasser, denn fern von mir ist, wer trösten könnte, mich wieder zu Kräften brächte. Entsetzlich sind meine Kinder zugerichtet worden, denn der Feind war überlegen! (Kla 1,2; Kla 1,5)17 Zion hat ihre Hände ausgestreckt, (Pe) da ist keiner, der sie tröstet. Gegen Jakob hat der HERR ringsum dessen Gegner aufgeboten. Unter ihnen ist Jerusalem unrein geworden. (2Kön 24,2; Jer 15,5; Kla 1,2)18 Gerecht ist er, der HERR, (Zade) ich aber war widerspenstig gegen sein Wort. Hört doch, all ihr Völker, und seht meinen Schmerz! Meine jungen Frauen und meine jungen Männer mussten in die Gefangenschaft! (Jer 4,17; Jer 13,17; Kla 3,42)19 Ich rief nach denen, die mich geliebt haben, (Qof) sie haben mich im Stich gelassen, meine Priester und meine Ältesten sind umgekommen in der Stadt - sie hatten sich Nahrung gesucht, um wieder zu Kräften zu kommen. (Kla 1,2; Kla 1,11)20 Sieh, HERR, dass ich in Not bin, (Resch) mein Inneres steht in Flammen, mein Herz dreht sich mir, denn ich war so widerspenstig! Draussen raubt das Schwert die Kinder, im Haus ist es wie tot. (5Mo 32,25; Jer 4,19; Kla 2,11)21 Man hörte mich seufzen, (Schin) da war keiner, der mich tröstete. Alle meine Feinde haben von meinem Unglück gehört, sie haben sich gefreut, dass du es warst, der es getan hat! Bringst du den Tag, den du ausgerufen hast, wird es ihnen ergehen wie mir! (Jer 30,7; Kla 1,5)22 All ihre Bosheit soll vor dich kommen, (Taw) dann verfahre mit ihnen wie du mit mir verfahren bist all meiner Vergehen wegen! Denn zahlreich sind meine Seufzer, und mein Herz ist krank. (Jer 5,17; Jer 8,18; Jer 51,35)