Richter 16

Elberfelder Bibel

von SCM Verlag
1 Und Simson ging nach Gaza. Dort sah er eine Hure und ging zu ihr hinein. (Ri 1,18; Ri 14,1; 1Kor 6,18)2 ⟨Das berichtete man⟩ den Gazitern und sagte: Simson ist hierhergekommen. Da umstellten sie ihn und lauerten ihm die ganze Nacht im Stadttor auf. Und sie verhielten sich die ganze Nacht still und sagten: Bis der Morgen hell wird, dann wollen wir ihn erschlagen. (1Sam 19,11; Apg 9,23)3 Und Simson lag bis Mitternacht. Um Mitternacht aber stand er auf und packte die Flügel des Stadttores und die beiden Pfosten und riss sie samt dem Riegel heraus und legte sie auf seine Schultern. Und er trug sie auf den Gipfel des Berges, der nach Hebron zu ⟨liegt⟩.4 Und es geschah danach, da gewann er eine Frau im Tal Sorek lieb, ihr Name war Delila.5 Da gingen die Fürsten der Philister zu ihr hinauf und sagten zu ihr: Betöre ihn und sieh, wodurch seine Kraft so groß ist und wodurch wir ihn überwältigen können, dass wir ihn binden, um ihn zu bezwingen! Wir wollen dir jeder 1 100 ⟨Schekel⟩ Silber geben. (Ri 14,15; Mt 26,15)6 Da sagte Delila zu Simson: Vertrau mir doch an, wodurch deine Kraft so groß ist und womit man dich binden muss, um dich zu bezwingen!7 Und Simson sagte zu ihr: Wenn man mich mit sieben frischen Sehnen[1] bindet, die nicht ausgetrocknet sind, dann werde ich schwach werden und wie ein anderer Mensch sein.8 Da brachten die Fürsten der Philister sieben frische Sehnen[2], die nicht ausgetrocknet waren, zu ihr hinauf. Und sie band ihn damit,9 während die Lauernden bei ihr in der Kammer saßen[3]. Und sie sagte zu ihm: Philister über dir, Simson! Da zerriss er die Sehnen, wie ein Faden aus Werg zerreißt, wenn es Feuer riecht. So wurde seine Kraft nicht erkannt. (Ri 15,14)10 Da sagte Delila zu Simson: Siehe, du hast mich getäuscht und Lügen zu mir geredet. Vertrau mir doch jetzt an, womit man dich binden muss!11 Er sagte zu ihr: Wenn man mich ganz fest mit neuen Stricken, mit denen keine Arbeit getan worden ist, bindet, dann werde ich schwach werden und wie ein anderer Mensch sein.12 Da nahm Delila neue Stricke und band ihn damit. Dann sagte sie zu ihm, während ⟨wieder⟩ die Lauernden in der Kammer saßen[4]: Philister über dir, Simson! Da riss er sie von seinen Armen wie einen Faden. (Ri 15,14)13 Da sagte Delila zu Simson: Bisher hast du mich getäuscht und Lügen zu mir geredet. Vertrau mir ⟨doch endlich⟩ an, womit man dich binden muss! Er sagte zu ihr: Wenn du die sieben Haarflechten meines Kopfes mit den Kettfäden ⟨am Webstuhl⟩ verwebtest.14 Und sie machte[5] sie mit dem Pflock fest und sagte zu ihm: Philister über dir, Simson! Da wachte er aus seinem Schlaf auf und riss den Weberpflock und die Kettfäden heraus.15 Da sagte sie zu ihm: Wie kannst du sagen: Ich habe dich lieb! – wo doch dein Herz nicht mit mir ist? Dreimal hast du mich jetzt getäuscht und mir nicht anvertraut, wodurch deine Kraft so groß ist. (Ri 14,16)16 Und es geschah, als sie ihn alle Tage mit ihren Worten bedrängte und ihn plagte, da wurde seine Seele es zum Sterben leid, (Ri 14,16)17 und er vertraute ihr sein ganzes Herz an und sagte zu ihr: Nie ist ein Schermesser auf mein Haupt gekommen, denn ein Nasiräer[6] Gottes bin ich von Mutterleib an. Wenn ich geschoren werde, dann weicht meine Kraft von mir, und ich werde schwach wie jeder ⟨andere⟩ Mensch sein. (4Mo 6,5; Ri 13,5; Spr 13,3; 2Kor 3,5)18 Und als Delila sah, dass er ihr sein ganzes Herz anvertraut hatte, sandte sie hin und rief die Fürsten der Philister und ⟨ließ ihnen⟩ sagen: Diesmal kommt herauf, denn er hat mir sein ganzes Herz anvertraut! Da kamen die Fürsten der Philister zu ihr herauf, und in ihrer Hand brachten sie das Geld mit.19 Und sie ließ ihn auf ihren Knien einschlafen. Dann rief sie den Mann und ließ die sieben Haarflechten seines Hauptes abscheren. So begann sie, ihn zu bezwingen[7], und seine Kraft wich von ihm. (Pred 7,26; Lk 22,46)20 Und sie sagte: Philister über dir, Simson! Da wachte er auf von seinem Schlaf und sagte ⟨sich⟩: Ich werde davonkommen, wie es Mal für Mal ⟨gelang⟩, und werde mich freischütteln. Er wusste aber nicht, dass der HERR von ihm gewichen war. (4Mo 14,43; 1Sam 16,14; 1Sam 18,12)21 Und die Philister packten ihn und stachen ihm die Augen aus. Und sie führten ihn nach Gaza hinab und banden ihn mit ehernen Fesseln[8], und er musste im Gefängnis die Mühle drehen. (2Kön 25,7)22 Aber das Haar seines Hauptes begann ⟨wieder⟩ zu wachsen, nachdem es geschoren worden war.23 Und die Fürsten der Philister versammelten sich zu einem Freudenfest, um ihrem Gott Dagon ein großes Schlachtopfer darzubringen[9]. Denn sie sagten: Unser Gott hat Simson, unseren Feind, in unsere Hand gegeben. (1Sam 5,2)24 Und als das Volk ihn sah, lobten sie ihren Gott. Denn sie sagten: Unser Gott hat unseren Feind in unsere Hand gegeben, den, der unser Land verheerte, und den, der unsere Erschlagenen zahlreich machte. (Ri 15,14; Offb 11,10)25 Und es geschah, als ihr Herz fröhlich war, sagten sie: Ruft Simson herbei, er soll für uns Späße machen[10]! Und sie riefen Simson aus dem Gefängnis, und er musste vor ihnen Späße machen[11]. Und sie stellten ihn zwischen die Säulen.26 Und Simson sagte zu dem Jungen, der ihn an der Hand hielt: Lass mich, dass ich die Säulen betaste, auf denen das Haus ruht. Ich will mich an sie lehnen.27 Das Haus war aber voll von Männern und Frauen, und alle Fürsten der Philister waren ⟨ebenfalls⟩ dort. Und auf dem Dach waren an die dreitausend Männer und Frauen, die zusahen, wie[12] Simson Späße machen[13] musste.28 Da rief Simson zu dem HERRN und sagte: Herr, HERR! Denke doch an mich und stärke mich doch nur diesmal ⟨noch⟩, Gott, damit ich Rache nehmen kann an den Philistern – eine Rache ⟨nur⟩ für meine beiden Augen! (Ps 10,12; Jer 15,15)29 Dann umfasste Simson die beiden Mittelsäulen, auf denen das Haus ruhte, stemmte sich gegen sie – ⟨gegen⟩ die eine mit seiner Rechten und ⟨gegen⟩ die andere mit seiner Linken.30 Und Simson sagte: Meine Seele sterbe mit den Philistern! Und er beugte sich mit ⟨aller⟩ Kraft. Da fiel das Haus auf die Fürsten und auf alles Volk, das darin war. So waren die Toten, die er mit seinem Tod tötete, zahlreicher als die, die er in seinem Leben getötet hatte.31 Und seine Brüder und das ganze Haus seines Vaters kamen herab und hoben ihn auf. Und sie brachten ⟨ihn⟩ hinauf und begruben ihn zwischen Zora und Eschtaol im Grab seines Vaters Manoach. Er hatte aber Israel zwanzig Jahre gerichtet. (Ri 13,25; Ri 15,20)

Richter 16

Neues Leben. Die Bibel

von SCM Verlag
1 Eines Tages ging Simson in die Philisterstadt Gaza. Dort sah er eine Prostituierte und verbrachte die Nacht mit ihr. (Jos 15,47)2 Schon bald sprach es sich in Gaza herum: »Simson ist hier!« Und die Leute streiften suchend umher und lauerten ihm die ganze Nacht am Stadttor auf. Sie verhielten sich jedoch ruhig und sagten zueinander: »Wenn das Morgenlicht durchbricht, werden wir ihn umbringen.« (Ps 118,10)3 Aber Simson schlief nur bis Mitternacht. Dann stand er auf, packte die beiden Flügel des Stadttors und riss es samt Pfosten und Riegel aus dem Boden. Er legte es sich über die Schultern und trug es bis auf den Gipfel des Berges, der Hebron gegenüberliegt.4 Einige Zeit später verliebte sich Simson in eine Frau namens Delila. Delila lebte im Tal Sorek.5 Die Fürsten der Philister gingen zu ihr und sagten: »Bring Simson dazu[1] dir zu verraten, was ihn so stark macht und wie wir ihn überwältigen und fesseln können. Dafür erhältst du von jedem von uns 1100 Schekel[2] Silber.« (Ri 14,15)6 Also bat Delila Simson: »Bitte verrate mir doch, was dich so stark macht und wie man dich fesseln und besiegen kann.«7 Simson antwortete: »Wenn man mich mit sieben neuen Bogensehnen fesselt, die noch nicht getrocknet sind, werde ich so schwach wie alle anderen Menschen.«8 Da brachten die Philisterfürsten Delila sieben neue Bogensehnen, die noch nicht getrocknet waren, und sie fesselte Simson damit.9 Einige Männer hatten sich in einem Zimmer ihres Hauses versteckt, und nun rief sie: »Achtung, Simson! Die Philister kommen!« Aber Simson zerriss die Bogensehnen, als wären es angesengte Bindfäden. Das Geheimnis seiner Kraft blieb trotzdem unentdeckt.10 Delila sagte zu Simson: »Du hast mich zum Narren gehalten und belogen! Jetzt verrate mir aber, wie man dich wirklich fesseln kann!«11 Simson antwortete: »Wenn man mich mit neuen Seilen fesselt, die noch unbenutzt sind, werde ich so schwach wie alle anderen Menschen.« (Ri 15,13)12 Da nahm Delila neue Seile und fesselte ihn damit. Die Männer hielten sich wieder in dem Zimmer versteckt und Delila rief: »Achtung, Simson! Die Philister kommen!« Aber Simson zerriss die Seile an seinen Armen, als wären es dünne Fäden.13 Da sagte Delila: »Bisher hast du deinen Spott mit mir getrieben und mich belogen! Willst du mir nicht endlich sagen, wie man dich fesseln kann?« Simson antwortete: »Wenn du meine sieben Haarlocken in das Gewebe auf deinem Webstuhl webst und mit dem Webkamm andrückst[3], werde ich so schwach wie alle anderen Menschen.« Also webte Delila, während er schlief, seine sieben Locken in das Gewebe14 und drückte sie mit dem Webkamm an. Wieder rief sie: »Achtung, Simson! Die Philister kommen!« Simson erwachte und riss den Webkamm samt Gewebe aus dem Webstuhl heraus und befreite sein Haar.15 Da warf ihm Delila vor: »Wie kannst du sagen, dass du mich liebst, wenn du mir nicht vertraust[4]? Du hast mich jetzt dreimal getäuscht und mir noch immer nicht gesagt, was dich so stark macht.« (Ri 14,16)16 Und sie lag ihm Tag für Tag mit ihren Vorwürfen in den Ohren und bedrängte ihn, bis er es nicht mehr aushielt.17 Darum vertraute Simson ihr schließlich sein ganzes Geheimnis[5] an und sagte zu ihr: »Mein Haar ist noch nie geschnitten worden, denn seit meiner Geburt bin ich Gott als Nasiräer geweiht. Wenn man meine Haare abschneiden würde, würde mich meine Kraft verlassen und ich wäre so schwach wie alle anderen Menschen.« (4Mo 6,2; Ri 13,5)18 Delila merkte, dass er ihr diesmal die Wahrheit gesagt hatte. Sie schickte jemanden zu den Philisterfürsten und ließ ihnen sagen: »Kommt noch ein einziges Mal, denn jetzt hat er mir sein ganzes Geheimnis anvertraut.« Die Philisterfürsten kamen und brachten ihr das Geld mit.19 Delila ließ Simson auf ihrem Schoß einschlafen, rief einen Mann herein und schnitt Simson die sieben Haarlocken ab. Und tatsächlich, sie bezwang ihn und seine Stärke verließ ihn.20 Dann rief sie: »Achtung, Simson! Die Philister kommen!« Er erwachte und dachte: »Ich werde mich befreien und meine Fesseln abschütteln wie die übrigen Male.« Denn er wusste nicht, dass der HERR ihn verlassen hatte. (1Sam 16,14; 1Sam 18,12)21 Da packten ihn die Philister und stachen ihm die Augen aus. Dann brachten sie ihn nach Gaza, wo er in Bronzeketten gelegt wurde und im Gefängnis den Mühlstein drehen musste.22 Aber es dauerte nicht lange, und sein Haar begann wieder zu wachsen.23 Eines Tages versammelten sich die Fürsten der Philister, um ihrem Gott Dagon ein Opfer darzubringen. Es wurde ein großes Freudenfest daraus, und sie sagten: »Unser Gott hat uns den Sieg über unseren Feind Simson geschenkt!« (1Sam 5,2)24 Alle Leute, die Simson sahen, lobten ihren Gott und sagten: »Unser Gott hat unseren Feind in unsere Hände gegeben – ihn, der so viele von uns getötet und unser Land verheert hat!«25 In ihrer ausgelassenen Stimmung riefen sie schließlich nach Simson, weil sie ihren Spaß mit ihm haben wollten. Simson wurde aus dem Gefängnis herbeigeholt und machte für sie Späße. Sie stellten ihn zwischen die Säulen des Tempels.26 Da sagte Simson zu dem Jungen, der ihn an der Hand führte: »Lass mich los und lege meine Hände an die Säulen, die das Haus tragen. Ich möchte mich dort anlehnen.«27 Der Tempel war aber voller Menschen. Alle Fürsten der Philister waren da, und auf dem Dach drängten sich 3000 Leute, Männer und Frauen, die Simson bei seinen Späßen zusahen.28 Da rief Simson den HERRN an und sagte: »Allmächtiger HERR, erinnere dich an mich. O Gott, gib mir noch ein einziges Mal Kraft, damit ich, o Gott, mich an den Philistern für den Verlust meiner Augen rächen kann.« (Ri 15,18)29 Dann umfasste Simson die beiden Mittelsäulen, auf denen das Haus ruhte, die eine mit seinem rechten, die andere mit seinem linken Arm, und stemmte sich dagegen.30 »Lass mich mit den Philistern sterben!«, rief er. Er stemmte mit aller Kraft, und da stürzte der Tempel über den Fürsten der Philister und allen anderen Anwesenden ein. Auf diese Weise tötete Simson im Sterben mehr Menschen als in seinem ganzen Leben.31 Später kamen seine Brüder und die ganze Familie seines Vaters, um seinen Leichnam zu holen. Sie brachten ihn nach Hause und begruben ihn zwischen Zora und Eschtaol im Grab seines Vaters Manoach. Simson war 20 Jahre lang Richter in Israel gewesen. (Ri 15,20)