Unheil im Land und in Jerusalem durch Gottes Zorn gemäß seiner Warnung – Zions Schreien nach Gottes Erbarmen
1Wehe, wie umwölkt[1] in seinem Zorn der Herr die Tochter Zion! Er hat die Herrlichkeit[2] Israels vom Himmel zur Erde geworfen und am Tag seines Zorns nicht gedacht an den Schemel seiner Füße. (1Sam 4,21; 1Chr 28,2; Ps 132,7; Kla 1,12; Kla 3,43; Hes 24,21; Mt 5,34; Offb 6,17)2Vernichtet[3] hat der Herr – ohne Mitleid – alle Weideplätze Jakobs; er hat in seinem Grimm niedergerissen die befestigten Städte der Tochter Juda; zu Boden gestürzt, entweiht hat er das Königreich und seine Obersten. (5Mo 28,52; Ps 89,40; Jer 19,15)3In Zornesglut hat er abgehauen jedes Horn Israels; er hat seine Rechte zurückgezogen angesichts des Feindes und hat Jakob in Brand gesteckt[4] wie ein flammendes Feuer, das ringsum frisst. (5Mo 32,22; 2Chr 34,25; Ps 74,11; Jer 7,20; Kla 1,13; Kla 4,11; Hes 7,14; Hes 13,13; Nah 1,6)4Seinen Bogen hat er gespannt[5] wie ein Feind, seine rechte Hand erhoben[6] wie ein Gegner und hat alles den Augen Begehrenswerte umgebracht. In das Zelt der Tochter Zion hat er seinen Grimm ausgegossen wie Feuer. (5Mo 32,22; 1Sam 28,16; 2Chr 34,25; Hi 19,11; Jes 63,10; Jer 7,20; Jer 21,5; Jer 30,14; Kla 1,13; Kla 4,11; Hes 7,14; Hes 13,13; Nah 1,6)5Der Herr ist wie ein Feind geworden. Er hat Israel vernichtet[7], vernichtet[8] alle ihre[9] Paläste, seine[10] befestigten Städte zerstört. So hat er in der Tochter Juda Weh und Wehgeschrei gehäuft. (1Sam 28,16; Hi 19,11; Ps 89,41; Jes 63,10)6Und er hat seine Hütte[11] abgebrochen wie die eines Gartens, hat zerstört ⟨den Ort für⟩ seine Festversammlung. Der HERR hat in Zion Festversammlung und Sabbat in Vergessenheit geraten lassen und im Toben[12] seines Zorns König und Priester verworfen. (3Mo 26,31; Ps 74,7; Jes 5,5; Jer 42,18; Jer 45,4; Jer 52,11; Kla 1,4; Zef 3,18)7Verstoßen hat der Herr seinen Altar, entweiht sein Heiligtum; er hat die Mauern ihrer[13] Paläste der Hand des Feindes preisgegeben; Lärm erhob sich im Haus des HERRN wie an einem Festtag. (2Kön 25,9; Ps 74,4; Jes 64,9; Jer 4,26)8Der HERR hatte es sich vorgenommen, die Mauer der Tochter Zion zu zerstören; er spannte die Messschnur, wandte seine Hand vom Vernichten[14] nicht ab und versetzte Bollwerk und Mauer in Trauer; zusammen schwanden sie dahin. (2Kön 21,13; Jes 22,5; Jer 52,13)9Eingesunken in die Erde sind ihre Tore, zerstört und zerschlagen hat er ihre Riegel. Ihr König und ihre Obersten sind unter den Nationen, es gibt kein Gesetz mehr[15]. Auch ihre Propheten erhalten keine Vision von dem HERRN. (5Mo 28,63; 1Sam 28,6; 2Kön 25,7; 2Chr 15,3; Neh 1,3; Ps 74,9; Jes 24,12; Kla 1,3; Hes 7,26; Hos 3,4)10Schweigend[16] sitzen auf der Erde die Ältesten der Tochter Zion; sie haben Staub auf ihr Haupt geworfen, Sacktuch sich umgegürtet; die Jungfrauen Jerusalems senken ihr Haupt zur Erde. (Hi 2,12; Jes 3,26; Jes 15,3)11In Tränen vergehen meine Augen, mein Inneres glüht[17], meine Leber hat sich zur Erde ergossen wegen des Zusammenbruchs der Tochter meines Volkes, weil Kind und Säugling auf den Plätzen der Stadt verschmachten. (Jes 51,20; Jer 14,17; Kla 1,11; Kla 1,16; Kla 1,20; Kla 4,4)12Zu ihren Müttern sagen sie: »Wo ist Brot[18] und Wein?«, während sie wie tödlich Verwundete verschmachten auf den Plätzen der Stadt, während ihre Seele sich ergießt in den Schoß ihrer Mütter. (Jes 51,20; Kla 1,11; Kla 4,4)13Womit soll ich dir aufhelfen[19], womit dich vergleichen, Tochter Jerusalem? Was soll ich dir gleichstellen, damit ich dich tröste, du Jungfrau, Tochter Zion? Denn so groß wie das Meer ist dein Zusammenbruch. Wer kann dich heilen? (Jer 9,18; Jer 14,19; Jer 30,13; Kla 1,12)14Deine Propheten schauten dir Trug und Tünche; und sie deckten deine Schuld nicht auf, dein Geschick zu wenden, sondern sie schauten dir Aussprüche zu Lüge und Verführung[20]. (Jes 9,15; Jer 5,31; Jer 27,10; Jer 28,15; Jer 29,8; Kla 4,13; Hes 13,22; Mi 3,5)15Alle, die des Weges ziehen, klatschen über dich in die Hände, sie zischen[21] und schütteln ihren Kopf über die Tochter Jerusalem: Ist das die Stadt, von der man sagte: Der Schönheit Vollendung, Wonne der ganzen Erde? (1Kön 9,8; Ps 44,15; Ps 48,3; Jer 19,8; Hes 16,14; Dan 9,16; Nah 3,19)16Alle deine Feinde reißen ihren Mund über dich auf, sie zischen[22] und knirschen mit den Zähnen. Sie sagen: Wir haben vernichtet[23]! Ja, dies ist der Tag, den wir erhofft haben! Wir haben ⟨es⟩ erreicht, wir haben ⟨es⟩ gesehen! (Ps 35,21; Jer 26,6; Jer 51,34; Kla 3,46; Hes 5,15; Hes 23,32; Mi 4,11)17Getan hat der HERR, was er sich vorgenommen hatte, er hat sein Wort zur Vollendung gebracht, das er von den Tagen der Vorzeit her entboten hatte. Er hat ohne Mitleid niedergerissen und hat den Feind über dich fröhlich sein lassen, er hat das Horn deiner Gegner erhöht. (5Mo 28,15; 1Kön 9,7; Ps 89,43; Jer 40,3; Kla 1,5; Dan 9,12; Zef 1,2)18Schrei laut um Hilfe zum Herrn, stöhne, du[24] Tochter Zion! Lass wie einen Bach die Tränen rinnen Tag und Nacht! Gönne dir keine Ruhe! Dein Augapfel stehe nicht still! (Kla 1,2)19Auf, wimmere bei Nacht, bei Beginn der Nachtwachen, schütte wie Wasser dein Herz aus vor dem Angesicht des Herrn! Erhebe deine Hände zu ihm um der Seele deiner Kinder willen, die vor Hunger verschmachten an allen Straßenecken! (1Sam 7,6; Ps 142,3; Jer 14,18; Mi 1,16)20Sieh, HERR, und schaue, an wem du so gehandelt hast! Dürfen Frauen ihre Leibesfrucht essen, die liebevoll gepflegten[25] Kinder? Dürfen im Heiligtum des Herrn Priester und Prophet erschlagen werden? (Jer 19,9; Kla 4,10; Kla 4,16; Hes 5,10; Hes 9,7)21Am Boden auf den Straßen liegen Kind und Greis; meine Jungfrauen und meine jungen Männer sind durchs Schwert gefallen. Erschlagen hast du ⟨sie⟩ am Tag deines Zornes, abgeschlachtet ohne Mitleid. (Jer 4,31; Jer 9,20; Jer 51,22; Kla 1,15; Kla 3,43; Hes 5,11; Hes 24,21)22Meine Schrecknisse[26] hast du von allen Seiten herbeigerufen wie zu einem Festtag, und am Tag des Zornes des HERRN gab es keinen Entkommenen und Entronnenen: Die ich liebevoll gepflegt[27] und großgezogen habe, mein Feind hat sie vertilgt. (2Chr 36,17; Jer 6,25; Jer 21,7; Hos 9,12)
Klagelieder 2
Neues Leben. Die Bibel
von SCM Verlag1Der Herr hat seinen Zorn wie dunkle Wolken über Jerusalem[1] geworfen. Die Herrlichkeit Israels warf er vom Himmel zur Erde. Selbst seinen eigenen Tempel[2] hat der Herr am Tag seines Zorns nicht verschont. ב (Bet) (Ps 99,5; Ps 132,7; Jes 64,10; Hes 28,14)2Erbarmungslos hat der Herr jedes Haus in Israel[3] zerstört. Die befestigten Städte der Tochter Juda hat er in seinem Zorn eingerissen, das Reich und seine Fürsten hat er zur Erde gestürzt und entehrt. ג (Gimel) (Ps 21,10; Ps 89,40; Kla 3,43)3In der Glut seines Zorns hat er die ganze Macht Israels gebrochen. Mit dem Angriff des Feindes hat der Herr seine schützende Hand vom Land abgezogen, und nun verzehrt er Israel wie ein tosendes Feuer. ד (Dalet) (Ps 75,6; Jes 42,25; Jer 21,14)4Er spannte seinen Bogen und legte ihn auf sein eigenes Volk an, als wäre es sein Feind. Er tötete, was als begehrenswert galt. Seine Zornesglut hat er über der Stadt Jerusalem[4] ausgeschüttet. ה (He) (Hi 6,4; Hi 16,13; Jer 7,20; Kla 3,12)5Wie ein Feind ist der Herr geworden. Er hat Israel und jede seiner Festungen zerstört. So hat er unendliches Leid und Tränen über die Tochter Juda gebracht. ו (Waw) (Jer 52,13; Kla 2,2)6Er hat seinen eigenen Tempel eingerissen wie ein Gartenhaus. Der HERR hat jede Erinnerung an die heiligen Feste und Sabbattage ausgelöscht. In seinem tobenden Zorn hat er Könige und Priester verworfen. ז (Zajin) (Kla 1,4; Zef 3,18)7Auch seinen Altar hat der Herr verworfen und sein Heiligtum entweiht. Jerusalems Paläste hat er in die Hände seiner Feinde gegeben. Im Tempel des HERRN herrschte ein Geschrei wie an Festtagen. ח (Chet) (Ps 74,3; Jes 64,10; Hes 7,20)8Der HERR hat beschlossen, die Mauern Jerusalems zu zerstören. Sorgfältig hat er den Untergang der Stadt geplant und nicht eher abgelassen, bis sie zerstört war. Wälle und Mauern ließ er trauern, sie sanken dahin. ט (Thet) (2Kön 21,13; Jes 34,11; Am 7,7)9Jerusalems Tore gleichen dem Erdboden, ihre Riegel sind zerschmettert und zerstört. Die Könige und Fürsten der Stadt wurden in fremde Länder verschleppt. Das Gesetz gilt nicht mehr und die Propheten erhalten vom HERRN keine Visionen. י (Jod) (Neh 1,3; Jer 14,14; Jer 23,16)10Jerusalems Älteste sitzen, in Säcke gekleidet, schweigend am Boden. Voller Sorge und Verzweiflung streuen sie sich Asche aufs Haupt. Die Jungfrauen Jerusalems senken ihre Köpfe zu Boden. כ (Kaf) (Hi 2,13; Jes 3,26; Am 8,3; Jon 3,6)11Ich weinte, bis ich keine Tränen mehr hatte. Mein Herz brach und mir schwanden die Sinne als ich sah, dass mein Volk untergeht und Säuglinge und Kleinkinder auf den Straßen sterben. ל (Lamed) (Jer 4,19; Kla 2,19)12Sie sagen zu ihren Müttern: »Wir wollen essen und trinken!« Und dann sterben sie in den Straßen der Stadt wie tödlich Getroffene. Sie hauchen ihr Leben in den Armen ihrer Mütter aus. מ (Mem) (Hi 30,16)13O Tochter Jerusalem, womit soll ich deine Qual vergleichen? O jungfräuliche Tochter Zion, wie kann ich dich trösten? Deine Wunde ist tief wie das Meer, wer kann dich heilen? נ (Nun) (Kla 1,12)14Deine Propheten haben dich betrogen und dir falsche Bilder ausgemalt. Sie haben nicht einmal versucht, dich vor dem Exil zu bewahren, indem sie dir deine Sünden vorhielten. Stattdessen weissagten sie Lügen und verführten dich. ס (Samek) (Hes 22,25; Hes 23,36; Mi 3,8)15Alle Vorübergehenden klatschen vor Hohn in die Hände. Sie pfeifen und schütteln ihren Kopf über die Tochter Jerusalem: »Ist das etwa die Stadt, die ›Schönste der Welt‹ und ›Freude der Erde‹ genannt wird?« פ (Pe) (Hi 27,23; Ps 48,3; Ps 50,2; Jer 18,16)16Alle deine Feinde zerreißen sich den Mund über dich, sie zischen und knirschen mit den Zähnen. »Wir haben sie vernichtet!«, spotten sie. »Wir haben lange auf diesen Tag gewartet, jetzt ist er endlich da!« ע (Ajin) (Ps 22,14; Ps 56,3; Kla 3,46; Ob 1,12)17Der HERR hat getan, was er sich vorgenommen hatte. Er hat sein Wort erfüllt, das er lange angekündigt hatte. Erbarmungslos hat er alles niedergerissen. Deine Feinde ließ er fröhlich sein und erhöhte ihre Macht. צ (Sade) (5Mo 28,43; Ps 89,43; Kla 1,5)18Weine laut vor dem Herrn, Mauer der Tochter Zion! Deine Tränen sollen Tag und Nacht fließen wie ein Bach. Gönn dir keine Ruhe, deine Augen sollen nicht trocken werden. ק (Qof) (Kla 2,8; Hos 7,14; Hab 2,11)19Steh auf, schrei in der Nacht zu Beginn jeder Nachtwache. Schütte dem Herrn dein Herz aus wie Wasser. Heb deine Hände wegen deiner Kinder zu ihm auf, die an allen Straßenecken verhungern. ר (Resch) (1Sam 1,15; Jes 51,20)20»Sieh, HERR, wem du so etwas angetan hast! Soll denn eine Mutter die Frucht ihres Leibes essen, ihre Kinder, die auf ihren Knien saßen? Sollen denn Priester und Propheten im Tempel des Herrn erschlagen werden? שׁ (Schin) (2Mo 32,11; 5Mo 9,26; Jer 23,11; Kla 4,13)21Sie liegen in den Straßen – Junge und Alte, Mädchen und Jungen, vom Schwert erschlagen. Du hast sie in deinem Zorn erschlagen, du hast sie ohne Erbarmen umgebracht. ת (Taw) (2Chr 36,17; Jer 6,11; Sach 11,6)
Hoffnung auf die Treue des HERRN
22Du hast meine Feinde von allen Seiten aufgeboten, hast sie gerufen wie zu einem Fest, sodass niemand am Tag des Zorns des HERRN entkommen konnte. Keiner hat überlebt: mein Feind hat alle Kinder, die ich glücklich geboren und großgezogen habe, getötet.« א (Alef) (Jes 24,17; Jer 16,2)