Hiob 19

Zürcher Bibel

1 Da antwortete Hiob und sprach:2 Wie lange wollt ihr meine Seele quälen und mich mit Worten zermalmen?3 Zehnmal habt ihr mich nun schon geschmäht, und ihr schämt euch nicht, mich zu misshandeln. (4Mo 14,22)4 Hätte ich wirklich gefehlt, so müsste ich doch selbst meine Verfehlung tragen.5 Wollt ihr wirklich grosstun gegen mich und mir meine Schmach beweisen?6 Erkennt doch, dass Gott mir unrecht getan und sein Fangnetz um mich gelegt hat. (Hi 6,29; Hi 18,8)7 Seht, ich schreie: Gewalt!, und bekomme keine Antwort, ich rufe um Hilfe, doch da ist kein Recht. (Hi 24,12; Hi 30,20; Jer 20,8; Hab 1,2)8 Meinen Weg hat er versperrt, ich kann nicht weiter, und Finsternis legt er auf meine Pfade. (Hi 3,23)9 Meiner Ehre hat er mich entkleidet, und die Krone hat er mir vom Haupt genommen. (Hi 29,14; Ps 89,45)10 Ganz und gar hat er mich zerbrochen, und ich fahre dahin, und meine Hoffnung hat er ausgerissen wie einen Baum. (Hi 14,7)11 Und seinen Zorn liess er gegen mich entbrennen und behandelte mich wie seinen Feind. (Hi 13,24)12 Vereint kamen seine Scharen herbei und bahnten sich ihren Weg gegen mich und lagerten rings um mein Zelt. (Hi 30,12)13 Meine Brüder hat er mir entfremdet, und die mich kennen, haben sich abgewandt von mir. (Hi 16,7; Ps 31,12; Ps 42,11; Ps 69,9; Ps 88,9)14 Meine Verwandten und Vertrauten halten sich fern, vergessen haben mich,15 die in meinem Hause Gast waren, und meine Mägde halten mich für einen Fremden, ein Unbekannter bin ich nun in ihren Augen.16 Ich rufe meinen Knecht, er aber antwortet nicht, mit meinem Mund muss ich ihn anflehen.17 Meiner Frau ist mein Atem widerlich und meinen Geschwistern mein Gestank.18 Selbst Kinder verachten mich, wenn ich aufstehen will, verhöhnen sie mich. (Hi 30,1)19 Alle meine Vertrauten verabscheuen mich, und die ich liebte, haben sich gegen mich gewandt. (Hi 19,13; Ps 41,10; Joh 13,18)20 Ich bin nur noch Haut und Knochen, und die Haare fallen mir aus.[1] (Hi 33,21)21 Habt Erbarmen, Erbarmen mit mir, meine Freunde, denn Gottes Hand hat mich geschlagen. (Hi 1,11; Ps 38,3)22 Warum wollt ihr mich wie Gott verfolgen und werdet nicht satt, mich zu zerfleischen? (Ps 27,2)23 Würden meine Worte doch aufgeschrieben, in eine Tafel geritzt,24 mit eisernem Griffel und mit Blei für immer in den Fels gemeisselt!25 Ich aber weiss: Mein Anwalt lebt, und zuletzt wird er sich über dem Staub erheben. (Hi 42,5; Ps 119,154; Spr 23,11; Jer 50,34)26 Und nachdem meine Haut so zerschunden wurde, werde ich Gott schauen ohne mein Fleisch.[2]27 Ich werde ihn schauen, und meine Augen werden ihn sehen und niemand sonst. In meinem Innern verzehren sich meine Nieren. (Hi 42,5)28 Wenn ihr denkt: Wie können wir ihn verfolgen, bei ihm selbst den Grund der Sache finden?,29 so fürchtet euch vor dem Schwert! Denn Zorn wird mit dem Schwert bestraft, damit ihr wisst: Es gibt ein Gericht. (Pred 12,14)