Klagelieder 3

Zürcher Bibel

1 Ich bin der Mann, der das Elend gesehen hat, (Alef) das Werk des Stocks seines Zorns. (Jer 20,18)2 Mich hat er vertrieben und fortgeführt (Alef) in die Finsternis und nicht ins Licht.3 Ja, gegen mich wendet er wieder und wieder seine Hand, (Alef) jeden Tag.4 Mein Fleisch und meine Haut hat er schwinden lassen, (Bet) meine Knochen hat er zerbrochen. (Hi 30,30; Kla 1,13)5 Gegen mich hat er gebaut, und mich hat er eingeschlossen (Bet) mit Gift und mit Mühsal.6 In tiefster Finsternis hat er mich wohnen lassen, (Bet) wie jene, die lange schon tot sind. (Ps 143,3)7 Er hat mich eingemauert, und ich komme nicht heraus, (Gimel) mit bronzenen Ketten hat er mich beschwert. (Hi 3,23)8 Auch wenn ich schreie und um Hilfe rufe - (Gimel) er hat sich meinem Gebet verschlossen. (Hi 19,7; Ps 22,3; Kla 3,44)9 Meinen Weg hat er mit Quadersteinen vermauert, (Gimel) meine Pfade hat er verdreht. (Hi 19,8)10 Ein lauernder Bär ist er für mich, (Dalet) ein Löwe im Verborgenen. (Hi 10,16; Jer 25,38; Hos 13,7)11 Meine Wege hat er mit Dornen versperrt,[1] (Dalet) und er hat mich zerrissen, übel hat er mich zugerichtet! (Kla 1,13)12 Er spannte seinen Bogen und stellte mich auf (Dalet) wie die Zielscheibe für den Pfeil. (Hi 6,4; Kla 2,4)13 In meine Nieren liess er eindringen (He) die Söhne seines Köchers.14 Für mein ganzes Volk bin ich zum Hohn geworden, (He) ihr Spottlied für jeden Tag. (Hi 30,9; Jer 20,7; Kla 3,63)15 Mit bitteren Kräutern hat er mich gesättigt, (He) mit Wermut hat er meinen Durst gestillt. (Kla 3,19)16 Und auf Kies liess er meine Zähne sich zerreiben, (Waw) in den Staub trat er mich nieder.17 Und aus dem Frieden hast du mich verstossen, (Waw) was Glück ist, habe ich vergessen! (Jer 15,17; Jer 16,5)18 Und ich sagte: Verloren ist mein Ruhm (Waw) und meine Hoffnung auf den HERRN. (Kla 2,15; Hes 37,11)19 An mein Elend und meine Heimatlosigkeit denken (Sajin) ist Wermut und Gift. (Kla 1,7; Kla 3,5)20 Ständig denke ich daran, (Sajin) und tief bin ich gebeugt!21 Dies werde ich zurückbringen in mein Herz, (Sajin) darum werde ich hoffen:22 Es sind die Gnadenerweise des HERRN, (Chet) dass es nicht ganz und gar zu Ende ist mit uns, denn sein Erbarmen hat sich nicht erschöpft. (Neh 9,31; Ps 89,2)23 An jedem Morgen ist es neu. (Chet) Deine Treue ist gross!24 Mein Anteil ist der HERR!, habe ich gesagt. (Chet) Darum werde ich auf ihn hoffen. (Ps 73,26)25 Der HERR ist gut zu dem, der auf ihn hofft, (Tet) zu dem, der nach ihm fragt. (Esr 8,22; Jes 30,18)26 Gut ist es, schweigend zu warten (Tet) auf die Rettung durch den HERRN. (Ps 62,2)27 Gut ist es für den Mann, (Tet) wenn er das Joch in seiner Jugend trägt. (Kla 1,14)28 Allein soll er sitzen, und er soll schweigen, (Jod) wenn er es ihm auferlegt. (Jer 15,17; Kla 1,1; Kla 2,10)29 Er tue seinen Mund in den Staub, (Jod) vielleicht gibt es Hoffnung!30 Er halte dem die Wange hin, der ihn schlägt, (Jod) der sich sättigt an der Schmach. (Jes 50,6)31 Denn er verstösst nicht für immer, (Kaf) der Herr. (Jer 3,12)32 Vielmehr: Hat er in Kummer gestürzt, dann erbarmt er sich, (Kaf) wie es der grossen Zahl seiner Gnadenerweise entspricht. (Jes 63,7)33 Denn nicht von Herzen hat er erniedrigt (Kaf) und die Menschen in Kummer gestürzt.34 Dass man unter seinen Füssen (Lamed) alle Gefangenen des Landes zertritt,35 dass man das Recht eines Mannes beugt (Lamed) vor dem Angesicht des Höchsten, (5Mo 27,19)36 dass man einen Menschen behindert bei seinem Rechtsstreit (Lamed) - das sollte der Herr nicht sehen? (Ps 94,5)37 Wer sollte das sein, der sprach und es geschah, (Mem) ohne dass der Herr es geboten hätte?38 Kommt nicht aus dem Mund des Höchsten (Mem) das Schlimme und das Gute? (Hi 2,10; Jes 45,7)39 Was beklagt sich der Mensch, der lebt, (Mem) was beklagt sich ein Mann über seine Sünden? (Kla 4,6)40 Lasst uns unsere Wege prüfen und erforschen, (Nun) und lasst uns zurückkehren zum HERRN! (Kla 5,21; Hos 6,1)41 Wir erheben unser Herz und unsere Hände (Nun) zu Gott im Himmel. (Kla 2,19)42 Wir, wir haben uns vergangen und waren widerspenstig, (Nun) du, du hast es nicht verziehen. (Kla 1,18)43 Du hast dich in Zorn gehüllt und hast uns verfolgt, (Samech) du hast uns umgebracht, ohne Mitleid. (Jer 13,14; Kla 2,21; Kla 4,11)44 In eine Wolke hast du dich gehüllt, (Samech) so dass kein Gebet hindurchdrang. (Kla 2,1; Kla 2,8)45 Zu Kehricht und Unrat hast du uns gemacht (Samech) inmitten der Völker.46 Alle unsere Feinde (Pe) haben ihr Maul gegen uns aufgerissen. (Ps 22,14; Kla 2,16)47 Grauen und Grube sind uns zuteil geworden, (Pe) Verheerung und Zusammenbruch. (Jes 24,17)48 Bäche stürzen aus meinem Auge (Pe) über den Zusammenbruch der Tochter meines Volks. (Jer 2,11; Jer 4,10; Jer 8,23; Kla 1,2)49 Mein Auge ergiesst sich und findet keine Ruhe, (Ajin) es hört und hört nicht auf,50 bis der HERR vom Himmel (Ajin) herabblickt und hinsieht. (Ps 80,15; Jes 63,15)51 Mein Auge schmerzt mich (Ajin) all der Töchter meiner Stadt wegen.52 Gejagt, gejagt wie einen Vogel haben mich (Zade) meine Feinde, ohne Grund! (Ps 35,19)53 In der Grube wollten sie mein Leben zum Schweigen bringen, (Zade) und Steine haben sie auf mich geworfen.54 Wasser flutete über mein Haupt, (Zade) ich sagte: Ich bin vom Leben[2] abgeschnitten! (Ps 69,2; Ps 88,6)55 Ich rief deinen Namen, HERR, (Qof) von tief unten aus der Grube. (Ps 130,1)56 Du hast meine Stimme gehört, (Qof) verschliesse nicht dein Ohr, zu meiner Erleichterung, zu meiner Rettung! (Ps 55,2)57 Am Tag, da ich dich rief, hast du dich genaht, (Qof) du sprachst: Fürchte dich nicht. (Ps 138,3; Jer 1,8)58 Du, Herr, hast um mich die Rechtsstreite geführt, (Resch) hast mein Leben erlöst. (Jer 50,34)59 HERR, du hast gesehen, wie man mir das Recht beugt, (Resch) verschaffe du mir mein Recht! (Ps 10,14)60 Du hast all ihre Rachegelüste gesehen, (Resch) all ihre Pläne gegen mich. (Jer 18,23)61 Ihr Schmähen hast du vernommen, HERR, (Schin) all ihre Pläne gegen mich,62 das Reden jener, die sich gegen mich erheben, und ihr Gerede (Sin) gegen mich, jeden Tag.63 Ob sie sitzen oder sich erheben - schau hin: (Schin) Ich bin ihr Spottlied! (Kla 3,14)64 Zahle es ihnen heim, HERR, (Taw) wie es dem Tun ihrer Hände entspricht. (Ps 28,4; Jer 11,20; Jer 50,15)65 Gib ihnen Verblendung ins Herz. (Taw) Dein Fluch über sie!66 Verfolge sie voller Zorn und zerschmettere sie (Taw) unter dem Himmel des HERRN!

Klagelieder 3

Lutherbibel 2017

1 Ich bin der Mann, der Elend sehen muss durch die Rute seines Grimmes.2 Er hat mich geführt und gehen lassen in die Finsternis und nicht ins Licht.3 Er hat seine Hand gewendet gegen mich und erhebt sie gegen mich Tag für Tag.4 Er hat mir Fleisch und Haut alt gemacht und mein Gebein zerschlagen.5 Er hat mich ringsum eingeschlossen und mich mit Bitternis und Mühsal umgeben.6 Er hat mich in Finsternis versetzt wie die, die längst tot sind.7 Er hat mich ummauert, dass ich nicht herauskann, und mich in harte Fesseln gelegt.8 Und wenn ich auch schreie und rufe, so stopft er sich die Ohren zu vor meinem Gebet. (Ps 22,3; Ps 69,4)9 Er hat meinen Weg vermauert mit Quadern und meinen Pfad zum Irrweg gemacht.10 Er hat auf mich gelauert wie ein Bär, wie ein Löwe im Verborgenen.11 Er lässt mich den Weg verfehlen, er hat mich zerfleischt und zunichtegemacht.12 Er hat seinen Bogen gespannt und mich dem Pfeil zum Ziel gegeben.13 Er hat mir seine Pfeile in die Nieren geschossen.14 Ich bin ein Hohn für mein ganzes Volk und täglich ihr Spottlied. (Hi 30,9)15 Er hat mich mit Bitterkeit gesättigt und mit Wermut getränkt.16 Er hat mich auf Kiesel beißen lassen, er drückte mich nieder in die Asche.17 Meine Seele ist aus dem Frieden vertrieben; ich habe das Gute vergessen.18 Ich sprach: Mein Ruhm und meine Hoffnung auf den HERRN sind dahin.19 Gedenke doch, wie ich so elend und verlassen, mit Wermut und Bitterkeit getränkt bin!20 Du wirst ja daran gedenken, denn meine Seele sagt mir’s.21 Dies nehme ich zu Herzen, darum hoffe ich noch:22 Die Güte des HERRN ist’s, dass wir nicht gar aus sind, seine Barmherzigkeit hat noch kein Ende, (Neh 9,31)23 sondern sie ist alle Morgen neu, und deine Treue ist groß.24 Der HERR ist mein Teil, spricht meine Seele; darum will ich auf ihn hoffen. (Ps 16,5; Ps 73,26)25 Denn der HERR ist freundlich dem, der auf ihn harrt, und dem Menschen, der nach ihm fragt.26 Es ist ein köstlich Ding, geduldig sein und auf die Hilfe des HERRN hoffen. (Röm 8,25)27 Es ist ein köstlich Ding für einen Mann, dass er das Joch in seiner Jugend trage.28 Er sitze einsam und schweige, wenn Gott es ihm auferlegt,29 und stecke seinen Mund in den Staub; vielleicht ist noch Hoffnung.30 Er biete die Backe dar dem, der ihn schlägt, und lasse sich viel Schmach antun. (Mt 5,39)31 Denn der Herr verstößt nicht ewig; (Jes 54,8)32 sondern er betrübt wohl und erbarmt sich wieder nach seiner großen Güte.33 Denn nicht von Herzen plagt und betrübt er die Menschen.34 Wenn man alle Gefangenen auf Erden unter die Füße tritt35 und eines Mannes Recht vor dem Allerhöchsten beugt36 und eines Menschen Sache verdreht, – sollte das der Herr nicht sehen?37 Wer darf denn sagen, dass solches geschieht ohne des Herrn Befehl (Jes 45,7; Am 3,6)38 und dass nicht Böses und Gutes kommt aus dem Munde des Allerhöchsten?39 Was murren denn die Leute im Leben, ein jeder über die Folgen seiner Sünde?40 Lasst uns erforschen und prüfen unsern Wandel und uns zum HERRN bekehren!41 Lasst uns unser Herz samt den Händen aufheben zu Gott im Himmel!42 Wir, wir haben gesündigt und sind ungehorsam gewesen, darum hast du nicht vergeben. (Ps 106,6)43 Du hast dich in Zorn gehüllt und uns verfolgt und ohne Erbarmen getötet.44 Du hast dich mit einer Wolke verdeckt, dass kein Gebet hindurchkonnte.45 Du hast uns zu Kehricht und Unrat gemacht unter den Völkern.46 Alle unsere Feinde reißen ihr Maul auf über uns.47 Wir werden gedrückt und geplagt mit Schrecken und Angst.48 Wasserbäche rinnen aus meinen Augen über den Jammer der Tochter meines Volks.49 Meine Augen fließen und können’s nicht lassen, und es ist kein Aufhören da,50 bis der HERR vom Himmel herabschaut und darein sieht. (Ps 102,20)51 Mein Auge macht mir Schmerzen wegen all der Töchter meiner Stadt.52 Meine Feinde haben mich ohne Grund gejagt wie einen Vogel.53 Sie haben mein Leben in der Grube zunichtegemacht und Steine auf mich geworfen.54 Wasser hat mein Haupt überschwemmt; da sprach ich: Nun bin ich verloren.55 Ich rief aber deinen Namen an, HERR, unten aus der Grube,56 und du erhörtest meine Stimme: »Verbirg deine Ohren nicht vor meinem Seufzen und Schreien!«57 Du nahtest dich zu mir, als ich dich anrief, und sprachst: Fürchte dich nicht!58 Du führst, Herr, meine Sache und erlöst mein Leben.59 Du siehst, HERR, wie mir Unrecht geschieht; hilf mir zu meinem Recht!60 Du siehst, wie sie Rache üben wollen, und kennst alle ihre Gedanken gegen mich.61 HERR, du hörst ihr Schmähen und alle ihre Anschläge gegen mich,62 die Reden meiner Widersacher und ihr Geschwätz über mich den ganzen Tag.63 Sieh doch: Ob sie sitzen oder aufstehen, singen sie über mich Spottlieder.64 Vergilt ihnen, HERR, wie sie verdient haben! (Ps 137,8; Kla 1,21; 1Petr 2,23; 1Petr 3,9)65 Lass ihnen das Herz verstockt werden, lass sie deinen Fluch fühlen!66 Verfolge sie mit Grimm und vertilge sie unter dem Himmel des HERRN.