1Einen Bund hatte ich mit meinen Augen geschlossen, nie einer Jungfrau nachzuschauen. (2Mo 20,17; 5Mo 5,21; Mt 5,28)2Was gäbe Gott von oben mir sonst als Teil und als Erbteil Schaddai aus der Höhe? (Hi 20,29)3Trifft nicht Unglück den Frevler und Missgeschick die Übeltäter?4Sieht er nicht meine Wege, und zählt er nicht alle meine Schritte? (Hi 23,10; Hi 34,21)5Habe ich mich auf Falschheit eingelassen, und eilte mein Fuss zum Betrug? (Hi 1,1)6So wäge Gott mich auf gerechter Waage, und er wird erkennen, dass ich schuldlos bin. (Hi 6,2; Hi 6,29)7Ist mein Schritt abgewichen vom Weg, und ist mein Herz meinen Augen gefolgt, und klebt an meinen Händen ein Makel?8So will ich säen, und ein anderer soll essen, und meine Sprösslinge sollen entwurzelt werden. (3Mo 26,16; 5Mo 28,30; Mi 6,15)9Hat mein Herz sich von einer Frau betören lassen, und habe ich an der Tür meines Nachbarn gelauert? (Spr 5,8)10So soll meine Frau für einen anderen mahlen, und andere sollen sich auf sie legen. (2Sam 12,11; Jer 8,10)11Denn das wäre eine Schandtat und eine Schuld, die vor die Richter gehört. (5Mo 22,22; Hi 31,28; Spr 6,32)12Ein Feuer wäre es, das bis zum Abgrund fressen und meinen ganzen Ertrag vernichten würde. (Hi 26,6)13Habe ich das Recht meines Knechtes und meiner Magd missachtet, wenn sie eine Klage gegen mich vorbrachten? (2Mo 21,2; 5Mo 5,14)14Was könnte ich tun, wenn Gott sich erhebt, und was ihm erwidern, wenn er es untersucht?15Hat nicht er, der mich im Mutterleib erschuf, auch ihn erschaffen, und hat nicht einer uns im Mutterschoss gebildet? (Hi 33,6; Hi 34,19; Spr 22,2; Mal 2,10)16Habe ich den Armen einen Wunsch versagt und die Augen der Witwe verschmachten lassen? (Hi 22,9)17Habe ich meinen Bissen allein gegessen, und die Waise ass nicht mit? (Hi 22,7)18Von Jugend an hat er mich grossgezogen wie ein Vater und von Geburt an mich geleitet.19Habe ich mit angesehen, dass einer umkam, weil er keine Kleider hatte, und dass ein Armer keine Decke hatte? (Hi 24,7)20Haben seine Lenden mich nicht gesegnet, und konnte er sich nicht wärmen mit der Wolle meiner Schafe?21Habe ich gegen die Waise meine Hand erhoben, weil ich Helfer für mich sah im Tor? (Hi 22,9)22So soll meine Schulter mir vom Nacken fallen und mein Arm mir aus dem Gelenk brechen.23Denn mit Schrecken dachte ich an Gottes Strafe, und vor seiner Hoheit hätte ich nicht bestehen können. (Hi 13,11)24Habe ich mein Vertrauen auf Gold gesetzt und das Feingold meine Zuversicht genannt? (Ps 52,9; Spr 11,28; Mt 6,19)25Habe ich mich gefreut, dass mein Reichtum so gross war und dass meine Hand viel erworben hatte?26Habe ich gesehen, wie die Sonne strahlte und der Mond herrlich dahinzog, (5Mo 4,19; 5Mo 17,2; Jer 8,2; Hes 8,16)27und hat sich mein Herz dann heimlich betören lassen, so dass ich ihnen Kusshände zuwarf? (1Kön 19,18; Hos 13,2)28Auch das wäre eine Schuld, die vor die Richter gehört, denn ich hätte Gott in der Höhe verleugnet. (Hi 31,11)29Habe ich mich über den Untergang meines Feindes gefreut und triumphiert, weil ihn ein Unglück traf? (Spr 24,17)30Ich erlaubte meinem Mund nicht zu sündigen, mit einem Fluch sein Leben zu verwünschen.31Haben nicht meine Zeltgenossen gesagt: Wer wird von seinem Fleisch nicht satt?32Kein Fremdling musste im Freien nächtigen, dem Wanderer öffnete ich meine Türen. (Hi 24,7)33Habe ich meine Vergehen verborgen, wie es Menschen tun, meine Schuld in meiner Brust versteckt, (Spr 28,13)34weil ich die grosse Menge fürchtete und die Verachtung der Sippen mich erschreckte, so dass ich mich still verhielt und nicht vor die Türe ging?35Ach, hätte ich einen, der mich anhört! Hier ist mein Zeichen! Schaddai gebe mir Antwort! Hätte ich die Klageschrift, die mein Gegner geschrieben hat! (Hi 16,21; Hi 23,3; Hes 9,4)36Auf meine Schulter wollte ich sie legen, als Kranz sie um das Haupt mir winden.37Jeden meiner Schritte wollte ich ihm kundtun, ihm nahen wie ein Fürst.38Hat mein Acker gegen mich geklagt, und weinten alle seine Furchen? (1Mo 4,10)39Habe ich seinen Ertrag verzehrt, ohne zu bezahlen, und seinen Besitzer ums Leben gebracht? (1Kön 21,1)40So sollen Dornen wachsen statt des Weizens, und statt der Gerste stinkendes Kraut! Zu Ende sind die Reden Hiobs. (1Mo 3,17)
Hiob 31
Lutherbibel 2017
Hiobs Reinigungseid und Appell an Gott
1Ich hatte einen Bund gemacht mit meinen Augen, dass ich nicht lüstern blickte auf eine Jungfrau. (Mt 5,28)2Was gäbe sonst mir Gott als Teil von oben und was für ein Erbe der Allmächtige aus der Höhe?3Wäre es nicht Verderben für den Ungerechten und Unglück für den Übeltäter?4Sieht er nicht meine Wege und zählt alle meine Schritte? (Hi 23,10)5Bin ich gewandelt in Falschheit, oder ist mein Fuß geeilt zum Betrug?6Gott möge mich wiegen auf rechter Waage, so wird er erkennen meine Unschuld!7Ist mein Gang gewichen vom Wege und mein Herz meinen Augen nachgefolgt und blieb etwas hängen an meinen Händen,8so will ich säen, aber ein anderer soll es essen, und meine Nachkommen sollen entwurzelt werden. (3Mo 26,16)9Hat sich mein Herz betören lassen um einer Frau willen und hab ich an meines Nächsten Tür gelauert,10so soll meine Frau einem andern mahlen, und andere sollen bei ihr liegen. (2Sam 12,11)11Denn das ist eine Schandtat und eine Schuld, die vor die Richter gehört. (5Mo 22,22)12Ja, das ist ein Feuer, das bis in den Abgrund frisst und all meine Habe bis auf die Wurzel vernichtet.13Hab ich missachtet das Recht meines Knechts oder meiner Magd, wenn sie eine Sache wider mich hatten,14was wollte ich tun, wenn Gott sich erhebt, und was würde ich antworten, wenn er heimsucht?15Hat nicht auch ihn erschaffen, der mich im Mutterleibe schuf, hat nicht der Eine uns im Mutterschoß bereitet? (Spr 14,31; Mt 25,40)16Hab ich den Bedürftigen ihr Begehren versagt und die Augen der Witwe verschmachten lassen? (Hi 29,12)17Hab ich meinen Bissen allein gegessen, und hat nicht die Waise auch davon gegessen? (Jes 58,7)18Nein, ich habe sie von Jugend auf gehalten wie ein Vater, und ich habe sie von Mutterleib an geleitet. (Hi 29,16)19Hab ich zugesehen, wie jemand ohne Kleid verkommen ist, und den Armen ohne Decke gehen lassen?20Hat er mich nicht gesegnet, wenn er von der Wolle meiner Lämmer erwärmt wurde?21Hab ich meine Hand gegen eine Waise erhoben, weil ich sah, dass ich im Tor Helfer hatte? (Rut 4,1)22Dann falle meine Schulter vom Nacken und mein Arm breche aus dem Gelenk!23Denn der Schrecken Gottes käme über mich und ich könnte seine Hoheit nicht ertragen.24Hab ich das Gold zu meiner Zuversicht gemacht und zum Feingold gesagt: »Mein Trost«? (Ps 52,9)25Hab ich mich gefreut, dass ich großes Gut besaß und meine Hand so viel erworben hatte?26Hab ich das Licht angesehen, wenn es hell leuchtete, und den Mond, wenn er herrlich dahinzog, (5Mo 4,19)27dass sich mein Herz heimlich betören ließ, ihnen Küsse zuzuwerfen mit meiner Hand?28Das wäre auch eine Missetat, die vor die Richter gehört; denn damit hätte ich verleugnet Gott in der Höhe.29Hab ich mich gefreut, wenn’s meinem Feinde übel ging, und mich erhoben, weil ihn Unglück getroffen hatte? (Ps 7,5; Ps 35,13; Spr 24,17)30Nein, ich ließ meinen Mund nicht sündigen, dass ich verwünschte mit einem Fluch seine Seele. (1Petr 3,9)31Haben nicht die Männer in meinem Zelt sagen müssen: »Wo ist einer, der nicht satt geworden wäre von seinem Fleisch?«32Kein Fremder durfte draußen zur Nacht bleiben, sondern meine Tür tat ich dem Wanderer auf. (Ri 19,20; Hebr 13,2; 1Petr 4,9)33Hab ich meine Übertretungen, wie Menschen tun, zugedeckt, um heimlich meine Schuld zu verbergen,34weil ich mir grauen ließ vor der großen Menge und die Verachtung der Sippen mich abgeschreckt hat, sodass ich still blieb und nicht zur Tür hinausging?35O hätte ich einen, der mich anhört – hier meine Unterschrift! Der Allmächtige antworte mir! –, oder die Schrift, die mein Verkläger geschrieben! (Hi 23,3)36Wahrlich, dann wollte ich sie auf meine Schulter nehmen und wie eine Krone tragen.37Ich wollte alle meine Schritte ihm ansagen und wie ein Fürst ihm nahen. (40b) Zu Ende sind die Worte Hiobs.38[1] Hat mein Acker wider mich geschrien und haben miteinander seine Furchen geweint,39hab ich seine Früchte unbezahlt gegessen und seine Besitzer seufzen lassen?40Dann sollen mir Disteln wachsen statt Weizen und Unkraut statt Gerste.