Hiob 10

Zürcher Bibel

1 Mich ekelt vor meinem Leben, meiner Klage will ich freien Lauf lassen, will reden aus der Bitternis meiner Seele. (Hi 7,11)2 Ich sage zu Gott: Sprich mich nicht schuldig, lass mich wissen, warum du gegen mich streitest.3 Gefällt es dir, zu unterdrücken, das Werk deiner Hände zu verachten und den Plan der Frevler gelingen zu lassen? (Hi 9,22)4 Hast du Menschenaugen, und siehst du wie ein Sterblicher? (1Sam 16,7)5 Sind deine Tage wie Menschentage oder deine Jahre wie die eines Mannes? (Ps 90,4; 2Petr 3,8)6 Du suchst nach meiner Schuld und forschst nach meiner Sünde.7 Doch du weisst, dass ich nicht schuldig bin, und dass keiner retten kann aus deiner Hand. (Hi 9,21)8 Deine Hände haben mich gebildet und gemacht ganz und gar - und dann hast du mich vernichtet. (Ps 119,73; Jer 18,4)9 Bedenke, aus Lehm hast du mich geschaffen, und zu Staub lässt du mich wieder werden. (1Mo 3,19; Hi 33,6; Jes 64,7)10 Hast du mich nicht hingegossen wie Milch und wie Käse mich gerinnen lassen?11 Mit Haut und Fleisch hast du mich umkleidet und mit Knochen und Sehnen mich durchflochten.12 Leben und Gnade hast du mir gegeben, und deine Fürsorge hat meinen Geist beschützt.13 Doch dies hast du in deinem Herzen verborgen, ich weiss, dass es so bei dir beschlossen war:14 Wenn ich sündigte, wolltest du darauf achten und mich nicht freisprechen von meiner Schuld.15 Wenn ich schuldig würde, dann wehe mir! Aber auch wenn ich im Recht wäre, dürfte ich mein Haupt nicht erheben, gesättigt mit Schmach und getränkt mit Elend.16 Sollte es sich doch erheben, würdest du mich jagen wie ein Löwe und wieder unbegreiflich an mir handeln. (Jes 38,13)17 Neue Zeugen würdest du gegen mich aufstellen und deinen Unmut gegen mich mehren, immer neue Heere gegen mich führen.18 Und warum hast du mich aus dem Mutterschoss kommen lassen? Wäre ich doch umgekommen, bevor ein Auge mich erblickte! (Hi 3,11; Hi 7,16; Jer 20,14)19 So wär ich, als wäre ich nie gewesen, vom Mutterleib ins Grab gebracht.20 Ich habe doch nur wenige Tage. So halte ein und lass ab von mir, damit ich ein wenig heiter sein kann, (Hi 7,19)21 ehe ich dahingehe ohne Wiederkehr, ins Land der Finsternis und des Dunkels, (Hi 7,10; Hi 16,22)22 ins Land, so düster wie die schwarze Nacht, ins Dunkel, wo keine Ordnung herrscht, wo der helle Tag ist wie tiefe Nacht.

Hiob 10

Lutherbibel 2017

1 Mich ekelt mein Leben an. Ich will meiner Klage ihren Lauf lassen und reden in der Betrübnis meiner Seele2 und zu Gott sagen: Verdamme mich nicht! Lass mich wissen, warum du mich vor Gericht ziehst.3 Gefällt dir’s, dass du Gewalt tust und verwirfst das Werk deiner Hände und dein Licht leuchten lässt über den Plan der Frevler?4 Hast du denn Menschenaugen, oder siehst du, wie ein Sterblicher sieht? (1Sam 16,7)5 Oder ist deine Zeit wie eines Menschen Zeit oder deine Jahre wie eines Mannes Jahre,6 dass du nach meiner Schuld fragst und nach meiner Sünde suchst,7 wo du doch weißt, dass ich nicht schuldig bin und niemand da ist, der aus deiner Hand erretten kann?8 Deine Hände haben mich gebildet und bereitet; danach hast du dich abgewandt und mich verdorben. (Ps 139,14)9 Bedenke doch, dass du mich aus Lehm gemacht hast, und lässt mich wieder zum Staub zurückkehren? (1Mo 2,7; 1Mo 3,19; Hi 33,6)10 Hast du mich nicht wie Milch hingegossen und wie Käse gerinnen lassen?11 Du hast mir Haut und Fleisch angezogen; aus Knochen und Sehnen hast du mich geflochten;12 Leben und Wohltat hast du an mir getan, und deine Obhut hat meinen Odem bewahrt. (Apg 17,28)13 Aber dies verbargst du in deinem Herzen – ich weiß, du hattest das im Sinn –,14 dass du darauf achten wolltest, wenn ich sündigte, und mich von meiner Schuld nicht lossprechen.15 Wäre ich schuldig, dann wehe mir! Und wäre ich schuldlos, so dürfte ich doch mein Haupt nicht erheben, gesättigt mit Schmach und getränkt mit Elend.16 Und wenn ich es aufrichtete, so würdest du mich jagen wie ein Löwe und wiederum erschreckend an mir handeln. (Jes 38,13)17 Du würdest immer neue Zeugen gegen mich stellen und deinen Zorn auf mich noch mehren und immer neue Heerhaufen gegen mich senden.18 Warum hast du mich aus meiner Mutter Schoß kommen lassen? Ach dass ich umgekommen wäre und mich nie ein Auge gesehen hätte! (Hi 3,11; Jer 20,14)19 So wäre ich, als wäre ich nie gewesen, vom Mutterleib weg zum Grabe gebracht.20 Ist denn mein Leben nicht kurz? So höre auf und lass ab von mir, dass ich ein wenig erquickt werde,21 ehe denn ich hingehe – und komme nicht zurück – ins Land der Finsternis und des Dunkels, (Hi 7,10)22 ins Land, wo es stockfinster ist und dunkel ohne alle Ordnung, und wenn’s hell wird, so ist es immer noch Finsternis.