Psalm 74

Zürcher Bibel

1 Ein Weisheitslied Asafs. Warum, Gott, hast du uns für immer verstossen, warum raucht dein Zorn gegen die Schafe deiner Weide? (Ps 44,24; Ps 79,13; Ps 80,2; Ps 95,7; Ps 100,3)2 Denke an deine Gemeinde, die du vor alters erworben, die du erlöst hast zum Stamm deines Erbteils, des Bergs Zion, auf dem du Wohnung genommen hast. (2Mo 15,17; Jes 63,17; Jer 10,16; Jer 51,19)3 Richte deine Schritte zu den ewigen Trümmern, alles im Heiligtum hat der Feind verheert.4 Deine Widersacher brüllten inmitten deiner heiligen Stätte, stellten ihre Feldzeichen auf als Zeichen des Sieges.5 Es war, wie wenn einer im dichten Gehölz die Axt schwingt,6 so zerschlugen sie das ganze Schnitzwerk mit Hacke und Beil.7 An dein Heiligtum legten sie Feuer, bis auf den Grund entweihten sie die Wohnstatt deines Namens. (Jes 64,10)8 Sie sprachen in ihrem Herzen: Wir zwingen sie nieder allesamt; und sie verbrannten alle Gottesstätten im Land.9 Unsere Zeichen sehen wir nicht, kein Prophet ist mehr da, und niemand ist bei uns, der wüsste, wie lange. (Kla 2,9; Hes 7,26)10 Wie lange, Gott, soll der Gegner schmähen, soll der Feind deinen Namen ewig lästern?11 Warum ziehst du deine Hand zurück und hältst deine Rechte im Busen verborgen?12 Aber Gott ist mein König von alters her, der Heilstaten vollbringt auf Erden.13 Du hast in deiner Kraft das Meer aufgestört, die Häupter der Ungeheuer über dem Wasser zerschmettert. (2Mo 14,21; Ps 89,10; Jes 51,9)14 Du hast die Köpfe des Leviatan zerschlagen, ihn den Seeleuten[1] zur Speise gegeben. (Ps 104,26)15 Du hast Quelle und Bach aufgebrochen, nie versiegende Ströme ausgetrocknet. (2Mo 17,6; Jos 3,15; Ps 104,10)16 Dein ist der Tag, dein auch die Nacht, du hast Leuchte und Sonne hingestellt. (Ps 104,19)17 Du bist es, der alle Grenzen der Erde festgesetzt hat, Sommer und Winter, du hast sie geschaffen.18 Denke daran: Der Feind schmäht den HERRN, und ein törichtes Volk lästert deinen Namen.19 Gib nicht dem Raubtier preis das Leben deiner Taube, das Leben deiner Elenden vergiss nicht für immer.20 Blick auf den Bund, denn die Schlupfwinkel des Landes sind Stätten voll von Gewalt.21 Der Unterdrückte soll nicht wieder beschämt werden, Elende und Arme sollen deinen Namen loben.22 Steh auf, Gott, führe deinen Streit, gedenke der Schmach, die der Tor dir bereitet jeden Tag.23 Vergiss nicht das Geschrei deiner Widersacher, das Toben deiner Gegner, das ständig emporsteigt.

Psalm 74

Hoffnung für alle

1 Von Asaf, zum Nachdenken. Gott, warum hast du uns für immer verstoßen? Warum lässt du deinen Zorn an uns aus? Wir gehören doch zu dir wie Schafe zu ihrem Hirten!2 Erinnere dich daran, dass wir dein Volk sind! Vor langer Zeit hast du uns angenommen und uns aus der Gefangenschaft befreit. Wir alle sind dein Eigentum! Denke an den Berg Zion, den du dir als Wohnsitz erwählt hast!3 Geh über die Trümmer, die schon so lange dort liegen; sieh doch: Alles haben die Feinde im Heiligtum verwüstet!4 Ihr Triumphgeschrei entweihte die Stätte, wo du uns begegnet bist, ihre Fahnen haben sie als Zeichen des Sieges gehisst.5 In deinem Tempel sieht es so aus, als hätte man darin Kleinholz gehackt:6 Die kostbaren Schnitzereien haben sie mit Äxten und Brechstangen zertrümmert.7 Danach steckten sie dein Heiligtum in Brand, sie entweihten den Ort, wo du angebetet wurdest.8 Sie hatten vor, uns alle vernichtend zu schlagen, im ganzen Land brannten sie die heiligen Stätten nieder.9 Nichts mehr deutet darauf hin, dass du noch Herr der Lage bist.[1] Es gibt keinen Propheten mehr – niemand von uns weiß, wie lange das noch so weitergehen soll.10 Wie lange, Gott, willst du es dir gefallen lassen, dass die Feinde dich schamlos verhöhnen? Sollen sie für immer deinen Namen in den Schmutz ziehen?11 Warum hältst du dich zurück? Warum greifst du nicht ein? Zeige deine Macht und vernichte sie!12 Gott, seit uralter Zeit bist du unser König[2], schon oft hast du unser Land gerettet.13 Du hast mit deiner Macht das Meer gespalten und den Seedrachen die Schädel zerschmettert.14 Ja, du hast dem Seeungeheuer[3] die Köpfe abgehauen und es den Wüstentieren zum Fraß vorgeworfen.15 Du ließest Quellen und Bäche hervorsprudeln und brachtest große Ströme zum Versiegen.16 Dir gehört der Tag und auch die Nacht, du hast die Sonne und den Mond geschaffen.17 Du hast alle Grenzen der Erde festgelegt, hast Sommer und Winter gemacht.18 Höre doch, HERR, wie deine Feinde dich verhöhnen! Dieses gewissenlose Volk zieht deinen Namen in den Schmutz!19 Liefere uns nicht diesen Raubtieren aus, du weißt doch, wie hilflos wir sind![4] Sieh unserem Leid nicht länger tatenlos zu,20 sondern denke an deinen Bund mit uns! Selbst in den Schlupfwinkeln des Landes ist niemand mehr vor roher Gewalt sicher.21 HERR, wir werden schwer bedrängt, lass uns nicht in Schimpf und Schande enden! Ohne dich sind wir arm und wehrlos – rette uns, damit wir dich loben können!22 Gott, greife endlich ein, denn ihr Angriff gilt dir! Sorge dafür, dass du recht behältst! Sieh auf diese Meute, die dich Tag für Tag verspottet!23 Ständig lärmen deine Feinde und lehnen sich gegen dich auf. Vergiss ihre Schmähungen nicht!