1Gebet eines Elenden, wenn er verzagt und vor dem HERRN seine Sorge ausschüttet.2HERR, höre mein Gebet, mein Schreien dringe zu dir.3Verbirg dein Angesicht nicht vor mir am Tag meiner Not. Neige dein Ohr zu mir; wenn ich rufe, erhöre mich bald. (Ps 69,18)4Denn im Rauch sind meine Tage entschwunden, wie im Feuer glühen meine Gebeine.5Versengt wie Kraut und verdorrt ist mein Herz, ich vergesse gar, mein Brot zu essen.6Vor lauter Seufzen bin ich nur Haut und Knochen. (Hi 19,20)7Ich gleiche der Eule in der Wüste, bin wie das Käuzchen in den Ruinen.8Ich liege wach und bin wie ein Vogel, einsam auf dem Dach.9Den ganzen Tag schmähen mich meine Feinde, die mich zum Gespött machen, fluchen mit meinem Namen.10Staub muss ich essen wie Brot, und mit Tränen mische ich meinen Trank (Ps 42,4)11unter deinem Zorn und deinem Grimm, denn du hast mich aufgehoben und mich hingeworfen.12Meine Tage sind wie lange Schatten, und wie Kraut muss ich verdorren. (Hi 14,2; Ps 39,7; Ps 109,23; Ps 144,4)13Du aber, HERR, thronst ewig, und dein Name bleibt von Generation zu Generation. (Ps 9,8; Ps 135,13)14Du wirst aufstehen, dich Zions erbarmen. Die Zeit ist da, ihm gnädig zu sein, die Stunde ist gekommen.15Denn deine Diener lieben seine Steine, und um seinen Schutt tragen sie Leid. (Jes 52,2)16Dann werden die Völker den Namen des HERRN fürchten und alle Könige der Erde deine Herrlichkeit, (Jes 59,19)17wenn der HERR Zion wieder gebaut hat und erschienen ist in seiner Herrlichkeit, (Ps 51,20; Jes 60,1)18wenn er sich zuwendet dem Gebet der Entblössten und ihr Gebet nicht verachtet.19Das sei aufgeschrieben für eine künftige Generation, und ein neu geschaffenes Volk wird den HERRN preisen, (Ps 22,31)20wenn der HERR von seiner heiligen Höhe herabschaut, vom Himmel auf die Erde blickt, (Ps 11,4)21das Stöhnen der Gefangenen zu hören, die dem Tod Geweihten zu befreien. (Ps 79,11)22Dann wird man in Zion den Namen des HERRN verkünden und sein Lob in Jerusalem,23wenn sich die Völker alle versammeln und die Königreiche, um dem HERRN zu dienen.24Auf meinem Weg hat er mir die Kraft gebrochen, meine Tage verkürzt. (Ps 89,46)25Ich spreche: Mein Gott, nimm mich nicht hinweg in der Hälfte meiner Tage, du, dessen Jahre Generation um Generation überdauern.26Vor Zeiten hast du die Erde gegründet, und der Himmel ist das Werk deiner Hände. (Hebr 1,10; Hebr 8,4)27Sie werden vergehen, du aber bleibst, sie alle zerfallen wie ein Gewand. Wie ein Kleid wechselst du sie, und sie gehen dahin. (Jes 51,6; Jes 65,17; Jes 66,22; Lk 21,33; 2Petr 3,10; Offb 21,1)28Du aber bleibst derselbe, und deine Jahre nehmen kein Ende.29Die Söhne deiner Diener werden wohnen bleiben, und ihre Nachkommen werden Bestand haben vor dir. (Ps 69,37)
1Gebet eines Menschen, der allen Mut verloren hat und dem HERRN sein Leid klagt.2Höre mein Gebet, HERR, und achte auf meinen Hilfeschrei!3Ich bin in großer Not – verbirg dich nicht vor mir! Höre mir zu und hilf mir schnell!4Mein Leben verflüchtigt sich wie Rauch, mein ganzer Körper glüht, von Fieber geschüttelt.5Meine Kraft vertrocknet wie abgemähtes Gras, selbst der Hunger ist mir vergangen.6Ich bin nur noch Haut und Knochen, mir bleibt nichts als endloses Stöhnen.7Man hört mich klagen wie eine Eule in der Wüste, wie ein Käuzchen in verlassenen Ruinen.8Tiefe Verzweiflung raubt mir den Schlaf; ich fühle mich wie ein einsamer Vogel auf dem Dach.9Tag für Tag beschimpfen mich meine Feinde, und wen sie verfluchen wollen, dem wünschen sie mein Schicksal herbei.10Ich esse Staub, als wäre es Brot, und in meine Getränke mischen sich Tränen.11Denn dein furchtbarer Zorn hat mich getroffen, du hast mich hochgeworfen und zu Boden geschmettert!12Mein Leben gleicht einem Schatten, der am Abend in der Dunkelheit verschwindet. Ich bin wie Gras, das bald verdorrt.13Du aber, HERR, regierst für alle Zeiten; von dir wird man erzählen, solange es Menschen gibt.14Du wirst eingreifen und dich über Zion erbarmen. Denn die Zeit ist gekommen, es zu begnadigen – die Stunde ist da!15Dein Volk liebt die Mauern dieser Stadt und trauert über ihre Trümmer.16-17Aber der HERR wird sie wieder aufbauen, er wird erscheinen in all seiner Pracht. Dann werden die Völker ihn fürchten und alle Könige vor seiner Macht zittern.18Ja, der HERR wird das Gebet der Hilflosen hören, er lässt ihr Flehen nicht außer Acht.19Diese Worte soll man aufschreiben für die Generationen, die nach uns kommen, damit auch sie es lesen und den HERRN loben:20Der HERR blickte von seinem Heiligtum herab, er schaute vom Himmel auf die Erde.21Er hörte das Stöhnen der Gefangenen und rettete sie vor dem sicheren Tod.22Darum wird man den HERRN auf dem Berg Zion rühmen; in ganz Jerusalem wird man ihn loben,23wenn alle Völker und Königreiche sich versammeln, um sich in seinen Dienst zu stellen.24Mitten im Leben[1] hat Gott meine Kraft gebrochen, ich weiß, meine Tage sind schon gezählt.25Darum flehe ich ihn an: Mein Gott, lass mich nicht jetzt schon sterben! Du selbst überdauerst die Generationen.26Vor langer Zeit hast du alles geschaffen, Himmel und Erde sind das Werk deiner Hände.27Sie werden vergehen, du aber bleibst. Wie alte Kleider werden sie zerfallen, wie ein abgetragenes Gewand legst du sie ab und wechselst sie aus.28Du aber bleibst ein und derselbe, deine Jahre haben kein Ende.29Die Nachkommen deines Volkes werden in Sicherheit wohnen, unter deinem Schutz werden sie geborgen sein.