Hiob sagt: Gott sitzt sowieso immer am längeren Hebel
1Hiob antwortete:2„Ja, ich hab auch kapiert, dass es so läuft. Es gibt aber einfach keinen Menschen, der für Gott vollkommen okay ist.3Wenn ein Mensch Bock drauf hätte, gegen Gott Anzeige zu erstatten, dann könnte er ihm vor Gericht jede Menge fieser Fragen stellen, Gott hätte immer die bessere Antwort parat.4Gott hat einfach so einen krassen Schnall von allem, und er hat so eine gigantisch große Power, da gibt es keinen, der ihm das Wasser reichen könnte. Und wer ihm widerspricht, kriegt am Ende eins auf die Mütze.5Gott kann ganze Berge von einer auf die nächste Sekunde an eine andere Stelle beamen. Und wenn er sauer ist, dann könnte er so ein Teil locker mit einem Blick wegsprengen.6Er tritt mit seinem Fuß gegen die Erde, und der ganze Planet fängt an zu wackeln.7Gott braucht nur ein Wort zu sagen, und die Sonne hört auf zu leuchten und die Sterne auch.8Er hat das ganze Universum organisiert. Übrigens kann auch nur Gott auf dem Wasser gehen.9Die ganzen Planetensysteme und Sternenkonstellationen hat er auch gemacht. Den Großen Wagen, den Orion, das Siebengestirn, die Milchstraße, das war alles seine Idee.10Gott kann einfach so gigantisch große Dinge tun, dass kein Wissenschaftler sie wirklich richtig erforschen kann. Und die ganzen Wunder von ihm kann niemand wirklich korrekt auflisten, es sind zu viele.11Dabei ist er wie ein Geist, er ist unsichtbar. Gott ist zwar in meinem Zimmer, aber ich kann ihn nicht sehen. Er geht an mir vorbei, aber ich spüre das noch nicht mal.12Er nimmt das Leben von einem Menschen, und keiner kann ihn daran hindern. Niemand kann ihn von der Seite anmachen, so nach dem Motto: ‚Hey, Mann, was soll das?‘13Wenn Gott sauer ist, dann kann ihn keiner stoppen. Selbst die fiesesten Dämonen müssen ihm gehorchen.14Wie soll dann ausgerechnet ich kleine Wurst mit ihm reden? Wie soll ich mich da richtig ausdrücken können? Was wären die richtigen Worte?15Selbst wenn ich überhaupt nichts ausgefressen hätte, könnte ich mich nicht gegen ihn wehren. Er ist der Chef, er macht die Ansagen, er ist der Richter. Selbst wenn ich total okay leben würde, könnte ich auf Gottes Fragen nix Korrektes antworten, sondern nur bei ihm um Gnade winseln.16Und selbst wenn er mir antworten würde, auf meine Wünsche würde er garantiert nicht eingehen.17Gott schickt mir einen heftigen Orkan, er bläst mich einfach um. Er macht mich ohne Vorwarnung einfach fertig, er schlägt mich so, dass ich überall blaue Flecken bekomme.18Ich kann zwischendrin noch nicht mal Luft holen, da kommt gleich der nächste Schlag in den Magen. So sorgt er dafür, dass ich ganz finster draufkomme.19Mal im Ernst, er ist mir doch in allen Belangen haushoch überlegen! Zum Beispiel in Sachen Macht und Power, da hab ich keine Chance! Und wenn man ihn vor Gericht zerren will, ist doch echt die Frage, wer ihn dazu zwingen könnte, überhaupt zur Verhandlung zu kommen.20Und selbst wenn ich in allen Punkten hundertprozentig recht hätte, ich brauch nur den Mund aufzumachen, und schon bau ich wieder Mist. Auch wenn ich superokay leben würde, könnte Gott mir immer noch einen reindrücken und mich verurteilen, wenn er will.21Dabei lebe ich echt korrekt! Aber jetzt hab ich keinen Bock mehr zu leben.22Das ist der Grund, warum ich jetzt der Meinung bin: Egal, ob man das tut, was Gott will, oder ob man es nicht tut, kaputt macht er sie alle.23Wenn plötzlich das Chaos da ist, wenn Menschen leiden, obwohl sie nichts ausgefressen haben, dann macht er sich doch über sie lustig.24Die Welt ist in der Hand von Betrügern, denen das Gesetz egal ist. Mal im Ernst, wenn da nicht Gott selbst für gesorgt hat, wer dann?25Mein Leben vergeht schneller als der Schall, und ich hab in der ganzen Zeit einfach kein Glück gehabt.26Es ging so schnell vorbei wie ein Düsenjet, der über einen wegfliegt. Wie ein Schlitten auf der Rodelbahn zischt es an einem vorbei.27Manchmal führe ich mit mir Selbstgespräche. Dann sag ich: ‚Nun komm schon, ist doch alles halb so wild. Mach dir nicht in die Hose. Jetzt lach doch mal wieder!‘28Aber dann hab ich im nächsten Augenblick schon wieder voll die Panik vor den ganzen Schmerzen, die kommen könnten. Mir ist einfach klar geworden, dass du, Gott, mich nicht ungestraft davonkommen lässt.29Ich mein: Ich muss ja irgendwas ausgefressen haben! Sonst macht der ganze Scheiß einfach keinen Sinn!30Selbst wenn ich drei Stunden duschen und meine Haut mit einer Scheuermilch reinigen würde,31würdest du mich vermutlich im nächsten Augenblick in die nächste Güllegrube schmei-ßen. Dann würde ich so sehr stinken, dass sich sogar meine Klamotten vor mir ekeln würden.32Wenn Gott ein Mensch wäre, würde ich ihn sofort anzeigen. Das wäre meine Antwort auf die Art und Weise, wie er gerade mit mir umspringt.33Wenn es doch nur einen Schiedsrichter geben würde, der zwischen uns beiden vermitteln könnte!34Wenn es den gäbe, müsste Gott endlich aufhören, mir ständig eine reinzuhauen, und er dürfte mir dann keine Angst mehr machen.35Dann würde ich meinen Fall vortragen können, ohne dabei Angst zu haben. Ich kann mich nicht daran erinnern, irgendetwas -Falsches gemacht zu haben.“
1Hiob antwortete und sprach:2Ja, ich weiß wohl, es ist so: Wie könnte ein Mensch recht behalten gegen Gott. (Hi 40,3; Ps 143,2)3Hat er Lust, mit ihm zu streiten, so kann er ihm auf tausend nicht eines antworten. (Ps 19,13)4Gott ist weise und mächtig; wer stellte sich ihm entgegen und blieb unversehrt?5Er versetzt Berge, ehe sie es innewerden; er stürzt sie um in seinem Zorn.6Er bewegt die Erde von ihrem Ort, dass ihre Pfeiler zittern.7Er spricht zur Sonne, so geht sie nicht auf, und versiegelt die Sterne.8Er allein breitet den Himmel aus und geht auf den Wogen des Meers. (Mt 14,25)9Er macht den Großen Wagen am Himmel und den Orion und das Siebengestirn und die Sterne des Südens. (Hi 38,31; Am 5,8)10Er tut große Dinge, die nicht zu erforschen, und Wunder, die nicht zu zählen sind. (Hi 5,9)11Siehe, er geht an mir vorüber, ohne dass ich’s gewahr werde, und wandelt vorbei, ohne dass ich’s merke.12Siehe, wenn er wegrafft, wer will ihm wehren? Wer will zu ihm sagen: Was machst du?13Gott wehrt seinem Zorn nicht; unter ihn mussten sich beugen die Helfer Rahabs[1]. (Hi 26,12; Ps 89,11)14Wie sollte dann ich ihm antworten und Worte finden vor ihm?15Wenn ich auch recht habe, so kann ich ihm doch nicht antworten, sondern ich müsste um mein Recht flehen.16Wenn ich ihn auch anrufe, dass er mir antwortet, so glaube ich nicht, dass er meine Stimme hört,17vielmehr greift er nach mir im Wettersturm und schlägt mir viele Wunden ohne Grund.18Er lässt mich nicht Atem schöpfen, sondern sättigt mich mit Bitternis.19Geht es um Macht und Gewalt: Er hat sie. Geht es um Recht: Wer will ihn vorladen? (Hi 33,1)20Wäre ich gerecht, so müsste mich doch mein Mund verdammen; wäre ich unschuldig, so würde er mich doch schuldig sprechen.21Ich bin unschuldig! Ich möchte nicht mehr leben; ich verachte mein Leben.22Es ist eins, darum sage ich: Er bringt den Frommen um wie den Gottlosen. (Hi 8,20; Pred 9,2)23Wenn seine Geißel plötzlich tötet, so spottet er über die Verzweiflung der Unschuldigen.24Die Erde ist in die Hand des Frevlers gegeben, und das Antlitz ihrer Richter verhüllt er. Wenn nicht er, wer anders sollte es tun?25Meine Tage sind schneller gewesen als ein Läufer; sie sind dahingeflohen und haben nichts Gutes erlebt.26Sie sind dahingefahren wie Schiffe aus Schilf, wie ein Adler herabstößt auf die Beute.27Wenn ich denke: Ich will meine Klage vergessen und mein Angesicht ändern und heiter bleiben,28so fürchte ich doch wieder alle meine Schmerzen, weil ich weiß, dass du mich nicht unschuldig sprechen wirst.29Ich soll ja doch schuldig sein! Warum mühe ich mich denn so vergeblich?30Wenn ich mich auch mit Schneewasser wüsche und reinigte meine Hände mit Lauge, (Jer 2,22)31so wirst du mich doch eintauchen in die Grube, dass sich meine Kleider vor mir ekeln.32Denn er ist nicht ein Mensch wie ich, dem ich antworten könnte, dass wir miteinander vor Gericht gingen. (Pred 6,10)33Kein Schiedsmann ist zwischen uns, der seine Hand auf uns beide legte!34Dass er seine Rute von mir nehme und sein Schrecken mich nicht mehr ängstige!35So wollte ich reden und mich nicht vor ihm fürchten, denn ich bin mir keiner Schuld bewusst.