1Hiob redete weiter: „Mein ganzes Leben kotzt mich an! Und ich will meinen Frust hier auch rauslassen, ich will darüber reden, was mich so kaputt gemacht hat und was mir wehtut.2Und ich sage dabei zu Gott:,Bitte mach mich nicht total kaputt! Und sag mir endlich, warum du mich überhaupt so anzählst! Was hab ich denn so Schlimmes verbrochen?3Bist du so sadomäßig unterwegs, oder was? Macht es dir Spaß, wenn du Leute kaputt machst, die du mal gebaut hast? Und den ganzen fiesen Typen hilfst du auch noch, wenn sie irgendwelche Leute abziehen?4Kannst du dich nicht in die Menschen einfühlen? Kannst du die Dinge nicht so sehen, wie wir Menschen sie sehen?5Vergeht denn für dich die Zeit so wie für uns? Hast du nicht ein ganz anderes Zeitgefühl als wir?6Warum sind dir meine Fehler so wichtig? Warum checkst du mein Leben so krass ab, ob ich irgendwo Mist gebaut habe?7Und das, obwohl du weißt, dass ich nichts ausgefressen habe. Außerdem weißt du auch, dass es niemanden gibt, der mich vor dir retten kann.8Zuerst wurde ich von dir in Handarbeit hergestellt, und jetzt wirfst du mich in den Müll.9Denk doch mal dran: Du hast mich aus Matsch gemacht! Willst du mich jetzt wirklich wieder zu einem Matschklumpen zerquetschen?10Hast du mich nicht damals wie aus Knetmasse geformt und dann aushärten lassen?11Hast du nicht dafür gesorgt, dass an mir Haut, Knochen, Sehnen und Muskeln gewachsen sind?12Weil du mich liebst, hast du mir erlaubt, dass ich überhaupt leben darf, und mein Innerstes wurde von dir beschützt.13Aber jetzt ist mir klar, dass du die ganze Zeit eigentlich was ganz anderes mit mir vorhattest.14Du wolltest mich austesten, ob ich irgendwann mal Mist baue oder nicht. Und dann hättest du mir meinen Mist nicht verziehen, und ich wäre dran gewesen.15Wenn ich Mist baue, dann krieg ich richtig eins drauf! Und wenn ich keinen Mist baue, kann ich immer noch nicht aufrecht rumlaufen, ich muss ständig den Kopf einziehen. Ich bin total blamiert und als Krönung noch in der absoluten Krise.16Und wenn ich mal was auf die Reihe kriege, dann wärst du sofort hinter mir her und würdest mir eine Mordsangst einjagen, weil du einfach viel stärker bist als ich. Aber dann würdest du wieder gute Sachen bringen, über die ich einfach nur staunen kann.17Es wäre kein Problem für dich, vor Gericht noch ein paar mehr Zeugen aufzufahren, die gegen mich aussagen würden. Dann hättest du noch mehr Grund, sauer auf mich zu sein. Es würden wie im Schichtwechsel immer wieder neue Feinde auftauchen und gegen mich kämpfen.18Warum bin ich überhaupt geboren worden, Gott? Wenn ich wenigstens bei der Geburt gestorben wäre, dann hätte mich nie ein Mensch gesehen.19Am besten alles in einem Abwasch: direkt aus der Gebärmutter ins Grab, dann wäre es so, als wäre ich nie am Leben gewesen.20Ich bin sowieso bald tot. Also lass mich bitte in Ruhe noch meine letzten Tage leben, damit ich wenigstens wieder etwas besser draufkomme als jetzt.21Bald verschwinde ich von hier. Dann bin ich endlich tot, im absoluten Nichts.22Dort ist es nur megadunkel, und das totale Chaos herrscht da. Selbst wenn man dort eine Lampe anmachen würde, wäre das Licht schwarz.“
Hiob 10
Lutherbibel 2017
von Deutsche Bibelgesellschaft1Mich ekelt mein Leben an. Ich will meiner Klage ihren Lauf lassen und reden in der Betrübnis meiner Seele2und zu Gott sagen: Verdamme mich nicht! Lass mich wissen, warum du mich vor Gericht ziehst.3Gefällt dir’s, dass du Gewalt tust und verwirfst das Werk deiner Hände und dein Licht leuchten lässt über den Plan der Frevler?4Hast du denn Menschenaugen, oder siehst du, wie ein Sterblicher sieht? (1Sam 16,7)5Oder ist deine Zeit wie eines Menschen Zeit oder deine Jahre wie eines Mannes Jahre,6dass du nach meiner Schuld fragst und nach meiner Sünde suchst,7wo du doch weißt, dass ich nicht schuldig bin und niemand da ist, der aus deiner Hand erretten kann?8Deine Hände haben mich gebildet und bereitet; danach hast du dich abgewandt und mich verdorben. (Ps 139,14)9Bedenke doch, dass du mich aus Lehm gemacht hast, und lässt mich wieder zum Staub zurückkehren? (1Mo 2,7; 1Mo 3,19; Hi 33,6)10Hast du mich nicht wie Milch hingegossen und wie Käse gerinnen lassen?11Du hast mir Haut und Fleisch angezogen; aus Knochen und Sehnen hast du mich geflochten;12Leben und Wohltat hast du an mir getan, und deine Obhut hat meinen Odem bewahrt. (Apg 17,28)13Aber dies verbargst du in deinem Herzen – ich weiß, du hattest das im Sinn –,14dass du darauf achten wolltest, wenn ich sündigte, und mich von meiner Schuld nicht lossprechen.15Wäre ich schuldig, dann wehe mir! Und wäre ich schuldlos, so dürfte ich doch mein Haupt nicht erheben, gesättigt mit Schmach und getränkt mit Elend.16Und wenn ich es aufrichtete, so würdest du mich jagen wie ein Löwe und wiederum erschreckend an mir handeln. (Jes 38,13)17Du würdest immer neue Zeugen gegen mich stellen und deinen Zorn auf mich noch mehren und immer neue Heerhaufen gegen mich senden.18Warum hast du mich aus meiner Mutter Schoß kommen lassen? Ach dass ich umgekommen wäre und mich nie ein Auge gesehen hätte! (Hi 3,11; Jer 20,14)19So wäre ich, als wäre ich nie gewesen, vom Mutterleib weg zum Grabe gebracht.20Ist denn mein Leben nicht kurz? So höre auf und lass ab von mir, dass ich ein wenig erquickt werde,21ehe denn ich hingehe – und komme nicht zurück – ins Land der Finsternis und des Dunkels, (Hi 7,10)22ins Land, wo es stockfinster ist und dunkel ohne alle Ordnung, und wenn’s hell wird, so ist es immer noch Finsternis.