1Hiob sagte weiter: „Menschen werden irgendwann von einer Frau geboren, leben dann ein paar Jahre auf der Erde, und in dieser Zeit sind sie immer voll hektisch unterwegs.2Im Grunde ist es bei ihnen so wie mit einer Tulpe. Eben war sie noch aufgeblüht, und ein paar Stunden später ist sie schon welk, matschig und kaputt.3Trotzdem beobachtest du, Gott, den Menschen die ganze Zeit. Und am Ende kommt es zu einer Gerichtsverhandlung, wo er von dir auch noch verurteilt wird.4Eigentlich hättest du doch von Anfang an schon wissen müssen, dass der Mensch es nicht packen würde. Wer von Natur aus dreckig ist, der kann auch nichts Sauberes erzeugen.5Die Zeit, wie lange er leben soll, hast du schon festgelegt, diesen Rahmen kann er nicht überschreiten.6Also lass die Menschen doch endlich in Ruhe, Gott! Dann kann er wenigstens in der Zeit feiern gehen und sein Leben genießen.7Bäume haben wenigstens die Möglichkeit nachzuwachsen, wenn man bei ihnen Zweige absägt.8Und selbst wenn die Wurzeln schon total alt sind und sein Stamm fast vertrocknet ist,9dann muss man ihn nur anständig mit Wasser begießen, und alles ist paletti: Es wächst aus einem alten Stamm ein neuer Baum raus!10Aber wenn ein Mensch stirbt, dann ist es vorbei, dann geht gar nichts mehr. Und wo ist er dann, wenn er tot ist?11Eins ist sicher: Es kann passieren, dass ein Fluss plötzlich kein Wasser mehr hat und austrocknet. Es kann sogar passieren, dass ein ganzes Meer plötzlich leer läuft.12Aber wenn Menschen tot sind, dann sind sie für immer weg und werden nicht wieder lebendig. Bevor ein Toter wieder lebt, gewinnt St. Pauli die Champions League, oder der Mond fällt auf die Erde.13Gott? Kannst du mich nicht einfach irgendwo bei den Toten verstecken, bis du dich wieder beruhigt hast? Du kannst die Zeit auch festlegen, bis du mich dort rausholst und wieder an mich denkst, okay?14Noch mal: Wenn ein Mensch stirbt, ist es dann möglich, dass er wieder lebendig wird? Nein! Übrigens: Ich würde ja diesen ganzen Mist aushalten, wenn ich wüsste, dass das irgendwann mal vorbei ist.15Dann wäre immerhin irgendwann wieder alles gut. Wir würden wieder miteinander reden, du sagst was, und ich antworte dir. Du würdest dich wieder über mich freuen und dich wieder nach mir sehnen, weil du mich ja mal gemacht hast.16Dann würdest du immer ganz nahe bei mir sein und mein Leben auch abchecken. Aber du würdest keine Datei haben, wo der ganze Mist detailliert drinsteht, den ich verbockt habe.17Meine Fehlerliste würdest du in einen Umschlag tun und für immer wegschließen. Meinen Mist würdest du einfach vergessen.18Trotzdem können Berge nach einem Erdrutsch in sich zusammenfallen, und auch ein großer Fels kann von einer Stelle an eine andere verfrachtet werden.19Das Meer kann durch die Bewegung große Steine ganz klein zerreiben, und durch die Flut kann es den Sand vom Strand einfach wegspülen. Auf die gleiche Art nimmst du Menschen die Hoffnung.20Du nimmst den Menschen in den Dauer-Schwitzkasten, und er stirbt so langsam vor sich hin. Sein Gesicht zerdellst du, bis es faltig wird, und dann lässt du ihn damit rumlaufen.21Egal, was mit seinen Kindern passiert, ob die jetzt einen Friedensnobelpreis bekommen oder als Junkies auf der Straße landen, das lässt den Menschen völlig kalt.22Er denkt irgendwann nur noch an sich selbst, an seine eigenen Schmerzen und hängt vor Selbstmitleid nur noch traurig in der Ecke rum.“
Hiob 14
Lutherbibel 2017
von Deutsche Bibelgesellschaft1Der Mensch, vom Weibe geboren, lebt kurze Zeit und ist voll Unruhe,2geht auf wie eine Blume und welkt, flieht wie ein Schatten und bleibt nicht. (Ps 90,5)3Doch du tust deine Augen über einen solchen auf, dass du mich vor dir ins Gericht ziehst.4Kann wohl ein Reiner kommen von Unreinen? Auch nicht einer! (Ps 14,3)5Sind seine Tage bestimmt, steht die Zahl seiner Monde bei dir und hast du ein Ziel gesetzt, das er nicht überschreiten kann: (Ps 31,16; Ps 39,5)6so blicke doch weg von ihm, damit er Ruhe hat, bis sein Tag kommt, auf den er sich wie ein Tagelöhner freut. (Hi 7,1)7Denn ein Baum hat Hoffnung, auch wenn er abgehauen ist; er kann wieder ausschlagen, und seine Schösslinge bleiben nicht aus.8Ob seine Wurzel in der Erde alt wird und sein Stumpf im Staub erstirbt,9so grünt er doch wieder vom Geruch des Wassers und treibt Zweige wie eine junge Pflanze.10Stirbt aber ein Mann, so ist er dahin; kommt ein Mensch um – wo ist er?11Wie Wasser ausläuft aus dem See, und wie ein Strom versiegt und vertrocknet,12so ist ein Mensch, wenn er sich niederlegt, er wird nicht wieder aufstehen; er wird nicht aufwachen, solange der Himmel bleibt, noch von seinem Schlaf erweckt werden. (Hi 7,10)13Ach dass du mich im Totenreich verwahren und verbergen wolltest, bis dein Zorn sich legt, und mir eine Frist setzen und dann an mich denken wolltest! (Jes 26,20)14Meinst du, einer stirbt und kann wieder leben? Alle Tage meines Dienstes wollte ich harren, bis meine Ablösung kommt.15Du würdest rufen und ich dir antworten; es würde dich verlangen nach dem Werk deiner Hände.16Dann würdest du meine Schritte zählen und nicht achtgeben auf meine Sünde.17Du würdest meine Übertretung in ein Bündlein versiegeln und meine Schuld übertünchen. (Hos 13,12)18Doch ein Berg kann zerfallen und vergehen und ein Fels von seiner Stätte weichen,19Wasser wäscht Steine weg, und seine Fluten schwemmen die Erde weg: so machst du die Hoffnung des Menschen zunichte. (Röm 5,5)20Du überwältigst ihn für immer, dass er davon muss, entstellst sein Antlitz und lässt ihn dahinfahren.21Sind seine Kinder in Ehren, das weiß er nicht, oder ob sie verachtet sind, das wird er nicht gewahr.22Nur sein eigenes Fleisch macht ihm Schmerzen, und nur um ihn selbst trauert seine Seele.