Esra 9

VOLXBIBEL

von SCM Verlag
1 Esras Bericht geht weiter: „Irgendwann kamen ein paar Männer aus der Führungsetage zu mir: ‚Esra, es gibt einige Männer bei unseren Leuten, sowohl von den Priestern als auch von den Tempelangestellten, die richtig Mist gebaut haben! Die konnten nicht die Finger von den Frauen aus der Gegend hier lassen! Wir meinen damit Frauen von den Völkern, die hier schon früher gewohnt haben und immer noch zu irgendwelchen Plastikgöttern beten. Also von den Kanaanitern, Hetitern, Perisitern, Jebusitern, Ammonitern, Moabitern, Ägyptern und Amoritern.2 Einige von den jüdischen Männern haben diese Frauen sogar geheiratet! Auf die Art wurden unsere Familien mit fremden Völkern vermischt, obwohl das eigentlich verboten ist. Es sind auch einige Männer aus Leitungspositionen dabei und auch Politiker, die das den anderen Leuten sogar noch vorgemacht haben!‘3 Als man mir das erzählt hatte, war ich erst mal völlig fertig und zerriss vor Wut mein Hemd in zwei Teile. Das war wie ein Schlag in die Magengrube, ich musste mich erst mal vor dem Tempel auf den Boden setzen und in Ruhe überlegen. Was war das denn bitte für eine Riesenkatastrophe?!4 Nach und nach kamen immer mehr Leute zu mir. Die hatten alle richtig Panik, weil jedem klar war, dass Gott die Aktion völlig ätzend findet und uns deswegen bestrafen müsste. Viele von den zurückgekommenen Kriegsgefangenen hatten einfach ihren Gott verraten.5 Schließlich wurde es Abend. Ich rappelte mich vom Boden auf und kniete mich mit meinem kaputten Hemd hin, hob die Hände zum Himmel und redete mit Gott:6 ‚Das ist mir alles total peinlich, Gott! Ich schäme mich echt, ich kann dir gar nicht in die Augen sehen. Wir haben so viel Kacke gebaut, dass wir daran fast ersticken. Unser Misthaufen ist echt riesig und stinkt bis zum Himmel.7 Du weißt ja, solange es uns gibt, bauen wir immer wieder Scheiße. Darum wurden unsere Präsidenten und Priester von anderen Ländern besiegt und verhaftet. Wir wurden im Krieg abgeschlachtet, als Gefangene verschleppt, ausgeraubt und wie Dreck behandelt. Das ist bis heute noch so.8 Nach so langer Zeit war jetzt doch endlich mal wieder etwas Land in Sicht. Du, unser Gott, hast die restlichen Leute, die noch übrig waren, an diesen ganz besonderen Ort gebracht, hier sind wir in Sicherheit. Wir hatten plötzlich wieder Hoffnung, du hast dafür gesorgt, dass wir durchatmen konnten, und hast uns aus der Kriegsgefangenschaft befreit.9 Wir gehören immer noch radikal zu dir! Du hast uns nicht verlassen. Du hast dafür gesorgt, dass der Präsident von Persien uns mag und wir deinen kaputten Tempel wieder aufbauen dürfen. Du hast uns in Juda und Jerusalem die Wohnungen und Häuser organisiert, wo wir uns vor Angreifern schützen können.10 Aber jetzt bin ich echt sprachlos. Was kann man dazu noch sagen? Wir haben etwas getan, was eindeutig gegen deine Gesetze verstößt.11 Du hattest diese Ansage durch die Propheten immer wieder klargemacht. Sie sollten uns immer sagen: ›Das Land, das ihr bekommen werdet, ist sehr verdreckt, es ist unrein. Das liegt daran, weil die Leute die dort wohnen, die ganze Zeit mit Plastikgöttern rumgemacht haben. Die haben das Land derbe versifft.12 Darum sollt ihr euch nicht auf die Frauen oder Männer von denen einlassen! Eure Töchter dürfen mit keinem Typen ausgehen, der aus der Gegend kommt. Und auch eure Jungs sollen die Finger von den Frauen lassen, die dort herkommen. Ihr sollt euch auch nicht mit denen anfreunden oder Verträge mit denen machen. Das gilt für immer. Ich möchte, dass ihr aus eigenen Kräften stark werdet. Ihr sollt von den leckeren Sachen leben, die ihr dort erntet. Und das Stück Land, was euch jetzt gehört, soll auch euren Kindern für immer gehören.‹13 Unsere Leute haben nicht auf dich gehört, darum haben sie diesen Fehler überhaupt erst begangen. Trotzdem hast du uns nicht komplett plattgemacht, du hast uns nicht so hart bestraft, wie wir es eigentlich verdient hätten. Darum sind einige von uns noch übrig geblieben.14 Wie konnten wir nur so blöd sein? Warum haben wir Idioten uns bloß auf Menschen eingelassen, die zu Plastikgöttern beten? Es wäre normal, wenn du jetzt so sauer auf uns wärst, dass du uns komplett von der Weltkarte löschst. Eigentlich ist ja jetzt alles zu spät, wir können nicht mehr gerettet werden.15 Gott, Chef von Israel, aus irgendwelchen Gründen hast du uns aber dort rausgeholt! Wir sind der kleine Rest, der noch von deinen Leuten übrig geblieben ist. Dass wir heute noch hier sind, bestätigt das. Wir stehen jetzt hier, mit dem ganzen Mist vor unserer Nase. Uns ist schon klar, dass wir so, wie wir gerade sind, vor dir sofort wieder einpacken könnten!‘“

Esra 9

Lutherbibel 2017

von Deutsche Bibelgesellschaft
1 Als das alles ausgerichtet war, traten die Oberen zu mir und sprachen: Das Volk Israel und die Priester und Leviten haben sich nicht abgesondert von den Völkern der Länder mit ihren Gräueln, nämlich von den Kanaanitern, Hetitern, Perisitern, Jebusitern, Ammonitern, Moabitern, Ägyptern und Amoritern;2 denn sie haben deren Töchter genommen für sich und für ihre Söhne, und der heilige Same hat sich vermischt mit den Völkern der Länder. Und die Oberen und Ratsherren waren die Ersten bei diesem Treubruch. (5Mo 7,3; 5Mo 23,3; Neh 13,23)3 Als ich dies hörte, zerriss ich mein Kleid und meinen Mantel und raufte mir Haupthaar und Bart und setzte mich bestürzt hin.4 Und es versammelten sich bei mir alle, die über die Worte des Gottes Israels erschrocken waren wegen des Treubruchs derer, die aus der Gefangenschaft gekommen waren; und ich saß bestürzt da bis zum Abendopfer.5 Und um das Abendopfer stand ich auf von meiner Buße mit zerrissenem Gewand und Mantel und fiel auf meine Knie und breitete meine Hände aus zu dem HERRN, meinem Gott,6 und sprach: Mein Gott, ich schäme mich und scheue mich, meine Augen aufzuheben zu dir, mein Gott; denn unsere Missetat ist über unser Haupt gewachsen, und unsere Schuld ist groß bis an den Himmel. (Dan 9,7)7 Von der Zeit unserer Väter an sind wir in großer Schuld bis auf diesen Tag, und um unserer Missetat willen sind wir und unsere Könige und Priester in die Hand der Könige der Länder gegeben worden, ins Schwert, in Gefangenschaft, zum Raub und zur Schmach, so wie es heute ist.8 Nun aber ist uns einen kleinen Augenblick Gnade vor dem HERRN, unserm Gott, geschehen, dass er uns noch Errettete übrig gelassen und uns einen festen Halt an seiner heiligen Stätte gegeben hat, dass unser Gott unsere Augen aufleuchten und uns ein wenig aufleben ließ in unserer Knechtschaft.9 Denn wir sind Knechte, aber unser Gott hat uns nicht verlassen in unserer Knechtschaft und hat uns die Gunst der Könige von Persien zugewandt, dass er uns wieder aufleben ließ, um das Haus unseres Gottes aufzubauen und es aus seinen Trümmern wieder aufzurichten, und uns eine Schutzwehr gebe in Juda und Jerusalem.10 Und nun, unser Gott, was sollen wir nach alledem sagen? Wir haben deine Gebote verlassen,11 die du durch deine Knechte, die Propheten, geboten hast, als sie sagten: Das Land, in das ihr kommt, um es in Besitz zu nehmen, ist ein beflecktes Land, denn die Völker der Länder haben es befleckt mit ihren Gräueln, mit denen sie es von einem Ende bis zum andern Ende in ihrer Unreinheit angefüllt haben. (3Mo 18,24)12 So sollt ihr nun eure Töchter nicht ihren Söhnen geben, und ihre Töchter sollt ihr nicht für eure Söhne nehmen. Und sucht nicht ihren Frieden noch ihr Gutes ewiglich, damit ihr stark werdet und das Gute des Landes esst und es euren Kindern vererbt ewiglich. (Esr 2,1)13 Aber nach allem, was über uns gekommen ist um unserer bösen Werke und großen Schuld willen – doch du, unser Gott, hast unsere Missetat nicht bestraft, wie wir’s verdient hätten, und hast uns diese Schar von Erretteten gegeben –,14 sollten wir wiederum deine Gebote übertreten, dass wir uns verschwägerten mit den Völkern, die diese Gräuel tun? Wirst du nicht über uns zürnen, bis es ganz aus ist, sodass es weder einen Rest noch Entronnene gibt?15 HERR, Gott Israels, du bist gerecht; denn wir sind übrig geblieben als Errettete, wie es heute ist. Siehe, hier sind wir vor dir in unserer Schuld; denn darum kann niemand bestehen vor dir.