1Und danach zog Jesus in Galiläa umher; denn er wollte nicht in Judäa umherziehen, weil die Juden ihn zu töten suchten. (Joh 5,16; Joh 7,25)2Es war aber das Laubhüttenfest der Juden nahe. (3Mo 23,34)3Da sprachen seine Brüder zu ihm: Brich doch auf von hier und zieh nach Judäa, damit auch deine Jünger die Werke sehen können, die du tust!4Denn niemand tut etwas im Verborgenen und sucht zugleich öffentlich bekannt zu sein. Wenn du diese Dinge tust, so offenbare dich der Welt! (Mt 5,15)5Denn auch seine Brüder glaubten nicht an ihn.6Da spricht Jesus zu ihnen: Meine Zeit ist noch nicht da; aber eure Zeit ist immer bereit. (Joh 2,4; Joh 7,8)7Die Welt kann euch nicht hassen, mich aber hasst sie; denn ich bezeuge von ihr, dass ihre Werke böse sind. (Joh 3,20; Joh 15,18)8Geht ihr hinauf zu diesem Fest; ich gehe noch nicht zu diesem Fest hinauf, denn meine Zeit ist noch nicht erfüllt. (Joh 7,30)9Und als er dies zu ihnen gesagt hatte, blieb er in Galiläa.
Jesus lehrt am Laubhüttenfest. Der Unglaube der Juden
10Nachdem aber seine Brüder hinaufgegangen waren, ging auch er hinauf zum Fest, nicht öffentlich, sondern wie im Verborgenen. (Joh 2,13; Joh 5,1)11Da suchten ihn die Juden während des Festes und sprachen: Wo ist er? (Joh 1,39; Joh 6,24)12Und es gab viel Gemurmel seinetwegen unter der Volksmenge. Etliche sagten: Er ist gut!, andere aber sprachen: Nein, sondern er verführt die Leute! (Lk 2,34)13Doch redete niemand freimütig über ihn, aus Furcht vor den Juden. (Joh 9,22; 1Joh 4,18)14Als aber das Fest schon zur Hälfte verflossen war, ging Jesus in den Tempel hinauf und lehrte. (Joh 8,2; Joh 18,20)15Und die Juden verwunderten sich und sprachen: Woher kennt dieser die Schriften? Er hat doch nicht studiert! (Jes 8,14; Mt 13,54; Apg 4,13)16Jesus antwortete ihnen und sprach: Meine Lehre ist nicht von mir, sondern von dem, der mich gesandt hat. (Joh 5,19; Joh 8,28; Hebr 1,1)17Wenn jemand seinen Willen tun will, wird er erkennen, ob diese Lehre von Gott ist, oder ob ich aus mir selbst rede. (Ps 112,4; Joh 8,40)18Wer aus sich selbst redet, der sucht seine eigene Ehre; wer aber die Ehre dessen sucht, der ihn gesandt hat, der ist wahrhaftig, und keine Ungerechtigkeit ist in ihm. (Lk 20,21; Joh 8,50; Apg 8,9; Gal 1,10)19Hat nicht Mose euch das Gesetz gegeben? Und doch tut keiner von euch das Gesetz. Warum sucht ihr mich zu töten? (5Mo 33,4; Joh 1,17; Joh 5,18; Joh 7,25; Joh 9,28; Röm 2,17)20Die Menge antwortete und sprach: Du hast einen Dämon! Wer sucht dich zu töten? (Joh 8,48; Joh 8,52)21Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Ein Werk habe ich getan, und ihr alle verwundert euch.22Darum [sage ich euch:] Mose hat euch die Beschneidung gegeben (nicht dass sie von Mose kommt, sondern von den Vätern), und ihr beschneidet den Menschen am Sabbat. (1Mo 17,10; 3Mo 12,3; Röm 4,11)23Wenn ein Mensch am Sabbat die Beschneidung empfängt, damit das Gesetz Moses nicht übertreten wird, was zürnt ihr mir denn, dass ich den ganzen Menschen am Sabbat gesund gemacht habe? (Mt 12,1; Mt 12,5; Mt 12,8; Joh 5,9; Joh 5,14; Joh 5,16)24Richtet nicht nach dem Augenschein, sondern fällt ein gerechtes Urteil! (Ps 82,2)
Ist Jesus der Christus?
25Da sprachen etliche von Jerusalem: Ist das nicht der, den sie zu töten suchen? (Joh 7,19)26Und siehe, er redet öffentlich, und sie sagen ihm nichts. Haben etwa die Obersten wirklich erkannt, dass dieser in Wahrheit der Christus ist? (Ps 40,10; Joh 7,48)27Doch von diesem wissen wir, woher er ist; wenn aber der Christus kommt, so wird niemand wissen, woher er ist. (Joh 6,42)28Da rief Jesus, während er im Tempel lehrte, und sprach: Ja, ihr kennt mich und wisst, woher ich bin! Und doch bin ich nicht von mir selbst gekommen, sondern der ist wahrhaftig, der mich gesandt hat, den ihr nicht kennt. (Hos 4,1; Joh 8,19; Joh 8,26; Joh 8,42; Joh 8,55; Röm 3,4; 1Joh 5,20)29Ich aber kenne ihn, weil ich von ihm bin, und er hat mich gesandt. (Lk 10,22; Joh 5,38; 1Joh 4,9)30Da suchten sie ihn zu ergreifen; aber niemand legte Hand an ihn, denn seine Stunde war noch nicht gekommen. (Joh 8,20; Joh 13,1)31Viele aber aus der Volksmenge glaubten an ihn und sprachen: Wenn der Christus kommt, wird er wohl mehr Zeichen tun als die, welche dieser getan hat? (Joh 2,23; Joh 3,2; Joh 4,39; Joh 4,42; Joh 8,30)32Die Pharisäer hörten, dass die Menge diese Dinge über ihn murmelte; darum sandten die Pharisäer und die obersten Priester Diener ab, um ihn zu ergreifen. (Lk 22,47)33Da sprach Jesus zu ihnen: Noch eine kleine Zeit bin ich bei euch, und dann gehe ich hin zu dem, der mich gesandt hat. (Joh 12,35; Joh 13,33; Joh 16,5)34Ihr werdet mich suchen und nicht finden; und wo ich bin, dorthin könnt ihr nicht kommen. (Hos 5,6; Am 8,12; Joh 8,21)35Da sprachen die Juden untereinander: Wohin will er denn gehen, dass wir ihn nicht finden sollen? Will er etwa zu den unter den Griechen Zerstreuten gehen und die Griechen lehren? (Joh 12,20; Apg 11,20; Apg 17,4; Röm 10,12; 1Kor 12,13; Gal 3,28)36Was ist das für ein Wort, das er sprach: Ihr werdet mich suchen und nicht finden, und wo ich bin, dorthin könnt ihr nicht kommen? (Joh 16,17)
Ströme lebendigen Wassers
37Aber am letzten, dem großen Tag des Festes stand Jesus auf, rief und sprach: Wenn jemand dürstet, der komme zu mir und trinke! (3Mo 23,36; Jes 55,1; 1Kor 10,4; Offb 21,6)38Wer an mich glaubt, wie die Schrift gesagt hat, aus seinem Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen. (Spr 18,4; Jes 35,6; Jes 58,11; Jer 31,12; Joh 4,14)39Das sagte er aber von dem Geist, den die empfangen sollten, welche an ihn glauben; denn der Heilige Geist war noch nicht da, weil Jesus noch nicht verherrlicht war. (Jes 44,3; Joe 3,1; Apg 2,33; Apg 2,38; Eph 1,13; Eph 4,8)
Spaltung unter den Juden
40Viele nun aus der Volksmenge sagten, als sie das Wort hörten: Dieser ist wahrhaftig der Prophet. (Joh 6,14)41Andere sprachen: Dieser ist der Christus! Andere aber sagten: Kommt der Christus denn aus Galiläa? (Joh 1,45; Joh 6,69; Joh 7,52)42Sagt nicht die Schrift, dass der Christus aus dem Samen Davids kommt und aus dem Dorf Bethlehem, wo David war? (1Sam 17,12; Ps 132,11; Jer 23,5; Mi 5,1)43Es entstand nun seinetwegen eine Spaltung unter der Volksmenge.44Und etliche von ihnen wollten ihn ergreifen, doch legte niemand Hand an ihn. (Joh 7,30)45Nun kamen die Diener zu den obersten Priestern und Pharisäern zurück, und diese sprachen zu ihnen: Warum habt ihr ihn nicht gebracht?46Die Diener antworteten: Nie hat ein Mensch so geredet wie dieser Mensch! (Ps 45,3; Mt 7,29; Lk 4,22; Offb 19,13)47Da antworteten ihnen die Pharisäer: Seid auch ihr verführt worden? (2Kön 18,29)48Glaubt auch einer von den Obersten oder von den Pharisäern an ihn? (Joh 12,42; 1Kor 1,26)49Aber dieser Pöbel, der das Gesetz nicht kennt, der ist unter dem Fluch! (Joh 9,34)50Da spricht zu ihnen Nikodemus, der bei Nacht zu ihm gekommen war, und der einer der Ihren war: (Joh 3,1)51Richtet unser Gesetz einen Menschen, es sei denn, man habe ihn zuvor selbst gehört und erkannt, was er tut? (5Mo 1,17; 5Mo 19,16; Spr 18,13)52Sie antworteten und sprachen zu ihm: Bist du etwa auch aus Galiläa? Forsche nach und sieh: Kein Prophet ist aus Galiläa hervorgegangen! (Jes 9,1; Joh 1,45)53Und so ging jeder in sein Haus.
Jesus lässt sich nicht zu vorzeitigem Handeln drängen
1In der darauf folgenden Zeit zog Jesus durch Galiläa. Er mied Judäa[1], denn dort trachteten ihm die führenden Männer des jüdischen Volkes[2] nach dem Leben.2Doch kurz bevor die Juden ihr Laubhüttenfest feierten,3sagten seine Brüder zu ihm: »Du solltest nicht länger hier in Galiläa bleiben. Geh nach Judäa, damit auch dort deine Jünger sehen können, was für große Dinge du tust.4Wer mit dem, was er tut, in der Öffentlichkeit bekannt werden möchte, zieht sich nicht in einen versteckten Winkel zurück. Wenn du schon so ungewöhnliche Dinge tust, dann zeig dich auch vor aller Welt!«5So redeten seine eigenen Brüder, weil nicht einmal sie an ihn glaubten.6Doch Jesus gab ihnen zur Antwort: »Für mich ist die richtige Zeit noch nicht da; euch ist jeder Zeitpunkt recht.[3]7Euch kann die Welt nicht hassen, mich aber hasst sie, weil ich nicht darüber schweige[4], dass ihr Tun böse ist.8Geht ihr nur hinauf zum Fest. Ich komme jetzt nicht; für mich ist die Zeit noch nicht da[5].«9Mit dieser Antwort ´ließ er sie gehen`; er selbst blieb in Galiläa.
Jesus auf dem Laubhüttenfest in Jerusalem
10Nachdem jedoch seine Brüder zum Fest hinaufgegangen waren, ging Jesus selbst auch nach Jerusalem hinauf, allerdings unbemerkt und ohne Aufsehen zu erregen[6].11Während des Festes hielten die führenden Männer des jüdischen Volkes nach ihm Ausschau. »Wo ist er nur?«, fragten sie.12Überall konnte man die Leute über ihn reden hören.[7] »Er ist ein guter Mensch«, sagten die einen. »Nein«, entgegneten andere, »er ist ein Volksverführer.«13Aber aus Furcht vor den führenden Männern[8] wagte niemand, öffentlich seine Meinung über ihn zu äußern.14Als die Festwoche schon zur Hälfte vorüber war, ging Jesus zum Tempel hinauf und begann zu lehren.15»Wie kommt es, dass er die Schrift so gut kennt?[9]«, wunderten sich die Juden. »Er ist doch gar nicht darin ausgebildet.«16Jesus selbst gab ihnen die Antwort: »Was ich verkünde, ist nicht meine eigene Lehre; es ist die Lehre dessen, der mich gesandt hat.17Wenn jemand bereit ist, Gottes Willen zu erfüllen, wird er erkennen, ob das, was ich lehre, von Gott ist oder ob ich aus mir selbst heraus rede.18Wer aus sich selbst heraus redet, dem geht es um seine eigene Ehre. Wem es aber um die Ehre dessen geht, der ihn gesandt hat, der ist glaubwürdig und hat keine unrechten Absichten[10].19Hat nicht Mose euch das Gesetz gegeben? Und doch lebt keiner von euch nach dem Gesetz. Mit welchem Recht wollt ihr mich also töten?[11]«20»Du bist von einem Dämon besessen![12]«, rief die Menge. »Wer hat denn die Absicht, dich zu töten?«21Jesus erwiderte: »Ihr seid alle noch immer ganz außer euch[13] wegen der einen Sache, die ich ´am Sabbat` getan habe.[14]22Dabei habt ihr keine Bedenken, die Beschneidung, ´wenn es sein muss,` auch am Sabbat vorzunehmen, weil Mose sie euch vorgeschrieben hat.[15] Und eigentlich geht sie doch gar nicht auf ihn zurück, sondern bereits auf die Stammväter. (1Mo 17,10; 3Mo 12,3)23Wenn also, um das Gesetz des Mose nicht zu brechen, ein Mensch am Sabbat beschnitten werden darf, warum seid ihr dann so empört darüber, dass ich am Sabbat einen Menschen am ganzen Körper[16] gesund gemacht habe?24Urteilt nicht nach dem äußeren Schein, sondern bemüht euch um ein gerechtes Urteil!«
Jesus im Widerstreit der Meinungen
25Da sagten einige Leute aus Jerusalem: »Ist das nicht der Mann, dem sie nach dem Leben trachten?26Aber seht, er redet in aller Öffentlichkeit, und sie verbieten es ihm mit keinem Wort! Sollten unsere führenden Männer etwa zu der Überzeugung gelangt sein, dass er der Messias[17] ist?27Nun wissen wir allerdings bei diesem Mann, woher er kommt. Doch wenn der Messias auftreten wird, weiß niemand, woher er kommt.«28Da rief Jesus, der im Tempel lehrte: » ´Ihr meint,` mich zu kennen und zu wissen, woher ich komme. Aber ich bin nicht im eigenen Auftrag gekommen; es gibt einen, der mich gesandt hat, und das ist der wahre ´Gott`[18]. Doch den kennt ihr nicht.29Ich hingegen kenne ihn, denn ich komme von ihm; er ist es, der mich gesandt hat.«30Nun hätten sie Jesus am liebsten festgenommen. Doch keiner wagte es, Hand an ihn zu legen; seine Zeit war noch nicht gekommen.31Viele in der Menge glaubten an ihn; sie sagten: »Wenn der Messias kommt, wird er dann etwa mehr Wunder tun als dieser hier?«32Den Pharisäern blieb nicht verborgen, was die Leute über Jesus redeten.[19] Darum schickten die führenden Priester und die Pharisäer Männer der Tempelwache[20] zu ihm mit dem Befehl, ihn festzunehmen.33Da sagte Jesus: »Ich bin nur noch kurze Zeit bei euch; dann gehe ich zu dem, der mich gesandt hat.34Ihr werdet mich suchen, aber ihr werdet mich nicht finden; dorthin, wo ich dann bin, könnt ihr nicht kommen.«35Die Juden sahen einander verständnislos an[21]: »Er will an einen Ort gehen, wo wir ihn nicht finden können! Wo soll das denn sein? Will er etwa zu den Juden gehen, die im Ausland leben, und am Ende sogar den fremden Völkern seine Lehre bringen?[22]36Was meint er damit, wenn er sagt: ›Ihr werdet mich suchen, aber ihr werdet mich nicht finden; dorthin, wo ich dann bin, könnt ihr nicht kommen‹?«
Jesu Angebot: das Wasser des Lebens
37Am letzten Tag, dem größten Tag des Festes, trat Jesus ´vor die Menge` und rief: »Wer Durst hat, soll zu mir kommen und trinken!38Wenn jemand an mich glaubt, werden aus seinem Inneren[23], wie es in der Schrift heißt, Ströme von lebendigem Wasser fließen.[24]«39Er sagte das im Hinblick auf den ´Heiligen` Geist, den die empfangen sollten, die an Jesus glaubten[25]. Der Geist war zu jenem Zeitpunkt noch nicht gekommen, weil Jesus noch nicht in seiner Herrlichkeit offenbart worden war.
Ist Jesus der Messias? Meinungsverschiedenheiten im Volk – Uneinigkeit bei den führenden Männern
40Von diesen Worten beeindruckt, meinten einige aus der Menge: »Das ist wirklich der Prophet, ´auf den wir gewartet haben`!«41Manche sagten ´sogar`: »Er ist der Messias!« – »Seit wann kommt denn der Messias aus Galiläa?«, wandten andere ein.42»Heißt es nicht in der Schrift, dass der Messias ein Nachkomme Davids sein wird und aus Betlehem stammt, dem Ort, wo David lebte?[26]« (2Sam 7,12)43So kam es wegen Jesus zu einer Spaltung in der Menge.44Einige hätten ihn am liebsten festgenommen, aber keiner wagte es, Hand an ihn zu legen.45Als die Männer der Tempelwache ´ohne Jesus` zurückkehrten, wurden sie von den führenden Priestern und den Pharisäern gefragt: »Warum habt ihr ihn nicht hergebracht?« –46»Noch nie hat ein Mensch so gesprochen wie dieser Mann«, rechtfertigten sie sich.47»Habt ihr euch auch von ihm verführen lassen?«, herrschten die Pharisäer sie an.48»Glaubt denn auch nur einer von den führenden Männern oder von den Pharisäern an ihn?49Das tut doch nur dieses Volk, das das Gesetz nicht kennt, diese Leute, die verflucht sind.«50Aber Nikodemus, der selbst ein Pharisäer war und Jesus früher einmal aufgesucht hatte, hielt ihnen entgegen:51»Seit wann verurteilt unser Gesetz einen Menschen, ohne dass man ihn vorher anhört und feststellt, ob er schuldig ist?« –52»Du bist wohl auch aus Galiläa?«, gaben sie zurück. »Forsche ´in der Schrift` nach, dann wirst du sehen: Aus Galiläa kommt kein Prophet.[27]«53Daraufhin[28] gingen sie alle nach Hause.