1In der folgenden Zeit zog Jesus durch viele Städte und Dörfer und verkündigte überall die Freudenbotschaft vom Reich Gottes. Begleitet wurde er von den zwölf Jüngern2und von einigen Frauen, die er von bösen Geistern befreit und von Krankheiten geheilt hatte. Es waren Maria aus Magdala,[1] aus der er sieben Dämonen ausgetrieben hatte,3Johanna, die Frau Chuzas, eines hohen Beamten von Herodes Antipas, Susanna und viele andere. All diese Frauen dienten Jesus und seinen Jüngern mit ihrem Besitz.4Einmal hatte sich eine große Menschenmenge um ihn versammelt. Aus allen Orten waren sie herbeigeströmt. Da erzählte er ihnen folgendes Gleichnis:5„Ein Bauer ging auf seinen Acker, um zu säen. Beim Ausstreuen fiel ein Teil der Körner auf den Weg. Dort wurden sie zertreten und von den Vögeln aufgefressen.6Andere Körner fielen auf felsigen Boden. Sie gingen auf, vertrockneten aber bald, weil sie nicht genug Feuchtigkeit bekamen.7Wieder ein anderer Teil fiel mitten unter Disteln, die dann mit der Saat in die Höhe wuchsen und sie erstickten.8Ein anderer Teil schließlich fiel auf guten Boden. Die Saat ging auf und brachte hundertfache Frucht.“ Jesus schloss mit dem Ruf: „Wer Ohren hat und hören kann, der höre zu!“9Die Jünger fragten Jesus später, was er mit diesem Gleichnis sagen wollte.10Er sagte: „Euch hat Gott das Geheimnis seines Reiches anvertraut, aber den Außenstehenden wird alles nur in Gleichnissen gesagt, denn 'sie sollen hinsehen und doch nichts erkennen, zuhören und trotzdem nichts verstehen'. (Jes 6,9)11Das Gleichnis bedeutet Folgendes: Das Saatgut ist Gottes Wort.12Das, was auf den Weg gefallen ist, meint Menschen, die Gottes Botschaft hören. Aber dann kommt der Teufel und nimmt ihnen das gesäte Wort wieder aus dem Herzen weg, sodass sie nicht glauben und deshalb auch nicht gerettet werden.13Die Menschen, die dem felsigen Boden entsprechen, hören das Wort und nehmen es freudig auf. Aber sie haben keine Wurzeln. Eine Zeitlang glauben sie, doch wenn eine Zeit der Prüfung kommt, wenden sie sich wieder ab.14Andere Menschen entsprechen der Saat, die unter die Disteln fällt. Sie haben die Botschaft gehört, sie aber im Lauf der Zeit von den Sorgen, vom Reichtum und den Genüssen des Lebens ersticken lassen, sodass keine Frucht reifen kann.15Die Menschen schließlich, die dem guten Boden gleichen, hören die Botschaft und nehmen sie mit aufrichtigem Herzen bereitwillig auf. Sie halten daran fest, lassen sich nicht entmutigen und bringen durch ihre Ausdauer Frucht.
Wer richtig hört
16Niemand zündet eine Lampe an und bedeckt sie dann mit einem Gefäß oder stellt sie unters Bett. Im Gegenteil: Man stellt sie auf den Lampenständer, damit die Hereinkommenden Licht haben.17Denn es bleibt nichts verdeckt, alles kommt ans Licht. Was jetzt verborgen ist, wird öffentlich bekannt.18Passt also auf und hört richtig zu! Denn wer hat, dem wird gegeben, wer aber nicht hat, dem wird auch das genommen, was er zu haben meint.“19Einmal kamen seine Mutter und seine Brüder. Doch wegen der Menschenmenge konnten sie nicht zu ihm durchkommen.20Da sagte man ihm: „Deine Mutter und deine Brüder stehen draußen und wollen dich sehen.“21Doch Jesus erwiderte: „Meine Mutter und meine Brüder sind die, die das Wort Gottes hören und befolgen.“
Herr über den Sturm
22Eines Tages stieg er mit seinen Jüngern in ein Boot und sagte: „Fahren wir ans andere Ufer hinüber!“ So fuhren sie ab,23und während der Fahrt schlief Jesus ein. Plötzlich kam ein Sturm auf, ein Fallwind ‹von den Bergen›. Die Wellen schlugen ins Boot und sie kamen in Gefahr.24Die Jünger stürzten zu Jesus, weckten ihn und riefen: „Rabbi, Rabbi, wir sind verloren!“ Da stand er auf und herrschte den Wind und die tosenden Wellen an. Da hörten sie auf zu toben und es wurde ganz still.25„Wo ist euer Glaube?“, fragte Jesus seine Jünger. Doch sie waren sehr erschrocken und sagten erstaunt zueinander: „Wer ist das nur, dass er sogar dem Wind und dem Wasser befehlen kann, und die gehorchen ihm?“
Der Besessene
26Sie kamen in das Gebiet der Gerasener[2] auf der anderen Seite des Sees, gegenüber von Galiläa.27Als er aus dem Boot stieg, rannte ihm ein Mann aus der Stadt entgegen, der von Dämonen besessen war. Er trug schon lange keine Kleidung mehr und hauste abseits von den Häusern in Grabhöhlen.28Als er Jesus erblickte, schrie er auf, warf sich vor ihm hin und rief laut: „Was willst du von mir, Jesus, Sohn Gottes, du Sohn des Allerhöchsten? Bitte, quäle mich nicht!“29Jesus hatte dem bösen Geist nämlich befohlen, den Mann endlich zu verlassen. Wiederholt war der Besessene wie ein Gefangener an Händen und Füßen gefesselt worden, doch jedes Mal hatte er die Ketten zerbrochen, und der Dämon hatte ihn in menschenleere Gegenden getrieben.30Nun fragte ihn Jesus: „Wie heißt du?“ – „Ich heiße Legion“, antwortete der; denn es waren viele Dämonen in ihn gefahren.31Diese flehten Jesus an, sie nicht in den Abgrund zu schicken.32Nun weidete dort in der Nähe eine große Herde Schweine an einem Berghang. Sie baten ihn, in die Schweine fahren zu dürfen. Er erlaubte es.33Da verließen die bösen Geister den Mann und fuhren in die Schweine. Daraufhin raste die ganze Herde den Abhang hinunter in den See und ertrank.34Als die Schweinehirten das sahen, liefen sie davon und erzählten in der Stadt und auf den Dörfern alles, was geschehen war.35Die Leute wollten das mit eigenen Augen sehen und machten sich auf den Weg. Als sie zu Jesus kamen, sahen sie den Mann, aus dem die bösen Geister ausgefahren waren, bekleidet und vernünftig bei ihm sitzen. Da fürchteten sie sich,36aber die Augenzeugen berichteten ihnen, wie der Besessene geheilt worden war.37Daraufhin drängte die ganze Menge der Gerasener Jesus, ihr Gebiet zu verlassen, so sehr hatte die Angst sie gepackt. Jesus stieg ins Boot, um wieder zurückzufahren.38Da bat ihn der Mann, aus dem die Dämonen ausgefahren waren, bei ihm bleiben zu dürfen. Doch er schickte ihn weg und sagte:39„Geh nach Hause und erzähle, wie viel Gott an dir getan hat!“ Der Mann gehorchte und verbreitete in der ganzen Stadt, was Jesus an ihm getan hatte.
Jesus heilt, weil Menschen glauben
40Als Jesus ans andere Ufer zurückkam, empfing ihn eine große Menschenmenge, denn sie hatten auf ihn gewartet.41Da drängte sich ein Mann namens Jaïrus, der Vorsteher der Synagoge, nach vorn. Er warf sich vor Jesus nieder und bat ihn, in sein Haus zu kommen,42weil seine einzige Tochter, ein Mädchen von zwölf Jahren, im Sterben lag.
Auf dem Weg dorthin drängte sich die Menge um Jesus.43Darunter war auch eine Frau, die seit zwölf Jahren an starken Blutungen litt. Ihr ganzes Vermögen hatte sie für die Ärzte aufgewendet, doch niemand hatte sie heilen können.44Sie kam von hinten heran und berührte die Quaste[3] seines Obergewands. Sofort hörte die Blutung auf. (4Mo 15,38)45„Wer hat mich berührt?“, fragte Jesus. Doch niemand wollte es gewesen sein. Petrus sagte: „Rabbi, die Menge drängt und drückt dich von allen Seiten!“46Doch Jesus bestand darauf: „Es hat mich jemand angerührt, denn ich habe gespürt, dass eine Kraft von mir ausgegangen ist.“47Als die Frau sah, dass sie nicht verborgen bleiben konnte, fiel sie zitternd vor Jesus nieder. Vor allen Leuten erklärte sie, warum sie ihn berührt hatte und dass sie im selben Augenblick geheilt worden war.48„Meine Tochter“, sagte Jesus da zu ihr, „dein Glaube hat dich gerettet. Geh in Frieden!“49Während Jesus noch mit ihr sprach, kam jemand aus dem Haus des Synagogenvorstehers und sagte zu Jaïrus: „Deine Tochter ist gestorben. Du brauchst den Rabbi nicht weiter zu bemühen.“50Jesus hörte es und sagte zu dem Vorsteher: „Hab keine Angst! Vertrau mir, dann wird sie gerettet werden!“51Er ging in das Haus, erlaubte aber niemand, ihn zu begleiten, außer Petrus, Johannes und Jakobus und den Eltern des Kindes.52Das ganze Haus war voller Menschen, die laut weinten und das Mädchen beklagten. „Hört auf zu weinen!“, sagte Jesus zu ihnen. „Das Kind ist nicht tot, es schläft nur.“53Da lachten sie ihn aus, denn sie wussten, dass es gestorben war.54Doch Jesus fasste es bei der Hand und rief: „Kind, steh auf!“55Da kehrte Leben in das Mädchen zurück und es stand gleich auf. Jesus ordnete an, ihr etwas zu essen zu geben.56Die Eltern konnten kaum fassen, was da geschehen war, aber Jesus verbot ihnen, anderen davon zu erzählen.
1Nicht lange danach zog Jesus durch die nahe gelegenen Orte und Dörfer, um die Botschaft vom Reich Gottes zu verkünden. Er nahm seine zwölf Jünger mit (Mt 4,23)2und einige Frauen, die er geheilt und von bösen Geistern befreit hatte. Dazu gehörten Maria von Magdala, aus der er sieben Dämonen ausgetrieben hatte, (Mt 27,55; Mk 15,40; Lk 23,49)3Johanna, die Frau von Chuza, dem Verwalter von Herodes, Susanna und viele andere, die Jesus und seine Jünger durch das, was sie hatten, unterstützten. (Mt 14,1)
Das Gleichnis vom Bauern, der die Saat ausbringt
4Eines Tages kam eine große Menschenmenge aus vielen Städten zusammen, um Jesus zu hören. Er erzählte ihnen folgendes Gleichnis:5»Ein Bauer ging aufs Feld, um zu säen. Als er die Saat auf seinem Feld ausstreute, fielen einige Samenkörner auf einen Weg, wo sie zertreten wurden, und die Vögel kamen und pickten sie auf.6Andere Körner fielen auf eine dünne Erdkruste mit felsigem Untergrund. Diese Saat ging zwar auf, verdorrte aber, weil Feuchtigkeit fehlte.7Andere Samenkörner fielen in die Dornen, die schnell wuchsen und die zarten Halme erstickten.8Wieder andere fielen auf fruchtbaren Boden. Diese Samenkörner wuchsen heran und brachten eine hundertfache Ernte.« Nach diesen Worten rief er: »Wer hören will, der soll zuhören und begreifen!«9Seine Jünger fragten ihn, was das Gleichnis zu bedeuten habe.10Er entgegnete: »Euch ist es erlaubt, die Geheimnisse des Reiches Gottes zu wissen. Allen anderen aber werden sie in Gleichnissen verborgen erzählt, damit sich erfüllt, was in der Schrift steht: ›Sie sehen, was ich tue, aber sie nehmen es nicht wirklich wahr; sie hören, was ich sage, aber sie verstehen es nicht.‹[1] (Jes 6,9)11Das Gleichnis hat folgende Bedeutung: Die Samenkörner sind Gottes Botschaft. (1Petr 1,23)12Der Same, der auf den festgetretenen Weg fiel, steht für Menschen, die die Botschaft zwar hören, aber dann kommt der Teufel, raubt sie ihnen wieder und verhindert, dass sie glauben und gerettet werden. (1Kor 1,21)13Mit dem felsigen Boden sind jene gemeint, die die Botschaft freudig aufnehmen. Aber wie bei jungen Pflanzen in einem solchen Boden reichen ihre Wurzeln nicht sehr tief. Eine Weile glauben sie zwar, aber wenn Schwierigkeiten kommen, wenden sie sich ab.14Der von Dornen bewachsene Boden meint Menschen, die Gottes Wort zwar hören und annehmen, sich aber durch die Verpflichtungen, den Reichtum und die Zerstreuungen des Lebens schon bald wieder davon ablenken lassen. Auf diese Weise gelangt nichts zur Reife. (Mt 19,23; 1Tim 6,9; 2Tim 4,10)15Der gute Boden dagegen steht für verlässliche, aufrichtige Menschen, die Gottes Botschaft hören, an ihr festhalten und durch ihre Beständigkeit viel Frucht hervorbringen.
Das Gleichnis von der Lampe
16Niemand würde eine Lampe anzünden und dann etwas darüberstülpen oder sie unters Bett stellen. Nein, Lampen werden da aufgestellt, wo jeder, der hereinkommt, sie sehen kann. (Mt 5,15; Lk 11,33)17Denn alles, was verborgen oder geheim ist, wird irgendwann ans Licht gebracht werden, sodass alle es sehen können. (Mt 10,26)18Deshalb achtet auf das, was ihr hört. Dem Menschen, der für meine Worte offen ist, wird eine noch tiefere Einsicht geschenkt werden.[2] Doch dem, der nicht zuhört, wird auch das genommen werden, was er zu haben glaubt.« (Mt 25,29; Lk 19,26)
Die wahre Familie von Jesus
19Einmal wollten die Mutter von Jesus und seine Brüder ihn besuchen, doch sie konnten wegen der vielen Menschen nicht zu ihm durchdringen.20Jemand sagte zu Jesus: »Deine Mutter und deine Brüder sind draußen und möchten dich sehen.«21Jesus erwiderte: »Alle, die die Botschaft Gottes hören und sich nach ihr richten, sind meine Mutter und meine Brüder.«
Jesus stillt den Sturm
22Eines Tages sagte Jesus zu seinen Jüngern: »Lasst uns auf die andere Seite des Sees fahren.« Sie stiegen also in ein Boot und stießen vom Ufer ab.23Unterwegs legte Jesus sich schlafen, doch während er schlief, kam Wind auf. Der Wind steigerte sich zum Sturm, sodass ihr Boot voll Wasser zu laufen drohte und sie ernsthaft in Gefahr gerieten.24Schließlich weckten die Jünger Jesus und riefen: »Meister, Meister, wir kommen um!« Jesus stand auf und drohte dem Wind und den stürmischen Wellen. Plötzlich legte sich der Sturm, und alles war still!25Und er fragte sie: »Wo ist euer Glaube?« Voll Furcht und Staunen sagten sie zueinander: »Wer ist dieser Mann, dass ihm sogar Wind und Wellen gehorchen?«
Jesus heilt einen von Dämonen besessenen Mann
26So kamen sie ins Gebiet der Gerasener[3] auf der anderen Seite vom See Genezareth.27Als Jesus aus dem Boot stieg, lief ihm ein Mann entgegen, der von Dämonen besessen war. Nackt und ohne Obdach fristete er sein Dasein schon seit langer Zeit in den Grabhöhlen.28Als er Jesus sah, warf er sich mit einem schrillen Schrei vor ihm auf den Boden und rief laut: »Warum bedrängst du mich, Jesus, Sohn des höchsten Gottes? Ich flehe dich an, quäle mich nicht!« (Mt 8,29; Mk 1,23)29Denn Jesus hatte dem bösen Geist schon geboten, aus dem Mann auszufahren. Schon seit langem hatte der Dämon den Mann völlig in seiner Gewalt. Auch wenn man ihn in Ketten legte, riss er sich los und wurde von dem bösen Geist in die Wildnis gehetzt.30»Wie heißt du?«, fragte Jesus. »Legion«, antwortete er – denn der Mann war von zahlreichen Dämonen besessen.31Diese flehten Jesus an, sie nicht in den Abgrund zu schicken. (Offb 9,1; Offb 20,3)32Auf den umliegenden Hügeln weidete eine riesige Schweineherde. Die Dämonen baten Jesus, sie in die Schweine fahren zu lassen. Jesus gestattete es ihnen.33Da fuhren die Dämonen aus dem Mann in die Schweine, und die ganze Herde stürzte den Abhang hinunter in den See und ertrank.34Als die Hirten das sahen, flohen sie in den nahe gelegenen Ort und in das Hügelland der Umgebung und verbreiteten die Neuigkeit überall.35Bald war Jesus von Menschen umringt, die selbst sehen wollten, was geschehen war. Als sie den Mann, der von Dämonen besessen gewesen war, bekleidet und völlig bei Verstand friedlich zu Füßen von Jesus sitzen sahen, überkam sie Furcht.36Diejenigen, die alles mit eigenen Augen gesehen hatten, erzählten ihnen, wie der Besessene geheilt worden war.37Da drängten sie Jesus, zu gehen und sie in Ruhe zu lassen, so groß war ihre Angst. Jesus stieg daraufhin wieder in das Boot und fuhr zurück auf die andere Seite des Sees. (Apg 16,39)38Der Mann, der von Dämonen besessen gewesen war, wollte unbedingt mit ihm gehen, doch Jesus sagte zu ihm:39»Nein, geh zu deiner Familie zurück und erzähle ihnen von dem Wunderbaren, das Gott für dich getan hat.« Da ging er durch die ganze Stadt und erzählte, was Jesus für ihn getan hatte.
Jesus heilt aufgrund von Glauben
40Am anderen Ufer hatten die Menschen schon auf Jesus gewartet und empfingen ihn begeistert.41Ein Mann namens Jaïrus, einer der Vorsteher der örtlichen Synagoge, kam zu Jesus, warf sich ihm zu Füßen und bat ihn, mit in sein Haus zu kommen.42Sein einziges Kind, ein zwölfjähriges Mädchen, lag im Sterben. Jesus machte sich mit ihm auf den Weg, umringt von einer großen Menschenmenge.43Inmitten der dicht gedrängten Menge befand sich auch eine Frau, die seit zwölf Jahren an Blutungen litt. Sie hatte ihr ganzes Vermögen für Ärzte ausgegeben[4] und war dennoch nicht geheilt worden. (3Mo 15,25)44Nun näherte sie sich Jesus von hinten und berührte den Saum seines Gewandes. Augenblicklich hörte die Blutung auf.45»Wer hat mich berührt?«, fragte Jesus. Alle stritten ab, ihn berührt zu haben, und Petrus meinte: »Meister, hier sind doch so viele Menschen!«46Doch Jesus sagte: »Nein, jemand hat mich absichtlich berührt. Ich habe gespürt, dass eine heilende Kraft von mir ausging.« (Lk 5,17; Lk 6,19)47Als die Frau sah, dass Jesus etwas gemerkt hatte, warf sie sich zitternd vor Angst vor ihm auf die Knie. Alle hörten zu, als sie erklärte, warum sie ihn berührt hatte und dass sie augenblicklich gesund geworden war.48»Tochter«, sagte Jesus zu ihr, »dein Glaube hat dich gesund gemacht[5]. Geh in Frieden.« (Mt 9,22; Mk 5,34; Lk 7,50; Lk 17,19; Lk 18,42)49Noch während er mit ihr sprach, kam ein Bote aus dem Haus des Jaïrus mit der Nachricht: »Deine Tochter ist gestorben. Du brauchst den Meister nicht mehr zu bemühen.«50Doch als Jesus das hörte, sagte er zu Jaïrus: »Hab keine Angst. Vertrau mir, und sie wird gerettet werden.«51Als sie zum Haus des Vorstehers kamen, nahm Jesus nur Petrus, Jakobus, Johannes, den Vater und die Mutter des Mädchens mit hinein.52Das ganze Haus war voller Leute, die weinten und klagten, aber er sagte: »Hört auf zu weinen! Sie ist nicht tot; sie schläft nur.« (Lk 7,13)53Doch die Menge lachte ihn aus, denn alle wussten, dass sie gestorben war.54Da nahm Jesus das Mädchen bei der Hand und sagte mit lauter Stimme: »Steh auf, mein Kind!« (Lk 7,14)55Im gleichen Augenblick kehrte das Leben in sie zurück, und sie stand auf! Jesus wies die anderen an, ihr etwas zu essen zu geben.56Ihre Eltern waren außer sich vor Freude, doch Jesus gebot ihnen, niemandem zu erzählen, was geschehen war. (Mt 8,4; Mk 7,36; Lk 5,14)
1In der Folgezeit durchzog Jesus nacheinander Städte und Dörfer. Überall sprach er öffentlich und übermittelte den Menschen die gute Nachricht von Gottes kommender Wirklichkeit. Seine zwölf Gefährten waren mit ihm unterwegs2und auch eine Gruppe von Frauen, die er von der Macht böser Geister befreit und von Krankheiten geheilt hatte. Es war Maria, die auch Magdalena genannt wurde, von der sieben Dämonen ausgefahren waren,3außerdem Johanna, die Frau von Chuza, dem Verwaltungsbeamten von Herodes, und Susanna und viele andere, die sie tatkräftig mit ihrem Hab und Gut unterstützten.
Die vierfache Saat
4Es versammelte sich eine große Menge von Menschen, die aus allen Ortschaften herbeigeströmt war, um Jesus. Zu ihnen sprach er mithilfe von bildhaften Beispielgeschichten. Er sagte:5»Es war ein Bauer, der über seine Felder ging und das Saatgut ausstreute. Dabei fiel einiges auf den festgetrampelten Weg. Da kamen die Vögel, die in der Luft fliegen, herbei und fraßen alles auf.6Ein anderer Teil der Saat fiel auf steinigen Untergrund. Als sie aufwuchs, verdorrte sie schnell wieder, weil der Boden nicht genügend Feuchtigkeit speichern konnte.7Ein anderer Teil fiel mitten unter das Dornengestrüpp. Und als die Saat aufging, wuchsen die Dornen mit und erstickten sie.8Noch ein anderer Teil fiel auf guten Boden. Er wuchs heran und brachte Frucht hervor, und zwar hundertfach!« Als er das gesagt hatte, rief er laut: »Wer Ohren hat, soll genau zuhören!«9Danach befragten ihn seine Schüler, was dieses Beispiel bedeuten sollte.10Jesus sagte zu ihnen: »Euch ist es geschenkt worden, die tiefsten Geheimnisse der neuen Wirklichkeit Gottes zu kennen. Zu den andern aber spreche ich in Bildern. So sehen sie zwar, aber sehen dennoch nicht, sie hören und verstehen doch nichts!11Das ist die Bedeutung dieser Beispielgeschichte: Die ausgestreute Saat ist die Botschaft Gottes.12Die auf dem Weg, das sind die Menschen, die zuerst auf Gottes Wort hören. Aber dann kommt der Zerstörer und reißt das Wort aus ihren Herzen heraus. So finden sie nicht zum Vertrauen auf Gott und verpassen das Heil, das Gott für sie bereithält.13Der steinige Untergrund, das sind die Menschen, die die Botschaft Gottes, die sie hören, mit Freude aufnehmen. Doch weil sie keine tiefe Wurzel entwickelt haben, sind sie wankelmütig. In dem einen Augenblick vertrauen sie auf Gott, doch dann, wenn sie auf die Probe gestellt werden, wenden sie sich von ihm ab.14Das Saatgut, das unter die Dornen fällt, das sind Menschen, die zuerst hören. Aber wenn die Sorgen, der Reichtum und die Annehmlichkeiten des Lebens zunehmen, werden sie erstickt und bringen nichts zur Reife.15Das Saatgut, das auf gutes Land fällt, bezeichnet die Menschen, die mit aufrichtigem und gutem Herzen das Wort aufnehmen und Frucht hervorbringen, ohne sich davon abbringen zu lassen.
Das Licht auf dem Leuchter
16Keiner ist so dumm, dass er eine Kerze anzündet und sie dann unter einem Eimer versteckt oder unter ein Bett stellt! Nein, er stellt sie auf einen Leuchter, damit alle, die in das Haus kommen, das Licht sehen können.17Alles, was im Verborgenen gehalten werden soll, wird doch öffentlich bekannt werden, und das, was keiner weiß, wird allen bekannt werden.18Achtet also genau darauf, wie ihr zuhört! Dem, der etwas besitzt, wird noch mehr dazugegeben werden, und dem, der nichts hat, wird das noch weggenommen werden, was er zu haben meint.«
Die Familie von Jesus
19Danach geschah Folgendes: Seine Mutter kam zusammen mit seinen Geschwistern dorthin, wo Jesus sich aufhielt. Doch wegen der Menschenmenge konnten sie nicht an ihn herankommen.20Da gab man Jesus die Nachricht: »Deine Mutter und deine Geschwister stehen draußen und wollen dich gern persönlich sprechen!«21Aber Jesus antwortete ihnen: »Meine Mutter und meine Geschwister, das sind in Wirklichkeit die, die das Wort Gottes hören und es dann auch in die Tat umsetzen!«
Der Sturm auf dem See
22An einem anderen Tag ereignete sich Folgendes: Jesus stieg zusammen mit seinen Gefährten in ein Boot. Da sagte er zu ihnen: »Lasst uns zum gegenüberliegenden Ufer fahren!« So legten sie ab.23Während sie hinübersegelten, schlief Jesus ein. Da kam ein heftiger Sturmwind auf den See herab. Die Wellen schlugen über sie und brachten sie in große Gefahr.24Da kamen seine Schüler zu Jesus und weckten ihn auf mit den Worten: »Meister, Meister, wir gehen unter!« Jesus richtete sich auf und wies den Sturm in seine Schranken, genauso wie die wogenden Wassermassen. Da kam alles zur Ruhe und es wurde ganz ruhig.25Dann fragte Jesus seine Gefährten: »Wo ist denn euer Vertrauen geblieben?« Großes Staunen überkam sie und sie sagten zueinander: »Wer ist dieser Mann eigentlich? Dem Wind und dem Wasser kann er Befehle erteilen und sie leisten ihm Gehorsam!«
Die Befreiung
26Sie segelten weiter bis zum Land der Gerasener, das der Provinz Galiläa gegenüberliegt.27Als Jesus an Land stieg, kam ihm aus der Stadt ein Mann entgegen. Der war von dämonischen Geistern geplagt. Er trug schon seit langer Zeit keine Kleidung, hielt sich auch in keinem Haus auf, sondern hauste in den Gräberstätten.28Als er Jesus zu Gesicht bekam, schrie er laut auf, fiel vor ihm nieder und rief mit gewaltiger Stimme: »Was habe ich mit dir zu schaffen, Jesus, du Sohn des allerhöchsten Gottes! Ich flehe dich an, quäle mich nicht!«29Jesus war nämlich gerade dabei, dem unreinen Geist zu befehlen, aus dem Mann herauszukommen. Denn immer wieder wurde er von dem bösen Geist gepackt. Und obwohl er mit Ketten gefesselt war, sogar an den Füßen, und auch noch bewacht wurde, zerriss er immer wieder die Fesseln und wurde dann von dem Dämon in die Wüste getrieben.30Jesus fragte ihn: »Was ist dein Name?« Er antwortete: »Legion!« Denn es war so, dass viele Dämonen in ihn gefahren waren.31Die baten Jesus inständig darum, sie nicht in den Abgrund zu verbannen.32Dort auf dem Hügel weidete eine ziemlich große Schweineherde. Deshalb flehten die Dämonen Jesus an, ihnen zu erlauben, sich in diese hineinzubegeben. Das erlaubte er ihnen.33Da kamen die Dämonen aus dem Mann heraus und fuhren in die Schweine. Die Schweineherde raste dann den Abhang hinab in den See hinein und ertrank.34Als die Schweinehirten sahen, was geschehen war, rannten sie von dort weg und erzählten überall in der Stadt und auf dem Land davon.35Da liefen die Leute herbei, um das zu sehen, und kamen so zu Jesus. Dort fanden sie auch den Mann, aus dem die Dämonen herausgekommen waren. Er saß zu den Füßen von Jesus, ganz geheilt und bei vollem Verstand. Da bekamen sie es mit der Angst zu tun.36Die, die das Ganze mit eigenen Augen gesehen hatten, berichteten ihnen, wie der von Dämonen Gequälte befreit worden war.37Alle Leute aus der gesamten Region der Gerasener baten Jesus, von dort wegzugehen. Denn eine große Angst hatte sie erfasst. Und so stieg Jesus in das Boot, um wieder zurückzufahren.38Aber der Mann, von dem die Dämonen ausgefahren waren, bat ihn, bei ihm bleiben zu dürfen. Doch Jesus schickte ihn fort und sagte:39»Geh wieder zurück in dein Haus und erzähle den Leuten dort, was Gott dir Gutes getan hat!« Da ging er los und berichtete überall in der Stadt, wie viel Gutes Jesus für ihn getan hatte.
Eine Frau wird gesund
40Als Jesus wieder ans Ufer zurückkam, wurde er von der Menschenmenge willkommen geheißen. Die Leute hatten ihn schon sehnsüchtig erwartet.41Da kam ein Mann auf ihn zu, Jaïrus, ein leitender Mann in der Synagoge. Er fiel zu den Füßen von Jesus nieder und bat ihn inständig, mit ihm in sein Haus zu kommen.42Er hatte nämlich nur eine einzige Tochter, etwa zwölf Jahre alt, und die lag im Sterben. Jesus machte sich auf den Weg dorthin und wurde dabei von der Menschenmenge bedrängt.43Darunter befand sich auch eine Frau, die schon zwölf Jahre lang an schlimmen Blutungen litt. Sie hatte ihr gesamtes Hab und Gut für die Ärzte aufgewandt, aber keiner war in der Lage, sie gesund zu machen.44Sie trat von hinten an Jesus heran und berührte den Saum seines Gewandes. Augenblicklich stoppten die Blutungen.45Jesus sagte: »Wer war das, der mich berührt hat?« Als es alle abstritten, sagte Petrus: »Meister, die Leute drängen und schubsen dich doch von allen Seiten!«46Doch Jesus sagte: »Jemand hat mich berührt! Ich habe gemerkt, dass eine Kraft von mir ausgegangen ist!«47Da merkte die Frau, dass sie es nicht verheimlichen konnte. Sie kam zitternd zu Jesus und fiel vor ihm nieder. Dann erzählte sie vor allen Leuten, weshalb sie ihn berührt hatte und wie sie sofort geheilt worden war.48Jesus sagte zu ihr: »Meine Tochter, dein Vertrauen hat dir die entscheidende Hilfe gebracht! Geh und lebe von nun an im Frieden!«
Kind, steh auf!
49Während Jesus noch mit ihr redete, kam jemand zum Synagogenvorsteher und sagte: »Deine Tochter ist gestorben! Belästige den Lehrer nicht länger!«50Jesus hörte das und sagte zu ihm: »Hab keine Angst, sondern vertraue! Dann wird sie wieder gesund werden.«51Als er zum Haus kam, erlaubte er niemandem, mit ihm hineinzugehen, außer Petrus, Johannes und Jakobus und dem Vater und der Mutter des Kindes.52Alle, die dort waren, weinten und klagten über sie. Da sagte Jesus: »Weint nicht, denn sie ist nicht gestorben, sondern schläft nur!«53Doch sie lachten ihn nur aus, weil sie wussten, dass sie wirklich gestorben war.54Da ergriff Jesus ihre Hand und rief laut: »Kind, steh auf!«55Da kehrte ihr Geist wieder in sie zurück und sie stand augenblicklich auf. Jesus sagte ihnen, dass sie ihr etwas zu essen geben sollten.56Die Eltern des Mädchens konnten das alles gar nicht fassen. Und Jesus gab ihnen die Anweisung, niemandem zu erzählen, was geschehen war.