Richter 6

Neues Leben. Die Bibel

von SCM Verlag
1 Wieder taten die Israeliten Böses in den Augen des HERRN, und der HERR lieferte sie für sieben Jahre den Midianitern aus. (4Mo 22,4; 4Mo 25,15; 4Mo 31,1)2 Die Unterdrückung durch die Midianiter war so hart, dass die Israeliten sich in den Bergen Befestigungen bauten, in die sie sich zurückziehen konnten. Diese bestanden aus Wassergräben, aber auch aus Höhlen und Felsenhöhen, die ihnen als Burgen dienten.3 Jedes Mal, wenn die Israeliten Getreide aussäten, fielen die Midianiter und Amalekiter bei ihnen ein. Auch die Völker aus dem Osten griffen Israel an, (Jes 11,14)4 belagerten das Land und vernichteten die Ernte bis nach Gaza. Sie ließen den Israeliten nichts zu essen übrig und nahmen ihnen alle Schafe, Rinder und Esel weg.5 Denn zahlreich wie die Heuschrecken fielen sie mit ihrem Vieh und ihren Zelten bei ihnen ein. Sie und ihre Kamele waren so viele, dass man sie nicht zählen konnte, und sie blieben, bis das Land geplündert war. (Ri 7,12)6 Auf diese Weise machten die Midianiter Israel arm. Da schrien die Israeliten zum HERRN um Hilfe. (5Mo 28,43)7 Als sie wegen Midian zum HERRN um Hilfe schrien,8 schickte der HERR den Israeliten einen Propheten. Er sagte: »So spricht der HERR, der Gott von Israel: ›Ich selbst habe euch aus Ägypten herausgeführt und aus dem Sklavenhaus befreit (2Mo 18,9; Ri 2,1)9 und euch vor den Ägyptern und allen anderen Unterdrückern gerettet. Ich habe eure Feinde vor euch her vertrieben und euch ihr Land gegeben.10 Ich habe euch gesagt: Ich bin der HERR, euer Gott. Die Götter der Amoriter, in deren Land ihr lebt, dürft ihr nicht verehren. Doch ihr habt nicht auf mich gehört.‹« (Jos 24,15)11 Dann kam der Engel des HERRN und setzte sich unter die geweihte Eiche bei Ofra. Sie gehörte Joasch aus der Sippe Abiëser. Gideon, der Sohn von Joasch, drosch gerade Weizen unten in der Kelter, um ihn vor den Midianitern in Sicherheit zu bringen. (Ri 13,3; Hebr 11,32)12 Der Engel des HERRN erschien ihm und sagte: »Der HERR ist mit dir, tapferer Held!«13 »Ach, Herr«, entgegnete Gideon, »wenn der HERR mit uns ist, warum ist uns dann all das passiert? Wo bleiben die Wunder, von denen unsere Vorfahren uns erzählten? Sagten sie nicht: ›Der HERR hat uns aus Ägypten herausgeführt‹? Jetzt hat der HERR uns verlassen und an die Midianiter ausgeliefert.« (5Mo 31,17; Ps 44,2)14 Da wandte sich der HERR zu ihm und sagte: »Geh mit der Kraft, die du hast, und rette Israel vor den Midianitern. Ich sende dich aus!«15 »Aber mein Herr«, antwortete Gideon, »womit kann ich Israel retten? Meine Sippe ist die schwächste im ganzen Stamm Manasse und ich bin der Jüngste in meiner Familie!« (2Mo 3,11)16 Der HERR sagte zu ihm: »Ich werde mit dir sein. Du wirst Midian vernichten, als wäre es nur ein einziger Mann.«17 Gideon wandte ein: »Wenn ich Gnade vor dir gefunden habe, gib mir ein Zeichen, das beweist, dass du, HERR, es bist, der zu mir spricht. (Jes 38,7)18 Geh nicht fort, ehe ich zurück bin und dir meine Gabe herausbringe und sie dir vorsetze.« Der HERR antwortete: »Ich werde hier warten, bis du wiederkommst.«19 Gideon ging ins Haus. Er bereitete einen jungen Ziegenbock zu und backte ungesäuerte Brote aus einem Efa[1] Mehl. Er legte das Fleisch in einen Korb und goss die Brühe in einen Topf. Dann brachte er die Speisen hinaus unter die geweihte Eiche und bot sie dem Engel an. (1Mo 18,6)20 Der Engel Gottes sagte zu ihm: »Leg das Fleisch und das ungesäuerte Brot auf diesen Felsen da und gieß die Brühe darüber[2].« Gideon tat es.21 Der Engel des HERRN berührte Fleisch und Brot mit dem Stab in seiner Hand, und aus dem Felsen flammte Feuer empor und verzehrte alles, was Gideon gebracht hatte. Dann verschwand der Engel des HERRN. (3Mo 9,24)22 Als Gideon erkannte, dass es der Engel des HERRN gewesen war, schrie er auf: »Allmächtiger HERR, ich bin verloren[3], denn ich habe den Engel des HERRN von Angesicht zu Angesicht gesehen!« (1Mo 32,31; 2Mo 33,20; Ri 13,21)23 »Friede sei mit dir«, erwiderte der HERR. »Hab keine Angst. Du wirst nicht sterben.«24 Gideon baute dem HERRN an diesem Ort einen Altar und nannte ihn Jahwe Schalom[4]. Der Altar steht bis heute in Ofra, der Stadt der Sippe Abiëser.25 In dieser Nacht sprach der HERR zu Gideon: »Nimm den Stier deines Vaters und zwar den zweiten, der sieben Jahre alt ist. Reiß den Altar ein, den dein Vater dem Baal errichtet hat, und haue den Ascherapfahl um, der danebensteht. (2Mo 34,13; 5Mo 7,5)26 Dann bau dem HERRN, deinem Gott, hier auf der Höhe dieser Befestigung einen Altar und bereite ihn für ein Opfer vor. Bring dann den siebenjährigen Stier als Brandopfer auf dem Altar dar. Als Feuerholz gebrauche das Holz des Ascherapfahls, den du umgehauen hast.«27 Gideon nahm zehn von seinen Knechten und befolgte die Anweisungen des HERRN. Er tat es jedoch nicht am Tag, sondern in der Nacht, denn er hatte Angst vor seiner Familie und vor den Leuten in der Stadt.28 Früh am nächsten Morgen, als die Bewohner der Stadt aufstanden, entdeckten sie, dass der Altar des Baal eingerissen, der Ascherapfahl daneben verschwunden und ein Stier[5] auf einem neu erbauten Altar geopfert worden war.29 Die Leute sagten zueinander: »Wer hat das getan?« Sie fragten herum und forschten nach, und schließlich fanden sie heraus, dass es Gideon, der Sohn von Joasch, gewesen war.30 »Gib deinen Sohn heraus«, verlangten sie da von Joasch. »Er soll sterben, weil er den Altar von Baal zerstört und den Ascherapfahl umgehauen hat.«31 Aber Joasch erwiderte allen, die um ihn herumstanden: »Wollt ihr Baal etwa verteidigen? Wollt ihr ihn retten? Wer für ihn kämpft, soll noch an diesem Morgen sterben! Wenn Baal tatsächlich ein Gott ist, wird er sich selbst dafür rächen, dass jemand seinen Altar eingerissen hat!«32 Von da an wurde Gideon Jerubbaal genannt, das bedeutet: »Möge Baal sich selbst rächen«, weil er den Altar des Baal eingerissen hatte.33 Bald danach versammelten sich die Heere von Midian und Amalek und den Völkern des Ostens und vereinten sich zu einem Bündnis gegen Israel. Sie überquerten den Jordan und schlugen ihr Lager im Tal von Jesreel auf. (Jos 17,16)34 Da kam der Geist des HERRN über Gideon. Mit einem Widderhorn rief er zu den Waffen, und die Männer aus der Sippe Abiëser schlossen sich seiner Truppe an. (Ri 3,10)35 Dann schickte er Boten nach Manasse und ließ die Männer zum Kampf einberufen. Er sandte ebenfalls Boten nach Asser, Sebulon und Naftali, und auch sie schlossen sich ihm an. (Ri 7,23)36 Gideon sagte zu Gott: »Wenn du Israel wirklich durch mich retten willst, wie du es gesagt hast, (Ri 6,14)37 dann gib mir ein Zeichen: Ich werde heute Abend geschorene Wolle auf die Tenne legen. Wenn die Wolle morgen früh feucht vom Tau und der Boden rundherum trocken ist, weiß ich, dass du Israel durch mich retten willst, wie du es zugesagt hast.«38 Und genau so geschah es. Als Gideon früh am nächsten Morgen aufstand, drückte er die geschorene Wolle aus und es kam eine ganze Schale voll Tau heraus.39 Da sagte Gideon zu Gott: »Ich möchte nicht deinen Zorn erregen, wenn ich jetzt noch einmal eine Bitte ausspreche. Aber ich möchte es nur noch dieses eine Mal mit der Wolle versuchen. Bitte lass diesmal die Wolle trocken sein, während der Boden vom Tau rundherum nass ist.« (1Mo 18,32)40 In der Nacht tat Gott, worum Gideon ihn gebeten hatte: Nur die geschorene Wolle blieb trocken, während auf dem Boden rundherum Tau lag.

Richter 6

Neue evangelistische Übersetzung

von Karl-Heinz Vanheiden
1 Aber die Israeliten taten wieder, was böse vor ihrem Gott war. Da lieferte Jahwe sie den Midianitern[1] aus – sieben Jahre lang.2 Die Midianiter setzten ihnen derartig zu, dass sich die Israeliten Felslöcher zurechtmachten, Höhlen und unzugängliche Plätze in den Bergen.3 Denn immer, wenn sie ihre Felder bestellt hatten, kamen die Midianiter mit den Amalekitern und Nomaden aus dem Osten4 und machten sich im Land breit. Sie vernichteten die Ernte bis dahin, wo es nach Gaza geht, und ließen nichts Essbares zurück. Sie raubten Schafe, Rinder und Esel.5 Mit ihren Herden und Zelten kamen sie wie Heuschrecken über das Land und verwüsteten alles. Sie und ihre Kamele waren nicht zu zählen.6 Israel wurde bettelarm durch sie. Da schrien sie zu Gott.7 Als sie so wegen der Midianiter zu Jahwe schrien,8 schickte er ihnen einen Propheten, der Folgendes sagte: „So spricht Jahwe, Israels Gott: Ich habe euch aus dem Sklavenhaus Ägypten herausgeholt.9 Ich habe euch aus der Gewalt der Ägypter befreit und auch aus der Gewalt eurer Peiniger. Ich vertrieb sie vor euch und gab euch ihr Land.10 Ich sagte: Ich bin Jahwe, euer Gott! Ihr sollt die Götter der Amoriter nicht verehren, in deren Land ihr jetzt wohnt! Aber ihr habt nicht auf mich gehört!“11 Da kam der Engel Jahwes und setzte sich unter die Terebinthe bei Ofra,[2] die Joasch gehörte, einem Mann aus der Abiëser-Sippe. Dessen Sohn Gideon war gerade dabei, Weizen in einer Kelter[3] zu dreschen, um ihn vor den Midianitern in Sicherheit zu bringen.12 Der Engel Jahwes zeigte sich ihm und sprach ihn an: „Jahwe ist mit dir, du tapferer Held!“13 „Ach mein Herr“, erwiderte Gideon, „wenn Jahwe wirklich mit uns ist, warum hat uns dann das alles getroffen? Wo sind denn alle seine Wunder, von denen unsere Väter uns erzählten? Sie sagten, Jahwe habe uns aus Ägypten hierher geführt. Aber jetzt hat er uns im Stich gelassen und den Midianitern ausgeliefert.“14 Da wandte sich Jahwe ihm zu und sagte: „Du sollst gehen und mit der Kraft, die du hast, Israel aus der Faust der Midianiter befreien! Ja, ich sende dich!“15 „Aber mein Herr“, rief Gideon, „womit soll ich Israel denn befreien? Mein Wehrtrupp ist der kleinste im ganzen Stamm Manasse und ich bin der Jüngste in unserer Familie.“16 „Ich werde mit dir sein“, sagte Jahwe, „und du wirst die Midianiter schlagen wie einen einzelnen Mann.“17 „Wenn du mir so viel Gunst erweisen willst, dann gib mir doch ein Zeichen, dass du wirklich mit mir redest.18 Geh bitte nicht weg, bis ich zurückkomme; ich will eine Gabe bringen und vor dir niederlegen.“ – „Ich warte, bis du wiederkommst“, versicherte er.19 Da ging Gideon nach Hause, bereitete ein Ziegenböckchen zu und backte ungesäuertes Brot aus einem Beutel[4] voll Mehl. Dann legte er das Fleisch in einen Korb, goss die Brühe in einen Topf und brachte alles unter die Terebinthe, um es dem Engel Jahwes anzubieten.20 Doch dieser sagte: „Nimm das Fleisch und die Brote und leg sie da auf den Felsen, aber die Brühe schütte weg!“ Gideon tat es.21 Dann berührte der Engel Jahwes mit der Spitze seines Stabes das Fleisch und die Brote. Da schlug Feuer aus dem Felsen und verzehrte alles. Gleichzeitig verschwand der Engel Jahwes.22 Als nun Gideon sah, dass es wirklich der Engel Jahwes gewesen war, rief er: „Weh mir, Herr, mein Gott! Ich hab dem Engel Jahwes ins Gesicht gesehen!“23 Doch Jahwe sagte zu ihm: „Schalom,[5] beruhige dich! Hab keine Angst! Du musst nicht sterben.“24 Da baute Gideon an derselben Stelle einen Altar und nannte ihn „Jahwe-Schalom“. Der Altar steht heute noch in Ofra, der Stadt der Abiëser-Sippe.25 Noch in derselben Nacht sagte Jahwe zu Gideon: „Nimm den siebenjährigen Stier deines Vaters, das zweitbeste Tier aus seiner Herde! Reiß den Altar Baals nieder, der auf dem Grundstück deines Vaters steht, und haue den Aschera-Pfahl[6] daneben um.26 Dann baue dort oben, auf der höchsten Stelle eurer Bergfestung, einen Altar für Jahwe, indem du Steine aufeinander schichtest, und opfere mir darauf den Stier als Brandopfer.[7] Als Brennholz sollst du den umgehauenen Aschera-Pfahl benutzen.“27 Da nahm Gideon zehn seiner Männer mit und machte das, was Jahwe ihm gesagt hatte. Er tat es jedoch im Schutz der Nacht, weil er sich vor seinen Angehörigen und den Männern der Stadt fürchtete.28 Am nächsten Morgen entdeckten diese, dass der Altar Baals umgerissen und der Aschera-Pfahl daneben umgehauen war. Sie stellten auch fest, dass der zweitbeste Stier auf dem neuen Altar geopfert worden war.29 „Wer hat das getan?“, fragten sie einander. Dann fingen sie an, nachzuforschen, und erfuhren: „Es war Gideon Ben-Joasch.“30 Da verlangten die Männer der Stadt von Joasch: „Gib deinen Sohn heraus! Er muss sterben, weil er den Altar des Baal niedergerissen und den Aschera-Pfahl umgehauen hat.“31 Doch Joasch widersprach den Versammelten: „Wollt ihr etwa den Baal verteidigen? Wollt ihr ihn vielleicht retten? Wenn ihr das tut, wird keiner von euch bis morgen früh am Leben bleiben! Wenn er wirklich ein Gott ist, soll er sich doch selber für das Einreißen seines Altars rächen.“32 Von dem Tag an nannte man Gideon Jerub-Baal – das heißt: Baal streite sich mit ihm –, weil er dessen Altar niedergerissen hatte.33 Und wieder taten sich die Midianiter, die Amalekiter und die Nomaden aus dem Osten zusammen. Sie überschritten den Jordan und machten sich in der Ebene Jesreel[8] breit.34 Da wurde Gideon vom Geist Jahwes erfüllt. Er blies das Signalhorn, und die Männer der Abiëser-Sippe folgten seinem Ruf.35 Dann schickte er Boten in das ganze Stammesgebiet von Manasse und zu den Stämmen Ascher, Sebulon und Naftali. Von überall her ließen die Männer sich rufen und schlossen sich Gideons Truppe an.36 Inzwischen betete Gideon zu Gott: „Wenn du wirklich Israel durch mich befreien willst,37 dann lege ich jetzt frisch geschorene Wolle auf den Dreschplatz. Wenn die Schafwolle morgen früh nass sein wird und ringsum alles trocken, dann werde ich sicher sein, dass du Israel durch mich retten willst, wie du es gesagt hast.“38 Als Gideon früh am nächsten Morgen aufstand und den Tau aus der Wolle ausdrückte, füllte das Wasser eine ganze Schale.39 Doch Gideon betete noch einmal zu Gott: „Sei mir nicht böse, wenn ich dich noch ein einziges Mal um ein Zeichen bitte. Lass es mich doch noch einmal mit der Wolle versuchen und lass sie morgen früh trocken sein, aber ringsum alles nass vom Tau!“40 Gott erfüllte ihm auch diese Bitte in der kommenden Nacht: Die Wolle blieb trocken und der ganze Boden war nass vom Tau.