1Da erwiderte Hiob: 2»Wahrhaftig, ihr vertretet die Menschheit und mit euch wird die Weisheit aussterben! (Hi 17,10)3Aber auch ich habe Verstand wie ihr und mein Wissen kann durchaus mit eurem mithalten. Wer wüsste nicht, was du eben gesagt hast?4Trotzdem lachen meine eigenen Freunde mich aus, sie verspotten einen frommen und gerechten Mann, dessen Gebete bisher von Gott erhört wurden. (Hi 6,29; Hi 17,6; Hi 30,1)5Die Menschen, denen es gut geht, meinen, sie könnten diejenigen, die in Not sind, verhöhnen und ihnen noch einen Stoß versetzen, wenn sie ohnehin schon wanken.6Dagegen leben die Gewalttätigen in Frieden, und die Menschen, die Gott herausfordern und nur auf ihre eigene Kraft vertrauen, bleiben unbehelligt! (Hi 9,24; Hi 21,7)7Frag die Tiere, sie werden dich lehren. Frag die Vögel am Himmel, sie verraten es dir.8Richte deine Gedanken auf die Erde, sie wird dich unterweisen. Auch die Fische im Meer werden es dir erzählen.9Sie alle wissen, dass der HERR sie geschaffen hat. (Jes 41,20)10Denn das Leben eines jeden Geschöpfes und der Atem jedes Menschen liegt in seiner Hand. (Hi 33,4; Hi 34,3)11So wie mein Mund gute Speise erkennt, so prüft mein Ohr die Worte, die es hört.12Weisheit gehört dem Alter und Erkenntnis denen, die schon viele Jahre leben. (Hi 32,7)13Doch bei Gott allein ist wahre Weisheit und Macht vorhanden, Rat und Einsicht sind nur bei ihm zu finden. (Hi 9,4; Hi 11,6)14Was er zerstört, kann nicht wieder in Ordnung gebracht werden; wen er einschließt, den kann niemand herausholen. (Hi 19,10; Jes 25,2)15Wenn er den Regen zurückhält, wird es trocken, wenn er das Wasser freilässt, überflutet es die Erde. (1Mo 7,11; 5Mo 11,17; 1Kön 8,35)16Ja, Macht und Weisheit gehören ihm; Verführer wie Verführte stehen in seiner Hand. (Hi 13,7; Hi 37,7)17Er nimmt erfahrenen Ratgebern Amt und Ehre[1] und macht angesehene Richter zu Narren.18Gefangene von Königen befreit er und legt stattdessen den Königen Fesseln an. (Ps 116,16)19Er enthebt Priester ihres Amtes; er entmachtet die Mächtigen.20Bewährten Rednern entzieht er das Wort und raubt den Ältesten ihre Urteilskraft.21Er lässt Fürsten in Ungnade fallen und entwindet den Starken ihre Waffen[2]. (Hi 12,18; Hi 34,19; Ps 107,40)22Verborgenes enthüllt er aus dem Dunkel, er bringt die tiefsten Geheimnisse ans Licht. (Dan 2,22; 1Kor 4,5)23Er erhebt Völker und zerschmettert sie. Er macht Nationen groß und lässt sie wieder fallen.24Er raubt Männern, die Länder regieren, den Verstand und lässt sie orientierungslos durch die Wüste irren. (Hi 12,20)25Sie tappen in der Finsternis ohne Licht und taumeln umher wie Betrunkene.
Hiob weist alles zurück, was seine Freunde gesagt haben. Sarkastisch: Mit euch stirbt die Weisheit aus!
1Hiob erwiderte:2„Ja, ihr seid die rechten Leute, / und mit euch stirbt die Weisheit aus!3Auch ich habe Verstand wie ihr, / ich stehe euch nicht nach! / Und wer wüsste das nicht?4Dem eigenen Freund bin ich zum Spott, / ich, der Gott anruft, dass er mich hört. / Ja, der Gerechte, der Fromme wird zum Spott.5Dem Unglück Verachtung!', denkt der Sichere, / 'ein Stoß noch denen, deren Fuß schon wankt!'“
Überlegen: Ich verstehe mehr von Gott als ihr!
6„Um die Zelte der Verwüster steht es gut, / die Gott reizen sind in Sicherheit, / und die, die meinen, sie hätten Gott in der Hand.7Aber frag doch das Vieh, das wird es dich lehren, / die Vögel machen es dir bekannt.8Rede zur Erde, sie schärft es dir ein, / die Fische im Meer erzählen es dir.9Wer wüsste bei alledem nicht, / dass Jahwes Hand es gemacht hat?10Von seiner Macht hängt alles Leben ab / und der Geist im Leib jedes Menschen.11Soll nicht das Ohr die Worte prüfen, / wie der Gaumen eine Speise schmeckt?12Es heißt: 'Bei Greisen ist die Weisheit, / die Einsicht, die durch langes Leben kommt.'13Nein, bei ihm ist Weisheit und Macht, / ihm gehören Einsicht und Rat.14Was er abreißt, baut niemand wieder auf, / wen er einsperrt, dem öffnet keiner die Tür.15Hält er das Wasser zurück, dann trocknet alles aus, / lässt er es los, zerwühlt es das Land.16Bei ihm sind Einsicht und Macht, / ihm gehört, wer irrt und wer in die Irre führt.17Ratgeber lässt er barfuß gehen, / und Richter macht er zu Narren.18Den Gurt von Königen löst er auf / und lässt ihren Lenden nur den Schurz.19Priester führt er entblößt hinweg, / und alte Geschlechter bringt er zu Fall.20Bewährten nimmt er die Sprache / und Ältesten die Urteilskraft.21Verachtung gießt er auf Edelleute aus, / Starken löst er den Gürtel.22Im Dunkel Verborgenes deckt er auf, / selbst die Todesnacht bringt er ans Licht.23Er lässt Völker wachsen und vergehen, / er breitet sie aus und rafft sie dann weg.24Den Häuptern des Landes nimmt er den Verstand, / lässt sie irren in pfadloser Öde.25Sie tappen im Dunkeln ohne ein Licht, / er lässt sie taumeln wie Betrunkene.