1König Belsazar gab ein prächtiges Festmahl für die tausend wichtigsten Männer seines Reiches. Er saß ihnen gegenüber zu Tisch und trank Wein. (Est 1,3; Jes 22,12)2Im Rausch befahl er, die goldenen und silbernen Becher zu holen, die sein Vater Nebukadnezar aus dem Tempel in Jerusalem erbeutet hatte. Er wollte selbst daraus trinken, aber auch die mächtigen Männer seines Landes sowie seine Frauen und Nebenfrauen daraus trinken lassen. (2Kön 24,13; Esr 1,7; Dan 1,2)3Man brachte ihm also die goldenen Becher, die man aus dem Tempel, dem Haus Gottes, in Jerusalem mitgenommen hatte, und alle tranken daraus.4Während sie ihren Wein tranken, rühmten sie ihre Götzen aus Gold, Silber, Bronze, Eisen, Holz und Stein. (Offb 9,20)5Plötzlich erschienen Finger wie von eines Menschen Hand. Sie schrieben auf die getünchte Wand des königlichen Palastes, die dem Leuchter und dem König gegenüber lag, sodass der König den Rücken der schreibenden Hand sehen konnte.6Da wurde der König blass, Furcht überkam ihn und er wurde so kraftlos, dass seine Knie schlotterten und nachgaben. (Ps 69,24; Hes 7,17; Hes 21,12; Dan 7,28; Nah 2,11)7Der König rief laut, man solle die Zauberer, Astrologen[1] und Wahrsager hereinbringen. Er sagte zu den Weisen von Babel: »Wer diese Schrift lesen und mir sagen kann, was sie bedeutet, soll reichlich belohnt werden. Er soll in königliche Purpurgewänder gekleidet werden und eine goldene Kette um den Hals tragen. Und er soll zum dritthöchsten Herrscher meines Reiches ernannt werden!« (1Mo 41,42; Jes 44,25; Jes 47,13; Hes 16,11; Dan 5,11; Dan 6,3)8Alle Weisen des Königs kamen herbei. Es konnte aber keiner von ihnen die Schrift lesen oder dem König mitteilen, was sie bedeutete.9Da wurde die Furcht des Königs noch größer, und alle Farbe wich aus seinem Gesicht. Auch die führenden Männer seines Landes waren zutiefst bestürzt. (Hi 18,11; Jes 21,2; Jer 6,24; Dan 5,6)10Als die Königinmutter die Worte des Königs und seiner Männer hörte, trat sie in den Saal des Trinkgelages und sagte: »Lang lebe der König! Du brauchst nicht zu erschrecken oder blass zu werden. (Dan 3,9; Dan 6,7)11Es gibt einen Mann in deinem Reich, in dem der Geist der heiligen Götter wohnt. Während der Herrschaft deines Vaters zeigte sich, dass er mit Erkenntnis, Verstand und Weisheit gesegnet ist, von der Art, wie sie sonst nur bei den Göttern gefunden wird. Dein Vater, König Nebukadnezar, machte ihn zum Obersten aller Zauberer, Zeichendeuter, Astrologen und Wahrsager Babels, – (1Mo 41,11; Dan 2,47; Dan 4,5; Dan 5,14)12eben deshalb, weil er so außergewöhnlichen Verstand, Geist und Klugheit besitzt, die sich in der Deutung von Träumen und im Enträtseln von Geheimnissen zeigen. Dieser Mann heißt Daniel, aber der König hat ihm den Namen Beltschazar gegeben. Lass nun Daniel rufen, er wird dir die Bedeutung der Schrift sagen können.« (Dan 4,15)
Daniel erklärt die Schrift
13Also wurde Daniel vor den König geführt. Der König fragte ihn: »Bist du Daniel, den mein Vater, König Nebukadnezar, als Gefangenen von Juda hierher gebracht hat? (Dan 1,1; Dan 2,25)14Man sagt über dich, dass der Geist der Götter in dir wohnt und dass Erleuchtung, Scharfsinn und eine besondere Weisheit bei dir gefunden wurden.15Ich habe alle diese Weisen und Wahrsager kommen lassen, damit sie die Schrift lesen und mir anschließend erklären sollten, was ihre Bedeutung ist. Das ist aber keinem von ihnen gelungen. (Jes 47,12; Dan 5,8)16Jetzt habe ich über dich gehört, dass du in der Lage seist, Deutungen zu geben und Geheimnisse zu lösen. Nun, wenn es dir gelingt, diese Schrift dort zu lesen und mir zu sagen, was sie bedeutet, sollst du in königliche Purpurgewänder gekleidet werden und eine goldene Kette um den Hals tragen. Und du sollst zum dritthöchsten Mann im Reich erhoben werden.« (1Mo 40,8)17Daniel antwortete dem König: »Behalte deine Geschenke, und deine Belohnungen gib einem anderen! Ich will dir die Schrift auch so vorlesen und dir ihre Bedeutung mitteilen. (2Kön 5,16)18Du, o König, sollst wissen: Der höchste Gott hatte deinem Vater Nebukadnezar Herrschaft, Macht, Ruhm und Ehre gegeben. (Jer 25,5; Dan 2,37; Dan 3,32; Dan 4,14; Dan 5,21)19Alle Völker, Nationen und Sprachen lebten in Furcht und Schrecken vor ihm, weil Gott ihm eine besondere Fülle an Macht verliehen hatte. Er tötete, wen er töten wollte, und ließ am Leben, wen er verschonen wollte. Er brachte zu Ehren, wen er ehren wollte, und brachte zu Fall, wen er demütigen wollte. (Spr 16,14; Dan 2,12; Dan 3,6; Dan 11,3)20Dann aber wurde er hochmütig und sein Stolz steigerte sich ins Unermessliche. Daraufhin wurde er vom Thron gestoßen und aller seiner Würde beraubt. (2Mo 9,17; Jes 14,13; Jer 13,18; Dan 4,27; Lk 18,14)21Man verstieß ihn aus der Gemeinschaft der Menschen. Er wurde in seinem Wesen wie ein wildes Tier und hauste unter wilden Eseln. Er fraß Gras wie die Rinder und sein Körper wurde vom Tau des Himmels durchnässt. Und zwar so lange, bis er erkannte, dass der höchste Gott die Herrschaft ausübt über alle Reiche der Menschen und dass er die Regierungsgewalt gibt, wem er will. (2Mo 9,14; Ps 83,17; Hes 17,24)22Du, Belsazar, bist sein Sohn und Nachfolger. Du hast dies alles gewusst und warst dennoch nicht demütig vor Gott, (2Mo 10,3; 2Chr 33,23; 2Chr 36,12)23sondern warst überheblich gegen den Herrn des Himmels und hast die Becher seines Tempels holen lassen. Ihr habt Wein aus ihnen getrunken, du und die mächtigen Männer in deinem Reich, deine Frauen und Nebenfrauen, und währenddessen habt ihr ein Loblied angestimmt auf die Götter aus Silber, Gold, Bronze, Eisen, Holz und Stein. Dabei können diese Götzen weder hören noch sehen noch irgendetwas wissen. Dem Gott dagegen, der dein Leben erhält und dein Schicksal lenkt, hast du nicht die Ehre gegeben! (2Kön 14,10; Hi 3,14; Hi 12,10; Jer 10,23; Jer 50,29; Dan 5,3; Hab 2,18)24Deshalb hat er diese Hand gesandt und diese Schrift geschrieben.25Das ist die Schrift, die geschrieben wurde: Mene, Mene, Tekel, Parsin.26Und diese Worte bedeuten Folgendes: Mene heißt ›gezählt‹ – Gott hat die Tage deiner Herrschaft gezählt und ihr ein Ende bereitet. (Jes 13,6; Jer 50,41)27Tekel heißt ›gewogen‹ – du wurdest auf der Waage gewogen und für zu leicht befunden. (Hi 31,6; Ps 62,10)28Parsin heißt ›geteilt‹ – dein Reich wird geteilt und den Medern und Persern gegeben werden.« (Jes 21,2; Jes 45,1; Dan 6,1)29Da kleidete man Daniel auf Belsazars Befehl in königliche Purpurgewänder und legte ihm eine goldene Kette um den Hals. Dann ließ er ausrufen, dass Daniel der Drittmächtigste im Reich sein sollte.30Noch in derselben Nacht wurde Belsazar, der babylonische König, getötet.[2] (Jes 21,4; Jer 51,11)
1König Belschazzar[1] veranstaltete ein großes Bankett für die tausend Mächtigen seines Reiches und trank mit ihnen Wein.2Unter dem Einfluss des Weins befahl er, die goldenen und silbernen Gefäße herzubringen, die sein Großvater Nebukadnezzar[2] aus dem Tempel in Jerusalem hatte wegnehmen lassen. Er wollte mit seinen Mächtigen, seinen Frauen und Nebenfrauen daraus trinken.3Da brachte man die goldenen Gefäße, die einst aus dem Tempel Gottes in Jerusalem weggenommen worden waren, und alle tranken Wein daraus.4Dabei rühmten sie die Götter aus Gold und Silber, aus Bronze, Eisen, Holz und Stein.5Im gleichen Augenblick erschienen die Finger einer menschlichen Hand und schrieben etwas auf die weiß verputzte Wand des Königspalastes. Es war die Stelle gegenüber dem Leuchter. Als der König die schreibende Hand sah,6wurde er bleich. Seine Gedanken erschreckten ihn so sehr, dass er am ganzen Körper schlotterte und seine Knie aneinander schlugen.7Laut schrie er nach den Beschwörungspriestern, den Astrologen und Magiern. Als die Weisen Babylons eintraten, sagte er zu ihnen: „Wer diese Schrift lesen und mir deuten kann, soll in Purpur gekleidet werden und bekommt eine goldene Ehrenkette um den Hals. Er soll der dritte Mann[3] im ganzen Reich werden.“8Nun traten die Weisen des Königs heran, aber sie konnten die Schrift weder lesen noch deuten.9Darüber erschrak König Belschazzar noch mehr; er wurde immer bleicher, und auch seine Mächtigen gerieten in Angst.10Weil nun die Rufe des Königs und seiner Mächtigen bis zur Königsmutter drangen, kam sie in den Festsaal und sagte: „Der König lebe ewig! Lass dich von deinen Gedanken nicht schrecken, du musst nicht blass werden.11Es gibt einen Mann in deinem Reich, der vom Geist der heiligen Götter erfüllt ist. Zur Zeit deines Vaters Nebukadnezzar[4] bewies er, dass Erleuchtung und Einsicht in ihm wohnten, eine Weisheit, wie sie sonst nur die Götter haben. Dein Vater hatte ihn zum Obersten aller Zeichendeuter, Beschwörungspriester, Astrologen und Magier gemacht, dein Vater, König!12Er heißt Daniel, und dein Vater hatte ihm den Namen Beltschazzar gegeben. Der Mann ist außergewöhnlich klug, er hat Verstand und Scharfsinn zum Deuten von Träumen und kann auch sonst jedes Rätsel lösen und die geheimnisvollsten Dinge erklären. Lass ihn jetzt rufen! Er wird dir sagen, was die Schrift bedeutet.“13Darauf wurde Daniel herbeigeholt, und der König sagte: „Du bist also Daniel,[5] einer von den Juden, die mein königlicher Vater aus Juda hergebracht hat?14Ich habe gehört, dass du vom Geist der Götter erfüllt und mit außergewöhnlicher Weisheit, mit Erleuchtung und Einsicht begabt bist.15Gerade sind die Weisen, die Beschwörungspriester vor mich gebracht worden, um diese Schrift hier zu lesen und ihren Sinn zu deuten. Aber sie können es nicht.16Aber du – von dir habe ich gehört, dass du Deutungen geben und schwierige Rätsel lösen kannst. Wenn das stimmt und du mir die Schrift vorlesen und erklären kannst, wirst du in Purpur gekleidet werden, bekommst eine goldene Ehrenkette um den Hals und sollst als dritter Mann im Reich herrschen.“17Daniel erwiderte dem König: „Behalte deine Geschenke oder gib sie einem anderen. Aber die Schrift werde ich dem König vorlesen und sagen, was sie bedeutet.18Du, König – Gott, der Höchste, hatte deinen Vater Nebukadnezzar zu einem mächtigen Herrscher gemacht und ihm Ehre und Ruhm gegeben.19Wegen dieser ihm verliehenen Macht zitterten ganze Völker, Nationen und Sprachen vor ihm. Er tötete oder ließ am Leben, wen er wollte. Er erhöhte die einen und erniedrigte die anderen – wie es ihm gefiel.20Doch als er überheblich wurde und sein Geist sich in Maßlosigkeit versteifte, verlor er Thron und Herrscherwürde.21Er wurde aus der Gemeinschaft der Menschen ausgestoßen und bekam statt eines menschlichen Verstands den eines Tiers. Er musste bei den Wildeseln leben und Gras fressen wie ein Rind. Sein Körper wurde vom Tau des Himmels nass, bis er erkannte, dass Gott, der Höchste, über die Reiche der Menschen herrscht und die Herrschaft gibt, wem er will.22Aber du, Belschazzar, sein Sohn, hast dich nicht gedemütigt, obwohl du das alles wusstest.23Du hast dich gegen den Herrn des Himmels erhoben und dir die Gefäße aus seinem Tempel herbeischaffen lassen. Und mit deinen Mächtigen, mit deinen Frauen und Nebenfrauen hast du Wein daraus getrunken. Und dabei hast du die Götter aus Gold und Silber, aus Bronze, Eisen, Holz und Stein gepriesen, die weder sehen noch hören können und keinen Verstand haben. Aber den Gott, der dein Leben in der Hand hat und dein Schicksal bestimmt, den hast du nicht geehrt.24Darum hat er diese Hand geschickt und diese Worte an die Wand schreiben lassen.25Sie lauten: 'Mene, mene, tekel uparsin'26und haben folgende Bedeutung: Mene – gezählt hat Gott die Tage deiner Herrschaft und ihr ein Ende gesetzt.27Tekel – gewogen hat er dich auf seiner Waage und dich zu leicht gefunden.28Peres – zerteilt hat er dein Reich und es den Medern und Persern gegeben.“29Da befahl Belschazzar, Daniel in Purpur zu kleiden und ihm eine goldene Halskette umzulegen. Dann ließ er verkünden, dass er als der Dritte in seinem Reich herrschen sollte.30Noch in derselben Nacht wurde König Belschazzar, der ein Chaldäer war, getötet.