von SCM Verlag1»Brüder und verehrte Väter«, sagte Paulus, »hört, was ich zu meiner Verteidigung zu sagen habe.« (Apg 7,2)2Als sie ihn in ihrer eigenen Sprache[1] reden hörten, wurde es noch stiller. Er fuhr fort:3»Ich bin ein Jude. Ich wurde in der Stadt Tarsus in Zilizien geboren und wuchs hier in Jerusalem auf. Ich bin bei Gamaliel in die Schule gegangen. Zu seinen Füßen lernte ich, unsere jüdischen Gesetze und Bräuche genau zu befolgen. Ich entwickelte großen Eifer darin, Gott zu ehren, genauso wie ihr alle es heute tut. (Apg 5,34; Apg 9,1; Röm 10,2)4Und ich verfolgte die Anhänger des neuen Glaubens bis in den Tod. Männer und Frauen verhaftete ich und brachte sie ins Gefängnis. (Apg 8,3; Apg 9,2)5Der Hohe Priester und der gesamte Hohe Rat können dies bezeugen. Denn sie gaben mir Briefe an unsere jüdischen Brüder in Damaskus, die mir die Vollmacht verliehen, die dortigen Gläubigen in Ketten nach Jerusalem abzuführen, damit sie bestraft würden.6Auf dem Weg dorthin – ich war bereits in der Nähe von Damaskus – umstrahlte mich um die Mittagszeit plötzlich vom Himmel ein blendend helles Licht. (Apg 9,2; Apg 26,12)7Ich stürzte zu Boden und hörte eine Stimme zu mir sprechen: ›Saul, Saul, warum verfolgst du mich?‹8›Herr, wer bist du?‹, fragte ich. Und er antwortete: ›Ich bin Jesus von Nazareth, den du verfolgst.‹9Meine Begleiter sahen das Licht auch, aber sie hörten die Stimme nicht. (Apg 9,7; Apg 26,13)10Ich sagte: ›Was soll ich tun, Herr?‹ Und der Herr erwiderte: ›Steh auf und geh nach Damaskus; dort wird dir gesagt werden, was du tun sollst.‹11Durch das helle Licht war ich erblindet, sodass meine Begleiter mich an der Hand nach Damaskus hineinführen mussten. (Apg 9,8)12Dort lebte ein Mann mit Namen Hananias, ein frommer Jude, der sich an das Gesetz hielt und unter seinen Glaubensbrüdern in Damaskus hohes Ansehen genoss. (Apg 9,17)13Er kam zu mir, stellte sich neben mich und sagte: ›Bruder Saul, du sollst wieder sehen können!‹ Und noch in derselben Stunde konnte ich ihn sehen!14Dann sagte er zu mir: ›Der Gott unserer Vorfahren hat dich erwählt, seinen Willen zu erfahren und den Gerechten zu sehen und ihn sprechen zu hören. (Apg 3,13; 1Kor 15,8)15Du sollst seine Botschaft in die ganze Welt tragen und allen Menschen sagen, was du gesehen und gehört hast. (Apg 26,16)16Was zögerst du noch? Steh auf und lass dich taufen. Rufe den Namen des Herrn an und lass deine Sünden abwaschen.‹ (Apg 2,38; Röm 10,13; 1Kor 6,11; Hebr 10,22)17Eines Tages, nachdem ich nach Jerusalem zurückgekehrt war, betete ich gerade im Tempel, als ich in Verzückung fiel.18In einer Vision sah ich Jesus, der zu mir sagte: ›Schnell! Verlasse Jerusalem, denn die Menschen hier werden dir nicht glauben, was du von mir sagst.‹19›Aber Herr‹, wandte ich ein, ›sie wissen ganz bestimmt, dass ich alle, die an dich glaubten, in den Synagogen verhaften und auspeitschen ließ. (Apg 8,3; Apg 22,4; Apg 26,9)20Und als dein Zeuge Stephanus getötet wurde, stand ich daneben und gab meine Zustimmung. Ich verwahrte die Mäntel, die sie ablegten, als sie ihn steinigten.‹ (Apg 7,57)21Doch der Herr sagte zu mir: ›Verlasse Jerusalem, denn ich werde dich weit fort zu den anderen Völkern senden!‹« (Apg 9,15; Apg 13,2; Röm 15,15)22Bis dahin hatte die Menge zugehört, doch jetzt riefen sie wie aus einem Mund: »Fort mit einem solchen Mann! Bringt ihn um! Er verdient es nicht, weiterzuleben!« (Apg 21,36; Apg 25,24)23Sie schrien, zogen ihre Mäntel aus und warfen Staub in die Luft.
Paulus offenbart sein römisches Bürgerrecht
24Der Befehlshaber führte Paulus hinein und befahl, ihn auszupeitschen, um ihn zu einem Geständnis seines Verbrechens zu zwingen. Er wollte herausfinden, was die Menge so in Wut versetzt hatte.25Als sie Paulus festbanden, um ihn auszupeitschen, sagte dieser zu dem Offizier, der neben ihm stand: »Ist es etwa rechtens, einen römischen Bürger auszupeitschen, und das ohne Gerichtsverhandlung?« (Apg 16,37)26Da ging der Offizier zum Befehlshaber und fragte: »Was tust du da? Dieser Mann ist ein römischer Bürger!«27Daraufhin ging der Kommandant hinüber und fragte Paulus: »Sag mir, bist du ein römischer Bürger?« Der erwiderte: »Ja, das bin ich.«28»Ich habe viel Geld dafür bezahlt, das Bürgerrecht zu erwerben«, sagte der Kommandant. Und Paulus sprach: »Ich aber bin Bürger Roms durch Geburt!«29Die Soldaten, die Paulus verhören wollten, zogen sich schnell zurück, als sie hörten, dass er das römische Bürgerrecht besaß, und der Befehlshaber bekam es mit der Angst zu tun, weil er ihn hatte fesseln lassen. (Apg 16,38)
Paulus vor dem Hohen Rat
30Am nächsten Tag ließ der Kommandant Paulus die Ketten abnehmen und ordnete eine Versammlung der obersten Priester und des jüdischen Hohen Rats an. Er ließ ihnen Paulus vorführen, um herauszufinden, wie der ganze Aufruhr entstanden war.
Apostelgeschichte 22
Neue evangelistische Übersetzung
von Karl-Heinz Vanheiden1„Ihr Männer, meine Brüder und Väter! Hört, was ich euch jetzt zu meiner Entlastung sagen werde!“2Als sie merkten, dass er sie in ihrer Muttersprache anredete, wurden sie noch ruhiger. Er fuhr fort:3„Ich bin ein Jude wie ihr. Geboren wurde ich in Tarsus in der Provinz Zilizien, erzogen aber wurde ich in dieser Stadt von Gamaliel, der mein Lehrer war. Bei ihm erhielt ich eine gründliche Ausbildung im Gesetz unserer Väter, und ich kämpfte leidenschaftlich für die Ehre Gottes, so wie ihr es heute auch tut.4Mit allen Mitteln bin ich gegen die neue Lehre vorgegangen und habe sie bis auf den Tod bekämpft. Männer und Frauen ließ ich in Ketten legen und ins Gefängnis bringen.5Der Hohe Priester und die ganze Ältestenschaft können mir das bezeugen. Von ihnen ließ ich mir offizielle Schreiben an unsere jüdische Brüder in Damaskus geben, um auch dort die Anhänger der neuen Lehre gefesselt zur Bestrafung nach Jerusalem zu bringen.6Doch auf dem Weg nach Damaskus, kurz vor der Stadt, geschah etwas. Es war um die Mittagszeit, als mich vom Himmel her plötzlich ein strahlend helles Licht von allen Seiten umgab.7Ich stürzte zu Boden und hörte eine Stimme zu mir sagen: 'Saul, Saul, warum verfolgst du mich?'8'Wer bist du, Herr?', fragte ich, und die Stimme erwiderte: 'Ich bin Jesus von Nazaret, ich bin der, den du verfolgst.'9Meine Begleiter sahen zwar das Licht, verstanden aber nicht, was die Stimme sagte.10Ich fragte: 'Was soll ich tun, Herr?' – 'Steh auf und geh nach Damaskus', erwiderte der Herr. 'Dort wirst du alles erfahren, was dir zu tun aufgetragen ist.'11Die strahlende Herrlichkeit des Lichtes hatte mich aber so geblendet, dass ich nichts mehr sehen konnte. Meine Begleiter mussten mich bei der Hand nehmen und nach Damaskus führen.12Dort wohnte ein gewisser Hananias, ein frommer und gesetzestreuer Mann, der bei allen Juden in der Stadt hoch angesehen war.13Der suchte mich auf und sagte zu mir: 'Lieber Bruder Saul, du sollst wieder sehen können!' Im gleichen Augenblick sah ich ihn vor mir stehen. Ich konnte wieder sehen.14Er sagte: 'Der Gott unserer Väter hat dich erwählt, seinen Willen zu erkennen. Er hat dich dazu bestimmt, den Gerechten zu sehen und seine eigene Stimme zu hören.15Denn du sollst sein Zeuge sein und allen Menschen von dem berichten, was du gesehen und gehört hast.16Also, was zögerst du noch? Steh auf und lass dich taufen! Ruf den Namen des Herrn an und lass dich reinwaschen von deinen Sünden!'17Als ich dann wieder nach Jerusalem zurückgekehrt war und im Tempel betete, hatte ich eine Vision.18Ich sah den Herrn, und der sagte zu mir: 'Verlass Jerusalem auf dem schnellsten Weg, denn die Leute hier werden nicht annehmen, was du ihnen als mein Zeuge über mich sagst.'19Ich erwiderte: 'Herr, sie wissen aber doch, dass ich von einer Synagoge zur anderen ging, um die, die an dich glauben, verhaften und auspeitschen zu lassen.20Und sie wissen auch, dass ich damals, als dein Zeuge Stephanus sein Leben ließ, ganz damit einverstanden war und die Kleidung seiner Mörder bewachte.'21Doch er befahl mir: 'Geh, denn ich will dich weit weg zu den anderen Völkern senden!'“
Paulus und der Kommandant
22Bis zu diesem Wort hatte die Menge ruhig zugehört. Doch jetzt begannen sie zu schreien: „Weg mit ihm! Bringt ihn um! So einer darf nicht leben!“23Sie tobten, rissen sich die Kleider vom Leib und warfen Staub in die Luft.24Da befahl der Kommandant, Paulus in die Burg zu bringen. Er wollte ihn unter Peitschenhieben verhören lassen, um herauszubringen, weshalb die Menge ihn so hasserfüllt angeschrien hatte.25Als die Soldaten ihn für die Auspeitschung festbanden, sagte Paulus zu dem dabeistehenden Hauptmann: „Ist es bei euch denn erlaubt, einen römischen Bürger auszupeitschen, noch dazu ohne Gerichtsverfahren?“26Als der Hauptmann das hörte, lief er zum Kommandanten und sagte: „Weißt du, was du da tust? Der Mann hat das römische Bürgerrecht!“27Da ging der Kommandant selbst zu Paulus und fragte ihn: „Stimmt es, dass du römischer Bürger bist?“ – „Ja, das stimmt“, erwiderte Paulus.28„Mich hat es eine Menge Geld gekostet, dieses Bürgerrecht zu bekommen“, sagte der Kommandant. Paulus erwiderte: „Und ich besitze es seit meiner Geburt.“29Die Männer, die ihn verhören sollten, ließen sofort von ihm ab. Aber auch der Kommandant bekam es mit der Angst zu tun, weil er einen römischen Bürger hatte fesseln lassen.30Weil er aber genau wissen wollte, was die Juden ihm vorwarfen, ordnete er am nächsten Tag eine Zusammenkunft der Hohen Priester und des ganzen Hohen Rates an. Er ließ Paulus die Fesseln abnehmen, führte ihn zu dieser Versammlung hinunter und stellte ihn vor sie.