1Da sagte Zofar aus Naama zu Hiob:2»Ich muss dir antworten, denn es regt mich auf, was du da gesagt hast, und ich bin sehr beunruhigt.3Ich habe mir angehört, wie du mich mit deiner Zurechtweisung beleidigst. Nun treibt mich mein Verstand, dir zu antworten. (Hi 19,3)4Das solltest du eigentlich schon längst wissen: Seit es Menschen gibt,5ist der Triumph der Bösen immer von kurzer Dauer gewesen und die Freude der Gottlosen hielt nur einen Augenblick an. (Hi 8,12; Ps 37,35)6Der Hochmut des Gottlosen reicht vielleicht bis zum Himmel, sodass sein Kopf an die Wolken stößt, (Jes 14,13; Ob 1,3)7aber er wird trotzdem für immer verschwinden, genau wie sein eigener Kot. Die staunend zu ihm hochsahen, werden fragen: ›Wo ist er?‹8Er wird vergehen wie ein Traum und nicht mehr zu finden sein. Er wird sich auflösen wie eine nächtliche Traumgestalt. (Ps 73,20; Ps 90,5)9Wer ihn kannte, sieht ihn nicht wieder. Keiner aus seiner Heimat schaut sich nach ihm um.[1]10Seine Kinder müssen die Menschen gnädig stimmen, die er in die Armut getrieben hat, und den unrechtmäßig erworbenen Besitz ihres Vaters müssen sie wieder hergeben.[2] (Hi 5,17)11Wenn sein Körper vielleicht auch vor jugendlicher Kraft strotzte, muss er nun doch im Staub liegen.12Weil ihm das Unrecht süß schmeckte, ließ er es sich auf der Zunge zergehen.13Er behielt es lange im Mund und kostete es voll aus.14Doch mit dieser Speise verdirbt er sich den Magen. Sie verwandelt sich in seinem Inneren zu Schlangengift.15So muss er die Reichtümer, die er schluckte, wieder ausspucken. Gott sorgt dafür, dass er sie nicht behalten kann.[3]16Er hat Otterngift eingesaugt und die Viper wird ihn töten. (5Mo 32,24)17Er wird nicht mehr die Freude haben, Ströme und Bäche voller Honig und Sahne fließen zu sehen. (5Mo 32,13)18Was er zusammengetragen hat, muss er wieder hergeben. Seinen Reichtum darf er nicht genießen und über seine erfolgreichen Geschäfte kann er sich nicht freuen.19Denn er hat die Armen unterdrückt und die Hilflosen im Stich gelassen. Er brachte Häuser an sich, die er nicht gebaut hatte.[4]20Weil seine Gier so unersättlich war, wird er mit seinen Schätzen nicht entkommen. (Pred 5,12)21Er nimmt sich alles, was er bekommen kann, deshalb wird sein Reichtum nicht von Dauer sein. (Hi 15,29)22Trotz aller Möglichkeiten, die ihm sein Überfluss bietet, wird es für ihn eng, wenn die Not ihn mit voller Wucht trifft.23Und so wird es sein: Um seinen Bauch zu füllen, wird Gott seinen feurigen Zorn über ihm ausgießen und ihn mit Verderben überschütten. (4Mo 11,18; Ps 78,30)24Wenn er dann versuchen wird, vor dem Schwert zu entkommen, trifft ihn ein Pfeil vom Bogen. (Jes 24,18; Am 5,19)25Man zieht den Pfeil aus seinem Rücken, und die Pfeilspitze trieft von Blut[5]. Die Schrecken des Todes werden über ihn hereinbrechen. (Hi 16,13; Hi 18,11)26Seine Schätze werden in tiefster Finsternis verloren sein. Ein Feuer, das nicht von Menschenhand entfacht worden ist, wird ihn vernichten, mit allem, was in seinem Haus noch übrig geblieben ist. (Hi 15,30; Hi 18,18; Ps 21,10)27Der Himmel wird seine ganze Schuld aufdecken und die Erde wird gegen ihn aufstehen. (5Mo 31,28)28Was er an Gütern in seinem Haus zusammengerafft hat, wird er verlieren, es wird weggespült werden an dem Tag, an dem Gott in seinem Zorn über ihn richtet[6]. (5Mo 28,31)29Das ist das Schicksal des Bösen, das Erbe, das Gott ihm zuspricht.« (Hi 27,13; Hi 31,2)
Hiob 20
Lutherbibel 2017
Zofars zweite Rede
1Da antwortete Zofar von Naama und sprach: (Hi 15,1; Hi 18,1)2Darum muss ich antworten, und deswegen kann ich nicht schweigen;3denn ich muss hören, wie man mich schmäht und tadelt, aber der Geist aus meiner Einsicht lehrt mich antworten.4Weißt du nicht, dass es allezeit so gegangen ist, seitdem Menschen auf Erden gewesen sind,5dass das Frohlocken der Gottlosen nicht lange währt und die Freude des Ruchlosen nur einen Augenblick?6Wenn auch sein Hochmut in den Himmel reicht und sein Haupt an die Wolken rührt, (Ps 37,35)7so wird er doch für immer vergehen wie sein Kot, und die ihn gesehen haben, werden sagen: Wo ist er? (Mi 7,10)8Wie ein Traum wird er verfliegen und nicht mehr zu finden sein und wie ein Nachtgesicht verschwinden.9Das Auge, das ihn gesehen hat, wird ihn nicht mehr sehen, und seine Stätte wird ihn nicht mehr schauen. (Ps 37,10)10Seine Söhne werden bei den Armen betteln gehen, und seine Hände müssen seine Habe wieder hergeben.11Sind auch seine Gebeine voll Jugendkraft, so müssen sie sich doch mit ihm in den Staub legen.12Wenn ihm auch das Böse in seinem Munde wohlschmeckt, dass er es birgt unter seiner Zunge,13dass er es hegt und nicht loslässt und es zurückhält in seinem Gaumen,14so wird sich doch seine Speise verwandeln in seinem Leibe und wird Otterngift in seinem Bauch.15Die Güter, die er verschlungen hat, muss er wieder ausspeien, und Gott treibt sie aus seinem Bauch heraus.16Er wird Otterngift saugen, und die Zunge der Schlange wird ihn töten.17Er wird nicht sehen die Ströme noch die Bäche, die mit Honig und Milch fließen.18Er wird erwerben und doch nichts davon genießen und über seine eingetauschten Güter nicht froh werden. (5Mo 28,30)19Denn er hat unterdrückt und verlassen den Armen; er hat Häuser an sich gerissen, die er nicht erbaut hat.20Denn sein Wanst konnte nicht voll genug werden; mit seinem köstlichen Gut wird er nicht entrinnen.21Nichts entging seiner Fressgier; darum wird sein gutes Leben keinen Bestand haben.22Wenn er auch die Fülle und genug hat, wird ihm doch angst werden; alle Gewalt der Mühsal wird über ihn kommen.23Es soll geschehen: Damit er genug bekommt, wird Gott den Grimm seines Zorns über ihn senden und wird über ihn regnen lassen seine Schrecknisse.24Flieht er vor dem eisernen Harnisch, so wird ihn der eherne Bogen durchbohren!25Es dringt das Geschoss aus seinem Rücken, der Blitz des Pfeiles aus seiner Galle; Schrecken fahren über ihn hin. (5Mo 32,41)26Alle Finsternis ist für ihn aufgespart. Es wird ihn ein Feuer verzehren, das keiner angezündet hat, und wer übrig geblieben ist in seiner Hütte, dem wird’s schlimm ergehen. (5Mo 32,22)27Der Himmel wird seine Schuld enthüllen, und die Erde wird sich gegen ihn erheben.28Die Flut wälzt sein Haus fort, Regengüsse am Tage seines Zorns.29Das ist der Lohn eines gottlosen Menschen bei Gott und das Erbe, das Gott ihm zugesprochen hat.