Apostelgeschichte 20

Neues Leben. Die Bibel

von SCM Verlag
1 Als alles vorüber war, rief Paulus die Gläubigen[1] zusammen und sprach ihnen Mut zu. Dann nahm er Abschied und brach nach Mazedonien auf. (Apg 16,9)2 Unterwegs stärkte er die Gläubigen in allen Orten, die auf seinem Weg lagen. Dann reiste er weiter nach Griechenland,3 wo er drei Monate blieb. Er war eben im Begriff, nach Syrien abzusegeln, als er erfuhr, dass die Juden planten, ihn umzubringen. Daraufhin beschloss er, über Mazedonien zurückzukehren. (Apg 9,23; Apg 23,12; 2Kor 11,26)4 Mehrere Männer begleiteten ihn: Sopater, der Sohn des Pyrrhus, aus Beröa, von den Thessalonichern Aristarch und Sekundus, Gajus aus Derbe, Timotheus sowie Tychikus und Trophimus, die aus der Provinz Asien stammten. (Apg 16,1; Apg 19,29; Apg 21,29; Eph 6,21; 2Tim 4,20; Tit 3,12)5 Sie reisten voraus und warteten in Troas auf uns.6 Sobald die Passahzeit[2] vorüber war, gingen wir in Philippi an Bord eines Schiffs nach Troas. Dort trafen wir fünf Tage später ein und blieben eine Woche. (Apg 16,8)7 Am ersten Tag der Woche versammelten wir uns, um das Abendmahl zu feiern[3]. Paulus predigte. Da er am nächsten Tag abreisen wollte, sprach er bis Mitternacht. (Apg 2,42; 1Kor 16,2; Offb 1,10)8 Der Raum im oberen Stockwerk, in dem wir uns versammelt hatten, war von vielen Lampen erleuchtet.9 Paulus sprach sehr lang. Ein junger Mann mit Namen Eutychus, der auf der Fensterbank saß, wurde immer müder. Schließlich schlief er fest ein, verlor das Gleichgewicht und stürzte drei Stockwerke tief. Als man ihn aufhob, war er tot.10 Paulus lief hinunter, beugte sich über ihn und nahm ihn in die Arme. »Habt keine Angst«, sagte er, »er lebt!« (1Kön 17,21; 2Kön 4,34; Mt 9,23)11 Dann gingen sie alle wieder hinauf und nahmen gemeinsam das Abendmahl[4]. Paulus sprach weiter bis zur Morgendämmerung; dann brach er auf.12 Inzwischen war der junge Mann nach Hause gebracht worden. Er lebte, und alle waren darüber sehr getröstet.13 Paulus wanderte auf dem Landweg nach Assos, wo er wieder zu uns stoßen wollte, und wir fuhren mit dem Schiff voraus.14 In Assos schloss er sich uns wieder an, und wir segelten zusammen nach Mitylene.15 Am nächsten Tag kamen wir an der Insel Chios vorbei. Am folgenden Tag steuerten wir auf die Insel Samos zu und erreichten einen Tag später Milet. (2Tim 4,20)16 Paulus hatte sich entschieden, diesmal nicht in Ephesus Halt zu machen, weil er nicht noch mehr Zeit in der Provinz Asien verbringen wollte. Er hatte es eilig, denn er wollte Jerusalem möglichst noch rechtzeitig zum Pfingstfest erreichen.17 Als wir in Milet anlegten, schickte er jedoch einen Boten zu den Ältesten der Gemeinde in Ephesus und bat sie, zu ihm zu kommen.18 Als sie da waren, sagte er: »Ihr wisst, dass ich seit dem Tag, als ich die Provinz Asien betrat, bis heute (Apg 18,19; Apg 19,1)19 in aller Bescheidenheit und sogar mit Tränen den Auftrag des Herrn erfüllt habe. Ich habe die Belastungen ertragen, die mir die Anschläge der Juden zugefügt haben.20 Trotzdem habe ich euch immer die Wahrheit gelehrt, sei es in der Öffentlichkeit oder bei euch zu Hause.21 Ich habe immer nur eine einzige Botschaft für Juden wie für Griechen gehabt: dass die Menschen sich unbedingt von der Sünde abwenden und zu Gott umkehren müssen und dass sie glauben an Jesus Christus, unseren Herrn. (Apg 2,38; Apg 26,18)22 Nun gehe ich nach Jerusalem, unwiderstehlich gezogen vom Heiligen Geist[5], ohne genau zu wissen, was mich dort erwartet, (Apg 19,21)23 obwohl der Heilige Geist mir in jeder Stadt gesagt hat, dass mich Gefangenschaft und Leid erwarten. (Apg 9,16; Apg 21,4)24 Doch mein Leben ist mir nicht der Rede wert, es sei denn, ich nutze es, um das zu tun, was der Herr Jesus mir aufgetragen hat – das Werk, anderen die Botschaft von Gottes Gnade zu bringen. (Apg 21,13; 2Tim 4,7)25 Ich weiß, dass keiner von euch, denen ich das Reich Gottes verkündet habe, mich je wieder sehen wird.26 Ich kann euch offen sagen, dass ich meine Aufgabe treu erfüllt habe. Niemand kann es mir zur Last legen, wenn er verloren geht[6], (Apg 18,6)27 denn ich habe mich nicht gescheut, euch den Plan, den Gott mit euch verfolgt, zu erklären.28 Und nun seht euch vor! Achtet darauf, die Herde Gottes – seine Gemeinde, die er durch das Blut seines eigenen Sohnes erkauft hat –, zu hüten und zu betreuen, über die der Heilige Geist euch als Älteste[7] eingesetzt hat. (Ps 74,2; Joh 21,15; 1Petr 5,2)29 Ich weiß genau, dass sich nach meinem Weggang falsche Lehrer wie böse Wölfe unter euch mischen und die Herde nicht verschonen werden. (Mt 7,15; Joh 10,12)30 Ja, selbst einige von euch werden die Wahrheit verdrehen, um eine eigene Anhängerschaft an sich zu binden. (1Joh 2,19)31 Seid wachsam! Denkt an die drei Jahre, die ich bei euch gewesen bin – wie ich Tag und Nacht über euch gewacht und mich unter Tränen um euch gesorgt habe. (Apg 19,10)32 Und nun vertraue ich euch Gott und dem Wort seiner Gnade an – seiner Botschaft, die euch ermutigen und euch ein Erbe geben kann gemeinsam mit allen, die er für sich ausgesondert hat. (5Mo 33,3; Apg 26,18; Eph 1,18; Kol 1,12; Kol 3,24; 1Petr 1,4)33 Nie habe ich von jemandem Geld oder Kleider verlangt. (1Sam 12,3; 1Kor 9,11; 2Kor 7,2; 2Kor 11,9; 2Kor 12,14)34 Ihr wisst, dass ich mit meinen eigenen Händen gearbeitet habe, um mir meinen Lebensunterhalt zu verdienen und auch meine Begleiter zu versorgen. (Apg 18,3; 1Kor 4,12; 1Thess 2,9)35 Stets war ich euch ein Vorbild, wie ihr durch harte Arbeit den Armen helfen könnt. Behaltet die Worte von Jesus, dem Herrn, in Erinnerung: ›Es liegt mehr Glück im Geben als im Nehmen.‹« (1Thess 4,11)36 Als er zu Ende geredet hatte, kniete er nieder und betete mit ihnen. (Apg 21,5)37 Sie weinten laut, als sie ihn zum Abschied umarmten und küssten;38 am meisten aber waren sie darüber traurig, dass er gesagt hatte, sie würden ihn nicht wieder sehen. Dann begleiteten sie ihn zum Schiff hinunter.

Apostelgeschichte 20

Einheitsübersetzung 2016

von Katholisches Bibelwerk
1 Nachdem der Tumult sich gelegt hatte, rief Paulus die Jünger zusammen und sprach ihnen Mut zu. Dann verabschiedete er sich und ging weg, um nach Mazedonien zu reisen. (2Kor 2,13; 2Kor 7,5)2 Er zog durch die dortigen Gegenden und sprach oft und eindringlich zu den Jüngern. Dann begab er sich nach Griechenland;3 dort blieb er drei Monate. Als er mit dem Schiff nach Syrien fahren wollte, planten die Juden einen Anschlag auf ihn. So entschloss er sich, den Rückweg über Mazedonien zu nehmen.4 Dabei begleiteten ihn Sopater, der Sohn des Pyrrhus, aus Beröa, Aristarch und Secundus aus Thessalonich, Gaius aus Derbe und Timotheus sowie Tychikus und Trophimus aus der Provinz Asien. (Apg 19,29; Apg 21,29; Apg 27,2; 2Tim 4,20)5 Diese reisten voraus und warteten auf uns in Troas. (Apg 16,8)6 Nach den Tagen der Ungesäuerten Brote segelten wir von Philippi ab und kamen in fünf Tagen zu ihnen nach Troas, wo wir uns sieben Tage aufhielten. (2Kor 2,12)7 Als wir am ersten Tag der Woche versammelt waren, um das Brot zu brechen, redete Paulus zu ihnen, denn er wollte am folgenden Tag abreisen; und er dehnte seine Rede bis Mitternacht aus. (1Kor 16,2; Offb 1,10)8 In dem Obergemach, in dem wir versammelt waren, brannten viele Lampen.9 Ein junger Mann namens Eutychus saß im offenen Fenster und sank in tiefen Schlaf, als Paulus immer länger sprach; überwältigt vom Schlaf, fiel er aus dem dritten Stock hinunter; als man ihn aufhob, war er tot.10 Paulus lief hinab, warf sich über ihn, umfasste ihn und sagte: Beunruhigt euch nicht: Er lebt! (1Kön 17,21; Apg 9,40)11 Dann stieg er wieder hinauf, brach das Brot und aß und redete mit ihnen bis zum Morgengrauen. So verließ er sie.12 Den jungen Mann aber führten sie lebend von dort weg und sie wurden nicht wenig getröstet.13 Wir gingen voraus zum Schiff und fuhren nach Assos, wo wir Paulus an Bord nehmen sollten; so hatte er es angeordnet, weil er selbst zu Fuß gehen wollte.14 Als er in Assos zu uns stieß, nahmen wir ihn an Bord und erreichten Mitylene.15 Von dort segelten wir am nächsten Tag ab und kamen bis auf die Höhe von Chios. Am anderen Tag liefen wir Samos an und landeten am folgenden Tag in Milet.16 Paulus hatte sich entschlossen, an Ephesus vorbeizufahren, um in der Provinz Asien keine Zeit zu verlieren. Denn er hatte es eilig, weil er, wenn möglich, am Pfingsttag in Jerusalem sein wollte.17 Von Milet aus schickte er jemanden nach Ephesus und ließ die Ältesten der Gemeinde zu sich rufen.18 Als sie bei ihm eingetroffen waren, sagte er: Ihr wisst, wie ich vom ersten Tag an, seit ich die Provinz Asien betreten habe, die ganze Zeit in eurer Mitte war19 und wie ich dem Herrn in aller Demut diente unter Tränen und vielen Prüfungen, die ich durch die Nachstellungen der Juden erlitten habe,20 wie ich nichts verschwiegen habe von dem, was heilsam ist. Ich habe es euch verkündet und habe euch gelehrt, öffentlich und in den Häusern.21 Ich habe vor Juden und Griechen Zeugnis abgelegt für die Umkehr zu Gott und den Glauben an Jesus, unseren Herrn. (Apg 13,6; Apg 14,1; Apg 17,1; Apg 18,5; Apg 19,8)22 Und siehe, nun ziehe ich, gebunden durch den Geist, nach Jerusalem und ich weiß nicht, was dort mit mir geschehen wird.23 Jedoch bezeugt mir der Heilige Geist von Stadt zu Stadt, dass Fesseln und Drangsale auf mich warten. (Apg 9,16; Apg 21,4)24 Aber ich will mit keinem Wort mein Leben wichtig nehmen, wenn ich nur meinen Lauf vollende und den Dienst erfülle, der mir von Jesus, dem Herrn, übertragen wurde: das Evangelium von der Gnade Gottes zu bezeugen. (Lk 4,18; Apg 21,13; 2Tim 4,7)25 Und siehe, ich weiß, dass ihr mich nicht mehr von Angesicht sehen werdet, ihr alle, zu denen ich gekommen bin und denen ich das Reich verkündet habe. (Lk 9,2; Lk 10,9)26 Darum bezeuge ich euch am heutigen Tag: Ich bin rein vom Blut aller. (Apg 18,6)27 Denn ich habe mich der Pflicht nicht entzogen, euch den ganzen Ratschluss Gottes zu verkünden.28 Gebt Acht auf euch und auf die ganze Herde, in der euch der Heilige Geist zu Vorstehern bestellt hat, damit ihr als Hirten für die Kirche des Herrn sorgt, die er sich durch sein eigenes Blut erworben hat![1] (Apg 14,23; 1Kor 12,28; Eph 4,11; Phil 1,1; 1Tim 3,1; 1Tim 4,14; 2Tim 1,6; Tit 1,5; 1Petr 5,2)29 Ich weiß: Nach meinem Weggang werden reißende Wölfe bei euch eindringen und die Herde nicht schonen. (Mt 7,15; Lk 10,3; Joh 10,12)30 Und selbst aus eurer Mitte werden Männer auftreten, die mit ihren falschen Reden die Jünger auf ihre Seite ziehen. (Gal 4,17)31 Seid also wachsam und denkt daran, dass ich drei Jahre lang Tag und Nacht nicht aufgehört habe, unter Tränen jeden Einzelnen zu ermahnen. (Mk 13,35; 2Kor 2,4; 2Kor 11,28; 1Thess 2,11)32 Und jetzt vertraue ich euch Gott und dem Wort seiner Gnade an, das die Kraft hat, aufzubauen und das Erbe in der Gemeinschaft der Geheiligten zu verleihen. (1Thess 2,13)33 Silber oder Gold oder Kleider habe ich von keinem verlangt; (1Sam 12,3; Mt 10,8; 1Kor 9,12)34 ihr wisst selbst, dass für meinen Unterhalt und den meiner Begleiter diese Hände hier gearbeitet haben. (Apg 18,3; 1Kor 4,12; 1Kor 9,12; Phil 4,9; 1Thess 2,9; 2Thess 3,7)35 In allem habe ich euch gezeigt, dass man sich auf diese Weise abmühen und sich der Schwachen annehmen soll, in Erinnerung an die Worte Jesu, des Herrn, der selbst gesagt hat: Geben ist seliger als nehmen.36 Nach diesen Worten kniete er nieder und betete mit ihnen allen. (Apg 21,5)37 Und alle brachen in lautes Weinen aus, fielen Paulus um den Hals und küssten ihn; (Röm 16,16; 1Kor 16,20; 1Petr 5,14)38 am meisten schmerzte sie sein Wort, sie würden ihn nicht mehr von Angesicht sehen. Dann begleiteten sie ihn zum Schiff.