1Dies ist die Botschaft des HERRN, die der Prophet Habakuk in Form einer Vision erhielt. (Jes 13,1; Nah 1,1)
Habakuks Klage
2Wie lange noch, HERR, soll ich um Hilfe schreien, ohne dass du mich hörst? »Um mich herum herrschen Zerstörung und Gewalt«, schreie ich dir zu, doch du greifst nicht ein. (Ps 13,2; Ps 22,2; Jer 14,9)3Warum lässt du mich Unrecht erleben und warum siehst du dem Elend zu? Um mich herum herrschen Unterdrückung und Gewalt; Zank und Streit erheben sich. (Jer 20,8)4Das Gesetz findet bei uns keine Beachtung mehr und es werden keine gerechten Urteile gefällt. Die Bösen umzingeln die Unschuldigen und das Recht wird in Unrecht verdreht. (Ps 22,13; Ps 119,126; Jes 5,20)
Die Antwort des HERRN
5Der HERR antwortete: »Seht auf die Völker! Schaut aufmerksam hin! Ihr werdet erstaunt und erschrocken sein! Noch zu euren Lebzeiten werde ich etwas geschehen lassen, das ihr nicht glauben würdet, wenn es euch jemand erzählte[1]. (Jes 29,9; Apg 13,41)6Ich werde die Babylonier, dieses grimmige und ungestüme Volk, gegen Juda aufstacheln. Erbarmungslos durchstreifen sie die Welt und unterwerfen sich ein Land nach dem anderen. (5Mo 28,49; 2Kön 24,2)7Dabei verbreiten sie Furcht und Schrecken. Sie tun, was ihnen gefällt, und herrschen mit Brutalität. (Jer 39,5)8Ihre Pferde sind schneller als Leoparden und wilder als die Wölfe am Abend. Ihre Reiter stürmen von Weitem daher und stürzen sich auf ihre Gegner, so wie ein Adler auf seine Beute herabstößt. (Jer 4,13)9Sie stürmen herbei, bereit Gewalt anzuwenden. Sie rücken unerbittlich vor und raffen Gefangene zusammen, wie man Sand zusammenschaufelt.10Sie lachen über Könige und machen sich über Fürsten lustig. Über die Festungen ihrer Gegner lächeln sie nur: Sie schütten einen Belagerungswall aus Erde vor ihnen auf und erobern sie! (2Kön 25,6; 2Chr 36,6; Jer 32,24; Jer 33,4; Hes 26,7)11Dann jagen sie weiter; sie brausen dahin wie der Sturmwind. Doch sie machen sich schuldig, weil sie ihre eigene Kraft zu ihrem Gott machen.« (Jer 4,11)
Habakuks zweite Klage
12HERR, bist du nicht von alters her mein heiliger Gott? Nein, wir werden nicht sterben! HERR, du hast die Babylonier dazu bestimmt, dein Strafgericht an uns zu vollstrecken und uns zu züchtigen. (5Mo 32,4)13Aber deine Augen sind doch zu rein, als dass sie Böses mit ansehen könnten, und du erträgst es nicht, wenn Menschen gequält werden. Warum aber siehst du jetzt dem Tun dieser Verräter zu? Warum schweigst du jetzt, wenn durch diese Räuber andere vernichtet werden, die doch gerechter leben als sie? (Ps 50,21; 1Petr 1,15)14Du lässt es ja zu, dass der Feind die Menschen behandelt wie Fische im Meer und wie Würmer, die keinen Herrscher über sich haben.15Voller Freude zieht er sie mit der Angel aus dem Wasser, rafft sie in seinem Fangnetz zusammen und jubelt über seinen guten Fang. (Jer 16,16)16Deshalb opfert er seinem Netz und verbrennt Weihrauch für sein Fischgarn. Denn ihnen verdankt er seine große Beute und den reich gedeckten Tisch. (Jer 44,17)17Soll er aber deshalb immer wieder sein Netz ausleeren, um erbarmungslos Völker zu morden? (Jes 14,6)
Klage des Propheten über Unrecht und Gewalt – Gottes Antwort
1Der Ausspruch, den[1] der Prophet Habakuk geschaut hat.2Wie lange, HERR, rufe ich schon um Hilfe, und du hörst nicht! ⟨Wie lange⟩ schreie ich zu dir: Gewalttat! – doch du rettest nicht? (Hi 19,7; Ps 22,3; Ps 94,3)3Warum lässt du mich Unrecht sehen und schaust dem Verderben[2] zu, sodass Verwüstung[3] und Gewalttat vor mir sind, Streit entsteht und Zank sich erhebt? (Ps 55,10; Jes 5,7; Jes 46,12)4Darum erstirbt die Weisung, und ⟨der gerechte⟩ Rechtsspruch[4] kommt nie mehr heraus. Denn der Gottlose kreist den Gerechten ein; darum kommt ein verdrehter Rechtsspruch[5] heraus. (Jer 8,7; Am 5,7)5Seht ⟨euch um⟩ unter den Nationen und schaut zu und stutzt, ⟨ja,⟩ staunt! Denn ich wirke[6] ein Werk in euren Tagen – ihr glaubtet es nicht, wenn es erzählt würde. (Jes 28,21; Apg 13,41)6Denn siehe, ich lasse die Chaldäer erstehen, die grimmige und ungestüme Nation, die die Weiten der Erde durchzieht, um Wohnplätze in Besitz zu nehmen, die ihr nicht gehören. (5Mo 28,49; 2Kön 24,1; Jer 5,15; Jer 6,22; Hes 21,36)7Schrecklich und furchtbar ist sie. Von ihr selbst gehen ihr Recht und ihre Hoheit aus. (Jes 47,8; Zef 2,15)8Und schneller als Leoparden sind ihre Pferde und angriffslustiger als Wölfe am Abend[7]. Es stampfen ihre Pferde, ihre Pferde kommen von fern her, fliegen herbei wie ein Adler, der sich auf den Fraß stürzt. (Hi 9,26; Kla 4,19; Nah 2,5; Zef 3,3; Mt 24,28)9Jeder kommt zur Gewalttat. Ihre Front strebt ⟨unaufhaltsam⟩ vorwärts[8], und Gefangene rafft sie zusammen wie Sand.10Mit den Königen treibt sie ihren Spott, und Fürsten sind ihr ein Gelächter. Über jede Festung lacht sie, schüttet einen Erdwall[9] auf und nimmt sie ein. (Jer 30,5; Jer 32,24)11Dann fährt sie daher wie der Wind und zieht weiter und wird schuldig[10]: so ist der, dem die eigene Kraft sein Gott ist! (Hi 12,6; Jes 10,13; Jer 9,22; Dan 4,27)
Erneute Klage des Propheten und erneute Antwort Gottes
12Bist du nicht von alters her, HERR, mein Gott, mein Heiliger? Wir werden nicht sterben?[11] HERR, du hast sie zum Gericht eingesetzt und, Fels, zum Züchtigen sie bestimmt.[12] (Ps 74,12; Ps 90,1; Ps 118,17; Ps 149,2; Jes 10,5; Jes 43,15; Jer 5,18; Jer 25,9; Mal 3,6)13Du hast zu reine Augen, um Böses mitansehen zu können, und Verderben[13] vermagst du nicht anzuschauen. Warum schaust du ⟨dann⟩ den Räubern[14] zu, schweigst, wenn der Gottlose den verschlingt, der gerechter ist als er? (5Mo 23,15; Jer 12,1)14Machst du doch die Menschen wie die Fische des Meeres, wie die Kriechtiere, die keinen Herrscher haben[15].15Sie alle holt er mit der Angel herauf, er schleppt sie mit seinem Fangnetz fort und sammelt sie ein in seinem Garn; darüber freut er sich und jubelt. (Jer 16,16; Jer 50,11; Hab 2,5)16Darum schlachtet er für sein Netz ⟨Schlachtopfer⟩ und lässt für sein Garn Rauchopfer aufsteigen, denn durch sie ist sein Anteil fett und feist seine Speise.17Soll er darum sein Netz ausleeren, und zwar ständig[16], um Nationen ohne Mitleid hinzumorden? (Jer 25,12)