II. Die gegenwärtige Verwerfung der großen Mehrzahl des jüdischen Volkes in ihrem Verhältnis zum Heilsplan Gottes (Kap. 9-11)
1Ich sage die Wahrheit in Christus, ich lüge nicht – mein Gewissen bezeugt es mir im heiligen Geist –:2ich trage schweren Kummer und unaufhörlichen Schmerz in meinem Herzen.3Gern wollte ich selbst durch einen Fluch aus der Gemeinschaft mit Christus ausgestoßen sein, wenn ich dadurch meine Brüder, meine Volksgenossen nach dem Fleische, retten könnte;4sie sind ja doch Israeliten, denen der Sohnesstand[1] und die Herrlichkeit Gottes, die Bündnisse und die Gesetzgebung, der Gottesdienst und die Verheißungen zuteil geworden sind,5denen die Erzväter angehören und aus denen der Messias dem Fleische nach stammt: der da Gott über allem ist, gepriesen in Ewigkeit! Amen.6Ich will damit aber nicht gesagt haben, daß Gottes Verheißungswort hinfällig geworden[2] sei; denn nicht alle, die aus Israel stammen, sind Israel,7und nicht alle sind schon deshalb, weil sie Abrahams Same[3] sind, auch seine Kinder; sondern (1.Mose 21,12): »In[4] Isaak soll dir Nachkommenschaft genannt werden.«8Das will ich sagen: Nicht die leiblichen Kinder (Abrahams) sind damit auch Gottes Kinder, sondern (nur) die Kinder der Verheißung werden als Nachkommenschaft (Abrahams) gerechnet.9Denn so lautet das Wort der Verheißung (1.Mose 18,10.14): »(Übers Jahr) um diese Zeit werde ich (wieder-) kommen, da wird Sara einen Sohn haben.«10Und nicht nur hier[5] ist es so gewesen, sondern auch bei Rebekka, die von einem und demselben Manne, nämlich unserm Vater[6] Isaak, guter Hoffnung war.11Denn ehe sie (ihre beiden Kinder) noch geboren waren und irgend etwas Gutes oder Böses getan hatten, schon da wurde – damit Gottes Vorherbestimmung aus freier Wahl bestehen bliebe,12abhängig nicht von Werken, sondern (allein) von dem (Willen des) Berufenden – der Rebekka gesagt (1.Mose 25,23): »Der Ältere wird dem Jüngeren dienstbar sein«;13wie ja auch (anderswo) geschrieben steht (Mal 1,2-3): »Jakob habe ich geliebt, Esau aber habe ich gehaßt.«14Was folgt nun daraus? Liegt da etwa Ungerechtigkeit auf seiten Gottes vor? Nimmermehr!15Zu Mose sagt er ja (2.Mose 33,19): »Ich werde Gnade erweisen, wem ich gnädig bin, und werde Barmherzigkeit dem erzeigen, dessen ich mich erbarme.«16Demnach kommt es nicht auf jemandes Wollen oder Laufen[7] an, sondern auf Gottes Erbarmen.17So sagt ja auch die Schrift zum Pharao (2.Mose 9,16): »Gerade dazu habe ich dich in die Welt kommen lassen, um an dir meine Macht zu erweisen und damit mein Name auf der ganzen Erde verkündet werde.«18Also: Gott erbarmt sich, wessen er will, und verstockt auch, wen er will.19Da wirst du mir nun einwenden: »Wie kann er dann noch (jemand) tadeln? Wer vermöchte denn seinem Willen[8] Widerstand zu leisten?«20Ja, o Mensch, wer bist denn du, daß du Gott zur Verantwortung ziehen willst? Darf etwa das Gebilde zu seinem Bildner sagen: »Warum hast du mich so gemacht?«21Oder hat der Töpfer nicht Macht über den Ton, aus derselben Masse hier ein Gefäß zu ehrenvoller Bestimmung und dort ein anderes zu gemeiner Verwendung zu verfertigen?22Wie aber, wenn Gott, obgleich er seinen Zorn offenbaren und seine Macht an den Tag legen will, doch die Gefäße des Zornes, die zur Vernichtung hergestellt sind[9], mit großer Langmut getragen hat,23um zugleich den Reichtum seiner Herrlichkeit an Gefäßen des Erbarmens zu erweisen, die er zur (Teilnahme an seiner) Herrlichkeit zuvor bereitet hat?24Als solche (Gefäße des Erbarmens) hat er auch uns berufen, und zwar nicht nur aus den Juden, sondern auch aus den Heiden(völkern),25wie er ja auch bei (dem Propheten) Hosea sagt (Hos 2,25): »Ich werde das, was nicht mein Volk ist, mein Volk nennen und der Ungeliebten den Namen ›Geliebte‹ beilegen«;26und (Hos 2,1): »Es wird geschehen: an dem Orte, wo zu ihnen gesagt worden ist: ›Ihr seid nicht mein Volk‹, dort werden sie ›Söhne des lebendigen Gottes‹ genannt werden.«27Jesaja ferner ruft laut im Hinblick auf Israel aus (Jes 10,22-23): »Wenn auch die Zahl der Söhne Israels wie der Sand am Meer wäre, wird doch nur der Rest davon gerettet werden;28denn sein Wort[10] wird der Herr, indem er die Dinge sicher und Schlag auf Schlag verlaufen läßt, zur Ausführung auf der Erde bringen.«29Und wie Jesaja vorhergesagt hat (Jes 1,9): »Hätte der Herr der Heerscharen uns nicht einen Samen[11] übriggelassen, so wären wir wie Sodom geworden und hätten gleiches Schicksal mit Gomorrha gehabt.«30Was folgt nun daraus? Dieses: Heiden, die nicht nach Gerechtigkeit trachteten, haben Gerechtigkeit erlangt, nämlich die Gerechtigkeit, die aus dem Glauben kommt;31Israel dagegen, das nach der vom Gesetz geforderten Gerechtigkeit trachtete, hat das vom Gesetz gesteckte Ziel (der Rechtfertigung) nicht erreicht.32Warum nicht? Weil sie es nicht auf dem Glaubensweg, sondern es mit Werken haben erreichen wollen: da haben sie sich am Stein des Anstoßes gestoßen,33von dem geschrieben steht (Jes 28,16; 8,14): »Siehe, ich lege in Zion einen Stein des Anstoßes und einen Felsen des Ärgernisses[12]; und wer auf ihn sein Vertrauen setzt[13], wird nicht zuschanden[14] werden.«
Römer 9
Neue evangelistische Übersetzung
Israel und Gottes Versprechen
1Was ich jetzt sage, sage ich vor Christus. Mein Gewissen bestätigt es, und der Heilige Geist bezeugt mir, dass es die Wahrheit ist:2Mein Herz ist von tiefer Traurigkeit erfüllt, und es quält mich unablässig,3wenn ich an meine Brüder denke, an die Leute meines eigenen Volks. Für sie hätte ich es auf mich genommen, verflucht und für immer von Christus getrennt zu sein.4Sie sind ja Israeliten; ihnen hat Gott das Vorrecht geschenkt, seine Kinder zu sein. Ihnen hat er seine Herrlichkeit gezeigt; mit ihnen hat er seine Bündnisse geschlossen; ihnen hat er das Gesetz und die Ordnungen des Gottesdienstes gegeben; ihnen gelten seine Zusagen.5Sie sind die Nachkommen der von Gott erwählten Väter, und aus ihrer Mitte ist auch der Messias seiner menschlichen Herkunft nach hervorgegangen. Er ist Gott, der über allem steht und für immer und ewig zu preisen ist. Amen!6Ich will damit nicht gesagt haben, dass das von Gott gegebene Wort keine Gültigkeit mehr hätte. Aber es gehören eben nicht alle Israeliten zum eigentlichen Israel.7Nicht weil sie von Abraham abstammen, sind sie seine Kinder, denn Gott sagte zu ihm: "Durch Isaak gebe ich dir die Nachkommen, die ich dir versprochen habe." (1Mo 21,12)8Mit anderen Worten: Nicht die Abstammung macht zu Gottes Kindern, sondern die göttliche Zusage führt zur eigentlichen Nachkommenschaft.9Die Zusage lautete: "In einem Jahr werde ich wiederkommen, und dann wird Sara einen Sohn haben." (1Mo 18,10)10Aber nicht nur bei ihr, sondern auch bei Rebekka war es so, als sie von unserem Stammvater Isaak schwanger war.11Denn als ‹die Zwillinge› noch nicht geboren waren und noch nichts Gutes oder Böses getan hatten – damit sollte der Plan Gottes bekräftigt werden, dass seine Wahl allein von seiner freien Entscheidung abhängt –,12sagte Gott zu Rebekka: "Der Ältere wird dem Jüngeren dienen." (1Mo 25,23)13Darum heißt es auch in der Schrift: "Jakob habe ich erwählt, nicht Esau."[1] (Mal 1,2)
Gott schenkt sein Erbarmen, wem er will
14Heißt das nun, dass Gott ungerecht ist? Auf keinen Fall!15Er sagte ja zu Mose: "Ich schenke mein Erbarmen dem, über den ich mich erbarmen will, und mein Mitleid dem, den ich bemitleiden will." (2Mo 33,19)16Es kommt also nicht auf das Wollen und Bemühen eines Menschen an, sondern allein auf Gott und sein Erbarmen.17Denn die Schrift sagt zum Pharao: "Gerade deshalb habe ich dich als Herrscher auftreten lassen, um dir meine Macht zu demonstrieren und meinen Namen in der ganzen Welt bekannt zu machen." (2Mo 9,16)18Wir sehen also: Gott handelt ganz nach seinem Ermessen: Über den einen erbarmt er sich, den anderen lässt er starrsinnig sein.19Nun wirst du einwenden: "Wie kann er uns dann noch Vorwürfe machen? Es kann sich doch niemand seinem Willen widersetzen!"20So? Wer bist du eigentlich? Du Mensch willst anfangen, mit Gott zu streiten? Sagt das Werk denn zu seinem Meister: "Warum hast du mich so gemacht?"21Ist der Töpfer nicht Herr über den Ton und kann aus derselben Masse ein Gefäß für die Festtafel machen und ein anderes für den Abfall?22Und was sagst du dazu, dass Gott die Gefäße, die zur Vernichtung in seinem Zorngericht bereitgestellt sind, mit großer Geduld erträgt? Er will zwar, dass sie seinen Zorn und seine Macht zu spüren bekommen,23andererseits will er aber auch an den Gefäßen, die er in seinem Erbarmen zur Herrlichkeit vorherbestimmt hat, zeigen, wie unerschöpflich reich seine Herrlichkeit ist.24Diese Gefäße sind wir. Uns hat er nicht nur aus dem jüdischen Volk, sondern auch aus anderen Völkern berufen.25Das hat er schon durch den Propheten Hosea angekündigt: "Ich werde als mein Volk berufen, was nicht mein Volk war, und als geliebte Frau die, die nicht geliebt war." (Hos 2,23)26"Gerade dort, wo zu ihnen gesagt wurde: 'Ihr seid nicht mein Volk', werden sie 'Kinder des lebendigen Gottes' genannt werden."27Und Jesaja ruft über Israel aus: "Selbst wenn es Israeliten gäbe wie Sand am Meer, nur ein Rest von ihnen wird gerettet werden.28Denn der Herr wird auf der Erde handeln. Er wird sein Wort einlösen und rasch durchsetzen." (Jes 10,22)29Es ist so, wie es Jesaja an anderer Stelle vorausgesagt hat: "Hätte der Herr, der allmächtige Gott, nicht einen Rest von unserem Volk übrig gelassen, so wäre es uns wie Sodom und Gomorra ergangen."[2] (Jes 1,9)30Was heißt das nun? Menschen aus allen Völkern sind vor Gott gerecht geworden, ohne sich darum bemüht zu haben. Sie haben die Gerechtigkeit erhalten, die aus dem Glauben kommt.31Das Volk Israel aber, das durch das Gesetz gerecht werden wollte, hat das Ziel des Gesetzes nicht erreicht.32Und warum nicht? Weil sie meinten, es durch ihre eigenen Leistungen zu erreichen und nicht durch den Glauben. Sie haben sich am "Stein des Anstoßes" gestoßen,33von dem geschrieben steht: "Seht her, ich lege in Zion einen Grundstein, an dem man sich stoßen wird, einen Felsblock, an dem man zu Fall kommt. Doch wer ihm vertraut, wird nicht enttäuscht werden." (Jes 8,14; Jes 28,16)
Römer 9
Elberfelder Bibel
Israel und Gottes Verheißungen
1Ich sage die Wahrheit in Christus, ich lüge nicht, wobei mein Gewissen mir Zeugnis gibt im Heiligen Geist, (2Kor 11,31; Gal 1,20; 1Tim 2,7)2dass ich große Traurigkeit habe und unaufhörlichen Schmerz in meinem Herzen;3denn ich selbst, ich habe gewünscht, verflucht[1] zu sein von Christus weg für meine Brüder, meine Verwandten nach dem Fleisch; (2Mo 32,32; Röm 10,1)4die Israeliten sind, deren die Sohnschaft ist und die Herrlichkeit und die Bündnisse und die Gesetzgebung und der Gottesdienst und die Verheißungen; (1Mo 17,7; 2Mo 4,22; 2Mo 24,7; 2Mo 40,34; 5Mo 14,1; 5Mo 28,69; Jer 31,31; Apg 3,25; Röm 3,2; Röm 15,8; Hebr 9,1)5deren die Väter sind und aus denen dem Fleisch nach der Christus ist, der über allem ist, Gott, gepriesen in Ewigkeit[2]. Amen. (5Mo 10,15; Joh 1,1; Joh 4,22; Röm 1,3; Röm 11,28; 2Kor 11,31)6Nicht aber als ob das Wort Gottes hinfällig geworden wäre; denn nicht alle, die aus Israel sind, die sind Israeliten, (4Mo 23,19; Röm 2,28; Röm 3,3)7auch nicht, weil sie Abrahams Nachkommen[3] sind, sind alle Kinder, sondern »in Isaak wird dir eine Nachkommenschaft genannt werden«. (1Mo 21,12; Joh 8,39; Hebr 11,18)8Das heißt: Nicht die Kinder des Fleisches, die sind Kinder Gottes, sondern die Kinder der Verheißung werden als Nachkommenschaft[4] gerechnet. (Gal 3,29; Gal 4,23)9Denn dieses Wort ist ⟨ein Wort⟩ der Verheißung: »Um diese Zeit will ich kommen, und Sara wird einen Sohn haben.« (1Mo 18,10)10Nicht allein aber ⟨bei ihr war es so⟩, sondern auch bei Rebekka, als sie von einem, von unserem Vater Isaak, schwanger war. (1Mo 25,21)11Denn als ⟨die Kinder⟩ noch nicht geboren waren und weder Gutes noch Böses getan hatten – damit der nach ⟨freier⟩ Auswahl[5] gefasste Vorsatz Gottes ⟨bestehen⟩ bleibt,12nicht aufgrund von Werken, sondern aufgrund des Berufenden –, wurde zu ihr gesagt: »Der Ältere wird dem Jüngeren dienen[6]«; (1Mo 25,23)13wie geschrieben steht: »Jakob habe ich geliebt, aber Esau habe ich gehasst.« (Mal 1,2)14Was sollen wir nun sagen? Ist etwa Ungerechtigkeit bei Gott? Auf keinen Fall! (5Mo 32,4; Hi 8,3; Röm 3,5)15Denn er sagt zu Mose: »Ich werde mich erbarmen, wessen ich mich erbarme, und werde Mitleid haben, mit wem ich Mitleid habe.« (2Mo 33,19)16So ⟨liegt es⟩ nun nicht an dem Wollenden, auch nicht an dem Laufenden, sondern an dem sich erbarmenden Gott. (Eph 2,8)17Denn die Schrift sagt zum Pharao: »Eben hierzu habe ich dich erweckt, damit ich meine Macht an dir erweise und damit mein Name verkündigt wird auf der ganzen Erde.« (2Mo 9,16)18Also nun: Wen er will, dessen erbarmt er sich, und wen er will, verhärtet er. (2Mo 4,21; 2Mo 7,3; 2Mo 9,12; 2Mo 14,4)
Die Glaubensgerechtigkeit für Juden und Nationen
19Du wirst nun zu mir sagen: Warum tadelt er noch? Denn wer hat seinem Willen widerstanden?20Ja freilich, Mensch, wer bist du, der du das Wort nimmst gegen Gott? Wird etwa das Geformte zu dem Former sagen: Warum hast du mich so gemacht? (Jes 29,16; Jes 45,9; Dan 4,32; Mt 20,15)21Oder hat der Töpfer nicht Macht[7] über den Ton, aus derselben Masse das eine Gefäß zur Ehre und das andere zur Unehre zu machen? (Jer 18,3; 2Tim 2,20)22Wenn aber Gott, willens, seinen Zorn zu erweisen und seine Macht zu erkennen zu geben, mit vieler Langmut die Gefäße des Zorns ertragen hat, die zum Verderben zubereitet sind, (Spr 16,4; Röm 2,4)23und ⟨wenn er handelte,⟩ damit er den Reichtum seiner Herrlichkeit an den Gefäßen des Erbarmens zu erkennen gab, die er zur Herrlichkeit vorher bereitet hat, (Röm 8,29; Eph 1,18; Kol 1,27)24⟨nämlich an⟩ uns, die er auch berufen hat, nicht allein aus den Juden, sondern auch aus den Nationen. (Joh 10,16; 1Kor 1,24)25Wie er auch in Hosea sagt: »Ich werde Nicht-mein-Volk mein Volk nennen und die Nicht-Geliebte Geliebte.« (Hos 2,25; 1Petr 2,10)26»Und es wird geschehen, an dem Ort, da zu ihnen gesagt wurde: Ihr seid nicht mein Volk, dort werden sie Söhne des lebendigen Gottes genannt werden.« (Hos 2,1)27Jesaja aber ruft über Israel: »Wäre die Zahl der Söhne Israel wie der Sand des Meeres, ⟨nur⟩ der Rest wird gerettet werden. (Röm 11,5)28Denn indem er das Wort vollendet und abkürzt, wird der Herr es auf der Erde ausführen.« (Jes 10,22; Mk 13,20)29Und wie Jesaja vorher gesagt hat: »Wenn nicht der Herr Zebaoth[8] uns Nachkommenschaft[9] übrig gelassen hätte, so wären wir wie Sodom geworden und Gomorra gleich geworden.« (Jes 1,9)30Was wollen wir nun sagen? Dass die Nationen, die nicht nach Gerechtigkeit strebten, Gerechtigkeit erlangt haben, eine Gerechtigkeit aber, die aus Glauben ist; (Röm 1,17; Röm 10,20)31Israel aber, das einem Gesetz der Gerechtigkeit nachstrebte, ist nicht zum Gesetz gelangt. (Röm 11,7)32Warum? Weil es nicht aus Glauben, sondern als aus Werken ⟨geschah⟩. Sie haben sich gestoßen an dem Stein des Anstoßes[10], (Lk 2,34; Röm 10,3)33wie geschrieben steht: »Siehe, ich lege in Zion einen Stein des Anstoßes[11] und einen Fels des Strauchelns, und wer an ihn glaubt, wird nicht zuschanden werden.« (Jes 28,16; Röm 10,11; 1Kor 1,23; 1Petr 2,6; 1Petr 2,8)
Römer 9
Zürcher Bibel
Der Schmerz des Paulus
1Ich sage in Christus die Wahrheit, ich lüge nicht, mein Gewissen bezeugt es mir im heiligen Geist: (Röm 2,15)2Voll Trauer bin ich, unablässiger Schmerz macht mir das Herz schwer.3Ja, ich wünschte, selber verflucht und von Christus getrennt zu sein, anstelle meiner Brüder, die zum gleichen Volk gehören, (1Kor 16,22)4die Israeliten sind, die das Recht der Kindschaft und die Herrlichkeit und die Bundesschlüsse und die Gabe des Gesetzes und die Gottesdienstordnung und die Verheissungen haben, (2Mo 4,22; Hos 11,1)5die die Väter haben und aus deren Mitte seiner irdischen Herkunft nach der Christus stammt; Gott, der über allem waltet, er sei gepriesen in Ewigkeit, Amen!
Der Blick auf Isaak und Jakob
6Es ist aber nicht so, dass das Wort Gottes hinfällig geworden wäre! Denn nicht alle, die aus Israel stammen, sind auch Israel.7Bloss weil sie Nachkommen Abrahams sind, sind sie noch längst nicht alle seine Kinder, sondern: In Isaak werden sie deine Nachkommen genannt werden. (1Mo 21,12)8Das bedeutet: Nicht die leiblichen Kinder sind Gottes Kinder, sondern die Kinder der Verheissung werden als Nachkommen anerkannt. (Gal 4,23)9Denn das Wort Zur besagten Zeit werde ich kommen, und Sara wird einen Sohn haben ist ein Wort der Verheissung. (1Mo 18,10)10Aber nicht nur hier war es so, sondern auch bei Rebekka, die nur von einem Mann, unserem Vater Isaak, Kinder empfing.11Die waren nämlich noch nicht geboren und hatten noch nichts Gutes oder Böses getan, da wurde ihr - damit gültig bliebe, was Gott in freier Wahl,12nicht aufgrund ihrer Taten, sondern aufgrund der Berufung bestimmt hatte - gesagt: Der Ältere wird dem Jüngeren dienen, (1Mo 25,23)13wie geschrieben steht: Jakob habe ich geliebt, Esau aber gehasst. (Mal 1,2)
Das erwählende Handeln Gottes
14Was folgt nun daraus? Geht es bei Gott etwa ungerecht zu? Gewiss nicht!15Denn zu Mose sagt er: Ich werde Erbarmen zeigen, wem ich Erbarmen zeigen will, und Mitleid haben, mit wem ich Mitleid haben will. (2Mo 33,19)16Es liegt also nicht an jemandes Wollen oder Mühen, sondern an Gott, der sein Erbarmen zeigt.17Denn die Schrift lässt Gott zum Pharao sagen: Eben dazu habe ich dich auftreten lassen, dass ich an dir meine Macht zeige und mein Name verkündigt werde in der ganzen Welt. (2Mo 9,16)18Also zeigt er sein Erbarmen, wem er will, und verhärtet, wen er will. (2Mo 4,21)19Du wirst mir nun sagen: Was beschwert er sich dann noch? Wer kann sich denn seinem Ratschluss widersetzen?20O Mensch, wer bist du eigentlich, dass du mit Gott zu rechten wagst? Wird etwa das Werk zum Meister sagen: Warum hast du mich so gemacht? (Jes 29,16)21Hat denn der Töpfer nicht Macht über den Ton? Kann er nicht aus dem selben Stoff das eine Gefäss zu einem Gefäss der Ehre, das andere aber zu einem Gefäss der Schande machen? (Jer 18,6)22Wie aber, wenn Gott seinen Zorn zeigen und seine Macht kundtun wollte und deshalb die Gefässe des Zorns, die zum Verderben bereitgestellt sind, mit viel Geduld ertragen hätte,23um den Reichtum seiner Herrlichkeit sichtbar zu machen an den Gefässen seines Erbarmens, die er zuvor für die Herrlichkeit bestimmt hat, ...[1]24Die er nun berufen hat - und das sind wir -, die stammen nicht nur aus den Juden, sondern auch aus den Völkern,25wie er auch bei Hosea sagt: Die nicht mein Volk sind, werde ich mein Volk nennen, und die Ungeliebte meine Geliebte. (Hos 2,25)26Und es wird geschehen an dem Ort, wo ihnen gesagt wurde: Ihr seid nicht mein Volk, dort werden sie Söhne des lebendigen Gottes genannt werden. (Hos 2,1)27Jesaja aber verkündet laut über Israel: Ist auch die Zahl der Söhne Israels wie der Sand am Meer - der Rest wird gerettet werden. (Jes 10,22; Jes 28,22; Hos 2,1)28Denn der Herr wird Abrechnung halten auf Erden, abschliessend und endgültig.[2] Denn der Herr wird sein Wort durchsetzen auf Erden, abschliessend und endgültig.29Und wie Jesaja vorausgesagt hat: Wenn nicht der Herr Zebaoth uns Nachkommenschaft gelassen hätte, - wie Sodom wären wir geworden, und Gomorra wären wir gleichgemacht. (Jes 1,9)
Die Suche nach Gerechtigkeit
30Was folgt nun daraus? Die Völker, die der Gerechtigkeit nicht nachgejagt sind, sie haben Gerechtigkeit erlangt - eine Gerechtigkeit, die aus dem Glauben kommt.31Israel aber, das dem Gesetz nachjagte, das Gerechtigkeit verheisst, hat das Gesetz nicht erreicht.32Weshalb? Weil es nicht aus Glauben geschah, sondern im Vertrauen auf das eigene Tun. Sie stiessen sich am 'Stein des Anstosses', (Jes 8,14)33wie geschrieben steht: Siehe, ich setze in Zion einen Stein des Anstosses und einen Felsen des Ärgernisses; wer auf ihn vertraut, wird nicht blossgestellt werden. (Jes 28,16; Mt 10,11; Mt 21,42)
Römer 9
Das Buch
Israels wunderbares Erbe
1Ich spreche die Wahrheit aus! Ja, das sage ich in der Verantwortung vor dem Messias und lüge dabei nicht. Und mein Gewissen bestätigt mir das ebenfalls in der Wirklichkeit des heiligen Gottesgeistes.2Und zwar, dass ich eine große Traurigkeit und einen unaufhörlichen Schmerz in meinem Herzen empfinde.3Denn ich habe mir gewünscht, selbst endgültig ausgestoßen und vom Messias getrennt zu sein anstelle meiner Geschwister, die ihrer Herkunft nach meine Volksangehörigen sind.4Ich meine die, die zum Volk Israel gehören. Ihnen gilt ja die Annahme als Söhne und Töchter Gottes, und ihnen zeigte sich auch die gewaltige Herrlichkeit Gottes. Für sie sind auch die verschiedenen Bundesschlüsse da, die Gott gegeben hat, und ihnen gelten auch die Gabe des Gottesgesetzes und die Tempelgottesdienste und die Zusagen Gottes.5Zu ihrem Erbe gehören die Stammeltern und aus ihrer Mitte kommt auch der Messias seiner menschlichen Herkunft nach, er, der Gott über allen ist, hoch gepriesen in alle Ewigkeiten. Amen, so sei es!
Das wahre Israel
6Dabei ist es ja nicht etwa so, dass das Wort Gottes hinfällig geworden ist. Nicht alle, die aus dem Volk Israel stammen, sind damit schon das wahre Israel.7Und genauso gelten nicht alle, die zu den leiblichen Nachkommen Abrahams gehören, dadurch automatisch als seine Kinder. Das betont das Buch Gottes ausdrücklich: »Als deine eigentlichen Nachkommen werden die aus der Linie Isaaks angesehen werden.«8Diese Aussage hat diese Bedeutung: Nicht die sind die wirklichen Kinder Gottes, die leibliche Nachfahren sind, sondern die Kinder des Versprechens werden als die wahren Nachkommen angesehen werden.9Ein solches Wort des Versprechens ist zum Beispiel diese Aussage: »Um diese selbe Zeit im nächsten Jahr werde ich wieder hierherkommen und dann wird deine Frau Sara einen Sohn geboren haben.«10Aber nicht nur bei ihr war es so, sondern auch bei Rebekka, und zwar damals, als sie von einem Mann schwanger geworden war, nämlich unserem Stammvater Isaak.11Denn die Kinder waren noch gar nicht geboren und hatten weder etwas Gutes noch etwas Schlechtes getan. Das, was dann geschah, sollte sicherstellen, dass Gottes Vorsatz bestehen bleibt, das, was er sich vorgenommen hatte.12Und das hing nicht mit dem Verhalten der Einzelnen zusammen, sondern geschah, weil Gott selbst es ist, der die Menschen beruft. So wurde zu Rebekka gesagt: »Der ältere Bruder wird der Diener des Jüngeren sein!«13Und auch diese Aussage findet sich in Gottes Buch: »Jakob habe ich aus Liebe angenommen, doch Esau habe ich zurückgewiesen.«14Was sollen wir nun dazu sagen? Ist Gott etwa ungerecht? Auf gar keinen Fall!15Etwas Ähnliches ereignete sich bei Mose. Zu ihm sagte Gott: »Ich werde dem mit herzlicher Anteilnahme begegnen, dem ich mit Anteilnahme begegne, und dem mein Mitleid zeigen, dem ich mein Mitleid zeige.«16So hängt es also nicht vom Willen oder dem Verhalten eines Menschen ab, sondern von Gott, der uns Menschen in seiner Barmherzigkeit begegnet.17Ja, das Buch Gottes berichtet, dass Gott zum Pharao sagte: »Ich habe dir deshalb deine Herrschaft übertragen, damit ich an dir meine Macht zeigen kann und damit mein Name in der ganzen Welt bekannt gemacht wird.«18So ist das klar: Gott begegnet dem mit Barmherzigkeit, bei dem er das will, und macht den unempfänglich, bei dem er das will.19Jetzt stellst du vielleicht die Frage: Warum drückt Gott dann überhaupt noch sein Missfallen aus? Denn wer konnte sich jemals dem widersetzen, was er beschließt?20Ja, du Mensch, wer bist du denn überhaupt, der du das Wort gegenüber Gott ergreifst? Kann denn das, was geformt ist, zu dem sagen, der es geformt hat: Wieso bildest du mich so und nicht anders?21Hat ein Töpfer nicht das Recht, mit dem Ton zu machen, was er will, nämlich aus ein und derselben Tonmasse ein besonders wertvolles Gefäß zu gestalten und dann auch noch eines, das weniger wertvoll ist?22Wenn Gott nun die Absicht hat, sein Strafgericht deutlich zu machen und seine Macht zu zeigen, und dabei trotzdem in großer Geduld die Gefäße, die dieses Strafgericht verdient haben, erträgt, die, die doch eigentlich dazu geschaffen sind, auch schnell wieder zerstört zu werden, dann tat er es mit dieser Absicht:23Er wollte den Reichtum seiner Herrlichkeit zu erkennen geben an den Gefäßen, die seine Barmherzigkeit erfahren sollen. Damit sind die Menschen gemeint, die er schon vorher auserwählt hat, damit sie diese wunderbare Herrlichkeit erfahren sollen.24Das sind die, die er berufen hat, nämlich alle, die Mitglieder des jüdischen Volkes und auch die Menschen aus den anderen Nationen.25So lautet auch die Aussage Gottes, die im Buch des Propheten Hosea steht: »Ich werde die Menschen, die nicht zu meinem Volk gehören, als mein Volk bezeichnen, und die, die zur Zeit nicht im Bund meiner Liebe leben, werde ich meine geliebten Kinder nennen.«26Und auch diese Aussage findet sich in Gottes Buch: »Genau dort, wo ihnen gesagt wurde: ›Ihr seid nicht mein Volk‹, werden sie Söhne und Töchter des lebendigen Gottes genannt werden.«27Dazu passt auch der Ausruf des Propheten Jesaja über Israel: »Selbst wenn die Anzahl der Angehörigen des Volkes Israel so zahlreich wäre wie der Sand am Meer, dann würde dennoch nur ein kleiner Rest gerettet werden!28Ja, der Herr wird das, was er gesagt hat, zu seinem Ziel bringen und es schnell auf der Erde ausführen.«29So hat es auch Jesaja vorausgesagt: »Wenn der Herr, der Anführer des Himmelsheeres, uns keine Nachkommen übrig gelassen hätte, dann ginge es uns genauso wie den Städten Sodom und Gomorra!«
Die neue Grundlage
30Was wollen wir damit sagen? Dass die Völker, die sich nicht um die Erfüllung des gerechten Willens Gottes bemüht haben, dennoch seine Bestätigung empfangen haben, nämlich, als gerecht angesehen zu werden. Diese Gerechtigkeit wird ihnen aufgrund ihres Vertrauens auf Gott geschenkt.31Doch die Angehörigen des Volkes Israel, die sich mit ganzem Einsatz um das Gesetz der Gerechtigkeit bemüht haben, haben das nicht erreicht, worum es beim Gesetz geht.32Warum ist das so? Weil sie es nicht aus dem Vertrauen auf Gott heraus taten, sondern aufgrund ihrer eigenen Taten. Ja, sie sind damit über den Stein des Anstoßes gestolpert.33So heißt es ja auch in Gottes Buch: »Achte darauf: Ich lege mitten in der Stadt Zion einen Stein des Anstoßes, einen Felsen, über den man zu Fall kommt. Doch derjenige, der sein Vertrauen auf ihn setzt, der wird nicht beschämt dastehen.«