Psalm 22

Lutherbibel 2017

1 Ein Psalm Davids, vorzusingen, nach der Weise »die Hirschkuh der Morgenröte«. (Mt 27,35)2 Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? Ich schreie, aber meine Hilfe ist ferne.3 Mein Gott, des Tages rufe ich, doch antwortest du nicht, und des Nachts, doch finde ich keine Ruhe.4 Aber du bist heilig, der du thronst über den Lobgesängen Israels.5 Unsere Väter hofften auf dich; und da sie hofften, halfst du ihnen heraus.6 Zu dir schrien sie und wurden errettet, sie hofften auf dich und wurden nicht zuschanden. (Ps 25,2)7 Ich aber bin ein Wurm und kein Mensch, ein Spott der Leute und verachtet vom Volk. (Hi 25,6; Jes 41,14)8 Alle, die mich sehen, verspotten mich, sperren das Maul auf und schütteln den Kopf: (Hi 16,10)9 »Er klage es dem HERRN, der helfe ihm heraus und rette ihn, hat er Gefallen an ihm.«10 Du hast mich aus meiner Mutter Leibe gezogen; du ließest mich geborgen sein an der Brust meiner Mutter.11 Auf dich bin ich geworfen von Mutterleib an, du bist mein Gott von meiner Mutter Schoß an.12 Sei nicht ferne von mir, denn Angst ist nahe; denn es ist hier kein Helfer.13 Gewaltige Stiere haben mich umgeben, mächtige Büffel haben mich umringt.14 Ihren Rachen sperren sie gegen mich auf wie ein brüllender und reißender Löwe.15 Ich bin ausgeschüttet wie Wasser, / alle meine Gebeine haben sich zertrennt; mein Herz ist in meinem Leibe wie zerschmolzenes Wachs.16 Meine Kräfte sind vertrocknet wie eine Scherbe, / und meine Zunge klebt mir am Gaumen, und du legst mich in des Todes Staub. (Joh 19,28)17 Denn Hunde haben mich umgeben, / und der Bösen Rotte hat mich umringt; sie haben meine Hände und Füße durchgraben. (Joh 20,25; Joh 20,27)18 Ich kann alle meine Gebeine zählen; sie aber schauen zu und weiden sich an mir.19 Sie teilen meine Kleider unter sich und werfen das Los um mein Gewand. (Joh 19,24)20 Aber du, HERR, sei nicht ferne; meine Stärke, eile, mir zu helfen!21 Errette mein Leben vom Schwert, mein einziges Gut von den Hunden!22 Hilf mir aus dem Rachen des Löwen / und vor den Hörnern der wilden Stiere – du hast mich erhört![1] (Dan 6,23)23 Ich will deinen Namen kundtun meinen Brüdern, ich will dich in der Gemeinde rühmen: (Ps 26,12; Hebr 2,12)24 Rühmet den HERRN, die ihr ihn fürchtet; ehrt ihn, all ihr Nachkommen Jakobs, und scheut euch vor ihm, all ihr Nachkommen Israels!25 Denn er hat nicht verachtet noch verschmäht das Elend des Armen und sein Antlitz vor ihm nicht verborgen; und da er zu ihm schrie, hörte er’s. (Hebr 5,7)26 Dich will ich preisen in der großen Gemeinde, ich will mein Gelübde erfüllen vor denen, die ihn fürchten.27 Die Elenden sollen essen, dass sie satt werden; / und die nach dem HERRN fragen, werden ihn preisen; euer Herz soll ewiglich leben. (Ps 69,33)28 Es werden gedenken und sich zum HERRN bekehren aller Welt Enden und vor ihm anbeten alle Geschlechter der Völker.29 Denn des HERRN ist das Reich, und er herrscht unter den Völkern.30 Ihn allein werden anbeten alle Großen auf Erden; vor ihm werden die Knie beugen alle, / die zum Staube hinabfuhren und ihr Leben nicht konnten erhalten.31 Er wird Nachkommen haben, die ihm dienen; vom Herrn wird man verkündigen Kind und Kindeskind.32 Sie werden kommen und seine Gerechtigkeit predigen dem Volk, das geboren wird. Denn er hat’s getan.

Psalm 22

Hoffnung für alle

1 Ein Lied von David, nach der Melodie: »Eine Hirschkuh früh am Morgen«.2 Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? Ich schreie verzweifelt, doch du bist so weit weg, nirgendwo scheint mir Rettung in Sicht zu sein.3 Mein Gott, Tag und Nacht rufe ich zu dir um Hilfe, aber du antwortest nicht und schenkst mir keine Ruhe.4 Du bist doch der heilige Gott! Du bist es, dem das Volk Israel seine Loblieder singt.5 Unsere Vorfahren haben sich auf dich verlassen, und du hast ihnen immer wieder geholfen.6 Zu dir schrien sie und wurden gerettet. Sie vertrauten dir, und du hast sie nicht enttäuscht.7 Und was ist mit mir? Ein Wurm bin ich, kein Mensch mehr – nur noch Hohn und Spott hat man für mich übrig.8 Alle Leute machen sich über mich lustig. Wer mich sieht, verzieht sein Gesicht und schüttelt verächtlich den Kopf.9 »Überlass Gott deine Not!«, lästern sie, »der soll dir helfen und dich retten! Er liebt dich doch, oder etwa nicht?«10 Du, Herr, hast mich aus dem Leib meiner Mutter gezogen. Schon an ihrer Brust hast du mich Vertrauen gelehrt.11 Du bist mein Gott, seitdem mein Leben begann. Seit der Stunde meiner Geburt bin ich auf dich angewiesen.12 Bleib mir jetzt doch nicht fern! Groß ist meine Angst! Weit und breit gibt es keinen, der mir hilft.13 Viele Feinde kesseln mich ein, umringen mich wie wilde Stiere.14 Sie reißen ihr Maul auf wie brüllende Löwen, die ihre Beute zerfleischen wollen.15 Meine Kraft schwindet wie Wasser, das versickert, und alle meine Knochen sind wie ausgerenkt. Mein Herz verkrampft sich vor Angst[1],16 und meine ganze Kraft ist dahin, verdorrt wie eine staubige Tonscherbe. Die Zunge klebt mir am Gaumen. Du lässt mich im Tode versinken.17 Eine Meute böswilliger Menschen umkreist mich, gierig wie wildernde Hunde. Hände und Füße haben sie mir durchbohrt.[2]18 Ich kann alle meine Knochen zählen. Sie aber starren mich schadenfroh an.19 Schon teilen sie meine Kleider unter sich auf und losen um mein Gewand.20 HERR, wende dich nicht länger von mir ab! Nur du kannst mir neue Kraft geben, komm mir schnell zu Hilfe!21 Rette mich vor dem tödlichen Schwert, bewahre mich vor den Krallen der Hundemeute! Ich habe doch nur dieses eine Leben!22 Reiß mich heraus aus dem Rachen der Löwen und beschütze mich vor den Hörnern dieser wilden Stiere! Und tatsächlich, Herr: Du hast mich erhört!23 Ich will meinen Brüdern deinen Namen bekannt machen, vor der ganzen Gemeinde will ich dich loben.24 Alle, die ihr den HERRN achtet, preist ihn! Ihr Nachkommen von Jakob, ehrt ihn! Begegnet ihm in Ehrfurcht, ihr vom Volk Israel!25 Denn er hat den Hilflosen nicht verachtet, über sein Elend ging er nicht hinweg. Nein, Gott wandte sich nicht von ihm ab, sondern hörte auf ihn, als er um Hilfe schrie.26 HERR, jetzt habe ich allen Grund, dir vor der großen Gemeinde ein Loblied zu singen. Was ich dir in meiner Not versprochen habe, löse ich nun ein; alle, die Ehrfurcht vor dir haben, sind meine Zeugen.27 Die Armen sollen sich wieder satt essen.[3] Alle, die nach dem HERRN fragen, sollen ihn loben. Euer Leben lang dürft ihr euch daran freuen!28 Auch in den fernsten Ländern werden Menschen Gott erkennen und zu ihm umkehren, ja, alle Völker werden sich vor ihm niederwerfen.29 Denn der HERR ist König, er herrscht über alle Nationen.30 Auch die Großen dieser Erde müssen vor ihm niederfallen, sie, die immer mehr als genug zu essen hatten. Ja, vor ihm werden einmal alle Menschen ihre Knie beugen, alle Sterblichen, denen das Leben zwischen den Fingern zerrinnt.31 Die kommenden Generationen werden ihm dienen,[4] eine wird der nächsten von ihm erzählen.32 Selbst die Menschen, die noch nicht geboren sind, werden von seinen gerechten Taten hören, und man wird sagen: »Der Herr hat es vollbracht!«

Psalm 22

Einheitsübersetzung 2016

1 Für den Chormeister. Nach der Weise Hinde der Morgenröte. Ein Psalm Davids.2 Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen, bleibst fern meiner Rettung, den Worten meines Schreiens? (Mt 27,46)3 Mein Gott, ich rufe bei Tag, doch du gibst keine Antwort; und bei Nacht, doch ich finde keine Ruhe.4 Aber du bist heilig, du thronst über dem Lobpreis Israels. (Jes 6,3)5 Dir haben unsere Väter vertraut, sie haben vertraut und du hast sie gerettet. (Ps 25,2)6 Zu dir riefen sie und wurden befreit, dir vertrauten sie und wurden nicht zuschanden.7 Ich aber bin ein Wurm und kein Mensch, der Leute Spott, vom Volk verachtet. (Hi 25,6; Jes 41,14; Jes 53,3)8 Alle, die mich sehen, verlachen mich, verziehen die Lippen, schütteln den Kopf: (Ps 109,25; Mt 27,39)9 Wälze die Last auf den HERRN! Er soll ihn befreien, er reiße ihn heraus, wenn er an ihm Gefallen hat! (Mt 27,43; Weis 2,18)10 Du bist es, der mich aus dem Schoß meiner Mutter zog, der mich anvertraut der Brust meiner Mutter. (Jes 44,2)11 Von Geburt an bin ich geworfen auf dich, vom Mutterleib an bist du mein Gott. (Ps 71,6)12 Sei mir nicht fern, denn die Not ist nahe und kein Helfer ist da! (Ps 22,20; Ps 35,22; Ps 38,22; Ps 40,14; Ps 71,12)13 Viele Stiere haben mich umgeben, Büffel von Baschan mich umringt.14 Aufgesperrt haben sie gegen mich ihren Rachen, wie ein reißender, brüllender Löwe. (Ps 17,12; 1Petr 5,8)15 Hingeschüttet bin ich wie Wasser, gelöst haben sich all meine Glieder, mein Herz ist geworden wie Wachs, in meinen Eingeweiden zerflossen.16 Meine Kraft ist vertrocknet wie eine Scherbe, / die Zunge klebt mir am Gaumen, du legst mich in den Staub des Todes. (Joh 19,28)17 Denn Hunde haben mich umlagert, / eine Rotte von Bösen hat mich umkreist. Sie haben mir Hände und Füße durchbohrt.[1]18 Ich kann all meine Knochen zählen; sie gaffen und starren mich an.19 Sie verteilen unter sich meine Kleider und werfen das Los um mein Gewand. (Mt 27,35; Joh 19,23)20 Du aber, HERR, halte dich nicht fern! Du, meine Stärke, eile mir zu Hilfe! (Ps 22,12)21 Entreiß mein Leben dem Schwert, aus der Gewalt der Hunde mein einziges Gut!22 Rette mich vor dem Rachen des Löwen und vor den Hörnern der Büffel! - / Du hast mir Antwort gegeben. (Ps 17,12; 2Tim 4,17)23 Ich will deinen Namen meinen Brüdern verkünden, inmitten der Versammlung dich loben. (Ps 9,15; Ps 22,26; Ps 26,12; Ps 35,18; Ps 40,10; Ps 107,32; Ps 109,30; Ps 111,1; Hebr 2,12)24 Die ihr den HERRN fürchtet, lobt ihn; / all ihr Nachkommen Jakobs, rühmt ihn; erschauert vor ihm, all ihr Nachkommen Israels!25 Denn er hat nicht verachtet, nicht verabscheut des Elenden Elend. Er hat sein Angesicht nicht verborgen vor ihm; er hat gehört, als er zu ihm schrie.26 Von dir kommt mein Lobpreis in großer Versammlung, ich erfülle mein Gelübde vor denen, die ihn fürchten. (Ps 66,13)27 Die Armen sollen essen und sich sättigen; / den HERRN sollen loben, die ihn suchen. Aufleben soll euer Herz für immer. (Ps 69,33)28 Alle Enden der Erde sollen daran denken/ und sich zum HERRN bekehren: Vor dir sollen sich niederwerfen alle Stämme der Nationen. (Jes 45,22; Tob 13,13)29 Denn dem HERRN gehört das Königtum; er herrscht über die Nationen. (Ps 24,7)30 Es aßen und warfen sich nieder alle Mächtigen der Erde. Alle, die in den Staub gesunken sind, sollen vor ihm sich beugen. Und wer sein Leben nicht bewahrt hat,31 Nachkommen werden ihm dienen. Vom Herrn wird man dem Geschlecht erzählen, das kommen wird. / (Ps 48,14; Ps 71,18; Ps 78,3; Ps 102,19; Ps 145,4)32 Seine Heilstat verkündet man einem Volk, das noch geboren wird: Ja, er hat es getan.