Matthäus 26

Hoffnung für alle

von Biblica
1 Als Jesus diese Rede beendet hatte, sagte er zu seinen Jüngern: (Mk 14,1; Lk 22,1; Joh 11,47)2 »Ihr wisst, dass übermorgen das Passahfest beginnt. Dann wird der Menschensohn an die Menschen ausgeliefert und ans Kreuz genagelt werden.«3 Zu derselben Zeit versammelten sich die obersten Priester und die führenden Männer des Volkes im Palast des Hohenpriesters Kaiphas.4 Sie berieten darüber, wie sie Jesus heimlich festnehmen und umbringen lassen könnten.5 Sie waren sich aber einig: »Es darf auf keinen Fall während der Festtage geschehen, damit es nicht zu einem Aufruhr im Volk kommt.«6 Jesus war in Betanien zu Gast bei Simon, der früher einmal aussätzig gewesen war. (Mk 14,3; Joh 12,1)7 Während der Mahlzeit kam eine Frau herein. In ihren Händen hielt sie ein Fläschchen kostbares Öl, mit dem sie den Kopf von Jesus salbte.8 Als die Jünger das sahen, regten sie sich auf: »Das ist ja die reinste Verschwendung!9 Dieses Öl ist ein Vermögen wert! Man hätte es verkaufen und das Geld den Armen geben sollen.«10 Als Jesus ihren Ärger bemerkte, sagte er: »Warum macht ihr der Frau Schwierigkeiten? Sie hat etwas Gutes für mich getan.11 Arme, die eure Hilfe nötig haben, wird es immer geben, ich dagegen bin nicht mehr lange bei euch.12 Indem sie das Öl auf mich goss, hat sie meinen Körper für mein Begräbnis vorbereitet.13 Ich versichere euch: Überall in der Welt, wo Gottes rettende Botschaft verkündet wird, wird man auch von dieser Frau sprechen und von dem, was sie getan hat.«14 Anschließend ging einer der zwölf Jünger, Judas Iskariot, zu den obersten Priestern (Mk 14,10; Lk 22,3)15 und fragte: »Was zahlt ihr mir, wenn ich Jesus an euch ausliefere?« Sie gaben ihm 30 Silbermünzen.16 Von da an suchte Judas eine günstige Gelegenheit, um Jesus zu verraten.17 Am ersten Tag des Festes der ungesäuerten Brote kamen die Jünger zu Jesus und fragten: »Wo sollen wir für dich das Passahmahl vorbereiten?« (Mk 14,12; Lk 22,7; Lk 22,21; Joh 13,21)18 Jesus schickte sie zu einem bestimmten Mann in die Stadt und gab ihnen den Auftrag: »Geht zu ihm hin und teilt ihm mit, dass die Zeit für euren Lehrer gekommen ist. Sagt ihm, dass ich in seinem Haus mit meinen Jüngern das Passahmahl feiern will.«19 Die Jünger taten, was Jesus ihnen befohlen hatte, und bereiteten alles vor.20 Am Abend dieses Tages nahm Jesus mit den zwölf Jüngern am Tisch Platz.21 Beim Essen erklärte er ihnen: »Ich versichere euch: Einer von euch wird mich verraten!«22 Bestürzt fragte einer nach dem andern: »Du meinst doch nicht etwa mich, Herr?«23 Jesus antwortete: »Einer von euch, der mit mir zusammen sein Brot in die Schüssel getaucht hat, ist es.24 Der Menschensohn muss zwar sein Leben lassen, wie es in der Heiligen Schrift vorausgesagt ist; aber wehe dem, der ihn verrät! Dieser Mensch wäre besser nie geboren worden.«25 Judas, der ihn später verraten würde, fragte wie die anderen auch: »Rabbi, ich bin es doch nicht etwa?« Da antwortete ihm Jesus: »Doch, du bist es!«;; (Mk 14,22; Lk 22,17; 1Kor 11,23)26 Während sie aßen, nahm Jesus ein Brot, sprach das Dankgebet, brach das Brot in Stücke und gab es seinen Jüngern mit den Worten: »Nehmt und esst! Das ist mein Leib.«27 Anschließend nahm er einen Becher Wein, dankte Gott und reichte ihn seinen Jüngern: »Trinkt alle daraus!28 Das ist mein Blut, mit dem der neue Bund zwischen Gott und den Menschen besiegelt wird. Es wird zur Vergebung ihrer Sünden vergossen.29 Ich sage euch: Von jetzt an werde ich keinen Wein mehr trinken, bis ich ihn wieder im Reich meines Vaters mit euch trinken werde.«30 Nachdem sie das Danklied[1] gesungen hatten, gingen sie hinaus an den Ölberg.31 Unterwegs sagte Jesus zu seinen Jüngern: »In dieser Nacht werdet ihr euch alle von mir abwenden. Denn in der Heiligen Schrift steht: ›Ich werde den Hirten erschlagen, und die Schafe werden auseinanderlaufen.‹ (Sach 13,7; Mk 14,27; Lk 22,31; Joh 13,36)32 Aber nach meiner Auferstehung werde ich nach Galiläa gehen, und dort werdet ihr mich wiedersehen.«33 Da beteuerte Petrus: »Wenn sich auch alle anderen von dir abwenden – ich halte auf jeden Fall zu dir!«34 Doch Jesus erwiderte ihm: »Ich versichere dir: In dieser Nacht, noch ehe der Hahn kräht, wirst du dreimal geleugnet haben, mich zu kennen.«35 »Auch wenn es bedeutet, dass ich mit dir sterben muss, werde ich das niemals tun!«, rief Petrus. Alle anderen Jünger beteuerten dies ebenfalls.36 Dann ging Jesus mit seinen Jüngern in einen Garten am Ölberg, der Gethsemane heißt. Dort bat er sie: »Setzt euch hier hin und wartet auf mich! Ich will ein Stück weiter gehen und beten.« (Mk 14,32; Lk 22,39; Joh 18,1)37 Petrus und die beiden Söhne von Zebedäus – Jakobus und Johannes – nahm er mit. Angst und tiefe Traurigkeit überfielen Jesus,38 und er sagte zu ihnen: »Ich zerbreche beinahe unter der Last, die ich zu tragen habe.[2] Bleibt hier und wacht mit mir!«39 Jesus ging ein paar Schritte weiter, warf sich nieder und betete: »Mein Vater, wenn es möglich ist, dann lass den Kelch an mir vorübergehen und erspare mir dieses Leiden! Aber nicht was ich will, sondern was du willst, soll geschehen.«40 Dann kam er zu den drei Jüngern zurück und sah, dass sie eingeschlafen waren. Er weckte Petrus und rief: »Konntet ihr denn nicht eine einzige Stunde mit mir wachen?41 Bleibt wach und betet, damit ihr der Versuchung widerstehen könnt. Ich weiß, ihr wollt das Beste, aber aus eigener Kraft könnt ihr es nicht erreichen.[3]«42 Noch einmal ging er ein Stück weg, um zu beten: »Mein Vater, wenn mir dieser bittere Kelch nicht erspart bleiben kann, bin ich bereit, deinen Willen zu erfüllen!«43 Als er zurückkam, schliefen die Jünger schon wieder; die Augen waren ihnen zugefallen.44 Er ließ sie schlafen, kehrte wieder um und betete zum dritten Mal mit den gleichen Worten.45 Dann kam er zu seinen Jüngern zurück und sagte: »Ihr schlaft immer noch und ruht euch aus? Jetzt ist es so weit, die Stunde ist gekommen: Der Menschensohn wird den gottlosen Menschen ausgeliefert.46 Steht auf, lasst uns gehen! Der Verräter ist schon da.«47 Noch während Jesus sprach, kam Judas, einer der zwölf Jünger, zusammen mit einer großen Gruppe von Männern, die mit Schwertern und Knüppeln bewaffnet waren. Die obersten Priester und die führenden Männer des Volkes hatten sie geschickt. (Mk 14,43; Lk 22,47; Joh 18,3)48 Judas, der Verräter, hatte mit den Bewaffneten ein Zeichen vereinbart: »Der Mann, den ich zur Begrüßung küssen werde[4], der ist es. Den müsst ihr festnehmen!«49 Er ging direkt auf Jesus zu. »Sei gegrüßt, Rabbi!«, sagte er und küsste ihn.50 Jesus sah ihn an: »Mein Freund! Tu, was du dir vorgenommen hast!« Sofort traten die Männer heran, packten Jesus und nahmen ihn fest.51 Aber einer der Jünger, die bei Jesus waren, wollte das verhindern. Er zog sein Schwert, schlug auf den Diener des Hohenpriesters ein und hieb ihm ein Ohr ab.52 Doch Jesus befahl ihm: »Steck dein Schwert weg! Wer Gewalt anwendet, wird durch Gewalt umkommen.53 Ist dir denn nicht klar, dass ich meinen Vater um ein ganzes Heer von Engeln[5] bitten könnte? Er würde sie mir sofort schicken.54 Wie sollte sich aber dann erfüllen, was in der Heiligen Schrift vorausgesagt ist? Es muss alles so geschehen!«55 Danach wandte sich Jesus an die Männer, die ihn festgenommen hatten: »Bin ich denn ein Verbrecher, dass ihr euch mit Schwertern und Knüppeln bewaffnet habt, um mich zu verhaften? Jeden Tag habe ich öffentlich im Tempel gelehrt. Warum habt ihr mich nicht dort festgenommen?56 Aber auch dies geschieht, damit sich die Vorhersagen der Propheten erfüllen.« Da ließen ihn alle seine Jünger im Stich und ergriffen die Flucht.57 Die Männer, die Jesus festgenommen hatten, brachten ihn zu Kaiphas, dem Hohenpriester und Vorsitzenden des Hohen Rates. Bei ihm hatten sich die Schriftgelehrten und die führenden Männer des Volkes versammelt. (Mk 14,53; Lk 22,54; Lk 22,63; Joh 18,12; Joh 18,19)58 In sicherem Abstand folgte ihnen Petrus bis in den Innenhof des hohepriesterlichen Palastes. Dort setzte er sich zu den Dienern, um zu beobachten, was mit Jesus geschehen würde.59 Die obersten Priester und der ganze Hohe Rat suchten Zeugen, die durch ihre falschen Aussagen Jesus so belasten sollten, dass man ihn zum Tode verurteilen konnte.60 Aber es gelang ihnen nicht, obwohl viele Zeugen falsche Anschuldigungen vorbrachten. Schließlich traten zwei Männer vor und erklärten:61 »Dieser Mensch hat behauptet: ›Ich kann den Tempel Gottes abreißen und in drei Tagen wieder aufbauen.‹«62 Da stand der Hohepriester auf und fragte Jesus: »Warum antwortest du nicht? Hast du nichts gegen diese Anschuldigungen zu sagen?«63 Aber Jesus schwieg weiter. Darauf sagte der Hohepriester: »Ich nehme dich vor dem lebendigen Gott unter Eid: Sag uns, bist du der Christus, der von Gott erwählte Retter? Bist du der Sohn Gottes?«64 »Ja, du sagst es«, antwortete Jesus, »und ich versichere euch: Von jetzt an werdet ihr den Menschensohn an der rechten Seite des allmächtigen Gottes sitzen und auf den Wolken des Himmels kommen sehen.«65 Empört zerriss der Hohepriester sein Gewand und rief: »Das ist Gotteslästerung! Wozu brauchen wir noch weitere Zeugen? Ihr habt es ja selbst gehört, wie er Gott gelästert hat!66 Wie lautet euer Urteil?« Sie riefen: »Er ist schuldig! Er muss sterben!«67 Dann spuckten sie Jesus ins Gesicht und schlugen mit den Fäusten auf ihn ein. Andere gaben ihm Ohrfeigen68 und spotteten: »Na, du Christus! Du bist doch ein Prophet! Sag uns, wer hat dich vorhin gerade geschlagen?«69 Petrus saß immer noch draußen im Hof. Da trat eine Dienerin auf ihn zu und sagte: »Du gehörst doch auch zu Jesus, diesem Galiläer!« (Mk 14,66; Lk 22,56; Joh 18,15; Joh 18,25)70 Aber Petrus bestritt das laut: »Ich weiß nicht, wovon du redest.«71 Als er danach in den Vorhof hinausging, bemerkte ihn eine andere Dienerin und sagte vor allen Leuten: »Der da gehört auch zu diesem Jesus aus Nazareth!«72 Doch Petrus behauptete wieder, und diesmal schwor er sogar: »Ich kenne den Mann gar nicht!«73 Kurze Zeit später kamen noch einige andere Leute, die in der Nähe gestanden hatten, und sagten zu Petrus: »Natürlich gehörst du zu seinen Freunden! Dein Dialekt verrät dich.«74 Da rief Petrus: »Ich schwöre euch: Ich kenne diesen Menschen nicht! Gott soll mich verfluchen, wenn ich lüge!« In diesem Augenblick krähte ein Hahn,75 und Petrus fielen die Worte ein, die Jesus gesagt hatte: »Ehe der Hahn kräht, wirst du dreimal geleugnet haben, mich zu kennen.« Da ging Petrus hinaus und weinte voller Verzweiflung.

Matthäus 26

Lutherbibel 2017

von Deutsche Bibelgesellschaft
1 Und es begab sich, als Jesus alle diese Reden vollendet hatte, sprach er zu seinen Jüngern: (Mk 14,1; Lk 22,1; Joh 13,1; Joh 18,1)2 Ihr wisst, dass in zwei Tagen Passa ist; und der Menschensohn wird überantwortet werden, dass er gekreuzigt werde. (2Mo 12,1; Mt 17,22; Mt 20,18)3 Da versammelten sich die Hohenpriester und die Ältesten des Volkes im Palast des Hohenpriesters, der hieß Kaiphas, (Lk 3,2)4 und hielten Rat, Jesus mit List zu ergreifen und zu töten.5 Sie sprachen aber: Ja nicht bei dem Fest, damit es nicht einen Aufruhr gebe im Volk.6 Als nun Jesus in Betanien war im Hause Simons des Aussätzigen, (Lk 7,36; Joh 12,1)7 trat zu ihm eine Frau, die hatte ein Alabastergefäß mit kostbarem Salböl und goss es auf sein Haupt, als er zu Tisch saß.8 Da das die Jünger sahen, wurden sie unwillig und sprachen: Wozu diese Vergeudung?9 Es hätte teuer verkauft und das Geld den Armen gegeben werden können.10 Als Jesus das merkte, sprach er zu ihnen: Was bekümmert ihr die Frau? Sie hat ein gutes Werk an mir getan.11 Denn ihr habt allezeit Arme bei euch, mich aber habt ihr nicht allezeit. (5Mo 15,11)12 Dass sie dies Öl auf meinen Leib gegossen hat, hat sie getan, dass sie mich für das Begräbnis bereite.13 Wahrlich, ich sage euch: Wo dies Evangelium gepredigt wird in der ganzen Welt, da wird man auch sagen zu ihrem Gedächtnis, was sie getan hat.14 Da ging einer von den Zwölfen, mit Namen Judas Iskariot, zu den Hohenpriestern15 und sprach: Was wollt ihr mir geben? Ich will ihn euch verraten. Und sie boten ihm dreißig Silberlinge. (Sach 11,12; Joh 11,57)16 Und von da an suchte er eine Gelegenheit, dass er ihn ausliefere.17 Aber am ersten Tag der Ungesäuerten Brote traten die Jünger zu Jesus und sprachen: Wo willst du, dass wir dir das Passalamm zum Essen bereiten? (2Mo 12,18)18 Er sprach: Geht hin in die Stadt zu einem und sprecht zu ihm: Der Meister lässt dir sagen: Meine Zeit ist nahe; ich will bei dir das Passamahl halten mit meinen Jüngern. (Mt 21,3)19 Und die Jünger taten, wie ihnen Jesus befohlen hatte, und bereiteten das Passalamm.20 Und am Abend setzte er sich zu Tisch mit den Zwölfen.21 Und als sie aßen, sprach er: Wahrlich, ich sage euch: Einer unter euch wird mich verraten.22 Und sie wurden sehr betrübt und fingen an, jeder einzeln zu ihm zu sagen: Herr, bin ich’s?23 Er antwortete und sprach: Der die Hand mit mir in die Schüssel taucht, der wird mich verraten.24 Der Menschensohn geht zwar dahin, wie von ihm geschrieben steht; doch weh dem Menschen, durch den der Menschensohn verraten wird! Es wäre für diesen Menschen besser, wenn er nie geboren wäre. (Lk 17,1)25 Da antwortete Judas, der ihn verriet, und sprach: Bin ich’s, Rabbi? Er sprach zu ihm: Du sagst es.26 Als sie aber aßen, nahm Jesus das Brot, dankte und brach’s und gab’s den Jüngern und sprach: Nehmet, esset; das ist mein Leib. (1Kor 10,16; 1Kor 11,23)27 Und er nahm den Kelch und dankte, gab ihnen den und sprach: Trinket alle daraus;28 das ist mein Blut des Bundes[1], das vergossen wird für viele zur Vergebung der Sünden. (2Mo 24,8; Jer 31,31; Sach 9,11; Hebr 9,15)29 Ich sage euch: Ich werde von nun an nicht mehr von diesem Gewächs des Weinstocks trinken bis an den Tag, an dem ich aufs Neue davon trinken werde mit euch in meines Vaters Reich.30 Und als sie den Lobgesang gesungen hatten, gingen sie hinaus an den Ölberg. (Ps 113,1)31 Da sprach Jesus zu ihnen: In dieser Nacht werdet ihr euch alle ärgern an mir; denn es steht geschrieben: »Ich werde den Hirten schlagen, und die Schafe der Herde werden sich zerstreuen.« (Joh 16,32)32 Wenn ich aber auferstanden bin, will ich vor euch hingehen nach Galiläa. (Mt 28,7)33 Petrus aber antwortete und sprach zu ihm: Wenn sich auch alle an dir ärgern, so will ich doch mich niemals ärgern.34 Jesus sprach zu ihm: Wahrlich, ich sage dir: In dieser Nacht, ehe der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen.35 Petrus sprach zu ihm: Und wenn ich mit dir sterben müsste, werde ich dich nicht verleugnen. Das Gleiche sagten auch alle Jünger.36 Da kam Jesus mit ihnen zu einem Garten, der hieß Gethsemane, und sprach zu den Jüngern: Setzt euch hierher, solange ich dorthin gehe und bete.37 Und er nahm mit sich Petrus und die zwei Söhne des Zebedäus und fing an zu trauern und zu zagen. (Mt 17,1; Hebr 5,7)38 Da sprach Jesus zu ihnen: Meine Seele ist betrübt bis an den Tod; bleibt hier und wachet mit mir! (Joh 12,27)39 Und er ging ein wenig weiter, fiel nieder auf sein Angesicht und betete und sprach: Mein Vater, ist’s möglich, so gehe dieser Kelch an mir vorüber; doch nicht, wie ich will, sondern wie du willst! (Joh 6,38; Joh 18,11; Hebr 5,8)40 Und er kam zu seinen Jüngern und fand sie schlafend und sprach zu Petrus: Konntet ihr denn nicht eine Stunde mit mir wachen?41 Wachet und betet, dass ihr nicht in Anfechtung fallt! Der Geist ist willig; aber das Fleisch ist schwach. (Eph 6,18; Hebr 2,18)42 Zum zweiten Mal ging er wieder hin, betete und sprach: Mein Vater, ist’s nicht möglich, dass dieser Kelch vorübergehe[2], ohne dass ich ihn trinke, so geschehe dein Wille!43 Und er kam und fand sie abermals schlafend, und ihre Augen waren voller Schlaf.44 Und er ließ sie und ging wieder hin und betete zum dritten Mal und redete abermals dieselben Worte. (2Kor 12,8)45 Dann kam er zu den Jüngern und sprach zu ihnen: Ach, wollt ihr weiter schlafen und ruhen? Siehe, die Stunde ist da, dass der Menschensohn in die Hände der Sünder überantwortet wird.46 Steht auf, lasst uns gehen! Siehe, er ist da, der mich verrät.47 Und als er noch redete, siehe, da kam Judas, einer von den Zwölfen, und mit ihm eine große Schar mit Schwertern und mit Stangen, von den Hohenpriestern und Ältesten des Volkes.48 Und der Verräter hatte ihnen ein Zeichen genannt und gesagt: Welchen ich küssen werde, der ist’s; den ergreift.49 Und alsbald trat er zu Jesus und sprach: Sei gegrüßt, Rabbi!, und küsste ihn.50 Jesus aber sprach zu ihm: Mein Freund, dazu bist du gekommen? Da traten sie heran und legten Hand an Jesus und ergriffen ihn.51 Und siehe, einer von denen, die bei Jesus waren, streckte die Hand aus und zog sein Schwert und schlug nach dem Knecht des Hohenpriesters und hieb ihm ein Ohr ab.52 Da sprach Jesus zu ihm: Stecke dein Schwert an seinen Ort! Denn wer das Schwert nimmt, der wird durchs Schwert umkommen. (1Mo 9,6)53 Oder meinst du, ich könnte meinen Vater nicht bitten, und er würde mir sogleich mehr als zwölf Legionen Engel schicken? (Ps 91,11; Mt 4,11)54 Wie würde dann aber die Schrift erfüllt, dass es so geschehen muss?55 Zu der Stunde sprach Jesus zu der Schar: Ihr seid ausgezogen wie gegen einen Räuber mit Schwertern und mit Stangen, mich gefangen zu nehmen? Habe ich doch täglich im Tempel gesessen und gelehrt, und ihr habt mich nicht ergriffen. (Lk 19,47)56 Aber das ist alles geschehen, auf dass erfüllt würden die Schriften der Propheten. Da verließen ihn alle Jünger und flohen.57 Die aber Jesus ergriffen hatten, führten ihn zu dem Hohenpriester Kaiphas, wo die Schriftgelehrten und die Ältesten sich versammelt hatten.58 Petrus aber folgte ihm nach von ferne bis zum Palast des Hohenpriesters und ging hinein und setzte sich zu den Knechten, um zu sehen, worauf es hinauswollte.59 Die Hohenpriester aber und der ganze Hohe Rat suchten falsches Zeugnis gegen Jesus, dass sie ihn töteten,60 und fanden keins, obwohl viele falsche Zeugen herzutraten. Zuletzt aber traten zwei herzu61 und sprachen: Er hat gesagt: Ich kann den Tempel Gottes abbrechen und in drei Tagen aufbauen. (Joh 2,19; Apg 6,14)62 Und der Hohepriester stand auf und sprach zu ihm: Antwortest du nichts auf das, was diese gegen dich bezeugen?63 Aber Jesus schwieg still. Und der Hohepriester sprach zu ihm: Ich beschwöre dich bei dem lebendigen Gott, dass du uns sagst, ob du der Christus bist, der Sohn Gottes. (Jes 53,7; Mt 27,12; Joh 10,24)64 Jesus sprach zu ihm: Du sagst es. Doch sage ich euch: Von nun an werdet ihr sehen den Menschensohn sitzen zur Rechten der Kraft und kommen auf den Wolken des Himmels. (Ps 110,1; Dan 7,13; Mt 16,27; Mt 24,30)65 Da zerriss der Hohepriester seine Kleider und sprach: Er hat Gott gelästert! Was bedürfen wir weiterer Zeugen? Siehe, jetzt habt ihr die Gotteslästerung gehört. (3Mo 24,16; Joh 10,33; Joh 19,7)66 Was meint ihr? Sie antworteten und sprachen: Er ist des Todes schuldig.67 Da spien sie ihm ins Angesicht und schlugen ihn mit Fäusten. Einige aber schlugen ihn ins Angesicht (Jes 50,6)68 und sprachen: Weissage uns, Christus, wer ist’s, der dich schlug?69 Petrus aber saß draußen im Hof. Und es trat eine Magd zu ihm und sprach: Und du warst auch mit dem Jesus aus Galiläa.70 Er leugnete aber vor ihnen allen und sprach: Ich weiß nicht, was du sagst.71 Als er aber hinausging in die Torhalle, sah ihn eine andere und sprach zu denen, die da waren: Dieser war auch mit dem Jesus von Nazareth[3]. (Mt 2,23)72 Und er leugnete abermals und schwor dazu: Ich kenne den Menschen nicht.73 Und nach einer kleinen Weile traten hinzu, die da standen, und sprachen zu Petrus: Wahrhaftig, du bist auch einer von denen, denn deine Sprache verrät dich.74 Da fing er an, sich zu verfluchen und zu schwören: Ich kenne den Menschen nicht. Und alsbald krähte der Hahn.75 Da dachte Petrus an das Wort, das Jesus gesagt hatte: Ehe der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen. Und er ging hinaus und weinte bitterlich.

Matthäus 26

Neue evangelistische Übersetzung

von Karl-Heinz Vanheiden
1 Als Jesus seine Reden abgeschlossen hatte, sagte er zu den Jüngern:2 „Ihr wisst, dass in zwei Tagen das Passafest[1] beginnt. Dann wird der Menschensohn ausgeliefert und gekreuzigt werden.“3 Um diese Zeit kamen die Hohen Priester und die Ältesten des Volkes im Palast des Hohen Priesters Kajafas zusammen4 und fassten den Beschluss, Jesus heimlich festzunehmen und dann zu töten.5 „Auf keinen Fall darf es während des Festes geschehen“, sagten sie, „sonst gibt es einen Aufruhr im Volk.“6 Jesus war in Betanien bei Simon dem Aussätzigen zu Gast.7 Während des Essens kam eine Frau herein, die ein Alabastergefäß[2] mit sehr kostbarem Salböl[3] mitbrachte. Sie goss Jesus das Öl über den Kopf.8 Als die Jünger das sahen, waren sie empört. „Was soll diese Verschwendung?“, sagten sie.9 „Man hätte dieses Öl teuer verkaufen und das Geld den Armen geben können.“10 Jesus merkte es und sagte zu ihnen: „Warum macht ihr es der Frau so schwer? Sie hat ein gutes Werk an mir getan.11 Arme wird es immer bei euch geben, aber mich habt ihr nicht mehr lange bei euch.12 Als sie das Öl über mich goss, hat sie meinen Körper im Voraus zum Begräbnis gesalbt.13 Und ich versichere euch: Überall in der Welt, wo man ‹Gottes› Freudenbotschaft bekannt machen wird, da wird man auch von dem reden, was diese Frau getan hat.“14 Danach ging einer der Zwölf, es war Judas Iskariot, zu den Hohen Priestern15 und sagte: „Was gebt ihr mir, wenn ich euch Jesus ausliefere?“ Sie stellten ihm dreißig Silberstücke in Aussicht.16 Von da an suchte er nach einer günstigen Gelegenheit, um Jesus ihnen auszuliefern.17 Am ersten Tag ‹der Festwoche› mit ungesäuerten Broten fragten die Jünger Jesus: „Wo sollen wir das Passamahl vorbereiten?“18 Er sagte: „Geht in die Stadt zu dem und dem und sagt ihm: 'Der Rabbi lässt sagen: Meine Zeit ist gekommen. Ich will mit meinen Jüngern bei dir das Passamahl feiern.'“19 Die Jünger machten alles genauso, wie Jesus es ihnen gesagt hatte, und bereiteten das Passa vor.20 Am Abend legte sich Jesus mit den Zwölf zu Tisch.[4]21 Während der Mahlzeit sagte er: „Ich versichere euch: Einer von euch wird mich ausliefern.“22 Sie waren bestürzt, und einer nach dem anderen fragte ihn: „Das bin doch nicht ich, Herr?“23 Jesus erwiderte: „Einer, der mit mir die Hand in die Schüssel taucht, wird mich ausliefern.24 Der Menschensohn geht zwar den Weg, der ihm in der Schrift vorausgesagt ist; doch wehe dem Menschen, durch den er ausgeliefert wird. Für diesen Menschen wäre es besser, er wäre nie geboren.“25 Da sagte auch Judas, der Verräter, zu ihm: „Ich bin es doch nicht etwa, Rabbi?“ – „Doch“, antwortete Jesus, „du bist es.“26 Noch während sie aßen, nahm Jesus ein Fladenbrot und lobte darüber Gott. Er brach es, reichte es den Jüngern und sagte: „Nehmt und esst, das ist mein Leib!“27 Dann nahm er einen Kelch, dankte Gott, reichte ihnen auch den und sagte: „Trinkt alle daraus!28 Das ist mein Blut, das Blut des Bundes, das für viele vergossen wird zur Vergebung der Sünden.29 Und ich sage euch: Von jetzt an werde ich nicht mehr von diesem Wein trinken bis zu dem Tag, an dem ich das neu mit euch zusammen im Reich meines Vaters tue.“30 Nach dem Lobgesang gingen sie zum Ölberg hinaus.31 „In dieser Nacht werdet ihr mich alle verlassen“, sagte Jesus unterwegs zu ihnen, „denn es steht geschrieben: 'Ich werde den Hirten erschlagen, und die Schafe werden sich zerstreuen.' (Sach 13,7)32 Aber nach meiner Auferstehung werde ich euch nach Galiläa vorausgehen.“33 Da sagte Petrus zu ihm: „Und wenn alle dich im Stich lassen – ich niemals!“34 „Ich versichere dir“, erwiderte Jesus, „noch heute Nacht, noch bevor der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen.“35 „Nein!“, erklärte Petrus. „Und wenn ich mit dir sterben müsste! Niemals werde ich dich verleugnen!“ Das Gleiche beteuerten auch alle anderen.36 Dann kamen sie zu einem Olivenhain namens Getsemani. Dort sagte Jesus zu seinen Jüngern: „Setzt euch hierhin! Ich gehe noch ein Stück weiter, um zu beten.“37 Petrus und die beiden Zebedäussöhne jedoch nahm er mit. Auf einmal wurde er von schrecklicher Angst und von Grauen gepackt38 und sagte zu ihnen: „Die Qualen meiner Seele bringen mich fast um. Bleibt hier und wacht mit mir!“39 Er ging noch ein paar Schritte weiter, warf sich nieder, das Gesicht auf dem Boden, und betete: „Mein Vater, wenn es möglich ist, dann gehe dieser Kelch an mir vorbei! Aber nicht wie ich will, sondern wie du willst.“40 Als er zurückkam, fand er die Jünger schlafend und sagte zu Petrus: „Konntet ihr denn nicht eine einzige Stunde mit mir wachen?41 Seid wachsam und betet, damit ihr nicht in Versuchung kommt! Der Geist ist willig, aber der Körper ist schwach.“42 Danach ging er ein zweites Mal weg und betete: „Mein Vater, wenn es nicht anders sein kann und ich diesen Kelch austrinken muss, dann geschehe dein Wille!“43 Als er zurückkam, fand er sie wieder eingeschlafen. Sie konnten ihre Augen vor Müdigkeit nicht offen halten.44 Er ließ sie schlafen, ging wieder weg und betete zum dritten Mal dasselbe.45 Dann kehrte er zu den Jüngern zurück und sagte zu ihnen: „Schlaft ihr denn immer noch? Ruht ihr euch immer noch aus? Genug damit, es ist so weit! Die Stunde ist gekommen. Jetzt wird der Menschensohn den Sündern in die Hände gegeben.46 Steht auf, lasst uns gehen! Der Verräter ist schon da.“47 Kaum hatte er das gesagt, kam Judas, einer der Zwölf, mit einer großen Schar von Bewaffneten. Sie trugen Schwerter und Knüppel und waren von den Hohen Priestern und Ältesten geschickt.48 Der Verräter hatte ein Zeichen mit ihnen verabredet: „Der, den ich zur Begrüßung küssen werde, der ist es. Den müsst ihr festnehmen.“49 Judas ging gleich auf Jesus zu. „Sei gegrüßt, Rabbi!“, sagte er und küsste ihn.50 Jesus entgegnete ihm: „Dazu bist du gekommen, Freund?“ Da traten die Männer heran, packten Jesus und nahmen ihn fest.51 Doch einer von den Männern, die bei Jesus waren, zog sein Schwert. Er schlug auf den Sklaven des Hohen Priesters ein und hieb ihm das Ohr ab.52 „Steck dein Schwert weg!“, sagte Jesus zu ihm. „Denn alle, die zum Schwert greifen, werden auch durchs Schwert umkommen.53 Meinst du nicht, dass ich meinen Vater um Hilfe bitten könnte und er mir sofort mehr als zwölf Legionen[5] Engel stellen würde?54 Wie könnten sich dann aber die Aussagen der Schrift erfüllen, nach denen es so geschehen muss?“55 Dann wandte sich Jesus an die Bewaffneten und sagte: „Bin ich denn ein Verbrecher, dass ihr mit Schwertern und Knüppeln auszieht, um mich zu verhaften? Ich saß doch täglich bei euch im Tempel und lehrte. Da habt ihr mich nicht festgenommen.56 Aber es muss sich alles erfüllen, was in den Prophetenschriften über mich vorausgesagt ist.“ Da ließen ihn alle Jünger im Stich und flohen.57 Die, die Jesus festgenommen hatten, brachten ihn zum Hohen Priester Kajafas, wo sich bereits die Ratsältesten und die Gesetzeslehrer versammelt hatten.58 Petrus folgte ihnen in weitem Abstand bis in den Innenhof des Palastes. Dort setzte er sich zu den Dienern und wärmte sich am Feuer. Er wollte sehen, wie alles ausgehen würde.59 Währenddessen suchten die Hohen Priester und der ganze Hohe Rat nach einer Zeugenaussage gegen Jesus, die es erlauben würde, ihn zum Tod zu verurteilen.60 Doch sie fanden nichts, obwohl viele falsche Zeugen gegen Jesus aussagten. Schließlich standen zwei falsche Zeugen auf61 und sagten: „Der da hat behauptet: 'Ich kann den Tempel Gottes niederreißen und in drei Tagen wieder aufbauen.'“62 Da erhob sich der Hohe Priester und fragte Jesus: „Hast du darauf nichts zu sagen? Wie stellst du dich dazu?“63 Aber Jesus schwieg. Darauf sagte der Hohe Priester: „Ich beschwöre dich bei dem lebendigen Gott, dass du uns sagst, ob du der Messias bist, der Sohn Gottes!“64 „Es ist so wie du gesagt hast“, erwiderte Jesus. „Und außerdem sage ich euch: Von jetzt an werdet ihr sehen, wie der Menschensohn an der rechten Seite des Allmächtigen sitzt und wie er mit den Wolken des Himmels kommt.“65 Da riss der Hohe Priester seine Gewänder ‹am Halsausschnitt› ein[6] und stieß dabei hervor: „Er hat gelästert! Was brauchen wir noch Zeugen? Jetzt habt ihr die Gotteslästerung gehört! (3Mo 10,6; 3Mo 21,10)66 Was ist eure Meinung?“ – „Schuldig!“, riefen sie. „Er muss sterben!“67 Dann spuckten sie Jesus ins Gesicht und schlugen ihn mit Fäusten. Andere gaben ihm Ohrfeigen68 und höhnten: „Na, wer war es, Messias? Du bist doch ein Prophet!“69 Während Petrus noch draußen im Hof saß, kam eine Dienerin auf ihn zu und sagte: „Du warst doch auch mit dem Jesus aus Galiläa zusammen!“70 Aber Petrus stritt es vor allen ab. „Ich weiß nicht, wovon du redest!“, sagte er71 und ging zum Torgebäude hinaus. Dabei sah ihn eine andere Dienerin und sagte zu denen, die herumstanden: „Der da gehört auch zu dem Jesus aus Nazaret.“72 Wieder stritt Petrus das ab und schwor: „Ich kenne den Mann überhaupt nicht!“73 Kurz darauf fingen auch die Umstehenden an: „Sicher gehörst du zu ihnen, dein Dialekt verrät dich ja.“74 Da fing Petrus an zu fluchen und schwor: „Ich kenne den Mann nicht!“ In diesem Augenblick krähte ein Hahn.75 Da erinnerte sich Petrus an das, was Jesus zu ihm gesagt hatte: „Bevor der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen.“ Und er ging hinaus und fing an, bitterlich zu weinen.

Matthäus 26

Das Buch

von SCM Verlag
1 Damit beschloss Jesus diese grundlegenden Lehrunterweisungen. Dann sagte er zu seinen Schülern:2 »Ihr wisst ja, dass das Passafest in zwei Tagen beginnt. Dann wird der Menschensohn ausgeliefert, weil er ans Kreuz geschlagen werden soll.«3 Zu dieser Zeit versammelten sich die Mitglieder der Sippe der obersten Priester und die Anführer des jüdischen Volkes im Innenhof im Haus von Kaiphas, der das Amt des obersten Priesters innehatte.4 Dort kamen sie in ihrer Beratung zu dem Beschluss, Jesus durch eine List in ihre Hände zu bekommen und ihn dann zu töten.5 Sie beschlossen jedoch, das nicht während der Festtage zu tun, aus Angst vor einem Volksaufstand.6 Jesus hielt sich zu dieser Zeit im Dorf Betanien auf, im Haus von Simon mit dem Beinamen »der Aussatzkranke«.7 Da kam eine Frau auf ihn zu. Sie trug eine Alabasterflasche mit sehr kostbarem Salböl. Das goss sie Jesus über den Kopf, als der dort am Tisch Platz genommen hatte.8 Als seine Schüler das sahen, wurden sie ärgerlich und sagten: »Was soll diese Verschwendung?9 Das hätten wir auch für viel Geld verkaufen und den Erlös an die Armen verteilen können!«10 Als Jesus das mitbekam, sagte er: »Warum belästigt ihr die Frau? Sie hat etwas Gutes für mich getan.11 Ihr werdet immer bedürftige Menschen um euch herum haben. Aber mich werdet ihr nicht mehr lange bei euch haben.12 Sie hat das Salböl auf meinen Körper gegossen als Vorbereitung auf mein Begräbnis.13 Ich versichere euch: Wo auch immer in der ganzen Welt diese Botschaft von mir weitergegeben wird, da wird man auch berichten von dem, was diese Frau getan hat. So wird man sich überall an sie erinnern.«14 Darauf ging Judas, einer von den zwölf engsten Schülern von Jesus, zu den obersten Priestern15 und stellte ihnen die Frage: »Was wollt ihr mir geben, wenn ich euch Jesus ausliefere?« Sie boten ihm dreißig Silbermünzen an.16 Von diesem Augenblick an hielt er Ausschau nach einer Gelegenheit, Jesus in ihre Hände auszuliefern.17 Dann brach das Fest der ungesäuerten Brote an. Am ersten Tag kamen seine Schüler zu Jesus und fragen ihn: »Wo willst du das Festmahl am Passafest einnehmen? Wo sollen wir es vorbereiten?«18 Jesus sagte: »Geht hinein in die Stadt zu einem bestimmten Mann und sagt zu ihm: ›Der Lehrer lässt dir ausrichten: ›Mein besonderer Tag ist ganz nahe. Bei dir will ich das Passafest feiern, zusammen mit meinen Gefährten!‹«19 Die Schüler von Jesus führten seinen Auftrag genau aus und bereiteten das Passamahl vor.20 Als dann der Abend gekommen war, nahm Jesus dort am Tisch Platz, zusammen mit seinen zwölf engsten Gefährten.21 Während sie noch aßen, sagte er: »Das will ich euch ganz deutlich sagen: Einer von euch wird mich ausliefern!«22 Da wurden sie betrübt und fingen an zu fragen, einer nach dem anderen: »Herr, bin ich etwa derjenige?«23 Jesus gab ihnen diese Antwort: »Der, der gleichzeitig mit mir in die Essensschüssel greift, der ist es, der mich ausliefert!24 Zwar ist es so, dass der Menschensohn fortgenommen wird, wie es in Gottes Buch längst schon geschrieben steht. Aber dennoch sage ich: Wehe dem Menschen, der das in die Wege leitet! Ja, der, der den Menschensohn ausliefert, für den wäre es besser, wenn er gar nicht erst das Licht der Welt erblickt hätte!«25 Da ergriff Judas, der ihn dann auch auslieferte, das Wort und sagte: »Du meinst doch wohl nicht, dass ich es bin, Lehrer?« Jesus antwortete: »Du hast es selbst gesagt!«26 Während sie weiteraßen, nahm Jesus das Brot und pries Gott. Dann brach er es, gab es seinen Schülern und sagte: »Nehmt es, esst es! Das ist mein Körper!«27 Danach nahm er den Becher und dankte Gott. Daraufhin gab er ihn an sie weiter und sagte: »Trinkt alle daraus!28 Denn das ist mein Blut, das Blut des Bundesschlusses, das für unzählige Menschen vergossen wird, damit ihre Sünden vergeben werden.29 Ich versichere euch: Ich werde von nun an nicht mehr von dieser Frucht des Weinstocks trinken bis zu dem Tag, an dem ich es aufs Neue mit euch trinken werde in der neuen Wirklichkeit, in der mein Vater seine Herrschaft über alles aufrichten wird!«30 Danach sangen sie die Psalmgesänge und verließen die Stadt in Richtung Ölberg.31 Dann sagte Jesus zu ihnen: »Ihr alle werdet euch in dieser Nacht über mich ärgern und enttäuscht sein. Denn in Gottes Buch steht geschrieben: ›Ich werde den Hirten niederschlagen, und die Schafe, die zum Hirten gehören, werden in alle Richtungen verstreut!‹32 Wenn ich aber wieder zum Leben auferweckt bin, werde ich vor euch hergehen nach Galiläa.«33 Da sagte Petrus zu ihm: »Selbst wenn sich alle über dich ärgern und dich im Stich lassen, ich werde das niemals tun!«34 Da sagte Jesus zu ihm: »Ich sage dir ganz deutlich: Heute Nacht, bevor der Hahn kräht, wirst du schon drei Mal bestritten haben, dass du zu mir gehörst!«35 Aber Petrus sagte: »Und selbst wenn ich zusammen mit dir sterben müsste, werde ich dich niemals verleugnen!« Dasselbe sagten alle seine Schüler.36 Dann ging Jesus mit ihnen weiter zu einem Gartengelände, das den Namen Gethsemane trug. Er sagte zu seinen Schülern: »Bleibt hier sitzen, bis ich dort drüben gebetet habe!«37 Dann nahm er Petrus und die beiden Söhne von Zebedäus mit sich und wurde von Trauer und Angst überwältigt.38 Er sagte zu ihnen: »Meine Seele ist bis zum Tod betrübt! Bleibt hier und wacht mit mir!«39 Dann ging er ein kleines Stück weiter und fiel nieder auf sein Angesicht. Er betete: »Mein Vater, wenn es möglich ist, dann soll dieser Becher an mir vorübergehen! Jedoch nicht was ich will, sondern so wie du es willst, soll es geschehen!«40 Dann kam er zurück zu seinen Schülern und fand sie schlafend vor. Er sagte zu Petrus: »Seid ihr nicht in der Lage, eine Stunde mit mir wach zu bleiben?41 Bleibt wach und betet, damit ihr nicht in die Versuchung hineingeratet! Ja, der Geist ist Gott zugewandt, aber die menschliche Natur ist schwach!«42 Noch ein zweites Mal ging er fort und betete: »Mein Vater, wenn es nicht möglich ist, dass dieser Becher an mir vorbeigeht, ohne dass ich ihn austrinke, dann soll dein Wille geschehen!«43 Da kam er zum zweiten Mal zurück und fand sie schlafend, denn sie konnten ihre Augen nicht mehr offen halten.44 Dann ließ er sie zurück und ging noch einmal weg und betete zum dritten Mal und sagte genau dasselbe.45 Danach kam er wieder zu seinen Gefährten und sagte: »Schlaft jetzt ruhig weiter und ruht euch aus! Ja, ganz nahe ist die Stunde gekommen, in der der Menschensohn in die Hände der Gottlosen ausgeliefert wird.46 Steht auf! Lasst uns gehen! Denn der, der mich ausliefert, ist schon ganz nahe!«47 Als er noch redete, kam plötzlich Judas, einer von den zwölf Schülern von Jesus, heran. Zusammen mit ihm war da eine große Schar von Menschen mit Schwertern und Holzstöcken. Sie waren von den obersten Priestern und den leitenden Männern des Volkes geschickt worden.48 Der, der Jesus ausliefern wollte, hatte mit ihnen ein Zeichen ausgemacht: »Der, dem ich einen Begrüßungskuss gebe, der ist es! Den müsst ihr festnehmen!«49 Er kam direkt auf Jesus zu und sagte: »Grüß dich, Rabbi!« und begrüßte ihn mit einem Kuss.50 Jesus sagte zu ihm: »Mein Freund, dazu bist du also gekommen!« Da kamen sie heran, packten Jesus und brachten ihn so in ihre Gewalt.51 Doch einer von denen, die bei Jesus waren, streckte seine Hand aus, ergriff sein Schwert und schlug auf den Diener des obersten Priesters ein. Dabei trennte er ihm das Ohr ab.52 Da sagte Jesus zu ihm: »Steck dein Schwert wieder dahin, wohin es gehört! Denn alle, die zum Schwert greifen, werden auch durch das Schwert umkommen!53 Meinst du nicht, dass ich meinen Vater darum bitten könnte, dass er mir jetzt sofort mehr als zwölf Legionen Engel als Beistand schicken würde?54 Aber wenn ich das täte, wie würde sich dann die Voraussage in Gottes Buch erfüllen, dass es genau so geschehen muss?«55 Zum gleichen Zeitpunkt sagte Jesus zu der Volksmenge: »Ihr seid hierher gekommen, als wäre ich ein Verbrecher, mit Schwertern und Holzknüppeln, um mich zu fangen. Dabei habe ich jeden Tag im Tempelhof gesessen und dort die Menschen gelehrt. Da habt ihr mich nicht gefangen genommen!56 Doch das ist alles so geschehen, damit das erfüllt wird, was die Propheten aufgeschrieben haben!« Da verließen ihn alle seine Schüler und ergriffen die Flucht.57 Doch die, die Jesus gefangen genommen hatten, führten ihn zum obersten Priester Kaiphas. Dort hatten sich die Theologen und Religionsführer schon versammelt.58 Aber Petrus folgte ihm von fern und kam so zum Haus des obersten Priesters. Dort ging er in den Innenhof und setzte sich zu den Dienern, um zu sehen, wohin das alles führen sollte.59 Die obersten Priester und die Mitglieder der Religionsbehörde suchten nach Leuten, die mit Falschaussagen gegen Jesus Gründe dafür liefern sollten, dass sie ihn umbringen konnten.60 Aber sie fanden nichts, obwohl viele mit ihren Falschaussagen auftraten. Ganz zuletzt traten zwei Männer auf61 und sagten: »Dieser Mann hat gesagt, dass er den Tempel Gottes zerstören und in drei Tagen wieder aufbauen kann.«62 Da stand der oberste Priester auf und sagte zu Jesus: »Antwortest du nichts auf all das, was sie gegen dich aussagen?«63 Aber Jesus gab keine Antwort. Da sagte der oberste Priester zu ihm: »Ich beschwöre dich feierlich bei dem lebendigen Gott, dass du uns sagst, ob du der Messias bist, der Sohn Gottes!«64 Da antwortete Jesus: »Du selbst hast es gesagt! Und darüber hinaus sage ich euch: Von diesem Augenblick an wird es so sein: Ihr werdet den Menschensohn sehen! Er hat Platz genommen an der rechten Seite des Allmächtigen und wird auf den Wolken des Himmels wieder auf die Erde kommen.«65 Da zerriss der oberste Priester empört sein Obergewand und rief: »Er hat gegen Gott gelästert! Was brauchen wir jetzt noch weitere Zeugen? Ihr habt jetzt selbst seine Lästerung gehört!66 Was sagt ihr dazu?« Sie antworteten: »Er hat den Tod verdient!«67 Dann spuckten sie Jesus ins Gesicht und schlugen mit ihren Fäusten auf ihn ein. Andere schlugen ihm ins Gesicht68 und sagten: »Du Messias, sage uns durch deine prophetische Kraft, wer dich geschlagen hat!«69 Petrus saß währenddessen draußen im Hof. Da kam eine der Dienerinnen zu ihm und sagte: »Du warst doch auch zusammen unterwegs mit Jesus, dem Galiläer!«70 Aber Petrus widersprach und leugnete es vor allen ab: »Ich weiß nicht, wovon du redest!«71 Als Petrus zum Tor gegangen war, begegnete ihm dort eine andere Dienerin. Sie sagte zu denen, die dort waren: »Dieser Mann war auch mit Jesus, dem Nazarener, unterwegs!«72 Und noch einmal widersprach Petrus heftig: »Ich schwöre, ich kenne den Menschen überhaupt nicht!«73 Nach einer kurzen Zeit kamen die herbei, die dort herumstanden, und sagten zu Petrus: »Wirklich, du bist auch einer von denen! Denn dein Dialekt verrät dich!«74 Da fing er an, sich selbst zu verwünschen und zu schwören: »Ich kenne diesen Menschen überhaupt nicht!« Gleich danach krähte ein Hahn.75 Da erinnerte sich Petrus an das, was Jesus gesagt hatte: »Bevor der Hahn seine Stimme hören lässt, wirst du schon dreimal bestritten haben, dass du mich kennst!« Und Petrus ging hinaus und weinte sehr.