1Der HERR sagt: »Geht doch durch die Straßen Jerusalems und macht eure Augen auf; seht euch auf allen Plätzen um! Wenn ihr dort nur einen Einzigen findet, der das Rechte tut und auf den man sich verlassen kann, dann werde ich die Schuld der ganzen Stadt vergeben. (1Mo 18,20; Ps 14,2; Hes 22,30)2Aber wenn in Jerusalem jemand bei meinem Namen schwört, dann ist es bestimmt ein Meineid!« (Jer 4,2)3Doch dir, HERR, kommt es auf Treue und Zuverlässigkeit an! Du hast dieses Volk geschlagen, aber es hat sich nichts daraus gemacht. Du hast es fast vernichtet, aber es wollte nicht daraus lernen. Sie blieben bei ihrem Starrsinn und weigerten sich, zu dir umzukehren. (Jer 2,30; Jer 7,28; Jer 8,5; Jer 15,7; Am 4,6; Zef 3,2; Sach 7,11)4Ich hatte gedacht: Gewiss sind nur die einfachen Leute so; die handeln verkehrt, weil sie nicht wissen, was der HERR von ihnen erwartet und was in seinen Augen recht ist.5Ich muss die Gebildeten ansprechen, sie werden es bestimmt wissen. Aber gerade sie haben Gott den Gehorsam aufgekündigt und sich von ihm losgerissen, als wären seine Gebote nur eine lästige Fessel. (Mi 3,1)6Der HERR sagt: »Darum wird dieses Volk von seinen Feinden vernichtet! Sie fallen über es her wie der Löwe aus dem Dickicht, sie packen es wie der Wolf aus der Steppe. Wie der Leopard lauern sie vor seinen Städten; jeder, der herauskommt, wird zerrissen. Denn zahllos sind die Vergehen dieses Volkes, es zeigt mir nur noch den Rücken.« (Jer 4,7)
Vergebung ist nicht mehr möglich
7Der HERR sagt: »Warum sollte ich euch vergeben? Ihr habt mich verlassen und bei Göttern geschworen, die gar keine Götter sind. Ich habe euch satt gemacht, aber ihr habt mir die Treue gebrochen und eure Zeit im Hurenhaus zugebracht.[1] (Jer 2,13)8Wie feiste, geile Hengste seid ihr geworden: Jeder wiehert nach der Frau des anderen.9Sollte ich das hingehen lassen«, sagt der HERR, »sollte ich an einem solchen Volk nicht Vergeltung üben? (Jer 5,29; Jer 9,8)10Also hinauf in den Weinberg! Verwüstet ihn! – Aber vernichtet ihn nicht ganz! – Reißt die Ranken ab; mir gehören sie nicht! (Jer 2,21; Jer 4,27)11Denn die Leute von Israel und von Juda haben sich völlig von mir abgewandt.« Das sagt der HERR.
Selbstsicherheit fordert das Gericht heraus
12Die Leute von Juda nehmen den HERRN nicht ernst. »Mit ihm braucht niemand zu rechnen«, sagen sie. »Krieg und Hungersnot wird es nicht geben; die ganze Katastrophe findet nicht statt. (Ps 14,1)13Was die Propheten verkündet haben, wird sich als Wind erweisen. Was sie angedroht haben, soll sie selbst treffen; denn Gott hat gar nicht zu ihnen gesprochen.«14Aber der HERR, der Gott der ganzen Welt,[2] hat zu mir gesagt: »Weil die Leute von Juda so reden, sorge ich dafür, dass die Worte, die ich dir auftrage, zu einem Feuersturm werden, und dieses Volk mache ich zum Brennholz; der Feuersturm soll es fressen! (Jer 20,9; Jer 23,29)15Sag zu ihnen: ›Ich führe von fern her ein Volk gegen euch heran. Ihr kennt seine Sprache nicht und versteht nicht, was diese Leute sagen. Niemand kann es besiegen. Es ist ein uraltes Volk von unerschöpflicher Kraft. (5Mo 28,49; Jes 28,11; Jer 6,22)16Aus den Köchern seiner Krieger kommen Tod und Verderben; sie alle sind im Kampf erprobt.17Dieses Volk wird alles fressen: eure Ernte und eure Vorräte, eure Söhne und Töchter, eure Schafe und Rinder, eure Weinstöcke und Feigenbäume. Es wird die befestigten Städte, auf die ihr vertraut, zerstören und ihre Bewohner mit dem Schwert erschlagen.‹«
Die Strafe entspricht dem Vergehen
18»Aber auch dann will ich mein Volk nicht völlig vernichten«, sagte der HERR zu mir. (Jer 4,27)19»Und wenn sie dich fragen: ›Weshalb hat der HERR uns all das angetan?‹, so antworte ihnen: ›In eurem eigenen Land habt ihr den HERRN, euren Gott, verlassen und fremden Göttern gedient, deshalb dient nun auch fremden Menschen in einem Land, das nicht euch gehört.‹« (5Mo 29,23; Jer 16,10; Jer 22,8)
Ein unbelehrbares Volk
20Der HERR sagte zu mir: »Verkünde den Nachkommen Jakobs, dem Volk von Juda:21›Hört, was der HERR sagt, ihr Leute ohne Einsicht und Verstand, mit Augen, die nicht sehen, mit Ohren, die nicht hören! (Jes 6,9; Jer 4,22; Mk 8,18)22Wollt ihr mich nicht endlich ernst nehmen? Wollt ihr nicht zittern und beben vor mir? Ich habe dem Meer eine Grenze gesetzt, die es nie überschreiten kann. Einen Sandwall habe ich darumgelegt und alles Toben und Schäumen hilft ihm nichts; es kommt nicht darüber hinaus. (Hi 38,8)23Doch ihr wollt nicht begreifen, ihr sperrt euch gegen jede Einsicht. Ihr habt euch von mir abgewandt und seid davongelaufen.24Ihr dachtet nicht daran, zu sagen: Wir wollen den HERRN, unseren Gott, ehren, er schickt uns ja den Regen, im Herbst wie im Frühjahr, und sorgt dafür, dass das Korn auf den Feldern zu seiner Zeit reif wird. (5Mo 11,14; Jer 3,3; Jer 14,22; Sach 10,1)25Um diesen Segen habt ihr euch durch eure Vergehen gebracht; Dürre und Missernte sind die Folgen eurer Schuld!‹«
Skrupellose Jagd nach Bereicherung
26Der HERR sagt: »In meinem Volk gibt es skrupellose Leute. Wie Vogelfänger sich ducken und darauf lauern, dass ihnen Vögel in die Netze gehen, so haben sie Fallen gestellt, um Menschen zu fangen. (Ps 10,9; Spr 1,11)27Wie der Käfig des Vogelfängers voll ist von gefangenen Vögeln, so sind ihre Häuser voll von unrecht erworbenem Gut. Auf diese Weise sind sie groß und reich geworden,28dick und fett sind sie. Ihre Rücksichtslosigkeit kennt keine Grenzen. Das Recht ist bei ihnen in schlechten Händen: Sie setzen sich nicht für die Waisen ein und verhelfen den Armen nicht zu dem, was ihnen zusteht. (Ps 73,7)29Und all das sollte ich hingehen lassen? Muss ich an einem solchen Volk nicht Vergeltung üben?« (Jer 5,9)
Die Schuld der Propheten und Priester
30Der HERR sagt: »Was in diesem Land geschieht, ist unglaublich und empörend: (Jer 18,13; Jer 23,14)31Die Propheten reden Lug und Trug, die Priester suchen nur den eigenen Vorteil,[3] und mein Volk hat es gerne so. Was aber wollt ihr machen, wenn das Ende da ist?« (Jer 2,8)
1Durchstreift die Gassen Jerusalems, und seht doch und erkundet und sucht auf ihren[1] Plätzen, ob ihr einen findet, ob es einen gibt, der Recht übt, der Treue sucht, damit ich ihr vergebe. (1Mo 18,16; Ps 14,2)2Und wenn sie sagen: So wahr der HERR lebt! Sie schwören falsch! (Jer 4,2; Jer 7,9)3HERR, deine Augen, sind sie nicht auf Treue gerichtet? Du hast sie geschlagen, aber es schmerzt sie nicht, du hast sie aufgerieben, sie haben sich geweigert, die Unterweisung anzunehmen. Härter als Fels haben sie ihr Angesicht gemacht, sie weigern sich zurückzukehren. (Jer 2,30; Jer 8,5)4Ich aber, ich sagte mir: Das sind die Geringen, sie sind töricht, denn sie verstehen nicht den Weg des HERRN, das Recht ihres Gottes. (Jer 4,22)5Ich will zu den Grossen gehen, und mit ihnen will ich reden, denn sie verstehen den Weg des HERRN, das Recht ihres Gottes. Aber zusammen haben sie das Joch zerbrochen, die Stricke zerrissen. (Jer 2,8; Jer 2,26; Mi 3,1)6Deshalb schlägt sie der Löwe im Wald, in den Steppen verstümmelt sie der Wolf, vor ihren Städten lauert der Panther, wer immer sie verlässt, wird zerrissen. Denn zahlreich sind ihre Vergehen, und oft sind sie abgefallen. (Jer 2,15; Jer 2,29)7Wie sollte ich dir da verzeihen? Deine Kinder haben mich verlassen, und sie haben bei denen geschworen, die nicht Gott sind. Und ich habe sie satt gemacht, sie aber haben die Ehe gebrochen, und immer wieder waren sie zu Gast im Hurenhaus. (Jer 2,11; Jer 2,13; Jer 3,8)8Brünstige Hengste sind sie geworden, geil, ein jeder wiehert nach der Frau des anderen. (Hes 22,11)9Sollte ich dies nicht ahnden, Spruch des HERRN, und mich nicht rächen an einer Nation wie dieser? (Jer 5,29; Jer 9,8)10Steigt hinauf in ihre Pflanzungen[2] und verwüstet sie, doch vernichtet sie nicht ganz. Entfernt ihre Ranken, denn sie gehören nicht zum HERRN. (Jer 2,21; Jer 4,27)11Wie treulos sie an mir gehandelt haben, das Haus Israel und das Haus Juda! Spruch des HERRN. (Jer 3,20)12Sie haben den HERRN verleugnet und haben gesagt: Er nicht! Und kein Unheil wird über uns kommen, und Schwert und Hunger werden wir nicht sehen. (Jes 28,15; Jer 14,13)13Und die Propheten werden zu Wind, und das Wort ist nicht in ihnen. So wird es ihnen selbst ergehen! (Jer 14,14)14Darum, so spricht der HERR, der Gott der Heerscharen: Weil ihr dies sagt - sieh, zu Feuer mache ich meine Worte in deinem Mund, und dieses Volk ist Brennholz, und es wird sie fressen. (Jer 1,9; Jer 20,9; Jer 23,29)15Seht, ich bringe über euch, Haus Israel, Spruch des HERRN, eine Nation aus der Ferne. Es ist eine Nation, die Bestand hat, es ist eine Nation, die es schon immer gab, eine Nation, deren Sprache du nicht kennst, und was sie redet, kannst du nicht verstehen. (5Mo 28,49; Jes 28,11; Jer 4,16; Jer 6,22)16Wie ein offenes Grab ist ihr Köcher, sie alle sind Helden.17Und sie wird deine Ernte fressen und dein Brot, sie werden deine Söhne fressen und deine Töchter, sie wird deine Schafe fressen und deine Rinder, sie wird deinen Weinberg kahl fressen und deinen Feigenbaum. Deine befestigten Städte, auf die du dich verlässt, zerschlägt sie mit dem Schwert. (5Mo 28,33; Jer 6,12)18Doch auch in jenen Tagen, Spruch des HERRN, will ich euch nicht ganz vernichten. (Jer 4,27)19Und wenn ihr sagt: Wofür hat der HERR, unser Gott, uns all dies angetan?, dann sage ihnen: Wie ihr mich verlassen und fremden Göttern gedient habt in eurem eigenen Land, so werdet ihr Fremden dienen in einem Land, das euch nicht gehört. (Jer 9,11; Jer 13,22; Jer 16,10; Jer 22,8)20Verkündet dies im Haus Jakob und lasst es hören in Juda:21Hört doch dies, dummes Volk ohne Verstand. Augen haben sie und sehen nicht, Ohren haben sie und hören nicht! (Jer 4,22; Jer 6,10; Jer 7,13; Hes 12,2)22Mich wollt ihr nicht fürchten, Spruch des HERRN, vor mir nicht zittern, der ich dem Meer den Sand als Grenze gesetzt habe, als ewige Schranke, die es nicht überschreiten darf? Und wogten die Wellen auch hin und her, nichts können sie erreichen, und brausen auch seine Wogen, sie werden sie nicht überschreiten.[3] (Spr 8,29; Jer 31,35)23Dieses Volk aber hatte ein störrisches und widerspenstiges Herz, abgewichen sind sie und fortgegangen. (Jer 4,17)24Und nie haben sie in ihrem Herzen gesagt: Lasst uns den HERRN, unseren Gott, fürchten, der Regen gibt, Frühregen und Spätregen zur rechten Zeit, die Wochen der Erntefrist sichert er uns. (5Mo 11,14; Jer 10,13; Joe 2,23; Jak 5,7)25Eure Verschuldungen haben dies gestört, und eure Sünden haben das Gute von euch fern gehalten. (Jer 2,17; Jer 14,1)26Denn in meinem Volk finden sich Frevler; wie der Vogelfänger lauert man im Versteck, Fallen stellen sie, fangen Menschen.27Wie ein Käfig voller Vögel, so sind ihre Häuser voller Trug, darum sind sie gross geworden und reich. (Jer 6,13)28Fett sind sie geworden, feist[4], selbst das Mass des Bösen haben sie überschritten, das Recht haben sie nicht durchgesetzt, das Recht der Waise, sie haben sie nicht zum Erfolg geführt, und den Rechtsanspruch der Armen haben sie nicht eingelöst. (Jes 1,23; Jer 22,3; Mal 3,5)29Sollte ich dies nicht ahnden, Spruch des HERRN, mich nicht rächen an einer Nation wie dieser? (Jer 5,9)30Entsetzliches und Grässliches hat sich ereignet im Land: (Jer 6,15; Jer 7,10; Jer 18,13; Jer 23,14; Jer 44,4; Hes 8,6)31Verlogen haben die Propheten geweissagt, und die Priester herrschten mit ihrer Unterstützung, und meinem Volk hat es so gefallen. Was aber werdet ihr tun danach? (Jes 10,3; Jer 14,13)