1Abimelech, der Sohn Gideons, ging eines Tages nach Sichem zu den kanaanitischen Verwandten seiner Mutter. Er rief die ganze Sippe zusammen und sagte zu den versammelten Männern: (Ri 8,31)2»Fragt doch einmal die Leute von Sichem, was ihnen lieber ist: wenn alle siebzig Söhne Gideons zusammen über sie herrschen oder wenn ein einziger Mann ihr König ist. Macht ihnen deutlich, dass ich von ihrem Fleisch und Blut bin!« (Ri 8,30)3Die Brüder seiner Mutter machten sich zu Abimelechs Fürsprechern und trugen die Sache allen Bürgern Sichems vor. Diese ließen sich für Abimelech gewinnen, denn sie sagten sich: »Er gehört zu uns, er ist unser Bruder!«4Sie gaben ihm 70 Silberstücke aus dem Tempelschatz ihres Gottes, der den Namen »Baal des Bundes« trug. Mit diesem Geld warb Abimelech einen Trupp von Männern an, die nichts zu verlieren hatten und vor nichts zurückschreckten; die wurden sein Gefolge. (Ri 8,33; Ri 11,3)5Mit ihnen zog er nach Ofra zum Haus seines Vaters, überfiel seine Brüder und tötete alle siebzig auf einem einzigen Felsblock. Nur Gideons jüngster Sohn Jotam kam mit dem Leben davon, weil er sich versteckt hatte.6Daraufhin versammelten sich die Bürger von Sichem und die Besatzung der Festung, zogen vor die Stadt zu der Eiche mit dem Denkstein und machten Abimelech zu ihrem König. (1Mo 12,6; 1Mo 35,4; Jos 24,26)
Jotams Fabel – Kritik am Königtum
7Als das Jotam erfuhr, stieg er auf den Gipfel des Berges Garizim und rief zu ihnen hinunter: »Hört mich an, ihr Leute von Sichem – wenn ihr wollt, dass Gott euch hört!8Einst kamen die Bäume zusammen, um sich einen König zu wählen. Sie sagten zum Ölbaum: ›Sei du unser König!‹9Aber der Ölbaum erwiderte: ›Soll ich vielleicht aufhören, kostbares Öl zu spenden, mit dem Götter und Menschen geehrt werden? Soll ich über den Bäumen thronen?‹10Da sagten die Bäume zum Feigenbaum: ›Sei du unser König!‹11Doch der Feigenbaum erwiderte: ›Soll ich vielleicht aufhören, süße Feigen zu tragen? Soll ich über den Bäumen thronen?‹12Da sagten sie zum Weinstock: ›Sei du unser König!‹13Doch der erwiderte: ›Soll ich aufhören, Wein zu spenden, der Götter und Menschen erfreut? Soll ich über den Bäumen thronen?‹14Schließlich sagten sie zum Dornstrauch: ›Sei du unser König!‹ (2Kön 14,9)15Und der Dornstrauch erwiderte: ›Wenn ihr mich wirklich zu eurem König machen wollt, dann bückt euch und sucht Schutz unter meinem Schatten! Sonst wird Feuer von meinen Dornen ausgehen, das sogar die Zedern des Libanons verbrennt!‹«16Nachdem Jotam diese Geschichte erzählt hatte, fuhr er fort: »Meint ihr wirklich, dass es recht von euch war, Abimelech zu eurem König zu machen? Habt ihr vergessen, was ihr Gideon und seiner Familie verdankt?17Mein Vater hat sein Leben für euch aufs Spiel gesetzt, um euch aus der Hand der Midianiter zu retten.18Ihr aber habt euch gegen seine Söhne erhoben und habt sie alle ermordet, siebzig auf einem Stein, und habt den Sohn seiner Sklavin zum König von Sichem gemacht, nur weil er euer Stammesbruder ist.19Wenn das alles recht war und ihr heute an Gideon und seiner Familie redlich gehandelt habt, dann wünsche ich euch, dass ihr mit Abimelech glücklich werdet und er mit euch.20Wenn es aber unrecht war, dann soll von Abimelech Feuer ausgehen und euch alle, die Bürger von Sichem und die Besatzung der Festung, verzehren! Und von den Bürgern von Sichem und der Besatzung der Festung soll ein Feuer ausgehen, das Abimelech verzehrt!«21Als Jotam zu Ende gesprochen hatte, floh er vor seinem Bruder Abimelech nach Beer und blieb dort.
Spannungen zwischen Abimelech und den Bürgern von Sichem
22Als Abimelech drei Jahre über Israel geherrscht hatte,23ließ Gott Feindschaft ausbrechen zwischen ihm und den Bürgern von Sichem; die Leute von Sichem lehnten sich gegen ihn auf.24Abimelech sollte nämlich von der Strafe getroffen werden, die er durch den grausamen Mord an seinen 70 Brüdern auf sich gezogen hatte, und auch die Bürger von Sichem sollten dafür bestraft werden, dass sie ihm die Mittel verschafft hatten, seine Brüder umzubringen.25Um Abimelech zu schädigen,[1] legten sich die Männer von Sichem in den Bergen rings um ihre Stadt auf die Lauer und raubten jeden aus, der auf den Straßen vorbeizog. Das wurde Abimelech gemeldet.26Um diese Zeit kam Gaal, der Sohn Ebeds, mit seinem Anhang nach Sichem und gewann das Vertrauen der Bürger.27Als sie die Weinlese gehalten und neuen Wein gekeltert hatten, feierten sie ein großes Freudenfest im Tempel ihres Gottes. Sie aßen und tranken und schimpften auf Abimelech.28Gaal rief ihnen zu: »Wer ist schon Abimelech? So einem sollen wir dienen, eine Stadt wie Sichem? Er ist ein Sohn des Israeliten Gideon, und diesen Sebul hat er als seinen Aufpasser über uns eingesetzt! Dient lieber den Nachkommen Hamors, des Gründers dieser Stadt. Warum sollen wir uns Abimelech unterwerfen? (1Mo 34,2)29Wenn nur die Leute von Sichem mir folgten, ich würde schnell mit Abimelech fertig! Ich würde ihn auffordern: ›Ruf deine Truppe zusammen und stell dich zum Kampf!‹«30Als der Stadtkommandant Sebul hörte, wie Gaal das Volk aufhetzte, wurde er zornig.31Er schickte heimlich Boten zu Abimelech und ließ ihm sagen: »Gaal, der Sohn Ebeds, ist mit seinen Brüdern nach Sichem gekommen. Sie wiegeln die Leute gegen dich auf!32Komm deshalb im Schutz der Nacht mit deinen Truppen und halte dich in der Nähe der Stadt versteckt.33Bei Sonnenaufgang überfällst du die Stadt, und wenn Gaal dir mit seinen Leuten entgegenzieht, kannst du mit ihm abrechnen.«34Abimelech zog in der Nacht mit seinen Truppen herbei und versteckte sie in vier Abteilungen rings um die Stadt.35Als Gaal am Morgen ins Stadttor trat, brachen Abimelech und seine Männer aus ihren Verstecken hervor.36Gaal sah sie und sagte zu Sebul: »Da kommen ja Krieger von den Bergen herab!« »Du hältst die Schatten am Berghang für Menschen«, erwiderte Sebul.37Aber Gaal sagte: »Doch, da kommen Krieger den ›Nabel der Erde‹ herab, und eine Abteilung kommt auf dem Weg, der an der Orakeleiche vorbeiführt.«38Da sagte Sebul zu ihm: »Wo bleibt nun dein großes Maul? Du hast gesagt: ›Wer ist schon Abimelech? So einem sollten die Leute von Sichem dienen?‹ Nun, da sind die Männer, von denen du so verächtlich geredet hast. Jetzt tritt an und kämpfe gegen Abimelech!«39Gaal führte die Männer von Sichem in den Kampf.40Abimelech aber trieb ihn zurück, sodass er sich in die Stadt flüchten musste. Auf dem Weg bis zum Tor erschlugen die Krieger Abimelechs viele von den Männern der Stadt.41Abimelech kehrte nach Aruma zurück und blieb dort. Sebul aber vertrieb Gaal und seine Brüder aus Sichem.
Abimelech erobert und zerstört Sichem
42Schon am nächsten Tag nahmen die Männer von Sichem ihre Raubzüge wieder auf. Als Abimelech davon erfuhr,43teilte er seine Leute in drei Abteilungen und legte jede in einen Hinterhalt in der Nähe der Stadt. Als er die Männer von Sichem aus der Stadt kommen sah, brachen er und seine Leute hervor und vernichteten sie.44Im Einzelnen war es so abgelaufen:[2] Er selbst stürmte mit einer Abteilung das Stadttor und sperrte den Durchgang; die beiden anderen Abteilungen fielen vor der Stadt über die Männer von Sichem her und erschlugen sie.45Dann griff Abimelech die Stadt an. Den ganzen Tag kämpfte er um sie. Als er sie eingenommen hatte, tötete er alle Bewohner. Er zerstörte die Stadt und streute Salz auf die Trümmer.46Als die Insassen der Burg von Sichem merkten, dass die Stadt eingenommen war, flüchteten sie sich in das unterirdische Gewölbe im Tempel des Bundesgottes. (Ri 8,33)47Abimelech wurde gemeldet, dass sie sich alle dort zusammendrängten.48Darauf ging er mit seinen Männern auf den Berg Zalmon, hieb mit der Axt einen Ast ab und nahm ihn auf die Schulter. »Was ihr gesehen habt, das macht mir nach, aber schnell«, sagte er zu seinen Männern.49Da hieb jeder einen Ast ab und trug ihn hinter Abimelech zur Burg. Sie schichteten die Äste über dem Gewölbe auf und zündeten sie an. So kamen auch die Insassen der Burg alle ums Leben, ungefähr 1000 Männer und Frauen.
Abimelechs Ende
50Darauf zog Abimelech vor die Stadt Tebez, belagerte und eroberte sie.51In der Mitte der Stadt lag eine stark befestigte Burg. Dorthin flohen alle Bewohner, Männer und Frauen. Sie verriegelten das Tor und stiegen auf das flache Dach.52Abimelech versuchte die Burg zu erobern. Er näherte sich dem Tor und wollte Feuer daran legen,53da warf eine Frau ihm den Mahlstein einer Handmühle auf den Kopf und verwundete ihn tödlich. (2Sam 11,21)54Abimelech rief seinem Waffenträger zu: »Zieh dein Schwert und töte mich! Sonst wird es heißen: Eine Frau hat ihn umgebracht!« Der Waffenträger durchbohrte ihn mit dem Schwert, sodass er starb. (1Sam 31,4)55Als die Israeliten sahen, dass Abimelech tot war, liefen sie auseinander und jeder kehrte nach Hause zurück.56So ließ Gott das Böse, das Abimelech mit dem Mord an seinen Brüdern seinem Vater angetan hatte, auf ihn selbst zurückfallen.57Auch die Männer von Sichem hatte Gott die Folgen ihres bösen Tuns spüren lassen. Der Fluch war in Erfüllung gegangen, den Jotam, der Sohn Gideons, über sie ausgesprochen hatte. (Ri 9,20)
1Abimelek son of Jerub-Baal went to his mother’s brothers in Shechem and said to them and to all his mother’s clan,2‘Ask all the citizens of Shechem, “Which is better for you: to have all seventy of Jerub-Baal’s sons rule over you, or just one man?” Remember, I am your flesh and blood.’3When the brothers repeated all this to the citizens of Shechem, they were inclined to follow Abimelek, for they said, ‘He is related to us.’4They gave him seventy shekels[1] of silver from the temple of Baal-Berith, and Abimelek used it to hire reckless scoundrels, who became his followers.5He went to his father’s home in Ophrah and on one stone murdered his seventy brothers, the sons of Jerub-Baal. But Jotham, the youngest son of Jerub-Baal, escaped by hiding.6Then all the citizens of Shechem and Beth Millo gathered beside the great tree at the pillar in Shechem to crown Abimelek king.7When Jotham was told about this, he climbed up on the top of Mount Gerizim and shouted to them, ‘Listen to me, citizens of Shechem, so that God may listen to you.8One day the trees went out to anoint a king for themselves. They said to the olive tree, “Be our king.”9‘But the olive tree answered, “Should I give up my oil, by which both gods and humans are honoured, to hold sway over the trees?”10‘Next, the trees said to the fig-tree, “Come and be our king.”11‘But the fig-tree replied, “Should I give up my fruit, so good and sweet, to hold sway over the trees?”12‘Then the trees said to the vine, “Come and be our king.”13‘But the vine answered, “Should I give up my wine, which cheers both gods and humans, to hold sway over the trees?”14‘Finally all the trees said to the thorn-bush, “Come and be our king.”15‘The thorn-bush said to the trees, “If you really want to anoint me king over you, come and take refuge in my shade; but if not, then let fire come out of the thorn-bush and consume the cedars of Lebanon!”16‘Have you acted honourably and in good faith by making Abimelek king? Have you been fair to Jerub-Baal and his family? Have you treated him as he deserves?17Remember that my father fought for you and risked his life to rescue you from the hand of Midian.18But today you have revolted against my father’s family. You have murdered his seventy sons on a single stone and have made Abimelek, the son of his female slave, king over the citizens of Shechem because he is related to you.19So have you acted honourably and in good faith towards Jerub-Baal and his family today? If you have, may Abimelek be your joy, and may you be his, too!20But if you have not, let fire come out from Abimelek and consume you, the citizens of Shechem and Beth Millo, and let fire come out from you, the citizens of Shechem and Beth Millo, and consume Abimelek!’21Then Jotham fled, escaping to Beer, and he lived there because he was afraid of his brother Abimelek.22After Abimelek had governed Israel for three years,23God stirred up animosity between Abimelek and the citizens of Shechem so that they acted treacherously against Abimelek.24God did this in order that the crime against Jerub-Baal’s seventy sons, the shedding of their blood, might be avenged on their brother Abimelek and on the citizens of Shechem, who had helped him murder his brothers.25In opposition to him these citizens of Shechem set men on the hilltops to ambush and rob everyone who passed by, and this was reported to Abimelek.26Now Gaal son of Ebed moved with his clan into Shechem, and its citizens put their confidence in him.27After they had gone out into the fields and gathered the grapes and trodden them, they held a festival in the temple of their god. While they were eating and drinking, they cursed Abimelek.28Then Gaal son of Ebed said, ‘Who is Abimelek, and why should we Shechemites be subject to him? Isn’t he Jerub-Baal’s son, and isn’t Zebul his deputy? Serve the family of Hamor, Shechem’s father! Why should we serve Abimelek?29If only this people were under my command! Then I would get rid of him. I would say to Abimelek, “Call out your whole army!” ’[2]30When Zebul the governor of the city heard what Gaal son of Ebed said, he was very angry.31Under cover he sent messengers to Abimelek, saying, ‘Gaal son of Ebed and his clan have come to Shechem and are stirring up the city against you.32Now then, during the night you and your men should come and lie in wait in the fields.33In the morning at sunrise, advance against the city. When Gaal and his men come out against you, seize the opportunity to attack them.’34So Abimelek and all his troops set out by night and took up concealed positions near Shechem in four companies.35Now Gaal son of Ebed had gone out and was standing at the entrance of the city gate just as Abimelek and his troops came out from their hiding-place.36When Gaal saw them, he said to Zebul, ‘Look, people are coming down from the tops of the mountains!’ Zebul replied, ‘You mistake the shadows of the mountains for men.’37But Gaal spoke up again: ‘Look, people are coming down from the central hill,[3] and a company is coming from the direction of the diviners’ tree.’38Then Zebul said to him, ‘Where is your big talk now, you who said, “Who is Abimelek that we should be subject to him?” Aren’t these the men you ridiculed? Go out and fight them!’39So Gaal led out[4] the citizens of Shechem and fought Abimelek.40Abimelek chased him all the way to the entrance of the gate, and many were killed as they fled.41Then Abimelek stayed in Arumah, and Zebul drove Gaal and his clan out of Shechem.42The next day the people of Shechem went out to the fields, and this was reported to Abimelek.43So he took his men, divided them into three companies and set an ambush in the fields. When he saw the people coming out of the city, he rose to attack them.44Abimelek and the companies with him rushed forward to a position at the entrance of the city gate. Then two companies attacked those in the fields and struck them down.45All that day Abimelek pressed his attack against the city until he had captured it and killed its people. Then he destroyed the city and scattered salt over it.46On hearing this, the citizens in the tower of Shechem went into the stronghold of the temple of El-Berith.47When Abimelek heard that they had assembled there,48he and all his men went up Mount Zalmon. He took an axe and cut off some branches, which he lifted to his shoulders. He ordered the men with him, ‘Quick! Do what you have seen me do!’49So all the men cut branches and followed Abimelek. They piled them against the stronghold and set it on fire with the people still inside. So all the people in the tower of Shechem, about a thousand men and women, also died.50Next Abimelek went to Thebez and besieged it and captured it.51Inside the city, however, was a strong tower, to which all the men and women – all the people of the city – had fled. They had locked themselves in and climbed up on the tower roof.52Abimelek went to the tower and attacked it. But as he approached the entrance to the tower to set it on fire,53a woman dropped an upper millstone on his head and cracked his skull.54Hurriedly he called to his armour-bearer, ‘Draw your sword and kill me, so that they can’t say, “A woman killed him.” ’ So his servant ran him through, and he died.55When the Israelites saw that Abimelek was dead, they went home.56Thus God repaid the wickedness that Abimelek had done to his father by murdering his seventy brothers.57God also made the people of Shechem pay for all their wickedness. The curse of Jotham son of Jerub-Baal came on them.