1Ijob antwortete:2»So ist es! Daran gibt es keinen Zweifel: Kein Mensch kann recht behalten gegen Gott! (Hi 13,18; Hi 40,3; Ps 143,2)3Bekäm er Lust, mit Gott zu prozessieren, so würde der ihm tausend Fragen stellen, auf die er auch nicht eine Antwort weiß.4Gott ist so reich an Weisheit, Macht und Stärke! Wer kann es wagen, ihm die Stirn zu bieten? Er käme nicht mit heiler Haut davon!5Ganz unversehens rückt Gott Berge fort, und wenn er zornig wird, zerstört er sie. (Joe 2,10)6Gott stößt die Erde an und sie erbebt; die Pfeiler, die sie tragen, lässt er schwanken.7Wenn er’s befiehlt, scheint keine Sonne mehr, die Sterne kann er hindern aufzugehen.8Allein hat Gott den Himmel ausgespannt, nur er kann über Meereswellen schreiten. (Jes 40,22; Mk 6,48)9Gott schuf den Großen Bären, den Orion, das Siebengestirn, den Sternenkranz des Südens. (Hi 38,31; Am 5,8)10Gott ist’s, der Wunder tut, unzählbar viele, so groß, dass wir sie nicht verstehen können. (Hi 5,9)11Gott geht an mir vorbei – ich seh ihn nicht, ich merke nicht, wie er vorübergeht. (2Mo 33,18)12Er rafft hinweg und niemand hindert ihn. Wer wagt zu fragen: ›He, was machst du da?‹13Gott muss nicht seinen Zorn in Schranken halten, selbst Rahabs Helfer hatten sich zu beugen. (Hi 7,12; Hi 26,12; Ps 89,11; Jes 51,9)14Wie könnte ich ihm dann entgegentreten, wie rechte Worte finden gegen ihn?15Ich bin im Recht und darf mein Recht nicht fordern! Soll ich ihn etwa noch um Gnade bitten, ihn, der das Urteil schon beschlossen hat?16Selbst wenn er sich dem Rechtsverfahren stellte – dass er mich hören würde, glaub ich nicht.17Gott sendet seinen Sturm und wirft mich nieder, ganz ohne Grund schlägt er mir viele Wunden.18Er lässt mich nicht einmal zu Atem kommen, stattdessen füllt er mich mit Bitterkeit.19Soll ich Gewalt anwenden? Er ist stärker! Zieh ich ihn vor Gericht? Wer lädt ihn vor?20Ich bin im Recht, ich habe keine Schuld, doch was ich sage, muss mich schuldig sprechen.21-22Mir ist jetzt alles gleich, drum sprech ich’s aus, selbst wenn ich meinen Kopf dafür riskiere: Dass ich im Recht bin, hilft mir nichts bei ihm; ob schuldig oder nicht – Gott bringt mich um![1]23Wenn plötzlich eine Katastrophe kommt und Menschen ohne Schuld getötet werden, hat er für ihre Ängste nur ein Lachen.24Gott hat die Erde Schurken übergeben und alle Richter hat er blind gemacht. Wenn er es nicht gewesen ist, wer dann?25Mein Leben eilt noch schneller als ein Läufer, nicht einer meiner Tage bringt mir Glück. (Hi 7,6)26Wie leichte Boote gleiten sie vorbei, schnell wie der Sturz des Adlers auf die Beute.27Wenn ich mir sage: ›Gib das Klagen auf, vergiss den ganzen Jammer, lach doch wieder!‹,28dann packt mich gleich die Angst vor neuen Qualen; ich weiß es ja, Gott spricht mich doch nicht frei.29Er will mich unbedingt für schuldig halten. Was hilft es, meine Unschuld zu beweisen? (5Mo 21,6; Jer 2,22)30Ich könnte mich mit reinstem Wasser waschen, die Hände könnte ich mit Lauge säubern.31Dann würde er mich in ein Schlammloch tauchen, sodass sich meine Kleider vor mir ekeln.32Ach, wäre Gott doch nur ein Mensch wie ich, ich wüsste, welche Antwort ich ihm gäbe: er müsste mit mir vor Gericht erscheinen!33Gäb es doch einen Schiedsmann zwischen uns,[2] dem wir uns alle beide beugen müssten!34Dann dürfte Gott mich nicht mehr weiterprügeln und würde mir nicht länger Angst einjagen.35Ich könnte reden, ohne mich zu fürchten. Jedoch in meinem Fall geht Macht vor Recht!
1Hiob antwortete und sprach:2Ja, ich weiß wohl, es ist so: Wie könnte ein Mensch recht behalten gegen Gott. (Hi 40,3; Ps 143,2)3Hat er Lust, mit ihm zu streiten, so kann er ihm auf tausend nicht eines antworten. (Ps 19,13)4Gott ist weise und mächtig; wer stellte sich ihm entgegen und blieb unversehrt?5Er versetzt Berge, ehe sie es innewerden; er stürzt sie um in seinem Zorn.6Er bewegt die Erde von ihrem Ort, dass ihre Pfeiler zittern.7Er spricht zur Sonne, so geht sie nicht auf, und versiegelt die Sterne.8Er allein breitet den Himmel aus und geht auf den Wogen des Meers. (Mt 14,25)9Er macht den Großen Wagen am Himmel und den Orion und das Siebengestirn und die Sterne des Südens. (Hi 38,31; Am 5,8)10Er tut große Dinge, die nicht zu erforschen, und Wunder, die nicht zu zählen sind. (Hi 5,9)11Siehe, er geht an mir vorüber, ohne dass ich’s gewahr werde, und wandelt vorbei, ohne dass ich’s merke.12Siehe, wenn er wegrafft, wer will ihm wehren? Wer will zu ihm sagen: Was machst du?13Gott wehrt seinem Zorn nicht; unter ihn mussten sich beugen die Helfer Rahabs[1]. (Hi 26,12; Ps 89,11)14Wie sollte dann ich ihm antworten und Worte finden vor ihm?15Wenn ich auch recht habe, so kann ich ihm doch nicht antworten, sondern ich müsste um mein Recht flehen.16Wenn ich ihn auch anrufe, dass er mir antwortet, so glaube ich nicht, dass er meine Stimme hört,17vielmehr greift er nach mir im Wettersturm und schlägt mir viele Wunden ohne Grund.18Er lässt mich nicht Atem schöpfen, sondern sättigt mich mit Bitternis.19Geht es um Macht und Gewalt: Er hat sie. Geht es um Recht: Wer will ihn vorladen? (Hi 33,1)20Wäre ich gerecht, so müsste mich doch mein Mund verdammen; wäre ich unschuldig, so würde er mich doch schuldig sprechen.21Ich bin unschuldig! Ich möchte nicht mehr leben; ich verachte mein Leben.22Es ist eins, darum sage ich: Er bringt den Frommen um wie den Gottlosen. (Hi 8,20; Pred 9,2)23Wenn seine Geißel plötzlich tötet, so spottet er über die Verzweiflung der Unschuldigen.24Die Erde ist in die Hand des Frevlers gegeben, und das Antlitz ihrer Richter verhüllt er. Wenn nicht er, wer anders sollte es tun?25Meine Tage sind schneller gewesen als ein Läufer; sie sind dahingeflohen und haben nichts Gutes erlebt.26Sie sind dahingefahren wie Schiffe aus Schilf, wie ein Adler herabstößt auf die Beute.27Wenn ich denke: Ich will meine Klage vergessen und mein Angesicht ändern und heiter bleiben,28so fürchte ich doch wieder alle meine Schmerzen, weil ich weiß, dass du mich nicht unschuldig sprechen wirst.29Ich soll ja doch schuldig sein! Warum mühe ich mich denn so vergeblich?30Wenn ich mich auch mit Schneewasser wüsche und reinigte meine Hände mit Lauge, (Jer 2,22)31so wirst du mich doch eintauchen in die Grube, dass sich meine Kleider vor mir ekeln.32Denn er ist nicht ein Mensch wie ich, dem ich antworten könnte, dass wir miteinander vor Gericht gingen. (Pred 6,10)33Kein Schiedsmann ist zwischen uns, der seine Hand auf uns beide legte!34Dass er seine Rute von mir nehme und sein Schrecken mich nicht mehr ängstige!35So wollte ich reden und mich nicht vor ihm fürchten, denn ich bin mir keiner Schuld bewusst.
Hiobs dritte Rede: Wie kann ein Mensch gerecht sein vor Gott?
1Da gab ihm Hiob zur Antwort:2„Gewiss, ich weiß, dass es so ist! / Wie könnte ein Mensch im Recht sein vor Gott?3Hätte er Lust, sich mit ihm zu streiten, / könnte er ihm auf tausend nicht eines erwidern.4Er hat ein weises Herz und große Kraft. / Wer trotzte ihm und bliebe unversehrt?5Er ist es, der plötzlich Berge versetzt, / der sie umstürzt in seinem Zorn.6Die Erde schüttelt er von ihrem Ort auf, / sodass ihre Säulen erzittern.7Er spricht zur Sonne, dann strahlt sie nicht auf, / er kann sogar die Sterne versiegeln.8Er allein spannt den Himmel aus / und schreitet auf den Wogen des Meeres.9Er hat den großen Bären gemacht, / den Orion und das Siebengestirn / und alle Sterne des Südens.10Er schafft Gewaltiges, das nicht erforscht werden kann, / tut Wunder, die nicht mehr zu zählen sind.“
Wer will Gott an etwas hindern?
11„Geht er an mir vorbei, ich sehe ihn nicht, / zieht er vorüber, ich bemerke ihn nicht.12Reißt er weg, wer hält ihn zurück? / Wer darf ihm sagen: 'Was machst du da?'13Gott hält seinen Zorn nicht zurück, / unter ihm haben sich Rahabs[1] Helfer geduckt.14Wie könnte ich ihm Rede und Antwort stehen, / wie die richtigen Worte wählen vor ihm?15Und wäre ich im Recht, ich könnte ihm nichts entgegnen. / Anflehen müsste ich ihn, der mein Richter ist.16Würde ich ihn rufen, und er gäbe mir Antwort, / ich könnte nicht glauben, dass er auf mich hört!17Er, der mich im Sturm zermalmt, / meine Wunden grundlos vermehrt.18Er erlaubt mir nicht, Atem zu schöpfen, / sondern füllt mich mit bitterem Leid.19Fragst du nach Stärke: Schau da! / Und nach Recht: Wer lädt mich denn vor?20Wäre ich auch im Recht, mein Mund würde mich verdammen; / wäre ich vollkommen, er beugte mich doch.21Ich bin schuldlos! / Ich kenne mich selbst nicht mehr, / und ich verachte mein Leben.22Es ist alles einerlei. Darum sage ich: / 'Er bringt den Schuldlosen genauso wie den Schuldigen um!23Wenn die Geißel plötzlich tötet, / verhöhnt er die Verzweiflung Unschuldiger.24Er hat die Erde einem Schurken gegeben und alle Richter blind gemacht. / Wenn nicht er es gewesen ist, wer dann?'“
Es gibt keinen Schlichter zwischen uns
25„Schneller als Läufer jagen meine Tage davon, / sie fliehen und sehen kein Glück.26Wie Schilfrohrboote gleiten sie vorbei, / wie der Sturz eines Adlers auf seine Beute.27Wenn ich denke: 'Ich will meine Klage vergessen, / ich blicke heiter, mach ein anderes Gesicht',28dann graut mir vor meinen Schmerzen. / Ich weiß, du sprichst mich nicht frei.29Ich soll eben schuldig sein. / Was mühe ich mich umsonst?30Würde ich mich mit Schneewasser waschen, / meine Hände mit Lauge säubern,31dann würdest du mich in die Grube tauchen, / dass selbst meine Gewänder sich ekeln vor mir.32Denn er ist nicht ein Mensch wie ich, / dass ich ihm antworten könnte / und wir gingen miteinander vor Gericht.33Kein Schlichter vermittelt zwischen uns / und legt seine Hand auf uns beide.34Er nehme seine Rute von mir weg, / sein Schrecken soll mich nicht mehr ängstigen.35Dann kann ich reden und muss ihn nicht fürchten, / dann hätte ich dazu keinen Grund.“
1Da antwortete Hiob und sprach: (Hi 18,1; Hi 25,1)2Gewiss, ich weiss, so ist es, und wie könnte ein Mensch im Recht sein vor Gott? (Hi 4,17; Ps 143,2)3Wenn er mit ihm streiten wollte, könnte er ihm nicht auf eins von tausend Antwort geben. (Hi 33,13)4Er hat ein weises Herz und grosse Kraft. Wer hat ihm je getrotzt und blieb unversehrt? (Hi 12,13; Hi 36,5)5Berge versetzt er, und sie merken es nicht, in seinem Zorn stürzt er sie um. (Ps 114,4)6Die Erde schreckt er auf von ihrem Ort, und ihre Säulen erzittern. (Hag 2,6; Hebr 12,26)7Zur Sonne spricht er, und sie strahlt nicht auf, und die Sterne legt er unter Siegel. (Jes 10,13; Joe 2,10; Joe 4,15)8Er spannte den Himmel aus, er allein, und er schritt einher auf den Wogen des Meeres. (1Mo 1,7)9Er schuf den Grossen Bären, den Orion, das Siebengestirn und die Kammern des Südens. (Hi 37,9; Hi 38,31; Am 5,8)10Grosses tut er, Unergründliches, und Wunderbares, ohne Zahl. (Hi 5,9)11Geht er an mir vorüber, sehe ich ihn nicht, und zieht er vorbei, erkenne ich ihn nicht. (2Mo 33,18; 2Mo 34,6; Hi 23,8; Hi 35,14)12Rafft er hinweg, wer kann ihn hindern, wer darf zu ihm sagen: Was tust du da? (Jes 43,13; Jes 45,9)13Gott hält seinen Zorn nicht zurück, unter ihm haben sich die Helfer Rahabs gebeugt. (Hi 26,12; Ps 89,11; Jes 51,9)14Und wie könnte ich ihm Rede stehen, meine Worte wählen vor ihm?15Auch wenn ich im Recht bin, kann ich nicht antworten, zu meinem Richter muss ich um Gnade flehen.16Riefe ich und gäbe er mir Antwort, ich glaube nicht, dass er wirklich auf mich hörte.17Im Sturm wird er nach mir greifen und ohne Grund meine Wunden mehren. (Hi 38,1; Hi 40,6)18Er lässt mich keinen Atem schöpfen, sondern erfüllt mich mit bitterem Leid. (Hi 7,19)19Sucht man die Kraft eines Starken: Seht, da ist er! Doch sucht man das Recht: Wer lädt ihn vor?20Auch wenn ich im Recht bin, meine Worte setzen mich ins Unrecht. Schuldlos bin ich, er aber hat mich schuldig gesprochen. (Hi 15,6)21Schuldlos bin ich! Ich sorge mich nicht, ich verachte mein Leben. (Hi 10,7; Hi 11,4; Hi 16,17)22Es ist alles eins! Darum sage ich: Den Schuldlosen wie den Schuldigen bringt er um. (1Mo 18,23; Hi 10,3; Pred 9,2; Hes 21,8; Mt 5,45)23Wenn die Geissel plötzlich tötet, lacht er über die Verzweiflung der Unschuldigen.24In die Hand eines Frevlers ist die Erde gegeben, das Gesicht ihrer Richter verhüllt er. Wenn nicht er, wer ist es dann?25Und schneller als ein Läufer sind meine Tage dahingeeilt, sie sind entflohen, nichts Gutes haben sie gesehen. (Hi 7,6)26Wie Kähne aus Schilfrohr sind sie vorübergeschossen, dem Adler gleich, der sich auf seine Beute stürzt.27Wenn ich denke: Ich will mein Leid vergessen, will meine Miene ändern und heiter blicken,28so graut mir vor all meinen Schmerzen. Ich weiss, du sprichst mich nicht frei.29Schuldig soll ich sein, warum soll ich mich vergeblich abmühen?30Auch wenn ich mich mit Schnee gewaschen und meine Hände mit Lauge gereinigt hätte, (Jer 2,22)31würdest du mich in die Grube tauchen, dass meine Kleider sich vor mir ekelten. (Ps 88,7)32Denn er ist kein Mann wie ich, dem ich antworten könnte, dass wir zusammen vor Gericht gingen. (Pred 6,10; Jes 45,9; Jer 49,19)33Kein Richter vermittelt zwischen uns und legt seine Hand auf uns beide. (1Sam 2,25; Hi 16,21)34Seinen Stock soll er von mir nehmen, und sein Schrecken soll mich nicht mehr ängstigen. (Hi 13,21; Hi 21,9)35Dann kann ich reden und muss mich nicht vor ihm fürchten, denn dazu habe ich keinen Grund.