1Mit meinen Augen schloss ich den Vertrag, niemals ein Mädchen lüstern anzusehen. (Mt 5,28; Sir 9,5; Sir 9,8)2Was hätte ich von Gott sonst zu erwarten? Was wäre seine Antwort[1] auf mein Tun?3Er schickt Verderben, straft mit Missgeschick, wenn jemand böse ist und Unrecht tut.4Gott sieht doch, was ich tue und was nicht; er zählt doch alle meine Schritte nach! (Hi 10,6; Hi 14,16; Hi 23,10; Hi 34,21)5Ich schwöre, dass ich nie zur Lüge griff und nie versuchte, andere zu betrügen.6Wenn Gott mich auf gerechter Waage wiegt, dann muss er meine Unschuld anerkennen. (Hi 1,1; Hi 27,6)7Wenn ich vom rechten Weg gewichen bin, wenn ich mein Herz den Augen folgen ließ, wenn meine Hände schmutzig sind von Schuld,8dann soll ein anderer essen, was ich säte, oder die Ernte soll vernichtet werden.9Wenn ich für meines Nachbarn Frau entbrannte und auf sie lauerte an seiner Tür,10soll meine Frau für einen andern kochen[2] und andere Männer sollen mit ihr schlafen!11Denn mein Vergehen wäre eine Schandtat, die jeder Richter hart bestrafen müsste; (5Mo 22,22; Spr 6,32)12ein Feuer wäre es, das mich vernichtet und restlos niederbrennt, was mir gehört.13Wenn einer meiner Knechte sich beklagte, wenn eine Magd sich über mich beschwerte, hab ich zu keiner Zeit ihr Recht missachtet.14Wie könnte ich sonst Gott vor Augen treten und mich verteidigen, wenn er mich prüfte?15Derselbe, der mich schuf im Mutterleib, hat doch auch die geschaffen, die mir dienen! (Spr 14,31; Eph 6,9)16Den Armen schlug ich keine Bitte ab und keine Witwe ging verzweifelt fort. (Hi 29,12; Jes 58,6; Mt 25,35; Tob 4,7; Tob 4,16)17Mein Mittagsmahl war nie für mich allein, kein Waisenkind blieb ohne seinen Anteil.18Von Jugend auf, solang ich denken kann, nahm ich es wie ein Vater bei der Hand.[3] (Hi 29,16)19Wenn einer nichts mehr anzuziehen hatte, zu arm war, eine Decke zu bezahlen,20dann half ich ihm und gab ihm warme Kleidung, gewebt aus Wolle meiner eigenen Schafe; er aber dankte mir mit Segenswünschen.21Wenn ich die Elternlosen unterdrückte, weil alle Richter meine Freunde waren,22dann soll mein Arm am Ellenbogen brechen und meine Schulter sich vom Rücken lösen!23Die Furcht vor Gottes Strafe schreckt mich ab und seine Hoheit kann ich nicht ertragen.24Ich hab mich niemals auf mein Gold verlassen, es nie als meine Sicherheit betrachtet. (Hi 22,24; Spr 11,28; Lk 12,15; Lk 12,19)25Mein Wohlstand hat mich niemals stolz gemacht, auch meine Arbeit nicht, die stets gelang.26Wenn ich die Sonne sah in ihrem Glanz, den Mond auf seiner Bahn in voller Pracht, (5Mo 4,19)27dann war ich nie versucht, sie zu verehren und ihnen eine Kusshand zuzuwerfen.28Der Richter müsste solche Sünde strafen, weil ich den höchsten Gott verleugnet hätte!29Ich hab nie schadenfroh dabeigestanden, wenn meine Feinde Not und Unglück traf. (Spr 24,17; Mt 5,44)30Ich hab auch niemals meinem Mund erlaubt, den Tod auf einen Feind herabzuwünschen. (1Petr 3,9)31Wer je mein Gast war, wird es mir bezeugen, dass jeder gut und reich bewirtet wurde.32Kein Fremder musste draußen übernachten, denn meine Tür stand immer allen offen. (Ri 19,20; Hebr 13,2)33Ich habe nie versucht, wie viele andere, mein Unrecht vor den Leuten zu verbergen.34Ich hatte niemals Angst vor ihrem Reden; ich bin auch niemals stumm zu Haus geblieben, weil ich ihr Spottgeschrei gefürchtet hätte.35Gäb es doch einen, der mich hören wollte! Was ich gesagt hab, kann ich unterschreiben. Gott, der Gewaltige, soll Antwort geben! Er zeige mir die Klageschrift des Gegners! (Hi 13,22; Hi 23,3)36Ich will sie stolz auf meiner Schulter tragen, sie mir als Kranz um meine Schläfen winden.37Ich würde Gott mein Leben offen legen und ohne Furcht ihm nahen wie ein Fürst!« (40b) Hier enden die Worte Ijobs.38Wenn sich mein Acker über mich beklagt[4] und alle seine Furchen weinen müssen, (2Chr 36,21)39weil ich nur erntete und ihn nicht pflegte und seinem Herrn im Himmel nicht gehorchte,[5]40dann soll er Dornen tragen statt des Weizens und statt der Gerste Unkraut wachsen lassen!
1»Mit meinen Augen habe ich einen Bund geschlossen, niemals ein Mädchen lüstern anzusehen.2Was hätte ich von Gott sonst zu erwarten, von ihm, der in der Höhe thront? Welches Urteil hätte der Allmächtige dann über mich verhängt?3Den Bösen trifft das Unheil, und den Übeltätern schickt Gott Unglück.4Er sieht doch all mein Tun, er kennt jeden Schritt.5War ich jemals verlogen und falsch, habe ich andere betrogen?6Gott soll mich wiegen auf seiner gerechten Waage – und er wird feststellen, dass ich unschuldig bin!7Wenn ich von seinem Wege abgewichen bin, wenn mein Herz alles begehrte, was meine Augen sahen, oder wenn an meinen Händen irgendein Unrecht klebt,8dann soll ein anderer verzehren, was ich gesät und geerntet habe, ausreißen soll man das Getreide auf meinem Feld!9Wenn ich mich von der Frau meines Nachbarn betören ließ und an ihrer Tür auf sie gewartet habe,10dann soll meine Frau für einen anderen kochen, und andere sollen sich über sie hermachen!11Denn dann hätte ich eine Schandtat begangen, ein Verbrechen, das vor die Richter gehört.12Ein Feuer ist der Ehebruch! Es brennt bis in den Tod. Es würde all mein Hab und Gut bis auf den Grund zerstören.13Wenn ich das Recht meines Knechtes oder meiner Magd missachtet hätte, als sie gegen mich klagten,14was wollte ich tun, wenn Gott Gericht hält, was könnte ich ihm erwidern, wenn er mich zur Rechenschaft zieht?15Denn er, der mich im Mutterleib gebildet hat, er hat auch meinen Knecht geschaffen. Wir beide verdanken unser Leben ihm!16Niemals habe ich die Bitte eines Armen abgeschlagen und keine Witwe weggeschickt, die verzweifelt zu mir kam.17Ich habe mein Brot nicht für mich selbst behalten, nein – mit den Waisenkindern habe ich es geteilt.18Von meiner Jugend an habe ich sie großgezogen wie ein Vater, für die Witwen habe ich mein Leben lang gesorgt.19Habe ich ruhig zugesehen, wie einer vor Kälte umkam? Ließ ich den Armen ohne warme Kleider weitergehen?20Nein, die Wolle meiner Lämmer wärmte ihn, er dankte mir von ganzem Herzen.21Wenn ich je ein Waisenkind bedrohte, wohl wissend, dass ich vor Gericht die größere Macht besaß,22dann soll mir der Arm von der Schulter fallen, abbrechen soll er, gerade am Gelenk!23Doch ich habe Gottes Strafgericht immer gefürchtet. Die Furcht vor seiner Hoheit hat mich vom Unrecht ferngehalten.24Ich habe nicht auf Gold vertraut; zum reinen Gold habe ich niemals gesagt: ›Du sicherst mir das Leben!‹25Ich habe mir auch nichts auf meinen großen Reichtum eingebildet, den ich mit eigener Hand erworben habe.26-27Und hätte ich mich heimlich dazu verführen lassen, die strahlende Sonne zu verehren oder den Mond auf seiner silbernen Bahn –28auch das wäre ein Vergehen, das vor die Richter gehört, denn damit hätte ich Gott verleugnet, der hoch über allen Gestirnen thront.29Habe ich hämisch gegrinst, wenn meinen Feind das Unglück traf, habe ich über seinen Untergang schadenfroh gelacht?30Nein, ich habe mit keinem Wort gesündigt, ich habe ihn nicht verflucht, ihm nicht den Tod gewünscht!31-32Kein Gast ist je von meinem Haus hungrig weggegangen, keinen Fremden ließ ich draußen auf der Straße übernachten, nein, meine Tür stand dem Wanderer stets offen – meine Männer können es bezeugen!33Ich habe nie versucht, mein Unrecht zu verbergen oder meine Schuld geheim zu halten, wie alle anderen es tun[1]. (1Mo 3,1)34Ich bin nicht stumm zu Hause geblieben aus Angst, dass meine Sippe mich verachten könnte; ich scheute nicht die große Menge.35Ach, wenn Gott mich nur anhörte! Hier ist die Unterschrift unter meine Verteidigung! Ich erwarte, dass der Allmächtige mir darauf antwortet! Mein Gegner soll seine Anklagen schriftlich niederlegen!36Ja, ich würde dieses Schriftstück auf der Schulter tragen und es mir wie eine Krone aufsetzen!37Über jeden Schritt würde ich Gott Rechenschaft geben, wie ein Fürst ihm gegenübertreten!38Wenn mein Acker meinetwegen um Hilfe schreien musste und seine Furchen von Tränen durchnässt waren,39wenn ich seinen Ertrag verzehrt habe, ohne ihm zu geben, was ihm zusteht; wenn ich die Pächter zugrunde gerichtet habe,40dann sollen auf dem Acker Dornen statt Weizen wachsen und Unkraut statt der Gerste!« Hier enden die Reden von Hiob.
1Hiob war noch nicht fertig: „Ich hatte schon vor einiger Zeit so eine Art Vertrag mit meinen Augen geschlossen. Pornos gucken und im Playboy blättern kamen für mich nicht infrage.2Wenn ich das nicht packen würde, was hätte ich dann noch von Gott groß an Geschenken zu erwarten? Was hätte mir dieser Gott, der einfach alles kann, von da oben noch runterreichen können?3Es ist doch so: Der Typ, der Mist baut, kriegt auch den Mist ab, oder? Da sorgt Gott schon für. Solche Leute gehen kaputt.4Gott sieht doch ganz genau, was ich mache! Er verfolgt jeden Schritt von mir auf einer riesigen Leinwand im Himmel.5Wenn ich rumlüge oder die ganze Zeit Leute betrüge,6würde Gott das alles genau mitkriegen. Er schreibt jede Tat von mir auf, er hat eine Datei mit meinem Namen auf seinem Rechner.7Auch wenn ich in anderen Bereichen Mist gebaut hätte, wenn ich mir was reingezogen hätte, was Gott nicht möchte, oder wenn ich mir irgendwie die Hände schmutzig gemacht hätte,8dann könnte ich noch so viele gute Sachen in Gang bringen, am Ende würden nur andere davon profitieren, aber ich nicht. Alles, was ich anfangen würde, wär umsonst.9Wenn ich mich voll in die Braut von einem Freund verknallt hätte und ich jeden Tag vor ihrer Wohnung rumlungern würde,10dann könnte meine Frau unsere Beziehung abhaken. Sie könnte ab sofort mit anderen Männern in die Kiste springen, wenn sie will.11Das, was ich gemacht hätte, wäre nämlich voll schlimm, und es müsste hart von einem Gericht bestraft werden.12Die Strafe müsste so krass sein, dass ich mich davon nicht mehr erholen würde. Die Strafe müsste alles kaputt machen, was mir gehört, restlos.13Wenn ich mal einen meiner Angestellten unkorrekt behandelt hätte und der mich anzeigen würde,14was könnte ich dann noch sagen, wenn Gott selbst die Untersuchung des Falls führen würde?15Gott hat doch meine Angestellten genauso gemacht, wie er mich gemacht hat, als ich noch als Embryo im Bauch von meiner Mutter lag. Gott kennt mich!16Ich hatte in meinem Leben ein paar Grundsätze. Wenn ein Typ von der Straße etwas von mir wollte, hab ich es ihm gegeben. Wenn allein erziehende Frauen, die von Hartz IV lebten, bei mir ankamen, hab ich ihnen geholfen.17Wenn ich am Essen war, hab ich immer etwas an andere abgegeben. Wenn jemand Hunger hatte, hab ich meine Pommes mit ihm geteilt.18Schon als Kind hab ich mich immer um die kaputten Leute gekümmert, und ich kümmere mich heute noch um diese Menschen, wie ein Vater um seine Kinder.19Ich sag euch mal, wie ich so drauf war: Wenn ich zum Beispiel jemanden gesehen hab, der nichts Anständiges zum Anziehen hatte und bei dem nicht mal mehr die Kohle für eine Decke da war,20dann hab ich ihm sofort einen anständigen Daunenschlafsack organisiert.21Wenn ich jemals einem Kind ohne Eltern einfach eine reingehauen hätte, weil ich wusste, dass keiner kommt, um mich anzuzeigen, und keiner da wäre, um dieses Kind zu verteidigen,22dann sollte man mir sofort eine Schulter brechen und meinen Arm aus dem Gelenk drehen.23Ich habe totalen Respekt vor Gott und hab Angst davor, von ihm eins reingedrückt zu bekommen.24Ich habe meine Sicherheit nie auf meinem Bankkonto aufgebaut, von mir kam nie so ein Spruch wie ‚Geld macht glücklich‘.25Ich bin nie abgehoben, obwohl ich sehr viel Kohle hatte, und auch wenn ich viel erreicht hab, war ich nie arrogant unterwegs.26Ich habe nicht an Horoskope geglaubt, ich habe auch nie meine Hoffnung auf Wahrsager und Kartenleger gesetzt.27Ich hab niemals dran gedacht, zu den Sternen zu beten oder die Sonne so toll zu finden, dass ich sie anhimmele.28So was müsste vor Gericht hart bestraft werden, wenn ich so was mal tun würde. Denn dann hätte ich ja Gott selbst damit beleidigt.29Ich hab mich auch nie gefreut, wenn meine Feinde kaputtgingen.30Ich habe auch nie anderen Menschen die Krätze an den Hals gewünscht und sie verflucht.31Wenn ich Leute bei mir zu Besuch hatte, wurden sie immer fett bedient; jeder ist satt wieder nach Hause gegangen.32Wenn Leute auf der Durchreise einen Pennplatz brauchten, durften sie immer bei mir übernachten, das war nie ein Problem für mich.33Hab ich vielleicht versucht, meine Fehler zu vertuschen, damit keiner meinen Mist mitbekommt?34Das hätte ich ja vielleicht machen können, aus Angst vor den Folgen. Und auch, weil mich sehr viele Leute aus meiner Familie dann fertiggemacht hätten. Das wäre ein Grund gewesen, besser zu Hause zu bleiben und da deprimiert rumzusitzen.35Ach Mann, wenn es doch nur einen Menschen geben würde, der mir mal zuhört! Eins garantiere ich euch: Gott, dem nichts unmöglich ist, hört mir zu! Er wird auf die Anzeige von meinen Gegnern die passende Antwort haben.36Die Antwort würde ich mir dann aufschreiben und auf ein T-Shirt drucken lassen, damit jeder sie lesen kann.37Ich würde meinen Gegner über jeden von meinen Schritten informieren. Ich würde mich ihm gegenüber verhalten wie ein Star.38Wenn ich jemals meine Arbeiter ausgebeutet und mir mit dem Geld ein schönes Leben gemacht haben sollte, dann sollen alle meine Firmen pleitegehen und meine ganzen Felder verrotten!“ Das war der letzte Satz von Hiobs Rede.