1Was ihr so redet, hab ich längst gehört, ich hab es selbst gesehn und mir gemerkt.2Was ihr da wisst, das weiß ich allemal, darin bin ich euch jederzeit gewachsen! (Hi 12,3)3Doch nicht mit euch, mit Gott hab ich zu reden; mit dem Gewaltigen lieg ich im Streit!4Ihr selbst seid ratlos, deckt es zu mit Lügen; Kurpfuscher seid ihr, die nicht heilen können!5Es wäre besser, wenn ihr schweigen würdet, dann könnte man euch noch für weise halten! (Spr 17,28)6Hört zu, damit ich euch mein Recht beweise! Macht eure Ohren auf für meine Worte!7Tut ihr’s für Gott, wenn ihr so schamlos lügt? Wollt ihr zu seinen Gunsten mich betrügen? (Hi 42,7)8Warum ergreift ihr denn Partei für ihn? Müsst ihr ihn etwa vor Gericht vertreten?9Wie wäre es, wenn er euch jetzt verhörte? Lässt Gott sich von euch täuschen wie ein Mensch?10Er wird euch ganz gewiss zur Rede stellen, wenn ihr geheimen Vorurteilen folgt.11Erschreckt ihr nicht vor seiner Majestät? Schon der Gedanke müsste euch erschüttern!12Wie Staub im Wind sind eure weisen Sprüche und eure Gründe halten stand wie Ton.13Seid still, lasst mich in Ruh! Jetzt rede ich! Was daraus wird, das ist mir völlig gleich!14Und wenn ich mich um Kopf und Kragen rede: Ich bin bereit, mein Leben zu riskieren.15Gott wird mich töten, darauf warte ich; doch erst will ich vor ihm mein Recht behaupten. (Hi 14,20; Hi 17,15)16Vor ihm zu stehen wär für mich schon Rettung; denn Heuchler kommen nicht in seine Nähe.17Nun hört euch an, was ich zu sagen habe, dass ihr begreift, was ich erklären will!18Ich bin bereit, den Rechtsfall vorzutragen. Ich bin im Recht, das weiß ich ganz genau! (Hi 9,2)19Wer hätte Aussicht, mich zu Fall zu bringen? Dann wollt’ ich gerne schweigen und auch sterben!20Nur dies, mein Gott, erbitte ich von dir, damit ich offen vor dich treten kann:21Zieh deine schwere Hand von mir zurück und fülle mich nicht mehr mit Angst und Schrecken.22Dann klage an und ich will Rede stehen; oder ich frage dich und du gibst Antwort. (Hi 31,35; Hi 38,2; Hi 40,7)23Wie viele Sünden habe ich begangen? Wie groß ist meine Schuldenlast bei dir?24Weshalb siehst du mich nicht mehr freundlich an und tust, als wäre ich dein Feind geworden? (Hi 19,11; Hi 22,21; Hi 33,10)25Was bin ich denn? Ein abgefallenes Blatt, ein dürrer Strohhalm, fortgeweht vom Wind. Doch ständig scheuchst du mich und jagst mir nach!26Zu harten Strafen hast du mich verurteilt, kein Fehler meiner Jugend ist vergessen! (Ps 25,7)27Du lässt nicht zu, dass ich mich frei bewege,[1] argwöhnisch überwachst du jeden Schritt, selbst meine Fußspur zeichnest du dir auf.28Deshalb zerfalle ich[2] wie morsches Holz, wie ein von Motten angefressenes Kleid.
1»Das alles ist mir bestens bekannt! Ich habe es mit eigenen Augen gesehen und von anderen gehört.2Was ihr wisst, weiß ich auch, ich stehe euch in nichts nach!3Aber ich will mit dem Allmächtigen reden, vor ihm will ich mich verteidigen.4Ihr übertüncht ja die Wahrheit mit euren Lügen! Kurpfuscher seid ihr allesamt!5Wenn ihr doch nur schweigen würdet, dann könnte man euch noch für weise halten!6Hört jetzt, was ich zu meiner Verteidigung sage, und gebt acht, wie ich meinen Fall vortrage!7Wollt ihr für Gott lügen und mit falschen Aussagen für ihn eintreten?8Wollt ihr Partei für ihn ergreifen und seinen Streit ausfechten?9Das kann doch nicht gutgehen! Meint ihr, dass er sich täuschen lässt, wenn er euch ins Verhör nimmt?10Zurechtweisen wird er euch, weil ihr heimlich für ihn Partei ergreift!11Sein Erscheinen wird euch zu Tode erschrecken, die Angst wird euch packen!12Eure tiefsinnigen Sprüche sind wertlos wie ein Häufchen Asche! Eure Verteidigung zerbröckelt wie Lehm!13Schweigt jetzt! Ich will reden, komme, was da wolle!14Ich bin bereit, Kopf und Kragen zu riskieren, ja, ich setze mein Leben aufs Spiel!15Gewiss wird Gott mich töten, dennoch vertraue ich auf ihn, denn ich will mein Leben vor ihm verantworten.16Schon das wird meine Rettung sein, denn wer mit Gott gebrochen hat, darf gar nicht erst in seine Nähe kommen!17Hört jetzt genau zu, wenn ich meinen Fall klarstelle! Achtet auf jedes Wort!18Ich habe mich auf die Verhandlung bestens vorbereitet und bin sicher, dass ich recht behalte.19Kann mir jemand eine Schuld nachweisen? Dann will ich schweigen und auf der Stelle sterben.20Aber zuerst habe ich noch zwei Bitten an dich, o Gott; erfülle sie mir, damit ich dir überhaupt begegnen kann:21Nimm dieses schmerzhafte Leiden von mir und die schreckliche Angst, mit der du mich plagst!22Rede du zuerst, dann werde ich antworten, oder lass mich beginnen, und dann antworte du!23O Gott, sag mir: Wo bin ich schuldig geworden? Welche Sünden habe ich begangen? Wo habe ich dir die Treue gebrochen?24Warum ziehst du dich von mir zurück und betrachtest mich als deinen Feind?25Warum verfolgst du mich und jagst mir Schrecken ein? Ich bin doch nur ein welkes Blatt, ein dürrer Halm!26Ein bitteres Los hast du über mich verhängt; du strafst mich sogar für die Sünden meiner Jugend.27Du legst meine Füße in Ketten, beobachtest jede Bewegung und bewachst mich auf Schritt und Tritt[1].28So zerfalle ich langsam wie ein Holz, das vermodert, wie ein Kleid, das die Motten zerfressen.«
1Hiob war noch nicht fertig: „Ich hab euch jetzt lange zugehört und alles mitbekommen, was ihr mir so erzählt habt.2Die ganzen Sachen hab ich ja auch schon lange kapiert, ich bin doch nicht doof.3Eigentlich sollte ich gar nicht mit euch über das alles hier labern, sondern mit Gott! Mit ihm, dem gigantischen Gott, hab ich ja ein Problem.4Ihr seid ja auch nur dumm wie Brot, ihr habt überhaupt keinen Schnall, was hier gerade abläuft. Ihr seid wie arrogante Ärzte, die so tun, als hätten sie eine Wundermedizin gegen jede Krankheit erfunden.5Wenn ihr wenigstens mal euren Mund gehalten hättet, dann hätte man nicht bemerkt, dass ihr nichts in der Birne habt.6Jetzt stellt eure Lauscher auf Empfang, damit ich euch mal was reindrücken kann:7Macht ihr das eigentlich für Gott, dass ihr hier so einen Dünnsinn verbreitet?8Seid ihr auf seiner Seite? Wollt ihr etwa Gottes Anwalt spielen?9Was denkt ihr, wie würdet ihr abschneiden, wenn er jetzt eure Gedanken liest? Denkt ihr, dass ihr Gott genauso täuschen könnt, wie man Menschen gern mal verarscht?10Er wird bestimmt ganz schön sauer sein, wenn er mitbekommt, dass ihr so ungerecht seid und ihn bevorzugt, nur weil er Gott ist.11Dann werdet ihr mächtig Schiss vor seiner heftigen Art bekommen.12Eure tollen Sprüche könnt ihr euch sonst wohin stecken, und eure Argumente sind echt für den Arsch.13Haltet endlich die Fresse, jetzt sag ich mal meine Meinung! Es ist mir egal, was dann mit mir passiert!14Was hab ich noch zu verlieren? Warum sollte ich mich jetzt noch zusammenreißen?15Gott wird mich sowieso töten. Ich warte schon die ganze Zeit darauf. Aber vorher will ich ihm noch mal meine Meinung ins Gesicht sagen!16Wenn ich so weit komme, wäre das schon mal die halbe Miete, ich wäre gerettet. Denn normalerweise kommen Leute, die immer nur Mist bauen, und so einer soll ich ja sein, nicht wirklich bis zu ihm durch.17Jetzt hört mir mal zu! Ich will euch meinen Fall noch mal ausführlich verklickern.18Ich bin für eine Gerichtsverhandlung gut vorbereitet und bin mir ganz sicher, dass ich die gewinnen würde.19Es gibt keinen Gegner, mit dem ich es dabei nicht aufnehme. Wenn einer kommt und mich besiegt, sag ich nichts mehr, versprochen.20Nur zwei Sachen möchte ich von dir, Gott, dann werde ich mich dir hundertprozentig stellen.21Erstens will ich, dass du mir mal eine Pause gönnst! Hör auf damit, mir immer wieder diese Depressionen und Angstzustände reinzudrücken!22Wenn du das machst, werde ich dir auf jede Frage eine ehrliche Antwort geben. Oder ich stell dir Fragen, und du antwortest mir.23Und dann beantworte mir zweitens mal ein paar Fragen. Ich würde zum Beispiel gerne wissen, wie viel Mist ich denn jetzt konkret gebaut habe? Was steht alles zwischen uns? Ich will endlich hören, was ich alles verbrochen haben soll!24Warum bist du plötzlich nicht mehr nett zu mir? Warum versteckst du dich? Warum bin ich auf einmal dein größter Feind, hä?25Macht dir das Spaß, auf einer halbtoten Maus auch noch rumzutrampeln? Findest du das witzig, einem kleinen Schmetterling die Flügel auszureißen?26Du hast mich zu echt harten Strafen verknackt, und den Mist, den ich als Jugendlicher irgendwann mal verbockt habe, muss ich jetzt wohl ausbaden.27An meine Füße hast du eine elektronische Fußfessel gelegt, über einen Peilsender verfolgst du jeden Schritt von mir, alles, was ich tue, wird aufgezeichnet.28Ich setze schon Schimmel an, wie ein alter Apfel in einer Plastiktüte. Wie eine angematschte Banane gammel ich langsam vor mich hin.“