Klagelieder 4

Einheitsübersetzung 2016

von Katholisches Bibelwerk
1 Weh, wie glanzlos ist das Gold, / gedunkelt das köstliche Feingold, hingeschüttet die heiligen Steine / an den Ecken aller Straßen!2 Die kostbaren Kinder Zions, / aufgewogen mit reinem Gold, weh, wie Krüge aus Ton sind sie geachtet, / wie Werk von Töpferhand.3 Selbst Schakale reichen die Brust, / säugen ihre Jungen. Die Tochter, mein Volk, ist grausam geworden / wie Strauße in der Wüste. (Hi 39,13)4 Des Säuglings Zunge klebt / an seinem Gaumen vor Durst. Kinder betteln um Brot; / keiner bricht es ihnen.5 Die einst Leckerbissen schmausten, / verschmachten auf den Straßen. Die einst auf Purpur lagen, / klammern sich jetzt an Unrat.6 Größer ist die Schuld der Tochter, meines Volkes, / als die Sünde Sodoms, das plötzlich vernichtet wurde, / ohne dass eine Hand sich rührte. (1Mo 19,24; Jer 49,18)7 Ihre Vornehmen waren reiner als Schnee, / weißer als Milch, ihr Leib rosiger als Korallen, / saphirgleich ihre Gestalt.8 Schwärzer als Ruß sehen sie aus, / man erkennt sie nicht auf den Straßen. Ihre Haut schrumpft ihnen am Leib, / trocken wie Holz ist sie geworden. (Jes 66,14)9 Besser die vom Schwert Getöteten / als die vom Hunger Getöteten; sie sind verschmachtet, / vom Missertrag der Felder getroffen.10 Die Hände liebender Frauen / kochten die eigenen Kinder. Sie dienten ihnen als Speise / beim Zusammenbruch der Tochter, meines Volkes. (Kla 2,20)11 Randvoll gemacht hat der HERR seinen Grimm, / ausgegossen seinen glühenden Zorn. Er entfachte in Zion ein Feuer, / das bis auf den Grund alles verzehrte.12 Kein König eines Landes, kein Mensch auf der Erde / hätte jemals geglaubt, dass ein Bedränger und Feind / durchschritte die Tore Jerusalems.13 Wegen der Sünden ihrer Propheten, / wegen der Verfehlung ihrer Priester, die in ihrer Mitte vergossen haben / das Blut von Gerechten, (Kla 2,14)14 wanken sie blind durch die Gassen, / besudelt mit Blut, sodass man nicht berühren mag / ihre Kleider.15 Fort, unrein!, ruft man ihnen zu. / Fort, fort! Rührt nichts an! Da fliehen sie, da wanken sie. / Unter den Völkern sagt man: / Sie dürfen nicht länger bleiben. (Jes 52,11)16 Das Angesicht des HERRN hat sie zerstreut, / er schaut sie nicht mehr an. Keine Ehrfurcht zollte man den Priestern, / die Ältesten fanden keine Gnade.17 Als wir uns noch die Augen nach Hilfe für uns ausschauten, / war es umsonst. Auf unserer Warte spähten wir nach einem Volk, / das dann doch keine Hilfe brachte.18 Man stellte unseren Schritten nach, / wir konnten nicht auf die Straßen. Unser Ende war nah, die Tage voll, / ja, unser Ende kam.19 Schneller waren unsere Verfolger / als Adler am Himmel. Sie jagten uns auf den Bergen, / lauerten uns auf in der Wüste.20 Unser Lebensatem, der Gesalbte des HERRN, / ist gefangen in ihren Gruben. Wir aber hatten gedacht: / In seinem Schatten werden wir leben unter den Völkern. (2Kön 25,27)21 Juble nur und freue dich, Tochter Edom, / die du wohnst im Lande Uz. Auch zu dir wird der Becher kommen, / du wirst dich betrinken und dich entblößen. (Jer 25,15; Ob 1,1)22 Zu Ende ist deine Schuld, Tochter Zion; / nicht wieder führt er dich in Verbannung. Deine Schuld sucht er heim, Tochter Edom, / deckt deine Sünden auf. (Jes 40,2)

Klagelieder 4

Zürcher Bibel

von Theologischer Verlag Zürich
1 Ach, wie färbt das Gold sich schwarz, (Alef) wie verändert sich das Feingold! Die Steine des Heiligtums liegen herum an allen Strassenenden.2 Die kostbaren Kinder Zions, (Bet) wertvoll wie reines Gold, ach, sie werden geachtet wie Krüge aus Ton, wie ein Werk von Töpferhänden! (Jer 19,11; Hos 8,8)3 Selbst Schakale reichen die Brust, (Gimel) säugen ihre Jungen! Die Tochter meines Volks aber ist grausam geworden wie die Strausse in der Wüste. (Hi 39,13; Jes 43,20)4 Die Zunge des Säuglings haftet (Dalet) an seinem Gaumen vor Durst. Die Jüngsten haben nach Brot gefragt, da ist keiner, der es ihnen bricht. (Jes 41,17; Kla 1,11; Kla 2,11)5 Die Leckerbissen verzehrten, (He) sind auf den Strassen zugrunde gegangen; die auf Karmesin getragen wurden, klammern sich an Abfallhaufen. (Hi 2,8)6 Und die Schuld der Tochter meines Volks war grösser (Waw) als die Sünde Sodoms, das umgestürzt wurde wie aus dem Nichts, ohne dass sich darin Hände gerührt hätten. (1Mo 19,24; Jer 23,14; Kla 4,13)7 Ihre Geweihten waren reiner als Schnee, (Sajin) strahlten heller als Milch, ihr Leib war röter als Korallenperlen, ihre Gestalt war Saphir. (Hl 5,10)8 Dunkler als Schwärze ist nun ihr Aussehen, (Chet) auf den Strassen erkennt man sie nicht, ihre Haut hat sich zusammengezogen auf ihren Knochen, ist trocken geworden wie Holz. (Hi 30,30; Kla 5,10)9 Die vom Schwert Dahingerafften hatten es besser (Tet) als die vom Hunger Dahingerafften, die dahinsiechend verenden, ohne die Erträge des Feldes. (Jer 11,22; Kla 1,11)10 Die Hände barmherziger Frauen (Jod) haben die eigenen Kinder gekocht; sie dienten ihnen als Speise beim Zusammenbruch der Tochter meines Volks. (Jer 19,9; Kla 2,20)11 Der HERR hat sein Zornwerk vollendet, (Kaf) seinen glühenden Zorn hat er ausgegossen und ein Feuer in Zion entzündet, und es hat seine Grundmauern gefressen. (Jer 15,14; Kla 1,12; Kla 2,1; Kla 3,43)12 Die Könige der Erde glaubten es nicht, (Lamed) und keiner der Bewohner des Erdkreises glaubte es, dass Gegner und Feind eindringen würden in die Tore von Jerusalem (Kla 1,7)13 der Sünden ihrer Propheten, (Mem) der Verschuldungen ihrer Priester wegen, die in ihrer Mitte[1] das Blut von Gerechten vergossen. (Jer 23,11; Kla 2,14; Hes 22,26)14 Blind wankten sie auf den Strassen, (Nun) mit Blut waren sie befleckt, was sie nicht anrühren dürfen, berührten sie mit ihren Kleidern. (Jes 59,3; Hag 2,12)15 Weg von hier! Unrein!, rief man ihnen zu. (Samech) Weg von hier, weg von hier, berührt es nicht. Ja, sie sind geflohen, mussten umherirren. Unter den Nationen hat man gesagt: Sie dürfen nicht länger bleiben! (3Mo 1,3; 3Mo 13,45; Kla 1,9)16 Das Angesicht des HERRN hat sie zerstreut, (Pe) er sieht sie nicht länger an. Das Angesicht der Priester hat man nicht erhoben, den Ältesten war man nicht gnädig. (Kla 5,12)17 Noch verzehren sich unsere Augen (Ajin) auf der Suche nach Hilfe für uns - vergeblich! Auf unserer Warte hielten wir Ausschau nach einer Nation - die nicht helfen kann. (Kla 5,6)18 Auf unsere Schritte hat man Jagd gemacht, (Zade) so dass wir auf unseren Plätzen nicht gehen konnten, unser Ende ist nahe, unsere Tage sind abgelaufen, ja, unser Ende ist gekommen. (Hes 7,2; Am 8,2)19 Unsere Verfolger waren schneller (Qof) als Adler am Himmel, auf den Bergen haben sie uns verfolgt mit Feuereifer, in der Wüste haben sie uns aufgelauert. (Jer 4,13; Kla 1,3; Kla 5,5)20 Unser Lebensatem - der Gesalbte des HERRN - (Resch) ist in ihren Gruben gefangen, er, von dem wir gesagt haben: In seinem Schatten werden wir leben unter den Nationen! (2Kön 25,6; Ps 2,2)21 Sei fröhlich und freue dich, Tochter Edom, (Sin) die du wohnst im Lande Uz! Auch zu dir wird der Kelch kommen, du wirst dich betrinken und dich entblössen. (Hes 35,14; Ob 1,16)22 Tochter Zion, deine Schuld ist getilgt, (Taw) nicht länger lässt er dich in der Verbannung! Tochter Edom, deine Schuld sucht er heim, deine Sünden hat er aufgedeckt! (Jes 40,2; Jer 50,20)