Judit 10

Einheitsübersetzung 2016

1 Als sie ihr flehentliches Gebet zu dem Gott Israels beendet und alles gesagt hatte,2 stand sie auf, rief ihre Dienerin und stieg in das Haus hinab, wo sie sich am Sabbat und an den Festtagen aufzuhalten pflegte.3 Dort legte sie das Bußgewand ab, das sie trug, zog ihre Witwenkleider aus, wusch ihren Körper mit Wasser und salbte sich mit einer wohlriechenden Salbe. Hierauf ordnete sie ihre Haare, legte ein Haarband an und zog die Festkleider an, die sie zu Lebzeiten ihres Gatten Manasse getragen hatte. (2Mo 29,4)4 Auch zog sie Sandalen an, legte ihre Fußspangen, Armbänder, Fingerringe, Ohrgehänge und all ihren Schmuck an und machte sich schön, um die Blicke aller Männer, die sie sähen, auf sich zu ziehen. (Jes 3,16)5 Ihrer Dienerin gab sie einen Schlauch Wein und ein Gefäß mit Öl; sie füllte einen Sack mit Gerstenmehl, getrockneten Feigen und reinen Broten, verpackte all diese Dinge sorgfältig und lud sie ihrer Dienerin auf.6 Darauf gingen sie zum Stadttor von Betulia hinaus. Dort trafen sie Usija sowie Kabri und Karmi, die Ältesten der Stadt, auf ihrem Posten.7 Als sie Judits verwandeltes Aussehen sahen und die Kleider, die sie angelegt hatte, kamen sie aus dem Staunen über ihre Schönheit nicht mehr heraus und sagten zu ihr:8 Der Gott unserer Väter gebe dir Erfolg und lasse dein Vorhaben gelingen, zum Ruhm Israels und zur Verherrlichung Jerusalems.9 Sie aber neigte sich vor Gott im Gebet und sagte dann zu ihnen: Gebt Befehl, dass mir das Stadttor geöffnet wird; ich will hinausgehen und tun, was ihr mit mir besprochen habt. Da befahlen sie den jungen Männern, das Tor für sie zu öffnen, wie sie es gewünscht hatte.10 Man öffnete das Tor und Judit ging mit ihrer Dienerin hinaus. Die Männer in der Stadt aber sahen ihr nach, bis sie den Berg hinabgestiegen und durch das Tal gegangen war und man sie nicht mehr sehen konnte.11 Als sie im Tal weitergingen, begegneten ihr assyrische Vorposten.12 Sie hielten sie fest und fragten: Zu welchem Volk gehörst du? Woher kommst du und wohin gehst du? Sie antwortete: Ich gehöre zum Volk der Hebräer und laufe von ihnen fort, weil sie euch doch bald zum Fraß vorgeworfen werden.13 Ich will zu Holofernes, dem Oberbefehlshaber eures Heeres, gehen und ihm eine zuverlässige Nachricht bringen; ich will ihm zeigen, welchen Weg er einschlagen muss, um das ganze Bergland in seinen Besitz zu bringen, ohne dass dabei einer von seinen Leuten Leib und Leben verliert.14 Als die Männer ihre Worte hörten und ihr Gesicht betrachteten, dessen Schönheit sie bezauberte, sagten sie:15 Du hast dein Leben gerettet, weil du dich beeilt hast, von dort oben unserem Herrn entgegenzugehen. Komm jetzt zu seinem Zelt! Einige von uns werden dich begleiten und dich ihm übergeben.16 Hab keine Angst, wenn du vor ihm stehst! Sag ihm, was du zu sagen hast, dann wird er dich gnädig behandeln.17 Darauf wählten sie von ihren Leuten hundert Männer zum Geleit für Judit und ihre Dienerin aus; diese führten sie zum Zelt des Holofernes.18 Im ganzen Lager entstand eine große Unruhe; denn die Nachricht von Judits Ankunft hatte sich schon in den Zelten herumgesprochen. Die Leute eilten herbei und umringten sie, als sie vor dem Zelt des Holofernes stand, bis man sie ihm angemeldet hatte.19 Sie bewunderten ihre Schönheit und bewunderten die Israeliten ihretwegen. Einer sagte zum andern: Wer kann dieses Volk verachten, das solche Frauen in seiner Mitte hat? Es wäre nicht klug, auch nur einen einzigen Mann von ihnen übrig zu lassen; wenn man sie laufen lässt, sind sie imstande, noch die ganze Welt zu überlisten.20 Schließlich kamen die Leibwächter des Holofernes und sein ganzes Gefolge heraus und führten sie in das Zelt.21 Holofernes lag auf seinem Lager unter einem Mückennetz aus Purpur und Gold, in das Smaragde und andere Edelsteine eingewebt waren.22 Als man ihm Judit anmeldete, trat er in den Vorraum des Zeltes hinaus, wobei ihm silberne Leuchter vorangetragen wurden.23 Sobald er und sein Gefolge Judit erblickten, gerieten sie alle in Erstaunen über die Schönheit ihres Gesichts. Sie warf sich vor ihm nieder und huldigte ihm, doch seine Diener richteten sie wieder auf.

Judit 10

Lutherbibel 2017

1 Als sie nun aufgehört hatte, zu dem Gott Israels zu schreien, und als ihr Gebet beendet war,2 da stand sie vom Boden auf, rief ihre Magd herbei und ging hinunter in das Haus, wo sie sich am Sabbat und an Festtagen aufzuhalten pflegte.3 Sie zog die Kleider ihrer Witwenschaft aus und legte den Sack ab, mit dem sie sich bekleidet hatte. Sie wusch ihren Leib mit Wasser und salbte sich mit betörendem Balsam, flocht ihre Haare und wand Bänder hinein und zog jene Festkleider an, die sie zu Lebzeiten ihres Mannes Manasse getragen hatte. (Jdt 8,5; Jdt 9,1)4 Sie wählte Sandalen für ihre Füße aus und legte Fußkettchen und Armreifen, Fingerringe und Ohrgehänge und all ihr Geschmeide an. So machte sie sich schön, um die Augen der Männer zu blenden.5 Dann gab sie ihrer Magd einen Schlauch mit Wein, einen Krug mit Öl und einen Beutel, der mit Gerstengraupen, Fruchtkuchen und reinen Broten gefüllt war, bedeckte die Gefäße und lud ihr alles auf.6 So gingen sie hin zum Stadttor von Betulia. Dort warteten Usija und die Ältesten der Stadt, Kabri und Karmi.7 Als die sahen, wie ihr Antlitz strahlte und ihre Kleidung verwandelt war, bewunderten sie ihre Schönheit über die Maßen und sprachen zu ihr:8 Der Gott unserer Väter gebe dir Gnade und vollende, was du dir vorgenommen hast, zum Ruhm der Israeliten und zur Erhöhung Jerusalems! Und sie beteten Gott an.9 Sie aber sprach zu ihnen: Gebt Befehl, dass mir das Stadttor geöffnet werde! Dann will ich hinausgehen, um zu vollenden, was ihr mir gesagt habt. Und sie befahlen den jungen Männern, ihr zu öffnen, wie sie gesagt hatte.10 Das taten sie. Und Judit ging hinaus. Die Männer der Stadt aber blickten ihr nach, bis sie den Berg hinabgestiegen war, das Tal erreicht hatte und nicht mehr zu sehen war.11 Als sie nun im Tal geradeaus weiterging, stieß sie auf eine assyrische Wache.12 Die nahmen sie gefangen und fragten sie aus: Zu wem gehörst du, wo kommst du her und wo gehst du hin? Und sie sprach: Ich bin eine Tochter der Hebräer und bin ihnen entlaufen, weil sie euch bald zum Fraß vorgeworfen werden.13 Und nun gehe ich zu Holofernes, dem Feldhauptmann eurer Streitmacht, um ihm Wichtiges mitzuteilen. Denn ich will ihm einen Weg zeigen, den er gehen kann, um das ganze Gebirge in Besitz zu nehmen, ohne dass auch nur einer von seinen Männern Leib und Leben verliert.14 Als aber die Männer ihre Worte hörten und sie näher betrachteten, waren sie von ihrer großen Schönheit betört. Und sie sagten zu ihr:15 Das hat dir dein Leben gerettet, dass du rechtzeitig herabgestiegen bist zu unserem Herrn! Und nun komm mit zu seinem Zelt, damit wir dich in seine Hände übergeben.16 Wenn du dann vor ihm stehst, fürchte dich nicht in deinem Herzen, sondern berichte ihm, was du weißt, so wird er dich gut behandeln.17 Und sie wählten unter sich hundert Männer aus, die sie und ihre Magd begleiteten und zum Zelt des Holofernes führten.18 Da lief das ganze Lager zusammen, denn ihre Ankunft hatte sich bei den Zelten herumgesprochen. Und sie kamen und umringten sie, wie sie draußen vor dem Zelt des Holofernes stand, bis man sie ihm gemeldet hatte.19 Sie staunten über ihre Schönheit und bewunderten die Israeliten ihretwegen und sprachen untereinander: Wer könnte ein Volk verachten, in dem es solche Frauen gibt? Keinen einzigen Mann sollte man von ihnen übrig lassen. Denn wenn man sie verschonte, wären sie imstande, alle Welt zu überlisten.20 Da kamen die Leibwächter des Holofernes mit allen seinen Beamten heraus und führten sie in das Zelt.21 Holofernes aber ruhte gerade auf seinem Bett unter einem Mückennetz, das aus Purpur, Gold und Smaragd gewirkt und mit Edelsteinen verziert war.22 Und sie berichteten ihm von ihr. Da ging er hinaus in das Vorzelt, und ihm wurden silberne Leuchter vorangetragen.23 Als Judit aber vor ihn und seine Beamten trat, staunten alle über ihre Schönheit. Und sie fiel vor ihm nieder und huldigte ihm, und seine Diener richteten sie wieder auf.