2.Makkabäer 3

Einheitsübersetzung 2016

1 Die Bewohner der Heiligen Stadt lebten in tiefem Frieden und hielten die Gesetze aufs Schönste; denn der Hohepriester Onias war ein frommer Mann und hasste alles Böse.[1]2 Es kam sogar vor, dass selbst die Könige den Ort ehrten und den Tempel durch kostbarste Weihegaben berühmt machten.3 So bestritt auch Seleukus, der König von Asien, aus seinen eigenen Einkünften alle Aufwendungen, die für den Opferdienst entstanden.4 Ein gewisser Simeon aus dem Stamm Benjamin war als Tempelvorsteher eingesetzt worden. Er überwarf sich mit dem Hohepriester wegen der Marktordnung in der Stadt.5 Weil er sich gegen Onias nicht durchsetzen konnte, ging er zu Apollonius, dem Sohn des Tharseas, der damals Befehlshaber in Koilesyrien und Phönizien war.6 Er erzählte ihm, der Tempelschatz in Jerusalem sei voll von unvorstellbaren Reichtümern; unzählbar sei die Menge des Geldes. Sie stehe in keinem Verhältnis zu dem, was man für die Opfer aufwenden müsse, und lasse sich leicht für den König beschlagnahmen.7 Als Apollonius mit dem König zusammentraf, berichtete er, was man ihm über die Gelder hinterbracht hatte. Der aber bestimmte seinen Kanzler Heliodor und sandte ihn mit dem Auftrag, sich die erwähnten Gelder ausliefern zu lassen.8 Heliodor machte sich sofort auf die Reise, angeblich um die Städte in Koilesyrien und Phönizien zu besuchen, in Wirklichkeit jedoch, um das Vorhaben des Königs auszuführen.9 Als er nach Jerusalem kam, wurde er vom Hohepriester der Stadt freundlich empfangen. Da gab er bekannt, welche Anzeige gemacht worden sei, und teilte den wahren Grund seiner Anwesenheit mit. Er fragte, ob sich die Sache in Wahrheit so verhalte.10 Der Hohepriester erklärte ihm, es handle sich um hinterlegtes Gut von Witwen und Waisen;11 ein Teil gehöre auch Hyrkanus, dem Sohn des Tobija, einem Mann von höchstem Ansehen, nicht wie der ruchlose Simeon gelogen hatte. - Alles zusammen belaufe sich nur auf vierhundert Talente Silber und zweihundert Talente Gold.12 Man dürfe aber doch denen nicht Unrecht tun, die ihr Vertrauen auf die Heiligkeit des Ortes und auf die Würde und Unantastbarkeit des auf der ganzen Welt verehrten Heiligtums gesetzt hätten.13 Der andere aber erklärte aufgrund der königlichen Befehle, dass dies alles für die königliche Schatzkammer zu beschlagnahmen sei.14 Am festgesetzten Tag schickte er sich an hineinzugehen, um eine Untersuchung der Schätze anzustellen. Da geriet die ganze Stadt in nicht geringe Bestürzung.15 Die Priester warfen sich in ihren heiligen Gewändern vor dem Altar nieder und riefen den Himmel an: Er habe die Hinterlegung von Geld durch Gesetze geordnet; so solle er es jetzt denen, die es hinterlegt hatten, unversehrt bewahren.16 Wer aber die Gestalt des Hohepriesters sah, dem blutete das Herz. Wie er aussah und wie sein Gesicht sich verfärbt hatte, verriet seine innere Qual.17 Denn Furcht und Zittern hatten den Mann befallen und er bebte am ganzen Leib. Allen, die ihn sahen, wurde der Schmerz seines Herzens offenbar.18 Die Leute stürzten in Scharen aus den Häusern heraus zum öffentlichen Gebet, da dem heiligen Ort Schande drohte.19 Die Frauen zogen Trauerkleider an, die die Brüste freiließen, und drängten sich auf die Straßen. Von den jungen Mädchen aber, die man sonst eingeschlossen hielt, liefen die einen an die Tore, andere auf die Mauern, einige aber beugten sich aus den Fenstern heraus.20 Sie alle streckten die Hände zum Himmel empor in inständigem Bittgebet.21 Es war zum Erbarmen, wie die Menge sich in heillosem Durcheinander zu Boden warf und wie der Hohepriester sich in Erwartung des Kommenden furchtbar ängstigte.22 So riefen sie den allmächtigen Herrn an, er möge das anvertraute Gut denen, die es anvertraut hatten, unversehrt und ganz sicher bewahren.23 Heliodor jedoch machte sich daran, seinen Entschluss auszuführen.24 Schon stand er mit der Leibwache an der Schatzkammer. Da ließ der Herr der Geister und aller Macht eine gewaltige Erscheinung sichtbar werden. Alle, die ihn frech begleitet hatten, erschraken vor Gottes Macht; vor Angst verließen sie ihre Kräfte.25 Denn es erschien ihnen ein Pferd mit einem schrecklichen Reiter darauf; das Pferd war mit prächtigstem Geschirr geschmückt. Es stürmte wild auf Heliodor ein und traf ihn mit den Vorderhufen. Sein Reiter aber erschien in goldener Rüstung.26 Noch zwei andere junge Männer erschienen, voll gewaltiger Kraft, in strahlender Schönheit und herrlich gekleidet. Sie traten auf Heliodor zu und peitschten von beiden Seiten auf ihn ein; pausenlos schlugen sie mit vielen Hieben auf ihn ein.27 Da stürzte er zu Boden und es wurde ihm schwarz vor den Augen. Man hob ihn auf und legte ihn auf eine Bahre.28 Eben noch war er mit großem Gefolge und der ganzen Leibwache in die genannte Schatzkammer eingetreten; nun trug man ihn hilflos hinaus. Deutlich hatte man Gottes Herrschermacht erkannt.29 So lag er da, durch Gottes Macht gestürzt, der Sprache beraubt, ohne jede Hoffnung auf Rettung.30 Die Juden aber priesen den Herrn, der an seinem Ort so wunderbar seine Herrlichkeit gezeigt hatte; und das Heiligtum, eben noch voll von Angst und Verwirrung, war erfüllt von Freude und Jubel; denn der allmächtige Herr hatte sich offenbart.31 Sehr bald aber baten einige Vertraute Heliodors den Onias, er möge doch den Höchsten anrufen und so dem das Leben schenken, der in den letzten Zügen lag.32 Aus Sorge, der König könne der Meinung verfallen, Heliodor sei einem hinterhältigen Anschlag der Juden zum Opfer gefallen, brachte der Hohepriester ein Opfer dar, damit der Mann wieder gesund würde.33 Während der Hohepriester noch mit dem Versöhnungsopfer beschäftigt war, erschienen dem Heliodor dieselben jungen Männer wie zuvor, in der gleichen Kleidung. Sie traten zu ihm und sagten: Danke dem Hohepriester Onias vielmals; denn seinetwegen schenkt der Herr dir gnädig das Leben.34 Der Himmel hat dich gezüchtigt. Nun verkünde du allen die gewaltige Kraft Gottes! Nach diesen Worten entschwanden sie.35 Da ließ Heliodor dem Herrn ein Opfer darbringen und machte ihm sehr große Gelübde, weil er ihn am Leben gelassen hatte. Er empfing Onias und zog mit seinen Truppen zum König zurück.36 Allen aber bezeugte er die Werke des größten Gottes, die er mit eigenen Augen gesehen hatte.37 Als aber der König den Heliodor fragte, wer geeignet sei, noch einmal nach Jerusalem geschickt zu werden, sagte er:38 Wenn du einen Feind oder einen Hochverräter weißt, dann schick ihn dorthin! Du wirst ihn mit Geißeln gezüchtigt zurückempfangen, wenn er überhaupt am Leben bleibt; denn an dem Ort wirkt wahrhaftig eine göttliche Kraft.39 Denn er, der im Himmel wohnt, ist selbst der Wächter und Schützer jenes Ortes; und wer in böser Absicht dorthin kommt, den richtet er zugrunde.40 Das waren die Ereignisse um Heliodor und um die Rettung des Tempels.

2.Makkabäer 3

Lutherbibel 2017

1 Als man in gutem Frieden in der heiligen Stadt wohnte und die Gesetze aufs Beste gehalten wurden, weil der Hohepriester Onias fromm war und das Böse hasste, (2Mak 15,12)2 wurden sogar die Könige bewogen, die Stadt zu ehren und herrliche Geschenke in den Tempel zu schicken.3 So gewährte auch Seleukus, der König in der Asia, aus seinen eignen Einkünften alle Kosten, die der Opferdienst mit sich brachte.4 Ein gewisser Simon aber aus dem Haus Balgeas, der zum Tempelvorsteher eingesetzt war, verfeindete sich mit dem Hohenpriester wegen der Ordnung der Märkte in der Stadt.5 Weil ihm aber Onias zu mächtig war, zog er zu Apollonius, dem Sohn des Tharseas, der damals Befehlshaber in Zölesyrien und Phönizien war,6 und meldete ihm, dass der Tempelschatz in Jerusalem unermesslich reich sei, sodass man die Höhe der Gelder nicht errechnen könne; man bedürfe ihrer auch nicht zum Opfer; es sei möglich, dass diese Gelder unter das Verfügungsrecht des Königs fielen.7 Als nun Apollonius zum König kam, berichtete er ihm, was ihm über die Gelder bekannt war. Da bestimmte der König seinen Kanzler Heliodor, entsandte ihn und gab ihm den Befehl, sich die erwähnten Gelder ausliefern zu lassen.8 Der machte sich sogleich auf und gab an, er müsste die Städte in Zölesyrien und Phönizien bereisen. Seine Absicht aber war, den Befehl des Königs auszuführen.9 Als Heliodor nun nach Jerusalem kam und der Hohepriester der Stadt ihn freundlich empfangen hatte, erzählte er, was seinem Herrn angezeigt worden war, und teilte mit, wozu er da wäre, und fragte, ob das in Wahrheit zuträfe.10 Da antwortete ihm der Hohepriester: Es ist Geld, das Witwen und Waisen gehört, hinterlegt zu treuer Hand. (5Mo 27,19)11 Anderes aber gehört dem Hyrkanus, dem Sohn des Tobias, einem sehr bedeutenden Mann. Und es verhält sich gar nicht so, wie der Verräter Simon gesagt hat; denn es sind nicht mehr als vierhundert Talente Silber und zweihundert Talente Gold.12 Es wäre gänzlich unmöglich, denen Unrecht zu tun, die auf die Heiligkeit der Stätte vertraut haben und auf die Würde des Tempels, der in aller Welt so hoch geehrt wird, und auf seine Unverletzlichkeit.13 Aber Heliodor bestand auf dem Befehl des Königs und sagte, er müsste die Gelder für den königlichen Schatz nehmen,14 und bestimmte einen Tag und kam in den Tempel, um sie zu besichtigen. Da erhob sich großer Jammer in der ganzen Stadt.15 Die Priester warfen sich in ihrem heiligen Schmuck vor den Altar und riefen den Himmel an, der geboten hatte, das, was hinterlegt worden war, zu schützen – nun möge er den Leuten das Hinterlegte unversehrt erhalten. (2Mo 22,6)16 Den Hohenpriester aber konnte niemand ohne Bestürzung anblicken; denn weil sein Gesicht so erbleicht war, sah man ihm an, dass er in großen Ängsten war.17 Denn er war so tief erschrocken und zitterte am ganzen Leibe, dass alle, die ihn sahen, verspüren mussten, welcher Schmerz sein Herz erfüllte.18 Die Leute aber liefen in Scharen aus den Häusern und beteten miteinander, weil sie sahen, dass die heilige Stätte in Schmach und Schande gebracht werden sollte.19 Und die Frauen legten Säcke an, entblößten die Brust und liefen auf die Gassen; und sogar jene Jungfrauen, die sonst nicht unter die Leute gingen, liefen unter die Tore und auf die Mauern. Etliche lehnten sich aus den Fenstern;20 alle aber hoben ihre Hände auf zum Himmel und hielten das Bittgebet.21 Es war zum Erbarmen, wie das Volk in einem großen Durcheinander niederfiel und dem Hohenpriester so angst und bange vor dem Kommenden war.22 Während sie so den allmächtigen Herrn anriefen, dass er das anvertraute Gut denen, die es hinterlegt hatten, unversehrt und sicher erhalten wollte,23 suchte Heliodor sein Vorhaben auszuführen.24 Und als er schon mit den Kriegsleuten in der Schatzkammer stand, tat der Herrscher über die Geister und alle Mächte ein gewaltiges Zeichen, sodass alle, die einzudringen sich erdreistet hatten, von der Macht Gottes geschlagen in lähmende Furcht und Verzagtheit fielen.25 Denn es erschien ihnen ein Pferd, das mit prächtigem Geschirr geschmückt war, darauf saß ein furchterregender Reiter; das rannte mit aller Macht auf Heliodor zu und drang mit den Vorderfüßen auf ihn ein. Und der Reiter auf dem Pferd schien eine goldene Rüstung zu tragen.26 Auch erschienen dem Heliodor zwei junge Männer, die stark und schön waren und prächtig gekleidet; die traten auf beiden Seiten neben ihn hin und geißelten ihn unablässig mit vielen Schlägen,27 sodass er im Nu zu Boden fiel und in Ohnmacht sank. Da nahm man ihn und legte ihn auf eine Trage.28 Eben noch war er mit großem Gefolge und allen Kriegsleuten in die Schatzkammer gegangen, und nun trug man ihn, weil er sich selbst nicht mehr helfen konnte. Deutlich erkannten alle die Macht Gottes.29 Er aber lag durch Gottes Wirken stumm da und war jeder Hoffnung und Hilfe beraubt;30 die Juden aber lobten den Herrn, der seine heilige Stätte so geehrt hatte. Und den Tempel, der kurz zuvor voll Furcht und Schrecken gewesen war, erfüllte Freude und Wonne nach diesem Zeichen des allmächtigen Herrn.31 Aber einige Freunde des Heliodor kamen eilends und baten Onias, doch den Höchsten anzurufen, dass er dem Heliodor, der jetzt in den letzten Zügen lag, das Leben schenken solle. (1Kön 13,6)32 Weil aber der Hohepriester die Sorge hatte, der König könnte den Argwohn haben, die Juden hätten dem Heliodor etwas angetan, opferte er für ihn, damit er gesund würde.33 Und als der Hohepriester das Sühnopfer darbrachte, erschienen die beiden jungen Männer wieder in derselben Kleidung und sagten zu Heliodor: Danke dem Hohenpriester Onias vielmals, denn um seinetwillen hat dir der Herr das Leben geschenkt;34 Du aber verkündige allen die große Kraft Gottes, weil du vom Himmel herab gegeißelt worden bist. Und als sie dies gesagt hatten, verschwanden sie.35 Heliodor aber opferte dem Herrn und tat ihm sehr große Gelübde, weil er ihm das Leben wiedergegeben hatte, und empfing den Onias und kehrte danach mit der Streitmacht zum König zurück36 und bezeugte allen, wie er mit eignen Augen die Taten des höchsten Gottes gesehen hätte.37 Als ihn aber der König fragte, welchen geeigneten Mann er sonst noch einmal nach Jerusalem schicken könnte, antwortete ihm Heliodor:38 Wenn du einen Feind hast oder einen, der dich zu stürzen gedenkt, den schicke hin! Du wirst ihn dann zurückbekommen, nachdem er gegeißelt worden ist, wenn er überhaupt mit dem Leben davonkommt. Denn es wirkt wahrhaftig eine Kraft Gottes an jener Stätte.39 Der seine Wohnung im Himmel hat, wacht darüber und hilft ihr; und alle, die ihr in böser Absicht nahen, schlägt und vernichtet er. (1Kön 8,30; 1Kön 8,43)40 Damit genug von Heliodor und der Bewahrung der Schatzkammer.