Zweite Rede des Zofar: Kurze Freude der Gottlosen vor ihrem Untergang
1Und Zofar von Naama antwortete und sagte: (Hi 11,1)2Darum geben meine beunruhigenden Gedanken mir Antwort, und deswegen bin ich innerlich erregt[1]:3Eine Mahnung, mir zur Schande, höre ich, aber Geist aus meiner Einsicht lässt mich antworten[2].4Hast du nicht von jeher das erkannt, seitdem ⟨Gott⟩ Menschen auf die Erde gesetzt hat,5dass der Jubel der Gottlosen von kurzer Dauer und die Freude des Ruchlosen für einen Augenblick war? (2Sam 18,14; Hi 18,5; Hi 27,19; Ps 94,4)6Stiege auch seine Hoheit bis zum Himmel hinauf, und rührte sein Haupt an die Wolken, (Jes 14,13; Ob 1,4)7gleich seinem Kot vergeht er auf ewig. Die ihn gesehen haben, sagen: Wo ist er? (Hi 14,10; Hi 21,28; Ps 112,10)8Wie ein Traum verfliegt er, und man findet ihn nicht, und er wird weggescheucht wie eine Vision in der Nacht. (Est 7,10; Ps 73,20; Ps 90,5; Spr 10,25; Jes 29,7)9Das Auge hat ihn erblickt, doch nun nicht mehr, und seine Stätte gewahrt ihn nicht mehr. (Hi 7,8; Ps 37,10)10Seine Söhne müssen die Geringen gütig stimmen[3] und seine Hände sein Vermögen zurückgeben.11Waren seine Glieder ⟨auch⟩ voll seiner Jugendkraft, so liegt sie ⟨nun⟩ mit ihm im Staub. (Hi 17,16)12Wenn das Böse auch in seinem Mund süß schmeckte, er es verbarg unter seiner Zunge, (Spr 20,17; Offb 10,9)13es aufsparte und nicht fahren ließ und es zurückhielt unter seinem Gaumen,14so hat sich seine Speise ⟨doch⟩ in seinen Eingeweiden verwandelt. Viperngalle[4] ist in seinem Innern. (Spr 20,17; Offb 10,9)15Reichtum hat er verschlungen, doch erbricht er ihn ⟨wieder⟩: Aus seinem Bauch treibt Gott ihn heraus. (Jer 51,44)16Viperngift sog er ein; die Zunge der Giftschlange bringt ihn um. (Spr 11,17)17Nicht sehen darf er die Bäche, die flutenden Ströme von Honig und Milch[5].18Den Ertrag gibt er zurück und darf ihn nicht verschlingen. An dem Reichtum, den er erwarb[6], darf er sich nicht freuen. (5Mo 28,30)19Denn die Geringen hat er misshandelt, verlassen. Häuser[7] hat er an sich gerissen und wird sie[8] nicht ausbauen[9]. (Ps 12,6; Am 5,11)20Denn er kannte keine Ruhe in seinem Innern; mit seinem Kostbarsten wird er nicht entrinnen.21Vor seiner Fressgier gab es kein Entrinnen[10]; darum wird sein Wohlstand keinen Bestand haben. (Jes 5,8; Am 3,10)22In der Fülle seines Überflusses wird er in Bedrängnis geraten; die Hand jedes Notleidenden wird über ihn kommen[11].23Es wird geschehen: Um seinen Bauch zu füllen, wird Gott[12] die Glut seines Zorns gegen ihn senden und ⟨sie⟩ auf ihn regnen lassen, auf seinen Körper[13].24Flieht er vor eisernen Waffen, durchbohrt ihn der Bogen aus Bronze. (Jes 24,18)25Er[14] zückt ⟨den Pfeil⟩, da tritt er ⟨schon⟩ aus dem Rücken hervor[15] und das blitzende Eisen[16] aus seiner Galle! Er geht dahin, Schrecken über ihm![17] (Hi 18,11)26Alle Finsternis ist aufgespart für seine aufgesparten ⟨Schätze⟩[18]. Ein Feuer, das nicht angefacht ist, wird ihn fressen. Übel wird es dem ergehen, der[19] in seinem Zelt übrig geblieben ist.27Der Himmel wird seine Schuld enthüllen, und die Erde wird sich gegen ihn erheben.28Der Ertrag seines Hauses muss fortgehen, wird zerrinnen[20] am Tag seines[21] Zorns. (Spr 11,4)29Das ist das Teil des gottlosen Menschen von Gott und das ihm von Gott zugesprochene Erbe. (Hi 18,21; Hi 22,20; Hi 27,13; Jer 13,25)
Der dritte Freund: Den Verbrecher trifft die verdiente Strafe
1Da sagte Zofar von Naama:2»In meinem Herzen ist ein Sturm entfesselt, es kocht in mir, ich kann nicht an mich halten!3Ich fühle mich beschimpft durch deine Mahnung, doch mein Verstand gibt mir die rechte Antwort:4Es ist dir doch bekannt, dass immer schon, seit Gott die Menschen auf die Erde setzte,5der Jubelruf der Bösen schnell verstummte, die Freude des Verbrechers bald vorbei war.6Selbst wenn er in den Himmel wachsen sollte und mit dem Kopf bis an die Wolken reichte, (1Mo 11,4; Ps 37,35; Jes 14,13; Dan 4,8; Dan 4,17)7er muss hinunter wie sein eigener Kot, für immer fort! Und alle, die ihn kannten, sie werden fragen: ›Wo ist er geblieben?‹8Wie eine Nachtvision entschwindet er und wie ein Traum löst er sich auf in nichts. (Ps 73,20)9Kein Auge, das ihn sah, sieht ihn dann wieder, auch seine Wohnung sieht nichts mehr von ihm.10Sein Hab und Gut, mit viel Betrug erworben, muss er mit eigener Hand zurückerstatten und seine Kinder müssen betteln gehn.11Er schien voll jugendlicher Kraft zu sein, doch jetzt liegt sie vereint mit ihm im Staub.12Für seinen Gaumen ist das Böse süß; er hält es unter seiner Zunge fest;13ganz langsam lässt er es im Mund zergehen, um möglichst lang etwas davon zu haben.14Jedoch im Magen wird die Speise bitter, verwandelt sich in schlimmes Schlangengift.15Erbrechen muss er das geraubte Gut, Gott zwingt ihn, jeden Rest herauszuwürgen.16Was er verschlungen hat, das wirkt wie Gift, es ist so tödlich wie der Biss der Viper.17Er hat nichts mehr vom Reichtum dieses Landes, von Milch und Honig, die in Strömen fließen. (2Mo 3,8; Hi 29,6)18Was er erworben hat durch Tausch und Handel, er darf es nicht behalten und genießen,19weil er die Armen schamlos unterdrückte und Häuser raubte, statt sie selbst zu bauen. (Ps 109,16)20Er kann den Hals nie voll genug bekommen und trotzdem macht ihn sein Besitz nicht sicher. (Lk 12,19)21Vor seiner Fresslust kann sich niemand retten, drum ist sein Glück auch nur von kurzer Dauer.22Bei allem Überfluss ist ihm nicht wohl; dann schlägt die schwere Hand des Unglücks zu:[1]23Er kriegt genug, um seinen Bauch zu füllen, wenn Gottes Zorn wie Hagel auf ihn fällt; von dieser Mahlzeit wird er endlich satt!24Entrinnt er auch dem Eisenschwert des Feindes, so schießt ihn doch der Bronzebogen nieder.25Der Pfeil durchbohrt ihn, fährt aus seinem Rücken, die blitzend blanke Spitze tropft von Blut. Dann stürzen alle Schrecken über ihn.26Die Finsternis ist für ihn aufgespart; ein Feuer, das kein Mensch entzündet hat, frisst ihn und seine ganze Sippschaft auf.27Der Himmel zeigt sein volles Unrecht an, die Erde spricht als Zeuge gegen ihn.28Der Wohlstand seines Hauses wird vernichtet, wenn Gottes Zorn wie eine Sturzflut kommt.29So sieht das Schicksal böser Menschen aus; Gott selbst hat ihnen dieses Los bestimmt!« (Hi 27,13)
1Da entgegnete Zofar von Naama:2„Darauf antworten mir meine Gedanken, / und deswegen stürmt es in mir.3Ich höre, wie man mich tadelt und schmäht, / doch aus Einsicht erwidert mein Geist.“
Der Böse nimmt ein böses Ende
4„Weißt du nicht, dass immer schon, / seit es Menschen auf der Erde gibt,5der Jubel der Gottlosen kurz ist, / die Freude der Bösen keinen Augenblick bleibt?6Reicht sein Stolz auch in den Himmel, / kommt er mit dem Kopf bis an die Wolken,7wird er vergehen wie sein eigener Kot. / Die ihn sahen, fragen: 'Wo ist er?'8Wie ein Traum löst er sich unauffindbar auf, / wie ein weggescheuchtes Nachtgesicht.9Das Auge sah ihn und sieht ihn nicht wieder, / seine Stätte erblickt ihn nicht mehr.10Seine Kinder müssen den Armen Entschädigung zahlen / und seine Hände den Raub erstatten.11Seine Glieder waren voll Jugendkraft, / nun liegen sie mit ihm im Staub.12Schmeckt das Böse in seinem Mund süß, / wenn er es unter der Zunge verbirgt,13es aufspart und nicht loslassen will, / es im Gaumen zurückhält,14so wird seine Speise im Leib verwandelt, / in seinem Inneren zu Natterngift.15Reichtum hat er verschlungen, / nun erbricht er ihn wieder, / aus seinem Bauch treibt Gott ihn heraus.16Was er sog, ist Viperngift, / die Vipernzunge tötet ihn.17Er darf sich nicht an Bächen freuen, / an Strömen von Honig und Milch.18Das Errungene gibt er zurück, / er darf es nicht verschlingen. / Den Reichtum, den er erwarb, / den kann er nicht genießen.19Denn er knickte die Armen und ließ sie liegen, / raubte ein Haus und baute es nicht aus.20Weil sein Bauch ihm keine Ruhe gab, / entkommt er mit seinen Schätzen nicht.21Nichts entging seiner Fressgier, / darum hat sein Gut keinen Bestand.22Trotz großem Reichtum wird ihm Angst, / die Wucht des Leidens wird über ihn kommen.23Gott fülle ihm den Bauch mit seinem glühendem Zorn, / dass er als sein Brot auf ihn regne!24Flieht er vor den eisernen Waffen, / durchbohrt ihn der eherne Bogen.25Zieht er sich den Pfeil aus dem Rücken, / aus der Galle die blitzende Klinge, / kommt das Grauen über ihn.26Nur Finsternis ist für ihn aufgespart; / es frisst ihn ein Feuer, das niemand angeblasen hat; / es verzehrt, was übrig blieb in seinem Zelt.27Der Himmel enthüllt seine Schuld, / die Erde steht gegen ihn auf.28Der Wohlstand seines Hauses fährt dahin, / wenn Gottes Zorn wie eine Sturzflut kommt.29So sieht das Schicksal gottloser Menschen aus, / Gott spricht ihnen dieses Erbe zu.“