Kommentare zu Johannes 19

Enduring Word (Deutsch) (15)

Pilatus hofft, das aufgebrachte Volk dadurch zufriedenzustellen, dass er Jesus auspeitschen und verspotten lässt

Darauf nahm Pilatus Jesus und ließ ihn geißeln. Und die Kriegsknechte flochten eine Krone aus Dornen, setzten sie ihm auf das Haupt und legten ihm einen Purpurmantel um und sprachen: Sei gegrüßt, du König der Juden!, und schlugen ihn ins Gesicht. Da ging Pilatus wieder hinaus und sprach zu ihnen: Seht, ich führe ihn zu euch heraus, damit ihr erkennt, dass ich keine Schuld an ihm finde! (Johannes 19,1-4)

Darauf nahm Pilatus Jesus und ließ ihn geißeln: Zuvor sagte Pilatus von Jesus: „Ich finde keine Schuld an ihm!" (Johannes 18,38), dennoch befahl er diese strenge, brutale Strafe für einen Mann, von dem er wusste, dass er unschuldig war. Viele vermuten, dass Pilatus Jesus helfen wollte, da er hoffte, dass das aufgebrachte Volk mit der Geißelung zufrieden sein würde.

Ließ ihn geißeln: Pilatus gab den Befehl, also wurde Jesus nach römischer Praxis gegeißelt. Die Peitschenhiebe wurden ihm mit einer Peitsche aus vielen Ledersträngen gegeben, in denen an den Enden scharfe Knochen- oder Metallstücke eingearbeitet waren. Dadurch war auf dem gesamten Rücken das rohe Fleisch zu sehen. Es war nicht ungewöhnlich, dass ein Verbrecher noch vor der Kreuzigung an der Geißelung starb.

  • Die Geißelung diente drei Zwecken. Sie wurde dazu eingesetzt, um Gefangene zu bestrafen und um Verbrecher dazu zu bringen, ihre Taten zu gestehen. Vor Kreuzigungen wurde die Geißelung auch dazu benutzt, das Opfer zu schwächen, damit es schneller am Kreuz sterben konnte. Pilatus hoffte, dass diese Bestrafung seines Gefangenen die Menge zufriedenstellen würde. „Weder als Teil der Todesstrafe, noch um die Wahrheit ans Licht zu bringen; aber in der undurchdachten Hoffnung, dass diese verhältnismäßig geringfügige Strafe die Juden zufriedenstellen könnte, ordnete Pilatus die Geißelung an." (Dods)
  • „Das Opfer dieser schweren Bestrafung wurde in gebückter Haltung an eine niedrige Säule gefesselt und dann mit Ruten geschlagen oder mit Peitschen gepeitscht, deren Riemen mit Blei beschwert und mit scharfkantigen Knochenstücken gespickt waren, so dass auf jeden Schlag eine furchtbare Risswunde folgte." (Dods)
  • „Es riss einem Mann buchstäblich den Rücken in Streifen. Nur wenige blieben während der ganzen Tortur bei Bewusstsein; einige starben, und viele wurden wahnsinnig." (Barclay)
  • „Es ist ein weiteres Beispiel für die Zurückhaltung der Evangelien, dass sie nur ein Wort benutzen, um diese grauenhafte Tortur zu beschreiben. Es wird nicht versucht, mit unseren Gefühlen zu spielen." (Morris)

Die Kriegsknechte flochten eine Krone aus Dornen, setzten sie ihm auf das Haupt, und sie legten ihm einen Purpurmantel um und sagten: Sei gegrüßt, du König der Juden!: Alles war darauf ausgerichtet, Jesus zu demütigen. Die jüdischen Machthaber hatten Jesus bereits als den Messias verspottet (Matthäus 26,67-68). Nun verhöhnen die römischen Herrscher ihn als König.

  • Die Kriegsknechte flochten eine Krone aus Dornen: Könige tragen Kronen, aber keine Kronen der Folter. Die Dornenbüsche aus dem Gebiet um Jerusalem haben lange, harte und scharfe Dornen. Sie flochten eine Krone, die den Kopf des Königs, der sie trug, einschnitt, durchbohrte und blutig machte.
  • Legten ihm einen Purpurmantel um: Könige und Herrscher trugen oft Purpur, weil die Farbstoffe zur Herstellung dieser Farbe teuer waren. Der Purpurmantel war als grausame Ironie gedacht.
  • Sei gegrüßt, du König der Juden! Könige werden mit königlichen Titeln begrüßt, deshalb verspotteten sie Jesus in ihrer Gehässigkeit mit diesem Titel. Damit sollte vor allem Jesus, aber auch die Juden gedemütigt werden – indem sie sagen: „Das ist der beste König, den sie hervorbringen können."
  • Die Soldaten schlugen ihn auch ins Gesicht. Sie verspotteten und schlugen ihn, um ihre Grausamkeit und Bosheit zu befriedigen.
  • Das Matthäus-Evangelium fügt hinzu, dass Jesus entkleidet wurde, dann wurde ihm spöttisch ein Schilfrohr als königliches Zepter gegeben, die Soldaten beugten ihre Knie vor Jesus, erwiesen ihm spöttische Huldigung und Ehre und sie spuckten auf Jesus.
  • Wir können auch beschließen, das Gegenteil von dem zu tun, was diese Jesus angetan haben. „Oh, dass wir bei der Verehrung für unseren König nur halb so erfinderisch wären wie diese Soldaten bei der Planung seiner Entehrung! Lasst uns Christus die wirkliche Ehre erweisen, die diese Männer vorgaben, ihm zu erweisen." (Spurgeon)

Damit ihr erkennt, dass ich keine Schuld an ihm finde: Pilatus wiederholte die Aussage, die zum ersten Mal in Johannes 18,38 genannt wurde und erklärte Jesus für vollkommen unschuldig. Als Richter hatte Pilatus sowohl Grund als auch Verantwortung, Jesus unbestraft freizulassen, anstatt ihn die Erniedrigung und Brutalität ertragen zu lassen, die er erdulden musste.