Kommentare zu Markus 13

Enduring Word (Deutsch) (10)

Jesus sagt die Zerstörung des Tempels voraus

Und als er aus dem Tempel ging, sprach einer seiner Jünger zu ihm: Meister, sieh nur! Was für Steine! Und was für Gebäude sind das! Und Jesus antwortete und sprach zu ihm: Siehst du diese großen Gebäude? Es wird kein einziger Stein auf dem anderen bleiben, der nicht abgebrochen wird! (Markus 13,1-2)

Meister, sieh nur! Was für Steine! Und was für Gebäude sind das! Die Jünger erschienen wie Touristen, die über die Sehenswürdigkeiten der Stadt Jerusalem staunten. Sie waren ja nicht ohne Grund erstaunt, schließlich gehörte die Tempelanlage, die von Herodes dem Großen umgebaut wurde, zu den prächtigsten Bauwerken der Antike. Das jüdische Volk war zu Recht stolz auf dieses großartige Gebäude.

  • Dieser Tempel wurde ursprünglich von Serubbabel und Esra (Esra 6,15) wieder aufgebaut, aber von Herodes erheblich erweitert und verbessert. Er war fast 1000 Jahre lang das Zentrum des jüdischen Lebens - dass es sogar Brauch war, beim Tempel zu schwören (Matthäus 23,16) und gegen den Tempel zu sprechen konnte als Gotteslästerung angesehen werden (Apostelgeschichte 6,13).
  • Nach den Arbeiten durch Herodes war der Tempel riesig - fast 460 Meter lang und 370 Meter breit. Der Wiederaufbau durch Herodes begann 19 v. Chr. und wurde erst 63 n. Chr. abgeschlossen, er dauerte also mehr als 80 Jahre. Die prächtige Tempelanlage wurde erst sieben Jahre vor ihrer Zerstörung fertiggestellt.
  • Die Schönheit des antiken Tempels ist gut dokumentiert. Der jüdische Historiker Josephus beschreibt, dass der Tempel an der Außenseite mit Goldplatten bedeckt war, die so glänzend waren, dass sie bei Sonnenschein blendeten. Wo kein Gold war, gab es Marmorblöcke in einem so reinem Weiß, dass Fremde aus der Ferne dachten, auf dem Tempel liege Schnee.
  • Der Kommentar der Jünger -Was für Steine! Und was für Gebäude sind das!- ist besonders passend angesichts der gewaltigen Steine, die Herodes beim Bau des Tempels verwendet hatte. Heute können Touristen noch einige dieser massiven Steine anschauen, zumindest die, die verwendet wurden, um die Stützmauer für den Tempelkomplex zu bauen. Diese geschnittenen, gebrochenen Kalksteinblöcke sind so groß - etwa 15 Meter breit, 8 Meter hoch und 5 Meter tief -, dass die meisten modernen Baukräne sie nicht heben könnten.
  • So gewaltig der Tempel auch war, Jesus zögerte dennoch nie zu behaupten, dass er größer sei als der Tempel (Matthäus 12,6). Für viele Juden in jener Zeit war der Tempel zu einem Götzen geworden - er begann den Menschen auf subtile Weise mehr zu bedeuten als Gott selbst. Der Tempel war zwar eine gute Sache, aber auch gute Dinge können zu den schlimmsten Götzen werden. Manchmal verdirbt Gott sogar gute Dinge, wenn wir zulassen, dass sie zu unseren Götzen werden.

Es wird kein einziger Stein auf dem anderen bleiben, der nicht abgebrochen wird: Etwa 40 Jahre nachdem Jesus dies gesagt hatte, kam es in Palästina weit verbreitet zu einer jüdischen Revolution gegen die Römer und die Aufständischen waren zunächst auch erfolgreich. Letztendlich schlug Rom jedoch die Juden jener Tage nieder. Jerusalem wurde dem Erdboden gleichgemacht, einschließlich des Tempels - genau wie Jesus es vorhergesagt hatte.

  • Man sagt, dass beim Fall Jerusalems die letzten überlebenden Juden der Stadt in den Tempel flohen, weil er das stärkste und sicherste noch erhaltene Gebäude war. Römische Soldaten umschlossen ihn und ein betrunkener Soldat entfachte ein Feuer, das bald das ganze Gebäude verschlang. Die kunstvollen Goldverzierungen auf dem Dach schmolzen und flossen in die Ritzen zwischen den Steinmauern des Tempels. Um das Gold zu bergen, befahl der römische Befehlshaber, den Tempel Stein für Stein abzutragen. Die Zerstörung war von so großem Ausmaß, dass es den Forschern heutzutage Schwierigkeiten bereitet, genau zu erkennen, wo der Tempel überhaupt stand.
  • „Sobald die Armee keine Menschen mehr zu töten oder auszuplündern hatte … befahl Cäsar, dass sie nun die ganze Stadt und den Tempel niederreißen sollten … dieses Ende musste Jerusalem erleiden." (Josephus, Kriege der Juden, 7.1.1) Interessanterweise erzählt uns Josephus, dass die Römer nie die Absicht hatten, den Tempel zu zerstören, sondern dass sie durch die Heftigkeit des jüdischen Widerstands und durch Zufall dazu getrieben wurden. (Kriege der Juden, 6.4)
  • Die buchstäbliche Erfüllung dieser Prophezeiung legt den Grundstein für die übrigen Prophezeiungen in diesem Kapitel. Wir sollten auch für diese anderen Prophezeiungen eine wortwörtliche Erfüllung erwarten.