Hiob 31 | Einheitsübersetzung 2016 English Standard Version

Hiob 31 | Einheitsübersetzung 2016

Erneute Unschuldsbeteuerung vor Gott

1 Einen Bund schloss ich mit meinen Augen, / nie eine Jungfrau lüstern anzusehen. 2 Was wäre sonst mein Teil von Gott dort oben, / mein Erbe vom Allmächtigen in der Höhe? 3 Ist nicht Verderben dem Frevler bestimmt / und Missgeschick den Übeltätern? 4 Sieht er denn meine Wege nicht, / zählt er nicht alle meine Schritte? 5 Wenn ich in Falschheit einherging, / wenn zum Betrug mein Fuß eilte, 6 dann wäge Gott mich auf gerechter Waage, / so wird er meine Unschuld anerkennen. 7 Wenn mein Schritt vom Wege wich, / mein Herz meinen Augen folgte, / an meinen Händen Makel klebte, 8 dann esse ein anderer, was ich säe, / entwurzelt werde, was mir sprosst. 9 Wenn sich mein Herz von einer Frau betören ließ / und ich an der Tür meines Nachbarn lauerte, 10 dann mahle meine Frau einem andern / und andere sollen sich beugen über sie. 11 Denn das wäre eine Schandtat / und ein Verbrechen, von Richtern zu strafen. 12 Denn das wäre Feuer, das zum Abgrund frisst / und meine ganze Habe entwurzelt. 13 Wenn ich das Recht meines Knechts missachtet / und das meiner Magd im Streit mit mir, 14 was könnte ich tun, wenn Gott sich erhöbe, / was ihm entgegnen, wenn er mich prüfte? 15 Hat nicht er, der mich im Mutterleib gemacht hat, ihn gemacht, / hat nicht Einer uns im Mutterschoß geformt? 16 Wenn ich der Armen Wunsch versagte, / verschmachten ließ der Witwe Augen, 17 wenn ganz allein ich meinen Bissen aß, / das Waisenkind nicht davon aß - 18 von Jugend an hat wie ein Vater er mich großgezogen, / vom Mutterschoß an mich geleitet -, 19 wenn ich den Verlorenen sah ohne Kleid / und ohne Decke den Verarmten, 20 wenn seine Lenden mich nicht segneten, / er nicht von der Schur meiner Lämmer sich wärmte, 21 wenn meine Hand der Waise drohte, / weil ich am Tor Helfer für mich sah, 22 dann falle die Schulter mir vom Nacken, / breche der Arm mir aus dem Gelenk. 23 Ja, Schrecken träfe mich, Gottes Verderben, / vor seiner Hoheit hielte ich nicht stand. 24 Wenn ich auf Gold meine Hoffnung setzte, / zum Feingold sprach: Du meine Zuversicht!, 25 wenn ich mich freute, dass groß mein Vermögen, / dass viel erreicht hat meine Hand, 26 wenn ich die leuchtende Sonne sah, wie sie strahlte, / den Mond, wie er herrlich dahinzog, 27 wenn heimlich sich mein Herz betören ließ / und meine Hand dem Mund zum Kuss sich bot, 28 auch das wäre ein Verbrechen, vom Richter zu strafen, / denn Gott da droben hätte ich verleugnet. 29 Wenn ich am Unglück meines Feinds mich freute / und mich erhob, als das Unheil ihn traf - 30 habe ich doch meinem Mund zu sündigen verboten, / sein Leben mit Fluch zu verwünschen. 31 Wenn meine Zeltgenossen nicht gestanden: / Wer wurde von seinem Fleisch nicht gesättigt? 32 Kein Fremder musste draußen übernachten, / ich hielt meine Tore zur Straße hin offen. 33 Wenn ich nach Menschenart meine Frevel verhehlte, / meine Schuld verbarg in meiner Brust, 34 weil ich die große Menge scheute / und die Verachtung der Sippen mich schreckte, / so schwiege ich still und ginge nicht zur Tür hinaus.

Warten auf Gottes Antwort

35 Gäbe es doch einen, der mich hört! / Hier ist mein Zeichen! Der Allmächtige antworte mir! / Hier ist das Schriftstück, das mein Gegner geschrieben. 36 Auf meine Schulter wollte ich es heben, / als Kranz es um den Kopf mir winden. 37 Ich täte die Zahl meiner Schritte ihm kund, / ich nahte mich ihm wie ein Fürst. 38 Wenn über mich mein Acker schrie, / seine Furchen miteinander weinten, 39 wenn seinen Ertrag ich verzehrte, ohne zu bezahlen, / das Verlangen seines Herrn ich unerfüllt ließ, 40 sollen Dornen wachsen statt Weizen, / statt Gerste stinkendes Kraut. Zu Ende sind die Worte Ijobs.

Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift © 2016 Katholische Bibelanstalt GmbH, Stuttgart Alle Rechte vorbehalten. Die Herausgeber sind: (Erz-)Bischöfe Deutschlands, Österreichs, der Schweiz u.a. Herausgebender Verlag: Katholische Bibelanstalt GmbH www.bibelwerk.de

English Standard Version

Job’s Final Appeal

1 “I have made a covenant with my eyes; how then could I gaze at a virgin? 2 What would be my portion from God above and my heritage from the Almighty on high? 3 Is not calamity for the unrighteous, and disaster for the workers of iniquity? 4 Does not he see my ways and number all my steps? 5 “If I have walked with falsehood and my foot has hastened to deceit; 6 (Let me be weighed in a just balance, and let God know my integrity!) 7 if my step has turned aside from the way and my heart has gone after my eyes, and if any spot has stuck to my hands, 8 then let me sow, and another eat, and let what grows for me* be rooted out. 9 “If my heart has been enticed toward a woman, and I have lain in wait at my neighbor’s door, 10 then let my wife grind for another, and let others bow down on her. 11 For that would be a heinous crime; that would be an iniquity to be punished by the judges; 12 for that would be a fire that consumes as far as Abaddon, and it would burn to the root all my increase. 13 “If I have rejected the cause of my manservant or my maidservant, when they brought a complaint against me, 14 what then shall I do when God rises up? When he makes inquiry, what shall I answer him? 15 Did not he who made me in the womb make him? And did not one fashion us in the womb? 16 “If I have withheld anything that the poor desired, or have caused the eyes of the widow to fail, 17 or have eaten my morsel alone, and the fatherless has not eaten of it 18 (for from my youth the fatherless* grew up with me as with a father, and from my mother’s womb I guided the widow*), 19 if I have seen anyone perish for lack of clothing, or the needy without covering, 20 if his body has not blessed me,* and if he was not warmed with the fleece of my sheep, 21 if I have raised my hand against the fatherless, because I saw my help in the gate, 22 then let my shoulder blade fall from my shoulder, and let my arm be broken from its socket. 23 For I was in terror of calamity from God, and I could not have faced his majesty. 24 “If I have made gold my trust or called fine gold my confidence, 25 if I have rejoiced because my wealth was abundant or because my hand had found much, 26 if I have looked at the sun* when it shone, or the moon moving in splendor, 27 and my heart has been secretly enticed, and my mouth has kissed my hand, 28 this also would be an iniquity to be punished by the judges, for I would have been false to God above. 29 “If I have rejoiced at the ruin of him who hated me, or exulted when evil overtook him 30 (I have not let my mouth sin by asking for his life with a curse), 31 if the men of my tent have not said, ‘Who is there that has not been filled with his meat?’ 32 (the sojourner has not lodged in the street; I have opened my doors to the traveler), 33 if I have concealed my transgressions as others do* by hiding my iniquity in my heart, 34 because I stood in great fear of the multitude, and the contempt of families terrified me, so that I kept silence, and did not go out of doors— 35 Oh, that I had one to hear me! (Here is my signature! Let the Almighty answer me!) Oh, that I had the indictment written by my adversary! 36 Surely I would carry it on my shoulder; I would bind it on me as a crown; 37 I would give him an account of all my steps; like a prince I would approach him. 38 “If my land has cried out against me and its furrows have wept together, 39 if I have eaten its yield without payment and made its owners breathe their last, 40 let thorns grow instead of wheat, and foul weeds instead of barley.” The words of Job are ended.